NOTFALLBLATT QUANTENMECHANIK Tutorium aus Quantenmechanik 24. Juni 2010 Andreas Windisch Dies ist eine NOTFALLKARTE. Sie dient als Schnellreferenz für den Kurzurlaub im Hilbertraum. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, Monumente und Wahrzeichen sind hier zusammengefasst. Das Blatt soll den verirrten Kurzzeittourist wieder auf den rechten Pfad führen, nicht ohne sie/ihn auf ihrem/seinem Weg die sie/ihn umgebende Quantennatur zu erläutern. Diese Karte ist NICHT zur Klausur zugelassen! D Erwartungswerte Verhalten bei Orientierungsverlust Grundsätzlich können Erwartungswerte in jeder Basis berechnet werden. Besitzt man Kenntnis einer Wellenfunktion ψ(x) im Ort so kann die Wellenfunktion im Impulsraum mittels der Fouriertransformierten von ψ(x) aufgefunden werden: 1. Ruhe bewahren! 2. Orientierung: Wo ist die nächste UBahnstation? ψ̃(p) = FT (ψ(x)) = √ 3. Transportmittel: Welche Linie bring mich ans Ziel? Z ∞ −ipx/~ ψ(x)e dx. −∞ Analog ist die Rücktransformation gegeben durch: 4. Reise antreten. (Mind the gap!) ψ(x) = FT −1 (ψ̃(p)) = √ 1 2π~ Z ∞ ipx/~ ψ̃(p)e dp. −∞ Die Erwartungswerte für hxi, hx2 i, hpi, hp2 i sind dann etwa: * A Rechnen mit Kommutatoren hxi = 2 = hx i hpi [A, A] = 0 [A, B] = −[B, A] 2 hp i [A, c] = [A + B, C] = [A, C] + [B, C] [A, BC] = [A, B]C + B[A, C] 0 Z ∞ ∗ ψ (x)xψ(x)dx, −∞ Z ∞ ∗ 2 ψ (x)x ψ(x)dx, −∞ = Z ∞ ψ̃ (p)pψ̃(p)dp, = Z ∞ ψ̃ (p)p ψ̃(p)dp. ∗ −∞ ∗ 2 −∞ Die Varianz eines Operators ist dann ebenfalls leicht anzugeben: 2 mit A, B, C Operatoren und c ∈ 1 2π~ h(Q − hQi) i R(C). = 2 2 hQ − 2QhQi + hQi i 2 2 2 = hQ i − 2hQi + hQi = hQ i − hQi . * 2 2 * B Nützliche Gauss-Integrale E Zeitentwicklung eines Zustandes Z +∞ −ax2 e dx Die Dynamik des Zustandes, also die Entwicklung in der Zeit, wird durch den Hamiltonoperator generiert. Um einen beliebigen Zustand zeitentwickeln zu können brauchen wir: π = r = √ ac π dx = a dx = 0 Z +∞ 2 −ax2 x e dx = −∞ Z +∞ − ae (x+b)2 c2 dx a 1. den Zustand in einer beliebigen Basis −∞ Z +∞ −bx2 +cx+f ae −∞ Z +∞ −ax2 xe r π b 2. den Hamiltonoperator c2 +f e 4b Falls nicht bekannt müssen wir zunächst die Eigenzustände des Hamiltonoperators auffinden (Eigenwertproblem lösen). Da es sich bei dem Hamiltonoperator um einen hermite’schen Operator handelt, bildet das Eigensystem nach Normierung der Eigenvektoren eine Orthonormalbasis. Nun muss der gegebene Zustand in der Hamilton-Eigenbasis ausgedrückt werden. Ist dies geschehen, so folgt die Zeitentwicklung unmittelbar mit dem zum jeweiligen Eigenzustand gehörenden Eigenwert. −∞ −∞ 1 2 r π a3 Bsp.: Wir haben einen Hamiltonoperator H, dessen Eigenzustände |+i und |−i sind. Der Zeitentwicklungsoperator U ist dann: * C Normierung der Wellenfunktion U = exp{− Ist eine Wellenfunktion ψ̃ nicht normiert, so findet man die Normierung wie folgt (Beispiel im Ortsraum): C Z +∞ 2 ∗ i ~ Ht}. Nehmen wir weiters an wir hätten einen Zustand |αi in Termen der Hamilton-Eigenbasis ausgedrückt: ! ψ̃ (x)ψ̃(x)dx = 1. |αi = a|+i + b|−i. −∞ Aus dieser Gleichung erhält man C. Es folgt für die Normierung der Wellenfunktion: 1 ψ̃(x) ψ(x) = C Die Zeitentwicklung von |αi ist dann: * − i E+ t −iE t ~ |+i + be ~ − |−i. |α(t)i = ae * - BITTE WENDEN! - NOTFALLBLATT QUANTENMECHANIK Tutorium aus Quantenmechanik 24. Juni 2010 Andreas Windisch Dies ist eine NOTFALLKARTE. Sie dient als Schnellreferenz für den Kurzurlaub im Hilbertraum. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, Monumente und Wahrzeichen sind hier zusammengefasst. Das Blatt soll den verirrten Kurzzeittourist wieder auf den rechten Pfad führen, nicht ohne sie/ihn auf ihrem/seinem Weg die sie/ihn umgebende Quantennatur zu erläutern. Diese Karte ist NICHT zur Klausur zugelassen! F Allgemein: Potentialprobleme Sieht man sich mit einem wie auch immer gearteten Potentialproblem konfrontiert, so kann man nach folgendem Muster vorgehen. des Potentialtopfes erlaubt ist, verbleibt nur ein Bereich in dem wir eine Schrödingergleichung ohne Potential zu lösen haben. Die Lösungen sind dann: 1. Potentialverlauf aufzeichnen. Zunächst sollte man stets den Potentialverlauf aufzeichnen, um das Problem auf diese Weise zu Visualisieren 2. Bereiche festlegen. Welche Bereiche unterschiedlichen Verhaltens treten auf? Etwa für eine Potentialstufe gäbe es zwei Bereiche, den vor und jenen nach der Stufe 3. Bindungszustand und/oder Streulösung. Bin ich an Bindungszuständen oder an Streulösungen interessiert? ψn (x) = 8q “ ” < 2 cos nπ x qL “ L ” : 2 sin nπ x L L n = 1, 3, 5, 7, . . . n = 2, 4, 6, 8, . . . , wobei L = 2a ist. Betrachten wir nun noch ein weiteres Potential. Beispiel 2: Zusammengesetztes Potential Das hier zu behandelnde Potential ist von folgender Gestalt: 4. Ansätze finden. In jedem Bereich der in Punkt 2 gefunden wurde muss nun eine Lösung der Schrödingergleichung angesetzt werden. Zwei Bereiche hätten also zwei Schrödingergleichungen zur Folge 5. Randbedingungen verarbeiten. Durch Abarbeiten der Randbedingungen erhält man Informationen über die Konstanten in den allgemeinen Ansätzen. (z.B. eliminieren unphysikalischer Lösungen, also etwa solchen die im ∞ beliebig anwachsen, oder für Streulösungen durch Entscheidung für Inzidenz von links) 6. Bereiche matchen. Nun müssen die Lösungen aus den unterschiedlichen Bereichen aneinandergefügt werden. Sofern es sich nicht um ein δ-Potential handelt gilt hierbei: ! ψi (x) = ′ ψi (x) = ! ψj (x), ′ ψj (x), i, j . . . benachbarte Bereiche. Handelt es sich jedoch um ein δ-Potential, so lauten die Bedingungen: lim (− ǫ→0 Z ǫ ~2 2m ! ψi (x) = ψ (x)dx + ′′ −ǫ V (x) = ( −ǫ ( für ein δ(x), also um Null lokalisiert. G Potentialansätze Im Folgenden zwei Beispiele für Ansätze für Potentiale. Betrachten wir zunächst den unendlich tiefen Potentialtopf. Dies ist das einfachste Potential welchem wir begegnen. x ≤ 0, 0 < x < a, x ≥ a, mit V0 > 0. Wir interessieren uns für gebundene Lösungen, dh. für den Fall −V0 < E < 0. Wir müssen zwei Schrödingergleichungen lösen, jeweils eine im Bereich I und II. Diese sind: ψj (x), Z ǫ V (x)ψ(x)dx) = 0, * 8 > <∞, −V0 , > :0, d2 dx2 d2 dx2 2 = 0, (0 < x < a), 2 = 0, (x > a). + k1 )ψ1 (x) − k2 )ψ2 (x) 2 2 Hierbei ist k1 = 2m(V0 + E)/~ 2 und k2 = −2mE/~ 2 . Die Lösungen lauten: 8 > x < 0, <0, ψ(x) = A sin(k1 x), 0 < x < a, > : Ce−k2 x , x > a. * Beispiel 1: Unendlich tiefer Potentialtopf H Drehimpuls in der Quantenmechanik Nun ein kurzer Blick auf den Drehimpuls in der Quantenmechanik. Wir ~ betrachten einen Operator Jˆ mit Komponenten Jˆx , Jˆy und Jˆz , die den folgenden Kommutatorbeziehungen genügen: [Jˆx , Jˆy ] = i~ Jˆz , [Jˆy , Jˆz ] = i~ Jˆx , [Jˆz , Jˆx ] = i~ Jˆy . Eine gleichzeitige Diagonalisierung kann also nicht vorgenommen werden. Wir betrachten ferner: ~2 2 2 2 Jˆ = Jˆx + Jˆy + Jˆz , Hier ist das Potential gegeben durch: 8 > <+∞, V (x) = 0, > :+∞, x < −a, −a ≤ x ≤ a, x > a. wobei nun gilt: ~2 [Jˆ , Jˆk ] = 0. Da das Potential symmetrisch ist, dh. es gilt V (x) = V (−x), zerfällt die Lösung in solche von antisymmetrischer und solche von symmetrischer Natur. Nachdem kein Eindringen in die unendlich hohen Wände - BITTE WENDEN! - *