Psychodrama im Einzel- und Gruppensetting: Evaluationsbericht Univ.-Prof. Dr. Klaus Ottomeyer Univ.-Doz. Dr. Walter Renner Ziel der Studie war es, die Effizienz von Psychodrama zu überprüfen hinsichtlich einer dauerhaften Veränderung => der klinischen Symptomatik (z. B. Angst, Depression, Psychosomatik...) => darüber hinausgehender Merkmale des Erlebens und Verhaltens (z. B.: sich seinen Aufgaben gewachsen sehen, ein klares Bild von der Zukunft haben, heiter und gelassen zu sein) An der Studie beteiligten sich (1) PsychodramatikerInnen in freier Praxis (27 Einzeltherapien) (2) PsychodramatikerInnen von ASPIS (49 Einzeltherapien) (3) PsychodramatikerInnen von ASPIS (27 Gruppentherapien) (4) Institut für Familienberatung und Psychotherapie (IFP Wolfsberg, Frau Mag. Gerda Trinkel) (19 Einzeltherapien) (5) IFP Wolfsberg und pro mente Spittal (zusammen 13 Gruppentherapien) Zusammen 95 Einzel- und 40 Gruppentherapien, somit 135 KlientInnen gesamt 2 Messinstrumente durchgängig in allen Teilstichproben: (1) Brief Symptom Inventory (BSI) (Franke, 2000) - für die klinische Symptomatik: Erfassung mehrmals im Therapieverlauf (vorher, einige Monate nach Beginn, nach der Therapie, Katamnese) (2) Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens (revidierte Version VEV 2001-R, Zielke & KopfMehnert, 2001): Erfassung von Veränderungen im Erleben und Verhalten in jedem Einzelfall im Rückblick (was hat sich seit Therapiebeginn subjektiv verändert?) (1) Brief Symptom Inventory (BSI) - 9 Skalen 1. Somatisierung (z.B. Ohnmachtsgefühle) 2. Zwanghaftigkeit (z.B. Zwang, zu kontrollieren) 3. Unsicherheit im Sozialkontakt (z.B. Minderwertigkeitsgefühle) 4. Depressivität (z.B. Suicidgedanken) 5. Ängstlichkeit (z.B. Panikanfälle) 6. Aggressivität (z.B. Reizbarkeit) 7. Phobische Angst (z.B. Abneigung gegen Menschenmengen) 8. Paranoides Denken (z.B. Gefühl, dass andere über Sie reden) 9. Psychotizismus (z.B. Idee, dass jemand Macht über Ihre Gedanken hat) Brief Symptom Inventory (BSI) (Seite 1) => insgesamt 53 symptombezogene Fragen => auf jeder der 9 Skalen wird Mittelwert der Ankreuzungen (0 bis 4) berechnet... => ...und in Normwert (T-Skala) transformiert => T 40 bis 60 ist Normbereich, darüber klinisch auffällig => zusätzlich Mittelwert aller 53 Fragen: Global Severity Index (GSI) als Maß für die psychische Gesamtbelastung - wird ebenfalls in Normwert transformiert G SI at isi er Zw un an g gh af t ig ke Un it sic he rh ei De t pr es siv itä Än t gs tlic hk ei Ag t gr es si vit Ph ät o Pa b. ra An no gs id t es De Ps nk yc en ho tiz ism us So m Mittlere Normwerte BSI freie Praxis 80 70 60 Vorher 50 Nachher Follow-Up 40 30 20 Die vorausgehende Graphik zeigt - exemplarisch für die Einzeltherapie in freier Praxis: => vor Therapiebeginn starke durchschnittliche Symptombelastung (mit T-Werten um 70 klinisch eindeutig auffällig) => bei Therapieende psychische Stabilisierung (T-Wert 50 bis 60 nur noch leicht erhöht) => Verbesserung um mehr als 1 Standardabweichung (Effektstärke > 1) => zum Katamnesezeitpunkt (6 Monate nach Abschluss) hielten Verbesserungen an Individuelle Veränderungen GSI freie Praxis (89% signifikante Verbesserungen) ebenfalls exemplarisch für die Gruppentherapien: ähnlich günstige Ergebnisse bei pro mente Spittal und IFP Wolfsberg 3 Erhebungszeitpunkte: => vorher => 1 bis 3 Monate nach Beginn => bei Therapieabschluss G SI at isi er Zw un an g gh af t ig ke Un it sic he rh De ei t pr es siv itä Än t gs tlic hk ei Ag t gr es si vit Ph ät ob Pa .A ra no ng id st es De Ps nk yc en ho tiz ism us So m Mittlere Normwerte BSI Gruppentherapie "pro mente" und IFP 80 70 60 Vorher 50 Nach Beginn Nachher 40 30 20 Individuelle Veränderungen GSI – Gruppentherapie "pro mente" und IFP (77% signifikante Verbesserungen) 2,00 GSI Therapiebeginn 1,50 1,00 0,50 0,00 0,00 0,50 1,00 GSI Therapieende 1,50 2,00 (2) Veränderungsfragebogen des Erlebens und Verhaltens (VEV 2001-R) => gibt in jedem Einzelfall an, ob signifikante Veränderungen des Erlebens und Verhaltens wahrgenommen wurden => berücksichtigt 5% (p < .05), 1% (p < .01), 0,1% (p < .001) Signifikanzniveaus getrennt (vgl. folgende Graphiken) => insgesamt 42 Fragen => zunächst ein Ausschnitt aus dem Fragebogen (revidierte Version 2001, z. T. noch alte Version in Gebrauch) Im Zeitpunktvor vordem demBeginn Beginn der Behandlung.... ImVergleich Vergleich zum zum Zeitpunkt der Behandlung.... ...fühle ich mich gehetzter. ...fühle ich mich weniger gehetzt. ...fühle ich mich weniger ...rege ich mich über viele nichtüber mehr auf. ...regeDinge ich mich viele gehetzt. ...rege ich mich über viele ...fühle ich mich gehetzter. Dinge nicht mehr auf. Dinge auf. ...rege ichnoch michstärker über viele Dinge noch stärker auf. tun will/tun kann. ich tun will/tun kann. herauskomme. ... hat das Leben für mich an ...habe ich, jetzt weniger das Gefühl in einer Sackgasse Gefühl , in einer Sackgasse zu zu stecken, aus der ich nicht herauskomme. stecken, aus der ich nicht herauskomme. ... erscheint mir das Leben ...weiß ich jetzt eher, was ich kann.was ich ...weißtun ichwill/tun jetzt eher, ...habe ich jetzt eher das ...habeGefühl ich jetzt eher das , in einer Sackgasse Gefühlzu , instecken, einer Sackgasse aus der ich zu nicht herauskomme. stecken, aus der ich nicht Inhalt verloren. ... hat das Leben für mich an Inhalt verloren. ...bin ich mit mir zufriedener. ...bin ich mit mir zufriedener. ...sehe ich Schwierigkeiten ...sehegelassener ich Schwierigkeiten entgegen. gelassener entgegen. ...bin ich innerlich ruhiger geworden. ...bin ich innerlich ruhiger geworden. haben die Dinge jetzt mehr und Leben haben Bedeutung die Dinge jetzt mehr für mich.und Leben für Bedeutung mich. ... habe ich weniger ... habeAusdauer. ich weniger Ausdauer. ...weiß ich jetzt weniger, was ich tun kann. was ...weiß ichwill/tun jetzt weniger, ...habe ich jetzt weniger das sinnvoller.mir das Leben ... erscheint sinnvoller. ...bin ich mit mir unzufriedener. ...bin ich mit mir unzufriedener. ...bin ich angesichts von ...bin ich angesichts von Schwierigkeiten angespannter. Schwierigkeiten angespannter. ...bin ich innerlich unruhiger geworden. ...bin ich innerlich unruhiger geworden. haben die Dinge jetzt weniger Bedeutung und haben die Dinge jetzt weniger Leben fürund mich. Bedeutung Leben für mich. ... habe ich mehr Ausdauer. ... habe ich mehr Ausdauer. VEV-R-2001 Therapieende – Freie Praxis VEV-2001-R Therapieende – Gruppentherapie "pro mente" und IFP Ähnlich erfreuliche Ergebnisse in den anderen drei Teilstichproben: => IFP Wolfsberg Einzeltherapie => ASPIS Einzeltherapie => ASPIS Gruppentherapie sowohl hinsichtlich => BSI als auch hinsichtlich => VEV 2001-R Im Detail sind diese Ergebnisse im schriftlichen Evaluationsbericht enthalten, wo auch weiterführende Darstellungen und Berechnungen zu finden sind. Zusammenfassung und Schlussfolgerungen: => Pilotstudie mit sehr erfreulichem Ergebnis => Einzel- und im Gruppensetting hoch wirksam => signifikante Verminderung klinischer Symptomatik => signifikante Verbesserungen im Erleben und Verhalten => Ausmaß der Verbesserungen - Effektstärken > 1, z. T. weit darüber, aber: => für Verallgemeinerung und Interpretation des Ausmaßes der Verbesserungen kontrollierte Studien notwendig - offen gebliebene Fragen: => Therapieabbrüche? => zusätzliche Interventionen neben PD? => Kontrollgruppen? Die Ergebnisse der aktuellen Pilotstudie stehen in guter Übereinstimmung mit einer Meta-Analyse aus den USA: => Kipper & Ritchie (2003) berichten sehr unterschiedliche Effektstärken für Psychodrama im Gruppensetting => durchschnittliche ES = 0,95 für 25 PD-Studien im Vergleich Interventions- vs. Kontrollgruppe Der schriftlicher Evaluationsbericht ist erhältlich von [email protected] wo auch Rückfragen gerne beantwortet werden