März 2015 - Förderverein für wissenschaftliche Hundeforschung

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Neuste Themen:
Newsletter März 2015
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Aktuelles aus dem Verein
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Forschungsprojekt zur Trikuspidaldysplasie beim Labrador Retriever
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Studie langlebige Hunde
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Studie Cerebelläre Ataxie beim Malinois
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Vorstellung Krankheiten
Aktuelles aus dem Verein
wir möchten nochmals auf unser erstes Seminar mit Fr. Prof. Irene Sommerfeld-Stur
das am 21.03.2015 stattfindet aufmerksam machen, Anmeldeschluss für dieses
Seminar ist am 14.03.2015
„Forschungsprojekt zur Trikuspidaldysplasie beim Labrador Retriever"
Trikuspidalisdysplasie, tricuspid valve dysplasia, TVD
Die Trikuspidalklappe befindet sich zwischen dem rechten Vorhof und der rechten
Herzkammer. Bei einem Versagen der Trikuspidalklappe fließt das venöse Blut aus
der rechten Herzkammer in den rechten Vorhof zurück. Daraus resultiert ein
Blutrückstau in den venösen Blutkreislauf und eine Minderversorgung des Körpers
mit sauerstoffreichem Blut. Die Trikuspidalklappendysplasie (TKD) ist eine
angeborene Fehlbildung des Trikuspidalklappenapparates, bestehend aus
Trikuspidalklappensegeln, Sehnenfäden (Chordae tendineae) und ventrikulären
Papillarmuskeln. Diese Strukturen können einzeln oder kombiniert betroffen sein. Je
nach Schweregrad zeigen die Hunde Symptome von Geburt an oder erst später im
Laufe des ersten Lebensjahres, spätestens jedoch bis zum dritten Lebensjahr. Bei
schwerwiegenden Fällen können Symptome wie Flüssigkeitsansammlungen in der
Bauchhöhle (Bauchwassersucht, Aszites), Lebervergrößerung (Blutrückstau in der
Leber), Atemnot und Herzarrhythmien sowie kurzzeitige Bewusstlosigkeit (Synkope)
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infolge der Herzprobleme auftreten und zu einem Rechtsherzversagen führen. In
seltenen Fällen können neben der TKD andere angeborene Herzanomalien
auftreten. Die TKD der Hunde ähnelt der Ebstein-Anomalie des Menschen.
In der veterinärmedizinischen Literatur zählt die TKD mit zu den am häufigsten
beschriebenen angeborenen Herzdefekten. Die Erkrankungshäufigkeit der TKD beim
Hund liegt je nach Studie bei 3,1 – 8,9 % (Tidholm, 1997; Amberger und Lombard,
1998; Buchanan, 1999; Baumgartner und Glaus, 2003; Oliveira et al., 2011). Für die
TKD sind bestimmte Rassen prädisponiert. Dies unterstützt die Annahme einer
genetischen Ursache. Vor allem bei großen Hunderassen ist die TKD zu beobachten.
Am häufigsten ist der Labrador Retriever (25,7 %) betroffen. Weitere betroffene
Rassen sind der Boxer (14,3 %), Deutscher Schäferhund (14,3 %), Englische
Bulldogge (8,6 %) und Golden Retriever (8,6 %) (Oliveira et al., 2011) sowie
Deutsche Doggen, Weimaraner, Irish Setter und Bobtails (Liu und Tilley, 1976;
Kornreich und Moïse, 1997).
Es besteht auch eine gewisse Prädisposition hinsichtlich des Geschlechtes. Diese ist
zumeist nicht signifikant, jedoch sind männliche Tiere insgesamt etwas häufiger
betroffen (Tidholm, 1997; Baumgartner und Glaus, 2003). Das Alter zum Zeitpunkt
der Diagnose liegt durchschnittlich zwischen 1 Monat und 3,5 Jahren (Baumgartner
und Glaus, 2003; Oliveira et al., 2011).
Bereits mehrere Studien weisen auf die Erblichkeit der TKD hin. In einer Studie an
Labrador Retrievern wurde eine sehr hohe Heritabilität (h 2= 0,71) ermittelt. Die
Untersuchungen zum Erbgang weisen auf ein rezessives Hauptgen hin (Famula et
al., 2002). Aktuelle Pedigreeanalysen bei Hunden der Rasse Bordeauxdogge
verstärken den Verdacht eines autosomalen rezessiven Erbganges (Ohad et al.,
2013). Weitere Pedigreeanalysen von Labrador Retrievern lassen jedoch auch einen
autosomalen dominanten Erbgang mit unvollständiger Penetranz vermuten
(Andelfinger et al., 2003). Bisher ist eine mit TKD gekoppelte Genomregion auf dem
Hundechromosom 9 (CFA 9) bekannt (Andelfinger et al., 2003). Zur weiteren
Aufklärung der für die TKD verantwortlichen genetischen Varianten sind
weiterführende Analysen notwendig. Das Projekt hat zum Ziel, mit TKD assoziierte
genetische Varianten zu identifizieren und anschließend die ursächlichen Mutationen
für TKD aufzuklären.
Daher bitten wir Sie um Einsendung von EDTA-Blutproben von Labrador Retrievern
und Hunden weiterer Rassen. Weitere Rassen, die für das Projekt in Frage kommen,
sind:
Golden Retriever, Boxer, Deutscher Schäferhund, Englische Bulldogge, Deutsche
Dogge, Weimaraner, Irish Setter, Bobtail, Mischlinge
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Weitere Unterlagen:
Bitte füllen Sie unser Formblatt aus und fügen Sie eine Kopie der Ahnentafel, falls
verfügbar, und Kopien der Herzbefunde bei. Ein echokardiographische
Untersuchung, nach Möglichkeit auch mit Farbdoppler, sollte durchgeführt worden
sein. Es ist sehr wichtig, das Alter bei der Herzuntersuchung anzugeben.
Probeneinsendung:
Es werden Proben von eindeutig TKD betroffenen und freien Hunden benötigt. Es
können Proben von Hunden der o.g. Rassen eingesandt werden. Die Klassifizierung
nach Erkrankung kann nachträglich erfolgen. Bei dem Projekt werden folgende
Kategorien der Proben unterschieden:
1. Status noch unbekannt, Befunde werden nachgereicht
2. Klinischer Verdacht auf TKD (Auskultationsbefund)
3. TKD, echokardiografisch
4. TKD, pathologisch-anatomisch
5. TKD, frei, Nachweis über Echokardiografie und älter als 5 Jahre
Quelle: http://www.tiho-hannover.de/kliniken-institute/institute/institut-fuer-tierzucht-undvererbungsforschung/forschung/forschungsprojekte-hund/trikuspidalklappendysplasie/#c24397
„Langlebige Hunde“
Forschungsprojekt des Instituts für Tierzucht und Vererbungsforschung Stiftung
Tierärztliche Hochschule Hannover
Außergewöhnlich lange Lebensdauer
Extrem lange Lebensdauer ist ein genetisch determiniertes Merkmal mit sehr hoher
Heritabilität (Erblichkeitsgrad). Dies belegen zahlreiche Studien bei Modell- und
Nutztieren sowie einige Studien beim Hund. Auch beim Menschen wurden sehr hohe
Heritabilitäten für außergewöhnlich hohes Lebensalter gefunden. Extrem hohes
Lebensalter steht beim Menschen mit einer Reihe von spezifischen Genvarianten in
Beziehung. Diese Genvarianten ermöglichen ein sehr hohes Lebensalter bei geringer
Krankheitsinzidenz, da diese Gene Defektvarianten abpuffern können. Aus diesem
Grunde erscheint ein züchterischer Ansatz, der eine Positiv-Selektion von Tieren
beinhaltet, die sehr alt geworden sind und dieses hohe Alter ohne schwerwiegende
Erkrankungen erreicht haben, ein äußerst praktikabler Ansatz.
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Lebenserwartung für Hunde
Erhebungen zur Mortalität bei Hunden weisen eine mittlere Lebenserwartung von 1213 Jahren für Rasse- und Mischlingshunde nach. Mischlingshunde haben eine
mittlere Lebensdauer von 13 und Rassehunde von 12 Jahren. In jeder Rasse und bei
Mischlingen kommen Tiere vor, die ein Alter erreichen, das weit über der mittleren
Lebenserwartung von 12-13 Jahren liegt. Die maximale Lebensdauer kann bei
Rasse- und Mischlingshunden mehr als 20 Jahre betragen. Hunde mit sehr hohem
Lebensalter sind mit hoher Sicherheit frei von angeborenen Anomalien und
Erbfehlern. Ein Großteil der extrem langlebigen Hunde ist bis zum Lebensende frei
von Epilepsie, weiteren schwerwiegenden Krankheiten und äußerlich
wahrnehmbaren Tumorerkrankungen. Diese Hunde tragen demzufolge Erbanlagen,
die weder Erbfehler noch frühzeitige zum Tode führende Krankheiten zulassen.
Projekt „Langlebige Hunde“
In dem Projekt „Langlebige Hunde“ werden die gesamten Erbanlagen von extrem
langlebigen Hunden von möglichst vielen verschiedenen Rassen und
Mischlingshunden mittels hochmodernen Next-Generation-Sequencing Analysen
charakterisiert. Aus diesen Daten werden Genomprofile für langlebige Hunde
entwickelt und solche genetische Varianten identifiziert, die eine Entwicklung von
Anomalien, Krankheiten und Tumoren nicht zulassen. Diese genomweiten Profile
helfen dem Hundezüchter, seine zukünftigen Zuchttiere und die Nachkommen seiner
Zuchttiere vor Erbfehlern, Krankheiten und Tumoren zu schützen.
Teilnahme und Projektrahmen
Das Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung an der Stiftung Tierärztliche
Hochschule Hannover erstellt eine Datenbank für langlebige Hunde. Teilnehmen
können alle Hundebesitzer und Hundezüchter, deren Hund ein Alter von mindestens
8-10 Jahren erreicht hat. Die Rassezugehörigkeit spielt keine Rolle. Es können auch
Daten und Proben von Mischlingshunden eingesandt werden.
Voraussetzung für die Teilnahme ist der Nachweis des Geburtsdatums über eine
Ahnentafel oder ein Dokument, das von einem Tierarzt ausgestellt worden ist
(Impfpass), oder einen Heimtierausweis. Der Erfassungsbogen soll zusammen mit
der Probe versandt werden. Tierärztliche Befunde und Diagnosen, soweit verfügbar,
sollten ebenfalls beigelegt werden. Besonders wichtig für das Projekt ist die
Mitteilung über den Todeszeitpunkt und die möglichen Todesursachen anhand
tierärztlicher Befunde, Diagnosen und möglicherweise pathologisch-anatomischer
wie pathologisch-histologischer, immunologischer oder weiterer Untersuchungen. Für
die komplette Genomsequenzierung werden nur Proben von Hunden verwendet, für
die der Todeszeitpunkt bekannt ist oder die ein Lebensalter von 14-16 Jahren
erreicht haben.
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Probenmaterial
Als Probenmaterial eignen sich am besten EDTA-Blutproben. Die EDTA-Blutprobe
soll 3-5 ml Vollblut umfassen und das Probenröhrchen muss EDTA als
Gerinnungshemmer enthalten. Sehr günstig ist die Verwendung von EDTA-K
Monovetten. Falls keine Blutprobe mehr verfügbar ist, kann auch eine Gewebeprobe
eingesandt werden. In diesem Fall setzen Sie sich bitte mit mir direkt in Verbindung.
Für alle zugesandten Daten wird eine streng vertrauliche Behandlung gewährleistet.
Alle aus den Daten gewonnenen Erkenntnisse werden nur für die wissenschaftliche
Arbeit verwendet. Für den Hundebesitzer entstehen durch die Einsendung von
Proben und Unterlagen keine Kosten.
Die Formulare zum Versand der Blutproben und ein Informationsblatt zur
Blutprobenentnahme finden Sie hier.
Projektlaufzeit
Das Projekt beginnt mit dem 15. September 2014 und hat eine Laufzeit von 5
Jahren. Die Personen, die Proben eingesandt haben, werden über den Fortgang des
Projekts persönlich unterrichtet. Wichtige Forschungsergebnisse und
Präsentationstermine werden auch auf der Webseite des Instituts für Tierzucht und
Vererbungsforschung an der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
bekanntgegeben.
Eckpunkte des Projekts
·Teilnahme für jeden Hundebesitzer möglich
·Keine Kosten infolge der Teilnahme an dem Projekt
·Informationsveranstaltungen über die Projektergebnisse
·Erstellen einer Datenbank für Hunde mit langer Lebensdauer
·Biobank für Hunde mit einem Lebensalter von mehr als 8-10 Jahren
·Komplette Genomsequenzierung von extrem langlebigen Hunden
·Genomprofile und Kataloge von genetischen Varianten mit positiver Wirkung auf ein
außergewöhnlich langes Leben
·Identifizierung der Schlüsselfaktoren für die Aufrechterhaltung einer ungestörten
Organfunktion
·Nutzung der Daten für alle Projektteilnehmer möglich
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Projektleitung
Prof. Dr. Ottmar Distl
Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung
Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover
Bünteweg 17 p
30559 Hannover
Tel.: 0511/953-8875
Fax: 0511/953-8582
E-Mail: [email protected]
Quelle:http://www.tiho-hannover.de/kliniken-institute/institute/institut-fuer-tierzucht-undvererbungsforschung/forschung/forschungsprojekte-hund/langlebige-hunde/
„Cerebelläre Ataxie beim Malinois“
Die cerebelläre Ataxie ist eine monogen autosomal rezessiv vererbte Krnakheit beim
Malinois. Betroffene Hunde zeigen mit wenigen Wochen neurologische Symptome,
wie unkoordinierte Bewegungen und Schwierigkeiten beim Laufen. Da sich die
Symptome rasch verschlimmern, müssen betroffene Hunde spätestens im Alter von
3-4 Monaten eingeschläfert werden. In Zusammenarbeit mit Prof. Kleiter von der
VMU Wien sowie Neurologen und Neuropathologen in ganz Europa möchten wir
diese Erkrankung erforschen und einen Gentest entwickeln, mit dem Anlageträger
sicher diagnostiziert werden können. Hierfür benötigen wir insbesondere EDTABlutproben von betroffenen Tieren. Wir bitten hierzu Züchter, Besitzer und
niedergelassene Tierärzte um ihre Mithilfe und die Einsendung von Proben. Sollten
Sie einen Malinois mit neurologischen Symptomen besitzen, bitten wir um
Kontaktaufnahme für mögliche weitergehende Untersuchungen
Prof. Dr. Tosso Leeb
Telefon +41 31 631 2326
Quelle: http://www.genetics.unibe.ch/content/forschung/malinois_cerebellaere_ataxie/index_ger.html
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„Vorstellung von Krankheiten“
Trikuspidaldysplasie – Was ist das?
Wie ist das gesunde Herz aufgebaut? (vereinfachte Darstellung)
(http://www.transplantation-verstehen.de/dotAsset/25070.jpg)
Das Herz wird in eine linke und eine rechte Herzhälfte unterteilt (immer aus Sicht der
Person/des Tieres). Diese beiden Herzhälften sind längs durch die Herzscheidewand
(auch Septum genannt) voneinander getrennt.
Jede der beiden Herzhälften besteht aus 2 Kammern, nämlich einem Vorhof und
einer Herzkammer. Die beiden Vorhöfe werden dabei jeweils durch die horizontal
verlaufenden Segelklappen von den beiden Herzkammern getrennt. Die Segelklappe
der rechten Herzhälfte besteht aus 3 Segeln und wird daher Trikuspidalklappe
genannt. Die Segelklappe der linken Herzhälfte besteht aus 2 Segeln und wird daher
Bikuspidalklappe genannt.
Die rechte Herzhälfte besteht somit aus einem rechten Vorhof und einer rechten
Herzkammer, welche durch die Trikuspidalklappe voneinander getrennt sind. In den
rechten Vorhof münden, von den Organen kommend, die obere und untere
Hohlvene. Aus der rechten Herzkammer heraus führt die Lungenarterie zu der
Lunge.
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Die linke Herzhälfte besteht dementsprechend aus einem linken Vorhof und einer
linken Herzkammer, welche durch die Bikuspidalklappe voneinander getrennt sind. In
den linken Vorhof münden, von der Lunge kommend, die Lungenvenen. Aus der
linken Herzkammer heraus verläuft die Aorta zu den Organen.
Weiterhin gibt es noch 2 Taschenklappen: die Pulmonalklappe, welche das "Tor" von
der rechten Herzkammer zur Lungenarterie darstellt sowie die Aortenklappe, welche
das "Tor" von der linken Herzkammer zur Aorta darstellt. Diese beiden Klappen sind
für das Verständnis der Trikuspidaldysplasie nur von geringerer Bedeutung.
Wie verläuft der Blutfluss bei einem gesunden Herz? (vereinfachte Darstellung)
1. Diastole (Füllungsphase), der Herzmuskel erschlafft: Über die obere und
untere Hohlvene verlaufend, gelangt das verbrauchte (sauerstoffarme) Blut
aus dem Körperkreislauf in den rechten Vorhof. Von dort gelangt das Blut
durch die geöffnete Trikuspidalklappe in die rechte Herzkammer.
2. Systole (Austreibungsphase), der Herzmuskel zieht sich zusammen: Die
Trikuspidalklappe schließt sich, während sich die Pulmonalklappe öffnet.
Durch die geöffnete Pulmonalklappe wird dann das verbrauchte Blut aus der
rechten Herzkammer heraus über die Lungenarterie in die Lunge gepumpt, wo
es mit Sauerstoff angereichert wird. Die geschlossene Trikuspidalklappe
verhindert dabei, dass das Blut in den rechten Vorhof zurück gepumpt wird.
3. Diastole (Füllungsphase), der Herzmuskel erschlafft: Nach der Anreicherung
mit Sauerstoff verläuft das nun sauerstoffreiche Blut aus den Lungenvenen in
den linken Vorhof. Von da aus gelangt es durch die geöffnete
Bikuspidalklappe in die linke Herzkammer.
4. Systole (Austreibungsphase), der Herzmuskel zieht sich zusammen: Die
Bikuspidalklappe schließt sich, während sich die Aortenklappe öffnet. Durch
die geöffnete Aortenklappe wird dann das sauerstoffreiche Blut aus der linken
Herzkammer heraus über die Aorta zurück in den Körperkreislauf gepumpt.
Die geschlossene Bikuspidalklappe verhindert dabei, dass das Blut in den
linken Vorhof zurück gepumpt wird.
Die Prozesse unter 1. und 3. sowie unter 2. und 4. laufen dabei parallel zueinander
ab.
Wie kennzeichnet sich nun eine Trikuspidaldysplasie? (vereinfachte
Darstellung)
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(Handzeichnung, frei nach http://www.transplantation-verstehen.de/dotAsset/25070.jpg)
Die Trikuspidaldysplasie zeichnet sich dadurch aus, dass die Trikuspidalklappe (also
die Segelklappe zwischen rechtem Vorhof und rechter Herzkammer) missgebildet ist:
zu weit unten angelegt, verstümmelte oder gar nur angedeutete Segel. Der restliche
Aufbau des Herzens gleicht zunächst weitestgehend dem eines gesunden Herzens.
Allerdings geht diese Missbildung der Trikuspidalklappe meist mit einer Insuffizienz
eben dieser einher, was bedeutet, dass die Segel der Klappe nicht mehr richtig oder
gar nicht schließen. Dies wiederum stellt natürlich einen enormen Störfaktor im
Blutfluss des Herzens dar.
Wie verläuft der Blutfluss bei einem Herzen mit Trikuspidaldysplasie?
(vereinfachte Darstellung)
1. Diastole (Füllungsphase), der Herzmuskel erschlafft: Über die obere und
untere Hohlvene verlaufend, gelangt das verbrauchte (sauerstoffarme) Blut
aus dem Körperkreislauf in den rechten Vorhof. Von dort gelangt das Blut
durch die geöffnete Trikuspidalklappe in die rechte Herzkammer.
2. Systole (Austreibungsphase), der Herzmuskel zieht sich zusammen: Die
Trikuspidalklappe schließt sich nicht richtig oder sogar gar nicht, während sich
die Pulmonalklappe öffnet. Dadurch dass die Trikuspidalklappe weiterhin
geöffnet ist, kann ein (Groß-) Teil des verbrauchten Blutes nicht -wie bei
einem gesunden Herzen üblich- durch die geöffnete Pulmonalklappe aus der
rechten Herzkammer heraus in die Lunge gepumpt werden sondern wird
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zurück in den Vorhof gedrückt (Regurgitations-Jet). Nur ein geringer Anteil des
Blutes kann über die Lungenarterie in die Lunge gepumpt werden.
3. Diastole (Füllungsphase), der Herzmuskel erschlafft: Der Anteil des Blutes, der
es über die Lungenarterie in die Lunge schafft, wird nach der Anreicherung mit
Sauerstoff aus den Lungenvenen in den linken Vorhof geleitet. Von da aus
gelangt es durch die geöffnete Bikuspidalklappe in die linke Herzkammer.
4. Systole (Austreibungsphase), der Herzmuskel zieht sich zusammen: Die
Bikuspidalklappe schließt sich, während sich die Aortenklappe öffnet. Durch
die geöffnete Aortenklappe wird dann der nun sauerstoffreiche Blutteil aus der
linken Herzkammer heraus über die Aorta zurück in den Körperkreislauf
gepumpt. Die geschlossene Bikuspidalklappe verhindert dabei, dass das Blut
in den linken Vorhof zurück gepumpt wird.
Diese Herzkrankheit wirkt sich also aktiv auf die Prozesse unter 2., aber auch passiv
auf die Prozesse unter 3., 4. sowie als Kreislauf auf die Prozesse unter 1. aus.
Was bedeutet das nun für den erkrankten Hund?
Dadurch, dass ein (Groß-) Teil des verbrauchten Blutes nicht -wie bei einem
gesunden Herzen üblich- durch die geöffnete Pulmonalklappe aus der rechten
Herzkammer heraus in die Lunge sondern zurück in den Vorhof gepumpt wird,
ergeben sich 2 erhebliche Probleme für den betroffenen Hund.
Zum einen findet dadurch nur ein Bruchteil des verbrauchten Blutes den Weg über
die Lungenarterie in die Lunge, wo es mit Sauerstoff angereichert werden kann. Dies
hat wiederum zur Folge, dass auch nur eine verringerte Menge an sauerstoffreichem
Blut aus der Lunge über die linke Herzhälfte zurück in den Körperkreislauf gelangt.
Und zum anderen wird durch den kontinuierlichen Blutrückstau der rechte Vorhof
stark erweitert. In schweren Ausprägungen reicht dieser Blutrückstau bis in den
Körperkreislauf, was sich in Flüssigkeitsansammlungen in der Bauchhöhle (Aszites)
äußert.
Veranschaulichung der Herzvergrößerung anhand eines ThoraxRöntgenbildes:
Die Größenveränderung des Herzens bei einem an Trikuspidaldysplasie erkrankten
Hund möchten wir Ihnen einmal anhand eines Thorax-Röntgenbildes
veranschaulichen.
Zur möglichst objektiven Beurteilung der Herzgröße anhand einer Röntgenaufnahme
bedient man sich dem Vertical Heart Score (VHS) nach Buchanan. Dabei werden
Längsachse und Querachse des Herzens ausgemessen und mit diesen beiden
Längen von Beginn des 4. Brustwirbels an jeweils eine Anzahl an Wirbeln ermittelt.
Diese beiden Zahlen werden addiert und können dann mit dem Referenzwert für
Hunde verglichen werden.
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Herzgrößenbestimmung mittels VHS bei Bysterstorff's Beam me up Schröder (hochgradige
Trikuspidaldysplasie): ca. 13 Wirbel; Referenzwert Hund: 8,5-10,5 Wirbel
Diese Darstellungen treffen natürlich auch auf die anderen großen Rassen (wie z.B.
dem Deutschen Schäferhund, der Deutschen Dogge, dem Golden Retriever und dem
Weimaraner) zu.
Quelle: http://www.td-labrador.com
http://www.collegium-cardiologicum.de/
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