PCIII - Molekulare Quantenmechanik Prüfung 23. August 2013 Prüfungsaufgaben PC III Sie können die Aufgaben in beliebiger Reihenfolge bearbeiten. Geben Sie alle Rechenschritte und Zwischenresultate Ihrer Lösungen an. Vermerken Sie alle Näherungen die Sie verwenden. Die Punktezahl für jede Teilaufgabe ist am Ende der Teilaufgabe in Klammern angegeben. Um eine Note 6 zu erreichen müssen Sie nicht alle Aufgaben vollständig und korrekt gelöst haben. Diese Prüfung besteht aus 6 Blättern mit insgesamt 5 Aufgaben und einem Zusatzblatt mit den wichtigsten Konstanten. Die deutsche Version ist verbindlich, die englische Übersetzung ist nur eine Hilfestellung. 1 PCIII - Molekulare Quantenmechanik Prüfung 23. August 2013 Aufgabe 1: Teilchen im Kasten: Absorption in Cyaninfarbstoffen (20 Punkte) Das quantenmechanische Modell eines Teilchens in einem eindimensionalen Kasten kann zur Beschreibung des Absorptionsspektrums eines konjugierten π Elektronensystems benutzt werden. A) Schreiben Sie den Hamiltonoperator für ein Teilchen in einem eindimensionalen Kasten der Länge L auf. Geben Sie explizit die Funktion für die potentielle Energie an. (2 Punkte) B) Zeigen Sie, dass die Wellenfunktion Ψ n (x) = An sin ( nπx L ) Eigenfunktionen des h Hamiltonoperators sind mit den Eigenwerten En = n 2 8 mL 2 und n = 1, 2, 3, …. (4 Punkte) 2 Im weiteren Verlauf dieser Aufgabe schauen wir uns den folgenden Cyaninfarbstoff an: S S N: C2H5 I- ( )k N+ C2H5 In unserem Farbstoffe hat k den Wert 2. Wir nehmen eine mittlere Bindungslänge von ℓ = 1.4 Å an. Die Gesamtlänge des Kastens L ist dann L = Z ℓ wobei Z = 8 die Anzahl der Bindungen des konjugierten π Systems ist. Hinweis: Das konjugierte π Elektronensystem geht vom Stickstoffatom des linken Ringsystems zum Stickstoffatom des rechten Ringsystems. C) Die Anzahl der Elektronen im π System ist gleich 10. Geben Sie eine Begründung für diese Zahl. (2 Punkte) D) Zeichnen Sie ein Energiediagramm der sechs tiefsten Zustände des Einelektronenproblems und füllen Sie die π Elektronen des Farbstoffes unter Berücksichtigung des Pauliprinzip ein. (2 Punkte) E) Berechnen Sie die Grundzustandsenergie des Farbstoffes. Geben Sie den analytischen Ausdruck sowie den numerische Wert in SI Einheiten an. (4 Punkte) F) Zeichnen Sie das Energiediagramm für den ersten angeregten Zustand des Farbstoffes. (2 Punkte) G) Berechnen Sie die Anregungsenergie vom Grundzustand in den ersten angeregten Zustand in SI Einheiten. Welcher Wellenlänge entspricht diese Energie? (4 Punkte) 2 PCIII - Molekulare Quantenmechanik Aufgabe 2: Termsymbole Prüfung 23. August 2013 (17 Punkte) A) Zu welchem (ungeladenen) Atom gehört die Elektronenkonfiguration (1s)2(2s)2(2p)6(3s)2(3p)2? (1 Punkt) B) Leiten Sie her welches die erlaubten (Russel-Saunders) Termsymbole für dieses Atom sind. Geben Sie auch die Anzahl der Zustände pro Termsymbol an. (8 Punkte) C) Welches ist der Grundzustand? Geben Sie auch den Level (J) des Grundzustands an. (2 Punkte) D) Welche anderen Levels sind innerhalb des Terms möglich zu welchem der Grundzustand gehört. Begründen Sie Ihre Wahl des Grundzustands in Teilaufgabe C). (4 Punkte) E) Welche Wechselwirkung führt zu einer energetischen Aufspaltung der verschiedenen Levels innerhalb des Grundzustandterms? (2 Punkte) 3 PCIII - Molekulare Quantenmechanik Prüfung Aufgabe 3: Rotationsspektroskopie 23. August 2013 (24 Punkte) Das Heliumdimerkation (4He2+) ist ein stabiles Molekül das keinen Kernspin besitzt (I1 = I2 = 0). Die Gesamtwellenfunktion des He2+ Kations ist Ψ tot = Ψ elΨ vib Ψ rot . vertauscht die Position der beiden Heliumatome. Die Der Permutationsoperator 12 Symmetrie der elektronischen, vibratorischen und rotatorischen Wellenfunktionen unter dem Permutationsoperator sind gegeben durch Ψ = −Ψ 12 el el Ψ = Ψ 12 vib vib Ψ = (−1)J Ψ 12 rot rot wobei J die Rotationsquantenzahl ist. A) Formulieren Sie die Bedingung für die nach dem verallgemeinerten Pauliprinzip für das He2+ Kation erlaubten Gesamtwellenfunktionen mit Hilfe des Ψ = ... (2 Punkte) Permutationsoperators 12 tot B) Welche Rotationszustände J sind erlaubt, so dass die Gesamtwellenfunktion das verallgemeinerte Pauliprinzip erfüllt. (4 Punkte) C) Schreiben Sie den Hamiltonoperator für die Rotation des He2+ Kation in der Näherung des starren Rotors auf. (2 Punkte) D) Berechnen Sie die Energieeigenwerte in SI Einheiten des He2+ Kations mit Hilfe = 7.10 cm-1 für J = 0, 1, 2 und 3. Wie gross ist die der Rotationskonstante B Entartung der einzelnen Zustände? (8 Punkte) Hinweis: Vernachlässigen Sie bei dieser Teilaufgabe das Pauliprinzip. E) Was ist die Energiedifferenz zwischen Rotationsgrundzustand und dem ersten erlaubten angeregten Zustand in SI Einheiten? (4 Punkte) F) Geben Sie den Rotationshamiltonoperator für H2O und CH4 an. (4 Punkte) 4 PCIII - Molekulare Quantenmechanik Aufgabe 4: Drehimpuls Prüfung 23. August 2013 (26 Punkte) Wir betrachten das Formiatanion 1H13C16O16O- in wässriger Lösung welches zwei Kerne (1H und 13C) mit einem Kernspin von 1/2 hat. Diese werden als I1 und I2 bezeichnet. Die beiden Sauerstoffatome haben einen Kernspin von 0. A) Schreiben Sie den magnetischen Zeemanhamiltonoperators Ĥ Z in einem externen Feld der Stärke B0 entlang der z Achse für die Kernspins des Formiatanions auf. Wie gross ist die (minimale) Dimension der Matrixdarstellung der Spinoperatoren der beiden Spins I1 und I2 und des gesamten Zeeman-Hamiltonoperators? (4 Punkte) 1 ̂ ̂ J12 I1 ⋅ I 2 beschrieben. Der Gesamthamiltonoperator ist gegeben durch die Summe des Zeemanund des Kopplungshamiltonoperators: Ĥ = Ĥ Z + Ĥ J . Die Kopplung der beiden Kernspins wird durch den Hamiltonoperator Ĥ J = B) Geben Sie den kompletten Satz der Basisfunktionen der ungekoppelten Darstellung der beiden Kernspins an, z.B. αα . (2 Punkte) C) Geben Sie die Matrixdarstellung des Zeemanhamiltonoperators, des Kopplungshamiltonoperators und des Gesamthamiltonoperators in der ungekoppelten Darstellung an. (6 Punkte) Unter der Annahme dass das externe Feld sehr viel grösser ist als die Kopplung der beiden Kerne (Hochfeldnäherung) können die Ausserdiagonalelemente des Gesamthamiltonoperators vernachlässigt werden. D) Berechnen Sie die Energieeigenwerte des Gesamthamiltonoperators unter dieser Annahme an. Was sind die dazu gehörenden Eigenfunktionen? (6 Punkte) E) Welche der 6 möglichen Übergänge zwischen den Eigenfunktionen aus D) sind erlaubt? Geben Sie die Auswahlregeln für die Übergänge an. (4 Punkte) F) Geben Sie die Basisfunktionen der gekoppelten Darstellung der beiden Kernspins an. Unter welchen Bedingungen ist dies die sinnvollere Repräsentation? (4 Punkte) 5 PCIII - Molekulare Quantenmechanik Prüfung Aufgabe 5: Variationsprinzip, Ritz’sches Verfahren 23. August 2013 (26 Punkte) Eine Näherung für die Grundzustandsenergie eines Teilchens der Masse m im eindimensionalen Potential ⎪⎧⎪ bx für x ≥ 0 ⎪ V (x) = ⎪⎨ ⎪⎪ ∞ für x < 0 ⎪⎪⎩ soll bestimmt werden (b>0). Im Sinne des Variationsprinzips soll dabei die Grundzustandsenergie der Testfunktion ψ(x) = x 2 e−αx minimiert werden wobei α real ist. A) Wie lautet der Hamiltonoperator des Systems? (2 Punkte) B) Ist die gegebene Testfunktion geeignet um eine brauchbare Näherung des Grundzustandsenergie E0 zu finden? Begründen Sie Ihre Antwort. (2 Punkte) C) Ist die Testfunktion normiert? Normieren Sie die Testfunktion gegebenenfalls. (4 Punkte) Hinweis: Verwenden Sie die Formel ∞ ∫ x n e−ax dx = x=0 n! a n+1 D) Geben Sie die analytische Formel an mit welchem der Energieeigenwert E einer allgemeinen, normierten Testfunktion ψ(x) berechnet wird. Sie brauchen die Ableitungen und Integrale nicht zu berechnen. Einsetzen der normierten Testfunktion aus C) liefert das Resultat 2α 2 5b E(α) = + 6m 2α Wenden Sie das Variationsprinzip an, um den optimalen Wert für α zu finden. (4 Punkte) Die folgenden beiden Teilaufgabe sind eher rechenintensiv. Lösen Sie diese Aufgaben wenn Sie noch Zeit haben. E) Berechnen Sie die Grundzustandsenergie für den optimalen Parameters α den sie in D) bestimmt haben. Vergleichen Sie Ihr Ergebnis mit der exakten Grundzustandsenergie E0 = 2.338 ( b2 m ) . 2 2 1 3 Ergibt das Variationsprinzip einen guten Näherungswert? (6 Punkte) F) Zeigen Sie, dass das Resultat für die Energie der Testfunktion aus Teilaufgabe D) korrekt ist ,indem Sie die Energie der normierten Testfunktion aus C) selbst berechnen. (8 Punkte) Hinweis: Verwenden Sie wieder die Formel ∞ ∫ x=0 x n e−ax dx = n! a n+1 6