Abstract zum „Allgemeinmedizin-Refresher“ am 15.09.2012 in Berlin Mykosen Viktor Alexander Czaika Universitätsmedizin Charité Berlin Immer umfassendere immunsuppressive und antibiotische Therapiestrategien, Zunahme von konsumierenden Leiden und Stoffwechselerkrankungen, die Veränderung der demographischen Altersstruktur aber auch bestimmte Lebens- und Freizeitgewohnheiten können die erhebliche Zunahme von Pilzinfektionen erklären. Die zumeist opportunistischen Krankeitserreger nutzen dabei systemische Prädispositionen und lokal begünstigende Faktoren um meistens zunächst Haut und Schleimhäute zu besiedeln. Diese regionale Infektion hat primär Krankheitswert als physisch und psychisch belastende Dermatose. Unter bestimmten Voraussetzungen jedoch kann sie auch Ausgangspunkt für eine Erregerinvasion mit Systeminfektion werden. Die regionale Erregerpräsenz ist andererseits ein der Diagnostik gut zugängliches Keimreservoir mit der Chance einer frühzeitigen Erregeridentifikation und der rechtzeitigen Einleitung einer adäquaten Therapie. Die häufigsten und für die Praxis relevanten Erreger lassen sich dem DHS-System zuordnen: Die nur bei Oberflächentemperatur optimal lebensfähigen Dermatophyten sind Hautpilze im eigentlichen Sinne. Ihr Nahrungssubstrat ist das Keratin der Epidermis. Antropophile Dermatophyten verursachen zumeist den als Bagatellinfektion unterschätzten „Fusspilz“ in Form der Interdigitalmykose, der Onychomykose oder der Palmoplantarmykose. Häufigster Erreger ist Trichophyton rubrum. Unter den o.g. Prädispositionen aber kann eine großflächige Tinea corporis als Tinea incognita differentialdiagnostische Verwirrung stiften. Zoophile Dermatophytosen durch Infektion mit z.B. Microsporum canis, Trichophyton mentagrophytes var. granulosum und Trichophyton verrucosum hingegen zeigen akute und hochentzündliche Verläufe. Die Infektion mit den teils obligat pathogenen Erregern tritt häufig als sogenannte „Kuscheltierdermatose“ bei Kindern nach innigem Kontakt mit infizierten aber klinisch nahezu asymptomatischen Haus- oder Nutztieren auf. Die Trichophytie mit teilweise irreversibler narbiger Alopezie wird häufig zu spät diagnostiziert. Unter topischer antimykotischer Therapie mit Ciclopiroxolamin, Terbinafin oder Amorolfin kann bei umschriebenen Läsionen wie der Tinea pedis oder lokalen Körperherden Heilung erreicht werden. Die fortgeschrittene Onychomykose, die Tinea corporis generalisata und in aller Regel die zoophilen Dermatomykosen, insbesondere die Trichophytie stellen eine Indikation zur systemischen antimykotischen Therapie dar. Dabei sind Terbinafin und Fluconazol durch gute Wirksamkeit und Verträglichkeit in der Langzeitbehandlung charakterisiert. Die Kombination mit der topischen Lokaltherapie im Sinne eines dualen Wirkungssynergismus ist wesentlich. Die Therapie sollte bis zum Nachweis der mikrobiologischen Heilung durch Kulturnegativität fortgeführt werden. Die Untersuchung und ggf. Therapie von Kontaktpersonen ist wichtig. Onychomykose Tinea inguinalis Mikrosporie („Katzenpilz“) Tinea corporis und Tinea capitis ducrh Trichophyton mentagrophytes („Meerschweinchenpilz“) Candida albicans ist der wichtigste Erreger der Hefepilzmykosen. In Abhängigkeit von systemischen und lokalen Prädispositionen reicht das Spektrum seiner Interaktion mit dem menschlichen Organsimus von der harmlosen Haut- und Schleimhautbesiedelung über die lästige Haut- und Schleimhautcandidose bis hin zur potentiell tödlichen Systemcandidose mit Organbefall. Die Candidose der Körperhaut entsteht in feuchtwarmen Faltenbereichen. Der Gastrointestinaltrakt ist wichtigstes Erregerreservoir sowohl für die genitale Manifestation wie z.B. die Vaginalcandidose aber auch für eine Systeminfektion. Bei hospitalisiserten Patienten stellen Plastik-Verweilkathetersysteme die zweite wesentliche Systeminfektionsquelle dar, oft werden hier die zur Therapieresistenz neigenden NonAlbicans-Spezies wie Candida glabrata und Candida tropicalis nachgewiesen. Die Lokaltherapie der oberflächlichen Candidose mittels topischer Galeniken von Amphotericin B, Nystatin, Clotrimazol, Fluconazol und Ciclopiroxolamin ist zumeist rasch erfolgreich. Die Barrieresanierung der Intertrigines durch austrocknende zinkhaltige Externa ist hilfreich. Bei ausgedehnter, schwerer, mit Immundefekten assoziierte oder chronisch rezidivierender, z.B. vulvovaginaler oberflächlicher Candidose oder Candida-Onychomykose ist die systematische Behandlung indiziert. Mittel der Wahl ist Fluconazol. Vor dem Hintergrund der Azolproblematik bei den teils gering empfindlichen oder resistenten Non-Albicans-Spezies wird die Fluconazol-Dosisanpassung oder Therapie mit dem Erregerlücken schliessenden Voriconazol erforderlich. Darüberhinaus kommt Caspofungin zur Anwendung. Infizierte Verweilkatheter sind kaum medikamentös zu sanieren und müssen gewechselt werden. Bei Candidämie und Viszeralcandidose ersetzen zunehmend nebenwirkungsreiche Utima ratio-Behandlung mit Amphotericin B. Submammäre Candidose Voriconazol die Candida albicans auf Sabouraud-Agar Der lipophile Hefepilz Malassezia furfur ist Bestandteil der regulären Keimflora der Haut. Unter bestimmten Umständen kann er die lediglich kosmetisch relevante Pityriasis versicolor hervorrufen, das durch kleinfleckige Hyper- und Hypopigmentierungen des stammbetonten Integuments charakterisíert ist. Die Behandlung erfolgt mit ketoconazolhaltigen Externa, ggf. durch zusätzliche kurzzeitige systemische Itraconazol-Anwendung. Klinische Manifestationen der Aspergillose als wichtigster Schimmelpilzinfektion betreffen vorwiegend die Lunge und andere innere Organe. Hautsymptome sind selten und dann sekundäre Absiedelungen bei disseminierter Infektion. Systemtherapie mit Voriconazol oder Amphotericin B ist obligat. Ausserhalb des DHS-Systematik stehen die sehr seltenen Verletzungsmykosen. Die Sporotrichose mit teils kutanen Ulzerationen bedarf der Lokalbehandlung mit Kaliumjodidlösung oder der moderneren Systembehandlung mit Itraconazol. Aktinomyzeten oder Nokardien sind Erreger des Myzetoms, das meist in Form des Madurafusses in Erscheinung tritt. Nur rechtzeitige Systemantimykose mit Itraconazol oder Amphotericin B kann die Amputation verhindern. Korrespondenzadresse: Charité-Universitätsmedizin Berlin Klinik für Dermatologie, Venerologie und Allergologie Dr. med. Viktor Alexander Czaika Facharzt für Dermatologie und Venerologie Facharzt für Innere Medizin Leitender Oberarzt Standort CBF Charité - Campus Benjamin Franklin Hindenburgdamm 30 - 12200 Berlin Tel.:+(49)30450518433 Mobil: +(49) 1622189247 E-mail: [email protected]