Krebsthemen: Der Pathologe als Lotse der Krebstherapie Dresden. Eine Reihe neuer molekularer Medikamente versprechen zielgerichtete Therapien – zum Beispiel beim Dickdarmkrebs. Die Tumorzellen werden passgenau mit Antikörpern oder anderen Molekülen behandelt, die die Weiterleitung von Wachstumssignalen unterbrechen. Der Pathologe nimmt hierbei eine entscheidende Rolle ein: Er untersucht das Tumorgewebe nicht nur unter dem Mikroskop, sondern mit weiteren Methoden auch bis ins Molekül und bestimmt so die anschließende Behandlung des einzelnen Patienten entscheidend mit. Das Dresdner Institut für Pathologie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus gilt bundesweit als ein Zentrum für die prädiktive onkologische Diagnostik, das heißt, hier erfolgt die individuelle Vorhersage, ob die neuen, maßgeschneiderten Krebstherapien beim Patienten ansprechen. Dresdner Pathologen bestimmen durch molekulargenetische Analyseverfahren ma�geschneiderte Krebstherapie mit aktuelle die „Bei einigen Krebsarten w erden molekular-pathologische Verfahren der prädiktiven onkologischen Diagnostik bereits eingesetzt, so dass w ir mit diesen neuen Methoden voraussagen können, w elche Therapieform w irkt oder besser nicht eingesetzt w erden sollte“, Logo des KrebsCentrum erläutert Professor Gustavo Baretton, Direktor des Dresdner Instituts Dresden - Quelle: für Pathologie und W issenschaftler am Universitäts KrebsCentrum Dresden. Ein aktuelles Beispiel stellt die Vorhersage der Pathologen in KrebsCentrum Dresden Fällen von metastasiertem Dickdarmkrebs (kolorektales Karzinom) dar, bei denen der Tumor bereits in andere Organe gestreut hat. Neue Medikamente in Form voll- oder teilhumanisierter Antikörper, die gezielt an den Tumorzellen w irken, ermöglichen bei den betroffenen Patienten in Kombination mit Chemotherapie eine verbesserte Behandlung. Zur Entw icklung solcher neuartiger Medikamente hat ein besseres Verständnis der Wachstumsregulation von Tumorzellen beigetragen: So besitzen Krebszellen an ihrer Oberfläche spezifische Bindungsstellen (Rezeptoren), die auch Wachstumssignale empfangen und w eiterleiten. Mit einem spezifischen Antikörper gegen einen solchen Rezeptor kann dieser blockiert und die Tumorzelle gezielt an ihrem Wachstum gehindert w erden. Beim Dickdarmkrebs w urde der so genannte Epidermale Wachstumsfaktor-Rezeptor (EGFR) als spezifische Bindungsstelle an der Zelloberfläche identifiziert. Verschiedene klinische Studien haben gezeigt, dass seine Blockade zu einer Verbesserung des Therapie-Erfolges führen kann. Dies gilt jedoch nur, w enn die Signalübertragung ungestört zum Zellkern w eitergeleitet w ird. Die Rezeptorblockade kann aber durch eine w eitere krankhafte Aktivierung des Signalw egs innerhalb der Zelle „ausgehebelt“ w erden. Das ist bei einem Teil der Patienten mit metastasiertem Dickdarmkrebs der Fall, bei denen das so genannte KRAS-Onkogen verändert (mutiert) ist. Das KRAS-Onkogen aktiviert unter anderem dauerhaft die EGFRSignalübertragungskette in der Zelle und führt zum Wachstum – unabhängig davon, ob Signale vom spezifischen Rezeptor an der Zelloberfläche empfangen w erden oder ob dieser blockiert w ird. Die Pathologen w issen eindeutig, bei Patienten mit KRAS-mutierten Tumoren spricht die Anti-EGFR-Therapie nicht an. „W ir können mit der Mutationsanalyse des Onkogens KRAS, die w ir im Jahr 2008 an knapp 800 Fällen durchgeführt haben, die etw a 40 Prozent der an metastasiertem Dickdarm erkrankten Patienten herausfiltern, bei denen diese neue zielgerichtete Antikörper-Therapie nicht anschlagen w ürde“, berichtet Professor Baretton. „Ihnen w ird auf diese Weise eine w irkungslose Behandlung erspart, und überdies w erden unnötige Kosten für das Gesundheitssystem vermieden.“ Das Dresdner Institut für Pathologie w ar 2008 eines von bundesw eit sieben Referenz-zentren, in denen erstmals routinemäßig und qualitätsgesichert mit molekular-pathologischen Methoden der KRAS-Status bei Patienten mit metastasiertem Dickdarmkrebs vor einer geplanten AntiEGFR-Therapie bestimmt w urde. Die Referenzzentren haben sich zusammengeschlossen, um mit einer gemeinsamen Strategie diese molekular-pathologischen Verfahren in ganz Deutschland einzuführen und dadurch die individuelle Vorhersage für die anschließende Therapie zu verbessern. In Ringversuchen müssen die Referenzzentren immer w ieder die Qualität ihrer Analysen nachw eisen: Hierfür erhalten mehrere Zentren dasselbe Tumormaterial zur Untersuchung, und alle müssen abschließend zum gleichen Ergebnis kommen. Als überregionale Anlaufstelle erhält das Dresdner Institut für Pathologie Krebsgew ebeproben zur individualisierten Analyse aus ganz Deutschland. Neben Tumorgew ebe bei Dickdarmkrebs w erden auch ähnliche molekular-pathologische Untersuchungen vorgenommen, beispielsw eise am Brustkrebsgew ebe (Her2/neu-Onkogen). Zusätzlich w ird hierfür bei keinem Patienten Gew ebe entnommen, denn die Untersuchungen w erden am archivierten Tumorgew ebe durchgeführt, das ohnehin bei einem operativen Eingriff zur Diagnose oder Therapie der Krebserkrankung gew onnen w urde. Dieses Tumorgew ebe w ird in Paraffinblöcken eingebettet in den Archiven der Institute für Pathologie gelagert. Da allerdings nicht alle molekularen Untersuchungen am Paraffinmaterial möglich sind, w ird derzeit am Universitäts KrebsCentrum Dresden (UCC) – mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe e. V. und mit dem Einverständnis der jew eiligen Patienten – eine Tumor- und Normalgew ebebank aufgebaut. Bei jeder Operation fällt Tumor- und Normalgew ebe an, das nicht w eiter für diagnostische Zw ecke benötigt w ird. Dieses w ird nun schockgefroren und in speziellen Kühlschränken der Tumor- und Normalgew ebebank des UCC archiviert. Die Pathologen w erden, laut Professor Gustavo Baretton, zunehmend zum Verw alter der entnommenen Tumoren, um zukünftig bei verbesserter Diagnostik dem einzelnen Patienten verbesserte Therapie-Empfehlungen geben zu können, aber auch, um die Krebsforschung am Gew ebe voranzubringen: „In der Pathologie archivierte Tumoren und Normalgew ebe sind der Goldschatz für die biomedizinische Forschung des 21. Jahrhunderts.“ Professor Baretton erw artet, dass demnächst w eitere neue Medikamente zur individualisierten Therapie von Magenkrebs, Kopf-Hals-Tumoren und Lungenkrebs zur Verfügung stehen, bei denen prädiktive, molekular-pathologische Untersuchungen die Therapie mit beeinflussen w erden. Der Pathologe w ird so zum Lotsen der Therapie. Am Universitäts KrebsCentrum Dresden sind die Pathologen von daher in die täglichen Tumorboards integriert, einem regelmäßig tagenden, fachübergreifenden Expertengremium, das die auf den einzelnen Patienten abgestimmte, bestmögliche Krebstherapie festlegt. Weitere Informationen: Professor Dr. Gustavo Baretton Direktor des Instituts für Pathologie Tel. (0351) 458-3000 E-Mail: [email protected] Das Universitäts KrebsCentrum Dresden (UCC) ist bundesw eit eines von zehn universitären „Onkologischen Spitzenzentren“ der Deutschen Krebshilfe e.V. Diese Auszeichnung erhielt das UCC 2007 nach einer internationalen Begutachtung als eines der ersten Spitzenzentren in Deutschland. Das Universitäts KrebsCentrum Dresden w urde 2003 gemeinsam vom Universitätsklinikum und der Medizinischen Fakultät Carl Gustav Carus als Comprehensive Cancer Center für umfassende interdisziplinäre Versorgung krebskranker Patienten, Krebsforschung und Lehre gegründet. Seit 2004 ist das UCC nach DIN EN ISO 9001:2000 zertifiziert. Im Universitäts KrebsCentrum Dresden arbeiten in sämtlichen onkologischen Disziplinen hoch spezialisierte Fachärzte zusammen, um für die einzelnen Patienten eine individuell abgestimmte, optimale multidisziplinäre Therapie zu erzielen. Viele Spezialisten sind nicht nur erfahrene Ärzte, sondern darüber hinaus als Hochschullehrer und Krebsforscher tätig. Damit ist sichergestellt, dass der modernste W issensstand bei jedem Schritt von der Diagnostik bis zur Behandlung berücksichtigt w ird. Am Universitäts KrebsCentrum richtet das Deutsche Krebsforschungszentrum ab 2010 eine Dresdner Partnerstelle des Krebsinformationsdienstes ein, die Fragen von Patienten, Angehörigen und Ärzten in den neuen Bundesländern zum Thema Krebs kostenlos und kompetent beantw orten w ird. Aktualisiert Samstag, 16. Mai 2009 Dresden 1934 Mal gelesen Autor: Pressemitteilung des KrebsCentrum Schließen