21. September – 09. Oktober 2010 1983 – 2010 28. Ausgabe 40 Veranstaltungen 65 Komponisten 113 Werke 37 Uraufführungen und französische Erstaufführungen Nationaler und Internationaler Presseservice Opus 64 Valérie Samuel Marine Nicodeau Amélie de Pange 71, rue Saint-Honoré F-75001 Paris Tel.: 00 33 (0)1 40 26 77 94 Fax: 00 33 (0)1 40 26 44 98 Email: [email protected] [email protected] [email protected] Festivalbüro Cité de la musique et de la danse 1, place Dauphine BP 90048 F-67065 Strasbourg CEDEX Tel.: 00 (0)3 88 23 46 46 Email: [email protected] Regionaler Presseservice Charlotte Michaillard Deutscher Presseservice Joerg Jokisch 1, place Dauphine / BP 90048 F-67065 Strasbourg Tel.: 00 33 (0)3 88 23 46 48 Fax.: 00 33 (0)3 88 23 46 47 Email: [email protected] Pressedossier, Stand 14. Juni 2010, Änderungen vorbehalten. Ausführliche Programminformationen finden Sie auf unserer Internetseite www.festival-musica.org. Fotos sind auf Anfrage erhältlich. Übersetzt aus dem Französischen von Thomas Amann. Visuel Musica 2010: Patrice Normand / TempsMachine Graphisches Konzept: Poste 4 1 Inhalt Musica feiert den musikalischen Ungehorsam 3 Rémy Pflimlin, Vorsitzender Jean-Dominique Marco, Direktor Gleich/Ungleich 4 Antoine Gindt Veranstaltungskalender 5 Liste der Interpreten 7 Komponisten und Werke 10 Detailliertes Programm Veranstaltungen 01 bis 12, 21. – 26. Sept. Veranstaltungen 13 bis 27, 28. Sept. – 03. Okt. Veranstaltungen 28 bis 40, 05. – 09. Okt. 14 15 27 43 Gespräch mit Sabine von Schablowsky 57 Diskographie 63 Präsentation des Festivals Musica Porträt Die Ziele Mitglieder Die Partner Musicas 65 66 67 68 69 Spielstätten 73 Preise und Tarife 74 Verkauf und Reservation 76 Nützliche Informationen 77 3 2 Musica feiert den musikalischen Ungehorsam Iannis Xenakis, der dieses Jahr von Musica geehrt wird, träumte davon, die Musik neu zu erfinden, und erklärte, dass sie eine Kunst der Töne, eine Kunst des Ausdrucks sei. Er wollte, dass sie fluktuierend ist und vor Energie strotzt, wie eine Art klanglicher Rausch. Ein halbes Jahrhundert nach Matasteis behauptet Raphael Cendo, dass seine Musik für unreine, gesättigte Klänge gemacht und dass sie aufsässig sei. Er ruft zum musikalischen Ungehorsam auf. Sehnen sie sich nicht nach der gleichen Sache, jeder auf seine Art: Die Kunst muss erneuert werden, was als gemein gültig angesehen wird, muss in Frage gestellt werden – Widerstand leisten und ständig experimentieren. Muss infolgedessen nicht jeder Form des Akademismus aus dem Weg gegangen werden, sich jeder Nachsicht entzogen werden, indem nach dem Unerhörten, wie einer Art der Regenerierung, der Stimulierung des Geistes, gestrebt wird? In einem besorgniserregenden Umfeld ist das keine so leichte Aufgabe und es ist oft leichter, sich für beruhigende und stärkende Sachen zu interessieren. Seit seiner Gründung hat Musica stets das große Abenteuer der neuen musikalischen Ausdrucksformen des XX. und XXI. Jahrhunderts erforscht, indem einem breiten Publikum die Möglichkeit geboten wurde, die markantesten zeitgenössischen Werke (neu) zu hören und die aktuellste Tonschöpfung zu entdecken. Indem das Erworbene und das Künftige assoziiert, die verschiedenen Ästhetikformen konfrontiert wurden, hat Musica ein Herbstfest ins Leben gerufen, eine Reihe von Events nach der Sommerpause, das jedes Jahr in Straßburg ein neugieriges und begeistertes Publikum um die Komponisten und deren Interpreten versammelt. Auch das Festival 2010 bleibt diesen Prinzipien treu: mit etwa vierzig Veranstaltungen, ca. einhundert Werken, davon ein drittel Uraufführungen und Französische Erstaufführungen, sowie mehr als fünfzig Komponisten. Wenn auch Xenakis und Zimmermann unsere großen Referenzen sind, so sind Peter Eötvös und Michael Jarrell unsere Meilensteine. Oscar Bianchi ist der Hauptvertreter einer neuen Generation, die – mit Johannes Maria Staud, Aureliano Cattaneo, Raphaël Cendo oder Yann Robin – bereits seine Ältesten auf den Kopf stellt. Mit fünf Sinfonieorchestern, einer Oper, einem Musiktheater und Kino sowie den besten Ensembles und zahlreichen Solisten gestaltet das Festival eine breite Landschaft der heutigen Musik. Wenn aber Musica dieser einmalige Treffpunkt ist, dann auch, weil es seit eh und je die Bedingungen zahlreicher Partnerschaften und Initiativen schafft. Dieses Jahr sind insbesondere die Beziehungen mit der Straßburger Universität zu erwähnen, die sich durch das ganze Festival hindurch entfalten: vom FilmKonzert von Wolfgang Mitterer zur Eröffnung bis zum abschließenden Kolloquium Bernd Alois Zimmermann, ohne dabei den dem Komponisten Xenakis gewidmeten Abend music’Arte zu vergessen und die damit verbundene Unterstützung der Universitätsstiftung. Die Schlagzeugkonzerte auf dem Münstervorplatz, der Sonntag der Portes Ouvertes in der Cité de la musique et de la danse (in Partnerschaft mit dem Conservatoire de Strasbourg) oder die Konzerte in Sélestat, Bischwiller und Strassburg mit dem Orchestre Philharmonique de Strasbourg (unter der Schirmherrschaft des Conseil Général des Bas-Rhin) zeigen, dass die Initiativen zur Erneuerung des Publikums an Bedeutung gewinnen. Die an das Ircam und das Internationale Musikinstitut Darmstadt erteilten Cartes blanches (dabei haben diese freie Hand) sowie die Programme der Musikhochschulen von Paris und Lyon haben Teil an der Förderung der jungen Komponisten und Interpreten und an deren beruflichen Eingliederung. Begegnungen mit der Sacem, dem CDMC oder um den Xenakis-Tag ergänzen diese Reihe von Veranstaltungen mit der Absicht, diejenigen zu überzeugen, die es bis jetzt noch nicht gewagt haben, zu Musica zu kommen. Wir möchten an dieser Stelle dem Ministerium für Kultur und Kommunikation, der Stadt Straßburg, der Region Elsass und dem Departement Bas-Rhin sowie unseren privaten und institutionellen Partnern ganz herzlich für ihre unentbehrliche Hilfe danken. Ihnen verdanken wir, dass wir diese neue Ausgabe des Festivals mit Ihnen teilen können, und hoffen, dass sie für Entdeckungen und Überlegungen sorgen, aber auch Spaß bringen wird, so wie wir es uns gedacht haben. Rémy Pflimlin Vorsitzender Jean-Dominique Marco Leiter 3 Gleich/Ungleich Im Pantheon der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts nehmen Ianis Xenakis (1922-2001) und Bernd Alois Zimmermann (1918-1978) zwei besondere Plätze ein: Xenakis, der zu Tode Verurteilte, Zimmermann der Selbstmörder – die Wege zweier seltener und eigensinniger Männer mit komplexer Abstammung, ohne direkte Linien. Es sind stattliche Bäume, die durch die Wurzeln mehr übertragen als durch die Blume. Deren Erbe lässt sich nicht leicht spielen, keine Willensstärke könnte ihm ohne Schüchternheit entgegentreten. Xenakis und Zimmermann, diese so ungleichen Persönlichkeiten, haben einen Krieg gemeinsam, der sie nicht an der gleichen Stelle packt, der aber jeden tiefgründig, auch körperlich, geprägt hat. Ihre Werke zeugen davon, besonders durch deren kompromisslose Form und unmögliche Suche – nach einem brutalen Kosmos bei dem griechischen Komponisten, nach Pein bei dem deutschen, Oresteia einerseits, Die Soldaten andererseits, Nuits bei dem einen, Requiem pour un jeune poète bei dem anderen. Diese äußersten Erfahrungen, die die Geschichte einigen auferlegt, sind mit Le Père, einer Inszenierung von Michael Jarrell nach dem Text von Heiner Müller, in Form eines lebendigen Gedächnisses wieder zu finden. Dieses Werk stellt eine kritische Beschreibung dessen dar, was der Mensch durch den Menschen erleidet, und der Last, die vom Sohn getragen wird, der schweigend zusieht, als der Vater abgeführt wird – Schweigen, das ein Leben lang bestehen bleibt. Wie kann man heute über diese Erfahrung berichten, über dieses tiefe innere Trauma? Von Europa ausgehend hat sich das Gespenst nie wirklich entfernt und lässt schon seit langer Zeit anderen Erdteilen keine Ruhe. Kann die Musik es wagen, kann das Theater immer über das Entsetzen berichten, das in den Seelen und in den Körpern des XXI. Jahrhunderts fortbesteht? Die Funktion der Kunst ist es, das Unaussprechliche zu beschreiben, das Wunderbare hervorkommen zu lassen, das Unerklärliche zu erforschen, Höhen und abgründige Tiefen auf die Probe zu stellen. Die Kompositionen Peter Eötvös’ (1944*), der erste Gast des Festivals, übernehmen diese: vom symphonischen Tauchgang Atlantis, Traum oder Alptraum einer verlorenen Menschheit, bis zur lyrischen, verliebten, exorzistischen Leidenschaft des Sierva Maria von Todos Los Angeles. Die seltsamen Windungen, die Ariel Garcia Márquez in seinem Roman De l’amour et autres démons zum Ausdruck brachte, werden hier zur Oper. Dramaturgie und Ton befinden sich dabei am Scheideweg der reinen Vorstellungskraft und des konkreten Zuhörens, Geist und Körper gehen ineinander über und verbinden akkustische Schwingung und mystische Dimension. Auch die neue Generation setzt sich nicht über die Berufung der Musik hinweg, Engagement und Suche zu vereinen. Oscar Bianchi (1975*), der dieses Jahr eine der Hauptfiguren Musicas ist, benutzt das Symbol gern als eine Art Talisman. Ajna Concerto, sein erstes Werk für großes Orchester, dessen Titel dem sechsten indischen Chakra entliehen ist, folgt auf eine Reihe von Partituren, in denen sich Energie und Verinnerlichung neu verteilen. Der junge Komponist drückt mit viel Kraft jenen Zweifel aus, der sich überall auf der Welt breit macht, wobei sich unter den Zügen einer regressiven klanglichen Religiosität keine Alternative zur unverkörperten Rationalität finden lässt. Rapahaël Cendo (1975*) mit seinem Werk Introduction aux Ténèbres, welches durch Apocalypse nach dem Heiligen Johannes inspiriert wurde, oder der Älteste unter ihnen, Philippe Leroux, der die Ausdrucksformen von Guillaume de Machaut aufweist (mon commencement est ma fin), verzichten ebenso nicht darauf, ihre Kunst außerhalb der strikten gegenwärtigen Zeit zu erproben. Musica interessiert sich für ihre Vielseitigkeit, ihr Gleiches/Ungleiches. Es ist eine Art des Engagements, ein klanglicher Horizont mit seinen Fluchtlinien, die von Wolfgang Mitterers Orgelspiel oder der Freiheit Anthony Braxtons ausgehen – ein breiter Remix der Zeit, umweht vom Geiste Zimmermanns, Anhänger der Pluralität, und Xenakis’, Anhänger der weitläufigsten menschlichen Ambitionen. Antoine Gindt 4 Veranstaltungskalender So 26. Sept Di 21. Sept 10 11:00 Uhr, Salle de la Bourse 01 20:30 Uhr, Les Tanzmatten, Sélestat J.-S. Dureau / V. Planès, Klavier Tournée Musica / Orchestre Philharmonique de Strasbourg Eötvös / Beethoven / Crumb 11 14:00 – 18:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse Mozart / Mantovani / Schoenberg Portes ouvertes 22 kostenlose Konzerte in Folge Do 23. Sept 12 19:00 Uhr, Cité de la musique et de la danse 02 20:30 Uhr, Palais Universitaire de Strasbourg, Aula Vienna Vegetable Orchestra Nosferatu, une symphonie de la terreur Konzert mit Instrumenten aus frischem Gemüse Musik, W. Mitterer Film, F. W. Murnau Di 28. Sept Fr 24. Sept 13 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 03 18:30 Uhr, Église du Bouclier Lévinas / Robin / Cendo Ictus W. Mitterer, Orgel Bach / Mitterer 14 20:30 Uhr, Maison des Associations et de la Culture, Bischwiller 04 20:30 Uhr, Palais de la Musique et des Congrès Tournée Musica / Orchestre Philharmonique de Strasbourg Orchestre Philharmonique de Radio France Mozart / Mantovani / Schoenberg Staud / Bianchi / Eötvös Mi 29. Sept 05 22:00 Uhr, Quartier de la Laiterie L’Ososphère 15 18:30 Uhr, France 3 Alsace Elektronische Musik und digitale Künste Akademie Opus XXI Tadini / Papadopoulos / Carinola / Naegelen / Lino Lemke Sa 25. Sept 16 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 06 11:00 Uhr, Cité de la musique et de la danse Klangforum Wien www.musiquecontemporaine.fr Cattaneo / Aperghis / Lang Presentation des Portals für zeitgenössische Musik 17 20:30 Uhr, Espace Rohan, Saverne 07 14:00 Uhr und 16:00 Uhr, Place de la Cathédrale, Broglie, de l’Homme de Fer und Saint-Étienne Tournée Musica / Orchestre Philharmonique de Strasbourg Perkussionisten in der Stadt Mozart / Mantovani / Schoenberg Xenakis / Guerrero / Zappa Do 30. Sept 08 17:00 Uhr, Cité de la musique et de la danse Remix Ensemble 18 18:30 Uhr, France 3 Alsace Moreira / Bianchi / Rzewski Perkussions-Ensemble Schoeller / Xenakis / Matalon / Robin 09 20:00 Uhr, Opéra national du Rhin Love and Other Demons 19 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse Oper von P. Eötvös Regie, S. Purcarete Tournée Musica / Orchestre Philharmonique de Strasbourg Mozart / Mantovani / Schoenberg 5 Fr 01. Okt Mi 6. Okt 20 18:30 Uhr, Salle de la Bourse 30 18:30 Uhr, France 3 Alsace S. Fröhlich, Paetzold Flöte / P. Pitko, Cembalo Carte Blanche Internationales Musikinstitut Darmstadt Ligeti / Romitelli / Casale / Tiensuu / Bianchi Janssens / Bång / Kreidler / Prins 21 20:30 Uhr, Palais Universitaire de Strasbourg 31 20:30 Uhr, Église Saint-Pierre-le-Jeune Konzert Xenakis #1 Les Solistes XXI music’Arte: Film und Konzert Leroux Sa 2. Okt Do 7. Okt 22 11:00 Uhr, Cité de la musique et de la danse 32 18:30 Uhr, Salle de la Bourse Begegnung mit dem Werk Iannis Xenakis’ Carte blanche Ircam Moderation, A. Surrans Rivas / Momi / Sakai 23 14:30 Uhr, Salle de la Bourse 33 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse Konzert Xenakis #2 Anthony Braxton Septet A. Deforce, Cello / J. Michiels, Klavier / Kammerchor des Radio Lettone Jazz Fr 8. Okt 24 17:00 Uhr, France 3 Alsace Konzert Xenakis #3 musikFabrik 34 9:00 Uhr – 12:30 Uhr / 14:00 – 17:00 Uhr, Universität Straßburg, Konferenzsaal des ISIS 25 20:30 Uhr, Palais de la Musique et des Congrès Kolloquium B. A. Zimmermann #1 Konzert Xenakis #4 Brussels Philharmonic – the Orchestra of Flanders / Les Percussions de Strasbourg / Chöre der Radios Flamande und Lettone 35 18:30 Uhr, Salle de la Bourse So 3. Okt 36 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse Zebra Trio Zimmermann / Salonen / Wallin Ensemble intercontemporain 26 11:00 Uhr, Salle de la Bourse Jarrell / Robin M. Caroli, Flöte / E. Hashimoto, Klavier Varèse / Lino Lemke / Leroux / Hosokawa / Mantovani / Harvey Sa 9. Okt 27 18:00 Uhr, Palais de la Musique et des Congrès 37 9:00 Uhr – 11:45 / 14:15 – 16:45 Uhr, Universität Straßburg, Konferenzsaal des ISIS SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Kolloquium B. A. Zimmermann #2 Donatoni / Jarrell / Cattaneo / Schoenberg 38 12:45 Uhr, Buchhandlung Kléber P. Strauch, Cello / K. Murakami, Flöte Di 5. Okt Zimmermann 28 18:30 Uhr, Salle de la Bourse 39 17:00 Uhr, Salle de la Bourse Accroche Note A. Grau / G. Schumacher, Klavier Robin / Bertrand / Combier Debussy / Zimmermann / Höller 29 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 40 20:30 Uhr, Palais de la Musique et des Congrès Le Père Orchestre Philharmonique du Luxembourg Musiktheater Musik, M. Jarrell Regie, A. Wilms Zimmermann 6 Liste der Interpreten → Verweis auf die Veranstaltungsnummer ORCHESTER musikFabrik → Nr. 24 Leitung, James Wood Brussels Philharmonic – the Orchestra of Flanders → Nr. 21, 25 Leitung, Michel Tabachnik Nadar Ensemble → Nr. 30 Leitung, Daan Janssens Orchestre Philharmonique de Radio France → Nr. 04 Leitung, Pascal Rophé Perkussions-Ensemble, Studenten des CNSMDP → Nr. 18 Leitung, Michel Cerutti Orchestre Philharmonique de Strasbourg Leitung, Peter Eötvös → Nr. 09 Leitung, Bruno Mantovani → Nr. 01, 14, 17, 19 PiSDig → Nr. 07 Musikalische Leitung, Jonathan Botteselle, Brett Knorpp, Beat Schürpf Orchestre Philharmonique du Luxembourg → Nr. 40 Leitung, Peter Hirsch Remix Ensemble → Nr. 08 Leitung, Baldur Brönnimann SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg → Nr. 27 Leitung, Emiliano Pomárico ENSEMBLES UND KAMMERORCHESTER Schlagwerkstudenten des Konservatoriums Straßburg und der Hochschule für Künste Bremen → Nr. 07 Künstlerische Leitung, Jean-Paul Bernard, Olaf Tzschoppe (Les Percussions de Strasbourg), Emmanuel Séjourné (Konservatorium Straßburg) Accroche Note → Nr. 28, 32 Vienna Vegetable Orchestra → Nr. 12 Ictus → Nr. 13 Leitung, Georges-Elie Octors Zebra Trio → Nr. 35 Ensemble intercontemporain → Nr. 36 Leitung, Susanna Mälkki CHÖRE UND VOKALENSEMBLE Akademie Opus XXI → Nr. 15 Leitung, Fabrice Pierre Chöre der Opéra national du Rhin → Nr. 09 Leitung, Peter Eötvös Klangforum Wien → Nr. 16 Leitung, Peter Hirsch Chor des Radio Flamande → Nr. 25 Leitung, Michel Tabachnik Les Percussions de Strasbourg → Nr. 25, 29 Kammechor des Radio Lettone Leitung, Kaspars Putniņš → Nr. 23 Leitung, Michel Tabachnik → Nr. 25 Musiker des Konservatoriums Straßburg → Nr. 07, 11 Solistes XXI → Nr. 31 Leitung, Rachid Safir 7 SOLISTEN BEGEGNUNGEN Anthony Caillet, Euphonium → Nr. 11 Mario Caroli, Flöte und Erika Hashimoto, Klavier → Nr. 26 Arne Deforce, Cello → Nr. 23, 24 Uwe Dierksen, Posaune → Nr. 11 Jean-Sébastien Dureau und Vincent Planès, Klavier → Nr. 10 Henry Fourès, Klavier und Carlo Rizzo, Schellentrommel → Nr. 11 Susanne Frölich, Paetzold Flöte und Petteri Pitko, Cembalo → Nr. 20 Andreas Grau und Götz Schumacher, Klavier → Nr. 39 Bruno Mantovani, Klavier → Nr. 11 Donatienne Michel-Dansac, Sopran und Vincent Leterme, Klavier→ Nr. 11 Jan Michiels, Klavier→ Nr. 23 Wolfgang Mitterer, Orgel → Nr. 03 Musiker des Konservatoriums Straßburg→ Nr. 11 Pierre Strauch, Cello und Keiko Murakami, Flöte → Nr. 38 François Thuillier, Tuba → Nr. 11 Internationales Kolloquium Bernd Alois Zimmermann → Nr. 34, 37 In Zusammenarbeit mit der Universität Straßburg und der Akademie der Künste, Berlin Presentation des Portals für zeitgenössische Musik www.musiquecontemporaine.fr → Nr. 06 Initiiert von Michel Fingerhut (Vorsitzender der Mediathek des Ircam) und mit Unterstützung des Ministère de la Culture et de la Communication und der Sacem, liefert dieses Portal eine einzigartige Datenbank für zeitgenössische Musik und stellt die Beiträge von 21 Partnern, darunter Musica, in digitaler Form zur Verfügung. Begegnung mit dem Werk Iannis Xenakis’ → Nr. 22 Moderation, Alain Surrans MUSIC’ARTE MUSIKTHEATER UND OPER Filmvorführung La vie et la musique de Iannis Xenakis von Mark Kidel (1990) → Nr. 21 Produktion BBC / La Sept / RM Arts Le Père (2009-10) → Nr. 29 Musiktheater JAZZ, ELEKTRONISCHE MUSIK UND DIGITALE KÜNSTE Musik, Michael Jarrell Text, Heiner Müller Le Père Übersetzung, Jean Jourdheuil (Édition de Minuit) Regie, André Wilms Licht, Hervé Audibert Video, Stéphane Gatti Bühnenbild und Kostüme, Adriane Westerbarkey Bühnenbild- und Kostümassistenz, Stéphanie Rauch Technisch-musikalische Umsetzung, Serge Lemouton Toningenieur Ircam, Sylvain Cadars Anthony Braxton Septet → Nr. 33 Les Percussions de Strasbourg L’Ososphère → Nr. 05 Schauspiel, André Wilms Sopran, Susanne Leitz-Lorey Mezzo-Sopran, Raminta Babickaite Alt, Truike van der Poel CINÉ-CONCERT Nosferatu, une symphonie de la terreur → Nr. 02 Nosferatu (1921) Stummfilm, Friedrich Wilhelm Murnau Musik, Orgel und Live-Elektronik, Wolfgang Mitterer (2001) 8 Erstmals aufgeführt bei den Schwetzinger Festspielen am 03. Juni 2010 Im Auftrag des Ministère de la Culture et de la Communication, des Ircam-Centre Pompidou, Les Percussions de Strasbourg und den Schwetzinger Festspielen. Koproduktion zwischen dem Ircam-Centre Pompidou, Les Percussions de Strasbourg und den Schwetzinger Festspielen Mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, der SACD. des Réseau Varèse Dauer: 1h15 Love and Other Demons (2007) → Nr. 09 Oper in zwei Akten Musik, Peter Eötvös Libretto, Kornél Hamvai nach Gabriel García Márquez Del amor y otros demonios Regie, Silviu Purcarete Bühnenbild, Kostüme und Licht, Helmut Stürmer Video, Andu Dumitrescu Chor der Opéra national du Rhin Orchestre Philharmonique de Strasbourg Leitung, Peter Eötvös Sierva Maria, Allison Bell Don Ygnacio, Robert Brubaker Cayetano Delaura, Miljenko Turk Abrenuncio, André Riemer Don Toribio, Mats Almgren Dominga de Adviento, Jovita Vaskeviciute Josefa Miranda, Susan Bickley Martina Laborde, Laima Jonutyte Französische Erstaufführung in der Opéra national du Rhin, präsentiert im Rahmen des Festivals Musica 2010, Erstmals aufgeführt am 10. August 2008. Koproduktion des Glyndebourne Festivals und der Litauischen Nationaloper Englische Vorführung mit französischen und deutschen Untertiteln Weitere Vorstellungen in Straßburg: 27. und 29. September., 20 Uhr (Leitung, P. Eötvös) in Mulhouse: La Filature, 09. Oktober, 20 Uhr (Leitung, R. Sochaczewsky) Dauer: 2h 9 Komponisten und Werke 65 Komponisten, 19 Nationalitäten 15 Komponisten unter 36 Jahren ** 10 Komponisten zwischen 36 und 50 * 113 Werke 13 Uraufführungen U 24 Französische Erstaufführung FE → Verweis auf die Veranstaltungsnummer Serge ADAM (1957) Vincent-Raphaël CARINOLA (1965) * Frankreich Spanien Anthrax → Nr. 11 Neues Werk FE → Nr. 15 Georges APERGHIS (1945) Emanuele CASALE (1974)* Griechenland Italien SEESAW FE → Nr. 16 Studio 2a → Nr. 20 Johann Sebastian BACH (1685-1750) Aureliano CATTANEO (1974) * Deutschland Italien Präludium und Fuge in Es-Dur BWV 552 → Nr. 03 Giano, repainted FE → Nr. 16 Selfportrait with orchestra U → Nr. 27 Malin BÅNG (1974) * Raphaël CENDO (1975) ** Schweden Frankreich turbid motion FE → Nr. 30 Introduction aux ténèbres → Nr. 13 Ludwig van BEETHOVEN (1770-1827) Jérôme COMBIER (1971) * Deutschland Frankreich Große Fuge opus 134 für Klavier zu vier Händen → Nr. 10 Gone U → Nr. 28 George CRUMB (1929) Luciano BERIO (1925-2003) USA Italien Sequenza V → Nr. 11 Celestial Mechanics (Makrokosmos IV) → Nr. 10 Christophe BERTRAND (1981) ** Claude DEBUSSY (1862-1918) Frankreich Frankreich Diadème U → Nr. 28 En blanc et noir → Nr. 39 Prélude à l’après-midi d’un faune Version für zwei Klaviere → Nr. 39 Oscar BIANCHI (1975) ** Italien / Schweiz Ajna Concerto U → Nr. 04 Anahata Concerto FE → Nr. 08 Crepuscolo → Nr. 20 Trasparente II FE → Nr. 08 Uwe DIERKSEN (1959) Deutschland Loom → Nr. 11 Franco DONATONI (1927-2000) Italien John CAGE (1912) Voci → Nr. 27 USA Sonata for Two Voices → Nr. 11 Peter EÖTVÖS (1944) Ungarn Anthony CAILLET (1982) ** Atlantis U → Nr. 04 Kosmos → Nr. 10 Love and Other Demons FE → Nr. 09 Frankreich Neues Werk U → Nr. 11 10 Luc FERRARI (1929-2005) Philippe LEROUX (1959) Frankreich Frankreich Mon commencement est ma fin U → Nr. 31 PPP → Nr. 26 À la recherche du rythme perdu → Nr. 11 Henry FOURÈS (1948) Frankreich Michaël LÉVINAS (1949) Célébration de la caresse → Nr. 11 Frankreich Concerto pour un piano espace n° 2 U → Nr. 13 Francisco GUERRERO (1951-97) Spanien Acte préalable → Nr. 07 György LIGETI (1923-2006) Ungarn Continuum → Nr. 20 Hungarian Rock → Nr. 20 Jonathan HARVEY (1939) Vereinigtes Königreich Nataraja → Nr. 26 Sascha LINO LEMKE (1976) ** York HÖLLER (1944) Deutschland Neues Werk FE → Nr. 15 Hellerau lesen – 4 persönliche Transkriptionsversuche → Nr. 26 Deutschland Partita → Nr. 39 Toshio HOSOKAWA (1955) Japan Bruno MANTOVANI (1974) * Atem-Lied → Nr. 26 Frankreich Concerto pour violoncelle → Nr. 01, 14, 17, 19 Quatre Mélodies arméniennes FE → Nr. 26 Daan JANSSENS (1983) ** Belgien (...en paysage de nuit...) FE → Nr. 30 Martin MATALON (1958) Michael JARRELL (1958) Argentinien Schweiz Short stories → Nr. 18 La Chambre aux échos → Nr. 36 Le Père → Nr. 29 Paysages avec figures absentes - Nachlese IV U → Nr. 27 Wolfgang MITTERER (1958) Österreich Filmmusik zu Nosferatu, une symphonie de la terreur, Friedrich Wilhelm Murnau FE → Nr. 02 Stop playing FE → Nr. 03 Mauricio KAGEL (1931-2008) Argentinien Mirum → Nr. 11 Marco MOMI (1978) ** Sylvain KASSAP (1956) Italien Frankreich Iconica → Nr. 32 Articulations → Nr. 11 Daniel MOREIRA (1983) ** Johannes KREIDLER (1980) ** Portugal Deutschland Limiar (Hommage à Haydn) FE → Nr. 08 in hyper intervals FE → Nr. 30 Wolfgang Amadeus MOZART (1756-91) Bernhard LANG (1957) Österreich Österreich Don Giovanni – Ouverture → Nr. 01, 14, 17, 19 Monadologie VII « ...for Arnold... » FE → Nr. 16 Karl NAEGELEN (1979) ** Paul LAY (1984) ** FrankreichNeues Werk U → Nr. 11 Frankreich Neues Werk FE → Nr. 15 11 Mico NISSIM (1947) Johannes Maria STAUD (1974) * Frankreich Österreich Le steak → Nr. 11 Incipit II → Nr. 11 On Comparative Meteorology U → Nr. 04 Ioannis PAPADOPOULOS (1978) ** Brasilien Michele TADINI (1964) * Neues Werk FE → Nr. 15 Italien Miroir écrasé - doucement → Nr. 15 Stefan PRINS (1979) ** Belgien François THUILLIER (1967) * Fremdkörper FE → Nr. 30 France Le roi Albert → Nr. 11 Neues Werk U → Nr. 11 Oreilles sans préjugés → Nr. 11 Roque RIVAS (1975) ** Chile Conical Intersect → Nr. 32 Mutations of matter → Nr. 32 Jukka TIENSUU (1948) Finland Études – Auszug: drain FE → Nr. 20 Musica ambigua – Auszug: Veto FE → Nr. 20 Yann ROBIN (1974) * Frankreich Art of Metal II → Nr. 28 Chants contre champs → Nr. 13 Phigures → Nr. 28 Titans → Nr. 18 Vulcano U → Nr. 36 Edgar VARÈSE (1883-1965) Frankreich/USA Density 21.5 → Nr. 26 Rolf WALLIN (1957) Norwegen Fausto ROMITELLI (1963-2004) Sway U → Nr. 35 Italien Seascape → Nr. 20 Iannis XENAKIS (1922-2001) Frankreich Frederic RZEWSKI (1938) À R. (Hommage à Ravel) → Nr. 23 Cendrées → Nr. 25 Epicycle → Nr. 24 Evryali → Nr. 23 Jalons → Nr. 24 Metastaseis → Nr. 25 Mists → Nr. 23 Nomos Alpha → Nr. 23 Nuits → Nr. 23 Persephassa → Nr. 25 Pléiades – Auszug: Peaux → Nr. 07 Rebonds A und B → Nr. 18 Synaphaï → Nr. 25 Terretektorh → Nr. 21 Thalleïn → Nr. 24 USA Coming Together → Nr. 08 Kenji SAKAI (1977) ** Japan Astral/Chromoprojection → Nr. 32 Esa-Pekka SALONEN (1958) Finnland knock, breathe, shine FE → Nr. 35 Philippe SCHOELLER (1957) Frankreich Archaos Infinita I & II → Nr. 18 Arnold SCHOENBERG (1874-1951) Österreich Variationen für Orchester opus 31 → Nr. 27 Verklärte Nacht für Streichorchester → Nr. 01, 14, 17, 19 Frank ZAPPA (1940-93) USA Revised Music for Low Budget Orchestra → Nr. 11 The Black Page → Nr. 7 Martial SOLAL (1927) Frankreich Tubisme → Nr. 11 12 Bernd Alois ZIMMERMANN (1918-70) Deutschland Dialoge FE → Nr. 40 Metamorphose → Nr. 40 Monologe Version für zwei Klaviere → Nr. 39 Musique pour les soupers du Roi Ubu → Nr. 40 Sonate für Geige allein → Nr. 35 Sonate für Cello allein → Nr. 38 Stille und Umkehr → Nr. 40 Tempus loquendi → Nr. 38 Trio FE → Nr. 35 Vier kurze Studien → Nr. 38 13 Detailliertes Programm Veranstaltungen 01 bis 12 Di 21. Sept – So 26. Sept 14 DIENSTAG 21. SEPTEMBER 20:30 Uhr, Tanzmatten, Sélestat 01 Tournée Musica / Orchestre Philharmonique de Strasbourg Orchestre Philharmonique de Strasbourg Leitung, Bruno Mantovani Cello, Marc Coppey Mit Musica geht das Orchestre Philharmonique de Strasbourg dieses Jahr zum ersten Mal auf Tournée durch das Departement Bas-Rhin. Der Komponist Bruno Mantovani verbindet dabei die Musik Mozarts und Schoenbergs mit seiner eigenen und lässt Klassik, späte Romantik und zeitgenössische Modernität aufeinandertreffen. Wolfgang Amadeus MOZART Don Giovanni (1787) – Ouverture Bruno MANTOVANI Concerto pour violoncelle (2003) Bruno Mantovani ist seit fast zehn Jahren in Straßburg bekannt. Das Orchester spielte 2006 seine große Oper L’Autre côté, eine Uraufführung, und vergangenes Jahr, unter der Leitung von Pascal Rophé, das im Jahre 2007 komponierte Finale. Zwischen den Musikern und dem Komponisten ist es ein neuartiges Wiedersehen, wobei Letzterer dieses Mal als Dirigent auftritt. //// Pause Arnold SCHOENBERG Verklärte Nacht (1917 / 1943) Für Streichorchester Ende des Konzerts: 22:00 Uhr Weitere Konzerte: 28. Sept., Maison des Associations et de la Culture, Bischwiller 29. Sept., Espace Rohan, Saverne 30. Sept., Cité de la musique et de la danse, Straßburg An seiner Seite steht der gebürtige Straßburger Marc Coppey, ein weiterer „Stammgast“ der elsässischen Bühne. Als Leiter des Festivals „Musicales“ in Colmar lässt er jedes Jahr im Frühling die bemerkenswertesten Interpreten zusammentreffen, um mit ihnen seine Leidenschaft für Kammermusik zu teilen. Bei der diesjährigen Tournée Musica interpretiert er das im Jahre 2003 komponierte Werk concerto pour violoncelle von Bruno Mantovani, welches aus einem „Zustand improvisierten Einfallsreichtums“ hervorgegangen ist. Koproduktion Conseil Général du Bas-Rhin / Orchestre Philharmonique de Strasbourg / Musica Eintritt frei, entsprechend der zur Verfügung stehenden Plätze Umrahmt von zwei hervorragenden Werken – der berühmten Ouvertüre von Don Giovanni, die Mozart in der Nacht vor der Genralprobe komponiert hat, und Schoenbergs Verklärte Nacht, in der Fassung für Streichorchester – enthüllt dieses Programm einmal mehr die eklektischen Affinitäten von Bruno Mantovani. 15 DONNERSTAG 23. SEPTEMBER 20h30 Palais Universitaire, Aula 02 Nosferatu, une symphonie de la terreur Nosferatu (1921) Stummfilm von Friedrich Wilhelm Murnau An den Tastaturen der Orgel, allein gegenüber dem Bildschirm, erfindet Wolfgang Mitterer den Expressionismus von Murnaus Meisterwerk neu und liefert uns ein ergreifendendes FilmKonzert. Musik, Orgel und Elektronik live, Wolfgang Mitterer (2001) Französische Erstaufführung Die Bilder von Nosferatu beherrschen die Traumwelt des Filmfans. Dieser fantastische Film, frei nach Bram Stockers Dracula, der 1921 in Wismar, Lübeck, Lauenburg und Rostock in echter Kulisse gedreht wurde, gehört zu den Klassikern des deutschen Stummfilms und verhalf seinem Autor zu Weltruhm. Ende des Konzerts: 22:15 Uhr In Zusammenarbeit mit der Universität Straßburg Sein Held ruft zugleich Abscheu und Terror hervor. Aber besonders das ausdrucksvolle Spiel der Schauspieler sowie die Technik des Regisseurs – Benutzung von blauen und sepiabraunen Filtern, Verwendung von Negativbildern – haben irreversibel zum Durchbruch des Horrorfilms beigetragen. Aufgrund seiner Referenz für dieses Filmgenre wurden zahlreiche Begleitmusiken für Nosferatu komponiert. Wolfgang Mitterer, an dessen jüngste Oper Massacre sich in Straßburg noch viele erinnern (Musica 2008), schafft um die Bilder des deutschen Meisters ein erstaunliches klangliches Abbild. An der Orgel mit ergänzender Elektronik wird er zu einer Figur des Films, einer dieser dämmerhaften Schauspieler, deren Anwesenheit für Beunruhigung und Faszination sorgt. Der Film gliedert sich, wie bei den Sätzen einer Sinfonie, in fünf Akte. Musik sowie Bild rufen dabei starke Emotionen hervor. 16 FREITAG 24. SEPTEMBER 18:30 Uhr, Église du Bouclier 03 Wolfgang Mitterer, Orgel Johann Sebastian BACH Präludium in Es-Dur BWV 552 (1739) Sein letztes Orgelstück interpretiert der österreichische Komponist an der Orgel der Église du Bouclier. Wolfgang MITTERER Stop playing (2010) Französische Erstaufführung Es liegt immer ein Hauch von Ironie und Humor in der Art und Weise, wie Wolfgang Mitterer sein Programm aufstellt. Indem er an den Anfang und an das Ende seines Solostücks das Präludium und die Fuge in Es-Dur von Johann Sebastian Bach setzt, „weiss das Publikum, wann es zu Ende ist“. Bach zu spielen, ist nicht nur eine Referenz, sondern auch eine große Freude für Mitterer. In Anlehnung an den berühmten Komponisten, bedient er sich einer Vielzahl von Vertonungstechniken und komponiert diese in Stop playing auf sehr zeitgenössische Art. Johann Sebastian BACH Fuge in Es-Dur BWV 552 (1739) Ende des Konzerts: 19:45 Uhr Mit dem eindeutigen Hinweis auf das englische Wort („stops“), wie es das Orgelregister aufweist, geht dieses lange Stück bis zum Äußersten, um das akustische Spektrum des Instruments zu erweitern. Zum Beispiel durch die leichte Verschiebung des Mechanismuses des Registers, werden neue, wie durch einen übertriebenen Schwung erstaunlicherweise gesättigte Klänge erzielt. In Stop playing ist die Orgel, entweder live gespielt oder im Vorab aufgenommen, die einzige Tonquelle, die diesen Verfremdungseffekt erzeut. 17 FREITAG 24. SEPTEMBER 20:30 Uhr, Palais de la Musique et des Congrès, Saal Érasme 04 Orchestre Philharmonique de Radio France Leitung, Pascal Rophé Bariton, Christian Miedl ( Atlantis) Cimbalom, Cyril Dupuy ( Atlantis) Kinderstimme der Maîtrise des Radio France (Atlantis) Pascal Rophé, Leiter des Orchestre Philharmonique de Radio France, dem ersten der fünf teilnehmenden Orchester in diesem Jahr, eröffnet das Festival. Peter Eötvös und Oscar Bianchi sind als Komponisten die beiden Meilensteine dieses ersten Wochenendes. Als Dirigent und gefragter Komponist ist Peter Eötvös eine der wesentlichen Figuren der europäischen Musik und führt mit 66 Jahren seine bemerkenswerte Karriere fort. Seit 1997 haben seine Opern – darunter Love and Other Demons, die in der Opéra du Rhin in Straßburg zum ersten Mal in Frankreich aufgeführt wird – reichlich zu dieser Anerkennung beigetragen. Atlantis (1995), das in den letzten Monaten nochmals überarbeitet wurde, ist ein großes Oratorium, welches den Mythos der versunkenen Insel aufgreift und jene lyrische Stimmung zum Ausdruck bringt. Das Orchester, der virtuelle Chor, eingespielt mit dem Synthesizer, die Kinder- und Baritonstimmen sowie die im Raum verteilten Musiker geben dieser Partitur ihre narrative und spektakuläre Dimension. Ajna Concerto von Oscar Bianchi (1975*), sein erstes Stück für großes Orchester, setzt einen Zyklus fort, zu dem bereits die Kantate Matra (2007 in Straßburg uraufgeführt) und zwei glänzende Partituren für Instrumental-Ensemble (Anahata und Visshuda Concerto) gehören. Diese Uraufführung schöpft aus den gleichen philosophischen Quellen Indiens und führt zur gleichen Virtuosität. Sie ist ganz das Ebenbild der überschäumenden wie geistreichen Persönlichkeit ihres Komponisten. Von dieser aufkommenden Generation ist Johannes Maria Staud (1974*) ein weiterer faszinierender Vertreter. On Comparative Meteorology wurde 2009 vom Cleveland Orchestra uraufgeführt und bereichert die betreuende Beziehung, die Musica seit 2006 mit dem jungen Komponisten aufgebaut hat. Ein Stück, dass, wie er sagt, von seiner erschütterten Entdeckung des Schriftstellers Bruno Schultz geprägt ist. Johannes Maria STAUD On Comparative Meteorology (2008-09) Premiere neue Version Oscar BIANCHI Ajna Concerto (2009-10) Uraufführung //// Pause Peter EÖTVÖS Atlantis (1995 / 2010) Premiere endgültige Version Gedicht von Sándor Weöres, Auszug: Néma zene Ende des Konzerts: 22:30 Uhr Mit Unterstützung des Ministère de la Culture et de la Communication - DRAC Alsace, der Stadt Straßburg, der Region Elsass, des Conseil Général du Bas-Rhin 18 FREITAG 24. SEPTEMBER 05 L'Ososphère Das multidisziplinäre Festival L’Ososphère, welches von der Kulturinstitution La Laiterie/Artefact initiiert wurde, fördert die kreativen und digitalen Künste und erzeugt durch dessen Aktionen einen ganz eigenen, jedoch gemeinsamen Blick auf das Leben der Stadt. Jedes Jahr arbeiten Musica und La Laiterie/Artefact Hand in Hand, um Verbindungen zwischen künstlerischen Sphären herzustellen. Jede Veranstaltung auf ihre Art erforscht dabei die zeitgenössischen Praktiken. 19 SAMSTAG 25. SEPTEMBER 11:00 Uhr, Cité de la musique et de la danse 06 www.musiquecontemporaine.fr Präsentation des Portals für zeitgenössische Musik Initiiert von Michel Fingerhut (Vorsitzender der Mediathek des Ircam) und entwickelt von dem Centre de Documentation de la Musique Contemporaine, liefert dieses Portal eine einzigartige Datenbank für zeitgenössische Musik und stellt die Beiträge von 21 Partnern, darunter Musica, in digitaler Form zur Verfügung. Das Portal für zeitgenössische Musik wurde mit Unterstützung des Ministère de la culture et de la communication, der Mission de la Recherche et de la Technologie sowie der Sacem entwickelt. Ende der Präsentation: 12:30 Uhr Mit Unterstützung der Sacem Eintritt frei entsprechend der zur Verfügung stehenden Plätze Die Initiatoren und Partner des Projektes (das Kultusministerium, die Sacem, das Cdmc und Ircam) stellen die Internetseite, die der zeitgenössischen Musik gewidmet ist, in Straßburg vor. Diese wird seit 2006 ausgebaut und umfasst mittlerweile die Ressourcen von etwa 30 französischen Organisationen, die sich mit der Musik nach 1945 auseinandersetzen. Mehr als 130 000 Referenzen wurden registriert und zahlreiche Daten digitalisiert, um deren Konservierung zu gewährleisten und deren Übertragung zu ermöglichen. Mit Hilfe des Portals kann ein Dokument (Buch, Partitur, Schallplatte, Film ...) lokalisiert, Auszüge von Tonaufnahmen gehört, die Aktualität der zeitgenössischen Musik verfolgt oder ein Kontakt ermittelt werden. Dabei begleiten praktische und pädagogische Werkzeuge die Navigation: Lexikon, Kartographie, chronologische Anordnung. Dieses „Werkzeug“ wendet sich an die verschiedensten Benutzer: Schüler und Studenten, Forscher und Profis, Musikfreunde sowie an das Publikum der Konzerte zeitgenössischer Musik. 20 SAMSTAG 25. SEPTEMBER 14:00 und 16:00 Uhr, Place de la Cathédrale, de l’Homme de Fer, Broglie und Saint-Étienne 07 Perkussionisten in der Stadt PiSDiG Umzug des Baseler Trommel-Ensembles Musikalische Leitung, Jonathan Botteselle, Brett Knorpp, Beat Schürpf Beginn: 14:00 Uhr und 16:00 Uhr von den Plätzen Broglie, Homme de Fer, Saint-Étienne Ankunft: 14:20 und 16:20 Uhr, Place de la Cathédrale Studenten des Konservatoriums Straßburg und der Hochschule für Künste Bremen Künstlerische Leitung, Jean-Paul Bernard, Olaf Tzschoppe (Les Percussions de Strasbourg), Emmanuel Séjourné (Konservatorium Straßburg) Iannis XENAKIS Pléïades (1978) – Auszug: Peaux Das Zusammenspiel der Perkussionisten sorgt auch dieses Jahr wieder für die traditionelle Festivalstimmung auf den Straßen Straßburgs. Mit Xenakis, Guerrero oder Zappa ist das zeitgenössische Repertoire auch in der Öffentlichkeit zu hören! 2009 löste Luca Francesconi mit seinem Blasorchester auf dem Münsterplatz eine wahre Musikwoge aus. Dieses Jahr präsentieren sich die Perkussionisten in Straßburgs Zentrum und überraschen ihr Publikum mit einem Konzert von unglaublicher Stärke. Dabei bedienen sie sich der Partituren aus den 70er Jahren und spielen drei Musikstücke, die die Vielfalt der zeitgenössichen Musikenergien verdeutlichen. 11' Pleïades, ein Auftragswerk der Stadt Straßburg, vereinigt die Schlagzeugkunst mit mythologischen 12' Elementen und Andeutungen an den Kosmos, der Xenakis lieb und teuer ist. Acte préalable von Francisco Gerrero lässt Schlagwerk und Theatralität aufeinandertreffen, und die Transkription des berühmten Black Page von 15' Frank Zappa erinnert schließlich an die Querverbindungen des Schlagzeugs, als plurales, traditionelles, populäres und zugleich ausgeklügeltes Instrument. Francisco GUERRERO Acte préalable (1977-78) Frank ZAPPA The Black Page (1976) Beginn der Konzerte: 14:30 und 16:30 Uhr, Place de la Cathédrale Ende der Konzerte: 15:15 und 17:15 Uhr Koproduktion Konservatorium Straßburg, Les Percussions de Strasbourg, Musica Das Zusammenlaufen verschiedener Genre wird symbolisch durch die Trommler von Basel zum Ausdruck gebracht, deren rhythmisches und synchrones Umherziehen allen eine unvergessliche Show bietet. 21 SAMSTAG 25. SEPTEMBER 17:00 Uhr, Cité de la musique et de la danse Das zweite Künstlerportrait, welches Musica dem Komponisten Oscar Bianchi widmet, leitet, mit Engagement, das Remix Ensemble der Casa da Música de Porto. Oscar Bianchi (1975*) beabsichtigt, seine eigene Suche mit der Intuition in Einklang zu bringen und Energie als eine für die Form notwendige Vitalität zu nutzen. Diese Suche nach einem dynamisch mobilen Objekt, wobei er sich von außermusikalischen Motivationen leiten lässt, bestimmt seine Arbeit. Das Instrumental Ensemble mit wechselnder Besetzung – 10 Musiker für Trasparente II, 16 für Anahata Concerto (darunter Akkordeon und Saxophon) – ist das ideale Werkzeug, um diese Reflexion zum Ausdruck zu bringen. Beide Partituren sind in den Jahren 2007-08 entstanden und offenbaren das Wesen ihres Autors. Anahata Concerto, bei dem sich Oscar Bainchi vom vierten indischen Chakra inspirieren ließ, erfordert eine hohe Virtuosität und experimentiert mit zwei Musikfiguren: den glissandi (eine Herausforderung für das Gesetz der Schwerkraft) und den rythmischen ostinati (der unerbittliche Vormarsch der Zeit). In Trasparente II werden mit neuer Instrumentierung die im vorherigen Trasparente (2007) entwickelten Figuren wieder aufgenommen: „Eine Art Untersuchung der ersten Version, sagt er, um eine weitläufigere Erforschung meiner eigenen Musik vorzunehmen.“ 08 Remix Ensemble Leitung, Baldur Brönnimann Daniel MOREIRA Limiar (Hommage à Haydn) (2008-09) Französische Erstaufführung Oscar BIANCHI Trasparente II (2007-08) Französische Erstaufführung Frederic RZEWSKI Coming Together (1971) Arrangement, Remix Ensemble Oscar BIANCHI Anahata Concerto (2008) Französische Erstaufführung Ende des Konzerts: 18:30 Uhr 22 SAMSTAG 25. SEPTEMBER 20:00 Uhr, Opéra national du Rhin 09 Love and Other Demons Oper in zwei Akten (2007) Die fünfte Oper von Peter Eötvös, Love and Other Demons, nach dem eponymen Roman von Gabriel García Márquez, wird in der Opéra national du Rhin erstmals in Frankreich aufgeführt. Musik, Peter Eötvös Libretto, Kornél Hamvai nach Gabriel García Márquez Del amor y otros demonios Regie, Silviu Purcarete Bühnenbild, Kostüme und Licht, Helmut Stürmer Video, Andu Dumitrescu In der fantastischen und tropischen Atmosphäre des Kolumbiens des XVIII. Jahrhunderts erzählt Love and Other Demons die Geschichte einer verbotenen Liebe. Die Liebe eines blutjungen Mädchens, Sierva Maria de tous les Saints, zu Cayetano Delaura, einem Exorzisten, der vom Bischhoff von Karthagena damit beauftragt wurde, es von seiner Besessenheit zu befreien. Sehr bald aber ist er selbst betroffen ... von den Dämonen der Liebeslust. Chor der Opéra national du Rhin Orchestre Philharmonique de Strasbourg Leitung, Peter Eötvös Sierva Maria, Allison Bell Don Ygnacio, Robert Brubaker Cayetano Delaura, Miljenko Turk Abrenuncio, André Riemer Don Toribio, Mats Almgren Dominga de Adviento, Jovita Vaskeviciute Josefa Miranda, Susan Bickley Martina Laborde, Laima Jonutyte Französische Erstaufführung in der Opéra national du Rhin, präsentiert im Rahmen des Festivals Musica 2010, Erstmals aufgeführt am 10. August 2008. In dieser ersten Oper über die Liebe entscheidet sich Peter Eötvös für die mehrsprachige Belcanto Technik und bearbeitet die Musik, indem er sich auf drei Einflüsse beruft (auf musikalische Elemente aus dem Afrikanischen, die von den Spaniern im XVII. Jahrhundert transformiert wurden, der Melismatik armenischen Ursprungs sowie seinen eigenen zeitgenössischen Stil). Indem er das Orchester teilt, schafft er einen “stereophonischen” Dialog und verleiht damit der dramatischen Handlung den Effekt der Spannung, Vorahnung und Vorwegnahme. Koproduktion des Glyndebourne Festivals und der Litauischen Nationaloper Englische Vorführung mit französischen und deutschen Untertiteln Weitere Vorstellungen in Straßburg: 27. und 29. September., 20 Uhr (Leitung, P. Eötvös) in Mulhouse: La Filature, 09. Oktober, 20 Uhr (Leitung, R. Sochaczewsky) Ende der Vorstellung: 22:30 Uhr Gesonderter Zutritt, bitte lesen Sie dazu S. 76. Die Oper Love and Other Demons wurde im Agust 2008 auf dem Glyndebourne zum ersten Mal gezeigt. Im selben Jahr folgte eine weitere Aufführung – in der Originalfassung von Silviu Purcaret – in Vilnius sowie in Deutschland in einer anderen Produktion. Die Erstaufführung in Frankreich wird vom Komponisten selbst dirigiert. 23 SONNTAG 26. SEPTEMBER 11:00 Uhr, Salle de la Bourse 10 Jean-Sébastien Dureau / Vincent Planès, Klavier Peter EÖTVÖS Kosmos (1961 / 1999) Musica entdeckte die beiden Pianisten 2009 bei einem Konzert mit den Werken György Kurtágs. Dieses Jahr widmen sie sich Eötvös, Crumb und Beethoven mit einem höchst erstaunlichen, den Raum thematisierenden Programm. Ludwig VAN BEETHOVEN Große Fuge opus 134 (1826) George CRUMB Celestial Mechanics (Makrokosmos IV) (1979) Peter Eötvös berichtet gern darüber, wie er als Siebzehnjähriger am 12. April 1961 durch den Flug des Russen Gagarine geprägt wurde: „Es war plötzlich so, als ob sich die Welt geöffnet hätte und unendlich sei.“ Beinahe vierzig Jahre später dient ihm diese Erinnerung als Vorlage, um mit einem gewissen Humor Kosmos für zwei Klaviere zu komponieren. Das Stück beginnt mit einer Art Big Bang, gefolgt von einer Reihe verschiedener Zustände und Episoden, die an die Entwicklung des Weltalls denken lassen. Das Werk geht eine Viertelsekunde vor dem nächsten Urknall zu Ende! Ende des Konzert: 12:15 Uhr Georges Crumb vertraut den vierten Teil seiner Reihe Makrokosmos dem Klavier für vier Hände an. Celestial Mechanics, dessen Titel dem französischen Mathematiker Laplace entliehen wurde, suggeriert eine kosmische Choreografie, einen majestätischen Sternensatz, eine Art himmlischen Ballsaal. Es ist eine Übung voller Virtuosität, die mit der Transkription für vierhändiges Klavier von Beethovens berühmter Großen Fuge B-Dur op. 133 bestätigt wird. 24 SONNTAG 26. SEPTEMBER 14:00 – 18:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 11 Portes Ouvertes 22 Konzerte in Folge zur Entdeckung der zeitgenössischen Musik Anthony Caillet, Euphonium Uwe Dierksen, Posaune Henry Fourès, Klavier Vincent Leterme, Klavier Bruno Mantovani, Klavier Donatienne Michel-Dansac, Sopran Carlo Rizzo, Schellentrommel François Thuillier, Tuba Studenten des Konservatoriums Straßburg 2009 war der Tag der offenen Türen eines der Highlights des Festivals. Einen ganzen Sonntag-Nachmittag folgte ein Konzert nach dem anderen, zu dem jeder, der wollte, leichten Zugang hatte und die heutige Musik im Moment ihrer Entstehung entdecken konnte. Dauer der einzelnen Konzerte: 45 min Eintritt frei entsprechend der zur Verfügung stehenden Plätze Die Straßburger Cité de la musique, als symbolischer Ort Musicas und des Konservatoriums, öffnet zum zweiten Mal in Folge seine Türen und zahlreichen Säle. Dies ist ein Appel an das Publikum, sich nach der Sommerpause auf das Festival und die Begegnung mit einem neuen Repertoire einzulassen. In den kleinen und großen Sälen, im Café des Konservatoriums oder auf der Terrasse, aber auch in den Zuhörerschlangen, wo geduldig diskuitert wird, kommt Leben auf. Wenn die Türen sich jedoch öffnen, lässt das Wort der Musik den Vorrang und es wechseln sich Dialog und Zuhören konstruktiv ab. Mit dieser neuartigen Veranstaltung soll ein ungehemmter Zugang zur zeitgenössischen Musik geschaffen werden. Die Musiker sind dabei ihre eigenen Vermittler. Sie interpretieren und kommentieren gleichzeitig, ernste Musik und leichte Musik wechseln einander ab und der Spass, etwas Künstlerisches zu leisten, ist genauso groß wie die Freude, einfach zusammen zu sein. 25 SONNTAG 26. SEPTEMBER 19:00 Uhr, Cité de la musique et de la danse 12 Vienna Vegetable Orchestra Konzert mit Instrumenten aus frischem Gemüse Vienna Vegetable Orchestra Ablauf Florenz Ur-Gem-X Die Wiener Gruppe Vienna Vegetable Orchestra gründete sich 1998. Deren Konzerte, bei denen Gemüse zu Instrumenten wird, vermitteln zugleich das Närrische wie Ernste. Radian / Kraftwerk Radian/Saftwerk Arrangement Vienna Vegetable Orchestra Es ist zuerst eine Liste „à la Prévert“: 22 Gemüse-, Kräuterund Wurzelarten, Auberginen, Gurken, Möhren, Sellerie, rote, grüne oder gelbe Paprikaschoten und natürlich Petersilie oder Kartoffeln … Eine Liste von Gemüse, die sich geschnitzt, ausgehölt, zugeschnitten in ein gleichermaßen seltsames wie spektakuläres Instrumentarium verwandeln. Vienna Vegetable Orchestra Scoville Nightshades Malang Stoik Transplants Krautrock Prelay Massacre D. P. Greenhouse „Wir lieben die Musik, die Kochkunst und das Gemüse“, so lässt sich in wenigen Worten die Motivation der Musiker zusammenfassen, die diese originelle Idee realisieren, eine Idee, die überlebt, nachdem sie bei weitem das Pennäler Prinzip der Initiative übertroffen hat. Das Vienna Vegetable Orchestra, bestehend aus fünfzehn Mitgliedern, die sowohl aus der Musik, der visuellen Kunst, der Gesangsdichtung, des Designs und sogar aus der Medizinwelt stammen, kreiert ganz neue Interpretationen der Werke Johann Strauss’, Stravinskys, Xenakis’ oder der Elektro-Pop Gruppen Kraftwerk und Radian … Ende des Konzerts: 20:00 Uhr Die Konzerte des VVO sind zugleich für das Auge und das Ohr – sie enden mit der Vorbereitung einer risigen Suppe, die an die köstliche Funktion dieser vergänglichen Instrumente erinnert! 26 Veranstaltungen 13 bis 27 Di 28. Sept – So 03. Okt 27 Dienstag 28. September 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 13 ICTUS Leitung, Georges-Elie Octors Bass, Romain Bischoff ( Introduction aux ténèbres) Kontrabass, Nicolas Crosse ( Introduction aux ténèbres) Klavier, Jean-Luc Plouvier (Concerto pour un piano espace n° 2) Technisch-musikalische Umsetzung Ircam, Grégory Beller Toningenieur, Alex Fostier Raphaël Cendo ist Vertreter einer aufsteigenden Generation, die eine neue Beziehung zur Tonalität anstrebt. Introduction aux ténèbres ist sein jüngstes und ehrgeizigstes Werk. Üblicherweise teilt sich die Welt der Komponisten in zwei Großfamilien: in jene, für die das Wort gegenüber der musikalischen Aufstellung dominiert, und diejenige, welche den Ton als unüberwindbar an das Werk gebunden sieht. Raphaël Cendos (1975*) Werke lassen sich der zweiten Familie zuordnen, auch wenn sich sein Engagement als Musiker seit einigen Jahren zugleich durch die Entwicklung einer originellen Ausdrucksweise („unreiner, gesättigter, elektrifizierter Ton…“) sowie engagierte Worte auszeichnet. Michaël LÉVINAS Concerto pour un piano espace n° 2 (1980 / 2010) Premiere der vollständigen Version Yann ROBIN Chants contre champs (2005) //// Pause Raphaël CENDO Introduction aux ténèbres (2009) Libretto, Auszug: Apocalypse selon Saint Jean 45’ Seine Auslegung der Apocalypse selon SaintJean folgt der Regel, eine gebieterische Abkürzung zwischen Vernunft und Gefühl zu finden. „Was hier vorherrscht, ist ein aufgrund zu großer Energie verwüstetes Umfeld (…). Es ist das Reich der Stätten, die wegen der Zwietracht der Vergangenheit nicht zur Ruhe kommen und in unendliche Finsternis versunken sind.“ Die ausdrucksvolle Dimension der Finsternis erscheint hier auf einzigartige Weise in den tiefsten Registern des akustischen Spektrums. Ende des Konzerts: 22:15 Uhr Mit Unterstützung der Sacem Cendo teilt dieses bewusst organische Verhältnis zur Tonalität mit Yann Robin (1974*), einst Schüler von Michaël Levinas (1949*). Mit Chants contre champs und dem Concerto pour pianos suggeriert das Ensemble Ictus eine Reise inmitten der zeitgenössischen Tonwelt. 28 Dienstag 28. September 20:30 Uhr, Maison des Associations et de la Culture, Bischwiller 14 Tournée Musica / Orchestre Philharmonique de Strasbourg siehe S. 17 29 MITTWOCH 29. September 18:30 Uhr, France 3 Alsace 15 Akademie Opus XXI Akademie Opus XXI Leitung, Fabrice Pierre Zu dieser vor zehn Jahren gegründeten Akademie gehört das Conservatoire Supérieur de Lyon und die Hamburger Hochschule für Musik. Sie fördert den Austausch zwischen den jungen Interpreten und Komponisten. Michele TADINI Miroir écrasé – doucement (2005) Ioannis PAPADOPOULOS Neues Werk (2010) Französische Erstaufführung Vincent-Raphaël Carinola, 1965 in Alcàsser (Spanien) geboren, hat in Toulouse dann in Lyon studiert, wo von 1998 bis 2002 er das Komponieren in Verbindung mit den neuen Technologien lehrt (CNR). Arbeitet zur Zeit aIs Ausbilder am Cefedem-Bourgogne von Dijon, lebt und arbeitet in Lyon. Vincent-Raphaël CARINOLA Neues Werk (2010) Französische Erstaufführung Karl NAEGELEN Neues Werk (2010) Französische Erstaufführung Karl Naegelen, 1979 in Bourg-en-Bresse geboren, hat das Komponieren am CNSMD von Lyon dann an der Hamburger Musikhochschule studiert. Er beteiligt sich unter anderem mit Georges Aperghis an MasterClasses. Begeistert sich für die aussereuropäische Musik und hat sich mehrmals in Indonesien aufgehalten. Sascha LINO LEMKE ...Qi zuò bù néng píng (2010) Gedicht von Li Yu Französische Erstaufführung Ende des Konzerts: 19:30 Uhr Sascha Lino Lemke, 1976 in Hamburg geboren, hat in seiner Geburtsstadt das Komponieren studiert und den Informatikkurs des Ircam besucht, erhielt mehrere Stipendien darunter ein Stipendium für den Darmstädter Sommerkurs. Er lebt in Hamburg, wo er an der Hochschule für Musik und Theater arbeitet. Ioannis Papadopoulos, 1978 in São Paulo (Brasilien) geboren, hat das Komponieren in Thessaloniki dann in Köln, Stuttgart (Marco Stroppa) und in Hamburg studiert. Er hat ebenfalls die MasterClass von Rihm, Manoury, Lachenmann oder Kaija Saariaho belegt. 30 MITTWOCH 29. September 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 16 Klangforum Wien Klangforum Wien Leitung, Peter Hirsch Anlässlich des 25. Geburtstages des Klangforum Wiens, eines der berühmtesten Ensembles Europas, werden drei Partituren komponiert, welche von ihm selbst zur Erstaufführung in Frankreich interpretiert werden. Aureliano CATTANEO Giano, repainted (2009-10) Französische Erstaufführung Georges APERGHIS SEESAW (2008) Französische Erstaufführung Seit einem Vierteljahrhundert schreibt das Klangforum Wien, das regelmäßig von Sylvain Cambreling, Friedrich Cerha und Beat Furrer dirigiert wird – eine außerordentliche Musikgeschichte: beinahe fünfhundert Partituren wurden uraufgeführt, mehr als sechzig CDs aufgenommen, Konzerte in der ganzen Welt gegeben und einmalige pädagogische Aktivitäten an der Universität Graz realisiert. //// Pause Bernhard LANG Monadologie VII « ...for Arnold... » (2009) Französische Erstaufführung Ende des Konzerts: 22:10 Uhr Die drei Partituren des Programms haben einen sehr ungleichen Aufbau und sind charakteristisch für die Vielseitgkeit der musikalischen Auswahl des Ensembles. Seesaw von Georges Aperghis – von dem das Klangforum Wien diesen Frühling Les Boulingrin nach Courteline an der Pariser Opéra Comique uraufgeführt hat – ist die Aufeinanderfolge „unvollendeter Einführungen, die nur kurzfristig eine Erinnerung hinterlassen, aber zusammen letztendlich einen einzigen großen Satz bilden“. In Monadology VII bezieht sich Bernhard Lang (1957*) auf Schoenbergs Sinfonie opus 38 und unterzieht dessen Kompostionstechniken seiner eigenen Handschrift – basierend auf loops, Zellen und sonstigen Verfahren der automatischen Verfielfältigung. Das symetrische Quintett nimmt Janus von Aureliano Cattaneo (1974*) wieder auf, dies jedoch mit dem Gedanken, dass sich ein vollendetes Bild nach mehrfacher Reproduktion degradiert, schließlich verfällt und nur eine Art Gerippe hinterlässt: Giano, repainted … 31 MITTWOCH 29. September 20:30 Uhr, Espace Rohan, Saverne 17 Tournée Musica / Orchestre Philharmonique de Strasbourg siehe S. 17 32 DONNERSTAG 30. September 18:30 Uhr, France 3 Alsace 18 Perkussions-Ensemble Studenten des Conservatoire national supérieur de musique et de danse de Paris Leitung, Michel Cerutti Victor Hanna (Rebond A) Emmanuel Hollebeke (Rebond B) Adrien Pineau (Short stories) Die jungen Schlagzeuger der Klasse von Michel Cerutti schneiden das zeitgenössische Repertoire mit Leuchtkraft und Begeisterung an. Das Schlagzeuginstrument war besonders seit Dimitri Chostakovitch (Le Nez, 1927-28) und Edgar Varèse (Ionisation, 1929-31) eines der innovativsten Instrumente des XX. Jahrhunderts. Die ihm gewidmeten auf seine immensen Möglichkeiten zurückzuführende Partiturenvielfalt sind nun unzählig. Philippe SCHOELLER Archaos Infinita I & II (2006) Iannis XENAKIS Rebonds A et B (1987-89) Martin MATALON Short stories (2005) Zwei Solistenstücke veranschaulichen die Vertonungsvielfalt, die das Schlagzeuginstrument hervorrufen kann. Rebonds ist ein spektakuläres in zwei unterschiedliche Teile aufgeteiltes Solo, das den Willen von Xenakis bescheinigt, der Auswirkung den Vorrang zu geben, den Zuhörer durch das fast primitive Verhalten zu prägen, das der Schlagzeuger gegenüber seinem Instrument finden muss. Hingegen erfordert Short stories von Martin Matalon (1958*) das zivilisierteste Schlagzeugisntrument und offenbart ein wohltemperiertes Klavier. Yann ROBIN Titans (2008) Ende des Konzerts: 19:45 Uhr Mit Unterstützung der Sacem Musica wird von France 3 Alsace empfangen Die Partituren von Philippe Schoeller und von Yann Robin, die beide für das SchlagzeugerEnsemble der von Michel Cerutti geleiteten Luzerner Akademie in Auftrag gegeben wurden, verpflichten beide zwölf Schlagzeuger. Auch hier eine entfernte Referenz an die Originalfassung von Ionisation. 33 DONNERSATG 30. September 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 19 Tournée Musica / Orchestre Philharmonique de Strasbourg siehe S. 17 34 FREITAG 01. OKTOBER 18:30 Uhr, Salle de la Bourse 20 Susanne Fröhlich, Paetzold Flöte / Petteri Pitko, Cembalo György LIGETI Hungarian Rock (1978) Die junge deutsche Flötistin spielt bei Festival Musica ein Konzert, bei dem modernster Instrumentenbau Elektronik in der Suche nach Unerhörten einigen. Fausto ROMITELLI Seascape (1994) György LIGETI Continuum (1968) dem sich und dem Die Paetzold Flöte, die in den siebziger Jahren von dem schweizer Flötenbauer Joachim Paetzold hergestellt wurde, ist das erstaunliche Ergebnis des Versuchs, altes Know how (Blockflöte) und Innovation zu verbinden. Diese quadratische Flöte hat eine außerordentliche Tonpalette, die erst seit kurzem von den Komponisten der neuen Generation erforscht wird. Emanuele CASALE Studio 2a (1999) Jukka TIENSUU Etudes – extrait : drain (2000) Französische Erstaufführung Oscar BIANCHI Crepuscolo (2004) Wie es sein gesamtes Werk verdeutlicht, ist Fausto Romitelli gewillt, die Beziehung zwischen der Schrift und dem Ton zu erneuern, ab 1994 öffnet er mit Seascape den Weg hierfür. Sein Landsmann Emmanule Casale (1974*) führte dies fort, indem er aufgenommene Töne hinzufügte. Jukka TIENSUU Musica ambigua (1996-98) – extrait : Vet Französische Erstaufführung Ende des Konzerts: 19:45 Uhr 2004 komponierte Oscar Bianchi das Werk Crepusculo und wurde Teil einer noch weitläufigeren Forschungsarbeit des Ircam. Crepusculo spielt mit der Gegenüberstellung von Nähe und Ferne, des lokalisierten Instruments und des akustischen Raumes. „Dieses Stück, sagt er, ist eine Hommage an die Unterbrechung von Raum und Zeit“ Susanne Fröhich ist Absolventin des Amsterdamer Konservatoriums. Sie lebt in Berlin, wo sie Blockflöte lehrt. Zudem ist sie eine der außergewöhnlichsten Virtuosinnen der modernen und einzigartigen Paetzold Flöte. 35 FREITAG 01. OKTOBER 20:30 Uhr, Palais Universitaire, Aula 21 Konzert Xenakis #1 music'Arte: Veranstaltung in zwei Teilen, in Zusammenarbeit mit ARTE Mit Terretektorh – das die Orchester/Publikum-Beziehung aus dem Konzept bringt – und der Vorführung des Films von Mark Kidel starten Musica und Arte ein spannendes Wochenende, dessen Konzerte und Begegnungen Iannis Xenakis gewidmet sind. Nach den großen Schocks der fünfziger Jahre mit Metastaseis und Pithoprakta, gefolgt von einem Intermezzo, in dem er sich anderen Musikbereichen zuwendet (Entwicklung von mathematischen, elektroakustischen Modellen, Kammermusik, Bühnenwerken), kehrt Iannis Xenakis zum Orchester zurück, mit dem Gedanken, einen „Sonotron bzw. einen Beschleuniger von Tonpartikeln“ zu schaffen. Wenn die Erfindung solch eines Werkzeuges unmissverständlich auf das wissenschaftliche Streben des Komponisten verweist, so verdeutlicht sie insbesondere dessen Wunsch nach einem neuen klanglichen Rausch. Dazu wird das Orchester inmitten des Publikums spielen, wodurch eine außergewöhnliche Nähe zu den Musikern entsteht, wie es voher noch nicht der Fall war. Terretekthor wird für den Zuhörer zu einem unvergesslichen Erlebnis: Schnelligkeit, klangliche Nähe und Entfernung, das Hören der Musik aus „dem Inneren“, die Inszenierung der Musiker, die nicht nur ihr Instrument, sondern auch verschiedenes klangvolles Zubehör handhaben (Pfeifen, Schlagzeuginstrumente, Sirenen…) … ein Gefühl der unmittelbaren Teilnahme und des erstaunlichen Klangs. Um dem Publikum die Möglichkeit zu bieten, das Werk von verschiedenen Plätzen zu hören, wird Terretektorh zweimal hintereinander inszeniert. Brussels Philharmonic – the Orchestra of Flanders Leitung, Michel Tabachnik La vie et la musique de Iannis Xenakis (1990) Film, Mark Kidel Produktion BBC, LA Sept, RM Arts //// Pause Iannis XENAKIS Terretektorh (1965-66) Ende der Veranstaltungen: 22:30 Uhr Hommage an Iannis Xenakis, unterstützt durch das Réseau Varèse Mit Unterstützung der Sacem Musica wird von der Universität Straßburg empfangen Musica arbeitet mit der Fondation Université de Strasbourg zusammen, um deren Aktivitäten zu födern. 36 SAMSTAG 02. OKTOBER 11:00 Uhr, Cité de la musique et de la danse 22 Begegnung mit dem Werk Iannis Xenakis’ Leitung, Alain Surrans, President der Vereinigung “Amis de Xenakis” Am Rande des reichen Konzertprogramms, das Iannis Xenakis gewidmet ist, bringt uns diese Begegnung die Persönlichkeit des Komponisten nahe. Zehn Jahre nach seinem Tod bleibt Iannis Xenakis eine zugleich beeindruckende wie umstrittene Figur, einer dieser beispiellosen Künstler ohne Nachkommen, von denen es in jedem Jahrhundert nur eine Handvoll in allen Fachbereichen gibt. Als Komponist, Mathematiker, Architekt und Informatiker beeindruckt Xenakis vor allem dadurch, dass es ihm gelungen ist, zwischen Wissenschaft und Kunst eine Verbindung zu schaffen. Mit dem philosophischen Bestreben, an die Denker der Antike und Renaissance zu erinnern, schafft er eine Verbindung zwischen Komposition, Intellekt und Tonerfahrung, Utopie und Realität, Kosmos, Natur und Menschheit. Zu dieser Begegnung werden Gäste geladen, die dem Komponisten nahe standen: seine Tochter Mâkhi, sein enger Freund und Komponist François-Bernard Mâche sowie Michel Tabachnik, der am Dirigentenpult über mehr als zwanzig Jahre zahlreiche Orchesterseiten von Xenakis uraufgeführt hat. Der wissenschaftlichen Annäherung an das Werk Xenakis’ durch den Musikologen Makis Solomos werden dabei die Erinnerungen seiner Freunde gegenübergestellt – Aussagen über einen Menschen, so faszinierend wie dessen Werk, und einen so sonderbaren Künstler wie Visionär. Teilnehmer: François-Bernard Mâche, Komponist, Musikwissenschaftler und Mitglied des Institut de France Makis Solomos, Musikwissenschaftler, Professor der Universität Paul-Valéry Montpellier III und ehrenwertes Mitglied des Institut universitaire de France Michel Tabachnik, Dirigent und Komponist Mâkhi Xenakis, Künstlerin und Autorin Mit Unterstützung der Sacem Eintritt frei, entsprechend der zur Verfügung stehenden Plätze Alain Surrans 37 SAMSTAG 02. OKTOBER 14:30 Uhr, Salle de la Bourse 23 Konzert Xenakis #2 Xenakis komponierte Nuits im Jahre 1967 als die Militärjunta in Griechenland die Macht ergriff. Kammerchor des Radio Lettone Leitung, Kaspars Putniņš (Nuits) Jan Michiels, Klavier (Evryali, Mists, À R. (Hommage à Ravel)) Nuits ist eine kurze und ergreifende Partitur für Chor, die den damaligen politischen Häftlingen gewidmet war, und hat für die künftigen Generationen eine Dimension universellen Ausmasses. Aufgrund ihrer Originalität und einer Kraft sondergleichen gehört sie nun zum Erbe der Hymnen gegen die Unterdrückung. Arne Deforce, Cello (Nomos Alpha) Iannis XENAKIS Nuits (1967) À R. (Hommage à Ravel) (1978) Nomos Alpha (1965-66) Evryali (1973) Mists (1981) Um dieses Stück wird Xenakis als eklektische Figur dargestellt, die Maurice Ravel würdigt (A R) und „eine zeitlose Architektur“ erforscht, „die sich auf die Transformationsgruppen stützt „ (Nomos Alpha) oder die Schwierigkeiten bis in die Grenzen des Unmöglichen zurückstößt (Evryali). Hommage an Iannis Xenakis, unterstützt durch das Réseau Varèse Mit Unterstützung der Sacem Ende des Konzerts: 15:45 Uhr Die Musik des griechischen Komponisten wird von außergewöhnlichen Interpreten gespielt und behauptet ihren originellen Charakter zwischen Engagement und Utopie. 38 SAMSTAG 02. OKTOBER 17:00 Uhr, France 3 Alsace 24 Konzert Xenakis #3 musikFabrik Leitung, James Wood Cello, Arne Deforce (Epicycle) Diese drei Partituren für «kleines Orchester» sind repräsentativ für die Achziger Jahre Ces trois partitions pour « petit orchestre » sont représentatives de ses années quatrevingt. Iannis XENAKIS Jalons (1986) Epicycle (1989) Thalleïn, Jalons und Epicycle wurden für ein quasi identisches KammermusikEnsemble komponiert (ca. fünfzehn Musiker) und kann mit der Symphonie de chambre op. 9 von Arnold Schœnberg verglichen werden, die das XX. Jahrhundert einleitet. In Epicycle tritt das Cello aus dem Ensemble hervor, um einen konzertanten Solopart zu übernehmen. Thalleïn (1984) Ende des Konzerts: 18:10 Uhr Hommage an Iannis Xenakis, unterstützt durch das Réseau Varèse Mit Unterstützung der Sacem Musica wird von France 3 Alsace empfangen Xenakis greift eher auf das Grossorchester (von Metastaseis oder Pithoprakta, bis Jonchaies) oder auf unerwartete, spezifische Aufstellungen (Eonta, A Colone, Persephassa…) als auf das « Miniatur-Sinfonieorchester » zurück. Er verzichtet dennoch nicht auf seine Sprache und auf seine instrumentale Arbeit. Bei den Streichern ist das Vibrato vorgeschrieben und der Klangeffekt übertönt alle weiteren harmonischen, melodischen oder rythmischen Parameter. Seine herben manchmal massigen und kompromisslosen Werke sind das Ergebnis des allgemeineren Gedankengangs des Komponisten gegenüber universellen Fragen unter anderem über die Zeit als zentrales Element. « Wir sehen, dass die Musik in all ihren Aspekten von der Zeit geprägt wird. Die Zeit als unantastbarer Strom oder die Zeit in ihrer erstarrten Form, zeitlos und durch das Gedächtnis möglich geworden. Die Zeit ist ein schwarzes Brett auf dem alle Phänomene und deren zeitlosen Beziehungen in unserer familiären Welt angeschlagen werden. » schrieb er 1988. 39 SAMSTAG 02. OKTOBER 20:30 Uhr, Palais de la Musique et des Congrès, Saal Érasme 25 Konzert Xenakis #4 Die Hommage an Xenakis endet mit einem Finale, das vier sinnbildliche Werke des Komponisten vereint: vier Musikstücke, die die Musik des XX. Jahrhunderts wahrlich zum erzittern brachten. Um den Xenakis-Tag gebührend abzuschließen, bedarf es einer musikalischen Aufstellung, die den Ambitionen des Werkes gerecht wird: Zu hören sind das Schlagzeugorchester der Percussions de Strasbourg, die vereinten Chöre aus Flandern und Vilnius, das Brussels Philharmonic und ein Pianist mit feuriger Virtuosität – Geoffrey Madge – unter der erfahrenen Leitung von Michel Tabachnik. Xenakis prägte unter anderem dank dieser vier Partituren sein Jahrhundert wie kein anderer. Er konfrontiert sein Publikum mit noch nie gehörten klanglichen Explosionen und ungewöhnlichen musikalischen Ideen, indem er sich über übliche Auffassungen und allgemein gültige Formen hinwegsetzt. Von den Glissandi in Metastaseis zu den Chören von Cendrées, von den unglaublichen Schlagzeuginstrumenten in Persephassa bis zur extremen Virtuosität in Synaphaï, fasst dieses Programm zwanzig Jahre Musik zusammen, in denen das Werk von Xenakis ein außerordentliches Bestreben zum Ausdruck bringt, welches mit den unglaublichsten menschlichen Herausforderungen verglichen werden kann. Eine Musik, die man mit Worten nur sehr schwer wiedergeben kann, die sich über die rituellen Themen der Modernität und Klassik hinwegsetzt. Brussels Philharmonic – the Orchestra of Flanders Les Percussions de Strasbourg (Persephassa) Chor des Radio Flamande / Chor des Radio Lettone (Cendrées) Leistung, Michel Tabachnik Geoffrey Madge, Klavier (Synaphaï) Iannis Xenakis Persephassa (1969) Synaphaï (1969) //// Pause Metastaseis (1953-54) Cendrées (1973-74) Ende des Konzerts: 22:40 Uhr Hommage an Iannis Xenakis, unterstützt durch das Réseau Varèse Mit Unterstützung der Sacem 40 SONNTAG 03. OKTOBER 11:00 Uhr, Salle de la Bourse 26 Mario Caroli, Flöte Mario Caroli, Flöte Erika Hashimoto, Klavier (PP, Nataraja) Von Edgar Varèse bis Bruno Mantovani, Solo, mit Klavier oder Elektronik, interessiert sich Mario Caroli für alle Ausdrucksformenen und technischen Möglichkeiten der Flöte. Seit mehreren Jahren gibt es keinen Musikkritiker und keinen Komponisten, der sich nicht voller Lob über die Begabung und unglaubliche Leichtigkeit geäußert hat, mit der dieser italienische Flötist, der in Straßburg lebt und lehrt, das gesamte Repertoire interpretiert. Dieser Musiker ohne Limits ist wahrhaftig ein Phänomen: Technik, Kraft, Poesie, Klangschönheit … Mario Carolli ist ein unglaubliches Talent und findet allgemeinen Beifall. Bei diesem Matinee-Konzert werden sechs Partituren präsentiert, von Densité 21,5, das Varèse für den Flötenspieler Georges Barrère anlässlich seines ersten Solokonzerts mit seiner Platinflöte geschrieben hat (Metall mit einer Dichte von ca. 21,5 g/cm3), bis zu den Mélodies arméniennes, komponiert von Bruno Mantovani für den ARD Wettbewerb 2010 in München. Toshio Hosokawa und Jonathan Harvey berufen sich auf andere Instrumente als die klassische Flöte – Bass Flöte, Piccolo –, während Sascha Lino Lemke und Philippe Leroux das Instrument mit der Elektronik und dem Klavier in Verbindung bringen. Ein Parcours, der eine Vielfalt von Klängen und musikalischen Auslassungen kreiert, mit denen sich der Interpret messen kann. Edgard VARÈSE Density 21.5 (1936 / 1946) Sascha LINO LEMKE Hellerau lesen - 4 persönliche Transkriptionsversuche (2003) Philippe LEROUX PPP (1993) Toshio HOSOKAWA Atem-Lied (1997) Bruno MANTOVANI Quatre Mélodies arméniennes (2009-10) Französische Erstaufführung Jonathan HARVEY Nataraja (1983) Ende des Konzerts: 12:15 Uhr 41 SONNTAG 03. OKTOBER 18:00 Uhr, Palais de la Musique et des Congrès, Saal Érasme 27 SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg Leitung, Emilio Pomárico Geige, Ilya Gringolts (Paysages avec figures absentes – Nachlese IV) Von Schoenberg bis Cattaneo spielt sich ein Jahrhundert Musik in vier Generationen ab und wird von einem ausgezeichneten Orchester interpretiert, auf das sich Musica immer wieder freut. In diesem Programm treten mehrere (un)willkürliche Verbindungen auf: Franco Donatoni (1927-2000) kommt in Verona zu dem Zeitpunkt auf die Welt als Schoenberg seine Variationen für Orchester opus 31 komponiert. Ein Jahr nach der Uraufführung von Voci wird Aureliano Cattaneo (1974*) in Italien geboren. Bei Schoenberg erscheint das BACH Motiv gleich nach der Einführung seiner Variationen ... Die von Jarrell und Cattaneo geltend gemachten Referenzen deuten auch Verwandtschaften oder Antagonismen an, dem Werk Paysage avec figures absentes setzt sich das Selfportrait with orchestra entgegen. Hier sind zwei mehr oder weniger introspektive Beobachtungen zu erkennen, da die Figuren Jarrells mit Absicht rein musikalisch sind. Der Titel des Werkes ist eine Art Hommage an den Schriftsteller Philippe Jaccottet. Franco DONATONI Voci (1972-73) Michael JARRELL Paysages avec figures absentes – Nachlese IV (2009 / 2010) Premiere neue Version //// Pause Aureliano CATTANEO Selfportrait with orchestra (2010) Uraufführung Arnold Schoenberg Variationen für Orchester opus 31 (1926-28) Ende des Konzerts: 19:50 Uhr 42 Veranstaltungen 28 bis 40 Di 05. Okt – Sa 09. Okt 43 DIENSTAG 05. OKTOBER 18:30 Uhr, Salle de la Bourse 28 Accroche Note Accroche Note Sopran, Françoise Kubler (Diadème) Klarinette, Armand Angster ( Art of Metal II) Technisch-musikalische Umsetzung Ircam, Robin Meier (Gone), Yann Robin ( Art of Metal II) Toningenieur Ircam, Maxime Le Saux Drei Komponisten erneuerten in den letzten Jahren die französische Landschaft der Tonschöpfung und beehren dieses Jahr das Straßburger Ensemble. Sie sind die wahren Vertreter einer neuen Generation. Ihre Wege kreuzen sich manchmal, ihre Musik ist oft unterschiedlich. Alle drei sind Träger von Projekten, die über ihre eigene Aktivität als Komponist hinausgehen. Jérôme Combier (1971*) mit dem Ensemble Cairn, Yann Robin (1974*) mit dem Ensemble Multilatéral, Christophe Bertrand (Jahrgang 1981) in Strassburg besonders mit In Extremis. Yann ROBIN Phigures (2004) Christophe BERTRAND Diadème (2008) Uraufführung Yann ROBIN Art of Metal II (2007) Mit dieser Aktivität sind sie nicht in ihrer alleinigen Welt abgekapselt, ganz im Gegenteil. Ihre Musik wird überall gespielt: in Frankreich, in Europa und manchmal sogar viel weiter weg. Mit Accroche Note, die sie für dieses Programm zusammenbringt, wird ihnen die Gelegenheit der Wiederholung (Art of Metal II, zum Beispiel, dessen Partitur für Bassklarinette spektakulär ist) und der Schaffung neuer Werke gegeben, darunter Diadème, einem Stück in vier Sätzen, die durch eine Klavierkadenz von einander getrennt sind. Jérôme COMBIER Gone (2009-10) Uraufführung Ende des Konzerts: 19:45 Uhr Koproduktion Ircam-Centre Pompidou Mit Unterstützung der Sacem Diese Partitur wurde bereits vor zwei Jahren von Christophe Bertrand komponiert und versucht den Hang des Komponisten für Schnelligkeit und Virtuosität mit Wohlklang, Gediegenheit und Ruhe, wie sie aus den Gedichten von Pierre Jean Jouve (1887-1976) ausgehen, in Einklang zu bringen. 44 DIENSTAG 05. OKTOBER 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 29 Le Père Musiktheater (2009-10) Musik, Michael Jarrell Text, Heiner Müller Le Père Übersetzung, Jean Jourdheuil (Édition de Minuit) Regie, André Wilms Licht, Hervé Audibert Video, Stéphane Gatti Bühnenbild und Kostüme, Adriane Westerbarkey Bühnenbild- und Kostümassistenz, Stéphanie Rauch Technisch-musikalische Umsetzung, Serge Lemouton Toningenieur Ircam, Sylvain Cadars Les Percussions de Strasbourg Schauspiel, André Wilms Sopran, Susanne Leitz-Lorey Mezzo-Sopran, Raminta Babickaite Alt, Truike van der Poel Erstmals aufgeführt bei den Schwetzinger Festspielen am 03. Juni 2010 Das Musiktheater von Michael Jarrell beruht auf dem autobiographischen Bericht des Schriftstellers Heiner Müller. Die stichhaltige und schneidende Sprache des ostdeutschen Schriftstellers Heiner Müller (1929-95), die er stets mit aussagekräftigen Bildern unterlegt, inspiriert seit den siebziger Jahren zahlreiche Musiker. Auch Michael Jarrell (1958*) übernimmt dessen Sprachstil, indem er die französische Übersetzung von Der Vater dem erzählerischen Kurztext anpasst. Der Bericht in zehn Teilen beschreibt die komplexe Beziehung des Autors zu seinem Vater, von der Zeit seiner Verhaftung durch die Gestapo im Jahre 1933 bis zu seinem letzten Besuch in einem Krankenhaus von Charlottenburg in WestBerlin. Der Komponist verändert die Erzählung, die dem Schauspieler anvertraut wird, nur sehr wenig und integriert die menschliche Stimme in die Schlagwerkskunst, was zur Dramatisierung beiträgt. Drei tiefe Frauenstimmen sorgen für eine quasi rituelle Distanz in Form eines Requiems. Im Auftrag des Ministère de la Culture et de la Communication, des Ircam-Centre Pompidou, Les Percussions de Strasbourg und den Schwetzinger Festspielen. Koproduktion zwischen dem Ircam-Centre Pompidou, Les Percussions de Strasbourg und den Schwetzinger Festspielen Mit Unterstützung von Pro Helvetia, Schweizer Kulturstiftung, der SACD. des Réseau Varèse Ende der Veranstaltung: 22:00 Uhr 45 18:30 Uhr, France 3 Alsace MITTWOCH 06. OKTOBER 30 Carte blanche Internationales Musikinstitut Darmstadt Die 1946 ins Leben gerufenen Darmstädter Sommerkurse waren die Hochburg der Avantgarde der Nachkriegszeit. Sie sind auch heute noch eine der wichtigsten Stätten, die der europäischen Tonschöpfung gewidmet sind. Nadar Ensemble Leitung, Daan Janssens Elektronik, Stefan Prins Daan JANSSENS (...en paysage de nuit...) (2010) Französische Erstaufführung Daan Janssens, 1983 in Brügge geboren, beginnt das Studium der Musik in seiner Geburtsstadt und wechselt später zum Studium der Komposition in Gent. 2008 nimmt er an den Darmstädter Sommerkursen teil und besucht 2009 die Kurse des Centre Acanthes. Als Komponist und Dirigent arbeitet er insbesondere mit dem Nadar Ensemble zusammen und ist zudem an der Universität von Gent im Bereich der Forschung tätig. Malin BÅNG turbid motion (2010) Französische Erstaufführung Johannes KREIDLER in hyper intervals (2008) Französische Erstaufführung Stefan PRINS Fremdkörper (2008) Französische Erstaufführung Malin Bång, 1974 in Schweden geboren, studiert Kompostion in Piteå, Berlin, Stockholm und Göteborg. Durch die Teilnahme an verschiedenen Master Classes begegnet er Brian Ferneyhough, Philippe Manoury oder Chaya Czernowin. Ende des Konzert:19:50 Uhr Mit Unterstützung der Sacem Johannes Kreidler, 1980 in Esslingen (Deutschland) geboren, beginnt in Stuttgart Komposition zu studieren. Später wechselt er nach Freiburg, wo er von Matthias Spahlinger unterrichtet wird und studiert parallel dazu Philosophie in Freiburg und elektronische Musik in Den Haag. Er war Schüler von Lachenmann, Ferneyhough und Richard Barrett bevor er 2006 in Rostock und Delmot selbst mit dem Lehren begonnen hat. Musica wird empfangen von France 3 Alsace Stefan Prins, 1979 in Belgien geboren, beginnt nach seinem abgeschlossenen Studium der Physik in Antwerpen das Studium der Komposition und setzt dieses in Brüssel, Den Haag und Freiburg fort. Zudem besucht er die Kurse von Beat Furrer und Vladimir Tarnopolski. Heute ist er sowohl im Bereich der Vertonung als auch Improvisation tätig. 46 MITTWOCH 06. OKTOBER 20:30 Uhr, Église Saint-Pierre-le-Jeune 31 Solistes XXI Solistes XXI Leitung, Rachid Safir Als Leiter des Ensembles Solistes XXI beabsischtigt Rachid Safir stets, die verschiedenen Musikepochen zu verbinden und besonders zwischen den früheren und dem zeitgenössichen Repertoire eine Brücke zu schlagen. Die Schöpfung von Philippe Leroux ist ein erneuter Versuch. Dieses Projekt entstand während einer Künstlerresidenz in der neuen Gastinstitution Maison Gracq, Cité européenne des écritures in Saint-Florent-le-Vieil. In diesem Familienhaus, das der im Jahre 2007 verstorbene Schriftsteller seiner Geburtsstadt am Loire-Ufer hinterließ, wurden im September 2009 Philippe Leroux (1959*) und die Solistes XXI empfangen. In Anlehnung an das Werk Guillaume de Machauts (≈13001377), in dem Poesie und Musik unüberwindbar verbunden sind, entstanden dort alle Niederschriften zu diesem Programm. Der Komponist erklärt seinen Vorgang folgendermaßen: „Zum Teil wie ein großer Palindrom um das Rondo von Machaut Ma fin et mon commencement gebaut, stützt sich dieses Werk vor allem auf die Grafik seiner Manuskripte. Die neumatische Schrift des XIV. Jahrhunderts war noch eng an die klangliche Geste gebunden, die sie hervorruft. Das Musikprojekt besteht darin, seine Gestik aus den Schriften von Machaut zu schöpfen und diese Gestik sowohl klanglich als auch strukturell zu inszenieren“. Philippe LEROUX Mon commencement est ma fin (2009-10) Uraufführung Leroux komponierte dieses Werk während eines Gastaufenthaltes in der “Maison Julien Gracq – Cité Européenne des Ecritures” in Saint-Florent-le-Vieil. Ende des Konzerts: 22:15 Uhr Zur Erinnerung an Marcel Rudloff, ehemaliger Bürgermeister von Straßburg 47 DONNERSTAG 07. OKTOBER 18:30 Uhr, Salle de la Bourse 32 Ircam Carte blanche Gilles Durot, Schlagzeug Astral/Chromoprojection Accroche note (Iconica) Brice Martin, Bass (Conical Intersect) Drei Komponisten, die zwischen 1975 und 1978 geboren sind und den „cursus Ircam“ in Paris belegt haben, präsentieren ihre letzten Partituren mit oder ohne Elektronik, mit oder ohne Bilder. Technisch-musikalische Umsetzung Ircam, Roque Rivas (Conical Intersect), Kenji Sakai ( Astral/Chromoprojection) Toningenieur Ircam, Jérémie Henrot Technische Regie Ircam, Thomas Goepfer Roque Rivas, 1975 in Santiago de Chile geboren, studiert Komposition, Elektroakustik und Informatik in Lyon, später in Paris. Von 2006 bis 2008 belegt er den Ircam Kursus. Anschließend wurde Mutation of Matter geschrieben. Roque RIVAS Conical Intersect (2007) Marco Momi, 1978 in Perugia (Italien) geboren, studiert Musik in seiner Geburtsstadt und Komposition in Straßburg (mit Ivan Fedele), Den Haag und 2007-08 am Ircam (mit Yann Maresz). Seine Partituren wurden bereits ausgewählt und von zahlreichen europäischen Ensembles interpretiert, So wurde Ionica im Jahre 2009 vom Amsterdamer Nieuw Ensemble uraufgeführt. Marco MOMI Iconica (2007) Roque RIVAS und Carlos FRANKLIN Mutations of matter (2008) Filmprojektion Kenji SAKAI Astral/Chromoprojection (2009) Kenji Sakai, 1977 in Osaka (Japan) geboren, beginnt das Studium der Komposition in Kyoto und setzt dieses in Paris (bei Frédéric Durieux, Allain Gaussin, Marco Stroppa) und Genf (bei Michael Jarrell) fort. Von 2007 bis 2009 studiert er am Ircam (mit Yann Maresz) und schreibt anschließend Astral/Chromoprojection. Ende des Konzerts: 19:45 Uhr Mit Unterstützung der Sacem und der Stiftung Jean-Luc Lagardère Carlos Franklin, kolumbianischer Künstler, der 1979 geboren ist und zur Zeit in Frankreich lebt, schafft umfassende Fotos, Zeichnungen, Musiken und Videos, oft von Texten ausgehend. Mutation of Matter ist seine erste Zusammenarbeit mit Roque Rivas. 48 DONNERSTAG 07. OKTOBER 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 33 Anthony Braxton Septet Saxophon und Klarinetten, Anthony Braxton Horn, Bügelhorn, Posaune, Taylor Ho Bynum Geige, Alto, Jessica Pavone Elektrogitarre, Mary Halvorson Tuba, Jay Rozen Kontrabass und Klarinette, Carl Testa Schlagzeug und Vibraphon, Aaron Siegel Seine Musik hat sowohl die Jazz-Szene als auch die Welt der klassischen Musik verwirrt. Der legendäre von Cage oder Stockhausen beeinflusste Saxophonist aus der Free Music Welt hat sehr kraftvolle und freie Musik komponiert. Schon im Laufe seiner Lehrjahre in Chicago, wo er Musik und Philosophie (1959-63) studierte, bringt Anthony Braxton einen eklektischen Geschmack, die Lust umzuwälzen und das Bedürfnis die allgemein gültigen Regeln zu brechen zum Ausdruck. Nachdem er aus dem amerikanischen Militärdienst nach dem Krieg in Korea, wo er einige Zeit lang stationniert war, entlassen wurde, setzt er seine Veranlagung innerhalb des AACM (Association for the Advencement of Creative Musicians) in die Praxis um, jedes Gefangensein zu vermeiden. Er begegnet in diesem Verein Musikern wie Dave Holland, Chick Corea, Barry Altschul, George Lewis oder Kenny Wheeler… Dann lernt er Max Roach und die Italiener der Gruppe Musica Elettronica Viva oder den emblematischen Gitarristen Derek Bailey kennen. Ein Stipendium der MacArthur Stiftung erlaubt ihm in den neunziger Jahren größere Projekte zu entwickeln, darunter eine Oper, Trillium R., die Nelson Mandela gewidmet ist. Seine Instrumentaltechnik, die Art, wie er mit dem Rythmus und den Klangfarben umgeht, sind charakteristisch für seine Musik zwischen afro-amerikanischer und westlicher Tradition. Das Septett, das mehrere Generationen von Musikern um ihn vereint, ist hierfür ein sehr lebhafter Beweis. Ende des Konzerts: 21:50 Uhr Koproduktion Jazzdor, Festival de Jazz de Strasbourg / Pôle Sud, scène conventionnée pour la danse et la musique / Musica 49 FREITAG 08. OKTOBER 9:00-17:00 Uhr, Universität Straßburg, Konferenzsaal des ISIS 34 Kolloquium Bernd Alois Zimmermann #1 Das Werk des Komponisten aus heutiger Sicht Koordination und Realisation, Pierre Michel, Universität Straßburg, Forschungsgruppe “ Approches contemporaines de la réflexion et de la création artistique” In Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste, Berlin Mit Unterstützung des DAAD (Deutsch Akademischer Austausch Dienst) Auf Initiative der Straßburger Universität hin findet im Laufe des Musica Festivals das erste französische Kolloquium über eine der wesentlichen Figuren der Musik des XX. Jahrhunderts statt. Bernd Alois Zimmermann ist eine der schillerndsten Persönlichkeiten der Tonschöpfung der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg. Nach seinem Selbstmord im Jahre 1970 hinterliess er ein eigenartiges und markantes Werk. Seine einzige und gigantische Oper Die Soldaten nach dem Stück von Jakob Lenz und sein berühmtes Requiem für einen jungen Dichter sind unter anderem zwei unumgängliche Werke, deren Ambition und Ausdruckskraft ungewöhnlich sind. 9:00 Uhr: Einführung durch Pierre Michel, Philippe Albèra, Heribert Henrich 9:00 -12:30 Uhr: Das Werk Zimmermann aus heutiger Sicht: Analyse, Rezeption, neue Perspektiven Mit: Pascal Decroupet (Université de Nice ), Beat Föllmi (Université de Strasbourg), Oliver Korte (Musikhochschule Lübeck), Heribert Henrich (Akademie der Künste, Berlin) Zimmermann ist dennoch in Frankreich nur wenig bekannt. Sein Name wird selten mit der emblematischen Avantgarde der fünfziger Jahre in Verbindung gebracht und seine Musik weniger gespielt als die Werke der anderen Musiker. Strassburg hat jedoch regelmässig seine Musik gespielt (1968 wurde sein Cellokonzert von Ernest Bour uraufgeführt) und Musica hat ihn schon in den achtziger Jahren als eine der Schutzfiguren des Festivals aufgenommen (das Requiem wurde 1986 gespielt, Die Soldaten im Jahre 1988), eine humanistische, vielseitige und grosszügige Figur. 14:00 – 17:00 Uhr: Ballet, Oper, Kammermusik Mit: Ulrich Mosch (Paul Sacher Stiftung, Basel), Laurence Helleu (Institut d’esthétique des arts et technologies CNRS, Universität Paris I), Dörte Schmidt (Universität der Künste, Berlin), Werner Strinz (Konservatorium Straßburg) In Zusammenarbeit mit der Universität Straßburg Gesonderter Zutritt, bitte lesen dazu S. 77. Die größten Zimmermann-Experten (Musikologen und Interpreten) sind zu diesem Kolloquium eingeladen und vierzig Jahre nach seinem Tod sollte es endlich möglich werden, den wahren Platz dieses Komponisten zu ermitteln, der sich als « eine typische Mischung aus rheinischem Mönch und Dionysos » bezeichnete. 50 FREITAG 08. OKTOBER 18:30 Uhr, Salle de la Bourse 35 Zebra Trio Geige, Ernst Kovacic Alt, Steven Dann Celle, Anssi Karttunen Drei außergewöhnliche Musiker haben entschieden, ihre vielseitigen persönlichen Karrieren zu vereinen, um den einmaligen Versuch zu machen, im Streichertrio zu spielen, und haben sich für das Emblem des Zebras entschieden, für das einzige Einhufer, das nie domestiziert wurde! Oft ist das Streichertrio etwas abseits vom Quartett obwohl es eine der anspruchsvollsten und bemerkenswertesten Formationen ist. Seit 2009 haben der Österreicher Ernst Kovacic, der Kanadier Steven Dann und der Finne Anssi Karttunen ihre unvergleichlichen Karrieren vereint, um dieses Repertoire zu interpretieren und sich an Uraufführungen zu beteiligen. Jeder ist getrennt mit den grössten Komponisten der heutigen Zeit in Kontakt gekommen, von Friedrich Cehra bis Beat Furrer, von Kaija Saariaho bis Luca Francesconi… Als Solisten haben sie mit den Wiener Philharmoniker, dem BBC Symphony Orchestra oder dem Los Angeles Philharmonic. Ensemble gespielt und legen ihre Karrieren zusammen. In Straßburg nehmen sie teil am Programm, das besonders mit der französischen Premiere eines Jugendterzetts und mit der Violinsonate, seinen ersten Werk für Soloinstrument, aus dem Jahre 1951 mit der Zwölftontechnik als Hommage an Johann Sebastian Bach, Bernd Alois Zimmermann gewidmet ist. Sie liessen uns auch eine ihrer ersten Aufträge entdecken, die sie dieses Jahr bei Rolf Wallin (1957*), dem unbeständigsten Komponisten aus Norwegen, aufgegeben haben. Bernd Alois ZIMMERMANN Trio (1944) Französische Erstaufführung Esa-Pekka SALONEN knock, breathe, shine (2010) Französische Erstaufführung Bernd Alois ZIMMERMANN Sonate für Geige allein (1951) Rolf WALLIN Sway (2010) Uraufführung Ende des Konzerts: 19:45 Uhr 51 FREITAG 08. OKTOBER 20:30 Uhr, Cité de la musique et de la danse 36 Ensemble intercontemporain Ensemble intercontemporain Leitung, Susanna Mälkki Zwei Komponisten, zwei Generationen, zwei verschiedene Weisen die Tonschöpfung zu verstehen. Das Ensemble intercontemporain und seine Musikleiterin Mälkki sind seit vielen Jahren beiden treu. Michael JARRELL La Chambre aux échos (2010) Nach dem Roman von Richard Powers Vulcano, der Titel des Werkes von Yann Robin (1974*), ist nicht nur eine Anspielung auf das jüngste Ereignis in Island und auf seine lähmende Konsequenzen, die ausgiebig kommentiert wurden. Seine Musik ist eruptiv und feurig. Sie stützt sich häufig auf brutale und ausdrucksvolle Klangelemente, radikalisiert den instrumentalen Klang und fügt ihn Strukturen ein, in denen das Klangliche zugleich akustisch und orchestral ist. Die Anspielung auf die Vulkankraft für dieses neue Werk, das dem Grossensemble gewidmet ist (29 Musiker), wird also niemanden überraschen. Vielmehr wird auf Anhieb durch die Auswahl der traditionnellen Instrumente (Blasinstrumente zu zweit, Streicher, Schlagzeug, Klavier und Harfe) beim Zuhörer für Neugierde gesorgt: „Alle aufbrausenden vulkanischen Demonstrationen nähren das Imaginäre und geben Hinweise über die künftige Klangrichtung und Laufbahn“. //// Pause Yann ROBIN Vulcano (2009-10) Uraufführung Ende des Konzerts: 22:00 Uhr Mit Unterstützung der Sacem Von der gleichen Orchesterstruktur erzeugt Mickaël Jarrell offensichtlich eine ganz andere klangliche Textur, deren Raffinesse und deren Farben auch hier sozusagen im Titel voller Reminiszensen enthalten sind. La Chambre aux échos ist die dritte und letzte Partitur des schweizer Komponisten im Programm von Musica 2010 und zeugt von einer intensiven kreativen Zeit. Über die musikalische Voreingenommenheit hinaus ist die Konfrontation dieser beiden neuen Partituren schön und in der Tat das Spiegelbild von sich entwickelnden Schreibweisen und der Auswirkung der neuen Klangfelder 52 SAMSTAG 09. OKTOBER 9:00-16:45 Uhr, Universität Straßburg, Konferenzsaal des ISIS 37 Kolloquium Bernd Alois Zimmermann #1 Das Werk des Komponisten aus heutiger Sicht Koordination und Realisation, Pierre Michel, Universität Straßburg, Forschungsgruppe “ Approches contemporaines de la réflexion et de la création artistique” In Zusammenarbeit mit der Akademie der Künste, Berlin Mit Unterstützung des DAAD (Deutsch Akademischer Austausch Dienst) 9:00-11:45 Uhr: Interpretation der Ästhetik und des Werkes Zimmermanns, Mit Hans Zender Dirigent, Komponist), Peter Hirsch (Dirigent), Pierre Strauch (Cello) 14:00-16:45 Uhr: außermusikalische Quellen, Raum, Ästhetik, Mit Laurent Feneyrou (CNRS), Ralph Paland (Universität Köln), Jörn Peter Hiekel (Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden) In Zusammenarbeit mit der Universität Straßburg Gesonderter Zutritt, bitte lesen dazu S. 77. 53 SAMSTAG 09. OKTOBER 12:45 Uhr, Buchhandlung Kléber 38 Pierre Strauch, Cello / Keiko Murakami, Flöte Bernd-Alois ZIMMERMANN Vier kurze Studien (1970) Dieses „Aperitif-Konzert“ in der Buchhandlung Kléber beendet den zweiten Tag des Kolloqiums Bernd Alois Zimmermann und verdeutlicht dessen wahnsinniges instrumentales Schaffen. Sonate für Cello allein (1960) Tempus loquendi (1963) Pierre Strauch ist seit 1978 Solist des Ensemble Intercontemporain. Zimmermanns Solopartituren gehören seit langem zu seinem Repertoire. Die fünf-teilige Sonate, die das Buch Jesus Sirach zitiert, wurde bei der Uraufführung von Siegfried Palm im Jahre 1960 als derart schwierig zu interpretieren betrachtet, dass der Musikverlag Schott sich weigerte, dieses Werk zu veröffentlichen. Ein halbes Jahrhundert später jedoch ist es eines der Werke, mit dem die Cellisten gerne konfrontiert werden, und das auf dem Programm der meisten Konservatorien in Europa steht. Zehn Jahre später werden auf Wunsch des gleichen Siegfried Palm diese Schwierigkeiten für eine Reihe von „Studien zur Interpretation der neuen Cellomusik“ (4 Kurzstudien) erneut behandelt. Vor dem Konzert, 12:00 Uhr: Begegnung mit Philippe Albèra (Musikwissenschaftler am Konservatorium Lausanne) zur Herausgabe der neuen Version der Schriften von B. A. Zimmermann (Contrechamps Verlag, Genf) sowie mit Laurence Helleu (CNRS) anlässlich der Veröffentlichung ihres Buches Les Soldats de Zimmermann. Une approche scénique (Die Soldaten von Zimmermann. Ein Bühnensatz) (MF Verlag, Paris) In Zusammenarbeit mit der Universität Straßburg und der Buchhandlung Kléber Eintritt frei, entsprechend der zur Verfügung stehenden Plätze Tempus loquendi für Flöten bezieht sich ebenfalls auf das Buch Jesus Sirach. Dieses Werk wurde 1963 komponiert und weist ebenfalls beim ersten Anschein unüberwindbare Schwierigkeiten auf, insbesondere durch die Überlagerung von drei Simultanschichten, die Zimmermann vorschlägt, „virtuell“ zu erreichen. Eine weitere Besonderheit der Partitur ist das Vorhandensein von zufallsbedingten Elementen, die Zimmermann in keinem anderen Werk verwendet. 54 SAMSTAG 09. OKTOBER 17:00 Uhr, Salle de la Bourse 39 Andreas Grau / Götz Schumacher, Klavier Claude DEBUSSY Prélude à l’après-midi d’un faune (1892-94 / Version für zwei Klaviere: 1895) Das zweite von Musica 2010 geladene Pianisten-Duo mit Andreas Grau und Götz Schumacher interpretiert Bernd Alois Zimmermann und York Höller, die sich auf Claude Debussy beziehen. Indem er seinem zweiten Klavierduo den Titel Monologe gibt, bezieht sich Zimmermann auf das Orchesterwerk, das ihn inspiriert: Dialoge (Konzert für zwei Klaviere) und als Hommage an Claude Debussy 1960 für die Brüder Alfons und Aloys Kontarsky komponiert wurde. Er benutzt hier die « Pluralmethode des Komponierens», die er später für seine Oper Die Soldaten verwendet, und man müsste eigentlich von einem doppelten Monolog sprechen: „Die beiden Pianisten, erklärt der Komponist, spielen gleichzeitig aber nicht immer im selben Moment und jeder ist in seinen eigenen Gedanken versunken, …“ und in den zahlreichen Zitaten (Mozart, Messiaen, Beethoven, Bach …). York Höller war Schüler von Zimmermann, der ihn dazu ermutigte, diese beiden wesentlichen Einflüsse zu mischen und zu transformieren, und komponiert im Sinne von Bach und Debussy 1996 seine Partita. Diese lange Suite in sechs Sätzen trägt so vielsagende Titel wie Präludium, Fugue, Fantasie... und entfaltet nach Art der Barockmusik eine grosse harmonische und metrische Komplexität. En blanc et noir (1915) Bernd-Alois ZIMMERMANN Monologe (1965) York HÖLLER Partita (1996) Ende des Konzerts: 18:15 Uhr Die Transkription für zwei Klaviere des Prélude à l’après-midi d’un faune und besonders das Meisterwerk En blanc et noir aus dem Jahre 1915 geben diesem Konzert eine faszinierende und einzigartige Farbe. 55 SAMSTAG 09. OKTOBER 20:30 Uhr, Palais de la Musique et des Congrès, Saal Érasme 40 Orchestre Philharmonique du Luxembourg Orchestre Philharmonique du Luxembourg Leitung, Peter Hirsch Klavier, Pascal Meyer und Xenia Pestova (Dialoge) Das Festival wird mit diesen vier Orchesterwerken beendet, die einen Überblick über die Vielseitigkeit geben, auf die der deutsche Künstler Anspruch erhob – zwanzig Jahre Vertonung, die uns erlauben, einen genialen und verkannten Musiker (wieder) zu entdecken. Bernd Alois ZIMMERMANN Musique pour les soupers du Roi Ubu (1962-66) Dialoge (1960 / 1965) Französische Erstaufführung Von der mehr oder weniger leichten und klassischen Musik, die das Kino-Essay von Michael Wolgensinger (Metamorphose) begleitet, bis zum düsteren Werk Stille und Umkehr vor seinem Selbstmord im August 1970, hat Bernd Alois Zimmermann vielseitige und sehr persönliche Orchesterwerke komponiert. Seine Musik strahlt in zahlreiche Richtungen, wie es der beissende Humor der Musique pour les soupers du Roi Ubu oder, Dialogue, oder seine Beziehung zu Debussy belegt. Das Zitat ist eine bei Zimmermann typische Kunst. Er belebt diese Kunstform, schöpft im vergangenen Repertoire, übernimmt sie von seinen Zeitgenossen (Stockhausen, Henze, Dallapicolla in den „soupers“), geht über Genre und Stil hinaus (Konzerto aber auch Einführung der Jazz-Musik, der Tanz- siehe der Popmusik …, auf die er versessen war). //// Pause Metamorphose (1954) Stille und Umkehr (1970) Ende des Konzerts: 22:20 Uhr Sogar mit Stille und Umkehr, seiner letzten Partitur (sie wird in Nürnberg 1971 nach seinem Ableben uraufgeführt), verzichtet er trotz der massiven Reduzierung des Materials und der totalen Reglosigkeit dieser Musik nicht darauf, üblicherweise orchesterfremde Instrumente (eine Musiksäge, ein Akkordeon) und flüchtig ein Blues-Rhythmus … hinzuzufügen, vermutlich eine Art und Weise mit der er zu verstehen geben will, dass auch in der tiefsten Verzweiflung ein Schimmer von Fantasie bestehen sollte. 56 1 Gespräch mit Sabine von Schablowsky « Wissen Sie, er hatte seine Welt … » Sabine von Schablowsky war mit Bernd Alois Zimmermann von 1950 bis zu seinem Tod, 1970, verheiratet. Die gebürtige Breslauerin begann ihr Medizinstudium in ihrer Heimatstadt und beendete ihre Ausbildung in Köln. Während der Kriegsjahre arbeitete sie u.a. als Blindenlehrerin. Nach Zimmermanns Tod praktizierte sie als ärztliche Therapeutin. Erinnern Sie sich noch an Ihre erste Begegnung mit Bernd Alois Zimmermann? Oh ja! Ich studierte damals Medizin zu Ende, musste aber nebenbei Geld verdienen. Also schrieb ich für Studenten Doktorarbeiten mit der Schreibmaschine ab. Irgendwann wurde einer dieser Studenten krank, und er bat mich, seine Arbeit einem anderen Studenten in der Uni zu übergeben. Das war Bernd Alois. Wir sprachen nicht sehr viel miteinander, aber er sagte dann: »Kommen Sie doch nach Krefeld, ich habe da eine Aufführung.« Das war 1949. Ich ging dann tatsächlich mit einer Kollegin ins Konzert, irgendwann im Oktober war das. Wir haben vorher noch einen Kaffee getrunken. Als wir das Café verließen, habe ich drei Stufen übersehen und knickte mit dem Fuß um. Ich hatte einen Kapselriss und habe dann unter großen Schmerzen das Konzert meines späteren Mannes angehört. Er hat mich dann besucht, und dann ging alles sehr schnell weiter. Welchen Eindruck hinterließ seine Musik bei Ihnen? Sie spielten Lob der Torheit, eine Kantate nach Goethe. Damit hatte ich keine Schwierigkeiten. Ich kannte ja Goethes sehr amüsanten Text, das machte mir den Zugang leicht. Ich war immer sehr musikorientiert gewesen, aber natürlich sehr klassisch. Man muss sich vorstellen, dass wir ja damals nichts hören konnten, weder Bartók, noch Hindemith, noch die ganz modernen Komponisten. Ich hatte zusammen mit einer Freundin ein winziges Radiogerät, mit dem wir uns ein wenig auf dem Laufenden hielten. Durch Bernd Alois lernte ich schnell sehr bewusst und viel von Hindemith, Strauss, Bartók kennen, und Sachen, von denen ich noch nie gehört hatte. Man kann sich heute gar nicht vorstellen, wie die Nazis gewütet haben. Abgesehen von all dem Grauen – wie diese Verbrecher das tägliche Leben beengt haben! Wenn ich die heutigen Möglichkeiten sehe, fühle ich mich betrogen – nicht nur um meine Jugend, sondern um die Kenntnis von der Welt. Und Bernd Alois Zimmermann hat Sie in diese Welt geführt? Ja, ich hatte plötzlich Zugang. Und wir haben uns dann sehr bald zusammen getan. Ich erlebte ihn am Klavier und in Gesprächen, ununterbrochen. Das war für mich eine neue Welt – nein, es war eigentlich unsere Welt, die wir gründeten. Ihr Mann war damals Anfang dreißig. Können Sie ihn beschreiben? Die Erscheinung war eigentlich nicht besonders. Er war damals furchtbar mager. Das Bestechende war: Wir haben unendliche Gespräche geführt. Da ich in ziemlich beengten Verhältnissen zusammen mit einer Freundin wohnte, hatten wir keinen Ort, wo wir bleiben konnten. So stiegen wir in Köln-Lindenthal in die Straßenbahn und sind von Endstation zu Endstation gefahren, weil wir auch kein Geld für Kaffee oder ähnliches hatten. Diese Gespräche waren so intensiv – ich muss zugeben, dass ich auf das Äußere nicht sehr geachtet habe. 1 Das Interview wurde vom Chefdramaturgen Thomas Wördehoff anlässlich der Inszenierung von Die Soldaten bei der Ruhrtriennale 2006 geführt und in dem Programmheft zur Produktion erstmals veröffentlicht. 57 Über was haben Sie gesprochen? Über unser Leben, über den Krieg, über aktuelle Theateraufführungen. Das war ja ganz toll in Köln: In zerstörten Kirchen wurde Offenbach aufgeführt oder der Jedermann. In der halb zerbombten Uni sah man Draußen vor der Tür, der Hauptmann von Köpenick und all diese neuen Stücke. Das waren sehr wilde Jahre. Wie waren seine Kriegserlebnisse? Er kam zunächst nach Frankreich. Es mag grotesk klingen, aber zu allererst besorgte er sich in Paris Noten, die er in Deutschland nicht kriegen konnte. Bald wurde er dann nach Russland versetzt, als Melde-Reiter. Er hat mir von einem Erlebnis erzählt, als er einmal die Verbindung zu seinen Leuten verloren hatte. Irgendwann in einem heißen Sommer kam er in ein Dorf und ging in ein Haus. Er bemerkte wohl viel zu spät, dass die Anwesenden Russen waren. Irgendwie hat er es dann geschafft, sich zurück zu ziehen und konnte dann unbehelligt fliehen. Auf dem Pferd! Eine absurde Situation. Wie kam es zu seiner Kriegsversehrung? Er erzählte davon nicht gerne. Irgendwo musste er wohl auf etwas warten und längere Zeit bis über die Knie im Wasser stehen. Als man ihn dann herausholte, war er total vergiftet. Er musste dann über viele Jahre noch behandelt werden, weil sich die Haut ablöste. Er verlor sämtliche Haare und war am ganzen Körper wund. Wenn man sich überlegt, dass die Haut ein wichtiges Atmungsorgan ist …! Er sagte, dass er eine Bleibenzin-Vergiftung hatte. Wie war seine Beziehung zu den Eltern? Sein Vater arbeitete bei der Eisenbahn im Stellwerk – er ging auch die Gleise ab – das war ein ganz lieber, einfacher Mann ...! Als Bernd Alois in Ostpreußen in einem Lazarett lag, hat der Vater, weil er die Möglichkeit hatte, umsonst mit der Eisenbahn zu fahren, seinen Sohn in Ostpreußen besucht. Und er hat immer erzählt: »Ja, der Papa …« – Sie müssen sich vorstellen, er sprach Dialekt – »der Papa saß dann da und fragte: »Na Alois, wie geht’s Dir?« Und dann sagte Bernd Alois: »Na et jeit juht!« – in ländlichem Platt. Von oben bis unten verbunden. Dann schwiegen sie beide. Nach einer langen Weile sagte der Vater dann irgendwann: »Jetzt geht mein Zug, jetzt muss ich wieder weg.« Er hat seine Eltern sehr geliebt? Ja. Sie mussten für dieses Internat sehr viel zahlen. Sie haben sich krumm gelegt! Ab dem zehnten Lebensjahr war er im Kloster Steinfeld. Er kam nur in den Ferien nach Hause. Dann kamen die Nazis und schlossen das Internat – es war schließlich ein Priesterseminar. Deshalb ist er nach Köln aufs Apostel-Gymnasium gegangen und hat dort 1937 das Abitur gemacht. Kurz darauf Arbeitsdienst und dann Militär. War Zimmermann, als Sie ihn kennen lernten, eher ein Mann, der verletzt worden war, oder doch eher ein Mann im Aufbruch? Schon ein Mann, der extrem verletzt worden war, aber vor allem ein Mann, der so viel Impetus in sich hatte, dass ich mich gar nicht entziehen konnte. Er war ja auch so eloquent! Es war klar, dass wir zusammen- bleiben würden. Er sagte mir: »Wir werden arm sein, wir werden es sehr schwer haben. Du wirst wahrscheinlich Deinen Beruf erst gar nicht ausüben. Ich werde weiterhin sehr krank sein.« Das ist alles eingetroffen. Was war die Krankheit? Die Augen. Seit der Jugend litt er unter gravierenden Hornhautentzündungen. Die Hornhaut ist ein sehr schmerzempfindlicher Teil des Auges. Wenn sie entzündet ist und Geschwüre hat, tut es furchtbar weh. Diese Entzündungen hinterlassen Narben, die wie Milchglas wirken. Er konnte dann nicht mehr schreiben! Das war für ihn das Schrecklichste. Bald kam dann Cortison auf, das er auch benutzte. Man hat aber damals nicht gewusst, dass durch die Anwendung von Cortison die Hornhaut dünner wird. Es bestand die Gefahr einer 58 Deszemetozele. Er konnte dann später nur bei Tageslicht oder bei Kunstlicht arbeiten. Deshalb stand er immer sehr früh, zwischen 4 und 5 Uhr auf. Den Wechsel von Tages- zu Kunstlicht vertrug er nicht. Wozu führte das? Ich glaube zu einem sehr intensiven Leben. Er arbeitete ununterbrochen. Um Geld zu verdienen, an Hörspielmusiken, für die Schulmusik, für das Hagestedt Tanzorchester … ... für Tanzorchester? Ja, es gab hier in Köln das berühmte Tanzorchester von Hermann Hagestedt. Bei ihm probierte Zimmermann alles Mögliche aus, vor allem aber Instrumentationen und Arrangements. Anfang der sechziger Jahre kamen die Beatles auf. Hatte er zu dieser Musik ein Verhältnis? Das mochte er unglaublich gerne. Jazz – das hören Sie ja in den -Soldaten! Er hat ja Tanzmusik auf dem Dorf gespielt, am Klavier. In Bliesheim, wo er geboren wurde, gab es jede Woche Tanzmusik. Und er ging auch in die Nachbardörfer und spielte dort – und dort fanden dann auch öfters Prügeleien um Mädchen statt. Das hat er immer sehr dramatisch geschildert. Wie sah Ihr Leben aus, nachdem sie 1950 geheiratet hatten? Sehr ulkig! Wir lebten zur Untermiete bei einer alten Dame in einem Zimmer, in der Piusstraße. Das war ein Zimmer mit Küchen- und Badbenutzung. Wir hatten einen geliehenen Flügel und ein geliehenes Bett. Bald bekamen wir den Sohn Gereon, und der schlief in einem Waschkorb unter dem Flügel. War das eine glückliche Zeit? Sehr. Sehr. Intensiv und glücklich. Ich kann überhaupt nicht sagen, dass ich unglücklich war. Ich war sehr hart im Nehmen. Haben Sie in Ihrem Beruf gearbeitet? Ich konnte nicht. Ich hätte niemanden für die Kinder bezahlen können. Bettina wurde 13 Monate nach Gereon geboren. Wir bekamen dann zwar im gleichen Haus eine Wohnung mit zwei Zimmern, aber auch dort gab es kaum Platz. Aber es war toll, es war herrlich! Hat er Ihnen je vermittelt, dass er an einem großen, bedeutenden Werk arbeitet? Er hat eigentlich ständig an einer großen Idee gearbeitet. Wie das jemand tut, der eine eigene Handschrift hat. Wenn jemand so arbeitet, braucht er Geld und Zeit. Oft haben wir reihum bei Freunden gepumpt und wieder zurückgegeben. Denn er musste einen Freiraum haben. Freiraum für das Stück, das er in sich trug – und das musste geboren werden. Und nach Möglichkeit auch aufgeführt werden. Dafür musste eben ein Auftrag erteilt werden. Und in den fünfziger Jahren gab es Donaueschingen, es gab Darmstadt, den Südwestfunk Baden-Baden; das waren Instanzen, die gaben Kompositionsaufträge, auch an ihn. Das war sehr wichtig, aber die Not blieb. Und quälte ihn. Später wurde es etwas besser. Wie verhielt er sich, wenn er sich in der intensiven Arbeit an einem Werk befand? Die Idee war ja immer da. Irgendwie war das Werk immer schon weit vorgedaut, wenn er anfing zu schreiben. Wenn er mit einer Idee -›schwanger‹ ging, hat er immer unsere Freunde eingeladen. Wir führten dann sehr intensive Gespräche, meistens in der Küche, wo ich kochte. Später wohnten wir in der Luxemburger Straße, da hatten wir etwas mehr Platz und hatten eine große Küche. Und dort saßen wir mit Michael Gielen, Edith Kertész-Gabry, 59 Siegfried Palm oder den Brüdern Kontarsky. Die Gespräche animierten ihn sehr. Es war ein sehr schöpfendes Leben, ich war eigentlich ständig übermüdet ... ... vom langen Aufbleiben und Reden. Ja, und die Kinder kamen in die Küche und sagten: »Bitte lacht nicht so laut!« Ich kann diese Jahre nur unzureichend beschreiben – es war einfach unglaublich toll! Wie war seine Haltung zu Institutionen und Gruppen im musikalischen Bereich? Er wurde ja sehr spät vom Schott Verlag akzeptiert. Zimmermann konnte ungeheuer aggressiv werden. Ich musste ihn immer dämpfen. Wenn wir beispielsweise zum Schott Verlag gefahren waren, wurde dort mit wechselnden Gesprächspartnern bis zu sechs Stunden verhandelt. Ich bin dann immer mitgefahren, er wäre denen sonst an die Krawatte gesprungen. Er war so intensiv im Gespräch! Wissen Sie, er hatte seine Welt und er wollte das, was er in sich fühlte auch ausdrücken. Das sollte seinen Wert haben, das sollte uns ernähren und ihn am Leben erhalten. Was machte ihn besonders aggressiv? Er hatte sich ja immer gegen eine feste Beschäftigung gewehrt, weil er sich nicht an Institutionen binden wollte. An der Kölner Hochschule konnte er seine Anwesenheit begrenzen und konzentrieren. Er hatte dort Schüler, die für ihn durchs Feuer gingen, die ihn liebten. Aber die damaligen Lehrer der Hochschule waren so gemein und böse – die stellten ihm für seine Konzerte oft genug nicht mal ihre Studenten zur Verfügung. Warum das? Moderne Musik! Die kamen einfach nicht mit, die standen Kopf! Die rasselten auch schon mal mit Schlüsseln, wenn seine Schüler Konzerte gaben. Oder schickten ihre Musiker nicht zu seinen Proben. Er konnte nur in die Hochschule gehen, wenn er wusste, dass ich ihn hinbringe und wieder abhole. Verstehen Sie das? Ich denke schon. Für einen schöpferischen Menschen … … ja, das war er! Und das war das bewegende Moment zwischen uns bis zuletzt. Und das ich mit ihm in einem ständigen intensiven Gespräch lebte. Welche Bücher las er? Er war ungeheuer belesen. Er hatte im Priesterseminar Steinfeld -einen hervorragenden Unterricht genossen. Sie konnten ihn alles fragen. Er las wo er ging und stand. Wir lasen uns gegenseitig vor. Wir lasen -Dostojewski auch den Kindern vor. Welche Autoren waren ihm noch wichtig? Die kommen eigentlich alle in seinen Werken vor. Das ist erst einmal die Bibel, dann die Philosophen – Wittgenstein finden Sie überall. Für Requiem für einen jungen Dichter haben wir den ganzen Hans Henny Jahnn gelesen, und er wollte ja nach den Soldaten auch Jahnns Medea vertonen – das Libretto war schon fertig. Erinnern Sie sich an die Zeit als er zum Soldaten-Stoff fand? Ja. Als er das Stück von Lenz gelesen hatte, überlegte er zuerst, ob nicht Erich Bormann vom Schauspielhaus Köln das Libretto schreiben könnte. Aber dann schrieb er es selbst und teilte den Text sofort musikalisch ein. Hat er zu jener Zeit ausschließlich an den Soldaten gearbeitet? Nein. Die Kölner Oper hat ja Die Soldaten sabotiert. Und da schrieb er – aus Rache – die Sonate für Cello solo – und die hat er nicht zu Schott gegeben. Weil er sich von Schott verlassen fühlte. Schott wollte Die Soldaten nicht mehr drucken. Das Stück war zwar fertig, aber die Leitung der Kölner Oper, Oscar Fritz Schuh und Wolfgang Sawallisch, wollten 60 nichts mehr davon wissen. Zu schwer, zu unüblich. Die Musiker besorgten sich Atteste von Ohrenärzten, um zu dokumentieren, dass sie den Krach nicht aushalten können. Und im Hintergrund hat Günter Wand gegen das Stück gearbeitet. Er hat seine Musiker abgezogen bzw. nicht zur Verfügung gestellt. Das war der Hass auf die Neue Musik. Wie bitte? Günter Wand? Ja, Günter Wand war ein Busenfreund von Bernd Alois und betrachtete sich als seinen Entdecker von ihm, weil er ihn in Köln 1946 zuerst aufgeführt hatte. Als Bernd Alois ihm dann die erste Szene der Soldaten zeigte, sagte er: »Also Bernd Alois, das goutiere ich nicht!« Er hat sich mit ihm richtig verkracht. Das wurde nie wieder gut. Wand hat aus dem Hintergrund schwer gegen ihn gearbeitet. Wie war Zimmermanns Reaktion auf die Absage der Kölner Oper? Er bekam einen akuten Glaukom-Anfall, bei dem er hätte erblinden -können! Ein Glaukom ist der Grüne Star. Bei einem Anfall wie er ihn hatte, mit einer Drucksteigerung in beiden Augen, hätte er innerhalb von 24 Stunden blind werden können. Es konnte Gott sei Dank abgewendet werden. Aber er war total wütend, auch auf seine Augen, die nicht mitmachten. Konnte er sich abreagieren? Er sagte: »Weißt Du, was wir jetzt machen? Jetzt kaufen wir uns ein neues Auto! Und das muss ein Citroën werden!« Dann haben wir eine Probefahrt gemacht und schließlich diesen Citroën gekauft. Ein Traumauto, hellblau. Wir grüßten uns als Citroën-Fahrer – wenn man einen anderen Citroën-Fahrer sah, grüßte man sich! War das ein DS? Nein, eine ID. Eine ganz einfache Ausführung. Ohne besondere Raffinessen. Na ja, er war dann längere Zeit krank und konnte lange, lange nicht schreiben. Und da haben seine Schüler sehr zu ihm gehalten, die liebten ihn sehr und haben ihm unter anderem bei der Instrumentierung eines Stücks von Frescobaldi geholfen. 1963 hatten wir schließlich das große Glück, das zweite Rom-Stipendium in der Villa Massimo zugesprochen zu bekommen. Das war für die ganze Familie toll. Wie kam es denn zu Zimmermanns erneuter Beschäftigung mit den Soldaten? Durch Rom. Rom gab ihm Zeit und damit die Möglichkeit zu arbeiten. Aber das Stück war doch fertig gestellt. Es war fertig und nicht fertig. Es fehlte das Vorspiel, es fehlten Zwischenspiele, er revidierte einige Stellen. Der Verlag hatte ja nichts gedruckt! Wie kam es dann schließlich zur Uraufführung in Köln? Es gab in der Neuen-Musik-Szene einen jungen Mann und der hieß Dr. Otto Tomek. Dieser Dr. Tomek hat drei Szenen aus den Soldaten beim WDR als ›Vokalsinfonie‹ aufgeführt. Da war wohl dann in Köln ein Knoten geplatzt. Ich glaube, dass die Neue Musik in der Zwischenzeit an Bedeutung gewonnen hatte. Jedenfalls wurde das Stück zu Ende gedruckt und hergestellt, und Michael Gielen als Dirigent engagiert. Wie waren die Reaktionen des Publikums? Die Leute waren vollkommen konsterniert. Sowohl im positiven, als auch im negativen Sinn. Sie waren böse und begeistert – in allen Schattierungen. Bernd Alois hat das gar nicht so richtig wahrgenommen. Es war vorher alles so anstrengendgewesen, eine einzige Strapaze. Er war -physisch fertig. 61 Gab es Auseinandersetzungen zwischen Zimmermann, Gielen und dem Regisseur, Hans Neugebauer? Michael Gielen hatte einige Striche, die Bernd Alois nicht passten. Er hat die Step-Einlage nicht gemacht, er hatte mehrere Striche, wo er sagte: »Wir können das nicht machen, sonst werden alle wahnsinnig!« Darüber war Bernd Alois natürlich wütend. Bei einem Treffen bei uns in der Luxemburger Straße hatten Gielen und der Regisseur Hans Neugebauer ihn von ein paar Strichen in Kenntnis gesetzt. Als sie dann gegangen waren, merkte ich schon, wie wütend er war. Und dann warf er eine Flasche Whisky an die Wand – um sich zu entladen. Er war einfach verzweifelt. Es ist für einen Komponisten ungeheuer wichtig, dass sein Stück, für das er sein Herzblut gegeben hat, auch aufgeführt wird. Er muss es doch hören! Wenn man sich vorstellt, dass er Requiem für einen jungen Dichter und sein letztes Stück, Ich wandte mich um und sah alles Unrecht das geschah unter der Sonne, nie gehört hat …! Aber er hat es innerlich gehört. Wie war sein Verhältnis zu anderen Komponisten? Er mochte Luigi Nono, und er mochte den jungen Hans-Werner Henze. Aber grundsätzlich hatte er nicht viele Kontakte, er blieb da sehr für sich. Komponisten untereinander sind ein schwieriges Thema. Da gibt es eine sehr ulkige Geschichte. Bernd Alois und ich fanden, dass wir mal eine Einladung aussprechen müssen. Wir entwarfen also ein Menü und luden Stockhausen und seine Frau, Boulez, Otto Tomek und ein paar andere ein. Es gab unter anderem Röllchen mit scharfem, frisch geriebenem Meerrettich. Diese Meerrettich-Röllchen waren für uns ein Test in Sachen Humor. Boulez hat sich totgelacht, Stockhausen hat keine Miene verzogen. Der war total sauer. Bernd Alois Zimmermann – der humorvolle Unterhalter? Er war total extravertiert und mitteilsam. Er hat sich ja selbst als Mischung aus Dionysos und Mönch bezeichnet. Aber wissen Sie, wenn ich das alles so erzähle, merke ich, dass ich ihn nur ganz unvollständig beschreiben kann. 62 Diskographie Einige Verweise auf die Werke, die bei Musica 2010 vorgstellt werden. Oscar BIANCHI Matra Ictus Leitung, Georges-Elie Octors Neue Vocalsolisten Stuttgart Label: Cyprès Herausgabe Herbst 2010 Peter EÖTVÖS Atlantis WDR Sinfonie Orchester Köln Cimbalom, Márta Fábián Bass, Dietrich Henschel Kinderstimme des Kölner Domchor Leitung, Peter Eötvös Label: BMC Records 1998 Ref.: BMC CD 07 Cosmos Klavier, Andreas Grau, Götz Schumacher Label: BMC Records 2003 Ref.: BMC CD 085 Michael JARELL …Prisme / Incidences … , Sillages, Trois Études de Debussy, Abschied Orchester des Welschland (Suisse Romande) Leitung, Pascal Rophé Label: æon 2007 Ref.: AECD0752 Wolfgang MITTERER Massacre Oper für fünf Sänger, 9 Instrumente und Elektronik Remix Ensemble Leitung, Peter Rundel Elektronik, Wolfgang Mitterer Label: col legno Herausgabe 2010 Sopop Solist, Birgit Minichmayr Schlagzeug, Wolfgang Reisinger Gitarre, Karl Ritter Kontrabass, Peter Herbert Elektronik, Wolfgang Mitterer Gesang, Georg Nigl, Eva Maria Jozek, Melita Jurisic Label: col legno 2008 Ref.: WWE 20901 Yann ROBIN Vulcano Ensemble intercontemporain Leitung, Susanna Mälkki Label: KAIROS, Kollektion « Sirènes » Herausgabe 2011 Johannes Maria STAUD A map is not the territory, Bewegungen, Polygon, Black Moon, Berenice, Lied vom Verschwinden Klavier, Marino Formenti Sopran, Petra Hoffmann Bassklarinette, Ernesto Molinari Klavier, Thomas Larcher Klangforum Wien Leitung, Sylvain Cambreling Radio Symphonieorchester Wien Leitung, Bertrand de Billy Label: KAIROS 2003 Ref.: 0012392KAI Apeiron, Incipit III, Towards a brighter hue, Violent incidents (hommage à Nauman), Peras 63 Berliner Philharmoniker Leistung, Sir Simon Rattle WDR Sinfonieorchester Leitung, Lothar Zagrosek Windkraft Tirol Leitung, Kasper de Roo Saxophon, Marcus Weiss Posaune, Uwe Dierksen Klavier, Marino Formenti Violone, Ernst Kovacic Label: KAIROS 2007 Ref.: 0012672KAI Iannis XENAKIS Synaphaï, Métastaséis Orchestre Philharmonique du Luxembourg Leitung, Arturo Tamayo Klavier, Hiroaki Ooï Label: Timpani 2000-2008 Terretektorh Ensemble Ars Nova de l'O.R.T.F. Leitung, Marius Constant Label: Edition RZ 2003 Ref.: RZ 1015-1016 Jalons, Nomos Alpha, Thallein Ensemble intercontemporain Leitung, Pierre Boulez (Jalons), Michel Tabachnik (Thalleïn) Violoncello, Pierre Strauch (Nomos Alpha) Label: Erato 1992 Ref.: WEA - Erato 229245770-2 Persephassa Les Percussions de Strasbourg Label: Philips 1993 Ref.: Philips 442 218-2 Bernd Alois ZIMMERMANN Stille und Umkehr Philharmonisches Staatsorchester Hamburg Leitung, Ingo Metzmacher Label: EMI 2000 Ref.: 7243 5 56970 2 8 Dialoge, Monologe Klavier, Andreas Grau, Götz Schumacher Deutsches Symphonieorchester Berlin Leitung Bernhard Kontarsky Label: col legno 1997 Ref.: WWE 20002 Musique pour les soupers du Roi Ubu Rundfunk-Sinfonieorchester Saarbrücken Leitung, Hans Zender Label: col legno 1991 Ref.: AU 31833 Die Soldaten Gürzenich-Orchester Köln Leitung, Michael Gielen Label: Wergo 2007 Ref.: WER 6698 2 64 Musica 65 Porträt Musica wurde 1983 auf Initiative des Ministeriums für Kultur und der Stadt Straßburg gegründet, mit dem Ziel, die relevanten Werke der musikalischen Bewegungen der zweiten Hälfte des XX. Jahrhunderts vorzustellen und sie zeitgenössischer Tendenzen musikalischer Kreation gegenüberzustellen. Musica hat der Treue seiner öffentlichen und privaten Partner viel zu verdanken, dennoch bestätigt seine Langlebigkeit auch, dass es essentiell ist, gegenwärtiger Musik ein Festival in Straßburg zu widmen. Inzwischen ist Musica zu einem unvermeidlichen Treffpunkt für Schöpfer, Anhänger und Unterstützer moderner Kreation geworden und vereinigt im Rahmen eines anspruchsvollen Programms nicht nur die größten Komponisten und Interpreten unserer Zeit, sondern auch die vielversprechendsten Nachwuchstalente. Musica begnügt sich nicht damit, lediglich ein Festival akustischen Charakters zu sein, es steht auch Live Performances und transversalem künstlerischen Schaffen offen gegenüber. Seit seinen Anfängen gilt das Festival als Beispiel für Dezentralisierung. Es findet hauptsächlich in Straßburg statt, jedoch wird die Zusammenarbeit mit den wichtigsten kulturellen Partnern des Oberrheins (Elsass, Schweiz, Deutschland) sowie Österreich intensiv gefördert. Sie ist heute elementarer Bestandteil des Selbstverständnisses Musicas. Das Festival liegt im Zentrum eines Europas, das sich täglich durch wirtschaftlichen, wissenschaftlichen, kulturellen und menschlichen Austausch verwirklicht, Neues wagt und in seiner Vielfalt einen gemeinschaftlichen Charakter besitzt. Die feierliche, gastfreundliche Stimmung Musicas ist weit entfernt von elitären Vorurteilen. Sie verzaubert jährlich ein breites Publikum ohne jegliche Altersgrenze – im Gegenteil: Gerade auch einem jungen Publikum soll die Faszination für zeitgenössische musikalische Kreation nahe gelegt werden. Eine Partnerschaft mit Musica bedeutet eine Assoziation mit einem Musikereignis europäischer Dimension, das sich entschlossen schöpferischem Wirken zuwendet, jedem zugänglich ist, mit anspruchsvollster Sorgfalt organisiert wird und sich jeden Herbst aufs Neue in Höchstform präsentiert. 66 Die Ziele Kreation unterstützen - - den Komponisten und den Interpreten einen wirklichen Freiraum für ihr künstlerisches Schaffen sichern, frei von wirtschaftlichen Zwängen oder definierten gesellschaftlichen Verpflichtungen schöpferische Prozesse durch Auftragspolitik fördern zur sozialen Integration der Komponisten beitragen durch eine gastaufenthaltsfördernde Politik im Conservatoire National de Région de Strasbourg Verbreitung - - - die musikalische Kreation demokratisieren, indem einem breiten Publikum der allmähliche Zugang zu den verschiedenen zeitgenössischen Formen des künstlerischen Schaffens ermöglicht wird die Treue des Publikums durch eine äußerst günstige Eintrittspreispolitik belohnen, die vor allem der Jugend zu Gute kommt die Pluridisziplinarität im Rahmen des Festivals fördern, und zwar durch eine Entfächerung der musikalischen Gattungen und die Begegnung mit Tanz, plastischer Kunst, Theater und Film die Jugend mit heutigen musikalischen Formen und Techniken durch die Begegnung mit den Komponisten vertraut machen. 67 Mitglieder Rechtsmitglieder: Roland Ries Oberbürgermeister der Stadt Straßburg Philippe Richert President des Regionalrats Elsass Guy-Dominique Kennel Präsident des Generalrats Bas-Rhin Georges-François Hirsch Generaldirektor der Abteilung «künstlerische Kreation» des Ministeriums für Kultur und Kommunikation Denis Louche Präsident des Kultursenats Elsass Fernand Vandenbogaerde Kontrollbeauftragter der Abteilungen «Kreation» und «kulturelle Bildung» Vereinsmitglieder: Rémy Pflimlin Präsident Olivier Bernard Direktor der kulturellen Abteilung der SACEM Bénédicte Affholder künstlerische Leitung Jérôme Cloquet Adélaïde Rauber stellvertr. künstlerische Leitung Détlef Kieffer Komponist Didier Coudry technische Leitung André Lobstein Magali Pagniez Direktionsassistentin und Kartenverkauf Philippe Marland Botschafter, Vertreter Frankreichs in der OECD Marie Casterant stellvertr. zuständig für den Kartenverkauf Das Team: Jean-Dominique Marco Direktor Frédéric Puysségur Verwaltungsdirektor Fabrice Mathieu stellvertr. Verwaltungsdirektor Mafalda Kong-Dumas zuständig für Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit, unterstützt von Benjamin Lassauzet (Öffentlichkeitsarbeit), Sarah Braun und Wenke Dietrich (Kommunikation) Catherine Leromain Empfang der Künstler Sarah Melhaa Sekretärin Antoine Gindt Berater der Programmgestalter Opus 64 : Marine Nicodeau, Amélie de Pange, Valérie Samuel nationale und internationale Presse Charlotte Michaillard regionale Presse Joerg Jokisch deutsche Presse 68 Die Partner Musicas Musica wäre nicht imstande, sein anspruchsvolles künstlerisches Niveau aufrechtzuerhalten ohne die wesentliche Hilfe des Staates und der regionalen Instanzen sowie die bemerkenswerte Unterstützung seiner privaten und kulturellen Partner. Ihr treuer und aktiver Einsatz trägt zum Erfolg des Festivals bei. Dafür wollen wir uns bei Ihnen bedanken. Musica wird von folgenden Instanzen gefördert: Dem Ministerium für Kultur und Kommunikation Direction de la Musique, de la Danse, du Théâtre et des Spectacles (DMDTS) Délégation au Développement et aux Affaires Internationales (DDAI) Direction Régionale des Affaires Culturelles d’Alsace (DRAC) Der Stadt Straßburg Der Region Elsass Dem Generalrat des Bas-Rhin 69 Mit finanzieller Unterstützung von: La Société des Auteurs, Compositeurs, et Éditeurs de Musique (SACEM) L’Université de Strasbourg La Fondation Jean-Luc Lagardère L’Orchestre philharmonique de Strasbourg Le Réseau Varèse, réseau européen pour la Création et la Diffusion musicales, soutenu par le Programme Culture de la Commission Européenne L’Opéra national du Rhin L’UGC ciné Cité Strasbourg Festivals La Société des Auteurs et Compositeurs Dramatiques (SACD) Musicas Medienpartner: Le Fond pour la Création Musicale (FCM) Les Dernières Nouvelles d’Alsace La Caisse des Dépôts France 3 Alsace Pro Helvetia, fondation suisse pour la culture France Musique ARTE Télérama Le Consulat Général d’Autriche à Strasbourg Mit Beteiligung von: Mit der Teilnahme folgender kultureller Partner: ADT 67 Jazzdor, festival de jazz de Strasbourg Les services de la Ville de Strasbourg Pôle Sud, scène conventionnée pour la musique et la danse L’Agence Culturelle d’Alsace AMB Communication La Laiterie Artefact Le Conservatoire de Strasbourg Musica ist Mitglied des kulturellen Netzwerks Strasbourg Festivals und des Réseau Varèse, einem europäischen Netzwerk für musikalische Schöpfung und Verbreitung La Médiathèque André Malraux 70 Réseau Varèse Das Réseau Varèse wurde 1999 in Rom gegründet und vereinigt rund 21 Partner aus 17 verschiedenen europäischen Ländern. Dank des Kulturprogramms 2000 der Europäischen Kommission ist es der Vereinigung möglich, den europäischen Austausch sowie die Initiativen ihrer Mitglieder zur Förderung und Verbreitung der musikalischen Kreation zu unterstützen. Folgende Programme wurden von 2006 bis 2009 durch das Réseau Varèse unterstützt: Stefano Gervasoni, Com que voz György Kurtág, Kafka-Fragmente Wolfgang Mitterer, Massacre Hommage an Karlheinz Stockhausen Portrait des Komponisten Emmanuel Nunes Portrait des Komponisten Francisco Guerrero Consequenza, eine Hommage an Luciano Berio Pascal Dusapin, Medea Yan Maresz, Paris qui dort Klaus Huber, Miserere Hominibus Magnus Lindberg, Dos Coyotes Sylvano Bussotti, Silvano, Sylvano Fausto Romitelli, An Index of Metals Georges Aperghis, Avis de tempête Chaya Czernowin, Maim Hanspeter Kyburz / Emio Greco, Double Point Pan Sonic / Alter Ego, Microwaves Salvatore Sciarrino, Vento d’ombra James Dillon, Philomela Pascal Dusapin, Momo Réseau Varèse T&M (Paris), Festival Musica (Strasbourg), Ircam (Paris), Schauspiel Frankfurt, Konzerthaus (Berlin), Festspiele (Berlin), Wien Modern (Vienne), Ars Musica (Bruxelles), Casa da Musica (Porto), Musicadhoy (Madrid), Romaeuropa (Rome), Rai Trade (Milan), Megaron Concerts Hall (Athènes), South Bank Centre (Londres), Huddersfield Contemporary Music Festival, Festival Ultima (Oslo), Stockholm New Music Festival, Musica Nova (Helsinki), Festival d’Automne de Budapest, Festival Ljubljana (Slovénie), Gaida Festival (Vilnius), Arena Festival (Riga), Nyyd Festival (Tallinn), Holland Festival (Amsterdam). Das Réseau Varèse wird subventioniert durch das Kulturprogramm 2000 der Europäischen Union und unterstützt vom Ministerium für Kultur und Kommunikation (DDAI, DRAC Alsace). 71 Strasbourg Festivals Straßburg hat eine traditionsreiche Geschichte an interkulturellen Events und veranstaltet jedes Jahr sieben Festivals mit einem breiten Spektrum an moderner Kunst. Mehr als 65 000 Zuschauer verfolgen zwischen September und Juni jeden Jahres die verschiedenen Veranstaltungen, die eine große nationale und internationale Ausstrahlung besitzen. Jedes der sieben Festivals – wobei diese sich hervorragend komplementieren – besitzt eine einzigartige Ästhetik. Künstler sind aktiv miteinander vernetzt und verfolgen gemeinsam das Ziel, zeitgenössische Kunst zu vermitteln und deren Wahrnehmung in der Gesellschaft zu erweitern. Im Zuge der neuen Vorgaben der Kulturpolitik schlossen sich die einzelnen Kulturveranstalter zusammen, um die finanziellen Mittel genossenschaftlich zu verwalten und ihre künstlerische Überzeugung zu verteidigen. Mit einer beispiellosen Initiative und in Auseinandersetzung mit der Öffentlichkeit werden neue Gestaltungsmöglichkeiten versucht, zeitgenössische Kunst darzustellen. Musica, Les Nuits Électroniques de l’Ososphère, Jazzdor, Les Giboulées de la Marionnette, Artefacts, Nouvelles Strasbourg Danse und Premières bieten mit Beginn der Veranstaltungen 2010 für Straßburg und Ortenau ein Abonnement für alle Festivals an. www.Strasbourg-festivals.com 72 Spielstätten SB > Straßenbahnlinie HS > Haltestelle Auditorium France 3 Alsace 5, place de Bordeaux SB B und E: HS Lycée Kléber Palais de la Musique et des Congrès (PMC) Saal Érasme Avenue Schutzenberger SB B und E: HS Wacken Boutique Culture Place de la Cathédrale SB A und D: HS Langstross Grand Rue Place de la Cathédrale SB A und D: HS Langstross Grand Rue Cité de la Musique et de la Danse 1, place Dauphine SB A und D: HS Étoile Bourse Salle de la Bourse 1, place de Lattre de Tassigny SB A und D: HS Étoile Bourse Église du Bouclier 4, rue du Bouclier SB A und D: HS Langstross Grand Rue Universität Straßburg, Aula des Palais Universitaire 9, palce de l’Université SB C und E: HS Gallia Église Saint-Pierre-le-Jeune Place Saint-Pierre-le-Jeune SB B und C: HS Broglie Universität Straßburg, Konferenzsaal des ISIS (Institut de Science et d’Ingénierie Supramoléculaires) 8, allée Gaspard Monge SB C und E: HS Observatoire Librairie Kléber 1, rue des Francs Bourgeois SB A, B, C und D: HS Homme de Fer Opéra national du Rhin 19, place Broglie SB B und C: HS Broglie + Bischwiller Maison des Associations et de la Culture 1, rue du Stade + Saverne Espace Rohan Place du Général de Gaulle + Sélestat Les Tanzmatten Quai de l’Ill 73 Preise und Tarife CARTE LIBERTÉ: 24 € Ermäßigter Preis: 18 €, für Studenten, Senioren und Mitglieder von IRCOS Mit der Carte Liberté hat das Publikum die Möglichkeit, sein persönliches Festivalprogramm selbst zusammen zu stellen, einzeln oder in Begleitung. Sie zahlen einmalig 24 € (18 €) und erhalten für zwei Veranstaltungen ihrer Wahl je eine Karte zum Sonderpreis von 6,50 €. Davon ausgeschlossen ist die Veranstaltung Nr. 05 L’Ososphère (Festpreis 25 €). Die Veranstaltungen Nr. 34 und 37 sind kostenlos (im Rahmen der zur Verfügung stehenden Plätze), eine Reservierung ist generell erforderlich (mit der Carte Liberté bis spätestens 48 h vor der Veranstaltung). Stellen Sie sich Ihr persönliches Festivalprogramm zusammen, entweder im Voraus oder last Minute, zum Beispiel: - Parcours Dialogue contemporain mit Bach, Beethoven, Debussy und Mozart, ein Programm, welches zeitgenössische und klassische Werke zusammenbringt: Nr. 03 W. Mitterer, Orgel – Nr. 01, 14, 17 oder 19 Tournée Orchestre Philharmonique de Strasbourg/Musica (Eintritt frei entsprechend der freien Plätze) – Nr. 10 J.-S. Dureau/V. Planès, Klavier – Nr. 11 Portes Ouvertes (Eintritt frei entsprechend der freien Plätze) – Nr. 39 A. Grau/G. Schumacher, Klavier - Parcours Jeunes artistes, für diejenigen, die die Talente von morgen schon heute kennenlernen wollen: Nr. 07 Perkussionisten in der Stadt (Freiluftkonzert, kostenlos) – Nr. 15 Académie Opus XXI – Nr. 18 PerkussionsEnsemble – Nr. 27 SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg – Nr. 28 Accroche Note – Nr. 30 Carte blanche Internationales Musikinstitut Darmstadt – Nr. 32 Carte blanche Ircam – Nr. 38 Ensemble intercontemporain - Parcours Oscar Bianchi, zur Entdeckung der jungen Komponisten des Festivals Musica 2010: Nr. 04 Orchestre Philharmonique de Radio France – Nr. 08 Remix Ensemble – Nr. 20 S. Fröhlich, Paetzold Flöte, P. Pitko, Cembalo 74 - Parcours Iannis Xenakis: Nr. 07 Perkussions-Konzert (Freiluftkonzert, kostenlos), Nr. 18 Perkussions-Ensemble, Nr. 21 Konzert Xenakis #1 – Nr. 22 Begegnung mit dem Werk Xenakis' (Eintritt frei entsprechend der freien Plätze) – Nr. 23 Konzert Xenakis #2 – Nr. 24 Konzert Xenakis #3 – Nr. 25 Konzert Xenakis #4 - Parcours Bernd Alois Zimmermann: Nr. 34 Kolloquium Bernd Alois Zimmermann #1 – Nr. 35 Zebra Trio – Nr. 37 Kolloquium Bernd Alois Zimmermann #2 – Nr. 38 P. Strauch, Violoncello – Nr. 39 A. Grau/G. Schumacher, Klavier – Nr. 40 Orchestre Philharmonique du Luxembourg MUSICA PASS 2010: 119 € Mit dieser Karte haben Festivallliebhaber und diejenigen, die es werden wollen, Zutritt zu allen Veranstaltungen, mit der Ausnahme der Veranstaltung Nr. 05 L’Ososphère. Für diese zahlen Sie mit dem Musica Pass jedoch nur 18 € statt 25 €. Der Eintritt für die Veranstaltungen Nr. 01, 06, 07, 11, 14, 17, 19, 22, 38 ist frei, solange freie Plätze zur Verfügung stehen. Die Veranstaltungen Nr. 34 und 37 Kolloquium B. A. Zimmermann sind im Musica Pass enthalten. Sie können den Musica Pass, entsprechend der zur Verfügung stehenden Karten, bis zum 24. September in der Boutique Culture sowie durch den Fernverkauf erhalten. Der Musica Pass 2010 ist nicht übertragbar. EINZELKARTENVERKAUF Gesonderte Tarife für folgende Veranstaltungen: - Veranstaltungen Nr. 01, 06, 07, 11, 14, 17, 19, 22 und 38: Eintritt frei entsprechend der freien Plätze - Veranstaltungen Nr. 34 und 37: reserviert für Inhaber des Musica Passes und der Carte Liberté; bitte wenden Sie sich zum Erhalt von Einzeltickets direkt an die Universität Straßburg (0033 (0)3 68 85 64 80, [email protected]) - Veranstaltung Nr. 09 Love and Other Demons: reserviert für Inhaber des Musica Passes und der Carte Liberté; bitte wenden Sie sich zum Erhalt von Einzeltickets direkt an die Opéra national du Rhin - Veranstaltung Nr. 05 L’Ososphère: Reservation und Verkauf der Karten über [email protected] Tournée Orchestre Philharmonique de Strasbourg Kartenreservation für die Veranstaltungen: Nr. 01 über Tanzmatten, Sélestat: Tel.: 0033 (0) 3 88 58 45 45 Nr. 14 über la Maison des associations et de la culture, Bischwiller: Tel.: 0033 (0)3 88 53 75 00 Nr. 17 Espace Rohan, Saverne: Tel.: 0033 (0)3 88 01 80 40 Für alle anderen Veranstaltungen gilt: Normalpreis: 18 € Ermäßigter Preis (*) 14 € Jugendliche (**) 6,50 € Cartes Culture und Atout Voir 5,50 € (die Angabe der Carte Culture- oder Atout Voir-Kartennummer ist erforderlich) (*) die Ermäßigung ist folgenden Personen und Einrichtungen vorbehalten: Senioren, Cezam-Ircos, Richard Wagner Musikkreis, Accent 4, den Abonnenten des TNS, Le-Maillon, Pôle-Sud / Jazzdor, LaiterieArtefact, TJP, Orchestre Philharmonique de Strasbourg. den Ticketkäufern der Veranstaltung L’Ososphère, dem Presseclub, den Angestellten der offiziellen Partner, des Konservatoriums, der Musikschulen und der Universität Straßburg, den Inhabern der Carte UGC Illimitée sowie Gruppen von mehr als 10 Personen. (**) Ermäßigung für Personen unter 26 Jahren, Schüler der Musikschulen und des Konservatoriums Straßburg, freischaffenden Künstlern sowie Arbeitssuchenden. 75 Verkauf und Reservierung VERKAUFSSTELLEN Boutique culture Place de la Cathédrale – Strasbourg Vom 15.06. bis 17.07.2010 und vom 17.08 bis 09.10.2010 Dienstags bis samstags von 12:00 bis 19:00 Uhr. Tel.: 00 33 (0)3 88 23 47 23 [email protected] An den Abendkassen 30 Minuten vor Beginn der Veranstaltung, solange freie Plätze zur Verfügung stehen. Die Tickets in Verbindung mit der Carte Liberté werden nicht an der Abendkasse verkauft. Fnac, Carrefour www.fnac.fr – Tel.: 00 33 (0)8 92 68 36 22 FERNVERKAUF Internet: www.festival-musica.org Via Schriftverkehr: Bis 04.10.2010 können Sie Ihre Kartenbestellungen an folgende Adresse senden: Festival Musica 1, place Dauphine – BP 90048 67065 Strasbourg CEDEX Per Telefon: 00 33 (0)3 88 23 47 23 Dienstags bis samstags von 12:00 bis 19:00 Uhr. Die per Telefon bestellten Karten werden zum Zeitpunkt der Reservierung mit Bankkarte bezahlt. 76 Nützliche Informationen FESTIVALBÜRO Cité de la musique et de la danse 1, place Dauphine - BP 90048 F-67065 Strasbourg CEDEX Tel.: 00 33 (0)3 88 23 46 46 Fax: 00 33 (0) 388 23 46 47 Email : [email protected] Internetseite: www.festival-musica.org AVENTAGE AIR FRANCE Festivalbesucher, die mit dem Flugzeug anreisen, erhalten im Zeitraum vom 16. September bis 19. Oktober 2010 auf verschiedene Flüge der Air France ermäßigte Preise. Geben Sie hierzu bitte folgenden Identifizierungscode an: 10178AF Die Ermäßigungen gelten weltweit für eine Vielzahl von Transportmöglichkeiten und Reiseklassen der Air France. Für die Online-Reservierung verwenden Sie bitte folgende Website: www.airfranceklm-globalmeetings.com. Beim Kauf eines Online-Tickets erhalten Sie zusätzlich zu Ihrem Reiseticket einen Berechtigungsnachweis, dieser kann zu jedem Zeitpunkt Ihrer Reise verlangt werden. Ihre nächstmögliche Air France und KLM Reiseagentur finden Sie unter: http://w9.traveldoo.com/mice/connect.jsf?eid=04689AF sowie unter www.airfrance.com. AVENTAGE SNCF Fragen Sie uns nach Ihrem „fichet congrès“ und erhalten Sie an allen Bahnhofsschaltern eine Fahrkarte für die Hin- und Rückreise zum „tarif congrès“. Dieser Sonderpreis ist für alle SNCF-Strecken gültig und sichert Ihnen eine Ermäßigung von 20% in der 1. oder 2. Klasse. 77