Wiener Symphoniker, Unterrichtsmaterial zur Symphonie Nr. 6 h

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Unterrichtsmaterial
Pjotr Iljitsch Tschaikowski
Symphonie Nr. 6 h-moll op. 74 "Pathétique"
zusammengestellt von
Bettina Büttner-Krammer
„Den Verstand könnte man verlieren, wenn die Musik nicht wäre. Sie ist die schönste Gabe des
Himmels für einen Menschen, der im Dunkeln irrt. Nur sie vermag sein Leben zu erhellen, ihn zu
trösten und zu beruhigen. Sie ist kein Strohhalm, an den man sich vergeblich klammert, sondern
ein wahrer Freund, Beschützer und Tröster; um ihretwillen lohnt es sich zu leben.“
P. I. Tschaikowski
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine Informationen
Biografie Tschaikowski
S. 3
Ausschnitte Tagebücher, Briefe
S. 12
Die Symphonie – allgemein
S. 15
Die Symphonie Pathétique
S. 16
Übungen, Vorbereitung im Unterricht:
Agentenspiel
S. 19
Tschaikowskis Geheimsprache
S. 22
Diskussion/Aufgabenstellung zum Thema:
Tagebücher, Briefe
S. 23
Praktische / Musikalische Aufgaben
S. 24
Notenbeispiele
S. 27
Quellen
S. 29
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Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Biografie
Name: Pjotr Iljitsch (das ist der Vatersname, bedeutet: Iljas Sohn) Tschaikowski
Koseform: Petja bzw. Pepitschka
Geboren: 7. Mai 1840 in Kamsko-Wotkinski Sawod
Gestorben: 25. Okt / 6. November 1893 in St. Petersburg
(Kalenderdaten: das frühere Datum ist immer das aus dem russischen Kalender, das etwa um 12
Tage spätere entspricht dem westeuropäischen.)
Frühe Jahre (1840–1850)
Pjotr Iljitsch Tschaikowski war der zweite Sohn eines Bergbauingenieurs und dessen zweiter Frau
Alexandra Andrejewna. Aus dieser Ehe gingen neben Pjotr die Kinder Nikolai, Alexandra,
Hypolit und die Zwillinge Anatol und Modest hervor. Zunächst lebten sie in Votkinsk, wo der
Vater eine Fabrik leitete (sie produzierten Uhrenteile, Dampfschiffe, Rasierer und Anker, Scheren
und Taschenmesser….) Die musikalischen Neigungen der Familie waren nicht sehr ausgeprägt.
Trotzdem erhielt Tschaikowski auf seinen Wunsch hin mit vier Jahren Klavierunterricht. Ab dem
Jahr 1844 beschäftigten Tschaikowskis Eltern die französische Gouvernante Fanny Dürbach,
welche einen großen Einfluss auf Tschaikowskis Entwicklung ausübte und mit der er Zeit Lebens
in Kontakt blieb. Tschaikowski schrieb zu dieser Zeit bereits Gedichte und wurde von Fanny
Dürbach „le petit Pouchkine“ („der kleine Puschkin“) genannt. Die Kinder waren fast nur mit
Fanny zusammen, die Eltern sahen sie nur während der Mahlzeiten. Sie lasen gemeinsam,
machten Ausflüge, machten Turnübungen im Freien… Die erste Musik, die ihn prägte, kam von
einem mechanischen Klavier, das sein Vater aus Petersburg mitgebracht hatte – der noch nicht
einmal fünf Jahre alte Pjotr war begeistert. Auf alle Fälle waren die ersten Jahre für Pjotr
harmonisch. Er wuchs in einem sicheren, sanften Zuhause auf, in seinen ersten 7 Jahren gab es
nicht eine Person, die ungut zu ihm war, es fehlte ihm an nichts. Um 1848 herum aber mussten
sie die Idylle verlassen – der Vater hatte finanzielle Probleme – das war auch das Ende von Fanny
- und sie übersiedelten zunächst nach Moskau. Der Vater musste nach Petersburg und ließ die
Familie allein zurück, in Moskau wütete gerade die Cholera. Dann kamen alle nach Petersburg,
wo Pjotr und Nikolai in eine Schule gingen, Pjotr erkrankte dann viele Monate lang an den
Masern. Im Sommer 1849 wurde Ilya Manager eines Eisenwerkes in Alapaevsk, hier ging es
ihnen wieder besser. Allerdings ging es Pjotrs Mutter nicht sehr gut, sie war wieder schwanger
und scheint Depressionen gehabt zu haben, die auch nie wieder weggingen. Nikolai war in St.
Petersburg geblieben, was sowohl für seine Mutter, als auch seinen Bruder sehr hart war. Auch
Pjotr hatte scheinbar Probleme, er hatte zwar eine neue Lehrerin, die gut war, aber er schien
launischer zu sein, laut seiner Mutter faul und frech, nicht wieder zu erkennen, ungeduldig. Er
schrieb Fanny, lesen sei seine einzige Freude. Aber auch das Klavier spielen heiterte ihn auf, wenn
er traurig war. 1850 kamen die Zwillinge auf die Welt.
1850 – 1859 Kindheit und Jugend in Petersburg
Da die Eltern für ihren Sohn eine Karriere im Staatsdienst vorgesehen hatten, besuchte
Tschaikowski von 1850 bis 1859 die Rechtsschule in Sankt Petersburg. Der Abschied von der
Mutter muss für ihn schrecklich gewesen sein. Die ersten 2 Jahre schrieb er noch viele Briefe nach
Hause – die Trennung von seinen Eltern bestimmte ihn sehr. Es gab aber auch Positives, er hatte
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Freunde, wurde von deren Familien herzlich aufgenommen, erlebte viel. Zunächst gab es eine
Vorbereitungsklasse, 1852 wurde er dann offiziell in der Rechtsschule aufgenommen. Modest
meinte, mit dem Schuleintritt hätte sich Pjotr verändert – er hätte seine „Unschuld“ verloren,
weil in dieser Institution Mobbing, Schikanen, Spott und Betrügereien stark verbreitet waren. Er
versuchte allerdings, Problemen aus dem Weg zu gehen, einfach die Klassen zu schaffen, nur
Mathematik fiel ihm schwer.
Einschneidend war sicher der Tod seiner Mutter, am 13. Juni 1854 (sie starb an der Cholera).
Aus dem Jahr 1854 stammen aber auch die ersten erhaltenen Kompositionen – ein Walzer, eine
ein-aktige Farce. Sein Vater vermittelte ihm dann einen Lehrer, dem aus Nördlingen
stammenden, nach Russland ausgewanderten Pianisten Rudolf Kündinger. Dieser notierte über
Tschaikowski: „Er war ohne Zweifel sehr talentiert, besaß ein feines Gehör und gutes Gedächtnis,
daraus konnte man aber noch nicht folgern, dass aus ihm einst ein großer Pianist, geschweige denn ein
berühmter Komponist werden könnte […] Das einzige, womit er meine Aufmerksamkeit in etwas
höherem Maße fesselte, waren seine Improvisationen.“
In einem Punkt behielt Kündinger recht: Tschaikowski wurde nicht Pianist, denn dafür reichten
die insgesamt acht Jahre Klavierunterricht nicht aus – nicht von ungefähr wurden seine
Klavierkonzerte von anderen uraufgeführt. In seiner Zeit des Studiums hat Tschaikowski sicher
auch erste homoerotische Erfahrungen gemacht, unter anderem mit Alexey Apukhtin, der einen
großen Einfluss auf ihn ausübte, später ein berühmter Dichter wurde und sein bester Freund
nach dem Abschluss blieb.
Insgesamt kann man sagen, dass Tschaikowskis zweites Jahrzehnt viel komplexer war, als sein
erstes und er kämpfte wohl darum, sich trotz der vielen Veränderungen zurechtzufinden
(Trennung von seiner Familie, große Herausforderung im Alter von 10 Jahren, Tod seiner
Mutter, der Konflikt zwischen seiner Ausbildung und seiner instinktiven alternativ gewünschten
Karriere.
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1859 – 1863 Justizministerium
Die ersten zwei Jahre arbeitete der junge Mann im Justizministerium fleißig und hart, auch hatte
er ein gutes Einkommen und konnte sich daher auch diverse Vergnügungen leisten, aber
schließlich wurde klar, dass seine Leidenschaft woanders lag… Er begann Musik / Generalbass zu
studieren. Sein Bruder Modest notierte später in seinen Erinnerungen: „Ob die Übersättigung
plötzlich in ihm erwacht war – vielleicht unter dem Eindruck irgendeines uns unbekannt gebliebenen
Ereignisses, oder ob sie sich nach und nach in seine Seele geschlichen hat, das weiß keiner, denn Peter
Iljitsch hat sich durch jene schweren Stunden ganz allein durchgerungen. Seine Umgebung hat erst
dann etwas davon bemerkt, als die Wandlung bereits vollzogen war.“ Er ließ sich dann 1863 vom
Justizministerium befreien.
Petersburger Konservatorium 1862 – 1865
Tschaikowski begann im August 1862 im St. Petersburger Konservatorium zu studieren, das
Anton Rubinstein 1862 eröffnet hatte. Sein bester Freund Hermann Laroche berichtet aus dieser
Zeit: Pjotr war damals 22, elegant, kannte viele Leute, konnte französisch und ein bisschen
italienisch und konnte gut singen. Er bekam Unterricht in Klavier, Flöte, Orgel, Kontrapunkt
und Form, Instrumentation und freie Komposition bei Rubinstein. Er liebte aber auch die
Literatur und konnte in schönem Stil schreiben. Er musste auch dirigieren, da zeigte sich
allerdings eine große Auftrittsangst… Tschaikowski schrieb in seinen Konservatoriums-Jahren
über 700 Seiten an Kompositionen… 1865 schloss er seine Studien ab (er komponierte eine
Kantate über Schillers Text „An die Freude“).
Erste Jahre in Moskau
1866 wechselte er nach Moskau. Bei Anton Rubinsteins Bruder Nikolai Rubinstein fand
Tschaikowski eine Bleibe. Dieser ließ den nunmehr mittellosen Musiker bei sich wohnen, ersetzte
dessen abgetragenen Anzug durch neue Bekleidung und vermittelte ihm eine Stelle als Dozent am
Moskauer Konservatorium. Erste Kompositionen entstanden, er arbeitete an der 1. Symphonie,
erste Aufführungen fanden statt, neue Freundschaften wurden geschlossen. Auf Kritik an seinen
Werken reagierte Tschaikowski zu der Zeit höchst sensibel: Die Opern „Der Wojewode“, in der
er, ähnlich wie die Mitglieder der Gruppe der Fünf, eine typisch russische Musiksprache
verwendete und russische Volkslieder zitierte (uraufgeführt 1869 ohne die erhoffte Resonanz)
und Undine (die Aufführung wurde abgelehnt) verbrannte er in Reaktion auf den Misserfolg
sofort, verwendete jedoch später Teile aus Undine für seine nächste Oper „Der Opritschnik“. Es
entstanden aber auch die ersten wirklich erfolgreichen Kompositionen, so auch die Ouvertüre
„Romeo und Julia“, das erste Werk, das veröffentlicht und außerhalb Russlands aufgeführt
wurde. In Moskau wurde seine Musik um 1870 herum schon gut aufgenommen, er wurde auch
selbstbewusster und brauchte nicht mehr die Kritik seiner Lehrer in St. Petersburg. Seine geheim
gehaltene Homosexualität war für ihn eine seelische Belastung – er empfahl seinem Bruder
Modest, der ebenfalls homoerotische Neigungen hatte, Beziehungen mit Frauen zu versuchen...
Bei Pjotr gab es Interesse einer entfernt verwandten (Vera) ihn zu heiraten, er lehnte ab.
Gleichwohl hätte es 1868 fast eine andere Wendung in seinem Leben gegeben: Nachdem er die
Sängerin Désirée Artôt kennengelernt hatte, weihte er seinen Vater ein, sie heiraten zu wollen.
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Daraus wurde aber nichts, Freunde Tschaikowskis und die Mutter der Braut hintertrieben die
Verbindung. 1869 gab die Artôt einem spanischen Bariton das Ja-Wort.
1871 – 1877
1871 zog Tschaikowski bei Rubinstein aus. Er widmete sich weiterhin seiner Lehrtätigkeit am
Moskauer Konservatorium, war dabei aber nicht sehr glücklich. Er zog ständig um und nahm
sich einen Diener (Alyosha – dieser blieb bis zu seinem Lebensende bei ihm) und arbeitete
zusätzlich als Musikkritiker. Er komponierte die Oper Der Opritschnik (Leibwächter). Die
Uraufführung 1874 bereitete ihm große Qualen, obwohl sie dann erfolgreich war. Die aus den
Moskauer Jahren für sein Leben bedeutsamste Komposition ist das 1. Klavierkonzert op. 23 in bMoll. Tschaikowski hatte es 1874 geschrieben und gleich seinem Freund Nikolai Rubinstein
vorgespielt, dem es auch gewidmet sein sollte. Die Erschütterung über die Reaktion Rubinsteins
war so nachhaltig, dass Tschaikowski noch drei Jahre später in einem Brief an seine Mäzenin
Nadeschda von Meck schilderte:
„Ich spielte den ersten Satz. Nicht ein Wort, nicht eine Bemerkung … Ich fand die Kraft, das Konzert
ganz durchzuspielen. Weiterhin Schweigen. ‚Nun?‘ fragte ich, als ich mich vom Klavier erhob. Da
ergoss sich ein Strom von Worten aus Rubinsteins Mund. Sanft zunächst, wie wenn er Kraft sammeln
wollte, und schließlich ausbrechend mit der Gewalt des Jupiters. Mein Konzert sei wertlos, völlig
unspielbar. Die Passagen seien so bruchstückhaft, unzusammenhängend und armselig komponiert, dass
es nicht einmal mit Verbesserungen getan sei. Die Komposition selbst sei schlecht, trivial, vulgär. Hier
und da hätte ich von anderen stibitzt. Ein oder zwei Seiten vielleicht seien wert, gerettet zu werden;
das Übrige müsse vernichtet oder völlig neu komponiert werden.“
Rubinstein schlug vor, das Konzert komplett zu überarbeiten. Tschaikowski änderte nicht eine
Note, schnürte die Partitur zum Paket und schickte dieses dem Dirigenten und Pianisten Hans
von Bülow. Dieser hatte gegen das Werk nichts einzuwenden und saß bei dessen Uraufführung
1875 in Boston selbst am Klavier. Die Resonanz des Publikums war überwältigend. Später
änderte auch Rubinstein seine negative Meinung. Aus dieser Zeit stammen auch Briefe an seine
Brüder, in denen er schreibt, dass er sich sehr einsam fühlt, keine wirklichen Freunde in Moskau
hätte, kaum Sozialleben hätte und vor allem an den Wochenenden deswegen ziemlich depressiv
wäre. Es entstanden die ersten drei Symphonien, außerdem die Musik zu Schneewittchen und das
Ballett Schwanensee, das 1877 unter widrigen Umständen uraufgeführt wurde. Das musikalisch
und tanztechnisch anspruchsvolle Ballett war von den Ausführenden des Moskauer BolschoiTheaters stark vereinfacht worden und fiel in der Form beim Publikum und der Kritik durch,
wodurch es lange Zeit kaum und stets mit mäßigem Erfolg aufgeführt wurde. Eine größere
Umarbeitung lehnte Tschaikowski stets ab. Das Werk wurde erst nach seinem Tod zu einem
Klassiker des Balletts.
In seiner freien Zeit bereiste Tschaikowski verschiedene Städte Europas, darunter auch Neapel
und Paris. Ein Besuch der Erstaufführung von „Der Ring des Nibelungen“ in Bayreuth rief
höchstes Missfallen bei Tschaikowski hervor. In Bayreuth aber wurde es Tschaikowski zum ersten
Mal bewusst, dass sein Ruf als Komponist über die Grenzen Russlands hinausreichte. 1876 erhielt
er den ersten Brief von Nadeschda Filaretowna von Meck, der reichen Witwe eines eben
verstorbenen Magnaten, die großen Kunstsinn bewies und eine große Bewunderin von
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Tschaikowski war. Die beiden pflegten über viele Jahre hinweg eine innige Brieffreundschaft. Der
Komponist war aber stets darauf bedacht, Frau von Meck nicht zu treffen. Als es 1879 doch zu
einer flüchtigen Begegnung bei einer Kutschfahrt kam, wich Tschaikowski ihr aus und sprach sie
nicht an.
Von 1876 sind Briefe erhalten, in denen er über homoerotische Liebschaften schreibt, 1876/77
hatte Tschaikowski eine romantische Liebesbeziehung mit Josef Kotek, einem seiner ehemaligen
Schüler am Moskauer Konservatorium, der als Privatmusiker bei Nadeschda von Meck angestellt
war. In einem Brief an seinen Bruder Modest beschrieb Tschaikowski im Januar 1877 seine
Gefühle ausführlich:
„Ich bin so verliebt, wie ich es lange nicht war … ich kenne ihn schon seit sechs Jahren. Ich habe ihn
immer gemocht und war einige Male dabei, mich zu verlieben. […] Jetzt habe ich den Sprung
gemacht und mich unwiderruflich ergeben. Wenn ich stundenlang seine Hand halte und mich quäle,
ihm nicht zu Füßen zu fallen […] ergreift mich die Leidenschaft mit übermächtiger Wucht, meine
Stimme zittert wie die eines Jünglings und ich rede nur noch Unsinn.“
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Und trotzdem entsteht gleichzeitig im Jahr 1876 die verrückte Idee, zu heiraten. Er denkt, dass er
dies den Menschen, die ihn lieben, schuldig sei (vor allem seiner Schwester) – er wolle nicht
weiter ein „egoistischer Junggeselle“ bleiben und hatte wohl auch die eigenartige Anwandlung, er
müsse seine Homosexualität bekämpfen oder zumindest von ihr ablenken (obwohl sein Bruder
Modest ihm dies ausreden wollte).
1877 – das Jahr von Tschaikowskis Eheschließung
Ende April oder Anfang Mai 1877 erhielt Tschaikowski einen Brief von der ihm kaum bekannten
Antonina Miljukowa, in dem sie behauptete, sie habe ihn am Konservatorium getroffen und
würde ihn schon lange lieben; Er antwortete ihr. In einem Brief drohte sie sogar mit Selbstmord,
falls er sie nicht treffen würde. Tschaikowski gab ihrem Drängen schließlich nach, auch weil er
ein gewisses Verständnis und Mitleid für ihre verzweifelte Liebe empfand. Sie trafen sich, und
schon am 18. Juli 1877 fand die Hochzeit statt. (siehe Brief S. 14) Abgesprochen war, dass beide
eine Ehe in geschwisterlicher, platonischer Verbundenheit praktizieren würden. Die Beziehung
währte jedoch kaum drei Monate. Schon nach drei Wochen des häuslichen Zusammenseins soll
sich Tschaikowski nachts an die Moskwa geschlichen haben und ins eiskalte Wasser gegangen
sein, in der Hoffnung, krank zu werden, er kehrte aber wieder zurück und erklärte sein völliges
Durchnässtsein mit einem versehentlichen Sturz in den Fluss. Tatsächlich litt der ohnehin labile
Tschaikowski immens unter dem falschen Spiel. In einem späteren Brief gesteht Tschaikowski:
„Kaum war die Trauung vollzogen, kaum war ich mit meiner Frau allein geblieben und kaum hatte
ich erkannt, dass uns das Schicksal untrennbar verbunden hatte, da begriff ich plötzlich, dass ich nicht
einmal Freundschaft, sondern im wahrsten Sinne des Wortes Widerwillen gegen sie empfand. Der Tod
schien mir der einzige Ausweg, doch Selbstmord kam nicht in Frage.“
Schon im September reiste er ab nach St. Petersburg und Antonia wurde von Tschaikowskis
Bruder informiert, dass er nicht zu ihr zurück kehren würde. Tschaikowski selbst erlitt angeblich
einen Nervenzusammenbruch, erholte sich in Wirklichkeit aber ziemlich rasch.
Weitere erwähnenswerte Ereignisse im Jahr 1877: die beginnende, regelmäßige Korrespondenz
mit Frau Nadeschda von Meck, einer reichen Witwe – es entwickelte sich eine tiefe Freundschaft,
sie spricht in den Briefen aber auch von Liebe. Und ihre (regelmäßige) finanzielle Unterstützung
von Tschaikowski begann in dieser Zeit, was ihm ein künstlerisch unabhängiges Leben
ermöglichte. Es entstand die 4. Symphonie, die auch Frau von Meck gewidmet war („für meinen
besten Freund“). Das zweite große Werk aus diesem Jahr war die Oper Eugen Onegin –
basierend auf einer Novelle von Alexander Pushkin, begonnen im Mai 1877, fertig gestellt im
Jänner 1878.
Im Jahr 1878 erholte sich Tschaikowski langsam von dem Ehe-Drama. Eine Scheidung war aber
nicht zu erreichen – Antonia weigerte sich. Aufgrund der finanziellen Unterstützung durch Frau
von Meck konnte er es sich leisten, seine Ernennung als russischer Vertreter an der Pariser
Weltausstellung 1878 abzusagen, und im Oktober 1878 seine Stelle im Moskauer
Konservatorium aufzugeben. Das Unterrichten am Konservatorium, das er nie geliebt hatte, war
ihm nun unerträglich geworden und das Leben in Moskau ebenfalls. Er war in dieser Zeit richtig
Menschenscheu, hatte Angst, seine Frau zu treffen und war sehr viel allein, trank zu viel. Das
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Ende im Konservatorium – nach 12 Jahren Unterrichten - war eine große Erleichterung und
weitere Reisen, etwa nach Frankreich und Italien, wurden unternommen.
1879 – 1884
Die nächsten Jahre sind geprägt von vielen Reisen und obwohl er über den künstlerischen und
finanziellen Erfolg glücklich war, war er doch gleichzeitig rastlos und melancholisch. Wenn er in
Russland war, lebte er oft in einem eigenen Nebengebäude im Anwesen seiner Familie in
Kamenka, vor allem im Sommer. Erst 1885 würde er sich nach einem eigenen Haus umsehen. In
Geldangelegenheiten war er ungeschickt – sparen war ihm fremd, er gab immer gleich alles aus.
Seine Gönnerin Frau von Meck stellte ihm in dieser Zeit eine Jahresrente von 6000 Rubel aus,
was ihn finanziell unabhängiger machte – und trotzdem hatte er oft überhaupt kein Geld mehr
und bei ganz vielen, unterschiedlichen Leuten Schulden. Er gab das Geld für Kleidung, Reisen,
Geschenke und Unterstützung von anderen (Schülern, Freunden etc.) aus.
Oft reiste er an den Ort, an dem sich Frau von Meck aufhielt – obwohl die beiden sich nach wie
vor nie persönlich trafen - aber für sie war es schon beglückend, zu wissen, dass er in ihrer Nähe
war. Die Briefkorrespondenz der ersten Zeit war sehr intensiv, später einigten sie sich auf einen
Brief pro Monat. Seine Frau, die immer noch keiner Scheidung zugestimmt hatte, erwartete 1881
ein Kind, von ihrem Anwalt. Im Jänner 1880 starb sein Vater, seine Schwester Sasha war auch
nicht sehr gesund, sie war psychisch labil und – gemeinsam mit Tanya, ihrer Tochter Morphiumsüchtig. Dann starb 1881 Nikolay Rubinstein – worüber Pjotr tief getroffen war.
Künstlerisch gelten die Jahre 1878–1884 als schöpferisches Tief. Ab 1879 entstanden unter
anderem die Werke Die Jungfrau von Orleans, Capriccio Italien, das 2. Klavierkonzert G-Dur
op. 44, die Konzert-Fantasie für Klavier und Orchester, die Oper Mazeppa und die ManfredSymphonie. Tschaikowskis bekannteste Oper, Eugen Onegin, wurde am 29. März 1879 im
Moskauer Maly-Theater uraufgeführt. 1884 findet man erste Hinweise in seinen Tagebüchern
für seine Hingabe zu seinem Neffen Vladimir „Bob“ Davidov (siehe Briefe S. 16).
1884 änderte sich noch etwas in seinem Leben – er war das 1. Mal deutlich länger krank. Er
begann, in Briefen und Tagebüchern, über die Themen Tod – Krankheit – gesund sein – älter
werden zu philosophieren… Sein Bruder Modest aber schreibt in der Biografie, dass
Tschaikowski trotz all der Katastrophen, die von 1878 – 1884 passierten, aufgrund seiner
Freiheit, dem vielen Reisen, dem nomadischen Leben etc. auch sehr glücklich gewesen sei.
1885 – 1888
Tschaikowski war nun der berühmteste lebende Komponist in Russland. Seine Freundschaft mit
Frau von Meck blieb aufrecht, auch Antonia, seine Frau gab keine Ruhe, schrieb ihm Briefe, dass
sie immer noch verliebt sei, er kaufte sich mit einem großen Geldbetrag frei. Antonia hatte
inzwischen 3 illegitime Kinder, die sie alle zur Adoption frei gegeben hatte. Tschaikowski selbst
hatte unzählige Liebschaften mit jungen Männern, seine Leidenschaft zu Bob blieb erhalten, es
handelte sich aber wohl um eine platonische Beziehung. Er mietete sich ein erstes eigenes Haus,
in dem er aber nicht lange blieb. Tschaikowski hatte weiterhin gesundheitliche Probleme, er
trank auch sehr viel Alkohol und hatte auch seit seiner Jugend geraucht – was sich sicher nicht
positiv auf seine Gesundheit auswirkte. 1887 war das Jahr, in dem Tschaikowski sein neues
Talent als Dirigent entdeckte. Viele Konzerttourneen folgten. Ein großer Schock war der
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plötzliche Tod seiner Nichte Tanya mit erst 25 Jahren. Auch einige gute Freunde von
Tschaikowski starben in dem Jahr, was ihn zu noch mehr Gedanken über den Tod veranlasste.
1888 ging er aber auf eine große Tournee (Deutschland, Prag, Paris, London) und dirigierte in
vielen Städten seine eigenen Stücke. Er traf andere wichtige Musiker und lernte neue Musik
kennen. In Prag wurde er unglaublich gefeiert. Die vielen sozialen Verpflichtungen ermüdeten
ihn aber auch. Wieder in Russland bezog er ein neues Haus, wieder in der Gegend von Klin. Er
komponierte die 5. Symphonie und die Hamlet-Ouvertüre. Obwohl er nun zusätzlich zu Mecks
Unterstützung eine Pension durch den Kaiser erhielt, hatte er nach wie vor finanzielle Probleme.
1889 – 1893
In seinen letzten 5 Jahren entstanden unter anderem das Ballett Dornröschen, dieses wurde ein
großer Erfolg, die Oper Pique Dame und das Ballett „Der Nussknacker“. Im Jahr seines Todes
1893 komponierte Tschaikowski das (unvollendete) 3. Klavierkonzert Es-Dur und die
6. Symphonie h-Moll op. 74 Pathétique, deren Uraufführung am 28. Oktober er noch selbst
leitete.
Die zwei wichtigsten Dinge in Tschaikowskis Leben im Jahr 1890 war die Komposition von
Pique Dame (Jänner bis Mai) und der Bruch mit Nadeschda von Meck. Frau van Meck war es
schon länger schlechter gegangen – gesundheitlich und finanziell – die Korrespondenz wurde
auch immer weniger. Am 13. September kam der letzte Brief, danach wurde seine finanzielle
Unterstützung durch sie eingestellt. Später erfuhr Tschaikowski, dass es ihr finanziell gar nicht
wirklich schlecht ging – er war nun zugleich wütend, aber auch völlig durcheinander, seine
Würde war gekränkt. Vielleicht wie eine Flucht vor diesen Problemen wirkt Tschaikowskis
Entschluss, eine Einladung zu einer Amerika-Tournee im Jahr 1891 anzunehmen. Kurz bevor er
diese antrat, starb seine Schwester – er las in Paris in der Zeitung davon. Am 18. April bestieg er
das Schiff nach New York – er blieb in den USA bis 21. Mai. Da er während der Reise ein
Tagebuch führte, das er bei seiner Rückkehr seiner Familie zum Lesen gab, ist die Reise gut
dokumentiert. Tschaikowski und seine Musik wurden enthusiastisch aufgenommen, worüber er
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sehr dankbar war. 1892 war Tschaikowski wieder extrem viel unterwegs, aber er mietete auch ein
neues Haus, in Klin – sein letztes Zuhause vor seinem Tod. Später würden es Modest und Bob
kaufen und in ein Tschaikowski-Museum umwandeln, was es bis heute ist. Im März wurde seine
Nussknacker-Suite das erste Mal aufgeführt, Tschaikowski erfuhr, dass sein altes Kindermädchen
Fanny Dürbach noch lebte, er begann wieder eine Korrespondenz mit ihr und besuchte sie auch
im Dezember 1892, was ein intensives und schönes Erlebnis gewesen sein muss.
1893 – Tschaikowskis Todesjahr
Einige Konzerte in Odessa im Jänner waren für Tschaikowski nach 1888 (Prag) der größte
Triumph, den er je erlebt hatte. Im Februar war er dann in seinem Haus und begann die 6.
Symphonie zu komponieren. Am 24. März war sie fertig (nach 23 Tagen Arbeit).
Im Mai fuhr er nach England – dort gab er Konzerte in London und Cambridge, wo ihm auch
die Ehren-Doktor-Würde verliehen wurde. Sommer und Herbst waren weiterhin von vielen
Konzerten geprägt. Die letzten Tage vor seinem Tod sind extrem gut dokumentiert – niemand
hätte den Tod erwartet, er erwähnte einem Freund gegenüber, er habe sich schon lange nicht
mehr so glücklich gefühlt, er war erfüllt von den Proben zu seiner 6. Symphonie, die
Uraufführung am 16. Oktober war ein großer Erfolg. Der Name „Pathétique“ stammt von
einem Vorschlag von Modest. Am 21.10. nahm Tschaikowski nach einem Theaterstück
Abendessen im Restaurant Leiner ein, Spaghetti und Weißwein und - laut einiger Berichte soll
Tschaikowski im Restaurant nicht abgekochtes Leitungswasser getrunken haben. Ab dem
nächsten Morgen fühlte er sich krank. Diese letzten Tage sind sehr genau in der Biografie von
Modest beschrieben. Am Abend des 22.10. kam das erste Mal ein Arzt, der Alarm schlug.
Cholera wurde diagnostiziert. Es waren dann mehrere Ärzte beteiligt, es gab Fortschritte, dann
wieder Rückschritte. Am 24.10. ging es Tschaikowski schon sehr schlecht, es wurde ein heißes
Bad verordnet, was sehr heikel war, da Tschaikowskis Mutter nach so einem Bad verstorben war.
In der Nacht vom 25.10. starb auch Tschaikowski. Die „nationale Trauer“ war enorm – es gab
unzählige Trauerfeiern, Messen, und das Begräbnis in St. Petersburg am 28.10.1893, das der Zar
bezahlte, dauerte 8 Stunden und es nahmen ca. 100.000 Menschen daran teil. Schon wenige
Tage nach seinem Tod entstanden diverse Gerüchte – Tschaikowski habe sich selbst umgebracht
oder sei ermordet worden. Die Ärzte hätten ihn nicht fachgerecht behandelt etc. Sein Bruder und
auch die Ärzte veröffentlichten daraufhin Berichte in den Zeitungen um die Gerüchte zu
beenden, aber diese halten sich bis heute…
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Ausschnitte aus Tschaikowskis Briefen und Tagebüchern
Dr. Pezold, einer der Herausgeber von Tschaikowskis Briefen an Frau von Meck schreibt:
„Viele bedeutende Musiker hatten das Bedürfnis, in Briefen mitzuteilen, was sie bewegte; wir
besitzen von ihnen stattliche Briefsammlungen. Einer der eifrigsten war Tschaikowski. Wir
bewundern nicht nur den Umfang seiner Korrespondenz, sondern noch mehr deren Aussage. Die
Menschenscheu des Komponisten, verschwand, wenn er durch Briefe mit Menschen verkehrte.
In Briefen teilte er sich ihnen mit, ohne Scheu seine geheimsten Gedanken und Empfindungen
preisgebend. In Briefen berichtete er von seinen Freuden und Leiden, seinen Hoffnungen und
Enttäuschungen …“
Tschaikowski selbst sah das wohl etwas anders:
Aus Tschaikowskis Tagebüchern, Tagebuch Nr. 8, 27. Juni 1888
„Mir scheint, Briefe sind niemals ganz aufrichtig. Zumindest wenn ich von mir ausgehe. An wen
auch immer und wozu auch immer ich schreibe, stets mache ich mir Sorgen, welchen Eindruck
mein Brief nicht nur bei seinem Empfänger, sondern auch bei eventuellen zufälligen Lesern
hinterlässt. Folglich verstelle ich mich. Zuweilen bin ich bemüht, dass der Ton meines Briefes
einfach und aufrichtig wirkt, d.h. dass es so scheint. Aber bis auf die Briefe, die ich aus dem
Affekt heraus geschrieben habe, bin ich in Briefen niemals ich selbst. Dafür jedoch ist die zuletzt
genannte Sorte von Briefen immer Grund zu Reue und Bedauern, was mich zuweilen sogar
ziemlich quält. Lese ich Briefe berühmter Leute, die nach deren Tode veröffentlicht wurden, bin
ich immer peinlich berührt, weil ich das unbestimmte Gefühl habe, Falsches und Lügenhaftes zu
lesen…“
Tschaikowski an Frau von Meck, Moskau, 3. (15.) Juli 1877 – zu Tschaikowskis Hochzeit
„.. Vor allem muss ich Ihnen sagen, dass ich mich zu meiner eigenen Überraschung Ende Mai
verlobt habe. Und das kam so: Vor längerer Zeit erhielt ich den Brief eines Mädchens, dem ich
schon früher begegnet war. Aus ihren Zeilen ging hervor, dass sie mich schon seit langem liebt.
Dieser Brief klang so herzlich und aufrichtig, dass ich mich entschloss, ihr zu antworten, was ich
früher in ähnlichen Fällen vermieden hatte. Obgleich meine Antwort die Hoffnungen der
Briefschreiberin nicht bestärkte, wurde die Korrespondenz fortgesetzt. Es würde zu weit führen,
Ihnen die Einzelheiten dieses Briefwechsels mitzuteilen, doch erfüllte ich schließlich ihren
Wunsch und besuchte sie. Warum tat ich das? Heute scheint es mir, als ob eine geheimnisvolle
Macht mich zu diesem Mädchen trieb. Bei unserer Zusammenkunft erklärte ich ihr wieder, dass
ich ihrer Liebe nur Dankbarkeit und Sympathie entgegenbringen können. Doch als ich sie
verließ, begann ich über den Leichtsinn meiner Handlungsweise nachzudenken. Womit soll das
enden, da ich sie nicht liebe und ihre Gefühle nicht ermutigen will? Aus dem folgenden Brief
schloss ich, dass ich – falls ich mich jetzt, nachdem ich bereits so weit gegangen war, plötzliche
zurückziehen sollte – das Mädchen wirklich unglücklich machen und einem tragischen Ende
zutreiben würde. So stand ich nun vor der schwierigen Entscheidung: meine Freiheit zu
bewahren und das Mädchen ins Verderben zu stürzen … oder sie zu heiraten. Ich konnte nur
letzteres wählen. In diesem Entschluss wurde ich durch den Wunsch meines
zweiundachtzigjährigen Vater und aller meiner Verwandten, mich verheiratet zu sehen, bestärkt.
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So ging ich eines schönen Abends zu meiner zukünftigen Frau und gestand ihr offen, dass ich sie
nicht liebe, ihr aber auf alle Fälle ein treuer und dankbarer Freund sein könne. … Dann fragte
ich sie, ob sie meine Frau werden wolle. Die Antwort war selbstverständlich: ja! Ich kann die
schrecklichen Gefühle, die mich seit diesem Abend quälen, nicht beschreiben…..“
Tschaikowski an Frau van Meck, Paris, 11.(23.) Jänner 1883
„…. Erlauben Sie mir, Ihnen meinen Tageslauf zu schildern, den Stundenplan, den ich streng
einhalte. Ich stehe um Punkt acht Uhr morgens auf, trinke Tee und lese die Morgenzeitungen.
Von halb zehn bis zwölf arbeite ich und esse dann immer im selben Restaurant. Bis halb drei
bummle ich durch die Straßen von Paris. Es ist so interessant, die verschiedenen Stadtteile
kennenzulernen, dass die Zeit wie im Fluge vergeht. Zu Hause trinke ich dann Tee und arbeite
wieder von drei bis sechs. Es lässt sich hier sehr gut arbeiten, beinahe ein halber Akt ist bereits
orchestriert. Um sechs Uhr gehe ich essen und suche dann am Abend das eine oder andere
Theater auf. Nach der Vorstellung kehre ich heim. Lese, schreibe Briefe und gehe um ein Uhr
schlafen. Diese Tageseinteilung habe ich stets bevorzugt.“
Tschaikowski an Frau van Meck, Maidanowo, 2. (14.) Februar 1887
„Ich bin schon seit fünf Tagen wieder hier, ruhe mich jedoch leider nicht aus, sondern arbeite in
fieberhafter Eile an meiner „Zauberin“ – müde, müde, müde bin ich, manchmal so sehr, dass ich
dem Wahnsinn nah zu sein glaube. Es ist wahr, dass ich ohne Arbeit einfach nicht leben kann
und mich langweile. Aber warum gestalten sich die Verhältnisse stets so, dass ich meine ganzen
Kräfte einsetzen, mich abhetzen muss und beinah nie richtig ausspannen kann? Geplante und
versprochene Werke türmen sich in meiner Vorstellung zu Bergen in endlosen Reihen, so dass ich
mich geradezu vor der Zukunft fürchte. Wie kurz unser Leben ist! …“
Aus dem Tagebuch Nr. 1 - Auf der Strecke hinter Trsebinia (27. Juni 1873)
Was gibt es Langweiligeres, als die Eisenbahn und aufdringliche Mitreisende. Ein
unwahrscheinlich dummer Italiener ist mir derart über, dass ich nicht weiß, wie ich ihn loswerde.
Er kann überhaupt nicht begreifen, wohin er fahre, und wie er Geld wechseln soll. … Langweilig.
Denke oft an Sascha und Modja, und mein Herz krampft sich zusammen! In Wolotschinsk
schreckliche Hektik. Mißgestimmt. Bis auf den Italiener erträgliche Mitreisende. Die Nacht fast
nicht geschlafen. Ein Alter, Ex-Militär, mit originellem Backenbart. In diesem Augenblick
belästigt der mitreisende Italiener bereits eine Dame. Gott, wie ist der dumm. Ich werde durch
eine List von ihm loskommen müssen…
13
Tschaikowski an Frau van Meck, Petersburg, 10. (22.) März 1887
(er spricht hier über seinen Neffen Bob)
„… Meine heiße Liebe zu diesem Jungen wächst von Tag zu Tag. Er ist so feinfühlig, begabt und
sympathisch und hat einen so herrlichen Charakter! Doch gleicht er wenig anderen Knaben in
seinem Alter, und seine bis zur Krankhaftigkeit gesteigerte Eindrucksfähigkeit bereitet mir große
Sorgen….“
Brief an seinen Neffen Vladimir Davydov, Klin 3 [or 2] August 1893 – über die 6. Symphonie
In my last letter to Modest I complain that you don't want to know me, and now he is silent too,
and all links with your crowd are completely broken. . . . What makes me sad is that you take so
little interest in me. Could it be that you are positively a hard egoist? However, forgive me, I
won't pester you again. The symphony which I was going to dedicate to you (not so sure that I
shall now) is getting on. I am very pleased with the music but not entirely satisfied with the
instrumentation. It does not come out as I hoped it would. It will be quite conventional and no
surprise if this symphony is abused and unappreciated – that has happened before. But I
definitely find it my very best, and in particular the most sincere of all my compositions. I love it
as I have never loved any of my musical children. . . . At the end of August I shall have to go
abroad for a week. If I were sure that you would still be in Verbovka in September I would love to
come at the beginning of the month. But I know nothing about you.
I embrace you with all my love.
P. Tchaikovsky
Tschaikowski und sein Neffe „Bob“
14
Eine Symphonie
Bei einer Symphonie handelt es sich um ein Werk für ein Orchester, das eine feste Form und
Besetzung hat. Über die genauen Regeln sind sich die Musikschaffenden seit ca. 1700 einig
(natürlich verändern sich diese Regeln im Laufe der Jahrhunderte):
• Es gibt kein Soloinstrument.- es spielt ein voll besetztes Symphonieorchester
• Die gesamte Symphonie besteht aus drei oder vier in sich abgeschlossenen Teilen („Sätze“
genannt), die sich durch Tempo und Charakter unterscheiden. Bei vier Sätzen ist die Reihenfolge
schnell, langsam, mittelschnell (oft tänzerisch), schnell. Bei drei Sätzen schnell, langsam, schnell.
• Die Einheit der Symphonie wird dadurch gewahrt, dass die Sätze thematisch verknüpft sind,
d.h. dass bestimmte charakteristische Melodien vorgestellt werden und in abgewandelter Form
(meistens im 4. Satz, der oft „Finale“ genannt wird) wieder auftauchen. Diese charakteristischen
Melodien nennt man „Themen“. In einem Satz gibt es meistens zwei Themen, die möglichst
unterschiedlich sind und im Laufe des Satzes regelrecht miteinander spielen, d.h. sich gegenseitig
beeinflussen.
Es dauerte aber eine Weile, bis die Werke, die eigentlich von ihrer Struktur und instrumentalen
Besetzung her Symphonien waren, auch unter diesem Begriff veröffentlicht wurden. Die
Vereinheitlichung wurde insbesondere von Franz Joseph Haydn vorangetrieben.
Die Symphonie zählt zur absoluten Musik (Gegenteil: Programmmusik). Das bedeutet, dass sie
frei von jeglichem konkreten außermusikalischen Programm ist und nicht z.B. eine Geschichte
oder Malerei widerspiegelt. Es geht vielmehr um einen Ausdruck an Gefühlen, es finden sich alle
menschlichen Leidenschaften – die Freude, die Trauer, die Liebe, der Hass, der Schrecken, die
Hoffnung.
Das Spannende ist sicherlich, die widerstreitenden Themen zu suchen und zu beobachten, wie
sich diese gegenseitig beeinflussen. Ein Thema ist eine charakteristische Melodie, die nur aus
wenigen Takten besteht. Man erkennt das erste Thema daran, dass es oft von verschiedenen
Instrumentengruppen wiederholt und verfremdet wird und meistens relativ am Anfang des Satzes
ertönt. Das zweite Thema ist der Gegenpol zum ersten Thema. Wenn also eine Melodie gespielt
wird, die der ersten Melodie gegenüber völlig konträr ist, dann handelt es sich aller
Wahrscheinlichkeit nach um das zweite Thema.
Den Unterschied zwischen dem ersten und dem zweiten Thema erkennt man als musikalischer
Laie besonders an der Stimmung, die es erzeugt. Ist das erste Thema fröhlich und frech, ist das
zweite oft andächtig und ruhig.
15
Pjotr Iljitsch Tschaikowski, Symphonie Nr. 6 h-Moll op. 74 (Pathétique)
ist das letzte Werk des russischen Komponisten Pjotr Tschaikowski. Dauer: ca. 50‘
Entstehung
Zwei Jahre nach der Uraufführung seiner Symphonie Nr. 5 e-Moll op. 64 plante Tschaikowski
„eine grandiose Symphonie zu schreiben, die den Schlußstein meines ganzen Schaffens bilden
soll“. Nach verschiedenen Anläufen nahm die geplante Symphonie 1893 Gestalt an.
Nach einer Konzertreise 1893 skizzierte er das Werk in Klin innerhalb von zwölf Tagen. Wie
Tschaikowski seinem Bruder Modest schrieb, fiel ihm diesmal die Orchestrierung schwerer als
sonst, sie war dann aber schließlich nach vier Wochen vollendet. So konnte Tschaikowski bei
seiner Ehrenpromotion im King’s College an der britischen Universität von Cambridge dem
Dirigenten Walter Damrosch die Vollendung seiner neuen Symphonie mitteilen und wies auf
deren Unterschied zu seinen übrigen Symphonien hin: „Der letzte Satz ist ein Adagio, und das
gesamte Werk hat ein Programm“.
Juri Dawydow, der jüngste Neffe des Komponisten, berichtet von der ergreifenden Wirkung der
Symphonie bei der Generalprobe auf die beteiligten Musiker und Tschaikowskis anwesende
Freunde. Großfürst Konstantin sagte gar zu Tschaikowski: „Was haben Sie nur getan?! Das ist
doch ein Requiem, ein richtiges Requiem!“ Tschaikowski widmete seine 6. Symphonie seinem
Neffen Wladimir Dawydow und schrieb ihm, dass ihr „Programm aber für alle ein Rätsel bleiben
soll“, und bezeichnete dieses als „durch und durch subjektiv“. Da das Programm geheim bleiben
sollte, gefiel ihm der Beiname Programmsymphonie nicht mehr, und so reagierte er am Tag nach
der Uraufführung begeistert auf Modests Vorschlag, die Symphonie „Pathetische“ zu nennen.
Erster Satz
h-Moll/H-Dur, 4/4-Takt, Sonatenhauptsatzform
Der Satz beginnt mit einer düsteren Adagio-Einleitung. Über Orgelpunkten der geteilten
Kontrabässe exponiert das Solo-Fagott in tiefer Lage ein Motiv,
das später zum Hauptthema des Sonaten-Allegros umgeformt werden wird.
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Dieses Hauptthema wird von den geteilten Bratschen vorgestellt, dann weiter entwickelt und
schließlich zu einem Höhepunkt mit Fanfaren der Blechbläser geführt. Nach kurzer Überleitung
erklingt das berühmte Seitenthema in D-Dur.
Der Seitensatz ist in dreiteiliger Form gestaltet. Die Exposition verklingt im sechsfachen piano (!!)
des Fagotts. Mit einem jähen Tuttischlag setzt die Durchführung ein. Sie bringt zunächst ein
erregtes Fugato über das Hauptthema, anschließend ein Zitat aus der russischen Totenmesse.
Höhepunkt der Durchführung und des ganzen Satzes ist die Rückleitung zur Reprise über einem
Orgelpunkt fis der Pauken und Kontrabässe. Die Reprise verzichtet auf das Hauptthema; es wird
sofort das Seitenthema vorgetragen. Die choralartige Coda lässt den Satz ruhig in H-Dur
ausklingen.
Zweiter Satz
D-Dur, 5/4-Takt, Dreiteilige Form
Etwas Entspannung von der Wehklage des ersten Satzes verspricht der walzerartige zweite Satz,
der im 5/4-Takt gehalten ist, wie in der russischen Volksmusik üblich.
Dritter Satz
G-Dur, 12/8- bzw. 4/4-Takt, Scherzoform
Der dritte Satz geht über ein klassisches Scherzo hinaus: Im rastlosen Umherirren der Holzbläser
spielt ein Instrument nach dem anderen einen Marsch, bis dieser schließlich von der Klarinette als
Thema vorgestellt wird
Nach einigen energischen Wiederholungen setzt der Marsch diesem Satz einen kraftvollen
Schlusspunkt.
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Vierter Satz
h-Moll, 3/4-Takt, Dreiteilige Form
Es war zur Entstehungszeit der Symphonie zweifelsohne gewagt, einen langsamen Satz an den
Schluss eines mehrsätzigen Konzertwerkes zu stellen. Am Beginn intonieren die Streicher ein von
schmerzlicher Chromatik geprägtes Seufzermotiv,
dem im Mittelteil ein trostvolleres Andante-Thema gegenübergestellt wird.
Die Reprise des ersten Abschnittes mündet in die Coda, die von einem düsteren Tamtam-Schlag
eröffnet wird. Es folgen ein feierlicher Choral der Blechbläser und eine Mollvariation des
Andante-Themas aus dem Mittelteil. Hoffnungslos, resignierend und tragisch erstirbt die
Symphonie in einem h-Moll-Akkord der tiefen Streicher
Wirkung
Am 28. Oktober 1893 dirigierte Tschaikowski die Uraufführung des Werkes in Sankt Petersburg,
wo es vom Publikum jedoch eher mäßig aufgenommen wurde. Tschaikowski fand es schade, dass
er „weder das Orchester noch das Publikum davon überzeugen konnte, dass dies mein bestes
Werk ist“ und dass er nie mehr etwas Besseres werde schreiben können. Noch wenige Tage vor
seinem Tod schrieb der Komponist an seinen Verleger Jürgenson: „Etwas Eigenartiges ist mit
dieser Symphonie geschehen! Nicht, daß sie mißfällt, sondern daß die Leute nicht wissen, was sie
mit ihr anfangen sollen. Was mich anlangt, so bin ich stolzer auf sie als auf alle meine anderen
Kompositionen.“
Neffe Juri Dawydow berichtet andererseits, das Publikum hätte zunächst mit Ergriffenheit und
dann mit Begeisterung auf die Symphonie reagiert; anderslautende Berichte u. a. des
Komponisten Nikolai Andrejewitsch Rimski-Korsakow entsprächen nicht der Wahrheit.
Nach Tschaikowskis plötzlichem Tod führte Eduard Nápravník das Werk erneut auf. Nach
Rimski-Korsakows Aussage nahm „das Publikum das Werk dieses Mal mit Begeisterung auf“,
und es „begann der unerhörte Siegeslauf des Werkes durch Russland und ganz Europa“.
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Agentenspiel – für jüngere SchülerInnen
In der Klasse werden 8 Gruppen gebildet. Jede Gruppe erhält eine Spielkarte. Eine erste Gruppe
stellt den anderen Agenten ihre Agentenfrage auf ihrer Karte. Wenn eine Gruppe auf ihrer Karte
die passende Antwort hat, sprich den Code, geht diese Gruppe zur „Zentrale“ (Tafel, Pult) und
gibt die Antwort dort ab. Der Chef des Geheimdienstes (=LehrerIn) schreibt die Antworten auf.
Auf die Tafel werden so nach und nach alle Antworten geschrieben, so entsteht ein Steckbrief von
Mr. X…
Fertiger Steckbrief
Der Komponist heißt mit vollständigem Namen Peter Iljitsch Tschaikowski.
Er wurde am 7. Mai 1840 in Kamsko-Wotkinski Sawod (Russland) geboren.
Er starb am 6. November 1893 in St. Petersburg (Russland) an der Cholera.
Er lernte mit 4 Jahren Klavier.
Er war der bedeutendste Komponist Russlands.
Er hat die Ballette „Schwanensee“, „Dornröschen“ und „Nussknacker“ komponiert.
Neben seinen sehr berühmten Balletten sind seine Hauptwerke 9 Opern, 6 Symphonien, aber
auch unzählige weitere Orchesterwerke.
Der Komponist widmete seine letzte Symphonie seinem Neffen Vladimir, der den Spitznamen
„Bob“ hatte.
19
Agentenspiel
Findet gemeinsam die Daten des Mr. X und erstellt einen
Steckbrief über ihn. Ihr dürft euren Code nur weitergeben, wenn
euch die passende Frage gestellt wird.
Gruppe 1
Welchen Ruf hatte Mr. X?
Euer Code: Neben seinen sehr berühmten Balletten sind seine Hauptwerke 9 Opern, 6 Symphonien, aber
auch unzählige weitere Orchesterwerke.
Gruppe 2
Wann ist Mr. X gestorben und warum?
Euer Code: Er war der bedeutendste Komponist Russlands.
Gruppe 3
Welches Instrument hat Mr. X gelernt?
Euer Code: Er wurde am 7. Mai 1840 in Kamsko-Wotkinski Sawod (Russland) geboren.
20
Gruppe 4
Wem hat Mr. X die „Symphonie Pathétique“ gewidmet?
Euer Code: Der Komponist heißt mit vollständigem Namen Peter Iljitsch Tschaikowski.
Gruppe 5
Wie heißt Mr. X mit 2. Vornamen?
Euer Code: Er lernte mit 4 Jahren Klavier.
Gruppe 6
Welche Ballette hat Mr. X komponiert?
Euer Code: Der Komponist widmete seine letzte Symphonie seinem Neffen Vladimir, der den
Spitznamen „Bob“ hatte.
Gruppe 7
Welche Hauptwerke kennt man von Mr. X?
Euer Code: Er starb am 6. November 1893 in St. Petersburg (Russland) an der Cholera.
Gruppe 8
Wann wurde Mr. X geboren?
Euer Code: Er hat die Ballette „Schwanensee“, „Dornröschen“ und „Nussknacker“ komponiert.
21
Tschaikowskis Geheimsprache
In den 60er Jahren kursierte unter den Zöglingen der Rechtsschule eine Art Geheimsprache, mit
der verbotene Handlungen bzw. die Gespräche darüber leicht vor dem wachsamen Auge der
Erzieher verborgen werden konnten.
b
v
g
d
zͮ
z
k
l
m
n
p
r
s
t
f
ch
c
cͮ
sͮ
sͮ cͮ
Ersetzte man die Buchstaben der oberen Zeile durch die direkt unter ihnen stehenden bzw.
umgekehrt die unteren Buchstaben durch die über ihnen, ergab das die Übersetzung aus dem
Russischen in die Geheimsprache bzw. die Rückübersetzung.
Aus dem Namen: Petr Cajkovskij
wurde somit: Bedv Lajcorgcij
Tschaikowski hatte, als er für eine russische Zeitung Musikrezensionen schrieb, seine Artikel
nicht mit P.C., sondern mit B.L signiert – also mit den Initialen, wie sie sich durch seinen
Namen in der Geheimsprache ergaben.
Aufgabe:
Leicht veränderte Geheimsprache:
b
v
g
d
z
z
k
l
m
n
p
r
s
t
f
ch
c
c
sch
sc
Bildet mehrere Gruppen. Übersetzt einen Satz Eurer Wahl in die Geheimsprache Tschaikowskis,
eine andere Gruppe soll dann versuchen, den Satz zurück-zu-übersetzen! Es können auch
wirkliche Geheimnisse sein, es muss nichts mit Tschaikowski zu tun haben…
Beispiel:
Tschaikowski war in Russland ein sehr berühmter Komponist!
Dmaicowgci wav isc Vuggcasct eisc cehv pevühschdev Coschboscigd!
Was heißt:
Wiescev Gyschbhosciced
22
Diskussion / Aufgabenstellung zum Thema Briefe, Tagebücher für ältere
SchülerInnen:
Diskussion: Wie „richtig“, wie wahrheitsgetreu ist das Bild einer berühmten Person aufgrund von
Aufzeichnungen in Tagebüchern oder Briefen? Was für ein Interesse könnte ein Komponist
haben, sein Bild für die Nachwelt zu verändern?
Aufgabenstellung: Erstellen eines fiktiven Briefes von Tschaikowski
-
an seinen Bruder Modest
an seinen Neffen Bob
an Frau von Meck
und von Frau von Meck an Tschaikowski
Nadeschda von Meck
23
Weitere praktische / musikalische Übungen
1. Satz
Übung 1 – Melodie 1
Beginn der Symphonie: Hören Sie mit der Klasse den Beginn der Symphonie gemeinsam von
CD an. Die SchülerInnen sollen Assoziationen finden (z.B.: Der Vorhang geht auf. Unheimliche
Atmosphäre wird eingeführt, etwas wird angekündigt, etc.). Im Orchester spielen das die tiefen
Instrumente. Später wird diese Melodie im Orchester variiert.
Übung mit Orff-Instrumenten (va. Stabspielen, am Klavier): Die SchülerInnen sollen die
Melodie selbst spielen. Wenn kein ais auf den Stabspielen vorhanden ist, kann man ev. statt
dessen ein a spielen. Aus dieser Melodie heraus kann improvisiert werden – immer wieder andere
Kinder spielen auf anderen Instrumenten, ev. kann auch ein Hintergrund-Sound gefunden
werden. Die Melodie soll verändert werden, auch im Charakter! Schneller, langsamer,
rhythmischer, lauter, leiser (im 2. Teil ist sie ja sehr intensiv). Auch mit den Tönen kann
improvisiert werden. Eine fixe Abfolge soll gefunden werden, so entsteht aus den Improvisationen
heraus ein neues Stück…
Übung 2 - Erste Teil des ersten Satzes (bis zur Generalpause)
Folgende Aufgabenstellung: In diesem ersten Teil ist die Musik „positiv“, man könnte sie so
interpretieren, dass es um die schönen Erinnerungen im Leben Tschaikowskis gehen könnte, vor
allem aus seiner Kindheit / Jugend. Die SchülerInnen sollen über ihre eigene Kindheit
nachdenken und dazu eine Collage erstellen, Mischung aus eigenen Bildern und aus Zeitungen:
typische Bilder von Babies, Kindern, Familien, Schule, Ausflüge, Spielzeug, Großeltern etc.
24
Übung 3
Melodie 2 – Hauptmelodie des 1. Satzes
Hören Sie sich gemeinsam mit den SchülerInnen die Melodie von CD an. Der Text sollte auf der
Tafel stehen. Danach gemeinsames Singen zur Melodie…
Text zu der Melodie:
Das ist das Lied von der Erinnerung – da waren wir noch Kinder und ganz jung.
Brüder und Schwestern, Bilder von gestern, wie waren wir doch damals
unbeschwert;
Brüder und Schwestern, Bilder von gestern, wie war das Leben damals lebenswert...
25
2. Satz:
Übung 4 - Mitmach-Bewegungen – Melodie 3
Bei dieser Melodie kommt immer folgende Bewegung:
4 x "Eisenbahn" (mit den beiden Armen werden die Bewegungen der Eisenbahnräder
nachgemacht) 1+ 2+ 3+ 4+
2 x "Schritte" mit den Händen (Handflächen nach unten) oben/ re - li 1+
2 x "Schritte" mit den Händen unten/ re - li 2+
2 x "Schritte" mit den Händen oben/ re - li 3+
2 x "Schritte" mit den Händen unten/ re - li 4+
1 x von unten nach oben mit den Händen „kurbeln“ 1+ 2+
2 x auf Oberschenkel klopfen/ re - li
2 x klatschen
2 x auf Oberschenkel klopfen/ re - li
2 x klatschen
3+
4+
1+
2+
1 x von oben nach unten kurbeln 3+ 4+
2 x auf Oberschenkel klopfen/ re - li
2 x klatschen
2 x auf Oberschenkel klopfen/ re - li
2 x klatschen
1+
2+
3+
4+
dann noch einmal das Ganze von vorne wiederholen…
Die ersten beiden Male im Sitzen, die zweiten beiden Male im Stehen!
Es gibt ein Video, dass per dropbox verschickt werden kann. Bei Interesse bitte melden!
4. Satz
Übung 5 – Melodie 4 + 5
Anfang des 4. Satzes von CD vorspielen. Die SchülerInnen sollen Assoziationen finden.
Danach sollen sie persönliche Texte zum Thema Krankheit, Abschied verfassen (falls es schon
möglich ist, ev. auch zum Thema Tod).
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Quellen:
Tschaikovsky. Biografie von Roland John Wiley; 2009, Oxford University Press
Tschaikowsky. Eine Biografie von Edward Garden. Insel Taschenbuch.
Taschen
1998
www.wikipedia.org
Teure Freundin. Peter Iljitsch Tschaikowski in seinen Briefen an Nadeshda von Meck. Leipzig
1964. Hg.: Ena von Baer und Dr. Hans Pezold
P.I.Tschaikowski – Die Tagebücher. Hg. und mit einem Vorwort versehen von Ernst Kuhn.
Übersetzung und Zwischentexte von Hans-Joachim
Hans
Grimm. Berlin 1992
Alexander Poznansky, Tschaikowskys Tod: Geschichte und Revision einer Legende; Atlantis
Musikbuch-Verlag, 1998
musik konkret 5. Hermann Laroche, Peter Tschaikowsky. Aufsätze und Erinnerungen. Berlin
1993
Young Symphony wird unterstützt von:
29
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