Statistische Tests in (klinischen und epidemiologischen) Beobachtungsstudien Ergebnisunsicherheit und Statistische Testverfahren Dr. Gerß (IMIB) [Prof. Hense (IES)] Kurze Wiederholung vom Freitag… Unsicherheit in Studien Eine klinische oder epidemiologische Studie wird (im Gegensatz zum häufig replizierbaren Experiment) nur einmal durchgeführt: das in dieser Studie ermittelte Effektmaß ist also nur eine einmalige Schätzung des wahren Wertes. Wahrscheinlichkeit und relative Häufigkeit Beispiel: Prävalenz einer Erkrankung Theoretische Wahrscheinlichkeit = Relative Häufigkeit der Erkrankung in der Grundgesamtheit Empirische Information Gewinnung einer repräsentativen Stichprobe -> Bestimmung der relativen Häufigkeit der Erkrankung in der Stichprobe z.B. Untersuchung von n=100 Patienten Relative Häufigkeit der Erkrankung = 19% Wahrscheinlichkeit und relative Häufigkeit Beispiel: Prävalenz einer Erkrankung Theoretische Wahrscheinlichkeit = Relative Häufigkeit der Erkrankung in der Grundgesamtheit Nutzung der relativen Häufigkeit der Stichprobe zur Schätzung der entsprechenden Rate in der Grundgesamtheit Wie viele Erkrankten würde ich finden, wenn ich nicht nur die n Patienten der Stichprobe untersuchen würde, sondern sämtliche Patienten der Grundgesamtheit? Empirische Information Gewinnung einer repräsentativen Stichprobe -> Bestimmung der relativen Häufigkeit der Erkrankung in der Stichprobe z.B. Untersuchung von n=100 Patienten Relative Häufigkeit der Erkrankung = 19% Wahrscheinlichkeit und relative Häufigkeit Beispiel: Prävalenz einer Erkrankung Theoretische Wahrscheinlichkeit = Relative Häufigkeit der Erkrankung in der Grundgesamtheit Nutzung der relativen Häufigkeit der Stichprobe zur Schätzung der entsprechenden Rate in der Grundgesamtheit Empirische Information Gewinnung einer repräsentativen Stichprobe -> Bestimmung der relativen Häufigkeit der Erkrankung in der Stichprobe z.B. Untersuchung von n=100 Patienten Relative Häufigkeit der Erkrankung = 19% Wie viele Erkrankten würde ich Deskriptive Statistik: finden, wenn ich nicht nur die n Patienten der Stichprobe Beschreibung des empirischen Stichprobenergebnisses untersuchen würde, sondern Induktive Statistik: sämtliche Patienten der Induktiver Schluss von der empirischen Information Grundgesamtheit? der Stichprobe auf die Grundgesamtheit. Wahrscheinlichkeit und relative Häufigkeit Beispiel: Prävalenz einer Erkrankung Theoretische Wahrscheinlichkeit = Relative Häufigkeit der Erkrankung in der Grundgesamtheit Nutzung der relativen Häufigkeit der Stichprobe zur Schätzung der entsprechenden Rate in der Grundgesamtheit Empirische Information Gewinnung einer repräsentativen Stichprobe -> Bestimmung der relativen Häufigkeit der Erkrankung in der Stichprobe z.B. Untersuchung von n=100 Patienten Relative Häufigkeit der Erkrankung = 19% Wie viele Erkrankten würde ich Deskriptive Statistik: finden, wenn ich nicht nur die n Patienten der Stichprobe Relative Erkrankungsrate in der Stichprobe, z.B.=19% untersuchen würde, sondern Induktive Statistik: sämtliche Patienten der Schätzung der unbekannten Rate in der GG, Grundgesamtheit? z.B. p̂=19% mit Konfidenzintervall 11.8% – 28.1% Unsicherheit in Studien Eine Klinische oder epidemiologische Studie wird (im Gegensatz zum häufig replizierbaren Experiment) nur einmal durchgeführt: das in dieser Studie ermittelte Effektmaß ist also nur eine einmalige Schätzung des wahren Wertes. Das Konfidenzintervall ist ein statistisch bestimmtes Maß für die Präzision, mit der eine Studie z.B. Mittelwerte, Differenzen oder Prävalenzen, Inzidenzraten, Relative Risiken etc. geschätzt hat. Konfidenzintervall Wahrscheinlichkeit P=? ― ― ― 0 ? ? ? ? ? ?? ? ? ? ? h 1 Rel. Häufigkeit in der Stichprobe Konfidenzintervall Das Konfidenzintervall enthält mit 95%iger Wahrscheinlichkeit den unbekannten Wert P Wahrscheinlichkeit P=? ― ― ― 0 ? ? ? ? ? ?? ? ? ? ? h 1 Rel. Häufigkeit in der Stichprobe Eine zufällige Stichprobe Wirklichkeit Testergebnis T+: (Mamma-Ca: Ja) T-: (Mamma-Ca: nein) Gesamt (nach Goldstandard ermittelt) W +: (Mamma-Ca:Ja) W-: (Mamma-Ca: nein) Gesamt 12 97 109 2 889 891 14 986 1000 Eine zufällige Stichprobe Wirklichkeit Testergebnis T+: (Mamma-Ca: Ja) T-: (Mamma-Ca: nein) Gesamt (nach Goldstandard ermittelt) W +: (Mamma-Ca:Ja) W-: (Mamma-Ca: nein) Gesamt 12 97 109 2 889 891 14 986 1000 Schätzwerte: Prävalenz = 14/1000 = 0.014, Sensitivität = 12/14 = 0.86, Spezifität = 889/986 = 0.90, ppV = 12/109 = 0.11 Vertrauensgrenzen Schätzwerte untere Grenze obere Grenze 0.008 0.023 = 0.86 0.57 0.98 Spezifität 889/986 = 0.90 0.88 0.92 ppV 12/109 0.06 0.18 Prävalenz 14/1000 = 0.014 Sensitivität 12/14 = 0.11 Die angegebenen Grenzen sind so berechnet, dass sie mit 95%-Wahrscheinlichkeit den (unbekannten) wahren Wert umschließen. Das so berechnete Intervall ist das 95%-Konfidenzintervall. Problemaufriss: Vergleich zweier Medikamente Es gibt Untersuchungen zur Wirkung eines neuen Asthmamittels A. Sie vergleichen die Wirkung mit der aktuellen Standardtherapie B. Endpunkt ist die Anfallsrate an Asthma. Frage: Ist A wirksamer als B? Auf welcher wissenschaftlichen Basis (Evidenz) beruht diese Aussage? Prinzipien des Statistischen Testens 1. Einführung • Tests zum Vergleich zweier Erfolgsraten • Signifikanz und klinische Relevanz 2. Der p-Wert 3. Gütekriterien des Signifikanztests 4. Tests bei metrischen Zielgrößen 5. Spezielle Testprobleme 6. Das multiple Testproblem 7. Konfidenzintervalle Ist Behandlung A wirksamer als Behandlung B? Erfolg Misserfolg Behandlung A 40 ( r̂A = 80%) 10 Behandlung B 35 ( r̂B = 70%) 15 Testproblem Gesamt Empirische Erfolgsraten 50 in der Stichprobe 50Erfolgsraten Unbekannte in der Grundgesamtheit H0: rA=rB gegen H1: rA≠rB „Die beobachteten Unterschiede zwischen den empirischen Erfolgsraten sind durch Zufall zu erklären.“ „Die Unterschiede zw. den emp. Raten sind überzufällig bzw. „signifikant“, d.h. auf systematische Unterschiede in der GG zurück zu führen.“ Ist Behandlung A wirksamer als Behandlung B? Erfolg Misserfolg Gesamt Behandlung A 40 ( r̂A = 80%) 10 50 Behandlung B 35 ( r̂B = 70%) 15 50 Testproblem H0: rA=rB gegen H1: rA≠rB Mögliche Lösung des Testproblems? Konfidenzintervalle zum Niveau 95% A B 0% 20% 40% 60% 80% 100% Ist Behandlung A wirksamer als Behandlung B? Erfolg Misserfolg Gesamt Behandlung A 40 ( r̂A = 80%) 10 50 Behandlung B 35 ( r̂B = 70%) 15 50 Testproblem H0: rA=rB gegen H1: rA≠rB Anwendung eines Signifikanztests => „p-Wert“ p<0.05 => Testentscheidung zugunsten H1 p≥0.05 => Testentscheidung zugunsten H0 Hier: p=0.3556, d.h. Entscheidung für H0 („nicht signifikant“) Ist Behandlung A wirksamer als Behandlung B? Erfolg Misserfolg Gesamt Behandlung A 45 ( r̂A = 90%) 5 50 Behandlung B 35 ( r̂B = 70%) 15 50 Testproblem H0: rA=rB gegen H1: rA≠rB p=0.02445, d.h. Entscheidung für H1 („signifikant“) Ist Behandlung A wirksamer als Behandlung B? Erfolg Misserfolg Gesamt Behandlung A 160 ( r̂A = 80%) 40 200 Behandlung B 140 ( r̂B = 70%) 60 200 Testproblem H0: rA=rB gegen H1: rA≠rB p=0.02824, d.h. Entscheidung für H1 („signifikant“) Der Test erkennt auf Signifikanz, wenn der Unterschied der verglichenen Erfolgsraten entweder groß ist oder durch eine große Fallzahl belegt, d.h. „stabil“ ist. Signifikanz und klinische Relevanz Der Test erkennt auf Signifikanz, wenn der Unterschied der verglichenen Erfolgsraten entweder groß ist oder durch eine große Fallzahl belegt, d.h. „stabil“ ist. Statistische Signifikanz: Gibt es (überzufällige) Unterschiede in den Erfolgsraten? Daraus folgt nicht notwendigerweise, dass die Unterschiede eine klinisch relevante Größe haben. Der p-Wert sagt aus, ob es Unterschiede in den Erfolgsraten gibt, nicht wie groß diese Unterschiede sind! Beurteilung der klinischen Relevanz: Angabe eines Effektschätzers zusätzlich zum p-Wert, z.B. in Form der Differenz oder des Quotienten beider Erfolgsraten Prinzipien des Statistischen Testens 1. Einführung • Tests zum Vergleich zweier Erfolgsraten • Signifikanz und klinische Relevanz 2. Der p-Wert 3. Gütekriterien des Signifikanztests 4. Tests bei metrischen Zielgrößen 5. Spezielle Testprobleme 6. Das multiple Testproblem 7. Konfidenzintervalle Der p-Wert In welchem Maß widersprechen die beobachteten Daten der Nullhypothese? Definition: Vorausgesetzt die Nullhypothese würde zutreffen, d.h. beide Erfolgsraten stimmen in der Grundgesamtheit überein: Wie groß ist dann die Wahrscheinlichkeit, ein solches empirisches Ergebnis wie das tatsächlich beobachtete zu beobachten (oder eines, das der Nullhypothese noch mehr widerspricht)? Der p-Wert gibt nicht an, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Nullhypothese der Übereinstimmung beider Erfolgsraten in der Grundgesamtheit zutrifft! Der p-Wert Beispiel: Gegeben sei eine Münze H0: Die Münze ist fair, d.h. P(Kopf) = P(Zahl) = 50% H1: Die Münze ist unfair, d.h. P(Kopf) ≠ P(Zahl) Zufallsexperiment: 20facher Münzwurf „Prüfgröße“ bzw. „Teststatistik“ T: Anzahl geworfener Köpfe Gesucht: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Teststatistik T unter H0 Bin(n=20,p=0.5) 0.15 0.10 0.05 0.0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Der p-Wert Beispiel: Gegeben sei eine Münze H0: Die Münze ist fair, d.h. P(Kopf) = P(Zahl) = 50% H1: Die Münze ist unfair, d.h. P(Kopf) ≠ P(Zahl) Zufallsexperiment: 20facher Münzwurf „Prüfgröße“ bzw. „Teststatistik“ T: Anzahl geworfener Köpfe Gesucht: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Teststatistik T unter H0 Anschl.: Tatsächliche Durchführung des Experiments Bin(n=20,p=0.5) 0.15 0.10 0.05 0.0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Der p-Wert Beispiel: Gegeben sei eine Münze H0: Die Münze ist fair, d.h. P(Kopf) = P(Zahl) = 50% H1: Die Münze ist unfair, d.h. P(Kopf) ≠ P(Zahl) Zufallsexperiment: 20facher Münzwurf „Prüfgröße“ bzw. „Teststatistik“ T: Anzahl geworfener Köpfe Gesucht: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Teststatistik T unter H0 Anschl.: Tatsächliche Durchführung des Experiments, z.B. t=14 Bin(n=20,p=0.5) 0.15 0.10 0.05 0.0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Der p-Wert Beispiel: Gegeben sei eine Münze H0: Die Münze ist fair, d.h. P(Kopf) = P(Zahl) = 50% H1: Die Münze ist unfair, d.h. P(Kopf) ≠ P(Zahl) Zufallsexperiment: 20facher Münzwurf „Prüfgröße“ bzw. „Teststatistik“ T: Anzahl geworfener Köpfe Gesucht: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Teststatistik T unter H0 Anschl.: Tatsächliche Durchführung des Experiments, z.B. t=14 => p=0.1153 Bin(n=20,p=0.5) 0.15 0.10 0.05 0.0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Der p-Wert Beispiel: Gegeben sei eine Münze H0: Die Münze ist fair, d.h. P(Kopf) = P(Zahl) = 50% H1: Die Münze ist unfair, d.h. P(Kopf) ≠ P(Zahl) Zufallsexperiment: 20facher Münzwurf „Prüfgröße“ bzw. „Teststatistik“ T: Anzahl geworfener Köpfe Gesucht: Wahrscheinlichkeitsverteilung der Teststatistik T unter H0 Anschl.: Tatsächliche Durchführung des Experiments, z.B. t=15 => p=0.0414 Bin(n=20,p=0.5) 0.15 0.10 0.05 0.0 0 2 4 6 8 10 12 14 16 18 20 Prinzipien des Statistischen Testens 1. Einführung • Tests zum Vergleich zweier Erfolgsraten • Signifikanz und klinische Relevanz 2. Der p-Wert 3. Gütekriterien des Signifikanztests 4. Tests bei metrischen Zielgrößen 5. Spezielle Testprobleme 6. Das multiple Testproblem 7. Konfidenzintervalle Gütekriterien des Signifikanztests Testproblem H0: r1=r2 gegen H1: r1≠r2 In Wirklichkeit ist H0 richtig H1 richtig Entscheidung für H0 richtig Fehler 2. Art Entscheidung für H1 Fehler 1. Art richtig Art P(FehlerFehler 1. Art) ≤1.α=5% H0: r1=r2 gegen Entscheidung zu unrecht für H1 (falsch positiv) Man behauptet zu unrecht, es gäbe einen Unterschied. kein „symmetrisches“ Verfahren im Sinne einer H1: r1≠r2 Entscheidung für die „wahrscheinlichere“ der beiden Hypothesen stattdessen konservativer Ansatz: „Im Zweifel für H0“ Art P(FehlerFehler 2. Art) ≈2.20% wird toleriert Entscheidung zu unrecht für H0 (falsch negativ) Man versäumt, einen bestehenden Unterschied zu erkennen. Gütekriterien des Signifikanztests Testproblem H0: r1=r2 gegen H1: r1≠r2 In Wirklichkeit ist H0 richtig H1 richtig Entscheidung für H0 richtig Fehler 2. Art Entscheidung für H1 Fehler 1. Art richtig Art P(FehlerFehler 1. Art) ≤1.α=5% H0: r1=r2 gegen Entscheidung zu unrecht für H1 (falsch positiv) Man behauptet zu unrecht, es gäbe einen Unterschied. kein „symmetrisches“ Verfahren im Sinne einer H1: r1≠r2 Entscheidung für die „wahrscheinlichere“ der beiden Hypothesen stattdessen konservativer Ansatz: „Im Zweifel für H0“ Art P(FehlerFehler 2. Art) ≈2.20% wird toleriert Entscheidung zu unrecht für H0 (falsch negativ) Man versäumt, einen bestehenden Unterschied zu erkennen. Fehlerwahrscheinlichkeiten im Signifikanztest Beispiel: r0: Erfolgswahrscheinlichkeit unter Plazebo r1: Erfolgswahrscheinlichkeit unter aktiver Therapie Power = Wkt eines signifikanten Testergebnisses H0: r1=r0 gegen H1: r1≠r0 100% „Powerfunktion“ 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% r0 = 0.5 r1 = 0 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1 Fehlerwahrscheinlichkeiten im Signifikanztest Beispiel: r0: Erfolgswahrscheinlichkeit unter Plazebo r1: Erfolgswahrscheinlichkeit unter aktiver Therapie Power = Wkt eines signifikanten Testergebnisses H0: r1=r0 gegen H1: r1≠r0 100% „Powerfunktion“ 90% 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% 0% r0 = 0.5 r1 = 0 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1 H0 H1 Fehlerwahrscheinlichkeiten im Signifikanztest Beispiel: r0: Erfolgswahrscheinlichkeit unter Plazebo r1: Erfolgswahrscheinlichkeit unter aktiver Therapie Power = Wkt eines signifikanten Testergebnisses H0: r1=r0 gegen H1: r1≠r0 100% 90% Fehler 2.Art 80% 70% 60% 50% 40% 30% 20% 10% Fehler 1.Art 0% r0 = 0.5 r1 = 0 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1 H0 H1 Fehlerwahrscheinlichkeiten im Signifikanztest Beispiel: r0: Erfolgswahrscheinlichkeit unter Plazebo r1: Erfolgswahrscheinlichkeit unter aktiver Therapie Power = Wkt eines signifikanten Testergebnisses H0: r1=r0 gegen H1: r1≠r0 100% 90% Fehler 2.Art 80% 70% 60% 50% 40% ? 30% ? 20% 10% Fehler 1.Art 0% r0 = 0.5 r1 = 0 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1 H0 H1 Fehlerwahrscheinlichkeiten im Signifikanztest Beispiel: r0: Erfolgswahrscheinlichkeit unter Plazebo r1: Erfolgswahrscheinlichkeit unter aktiver Therapie Power = Wkt eines signifikanten Testergebnisses H0: r1=r0 gegen H1: r1≠r0 100% 90% Fehler 2.Art 80% 70% 60% 50% 40% n=100 n=50 pro Gruppe 30% 20% 10% Fehler 1.Art 0% r0 = 0.5 r1 = 0 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.5 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 0.9 1 H0 H1 Prinzipien des Statistischen Testens 1. Einführung • Tests zum Vergleich zweier Erfolgsraten • Signifikanz und klinische Relevanz 2. Der p-Wert 3. Gütekriterien des Signifikanztests 4. Tests bei metrischen Zielgrößen 5. Spezielle Testprobleme 6. Das multiple Testproblem 7. Konfidenzintervalle Signifikanztests bei metrischen Zielgrößen bisher: Vergleich zweier Erfolgsraten H0: r1=r2 gegen H1: r1≠r2 Bsp.: Metrische Zielgröße Blutdrucksenkung µ1,µ2: „Erwartungswerte“ = (Unbeobachtbare) arithmetische Mittelwerte der Zielgröße in der Grundgesamtheit µ1: Erwartete mittlere Blutdrucksenkung, falls sämtliche Patienten der Grundgesamtheit Therapie 1 bekommen hätten µ2: Erwartete mittlere Blutdrucksenkung, falls sämtliche Patienten der Grundgesamtheit Therapie 2 bekommen hätten Testproblem: H0: µ1=µ2 gegen H1: µ1≠µ2 Signifikanztests bei metrischen Zielgrößen → Sind die Daten normalverteilt? ... Was ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung? Histogramm Wahrscheinlichkeitsverteilung Gauss‘sche Normalverteilung f (x) 80 100 120 140 160 systolischer Blutdruck (mm Hg) 1 2 180 e 1 x 2 2 Prinzipien des Statistischen Testens 1. Einführung • Tests zum Vergleich zweier Erfolgsraten • Signifikanz und klinische Relevanz 2. Der p-Wert 3. Gütekriterien des Signifikanztests 4. Tests bei metrischen Zielgrößen 5. Spezielle Testprobleme 6. Das multiple Testproblem 7. Konfidenzintervalle Spezielle Testprobleme 1. Lagetests bei normalverteilten Zielgrößen Student‘s t-Test zweiseitiger Test: H0: μ1=μ2 gegen H1: μ1≠μ2 einseitiger Test: H0: μ1≤μ2 gegen H1: μ1>μ2 H0: μ1≥μ2 gegen H1: μ1<μ2 verbundener und unverbundener Test 2. Lagetests bei nicht normalverteilten Zielgrößen („Nichtparametrische Verfahren“, insbes. bei kleiner Fallzahl) verbundene Stichproben: Wilcoxon-Rangsummentest unverbundene Stichproben: U-Test von Mann-Whitney 3. Test zum Vergleich zweier Erfolgsraten: 2-Test Spezielle Testprobleme 1. Lagetests bei normalverteilten Zielgrößen Student‘s t-Test zweiseitiger Test: H0: μ1=μ2 gegen H1: μ1≠μ2 einseitiger Test: H0: μ1≤μ2 gegen H1: μ1>μ2 H0: μ1≥μ2 gegen H1: μ1<μ2 und unverbundener Ein-verbundener und zweiseitige Testprobleme Test Regel werden Tests durchgeführt.Zielgrößen 2.In der Lagetests beizweiseitige nicht normalverteilten Bsp: Vergleich einer aktiven Therapie A gegenüber („Nichtparametrische Verfahren“, insbes.Plazebo bei kleiner Fallzahl) Einseitiger Test: H0: μA≤μPlazebo , d.h. A ist gleichwertig oder unterlegen verbundeneHStichproben: Wilcoxon-Rangsummentest A ist überlegen gegenüber Plazebo 1: μA>μPlazebo , d.h. => unverbundene Nachteil des einseitigen Tests: Stichproben: U-Test von Mann-Whitney Im Fall eines nicht-signifikanten Ergebnisses kann nicht differenziert werden Gleichwertigkeit und Unterlegenheit 3.zwischen Test zum Vergleich(=Wirkungslosigkeit) zweier Erfolgsraten: 2-Test gegenüber Plazebo (=Schädlichkeit!) Spezielle Testprobleme 1. Lagetests bei normalverteilten Zielgrößen Student‘s t-Test zweiseitiger Test: H0: μ1=μ2 gegen H1: μ1≠μ2 einseitiger Test: H0: μ1≤μ2 gegen H1: μ1>μ2 H0: μ1≥μ2 gegen H1: μ1<μ2 verbundener und unverbundener Test 2. Lagetests bei nicht normalverteilten Zielgrößen („Nichtparametrische Verfahren“, insbes. bei kleiner Fallzahl) verbundene Stichproben: Wilcoxon-Rangsummentest unverbundene Stichproben: U-Test von Mann-Whitney 3. Test zum Vergleich zweier Erfolgsraten: 2-Test Beispiel: Klinische Studie zur Blutdrucksenkung • Zwei alternative Therapieverfahren • Bei jedem Patienten wird der Blutdruck jeweils vor und nach Anwendung der Therapie gemessen Therapie Pat.-Nr. A Erwartungswerte PRE POST POST-PRE A1 140 120 -20 A2 130 130 0 A3 130 120 -10 PRE POST Differenz µA(pre) µA(post) µA(post-pre) … … … B1 135 130 -5 B2 140 145 +5 B3 130 130 0 … … … … verbundener Test unverbundener Test … B Blutdruck µB(pre) µB(post) µB(post-pre) Spezielle Testprobleme 1. Lagetests bei normalverteilten Zielgrößen Student‘s t-Test zweiseitiger Test: H0: μ1=μ2 gegen H1: μ1≠μ2 einseitiger Test: H0: μ1≤μ2 gegen H1: μ1>μ2 H0: μ1≥μ2 gegen H1: μ1<μ2 verbundener und unverbundener Test 2. Lagetests bei nicht normalverteilten Zielgrößen („Nichtparametrische Verfahren“, insbes. bei kleiner Fallzahl) verbundene Stichproben: Wilcoxon-Rangsummentest unverbundene Stichproben: U-Test von Mann-Whitney 3. Test zum Vergleich zweier Erfolgsraten: 2-Test Spezielle Testprobleme 1. Lagetests bei normalverteilten Zielgrößen Student‘s t-Test zweiseitiger Test: H0: μ1=μ2 gegen H1: μ1≠μ2 einseitiger Test: H0: μ1≤μ2 gegen H1: μ1>μ2 H0: μ1≥μ2 gegen H1: μ1<μ2 verbundener und unverbundener Test 2. Lagetests bei nicht normalverteilten Zielgrößen („Nichtparametrische Verfahren“, insbes. bei kleiner Fallzahl) verbundene Stichproben: Wilcoxon-Rangsummentest unverbundene Stichproben: U-Test von Mann-Whitney 3. Test zum Vergleich zweier Erfolgsraten: 2-Test Prinzipien des Statistischen Testens 1. Einführung • Tests zum Vergleich zweier Erfolgsraten • Signifikanz und klinische Relevanz 2. Der p-Wert 3. Gütekriterien des Signifikanztests 4. Tests bei metrischen Zielgrößen 5. Spezielle Testprobleme 6. Das multiple Testproblem 7. Konfidenzintervalle Das multiple Testproblem Ein (!) Signifikanztest ist ein leistungsfähiges Verfahren zur Lösung eines statistischen Testproblems. Das multiple Testproblem Ein (!) Signifikanztest ist ein leistungsfähiges Verfahren zur Lösung eines statistischen Testproblems. Die mehrfache Anwendung eines Tests kann dazu führen, dass das Signifikanzniveau überschritten wird! Beispiel: H0: Der Blutdrucksenker XY ist nicht wirksam gegen H1: ... wirksam Zur Lösung des Testproblems werden mehrere Tests durchgeführt: (i) Senkung des systolischen Blutdrucks (ii) Senkung des diastolischen Blutdrucks (iii) Einstellung des Tag-Nacht-Rhythmus Die ursprüngl. Nullhypothese wird abgelehnt (d.h. Wirksamkeit wird als erwiesen angesehen), falls einer der Tests (i)-(iii) signifikant ist. Das multiple Testproblem Ein (!) Signifikanztest ist ein leistungsfähiges Verfahren zur Lösung eines statistischen Testproblems. Die mehrfache Anwendung eines Tests kann dazu führen, dass das Signifikanzniveau überschritten wird! Beispiel: H0: Der Blutdrucksenker XY ist nicht wirksam gegen H1: ... wirksam Zur Lösung des Testproblems werden mehrere Tests durchgeführt: (i) Senkung des systolischen Blutdrucks Fehler 1. Art = 5% (ii) Senkung des diastolischen Blutdrucks Fehler 1. Art = 5% (iii) Einstellung des Tag-Nacht-Rhythmus Fehler 1. Art = 5% Die ursprüngl. Nullhypothese wird abgelehnt (d.h. Wirksamkeit wird als erwiesen angesehen), falls einer der Tests (i)-(iii) signifikant ist. Das multiple Testproblem Wann kann ein multiples Testproblem entstehen? Durchführung mehrerer elementarer Signifikanztests, deren Ergebnisse zu einer Gesamtentscheidung kombiniert werden. Diese Gesamtentscheidung wird als positiv angesehen, falls mindestens einer der einzelnen Tests signifikant ist. • Keine eindeutige Wahl des primären Zielkriteriums einer Studie • Zwischenauswertungen • Keine eindeutige Festlegung des statistischen Auswertungsverfahrens • Paarvergleiche z.B. mehrerer Behandlungen / Dosierungen • Subgruppenanalyse Prinzipien des Statistischen Testens 1. Einführung • Tests zum Vergleich zweier Erfolgsraten • Signifikanz und klinische Relevanz 2. Der p-Wert 3. Gütekriterien des Signifikanztests 4. Tests bei metrischen Zielgrößen 5. Spezielle Testprobleme 6. Das multiple Testproblem 7. Konfidenzintervalle Konfidenzintervall Das Konfidenzintervall enthält mit 95%iger Wahrscheinlichkeit den unbekannten Wert P Wahrscheinlichkeit P=? ― ― ― 0 ? ? ? ? ? ?? ? ? ? ? h 1 Rel. Häufigkeit in der Stichprobe Konfidenzintervalle Beispiel µ: Erwartete Blutdrucksenkung unter Therapie XY n 1 ˆ x n xi : Empirisches Stichprobenmittel ("µ") i1 Gesucht ist ein Intervall zur Eingrenzung des unbekannten Parameters µ. Welche Werte kommen für den unbekannten Parameter µ in Frage? Unbekannter Erwartungswert µ=? ? ? ? ? ? ?? ? ? ? ? µˆ x 20 empirisches Stichprobenmittel ― ― ― 10 ― ― 0 30 mmHg Konfidenzintervalle Beispiel µ: Erwartete Blutdrucksenkung unter Therapie XY n 1 ˆ x n xi : Empirisches Stichprobenmittel ("µ") i1 Gesucht ist ein Intervall zur Eingrenzung des unbekannten Parameters µ. Welche Werte kommen für den unbekannten Parameter µ in Frage? Das Konfidenz- oder Vertrauensintervall ist die Menge sämtlicher Werte, die im Rahmen eines Signifikanztests für den unbekannten Parameter µ nicht ausgeschlossen werden können. Konfidenzintervalle Beispiel µ: Erwartete Blutdrucksenkung unter Therapie XY n 1 ˆ x n xi : Empirisches Stichprobenmittel ("µ") i1 Gesucht ist ein Intervall zur Eingrenzung des unbekannten Parameters µ. Welche Werte kommen für den unbekannten Parameter µ in Frage? H0: μ=30 30 mmHg H0: μ=25 H0: μ=10 20 H0: μ=20 10 H0: μ=15 0 H0: μ=5 H0: μ=-5 H0: μ=-10 -10 H0: μ=-15 H0: μ=-20 -20 H0: μ=-25 H0: μ=-30 -30 H0: μ=0 Das Konfidenz- oder Vertrauensintervall ist die Menge sämtlicher Werte, die im Rahmen eines Signifikanztests für den unbekannten Parameter µ nicht ausgeschlossen werden können. Menge aller Tests mit nichtsignifikantem Ergebnis Konfidenzintervalle und Signifikanztests Beispiel µA: Erwartete Blutdrucksenkung unter Therapie A µB: Erwartete Blutdrucksenkung unter Therapie B (i) Lösungsansatz im Rahmen eines Testproblems: H0: μA=μB gegen H1: μA≠μB (ii) Alternativer Ansatz: Konfidenzintervall des Behandlungsunterschieds μA-μB -30 -20 -10 0 10 20 30 mmHg Falls 0 KI d.h. H0: μA-μB=0 kann nicht abgelehnt werden, <=> H0: μA=μB kann nicht abgelehnt werden. <=> kein signifikanter Unterschied zwischen beiden Therapien (Andererseits können Unterschiede bis zu 20 mmHg (!) ebenfalls nicht ausgeschlossen werden) Konfidenzintervalle und Signifikanztests Anderes Beispiel µA: Erwartete Blutdrucksenkung unter Therapie A µB: Erwartete Blutdrucksenkung unter Therapie B (i) Lösungsansatz im Rahmen eines Testproblems: H0: μA=μB gegen H1: μA≠μB (ii) Alternativer Ansatz: Konfidenzintervall des Behandlungsunterschieds μA-μB -30 -20 -10 0 10 20 30 mmHg Falls 0 KI d.h. H0: μA-μB=0 wird verworfen, <=> H0: μA=μB wird verworfen. <=> signifikanter Unterschied zwischen beiden Therapien (Trotzdem ist der Unterschied zwischen den Therapien hier möglicherweise kleiner (!) als im vorigen Beispiel.) Konfidenzintervalle bei binären Zielgrößen Beispiel r1: Lungenkrebsrate von Rauchern r0: Lungenkrebsrate von Nichtrauchern (i) Lösungsansatz im Rahmen eines Testproblems: H0: r1=r0 gegen H1: r1≠r0 (ii) Alternativer Ansatz: Konfidenzintervall des Relativen Risikos r1/r0 0 1 2 3 4 5 6 Falls 1 KI d.h. H0: r1/r0=1 wird verworfen, <=> H0: r1=r0 wird verworfen. <=> signifikanter Unterschied zwischen Rauchern und Nichtrauchern Fallstricke Statistischer Signifikanztests 1. Einführung • Tests zum Vergleich zweier Erfolgsraten • Signifikanz und klinische Relevanz 2. Der p-Wert 3. Gütekriterien des Signifikanztests 4. Tests bei metrischen Zielgrößen 5. Spezielle Testprobleme 6. Das multiple Testproblem 7. Konfidenzintervalle p>0.05 => „Für H0“ „Nicht gegen H0“ Literatur Eine Reihe von Beispielen… Beispiel 1: Das Relative Risiko für Lungenkrebs bei Passivrauchern wurde in einer Studie geschätzt als: RR = 1.35 Der p-Wert betrug p = 0,075. Bei einer Irrtumswahrscheinlichkeit von a = 0.05 (oder 5%) wird die Null-Hypothese (die besagt, dass keine Beziehung zwischen Passivrauchen und Lungenkrebs besteht) nicht verworfen, da p = 0.075 > 0.05 . d.h.: auf dem 5%-Niveau statistisch nicht signifikant ! Linksventrikuläre Hypertrophie und Risiko *: Männer und Frauen, 45 bis 64 Jahre, Männer RR Frauen 95 %-KI RR 95 %-KI Tod 2.3 [1.5 ; 3.7] 1.5 [0.9 ; 2.6] Tod durch HKK 3.2 [1.8 ; 5.7] 2.4 [1.1 ; 5.4] AMI (F + NF) alle inzidente 1.7 2.2 [0.95;3.2] [1.2 ; 4.3] 3.2 2.9 [1.3 ; 7.7] [1.2 ; 7.4] * adjustiert für Alter, TC/HDL-Quotient, Rauchen, Alkohol, Infarktanamnese Hense et al., 1998 LVH und Risiko *: Männer und Frauen, 45 bis 64 Jahre, Männer HRR 95 %-KI Frauen HRR 95 %-KI Tod 2.3 [1.5 ; 3.7] 1.5 [0.9 ; 2.6] Tod durch HKK 3.2 [1.8 ; 5.7] 2.4 [1.1 ; 5.4] AMI (F + NF) alle inzidente 1.7 [0.95;3.2] 2.2 [1.2 ; 4.3] 3.2 2.9 [1.3 ; 7.7] [1.2 ; 7.4] * adjustiert für Alter, TC/HDL-Quotient, Rauchen, Alkohol, Infarktanamnese Hense et al., 1998 Einige abschließende Beispiele Epidemiologisches Maß Signifikant? Schätzwert 95%KI Differenz von Mittelwerten: 5.5 mg/dl [0.2 – 9.8] Differenz von Prävalenzen: 3% [-1% - 7%] Differenz von Inzidenzraten: 0.002 [0.0016 - 0.0024] Relatives Risiko: 2.45 [1.78 - 3.45] Odds Ratio: 0.76 [0.43 - 1.12] Fragen und Antworten 50 insulinpflichtige Diabetiker wurden mit 50 Nicht-Diabetikern bezüglich des Auftretens von psychischen Störungen untersucht. Diese waren bei den Diabetikern signifikant häufiger. Welcher der folgenden Faktoren kommt als Erklärung für diese Unterschiede wahrscheinlich nicht in Frage: - Alter, - Insulintherapie, - Zufall, - Diät, - Diabeteskomplikationen. Zufall Fragen und Antworten Boston Lyle Hospital 1938 – 1952 Inzidenz Retrolentaler Fibroplasie (RFL) Frühgeborene RLF Jungen 260 17.3% Mädchen 321 15.4% Inzidenzdifferenz: 1.9%, 95%-KI [ -4.2 bis 8.0]; p = 0.62 Was besagt dieses Resultat? - Die Inzidenz der RLF ist signifikant höher für Jungen. - Geschlecht und Inzidenz der RLF sind in dieser Studie nicht assoziiert. - Zufall kann die Inzidenzdifferenz allein nicht erklären. - Das relative Risiko einer RLF für J ist signifikant verschieden von 1. - Es besteht eine 62%ige Wahrscheinlichkeit, dass die Inzidenz für Jungen größer ist als 1.9%. Fragen und Antworten In einer klinischen Studie wird ein innovatives Mittel A zur Blutdrucksenkung mit der bisherigen Standardtherapie B verglichen. Das neue Medikament wird in zwei verschiedenen Patientengruppen jeweils in unterschiedlicher Dosis vergeben (A1 bzw. A2). Beim Vergleich der Therapien ergibt sich in einem zweiseitigen Signifikanztest der Gruppe A1 versus B ein p-Wert von p=0.001; für den Vergleich A2 versus B ergibt sich p=0.04. Welche Information kann aus den angegebenen p-Werten abgelesen werden? - Therapie A1 ist erwiesenermaßen wirksamer als die Standardtherapie B. - Therapie A2 ist erwiesenermaßen wirksamer als die Standardtherapie B. - Die erwartete Blutdrucksenkung unter Ther. A1 ist größer als unter Ther. A2. - Die Wirksamkeit der Therapien A1 und A2 unterscheidet sich signifikant. - Keine der obigen Aussagen kann aus den p-Werten abgelesen werden. Fragen und Antworten Eine geplante klinische Studie soll möglichst zeit- und kostensparend durchgeführt werden. Um das zu erreichen, wird folgendes Vorgehen diskutiert. Zuerst werden 50 Patienten pro Therapiegruppe rekrutiert und anhand eines Signifikanztests zum Niveau α=5% geprüft, ob sich signifikante Therapieunterschiede nachweisen lassen. Gelingt das (noch) nicht, so werden anschließend weitere 2x25 Patienten rekrutiert und erneut getestet. Das Verfahren wird so lange fortgesetzt, bis der p-Wert des Tests auf Ungleichheit beider Therapien signifikant ist. Halten Sie ein solches Vorgehen für sinnvoll? Nein, bei dem beschriebenen Vorgehen besteht ein multiples Testproblem! In jedem einzelnen Test besteht eine 5%ige Wkt. eines falsch positiven Ergebnisses. Das abschließende Urteil ist allerdings positiv, falls irgendeiner der einzelnen Test signifikant ist. Dadurch ist die Gefahr eines falsch positiven Ergebnisses im abschließenden Urteil deutlich größer als 5%! Fragen und Antworten In einer klinischen Studie werden die Erfolgsraten r1 und r2 zweier Therapien miteinander verglichen. Pro Therapiearm werden 10 Patienten rekrutiert und deren Daten ausgewertet. Dabei ergibt sich beim Test auf Ungleichheit der beiden Erfolgsraten ein nicht signifikanter p-Wert von p=0.08. Interpretieren Sie das Testergebnis! Was können Sie zur Power der Studie sagen? Was für ein Konfidenzintervall des Therapieeffekts (Quotient der Erfolgsraten r1 und r2) erwarten Sie? Die Nullhypothese H0:r1=r2 kann nicht abgelehnt werden. Das heißt nicht, dass damit ihre Gültigkeit bewiesen ist! Aufgrund der kleinen Fallzahl hat die Studie erwartungsgemäß eine sehr niedrige Power, d.h. es besteht eine große Gefahr eines Fehlers 2. Art. Aus dem gleichen Grund wird das KI des Therapieeffekts erwartungsgemäß sehr groß sein, d.h. die Größe des Effekts lässt sich nur schlecht abschätzen.