84 Fassung 09/2013 2.3 Gleichstrom: Strom-, Spannungs- und Widerstandsmessung (Versuch 40) Physikalische Grundlagen Elektrischer Widerstand Elektrisch leitende Substanzen besitzen eine große Anzahl frei beweglicher Ladungsträger. Durch Anlegen eines elektrischen Feldes erfahren diese eine Kraft parallel zur Feldrichtung, die ihre Geschwindigkeitsverteilung so beeinflusst, dass im Mittel eine Drift parallel zur Feldrichtung übrig bleibt, d.h. ein Ladungstransport erfolgt. Die Ladungsträger erfahren dabei eine zu ihrer Driftgeschwindigkeit proportionale Reibungskraft. Wenn in einer solchen Substanz ein elektrisches Feld E herrscht, fließt ein elektrischer Strom mit der Stromdichte j j = σ E. (2.1) Die elektrische Leitfähigkeit σ erweist sich oft als eine von E unabhängige Materialkonstante (σ ist aber temperaturabhängig). In der einschlägigen Literatur findet man meist den Kehrwert der Leitfähigkeit, die Resisitivität (früher ‘spezifischer Widerstand’) ρ, tabelliert. Wir wählen als Leiter einen dünnen Draht der Länge l mit konstanter Querschnittsfläche A und verbinden die beiden Drahtenden mit den Polen einer Spannungsquelle der Spannung U . Dann fließt ein Strom der Stromstärke I durch den Draht. Um I zu berechnen, wählen wir die Drahtachse als mathematische Kurve vom Plus- zum Minuspol der Spannungsquelle und verwenden die Tatsache, dass das Integral E dr entlang dieses Wegs die Versorgungsspannung U ergeben muss. Dann erhalten wir U = E dr = 1 σ j dr = 1 j l. σ (2.2) Beachtet man noch, dass die Stromdichte j gleich der Stromstärke I dividiert durch die Leiterquerschnittsfläche A ist, so erhält man U = l ρl I = I = R · I. σA A (2.3) l Man nennt den Proportionalitätsfaktor R (= σA = ρl A ) den elektrischen Widerstand des Drahtes. Die Aussage, dass das Verhältnis U/I = R unabhängig von der Stromstärke I ist (dies ist bei Metallen für konstante Temperatur sehr gut erfüllt), wird Ohmsches Gesetz genannt (und nicht etwa die Definition des elektrischen Widerstands nach Gl. 2.3). Ein derartiger Leiter heißt ohmscher Leiter oder ohmscher Widerstand. Im erweiterten Sinne werden gelegentlich auch Leiter, die zwar eine Temperaturabhängigkeit der Leitfähigkeit zeigen, aber keine direkte Abhängigkeit von Strom, Spannung oder anderen elektrischen Kenngrößen angelegter Spannungen, als ohmsche Leiter bezeichnet. (Dies findet man häufig bei der Diskussion von Wechselstromwiderständen, wo man oft Widerstände, die nicht von der Frequenz abhängen, etwas salopp als “ohmsch” bezeichnet.) Nicht-ohmscher Leiter Der Zusammenhang von Spannung und Stromstärke, d.h. I = I(U ), wird für einen beliebigen Leiter durch seine Kennlinie wiedergegeben. Befolgt der Leiter das Ohmsche Gesetz, d.h. ist R konstant, so erhält man als Kennlinie eine Gerade, wie Sie es bei Ihren Messungen teilweise beobachten. Ändert sich jedoch der Widerstand R infolge der angelegten Spannung oder infolge einer durch die Stromwärme bedingten Temperaturerhöhung, so erhält man eine gekrümmte Kennlinie. Auch hier ist der elektrische Widerstand immer durch R = U/I gegeben, jedoch ist er nicht mehr unabhängig von Strom und Spannung. Eine Glühbirne ist ein typischer Vertreter eines im strengen Sinne nicht-ohmschen Leiters. Durch die enorme Erwärmung des Glühfadens steigt der elektrische Widerstand mit wachsendem Strom sehr stark an, da sich die Beweglichkeit der Elektronen wegen häufigerer Zusammenstöße mit den Gitteratomen verringert. Erst bei weiß glühendem Draht sorgt die Wärmeabfuhr an die Umgebung dafür, dass der Widerstand nur noch langsam zunimmt. Ein weiteres Beispiel für einen nicht-ohmschen Widerstand ist eine Diode aus Halbleitermaterial. Im Gegensatz zum Metall wird der Widerstand bei ihr praktisch nicht von der Beweglichkeit der Ladungsträger bestimmt, sondern von der Variation der Ladungsträgerdichte. Dies soll im Folgenden genauer erklärt werden. 2.3 Gleichstrom: Strom-, Spannungs- und Widerstandsmessung (Versuch 40) 85 Halbleiter In Metallen wird ein großer Teil der äußeren Elektronen nicht für die Bindung benötigt und ist daher im Material frei beweglich. Daher rührt die hohe elektrische Leitfähigkeit von Metallen. Ein Halbleiter besteht aus Atomen (meist Germanium oder Silizium, beide 4-wertig), in denen alle äußeren Elektronen (sog. Valenzelektronen) für eine enge Bindung zu Nachbaratomen verantwortlich sind. Sie sind daher nicht frei beweglich und können nicht zum Stromfluss beitragen. Durch Anregung, d.h. Energiezufuhr können die Elektronen jedoch aus den Bindungen gelöst und damit beweglich gemacht werden. Dieses Phänomen lässt sich mit Hilfe quantenmechanischer Methoden genauer erklären, worauf hier allerdings verzichtet werden soll. Eine gewisse geringe Restleitfähigkeit findet man meist jedoch aufgrund von Fehlern im Gitteraufbau oder Verunreinigungen und der endlichen Temperatur. Die Anzahl freier Ladungsträger ist weitgehend exponentiell von der Temperatur abhängig, so dass die Leitfähigkeit eines Halbleiters (im Gegensatz zu den meisten Metallen) mit wachsender Temperatur dramtisch zunimmt, der Widerstand entsprechend stark abnimmt. Es ist auch möglich, die Leitfähigkeit von Halbleitern absichtlich zu erhören, indem man sie dotiert. Dotierung nennt man das Ersetzen einiger Atome des Halbleiters durch solche, die ein Elektron mehr oder weniger in der Valenzschale besitzen, d.h. 5- (z.B. Antimon) oder 3-wertig (z.B. Indium) sind. Im ersten Fall stehen sehr viel mehr Elektronen zur Verfügung, als für die Bindung der Atome untereinander benötigt werden, d.h. es gibt freie Elektronen. Im zweiten Fall fehlen Elektronen, so dass ‘Löcher’ entstehen, die sich ähnlich bewegen können wie freie Elektronen. In beiden Fällen wird die Leitfähigkeit dramatisch erhöht. Man vergrößert dabei die Ladungsträgerdichte um die Größenordnung von etwa 10 Zehnerpotenzen. Dotiert man das Material mit einem (Elektronen-)Donator bezeichnet man es als n-leitend; bei Dotierung mit einem (Elektronen-)Akzeptor, der Elektronen aus dem 4-wertigen Trägermaterial abzieht und Elektronenfehlstellen (Löcher) hinterlässt, als p-leitend. Dioden Eine Halbleiterdiode besteht aus zwei unterschiedlich leitenden Schichten solchen Materials, einer nund einer p-Schicht. Bringt man beide Schichten zusammen, so diffundieren an der Grenzfläche zwischen den beiden Schichten (wegen der unterschiedlichen Ladungsträger in beiden Schichten) die Elektronen aus der n-Schicht in die p-Schicht und die Löcher aus der p-Schicht in die n-Schicht. Die Elektronen füllen die Löcher (sie ‘rekombinieren’). Dadurch sinkt die Dichte der freien Ladungsträger in einem schmalen Bereich (der Sperrschicht) beiderseits der Grenzfläche um viele Zehnerpotenzen ab. Die Donatorionen bleiben dabei als positive Raumladungen in der n-Zone und die Akzeptorionen als negative Raumladungen in der p-Zone zurück; sie bauen in der Sperrschicht ein elektrisches Feld auf, das dem Dichtegefälle entgegenwirkt und so die Diffusion weiterer freier Ladungsträger durch die Grenzschicht unterbindet. Man kann sich den Verlauf der Ladungsträgerdichte etwa wie in Abb. 2.3 (a) vorstellen. Durch die Diffussion sinken die Ladungsträgerdichten in etwa exponentiell (linear im logarithmischen Ordinatenmaßstab) in der Sperrschicht ab. Legt man an einem pn-Übergang eine äußere Spannung so an, dass diese das Feld in der Sperrschicht abschwächt, so wird dessen diffusionshemmende Wirkung abgebaut, die Ladungsträgerverteilungen kommen sich näher, die Leitfähigkeit in der Sperrschicht steigt in etwa exponentiell und der Widerstand wird entsprechend kleiner (vgl. Abb. 2.3 (b). Bereits eine relativ geringe Spannung bringt die Sperrschicht praktisch zum Verschwinden, je nach Material genügen 0,4 ... 0,8 V. Kehrt man die Richtung der äußeren Spannung um, so wird das Feld in der Sperrschicht gegenüber dem spannungslosen Zustand verstärkt, der Widerstand der Diode wird noch größer, ein nennenswerter Stromfluss bleibt daher unmöglich. Allenfalls die “intrinsische” Restleitfähigkeit des Halbleitermaterials erlaubt einen extrem geringen Strom. Hier haben wir also ein Bauelement, bei dem der elektrische Widerstand nicht nur von der Temperatur, sondern auch noch dramatisch von der angelegten Spannung abhängt. Die Kennlinie verläuft praktisch exponentiell. Halbleiterbauelemente kann man leicht zerstören. Fließt ein zu hoher Strom, was bei einer Diode, die in Vorwärtsrichtung gepolt betrieben wird, leicht passieren kann, erhöht sich die Temperatur signifikant, was zu einem Anstieg der Ladungsträgerdichte und somit einer Reduzierung des Widerstands und weiter zunehmendem Strom führt. Irgendwann “brennt” die Diode “durch”. Umgekehrt kann eine zu hohe Spannung in Sperrrichtung zu starker Beschleunigung der wenigen Elektronen mit nachfolgender Ionisation (d.h. Freisetzung weiterer Elektronen) und schließlich zu einem elektrischen Durchschlag führen (die 86 n / cm -3 (a) 1017 1016 1015 1014 1013 1012 0 n / cm -3 100 200 300 1017 1016 1016 1015 1015 1014 1014 1013 1013 1012 1012 100 200 x / µm n / cm -3 (b) 1017 0 400 300 400 x / µm 0 (c) 100 200 300 400 x / µm Abbildung 2.3: Beispielhafter Verlauf von Ladungsträgerdichten (logarithmische Skala) in einer Halbleiterdiode als Funktion des Ortes entlang der Verbindungsachse. Die Grenze zwischen p- und n-dotoiertem Bereich liegt bei x = 200µm. (a) ohne angelegte Spannung, (b): Spannung in Vorwärtsrichtung, (c): Spannung in Sperrrichtung beteiligten Schichten sind relativ dünn), was ebenfalls die Diode zerstört. Durch geeignete Konstruktion kann man diesen Lawineneffekt und damit das Durchbruchsverhalten kontrollieren, ehe die Diode zerstört wird, man macht das gezielt in sog. Zenerdioden. Messverfahren Strom- und Spannungsmessung Gemäß der Definition des elektrischen Widerstands lässt sich ein solcher im Prinzip durch Messung des Stroms, der ihn durchfließt, und der Spannung, die dabei an ihm abfällt, bestimmen. Die verwendeten elektrischen Strom- und Spannungsmessgeräte fallen heute meist in eine der beiden folgenden Kategorien: Älter und inzwischen weniger verbreitet sind Drehspulinstrumente, bei denen der elektrische Strom durch eine kleine, in einem Magnetfeld drehbar gelagerte Spule fließt, die aufgrund der dadurch hervorgerufenen Kraftwirkung eine dem Strom proportionale Winkeländerung erfährt. Die Spule hat naturgemäß einen endlichen ohmschen Widerstand, so dass auch ein dem Strom proportionaler Spannungabfall auftritt. Umgekehrt können diese Geräte demnach implizit auch eine Spannung messen. Durch Reihenschaltung zusätzlicher Widerstände kann der Spannungsmessbereich erweitert werden, durch Parallelschaltung wird der Strommessbereich erweitert. Heute weiter verbreitet (aber keineswegs unbedingt genauer) sind digital messende Instrumente (sog. DMMs (Digital-Multimeter)), bei denen eine Spannung direkt oder ein elektrischer Strom über den an einem kleinen Widerstand hervorgerufenen Spannungsabfall mit Hilfe eines Verstärkers bestimmt, digitalisiert und digital angezeigt wird. Zu beachten ist, dass bei Drehspulinstrumenten die Messunsicherheit proportional zum Skalenendwert (Messbereich) ist (und damit innerhalb eines Messbereichs fest), während sich bei Digitalmessgeräten die Messunsicherheit aus einem zum Messwert proportionalen und einem vom Messbereich abhängigen festen Anteil zusammensetzt. Letzteres macht die Quantifizierung von Messunsicherheiten im Einzelfall relativ aufwendig. In allen Fällen besitzen diese Messgeräte einen endlichen “Innenwiderstand”, der beim Spannungsmesser einen (unerwünschten) Stromfluss und beim Strommesser einen (ebenso unerwünschten) Spannungsabfall hervorruft. Das dadurch bedingte Verhalten in einem elektrischen Stromkreis wird beschrieben, 87 2.3 Gleichstrom: Strom-, Spannungs- und Widerstandsmessung (Versuch 40) indem ein Spannungsmesser durch einen “idealen” Spannungsmesser (RiV,ideal = ∞) und einen parallel dazu geschalteten Widerstand RiV repräsentiert wird. Umgekehrt wird das Verhalten eines Strommessers durch die Reihenschaltung eines “idealen” Strommessers (RiA,ideal = 0) mit einem endlichen Widerstand RiA beschrieben. Der Einbau eines Messgeräts in eine elektrische Schaltung soll die Größen, die man messen will, möglichst wenig beeinflussen. Schon mit einem Gerät ist das nicht immer ganz einfach. Benutzt man jedoch zwei Messgeräte, um Strom und Spannung gleichzeitig zu messen, so erhält man im Prinzip immer eine gegenseitige Beeinflussung der Messgrößen. Kennt man die Innenwiderstände der Messgeräte, so kann man das Messergebnis korrigieren und sich von dieser Art systematischer Fehler befreien. Meist jedoch möchte man eine umständliche Korrektur vermeiden, dann muss man sicher sein, dass die Messfehler nicht signifikant sind. Dazu muss man sich zunächst darüber im klaren sein, welche Größe man bestimmen will. Während eine Schaltung zur Bestimmung eines Widerstands vielleicht gut geeignet ist, mag dieselbe Schaltung zur Bestimmung des Innenwiderstands einer Spannungsquelle (Versuch Physiker) ungeeignet sein. Generell gibt es immer zwei Möglichkeiten: Entweder ist die Störung tatsächlich so minimal, dass man sie innerhalb der geforderten Genauigkeit vernachlässigen kann, oder man muss die Ergebnisse anhand der Daten der Messgeräte korrigieren. Strom- und Spannungsmessung zur Widerstandsbestimmung Im Fall der in Abb. 2.4 gezeigten Schaltung I zeigt das Amperemeter den tatsächlich durch R fließenden Strom I an, während das Voltmeter den Spannungsabfall an R und RiA anzeigt. Daher gilt: IR = I und (2.4) UR = U − RiA · I . Im Fall der in Abb.2.4 gezeigten Schaltung II misst das Voltmeter unverfälscht den Spannungsabfall an A A RiA RiA + - U0 Rx V + - U0 Rx V RiV RiV Schaltung I Schaltung II Abbildung 2.4: Grundsätzliche Schaltungen zur Messung eines elektrischen Widerstands. Die Innenwiderstände der Messgeräte sind hier nicht explizit eingezeichnet. R, während das Ampèremeter den Gesamtstrom I misst, der durch R und RiV fließt. Daher gilt: IR = I − U RiV und UR = U . (2.5) Wird die Korrektur vernachlässigt, misst man im ersten Fall statt R R′ = R + RiA (2.6) d.h. einen zu großen Widerstand, und im zweiten Fall R′ = R · RiV . R + RiV (2.7) d.h. einen zu kleinen Widerstand. Eine grundsätzliche Bemerkung zu diesen Messfehlern: Ignoriert man den Fehler, den man bei diesen Messverfahren stets macht, so hat man es mit einer “systematischen Unsicherheit” zu tun, meist 88 salopp (aber eigentlich unzutreffend) auch als “systematischen Fehler” bezeichnet, von der an immerhin das Vorzeichen kennt. Berücksichtigt man dagegen diesen Fehler bei der Berechnung des Widerstands, so erkennt man diesen Fehler als echten “Fehler” an und korrigiert ihn eben. Damit entfällt (beim Endergebnis die darauf basierende “systematsiche Unsicherheit”. Auch wenn Sie (bei bekanntem Innenwiderstand der Messgeräte) diese Korrektur immer berechnen können, so sollte es dennoch das Ziel einer intelligenten Messung sein, die Schaltung und die Messgeräte so zu wählen, dass die erreichte Genauigkeit auch ohne eine solche Korrektur ausreicht, dass wir also den Fehler ignorieren können, ohne dass die darauf basierende systematische Unsicherheit zu groß wird. Direkte Widerstandsbestimmung mit einem Multimeter Heutige Multimeter, ob analog oder digital, besitzen praktisch alle auch Widerstandsmessbereiche, die meist bei einigen 100 Ω beginnen und bis zu einigen MΩ reichen. Dabei geschieht nichts anderes, als dass das Gerät (gespeist von einer internen Batterie) einen Strom durch das Messobjekt fließen lässt, und der dabei entstehende Spannungabfall gemessen wird. Bei analogen Messgeräten hängt dieser Strom meist von der Größe des zu messenden Widerstands ab, man findet dort daher eine nicht-lineare Skala für die Widerstände. Bei digitalen Messgräten wird durch eine eingebaute Elektronik ein möglichst konstanter Strom generiert, so dass die angezeigte Spannung proportional zum unbekannten Widerstand ist und man durch Anzeige dieser Spannung einen scheinbar direkten Widerstands-Messwert erhält. Verschiedene Messbereiche werden durch verschiedene Konstant-Ströme realisiert. Das muss man beachten, wenn man nicht-Ohmsche Widerstände (z.B. Dioden) misst, deren Widerstand vom sie durchfließenden Strom abhängt: Ein Meßbereichswechsel am Ohmmeter führt dann unweigerlich zu einem anderen Messwert! Im Gegensatz zur indirekten Messung mittels Spannung und Strom kann man dabei die oben beschriebenen systematischen Fehler im Prinzip meist ignorieren, sie sind zudem in der Genauigkeitsangabe des Hersteller berücksichtigt. Allerdings ist die Präzision dieser Widerstandsmessung (meist wegen der mangelnden Präzision oder Konstanz des erzeugten Stroms) i.d.R. geringer als die einer Strom- und Spannungsmessung, so dass man sich diesen Vorteil durch einen anderen Nachteil erkauft. Widerstands-Messverfahren mit Brückenschaltungen Will man eine möglichst präzise Messung eines unbekannten Widerstands durchführen, die auch möglichst frei von systematischen Fehlern ist, dann verwendet man eine sog. Brückenschaltung, eine Wheatstonesche Brücke. Man baut einen Stromkreis mit zwei Zweigen auf, in deren einem der zu bestimmende Widerstand Rx sowie ein Referenzwiderstand Rb in Reihe liegen. Abbildung 2.5 zeigt den Schaltplan. Der zweite Ast enthält zwei weitere Widerstände R1 und R2 , wobei man deren Verhältnis zueinander leicht variieren können muss. Dies wird mit einer Messdrahtleiste oder einem Potentiometer realisiert, bei dem die beiden Teile eines Widerstandsdrahts mit Längen l1 und l2 den beiden Teilwiderständen entsprechen. Stimmen die Verhältnisse in den beiden Zweigen überein, dann gilt R1 l1 Rx = = . Rb R2 l2 (2.8) Man kontrolliert diesen “Abgleich” der Brücke durch ein Messgerät (als Brücke zwischen den beiden Ästen), das im abgeglichenen Zustand keinen Strom anzeigen darf. Um eine präzise Bestimmung des unbekannten Widerstands durchzuführen, muss man lediglich den Referenzwiderstand möglichst genau kennen. Für R1 und R2 reicht eine genaue Bestimmung des Verhältnisses. Will man den Einfluss von Inhomogenitäten des Widerstandsdrahts R1 + R2 minimieren, so macht man zwei Messungen, zwischen denen man die beiden Teilwiderstände vertauscht, und benutzt den Mittelwert. Vereinzelt findet man noch kommerzielle analog anzeigende Messbrücken, bei denen ein Referenzwiderstand an einem Drehschalter ausgewählt und das Widerstandsverhältnis des Messdrahts an einem Drehknopf eingestellt werden kann. Ein eingebautes Messgerät erlaubt den Abgleich der Messbrücke zu kontrollieren. Kennzeichnung von Widerständen Bei großen Bauformen hat man auf der Umhüllung kommerzieller Widerstände ausreichend Platz, um den jeweiligen Widerstandswert aufzudrucken. Bei kleineren Bauformen (meist bei Belastbarkeiten von 2.3 Gleichstrom: Strom-, Spannungs- und Widerstandsmessung (Versuch 40) 89 A Rx Rb T R2 R1 l1 + - l2 Abbildung 2.5: Wheatstonesche Brücke bis zu 1/2 W) bedient man sich dagegen üblicherweise eines Farbcodes, der in Form von Ringen am Widerstandskörper aufgebracht ist. Dabei kennzeichnen i.d.R. die ersten beiden Ringe die ersten beiden Ziffern des Widerstandswerts, der dritte Ring die Anzahl der folgenden Nullen, wobei die Einheit Ω als Basis verwendet wird. Der vierte Ring gibt die Toleranz an. Sind fünf Ringe vorhanden, so gibt der dritte die dritte Ziffer an, der Rest verschiebt sich in der Bedeutung entsprechend. Ein sechster Ring kann in diesen Fällen dann noch benutzt werden, um den Temperaturkoeffizienten (dR/dT ) zu spezifizieren. Die Farben bedeuten im einzelnen: RingFarbe schwarz braun rot orange gelb grün blau violett grau weiß gold silber 1.,2.,3. Ziffer 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 Toleranz Faktor 100 101 102 103 104 105 106 107 0,5 % 0,25 % 0,1 % 10−1 10−2 5% 10 % 1% 2% Hat man z.B. die Ringe gelb/violett/rot/silber, so handelt es sich nominell um einen 4,7 kΩ-Widerstand (4700 Ω) mit 10% Toleranz (d.h. irgendwo zwischen 4,2 und 5,2 kΩ. Standardmäßig hergestellt werden dabei Widerstände, die einer ganz bestimmten Folge von Werten entsprechen, die sich jedesmal um den √ Faktor k 10 unterscheiden. Die gängigsten Reihen benutzen k = 6, 12 oder 24 (Normreihen E6, E12, E24). Für E6 findet man z.B. 1,0, 1,5, 2,2, 3,3,√4,7, 6,8. In E12 gibt es zusätzlich die Zwischenwerte 1,2, 1,8, 2,7, 3,9, 5,6, 8,2; hier sind die Faktoren 12 10. Für Präzisionszwecke werden natürlich auch andere Werte hergestellt. Der Nutzen dieser Normreihen ist die Darstellbarkeit praktisch jeden beliebigen Wertes bei auf die Werte abgestimmten Toleranzen: Widerstände mit 20% Toleranz werden nach der Reihe E6 hergestellt, bei 10% Toleranz benutzt man E12, bei 5% die Reihe E24, usw. für noch kleinere Toleranzen. 90 1. Ziffer 1. Ziffer 2. Ziffer 3. Ziffer Multiplikator 2. Ziffer Multiplikator Toleranz Toleranz Abbildung 2.6: Anordnung der Kodierungsringe zur Kennzeichnung von Widerständen Literatur [W al] [W es] [Ger] [T ip] [Hal] [Dem2] Abschnitte 5.0.2 Grundlagen, 5.0.3 Messinstrumente ..., 5.1.1 Innerer Widerstand ..., 5.1.2 Temperaturkoeffizient ..., 5.1.4 und 5.1.5 (Messungen mit der Wheatstonebrücke) 5.5.0.3 Halbleiterbauelemente, 5.5.4 Kennlinie einer Halbleiterdiode ... 31. Aufgabe: Widerstandsmessung in der Brückenschaltung Kapitel 6.3 Gleichströme Kapitel 22 Elektrischer Strom, Kapitel 23.1 Die Kirchhoffschen Regeln Kapitel 39.7 Halbleiterübergangsschichten und ihre Anwendungen Kapitel 27.2 Elektrischer Strom, 27.4 Widerstand und spezifischer Widerstand, 27.5 Ohmsches Gesetz, 28.2 Arbeit, Energie und Spannung, 28.3 Berechnung des Stroms im unverzweigten Stromkreis, 28.6 Verzweigte Stromkreise Abschnitt 2.2.2 Das Ohmsche Gesetz, 2.4 Netzwerke: Kirchhoffsche Regeln, 2.4.3 Wheatstonesche Brückenschaltung, 2.5 Messverfahren für elektrische Ströme