CAMPUS GROSSHADERN APOTHEKE PROMOTIONSPROGRAMM KLINISCHE PHARMAZIE Analyse der Serum- und Liquorkonzentrationen von Meropenem bei neurochirurgischen Intensivpatienten mit einer nosokomialen Infektion des zentralen Nervensystems Blassmann U [1], Röhr AC [2], Frey OR [2], Andraschko M[1], Thon N[3], Briegel J[4], Huge V[4], Vetter-Kerkhoff C [1] [1] Apotheke des Klinikums der Universität München [2] Apotheke der Kliniken Heidenheim, [3] Neurochirurgische Klinik, Klinikum der Universität München, [4] Klinik für Anaesthesiologie, Klinikum der Universität München Hintergrund Methode Bei Patienten mit Verdacht auf eine nosokomiale Infektion des zentralen Nervensystems (ZNS) wird zur empirischen Therapie Meropenem und Vancomycin empfohlen [1]. Daten zur Liquorkonzentration von Meropenem fehlen in diesem Patientenkollektiv. Betalactam-Antibiotika wie Meropenem sind zeitabhängig wirksam. Ziel ist daher möglichst über das gesamte Dosisintervall (DI) die minimale Hemmkonzentration (MHK) der Keime deutlich zu überschreiten (T > MHK). Bei einer 3 – 4 fachen Überschreitung wird im Serum eine maximale antibakterielle Wirkung beschrieben. Für ZNSInfektionen existieren keine differenzierten Vorgaben zur MHK Ausweisung, allerdings wird eine Verdoppelung der Normdosis von 3 mal 1000 mg auf 3 mal 2000 mg empfohlen. Studiendesign: Im Rahmen einer Beobachtungsstudie wurden bei neurochirurgischen Intensivpatienten mit einer externen Ventrikeldrainage (EVD) und der Therapie einer nosokomialen ZNS-Infektion Serum- und Liquorkonzentrationen von Meropenem analysiert. Meropenem (2000 mg) wurde als verlängerte Infusion über 4 h alle 8 h verabreicht. Blut- und Liquorproben wurden nach Entnahme (Neutral SMonovette® Sarstedt) innerhalb 30 min zentrifugiert (4000 rpm für 5 min) und bis zur Analyse bei -80 °C gelagert (maximal 30 Tage). Die Konzentrationsbestimmung erfolgte durch einen validierte HPLC-UV Assay [2]. Ziel der Studie war eine Beschreibung der Meropenemkonzentrationen in Serum und Liquor bei Intensivpatienten mit einer externen Ventrikeldrainage und einer ZNS-Infektion oder Verdacht auf eine ZNS-Infektion. Pharmakokinetik/Pharmakodynamik Ziele für Meropenemkonzentrationen: • > 4x MHK typischer Erreger über das halbe DI im Serum • > MHK typischer Erreger über das gesamte DI im Serum • > MHK typischer Erreger über das halbe DI im Liquor Tabelle 1: Patientencharakteristika Ergebnisse Es wurden 9 Patienten eingeschlossen und insgesamt 74 Serum- und 70 Liquorproben analysiert. Die Patientencharakteristika sind in Tabelle 1 dargestellt. Tabelle 2 beschreibt die pharmakokinetischen Parameter von Meropenem. Tabelle 3 beschreibt die Mediane der Tal- und Spitzenkonzentrationen von Meropenem mit Interquartile Range (IQR). Bei einer MHK von 2 mg/l wäre die Meropenemkonzentration im Serum bei allen Patienten das halbe DI vierfach über der Grenz-MHK sensibel getesteter Keime (MHK ≤ 2 mg/l), und 75,7 % der analysierten DI die gesamte Zeit über der MHK. Im Liquor erreichen 42,9% aller Meropenemkonzentrationen 2 mg/l. Bild 1: Mediane Serumkonzentrationen von Meropenem (n= 9) Bild 2: Mediane Liquorkonzentrationen von Meropenem (n= 9) Standard- Parameter Mittelwert Range Alter 57 8 46 - 69 Gewicht [kg] 76 12 60 - 100 Kreatininclearance (MDRD) [ml/min] 120 57 48 - 286 Liquorfluss [ml/day] 169 78 8 - 306 abweichung Tabelle 2: Pharmakokinetische Parameter Parameter Median IQR Range C max Serum [mg/l] 29 20,95 10,70-69,00 C min Serum [mg/l 4,6 9,1 0,00-31,40 T ½ [h] 1,62 1,13 0,59-4,38 C max Liquor [mg/l] 1,45 2,75 0,27-6,20 C min Liquor [mg/l] 1,35 2,25 0,00-4,10 Tabelle 3: Meropenemkonzentrationen [mg/l] in Serum und Liquor (Median) mit Interquartile Range (IQR) X Talkonzentration [mg/l] X Spitzenkonzentration [mg/l] – Talkonzentration [mg/l] – Spitzenkonzentration [mg/l] – – 2 mg/l ----- 10 mg/l – – – 2 mg/l Pat.1 Pat. 2 Pat. 3 Pat. 4 Pat. 5 Pat. 6 Pat. 7 Pat. 8 Pat. 9 C max Serum 48,60 26,35 39,45 45,30 16,40 19,40 19,20 15,20 64,80 IQR 14,10 7,28 1,55 5,90 5,00 0,10 7,20 3,55 17,15 C min Serum 10,70 5,25 5,65 13,80 1,10 3,35 0,86 0,25 11,00 IQR 6,30 3,25 1,55 2,00 0,30 0,45 1,03 0,36 8,10 C max Liquor 4,00 2,60 0,45 3,45 0,60 0,53 0,86 0,78 2,70 IQR 2,30 0,85 1,68 0,20 0,15 0,95 0,05 0,50 0,00 C min Liquor 2,70 2,75 0,30 2,25 0,60 0,29 0,76 0,43 2,60 IQR 1,50 2,30 0,85 1,68 0,20 0,15 0,95 0,05 0,50 ------- 8 mg/l Schlussfolgerung Tabelle 4: MHK Verteilung von Acinetobacter und Pseudomonas bei Meropenem nach EUCAST (European committee on antimicrobial susceptibility testing). Nur 80 % der Pseudomonaden bzw. 78 % der Acinetobacter weisen eine MHK ≤ 2 mg/l auf. Bei unbekannter MHK sind daher im Serum Zielkonzentrationen >16 mg/l anzustreben um eine sichere Antibiotikatherapie zu gewährleisten. Keim ≤ 2 mg/l ≤ 8 mg/l ≤ 16 mg/l Pseudomonas 80% 92% 98% Acinetobacter 78% 87% 99% Danksagung: Diese Projekt wird gefördert durch die Dr. August und Dr. Anni Lesmüllerstiftung und die Stiftung für Patient & Klinische Pharmazie. Es werden adäquate Meropenemkonzentrationen für sensible Keime (MHK ≤ 2 mg/l) im Serum erreicht. Im Liquor wird in der Regel die MHK hochsensibler Keime (z.B. Escherichia coli oder Klebsiella) überschritten. Allerdings erreichen die Liquorkonzentrationen bei vielen Patienten nicht die MHK für intermediär getestete Keime. Auch ein gewisser Anteil von sensibel und intermediär getesteten „Problemkeimen“ wie Pseudomonas oder Acinetobacter wird im Liquor nicht sicher erfasst. Aufgrund der hohen interindividuellen Variabilität könnte ein Therapeutisches Drug Monitoring zur sicheren und effektiven Meropenemtherapie bei nosokomialen ZNS-Infektionen beitragen. Literaturquellen: [1] Tunkel AR et al. Practice guidelines for the management of bactericidal meningitis. Clinical Infectious diseases 2004; 39(9):1267-1284 [2] Roehr AC et al. Anti-infective drugs during continuous hemodialysis-using the bench to learn what to do at the bedside. Int J Artif Organs. 2015;38(1):17-22 Kontakt: [email protected]