5.9 Gleichstrom, Ohmsches Gesetz Elektrostriktion Eine Verschiebung der elektrischen Ladung in einem E~0 -Feld bewirkt eine mechanische Deformation bzw. eine mechanische Spannung. Piezoelektrizität In manchen Stoffen tritt auch die Umkehr der Elektrostriktion auf, d. h., ~ eine mechanische Spannung bewirkt ein E-Feld. 5.9 Gleichstrom, Ohmsches Gesetz Wird ein elektrischer Leiter an eine Spannungsquelle angeschlossen, so entsteht ein elektri~ auf die Elektronen. sches Feld im Inneren des Leiters und somit eine Kraftwirkung F~ = −eE ⇒ Ladungstransport, d. h. elektrischer Strom. Elektrische Stromstärke: I= dQ dt (5.73) Ladungsmenge dQ, die pro Zeiteinheit durch einen Leiter fließt. [I] = 1 Ampere = 1 A. Transportierte Ladung: Q= Zt2 Idt (5.74) t1 bei zeitlich konstanten Strömen: I= Q ; t Q = It (5.75) Stromdichte j: Stromstärke bezogen auf die Querschnittsfläche dA des Leiters. ~j = dI ZdA ~ ⇔ = ~jdA (5.76) (5.77) Stromrichtung: Per Definition fließt der Strom vom Pluspol der Spannungsquelle zum Minuspol. Aber Achtung! • Positive Ladungsträger bewegen sich zum Minuspol • Negative Ladungsträger bewegen sich zum Pluspol in Metallen: Transport durch Elektronen (negative Ladungsträger) → Stromrichtung entgegengesetzt zur Bewegung der Ladungsträger. 19 5 Elektrizität und Magnetismus Elektrischer Widerstand R: Ladungsträger können sich nicht ungehindert durch den Leiter bewegen → Verlust von kinetischer Energie → Umwandlung in Wärme Dem Strom I wird somit ein „bremsender“ Widerstand entgegengesetzt. Ohmsches Gesetz: U ; R = konst. R V = 1 Ohm = 1 Ω mit [R] = A I= (5.78) Spezifischer Widerstand ρ: Materialspezifische Größe: R=ρ l A (5.79) mit l: Länge des Drahtes, A: Querschittsfläche des Drahtes, ρ: spezifischer Widerstand (temperaturabhängig). Spezifische Leitfähigkeit σ: Kehrwert des spezifischen Widerstandes σ= 1 ρ (5.80) Ohmsches Gesetz (in anderer Schreibweise): ~ ~j = σ E; Spezifischer Widerstand Ag Cu Fe H2 O Glas Kunststoff ~ =U mit E l ρ (Ωm) bei 20◦ C 1.6 × 10−8 1.7 × 10−8 1 × 10−7 2 × 105 > 1010 > 1013 Tabelle 5.2: Spezifische Widerstände einiger Materialien. 20 (5.81) 5.10 Reihen- und Parallelschaltung von Widerständen 5.10 Reihen- und Parallelschaltung von Widerständen Reihenschaltung von Widerständen U2 R1 R2 + U1 - U Abbildung 5.10: Reihenschaltung zweier Widerstände. U I ⇒U ⇔U ⇔U ⇒ Rges allgemein: ⇒ Rges = U1 + U2 = I1 = I2 = R 1 I1 + R 2 I2 = (R1 + R2 )I = Rges I = R1 + R2 X = Ri (5.82) (5.83) (5.84) (5.85) (5.86) (5.87) (5.88) i Parallelschaltung von Widerständen I1 R1 I + R2 - I2 U Abbildung 5.11: Parallelschaltung zweier Widerstände. 21 5 Elektrizität und Magnetismus allgemein: U = U1 = U2 I = I1 + I2 U U ⇒I= + R R2 1 1 1 U + ⇔I= R1 R2 1 ⇔I= U Rges 1 1 1 ⇒ = + Rges R1 R2 X 1 1 ⇒ = Rges Ri i (5.89) (5.90) (5.91) (5.92) (5.93) (5.94) (5.95) 5.11 Innenwiderstände, Klemmenspannung Alle in einem Stromkreis liegenden Elemente, wie Meßgeräte und Spannungsquellen haben ebenfalls einen Widerstand, den sogenannten Innenwiderstand. → Meßgeräte sollen einen bestimmten Innenwiderstand RJ haben, um die Messung nicht zu verfälschen. Strommessung: A + R1 - U Abbildung 5.12: Idealer Strommesser (kein Spannungsabfall) ⇒ RJ → 0. 22 5.11 Innenwiderstände, Klemmenspannung Spannungsmessung: U + R1 - U Abbildung 5.13: Idealer Spannungsmesser (kein Stromfluss) ⇒ RJ → ∞. Klemmenspannung einer Spannungsquelle, Kurzschlußstrom: + RA - U (Ri) Abbildung 5.14: Innenwiderstand. Eine Spannungsquelle hat den Innenwiderstand RJ . Dieser ist mit dem äußeren Widerstand RA in Reihe geschaltet. Liefert die Spannungsquelle die Urspannung U0 (elektromotorische Kraft) liegt an ihren Polen nur die Klemmenspannung UK an: Rges = RJ + RA I = IJ + IA Uges = UJ + UA ⇒ Uges = U0 (Urspannung) ⇒ UA = UK (Klemmenspannung) ⇒ U0 = UJ + UK ⇔ UK = U0 − UJ ⇔ UK = U0 − RJ I Leerlauf (I = 0) : ⇒ UK = U0 U0 Kurschluss (RA = 0 ⇔ UK = 0) : ⇒ I = Ri (5.96) (5.97) (5.98) (5.99) (5.100) (5.101) (5.102) (5.103) (5.104) (5.105) 23 5 Elektrizität und Magnetismus 5.12 Verzweigte Stromkreise – Kirchhoffsches Gesetze 1. Kirchhoffsches Gesetz: Knotensatz In jedem Knoten ist die Summe aller zu- und abfließenden Ströme Null. X Ii = 0 (5.106) i I1 I2 I3 I5 I1-I2+I3-I4+I5=0 I4 Abbildung 5.15: Ströme in einem Knoten. 2. Kirchhoffsches Gesetz: Maschensatz In jeder Masche ist die Summe aller Spannungsabfälle an den Widerständen gleich der Summe der Urspannungen. X X R i Ii = Uk (5.107) i - I3 k U2 + + R2 R 3 I2 - U1 R1I1+R2I2-R3I3=U1+U2 R1 I1 Abbildung 5.16: Spannungen in einer Masche. 24 5.13 Arbeit und Leistung elektrischer Gleichströme 5.13 Arbeit und Leistung elektrischer Gleichströme Arbeit W = Z ~ = Q F~ ds |{z} ~ =QE ~ F ⇒ W = U It mit [W ] = 1 Joule = 1 J Z ~ = QU = U It ~ ds E | {z } (5.108) U (5.109) für geladene Teilchen in Vakuum auch 1 eV = 1.6×10−19 J (Elektronenvolt). Leistung W = U I = RI 2 t J mit [P ] = 1 = 1 Watt = 1 W. s P = (5.110) Stromdurchflossener Leiter wird erwärmt ⇒ Joulsche Wärme Beispiel: Wheatstone-Brücke I3 R3 A II R1 I5 I R4 D III R5 R2 C I2 + I1 I4 B - I U0 Abbildung 5.17: Wheatstone-Brückenschaltung 25 5 Elektrizität und Magnetismus Knotenregel: A : I − I1 + I3 = 0 B : I3 − I 4 − I 5 = 0 C : I1 + I5 − I2 = 0 D : I2 + I4 − I = 0 (5.111) I : R1 I1 + R2 I2 = U0 II : R3 I3 + RI5 − R1 I1 = 0 III : R4 I4 − R2 I2 − R5 I5 = 0 (5.112) Maschenregel: Bei abgeglichener Brücke ist I5 = 0. ⇒ I3 = I4 und I1 = I2 (Knoten B und C) ⇒ R1 I1 = R3 I3 und R2 I2 = R4 I4 (Maschen II und III) R 1 I1 R 3 I3 ⇒ = R 2 I2 R 4 I4 R3 R1 = ⇒ R2 R4 (5.113) (5.114) 5.14 Mechanismen der elektrischen Leitung Festkörper Die elektrische Leitfähigkeit beruht meistens auf Elektronenleitung. • Nichtleiter, Isolatoren: besitzen keine freien Ladungsträger; Gläser, Keramiken, polymere Stoffe • Leiter (Metalle): besitzen bei Raumtemperatur Ladungsträger (Elektronen) ⇒ Widerstand erhöht sich bei steigender Temperatur aufgrund von Stößen • Halbleiter (Si, Ge, etc.): Ladungsträger müssen erst erzeugt werden (z. B. durch Licht, Temperatur, etc.) ⇒ Widerstand sinkt bei steigender Temperatur aufgrund höherer Ladungsträgerdichte • Supraleiter (Hg, Nb): elektrischer Widerstand verschwindet vollständig unterhalb einer kritischen Temperatur Tc (Sprungtemperatur) → Ladungsträger: Cooper-Paare 26 5.14 Mechanismen der elektrischen Leitung Flüssigkeiten: Elektrolytische Stromleitung + - - + Cl - Na+ Abbildung 5.18: Elektrolyse von Kochsalz: NaCl → Na+ + Cl− Wasser, in dem Salze, Säuren oder Basen gelöst sind, ist elektrische leitend. Die gelösten Stoffe dissoziieren, d. h. sie spalten in positiv und negativ geladene Ionen auf. Die positiven Kationen wandern zur Kathode (negativ geladen); die negativ geladenen Anionen zur Anode (positiv geladen). Wichtig: Mit der Stomleitung geht ein Massetransport einher. Gase Gase sind bei nicht zu hohen Temperaturen Isolatoren. Gase werden erst durch Injektion von Ladungsträgern oder Ionisation der Gasmoleküle elektrisch leitend → Gasentladung unselbständige Gasentladung: • Ladungsträger injiziert • UV- oder Röntgenstrahlung ionisiert Gas ⇒ Ionisationskammer, Geiger-Müller-Zählrohr selbständige Gasentladung: Ladungsträger werden durch den Stromfluß selbst erzeugt: → Stoßionisation → Elektronenlawine → Plasma (quasi-neutral) → Leutstoffröhre, Lichtbogenschweißen, Funkenerosion → Ionisationskammer, Geiger-Müller-Zählrohr 27