Alexander Glasunow

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SWR2 MANUSKRIPT
ESSAYS FEATURES KOMMENTARE VORTRÄGE
Alexander Glasunow
"Ich bin von der Musik besessen"
Zum 150. Geburtstag des Komponisten (4)
Von Ulla Zierau
Sendung:
Donnerstag, 13. August 2015
9.05 – 10.00 Uhr
Redaktion: Ulla Zierau
Bitte beachten Sie:
Das Manuskript ist ausschließlich zum persönlichen, privaten Gebrauch bestimmt. Jede weitere
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SWR2 Musikstunde mit Ulla Zierau
13. August 2015
Alexander Glasunow
"Ich bin von der Musik besessen"
Zum 150. Geburtstag des Komponisten (4)
Signet
Mit Ulla Zierau und Alexander Glasunow, dessen 150. Geburtstag
wir diese Woche feiern und der von sich behauptete: "Ich bin von
der Musik besessen" – Heute begegnen wir dem Lehrer und
Konservatoriumsdirektor Glasunow.
Titelmusik
„Jedes neue Werk von ihm wurde als großes musikalisches Ereignis
aufgenommen – so hoch bewertet man die Vollendung seiner
Form, die Makellosigkeit seiner Polyphonie, die Ungezwungenheit
und Stringenz seiner Satzweise. Ich teilte diese allgemeine
Begeisterung damals vollständig und war ein verzauberter
Bewunderer der Meisterschaft dieser Weisen.“
Das bekennt Igor Strawinsky, einer der Schüler Glasunows und in
jungen Jahren einer seiner großen Verehrer.
Viele Jahre stellt Glasunow seine Kraft und seinen Kampfgeist als
Lehrer und später auch als Direktor in den Dienst des Petersburger
Konservatoriums. Fürs Komponieren bleibt in diesen Jahren nicht
mehr allzu viel Zeit.
Mit 40 vollendet er seine letzte Sinfonie, die Achte.
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Musik 1
Alexander Glasunow:
Sinfonie Nr.8, 1. Satz, Finale
Tschaikowsky Sinfonierochester von Radio Moskau / Vladimir
Fedoseyev
CD Brilliant Classics, LC 09421, 94719/4, 3‘50
Finale aus dem ersten Satz der achten Sinfonie von Alexander
Glasunow.
Vladimir
Fedoseyev
leitete
das
Tschaikowsky
Sinfonierochester von Radio Moskau.
Mit der achten Sinfonie beendet Glasunow seine rein sinfonische
Arbeit und hinterlässt uns ein komplexes, dichtes Oeuvre. Für viele
Musikhistoriker steht er damit in der direkten Nachfolge
Beethovens, viel mehr als es Tschaikowsky je gewesen ist.
Glasunow sei der einzige reinblütige Sinfoniker unter den
Petersburger Komponisten und mit seiner achten Sinfonie werde
das letzte Wort über Chromatik gesagt, sagen die einen, andere
werfen ihm vor, dass er allzu sehr in der Tradition verhaftet
geblieben und nicht weit genug gegangen sei, im Gegensatz zu
den Komponisten der Russischen Moderne.
Mit Anfang vierzig ist Glasunow nicht nur ein vollendeter Sinfoniker
und Dirigent, sondern auch eine anerkannte Persönlichkeit im
russischen Musikleben. Er ist Ehrengast der Kaiserlich Russischen
Musikgesellschaft, bei Konzerten hat er stets einen Platz neben
Rimskij-Korsakow, er ist Gutachter in der Repertoirekommision und
wird schließlich in die Direktion der Petersburger Musikgesellschaft
berufen.
Sicher auch mit ein wenig Stolz lobt Rimskij seinen jüngeren
Kollegen: „Glasunow erlebt jetzt die volle Entfaltung seines
überragenden Talents. Die überreiche Palette seiner Fantasie und
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die erstaunliche Beherrschung alles Technischen zeigten ihn auf
dem Höhepunkt seiner Entwicklung“ und Rimskij-Korsakow
gratuliert ihm zu seiner 2. Klaviersonate:
„Sie glauben nicht, welcher Neid und welche Traurigkeit mich
packt, dass ich niemals fähig zu Ähnlichem bin, aber wenn ich
irgendwann fähig gewesen wäre, dann ist dieses in mir übertönt
worden, aber jetzt ist es schon zu spät. Selbst wenn ich mich auf
das Gebiet der reinen Musik bewegen wollte, würde alles bei mir
unvollkommen und unzeitgemäß herauskommen, was mich
bedrückte.“
Musik 2
Alexander Glasunow:
Klaviersonate Nr.2, 2. Satz
Stephen Coombs
M0034357 013, Hyperion, CDA 66866, 6‘09
Stephen Coombs mit dem zweiten Satz aus der 2. Klaviersonate
von Alexander Glasunow.
1898 wird Glasunow ans Petersburger Konservatorium berufen als
Professor für Partitur lesen, spezielle Instrumentation,
Harmonielehre, Kontrapunkt, Kammermusik, Musikliteratur und
Dirigieren. Ein umfangreiches Pensum, während Rimskij-Korsakow
dieselben Studenten in Komposition unterrichtet. Die beiden
Professoren arbeiten in enger Absprache, gehen Hand in Hand,
was äußerst ungewöhnlich ist.
Zu Glasunows Schülern zählen Strawinsky, Prokofjew und
Schostakowitsch, also die spätere erste Liga.
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Die ersten Jahre am Petersburger Konservatorium konzentriert sich
Glasunow voll auf seine Lehrtätigkeit. Doch dann greifen die
Unruhen der russischen Revolution um sich, Auflehnung gegen den
Zaren, Aufstände der Bauern und Arbeiter. Auslöser ist der
sogenannte Petersburger Blutsonntag. In friedlicher Absicht wollen
unbewaffnete Demonstranten dem Zaren einen Bittbrief
überbringen und werden brutal niedergeschlagen, es gibt
tausend Tote.
Das bringt die Studenten in Aufruhr. Sie fordern die Schließung des
Konservatoriums als Protest gegen die Regierung. Ihr Vorgehen ist
jedoch nicht politisch motiviert, sie pochen auf Reformen und
fordern mehr Freiheiten, Abschaffung der Wächter, bessere
Bildungsmöglichkeiten, eine Bibliothek und einen respektvollen
Umgangston zwischen Professoren und Studenten. Für die
Durchsetzung ihrer Ziele rufen sie zum Streik auf. Rimskij-Korsakow
und Glasunow geraten zwischen die Fronten. Einerseits
unterstützen sie den Freiheitskampf der Studenten, andererseits
fühlen sie sich dem Konservatorium verpflichtet. Sie suchen da
Gespräch mit den Studenten und wollen vermitteln.
In den Augen der Direktoren und Funktionäre werden sie zu
Anstiftern. Kurzerhand wird Rimskij-Korsakow entlassen, woraufhin
Glasunow und Ljadow ihre Kündigung einreichen, weitere
Professoren folgen. Land unter am Petersburger Konservatorium,
eine brisante Situation – Rimskij und Glasunow, die einst hoch
geschätzten Herren werden zu politisch gefährlichen Personen.
In diesen turbulenten Tagen kommt es mit Studenten des
Konservatoriums zu einer Aufführung von Rimskijs Oper „Der
unsterbliche Kaschtschej“. Glasunow dirigiert, der Erlös soll den
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Hinterbliebenen der Opfer des Blutsonntags gespendet werden.
Die Premiere wird zu einem Politikum. Rimskij-Korsakow und sein
Werk werden gefeiert, man deutet die Märchenoper um den
greisen, bösen Zauberer Kaschtschej als Prophezeiung eines
baldigen Untergangs des Zarenreichs. Die Stimmung kocht hoch,
die Polizei greift ein und beendet die Veranstaltung. In diesem
Handgemenge und dem abrupten Ende der Vorstellung wird
Rimskij beinahe vom eisernen Vorhang erschlagen, er kann sich
gerade noch durch einen Sprung in den Orchestergaben retten.
Musik 3
Nikolaj Rimskij Korsakow:
„Der unsterbliche Kaschtschej“, Arie des Zarewitsch Iwan
Dmitri Hvorostovsky, Orchester des Marinskij-Theaters, Leitung:
Valery Gergiev
1976091002, Philips, 438872-2, 3‘40
Arie des Zarewitschs Iwan, der die Prinzessin aus den Händen des
unsterblichen Kaschtschej reißen möchte. Dmitri Hvorostovsky und
das Orchester des Marinskij-Theaters unter der Leitung von Valery
Gergiev.
Nach der fristlosen Entlassung Rimskij-Korsakows hat Glasunow
seinen Lehrstuhl am Petersburger Konservatorium aus Protest
freiwillig aufgegeben, nun sitzt er zu Hause und ihm fehlen seine
Studenten. Da planen die Kollegen die Neugründung einer
Nationalen Musikakademie. Rimskij, Glasunow, Ljadow sollen dort
unterrichten, das sorgt für Aufregung. Die Leitung des
Konservatoriums, die Russische Musikgesellschaft erkennt, was auf
dem Spiel steht und lenkt ein. Sie gewährt dem Konservatorium
weitgehende Autonomie, die Wächter werden abgeschafft, eine
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Mensa eröffnet und die Geschlechtertrennung in männliche und
weibliche Etagen aufgehoben. Der Rat der Professoren ernennt
Glasunow zum Konservatoriums-Direktor, Rimskij und Ljadow
kehren in ihre Ämter zurück.
Auch als Direktor kämpft Glasunow für weitere Reformen. Er führt
eine Altersversorgung für Angestellte ein, macht sich für
minderbemittelte Studenten stark, was dem Konservatorium
finanzielle Defizite einbringt, dafür verzichtet er aber auf sein
Gehalt und spendet es einem studentischen Hilfsfond und er
unterstützt die Gründung einer Musikergewerkschaft. Auch für die
Gleichberechtigung jüdischer Studenten setzt sich Glasunow
vehement ein. Darüber berichtete er: „Es kam zu heftigen
Zusammenstößen, besonders wegen der Judenfrage, in der ich
meinen Standpunkt erfolgreich verfocht, die bisherige Quote für
die Zulassung jüdischer Schüler aufzugeben und unbegrenzt das
Talent entscheiden zu lassen.“
Sonst wäre vielleicht auch Jascha Heifetz durchs Raster gefallen.
Als Sohn einer jüdischen Familie kam er mit neun Jahren ans
Petersburger Konservatorium, als Schüler der Meisterklasse des
Geigers Leopold Auer.
Für Leopold Auer schreibt Glasunow sein einziges Violinkonzert. Es
ist bis heute sein bekanntestes und meist gespieltes Werk und
neben dem Sibelius Konzert das wichtigste Violinkonzert aus den
Anfangsjahren des 20. Jahrhunderts. Das Spannende an dem
durchkomponierten Werk ist die Platzierung des Andante
sostenuto, das ist kein freistehender Mittelteil, quasi ein zweiter Satz
vor dem Schlussrondo, sondern ist zwischen Exposition und
Durchführung des ersten Teils platziert, äußerst ungewöhnlich.
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Leopold Auer spielt die Uraufführung des Konzerts mit dem
Petersburger Orchester unter der Leitung des Dirigenten und schon
bald gibt er seine Erfahrungen mit dem Werk an seine Schüler
weiter, Mischa Elman, Nathan Milstein und Jascha Heifetz.
Musik 4
Alexander Glasunow:
Violinkonzert, Andante sostenuto
Jascha Heifetz, RCA Symphony Orchestra, Walter Hendl
1909949, RCA 87019, 3‘24
Jascha Heifetz, einer der Schüler von Leopold Auer, dem Solisten
der Uraufführung, mit dem Andante sostenuto aus dem
Violinkonzert von Alexander Glasunow. Walter Hendl leitet das
RCA Symphony Orchestra.
Die politischen Querelen, die harten Kämpfe und
Auseinandersetzungen am Konservatorium zehren an Glasunows
Kräften, hier und da trinkt er ein Glas zu viel, Weißwein soll es
gewesen sein, nicht Wodka, später wird aber der Vater von
Schostakowitsch angeblich Wodkaflaschen besorgen. Immer öfter
kommt es zu unkontrollierten Zerwürfnissen und Streitereien. RimskijKorsakow erklärt in seiner Chronik:
„Hinzu kam, dass sich Glasunow seinem Laster, der Trinksucht,
hingab und dadurch oft seine Pflichten vernachlässigte, Sitzungen
des pädagogischen Rates absagte, den Besprechungen der
Direktoren fern blieb und Briefe unbeantwortet ließ. Seine
Trunksucht hatte in letzter Zeit ernste, krankhafte Züge
angenommen. Er komponierte nichts, seine herrliche achte
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Sinfonie ließ er liegen…“ so berichtet Rimskij und betont, dass nur
ein paar Freunde von Glasunows Sucht wussten.
Der Schüler Prokofjew erzählt aber, dass man ins Geheim schon
wusste, warum sich Glasunow verspätete, warum er nicht zu
seinen Terminen kam, aber man ging respektvoll damit um. Es hieß
dann immer, Glasunow sei nach Riga gefahren.
Das sind dunkle Zeiten in Glasunows Leben, Krankheiten kommen
hinzu, er magert ab, vereinsamt und findet keine Zeit mehr für
seine Musik.
Musik 5
Alexander Galsunow:
Elegie für Viola und Klavier op.44
Tabea Zimmermann, Thomas Hoppe
M0401297 007, myrios classics MYR 014, 5‘26
Tabea Zimmermann und Thomas Hoppe mit der Elegie für Viola
und Klavier op.44 von Alexander Glasunow
Während seiner rund 30 Jahre am Petersburger Konservatorium
investiert Glasunow fast all seine Kraft in die Lehre und die
Reformen des Bildungssystems. Sein Kollege vom Moskauer
Konservatorium Michail Ippolitow Iwanow erinnert sich: „Seine
charakterliche Größe als Künstler ist mir besonders bewusst
geworden, als er als Direktor des Petersburger Konservatoriums
zusammen mit uns Moskauern die Autonomie unserer
Konservatorien erkämpfte“.
Kompositorisch sind die Jahre nicht ergiebig, keine Zeit, keine
Muße oder stimmen die Vermutungen, Glasunow habe sich
auskomponiert, seine Zeit sei vorbei, die Musik spräche mittlerweile
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eine modernere Sprache. Das mag auch ein Grund für seine
Zermürbtheit sein.
Nichts desto trotz seine Schüler lieben und verehren ihn. Dmitrij
Schostakowitsch schreibt: „Er war ein Grandseigneur und ein
Mensch, den die gesamte Musikwelt des Landes wegen seiner
Güte segnete.“
Als Lehrer hinterlässt Glasunow großen Eindruck:. Noch einmal
Schostakowitsch:
„Er beurteilte Musik mit der vollen Verantwortlichkeit für seine
Worte. Und mit großem Ernst. Diesen Ernst vermittelt er seinen
Zuhörern. Auf diese Weise lernten wir, scheinbar einfachen
Begriffen einen genauen Sinn beizulegen. Das ist eine große
Sache. (…) Wenn Glasunow nach dem Anhören einer SchumannSinfonie sagte: „technisch unerreicht“, verstanden wir genau, was
er meinte. Es bedurfte keiner langen Erklärung“, das erzählt
Schostakowitsch über seinen verehrten Lehrer.
1907 feiert Glasunow sein 25-jähriges Komponistenjubiläum. Mit der
Uraufführung der ersten Sinfonie hatte es begonnen, jetzt wird aus
diesem Anlass seine Achte aufgeführt.
Musik 6
Alexander Glasunow:
Sinfonie Nr.8, 3. Satz
Tschaikowsky Sinfonierochester von Radio Moskau / Vladimir
Fedoseyev
CD Brilliant Classics, LC 09421, 94719/4, 7‘25
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Das Tschaikowsky Sinfonierochester von Radio Moskau unter der
Leitung von Vladimir Fedoseyev mit dem 3. Satz aus der 8. Sinfonie
von Alexander Glasunow. Zu seinem 25-jährigen
Komponistenjubiläum wird sie in Petersburg aufgeführt.
An Wertschätzung mangelt es Glasunow nicht. Auch im Ausland
werden seine Verdienste gewürdigt. Die Universitäten Cambridge
und Oxford ernennen ihn zum Ehrendoktor. Sergej Diaghilew feiert
seinen Landsmann in Paris mit fünf Sonderkonzerten, er wird
Ehrenmitglied der Pariser Akademie des Beaux Arts. Glasunow
selbst reist nach England, über Frankreich, Deutschland mit einem
Abstecher im Schwarzwald und in Baden-Baden, dann über
Leipzig und Berlin zurück nach Petersburg.
In England kommt es zu einer signifikanten Situation. Die Musiker
des Orchesters halten Glasunow zunächst abschätzig für einen
Ignoranten. Sie missachten seine Anweisungen, der Hornist weigert
sich sogar, eine Stelle vorzutragen, sie sei unspielbar. Seine
Kollegen bestärken ihn. Was Schlimmeres kann es für einen
Dirigenten nicht geben. Nicht so für Glasunow, er geht zu dem
Hornisten hin, nimmt ihm das Instrument aus der Hand, gibt ein
paar Töne von sich und trägt dann die Passage akurat vor. Pech
gehabt, die Noten sind doch spielbar. Das Orchester applaudiert,
der Bann ist gebrochen. Die Probe geht weiter. Ich weiß nicht,
welche Sinfonie gespielt wurden, aber die Bläser, auch die
Hornisten haben bei Glasunow meist einiges zu tun.
Musik 7
Alexander Glasunow: Sinfonie Nr.7, Scherzo
Bamberger Sinfoniker, Neeme Järvi
M0130475 006, Orfeo, C 148201 A, 2‘45
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Die Bamberger Sinfoniker unter Neeme Järvi mit dem Finale des
Scherzos aus der 7. Sinfonie von Alexander Glasunow.
Die Feierlichkeiten reißen nicht ab, Belajeffs Verlag wird 25, zwei
Jahre später steht das 50. Jubiläum des Konservatoriums an,
Glasunow wird zum verdienten Professor ernannt. Seine
Lehrtätigkeit nimmt er nach wie vor ernst. Schostakowitsch erinnert
sich: „Er besuchte ausnahmslos alle Prüfungskonzerte, selbst die
der Schlagzeuger, bei denen er manchmal der einzige
Außenseiter war“. Dabei „kannte Glasunow jeden Schüler mit
Namen“, so Schostakowitsch weiter, „Wichtiger fürs uns war, dass
er jeden Schüler als Musiker kannte. Er erinnerte sich genau, wann
und wie jeder gespielt hatte, kannte auch das Programm und
wusste, wie viele Fehler der Betreffende gemacht hatte“.
Einer seiner besten Schüler ist sicherlich Sergej Prokofjew, als 13Jähriger kommt er ans Konservatorium. Später werden sich die
beiden musikalisch stark auseinanderdividieren, bei der
Uraufführung von Prokofjews „Skythischer Suite“ verlässt Glasunow
sogar den Saal, Prokofjew hat hingegen für den akademischen Stil
Glasunows wenig übrig, doch ihr Verhältnis ist immer von Respekt
und Hochachtung geprägt. In jungen Jahren ist Prokofjew von
Glasunow sehr beeindruckt, auch von seiner äußeren Erscheinung.
„Im Konservatorium trug Glasunow stets einen Frack. Er saß locker
an seinem massigen Körper, und in seiner tiefen Tasche trug er
stets ein großes Zigarrenetui mit zehn großen Zigarren darin“.
Glasunow rauchte eine Zigarre nach der anderen“, erinnert sich
Prokofjew, und wenn er durch die Gänge des Konservatoriums
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streifte, hinterließ er gewöhnlich das feine Aroma seiner guten
Zigarre.“
Als hervorragender Pianist spielt Prokofjew auch Werke von
Glasunow.
Musik 8
Alexander Glasunow: Gavotte op.49 Nr.3
Sergej Prokofjew, Welte Mignon, Lochstreifen-Aufnahme
M0392084 009, Bellaphon, 690 07 010, 2‘26
Sergej Prokofjew mit einer Welte Mignon Aufnahme von
Glasunows Gavotte op.49 Nr.3.
Mit Spannung beobachtet Glasunow die Entwicklung des jungen
Prokofjew und urteilt später, der Mensch hat Talent, aber geht
nicht ernsthaft damit um.
Mit der musikalischen Moderne tut sich Glasunow ohnehin schwer,
darum wird es in der morgigen Musikstunde gehen, ebenso um
seine letzten Jahre in Paris.
Wenn Sie sich wundern sollten, dass wir bisher so wenig aus
Glasunows Privatleben erfahren haben. Es gibt nicht viel zu
berichten, zumindest ist nicht viel an die Öffentlichkeit gelangt.
Eine Frau – außer der Mutter – suchen wir lange Zeit vergeblich
und dann heiratet er doch noch, auch das wird morgen Thema
sein, hier schon mal der Hochzeitsmarsch von Glasunow, den
komponiert er mit 24, da ist die eigene Ehe noch in weiter Ferne –
für heute verabschiedet sich Ulla Zierau .
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Musik 9
Alexander Glasunow: Hochzeitsmarsch
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, Neeme Järvi
1909546 006, Orfeo C093201 A, 7‘04
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