4.1 4 ΔH und ΔG Thermodynamik/Energetik Fragen in den letzten 10 Examen: 5 Dieses Kapitel betrachtet die chemischen Reaktionen unter dem Gesichtspunkt der Energie, der Erscheinungsformen und der Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Mit Hilfe der Energetik kann man z. B. vorhersagen, welche Reaktionen freiwillig ablaufen und welche nicht, wie sich die Triebkraft einer Reaktion in deren Verlauf ändert und wie es um die Gleichgewichtslage bestellt ist. Dabei handelt es sich um ein sehr dankbares Thema, denn bislang gab es noch kein Physikum ohne mindestens eine Frage zur Energetik, und mit einer Handvoll Definitionen lassen sich diese bereits problemlos beantworten. 4.1 ∆H und ∆G Hinter diesen Kürzeln verbirgt sich beinahe die ganze Energetik. Grund genug, die zugehörigen Definitionen auswendig zu können: ∆H ist die Reaktionswärme (Reaktionsenthalpie), die angibt, wie viel Wärme (engl.: heat) während einer Reaktion freigesetzt oder verbraucht wird. Sie kann sowohl positive als auch negative Werte annehmen: – Ist ∆H eine negative Zahl, handelt es sich um eine exotherme Reaktion. Diese Reaktion setzt Wärme frei. Prominentestes und außerdem prüfungsrelevantes Beispiel ist die exotherme Knallgasreaktion: 2 H2 + O2 g 2 H2O. – Ist ∆H eine positive Zahl, handelt es sich um eine endotherme Reaktion. Diese Reaktion nimmt Wärme auf (verbraucht Wärme). Als Energieform hat ∆H die Einheit kJ/mol. ∆G ist die Gibbs‘ freie Energie (freie Reaktionsenthalpie), die angibt, wie viel Arbeit eine Reaktion maximal leisten kann. Auch ∆G kann positive und negative Werte annehmen: – Ist ∆G eine negative Zahl, handelt es sich www.medi-learn.de um eine exergone Reaktion. Diese Reaktion läuft freiwillig/spontan ab (s. a. Abb. 20 a, S. 61). – Ist ∆G eine positive Zahl, handelt es sich um eine endergone Reaktion. Diese Reaktion läuft nicht freiwillig/spontan ab. – Ist ∆G Null, so befindet sich die Reaktion im Gleichgewichtszustand (s. 3.1.1, S. 24). Von außen betrachtet steht die Reaktion hier still, da pro Zeiteinheit genauso viele Edukte zu Produkten reagieren, wie umgekehrt Produkte zu Edukten. Als Energieform hat auch ∆G die Einheit kJ/ mol. Die Temperaturänderung einer Reaktion wird mit den Begriffen exotherm und endotherm ausgedrückt, die Änderung der Gibbs‘ freien Energie einer Reaktion mit den Begriffen exergon und endergon. Ob eine Reaktion freiwillig abläuft oder nicht, lässt sich NUR mit Kenntnis von ∆G vorhersagen! 4 Merke! – Eine Reaktion ist exotherm, wenn ∆H negativ ist. – Eine Reaktion ist endotherm, wenn ∆H positiv ist. – Eine Reaktion ist exergon (exergonisch), wenn ∆G negativ ist. – Eine Reaktion ist endergon, wenn ∆G positiv ist. Je nach Umgebungsbedingungen wird ∆G bezeichnet als – freie Reaktionsenthalpie ∆G, – freie Standardreaktionsenthalpie ∆G0 (bei den Standardbedingungen 1013 mbar Luftdruck, 298K = 25 °C Temperatur und einer verdünn- 59