Nutzung von Abwärmepotenzialen - Broschüre (2 MB

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Inhaltsverzeichnis
1
Einleitung
1
2
Ziele der Stadt Wien
2
3
Wärmerückgewinnung - das höchste Potential zur Effizienzsteigerung
3
4
Begriffsbestimmungen
4
5
Energieverbrauchsstruktur Wien
5
6
Technologien zur Abwärmenutzung
6
6.1
Wärmenutzung aus Abwärme
8
6.1.1
Wärmetauscher
8
6.1.2
Wärmespeichersysteme
6.2
6.3
10
Kälteanlagen / Wärmepumpen
12
6.2.1
Einsatz von abwärmebetriebenen Kälteanlagen
12
6.2.2
Einsatz von Wärmepumpen zur Abwärmenutzung
14
Stromerzeugung aus Abwärme
15
6.3.1
ORC (Organic Rankine Cycle)
15
6.3.2
Stirlingmotor
17
7
Checkliste zur Abwärmenutzung
18
8
Best Practice Beispiele
21
9
Schlussfolgerungen
41
Abkürzungsverzeichnis
/a
GWh
H
kW
kWth
kWh
l/s
MA
MWh
ÖNACE
SEP
TNV
pro Jahr
Gigawattstunde(n) (10 9 Wattstunden)
Enthalpie (engl. heat content)
Kilowatt
Kilowatt thermisch
Kilowattstunde(n) (103 Wattstunden)
Liter pro Sekunde
Mitarbeiter
Megawattstunde(n) (106 Wattstunden)
Österreichische Implementierung Nomenclature statistique des activités économiques
dans la Communauté européenne
Städtisches Energieeffizienz Programm
Thermische Nachverbrennung
IMPRESSUM
Erstellt durch Allplan GmbH
im Auftrag der MA27
Dezember 2008
Eigentümer, Herausgeber
MA27, EU-Strategie- und Wirtschaftsentwicklung
Energie- und SEP Koordination
Schlesingerplatz 2
1082 Wien
E-mail: [email protected]
www.sep.wien.at
Layout, Design:
Sabine Berger
www.bumaku.at
Druckerei:
AV Astoria Druckzentrum
Faradaygasse 6
1030 Wien
Verlags- und Herstellungsort: Wien
1
Einleitung
Die rationelle Nutzung von Energie ist ein Gebot der Stunde. Die Nutzung von
Abwärme steigert die Effizienz von Industriebetrieben, reduziert den Einsatz von
Energieträgern sowie die damit verbundenen Kosten und leistet einen wichtigen
Beitrag zum Klimaschutz.
Im Allgemeinen sind Abwärmenutzungen maßgeschneiderte Projekte, die in jedem
einzelnen Fall genauer untersucht werden müssen. Jedoch existieren für bestimmte Bereiche der Abwärmenutzung Standardlösungen.
Diese Broschüre soll Möglichkeiten und Potentiale der Abwärmenutzung aufzeigen. Dazu werden im Vorfeld Begriffsdefinitionen und Voraussetzungen angeführt.
Im folgenden Teil werden die verfügbaren Technologien mit deren
Einsatzbereichen und finanziellen Aspekten dargestellt.
Für die Erhebung des Abwärmepotentials in Wien wurden zwei Ansätze verwendet:
Mittels Top Down Ansatz wurde anhand statistischer Daten und bereits durchgeführter, realisierbarer Abwärmenutzungsmöglichkeiten das nutzbare Abwärmepotential in Wien errechnet.
Andererseits wurde mittels Bottom Up Ansatz, basierend auf Firmenbesuchen
und Firmeninterviews, ein Abwärmepotential erhoben. Um das tatsächlich vorhandene Abwärmepotential in verschiedenen Branchen zu ermitteln, wurden diese
beiden Ansätze miteinander verglichen.
Im abschließenden Kapitel werden Musterbeispiele für Abwärmenutzungen angeführt. Anhand dieser bereits realisierten oder vorgeschlagenen Maßnahmen sollen
Personen motiviert werden, ähnliche Projekte in deren Zuständigkeitsbereich
durchzuführen.
1
2
Ziele der Stadt Wien
SEP
SEP
Mit 1. Juli 2004 wurde die Magistratsabteilung 27 mit der Erstellung eines Energiesparkonzepts für die Stadt Wien beauftragt. Dieses Energiesparkonzept mit dem Titel
"Städtisches Energieeffizienz Programm" (SEP) gibt Leitlinien für die verbraucherseitige Energiepolitik bis zum Jahr 2015 vor.
Das SEP besteht aus zwei Teilen. Der Konzeptteil enthält einleitend eine Darstellung
der Schwerpunkte der Wiener Energiepolitik, widmet sich im Detail dem derzeitigen
Diskussionstand, der geplanten EU-Richtlinie zur Endenergieeffizienz und zu
Energiedienstleistungen und beschreibt die Vorgangsweise bei der Erstellung. Für die
Erreichung der Effizienzszenarien wurde ein umfangreiches Maßnahmenbündel erarbeitet. Der zweite Teil, der Datenteil des SEP, umfasst die Analyse der aktuellen
Energiesituation in Wien.
Anhand des Datenbandes wurden die Möglichkeiten und Potentiale für
Abwärmenutzung im industriellen und gewerblichen Sektor der Stadt Wien erhoben.
Der von der Stadt Wien ins Leben gerufene "ÖkoBusinessPlan" weist bereits zahlreiche Maßnahmen im Bereich der Abwärmenutzung auf.
In vielen industriellen und gewerblichen Betrieben sind hohe, nicht genutzte
Abwärmepotentiale vorhanden. Eine Nutzung dieser würde erhebliche finanzielle und
ökologische Auswirkungen auf die jeweiligen Betriebe mit sich ziehen.
Diese Broschüre soll als Leitfaden dienen, Abwärmepotentiale zu erkennen, zu erheben, die richtige Technologie auszuwählen, Abwärme zu nutzen und abschließend die
sich daraus ergebenden Vorteile zu ziehen.
SEP
SEP
2
3
Wärmerückgewinnung - das höchste
Potential zur Effizienzsteigerung
Bei vielen Prozessen wird Wärme ungenutzt an die Umgebung abgegeben. So
gelangen bei Industriebetrieben und Haushalten warme Abgase von zum Beispiel
Kesselanlagen in die Umgebungsluft und warme Abwässer werden in das
Kanalsystem eingeleitet.
Je höher die Temperatur, je größer der Volumen- bzw. Massenstrom und je mehr
Betriebsstunden die anfallende Abwärme aufweist, desto eher ist eine wirtschaftliche
Nutzung der Abwärme möglich.
3
4
Begriffsbestimmungen
Energie
Aus physikalischer Sicht ist Energie die Fähigkeit, Arbeit zu verrichten. Energie kann
von einer Energieform in eine andere Form umgewandelt werden, sie kann transportiert und gespeichert werden. Die Energie kann in Form von mechanischer, thermischer, elektrischer, chemischer Energie, Strahlungs- oder Kernenergie auftreten. Laut
dem ersten Hauptsatz der Thermodynamik kann Energie weder erzeugt noch vernichtet werden.
Primärenergie
Als Primärenergie wird Energie von Energieträgern, die noch keiner Umwandlung
unterworfen wurden, bezeichnet. Beispiele für Primärenergieträger sind Kohle,
Erdgas, Erdöl oder Biomasse.
Endenergie
Endenergie ist jene Energie, welche nach der Gewinnung, Aufbereitung, Umwandlung
und Verteilung von Primärenergieträgern vorliegt. Beispiele für Endenergieträger sind
Kraftstoffe, elektrische Energie und Fernwärme. Der Verbrauch von Endenergie wird
in der vorliegenden Broschüre auch mit dem Begriff "energetischer Endverbrauch"
bezeichnet.
Nutzenergie
Als Nutzenergie wird jene Energie bezeichnet, welche dem Verbraucher nach der
Umwandlung von Endenergie für unterschiedliche Anwendungen zur Verfügung steht.
Beispiele für Nutzenergie sind Licht, Wärme oder mechanische Energie.
Wärme
Als Wärme wird jene Möglichkeit definiert, Energie, welche nicht Arbeit oder ein
Materialstrom ist, über Systemgrenzen zu transportieren.
Abwärme
Als Abwärme wird jener Teil einer Wärmemenge bezeichnet, der in einer Wärmebilanz
auf der Output-Seite neben der Nutzwärme als Rest an die Umgebung abgegeben
wird.
Spezifische Wärmekapazität
Die spezifische Wärmekapazität kennzeichnet die unterschiedliche Erwärmbarkeit
von Stoffen. Sie gibt die Energiemenge in Form von Wärme an, die notwendig ist, um
eine Stoffmenge mit der Masse von 1 kg, unter Beibehaltung des jeweiligen
Aggregatzustandes um 1 °C zu erwärmen.
4
5
Energieverbrauchsstruktur Wien
Im Jahr 2006 betrug der energetische Endverbrauch der Stadt Wien 37.928 GWh. In
Österreich wurden im selben Jahr 303.546 GWh verbraucht. Der energetische
Endverbrauch von Wien entspricht einem prozentuellen Anteil von 12% Österreichs.
Die größten Endverbraucher Wiens sind die Sektoren Private Haushalte und Verkehr.
Hohe Abwärmepotentiale sind im Produzierenden Bereich und im Sektor Öffentliche
und Private Dienstleistungen vorhanden.
Abbildung 1: Endenergieverbrauch Wien nach Sektoren 1988-2006
Mineralöl ist der wichtigste Energieträger am energetischen Endverbrauch. Davon
entfallen 80% auf den Sektor Verkehr. Die Verteilung der einzelnen Energieträger am
energetischen Endverbrauch ist in Abbildung 2 dargestellt.
Abbildung 2: Anteile Energieträger am energetischen Endverbrauch
5
6
Technologien zur Abwärmenutzung
Abwärmenutzungstechnologien haben das Ziel, bisher ungenutzte Energie von
Abwärmeströmen zu nutzen und somit den Energieeinsatz technischer Anlagen
zu verringern bzw. den Wirkungsgrad zu erhöhen. Dabei stehen neben energiewirtschaftlichen Bedürfnissen auch ökologische Aspekte im Vordergrund. Bei
der Abwärmenutzung ist hauptsächlich auf drei Parameter zu achten, damit die
effizienteste Variante der Abwärmenutzung ausgeführt werden kann.
Folgende Parameter sind von Bedeutung:
·
·
·
!
Abwärme - Medium z.B. Wasser, Abluft, etc.
Massenstrom des Abwärme - Mediums z.B. in kg/h, m3/h
Temperatur des Abwärme - Mediums z.B. in °C
Anhand dieser Parameter lässt sich die Abwärmeleistung
mit folgender Formel bestimmen:
. .
Q = m . c . rT
.
Q
.
m
c
rT
!
…
…
…
…
Wärmeleistung [kW]
Massenstrom [kg/s]
Spezifische Wärmekapazität [kJ/kgK]
Temperaturdifferenz [°C, K]
Mit der berechneten Wärmeleistung kann anhand folgender
Formel die jährliche Wärmemenge ermittelt werden:
.
Q=Q.t
Q. … Wärmemenge [kWh/a]
Q … Wärmeleistung [kW]
t … Betriebsstunden [h/a]
6
Durch diese Informationen kann die Wärmeabgabe der Abwärmequelle ermittelt werden.
In einem weiteren Schritt ist die Nutzbarkeit der Abwärmequelle zu klären. Dazu muss
ermittelt werden, für welche Bereiche die Abwärme verwendet werden kann. Typische
Einsatzmöglichkeiten für Abwärme sind
·
Heizung / Heizungsunterstützung
·
Brauchwassererwärmung
·
Prozesse
Bei Prozesseinbindungen ist zu klären, ob es durch eine Abwärmenutzung zu Auswirkungen
auf den Produktionsablauf kommen kann. Sind diese Punkte berücksichtigt, kann die entsprechende Abwärmenutzungstechnologie ausgewählt werden.
Nach Auswahl der Technologie und Ermittlung der erwarteten Einsparungen von elektrischer
Energie oder Brennstoffen kann die Wirtschaftlichkeit der Abwärmenutzung berechnet werden.
Großen Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit von Abwärmenutzungen haben Parameter wie
Betriebszeiten pro Jahr, Kontinuität der Abwärmeleistung, aktuelle Energiepreise,
Energieabnehmer, Marktreife der Technologie usw.
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6.1 Wärmenutzung aus Abwärme
Für die Nutzung von Abwärme zur Wärmerückgewinnung sind Wärmetauscher unumgänglich. Diese werden zur Erwärmung eintretender Massenströme verwendet, wobei dem austretenden Massenstrom (z.B. Abwärme) Wärmeenergie entzogen wird.
In Wärmespeichern kommen Wärmetauscher zum Einsatz, um Abwärme auf ein
Speichermedium zu übertragen. Wird die gespeicherte Wärmeenergie wieder genutzt, gibt
das Speichermedium diese über Wärmetauscher ab.
Wärmepumpen sind in der Lage, die Temperatur eines Eingangswärmestromes (z.B.
Abwärme) unter Einsatz höherwertiger Energie (Elektrizität oder Wärme mit hoher
Temperatur) auf ein höheres Temperaturniveau zu transformieren. Der Ausgangswärmestrom kann anschließend zur Wärmebereitstellung in anderen Bereichen herangezogen werden. Kältemaschinen arbeiten mit einem ähnlichen Verfahren, jedoch in entgegengesetzter
Richtung.
6.1.1 Wärmetauscher
Rekuperative Wärmetauscher
Rekuperative Wärmetauscher besitzen meist starre Wärmeübertragungsflächen, wobei meist
nur sensible Wärme übertragen wird. Sie gehören zu den Standardanwendungen. Es gibt
zahlreiche Bauformen, angepasst an die jeweiligen Anforderungen und optimiert für den
Einsatzzweck.
Grundsätzlich lassen sich drei Wärmetauscherkonzepte unterscheiden:
·
·
·
Gegenstromwärmetauscher
Gleichstromwärmetauscher
Kreuzstromwärmetauscher
Bei Gegenstromwärmetauschern werden die beiden
Stoffströme in entgegengesetzter Fließrichtung
geführt, was hohe Wirkungsgrade dieser
Systeme ermöglicht.
Bei Gleichstromwärmetauschern haben
die beiden Stoffströme die gleiche
Fließrichtung, wobei sich die Temperaturen
immer weiter annähern.
Kreuzstromwärmetauscher stellen eine
Mischvariante dar, wobei die Ströme im rechten Winkel zueinander fließen.
8
Abbildung 3: Gegenstrom- und Gleichstromwärmetauscher
Bei Wärmetauschern sind viele Formen von Medienkombinationen realisierbar. Dazu zählen
Luft/Luft (Abgas/Luft) Wärmetauscher, wie auch Luft/Wasser (Abgas/Wasser) und
Wasser/Wasser (Wasser/Sonstige Flüssigkeit) Wärmeübertrager.
Regenerative Wärmetauscher
Regenerative Wärmetauscher erlauben neben dem Austausch von Wärme auch geringfügige
Vermischungen der Ströme, sowie Feuchtigkeitsaustausch. Die am häufigsten verwendete
Technologie sind Rotationswärmetauscher. Dabei rotiert ein Wärmetauscherrad mit langsamer Drehzahl, während es von zwei Medien durchströmt wird. Die Wärme eines Stoffstroms
wird auf das Rad übertragen und gelangt durch die Drehung in den anderen Stoffstrom, wo
Sie wieder abgegeben wird. Oft wird die Oberfläche des Rades zusätzlich absorbtiv beschichtet, um einen Feuchtigkeitstransport ermöglichen zu können. Dieses System findet vor allem
bei Luft/Luft Wärmetauschern Anwendung.
Abbildung 4: Luftführung durch einen Rotationswärmetauscher (Quelle: Hoval)
9
Einsatzbereiche
Temperaturbereich
Leistungsbereich
Rekuperativ
Bis zu 800°C
Bis ca. 20 MW
Regenerativ
Bis zu 650°C
Bis ca. 20 MW
Investititonskosten
Wärmetauscherausführung
Luft / Wasser - Rippenrohr
Wasser / Wasser - Rohrbündel
Abgas / Wasser
Leistungsbereich
30 - 200 kWth
> 500 kWth
> 500 kWth
500 - 600 kWth
Spez. Investitionskosten
100 - 200 €/kWth
30 €/kWth
10 €/kWth
30 - 50 €/kWth
Luft/Luft - Wärmetauscherkosten bezogen auf den Volumenstrom [m³/h] :
Plattenwärmetauscher
Gesamtkosten 0,35 -0,65 € pro m³/h
inkl. Installation
Rotationswärmetauscher Rotationswärmetauscher
ohne Beschichtung
mit Sorptionsbeschichtung
0,5 -0,8 € pro m³/h
0,6 -0,9 € pro m³/h
6.1.2 Wärmespeichersysteme
Eine zeitliche Verschiebung von Wärmeangebot und Wärmebedarf macht es notwendig,
Wärmespeichersysteme einzusetzen. Grundsätzlich unterscheidet man drei Systeme zur
Wärmespeicherung:
Speicherung als fühlbare bzw. sensible Wärme: Wärme wird einem Speichermedium zugeführt,
das in der Folge seine Temperatur verändert. Dies ist das am häufigsten verwendete Prinzip für die
Wärmeversorgung von Gebäuden.
Speicherung als latente Wärme: Die Wärmezufuhr zum Speichermedium führt zu einer Änderung
des Aggregatzustandes, meist "fest zu flüssig", ohne Temperaturänderung des Speichermediums.
Speicherung als chemische Energie: Die fossilen Energieträger (Kohle, Erdgas und Erdöl) sind
die bedeutendsten chemischen Energiespeicher. Chemische Energiespeicherung mit geschlossenen Kreisläufen gibt es jedoch auch in technischen Anwendungen. Beispielsweise wird einem
Sorptionsmedium abwechselnd Wasser entzogen bzw. zugeführt, wobei die dabei ablaufende chemische Reaktion nutzbare Wärme bzw. Kälte frei setzt.
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Abbildung 5: Vergleich sensibler und latenter Wärmespeicherung
Die oben beschriebenen Speichersysteme weisen folgende Einsatzeigenschaften auf:
Speicherart
Energiedichte [kWh/m³]
Speichermedien
Sensibel
ca. 60 bis zu 30
Wasser
Beton
Latent
bis zu 120
Salzhydrate
Paraffine
ca. 30 - 80°C
ca. 10 - 60°C
Metallhydride
Silicagel
Zeolithe
ca. 280 - 500°C
ca. 40 - 100°C
ca. 100 - 300°C
Thermochemisch ca. 200 - 500
Arbeitstemperatur
< 100°C
0 - 500°C
Großwärmespeicher
Zur Speicherung von großen Wärmemengen werden folgende Speicherarten eingesetzt:
Heißwasser- Wärmesp. Kies- Wasser- Wärmesp.
Erdsonden- Wärmesp.
Aquifer-Wärmesp.
Speichermedium
Wasser
Speicherkapazität
[kWh/m³]
60 - 80
30 - 50
15 - 30
30 - 40
Speichervolumen
[m³ WÄ]
1,0
1,3 - 2,0
3,0 - 5,0
2,0 - 6,0
Kies- Wasser
-Gemisch
Formation
im Untergrund
Wassergesättigte
Formation im Untergrund
WÄ = Wasseräquivalent
Diese Speicherarten können auch zur saisonalen Speicherung (Langzeitspeicherung) verwendet
werden.
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Mobile Abwärmenutzung
Überschusswärme von Kraftwerken oder Produktionsanlagen kann, für eine wirtschaftlich sinnvolle Nutzung, in mobilen Latentwärmespeichern gespeichert und an unterschiedliche Orte
transportiert werden. Dieses System kann als nicht leitungsgebundene Fernwärmeversorgung
betrachtet werden.
Wichtige Voraussetzungen für den Einsatz des Systems sind ein ausreichender Wärmebedarf
des Wärmebeziehers und eine maximale Entfernung von 20 - 30 km.
Abbildung 6: Mobiler Latentwärmespeicher mit Natriumacetat als Speichermedium (Quelle: BINE Informationsdienst)
Technische Daten:
.
.
.
.
.
23 Tonnen Natriumacetat
(Schmelztemperatur: 58°C)
Laden/Entladen über einen Ölkreislauf
Speicherkapazität: 3,5MWh
Nutzbare Temperatur: ca. 56°C-180°C
Ladeleistung ca. 1 MW
Entladeleistung ca. 0,5 MW
6.2 Kälteanlagen / Wärmepumpen
Je nach Nutzung wird höherwertige Energie verwendet, um einem Medium Wärme zu entziehen
oder um Niedertemperaturwärme auf höheres Temperaturniveau zu heben. Dazu wird ein thermodynamischer Kreisprozess eingesetzt, wobei die Materialeigenschaften eines Kältemittels bei
unterschiedlichen Drücken und Temperaturen genutzt werden.
Es lassen sich im Wesentlichen drei Prinzipien von Kälteanlagen unterscheiden. Das sind
Kompressions-, Absorptions- und Adsorptionskältemaschinen.
6.2.1 Einsatz abwärmebetriebener Kälteanlagen
Absorptionsmaschinen
Absorptionskältemaschinen verwenden zwei Stoffpaare, wobei eine Flüssigkeit eine andere
Flüssigkeit absorbiert und danach die Flüssigkeiten wieder voneinander getrennt werden. Für
diesen Trennprozess wird Wärme benötigt.
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Derzeit werden diese Anlagen meist in Kombination mit Fernwärme oder Kraft-Wärme-KälteKopplungen eingesetzt. Es sind Produkte im Bereich von 200 - 5.000 kW Kälteleistung verfügbar, jedoch nur sehr wenige in kleinen Leistungsbereichen (<100 kW). Die spezifischen Kosten
dieser Anlagen belaufen sich auf rund 250 €/kW (ohne Rückkühlsytem).
Es werden vorwiegend 2 Stoffpaare in Absorptionskältemaschinen eingesetzt:
·
·
Wasser / Lithiumbromid: Temperaturbereiche über 5°C
Ammoniak / Wasser: Temperaturbereiche bis -60°C
Für die Anwendung von Absorptionsmaschinen sind Antriebstemperaturen von mindestens 70°C
gefordert.
Adsorptionsmaschinen
Adsorptionskälteanlagen arbeiten mit festen Sorptionsmedien.
Meist wird Silikagel als Adsorptionsmittel und Wasser als Arbeitsstoff eingesetzt. Am Markt sind
derzeit Kälteleistungen von 50 - 400 kW verfügbar, die spezifische Investitionskosten von 500 700 €/kW (ohne Rückkühlung) aufweisen. Für einen sinnvollen Betrieb ist eine
Antriebstemperatur von mindestens 55°C erforderlich. Es sind Kaltwassertemperaturen von 3°C
erreichbar.
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6.2.2 Einsatz von Wärmepumpen zur Abwärmenutzung
Eine Wärmepumpe kann Wärmeenergie niedrigen Temperaturniveaus (z.B. Abwärme)
durch Zufuhr höherwertiger Energie auf ein nutzbares Temperaturniveau bringen. In
Industrie und Gewerbe fallen oft große Mengen an Abwärme an, die als Wärmequelle,
sowohl betriebsintern, als auch extern (z.B. in Fernwärmenetzen) genutzt werden können.
Für unterschiedliche Temperaturen bzw. für geforderte Temperaturdifferenzen müssen
Wärmepumpen individuell für die jeweiligen Einsatzgebiete ausgelegt werden. Für einen
wirtschaftlichen Betrieb bei vertretbaren Leistungszahlen wird eine maximale
Temperaturdifferenz von 55 °C als Obergrenze festgelegt.
Eine Absenkung der Abwassertemperaturen zur Nutzung in einer Wärmepumpe stellt
keine sinnvolle Lösung dar. Vorteilhafter ist eine stufenweise, den jeweiligen
Abwassertemperaturen angepasste Wärmenutzung für unterschiedliche Prozesse.
Weiters ist zu beachten, dass eine direkte Kombination von Wärmequelle und
Wärmesenke eine sehr effiziente Lösung darstellen kann. Beispiele dafür sind z.B. gleichzeitige Kühl- und Heizprozesse oder Kühl- und Trockenprozesse.
Am Markt werden derzeit Anlagen mit thermischen Leistungen im Bereich von 100 kWth
bis ca. 1.500 kWth (ein Hersteller bis ca. 34 MWth) angeboten. Das erreichbare
Temperaturniveau, derzeit verfügbarer industrieller Wärmepumpen, liegt im einstufigen
Betrieb bei ca. 65°C bis 75°C und bei ca. 80 °C im zweistufigen Betrieb (Reihenschaltung
von 2 Wärmepumpenanlagen). Es sind Beispielanlagen verfügbar, die in der Lage sind, bis
ca. 90 °C bei thermischen Leistungen von bis zu 300 kWth zu produzieren. Diese Anlagen
sind jedoch Sonderanfertigungen mit sehr hohen Investitionskosten.
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Abbildung 7: Investitionskosten von Großwärmepumpen (Quelle: Lambauer, Universität Stuttgart)
6.3 Stromerzeugung aus Abwärme
Bei Vorliegen von Abwärme mit großen Massenströmen und hohen Temperaturen kann eine
Stromerzeugung eine ökologisch und wirtschaftlich attraktive Lösung darstellen. Zur Generierung
von Elektrizität aus Abwärme wird meist der Rankine - Kreisprozess, Grundlage für
Dampfturbinenprozesse, herangezogen. Da der Dampfturbinenprozess (Arbeitsmittel Wasser) nur
unter bestimmten Bedingungen einsetzbar ist, wurde ein ähnlicher Prozess mit organischen
Arbeitsmitteln entwickelt. Dieser sogenannte Organic Rankine Cycle (ORC - Prozess) lässt sich, bei
Vorliegen von Abwärme als Wärmequelle, in der Regel besser anwenden.
Eine weitere Technologie zur Stromerzeugung aus Abwärme ist der Stirlingmotor, der in bestimmten Anwendungsbereichen Vorteile aufweist.
6.3.1 ORC (Organic Rankine Cycle)
Diese Technologie basiert auf dem Dampfturbinenprozess. An Stelle von Wasser wird beim ORCProzess eine organische Flüssigkeit (Kohlenwasserstoffe wie Iso-Pentan, Iso-Oktan, Toluol, oder
Silikonöl) eingesetzt. Aufgrund der Stoffeigenschaften der verwendeten Medien ist es möglich, diesen Prozess niedrigeren Temperaturen anzupassen.
Funktionsprinzip
Die in einem industriellen Prozess anfallende Abwärme wird an den ORC - Prozess übertragen.
Dies erfolgt mittels Wärmeüberträger (Verdampfer), in dem das eingesetzte organische
Arbeitsmedium verdampft. Der Dampf gelangt in eine langsam rotierende Axialturbine, in der er
unter Entspannung mechanische Arbeit leistet.
15
Durch eine direkte Kopplung der Turbine an den Generator (kein Zwischengetriebe erforderlich)
wird elektrische Energie erzeugt. Die bei der anschließenden Kondensation entstehende Wärme
kann (bei Vorhandensein des notwendigen Temperaturniveaus) als Prozess- bzw. Fernwärme
genutzt werden. Über eine Speisepumpe wird das Kondensat schließlich wieder auf
Betriebsdruck gebracht und dem Verdampfer zugeführt.
Abbildung 8: Schema eines ORC-Prozesses (Quelle: GMK GmbH)
1 Motor-BHKW
2 Kraftstofftanks
3 Abgaswärmetauscher
4 Thermalölkreislauf/Primärkreislauf
5 Thermalölpumpe
6 Vorwärmer-Verdampfer-Einheit
7 Frischdampfleitung/Sekundärkreislauf
8 ORC-Turbine
9 Generator
10 Kondensator
11 Kondensat-Speisepumpe
12 Kühlkreislauf
Einsatzgebiete und Einsatzgrenzen
Der ORC - Prozess wird derzeit überwiegend für die Stromerzeugung aus Festbrennstoffen und
Geothermie genutzt.
Zur Nutzung von Abwärme in einem ORC - Prozess sind folgende Temperatur - Untergrenzen
zu beachten:
·
·
·
Kondensierende Medien: 120°C
Flüssige Medien: 100°C
Gasförmige Medien: 300°C
Für die Abwärmenutzung sind Anlagen zwischen ca. 50 kW und 2 - 3 MW elektrischer Leistung
als Obergrenze verfügbar. Die elektrischen Wirkungsgrade dieser Anlagen befinden sich im
Bereich von 10 - 20 % (abhängig von den Temperaturdifferenzen).
16
Kosten
Investitionskosten: Die spezifischen Investitionskosten von ORC - Anlagen steigen mit sinkender
Anlagengröße deutlich. Die Wärmetauscherflächen von Verdampfer und Kondensator sind bei
gegebener elektrischer Leistung stark von der Abwärmetemperatur abhängig. Die vorliegende
Temperaturdifferenz steht somit im Verhältnis zu den Wärmetauscherkosten und zum Wirkungsgrad
der Anlage.
Betriebskosten: Aufgrund eines geschlossenen Kreislaufs mit geringen Verlusten des
Arbeitsmediums treten geringe Betriebskosten auf. Weiters fallen nur moderate Kosten für
Verbrauchsmittel (Schmiermittel, etc.) und Instandhaltung an.
6.3.2 Stirlingmotor
Der Stirlingmotor ist eine Wärmekraftmaschine, welche mechanische Arbeit verrichtet, indem
Wärme mit höherer Temperatur zugeführt wird und an einer anderen Stelle Wärme mit tieferer
Temperatur abgeführt wird. Die abgegebene mechanische Arbeit kann entweder direkt verwendet
(Pumpen oder andere mechanische Antriebe) oder mittels Generator in elektrische Energie umgewandelt werden.
Funktionsprinzip
Das Arbeitsgas wird in einem abgeschlossenen Bereich durch äußere Wärmezufuhr erwärmt,
wodurch eine Ausdehnung auftritt. In einem anderen Bereich wird das Arbeitsgas durch äußere
Wärmeabfuhr gekühlt, was zu einer Verringerung des Volumens führt.
Der in einem Stirlingmotor verwendete Verdrängerkolben (Regenerator) hat die Aufgabe, je nach
Arbeitstakt in den unterschiedlichen Bereichen dem Arbeitsgas Wärme zu entziehen bzw. abzugeben, was eine Volumenänderung des Arbeitsgases bewirkt. Diese Abfolge von Kühlung und
Erhitzung des Arbeitsgases führt zur Bewegung des Kolbens, der somit mechanische Arbeit leistet.
Einsatz des Stirlingmotors
Die Schwerpunkte der Entwicklungsarbeiten liegen derzeit in den USA, Japan und Deutschland.
Anwendungsbereiche mit bereits vorhandenen Serienmodellen, sind Schiffsantriebe mit Leistungen
bis 250 kW und Raumfahrt mit Leistungen bis 5 kW. Für den Generatorbetrieb liegen bereits
Vorserienmodelle vor, welche vor allem im militärischen Bereich Einsatz finden. Diese
Anwendungen arbeiten in Temperaturbereichen von 650 - 1.000°C bei Wärmezufuhr und 35 - 50°C
bei Wärmeabfuhr. Hier ist zu erwähnen, dass die Wärmezufuhrtemperatur bei der Abwärmenutzung
weit unter den oben angegebenen Temperaturen liegt und somit der thermische Wirkungsgrad
erheblich sinkt. Dies ist der Grund, dass die Abwärmenutzung mittels Stirlingmotor aus technischer
Sicht sinnvoll wäre, jedoch aus ökonomischer Sicht meist nicht durchgeführt werden kann.
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7
Checkliste zur Abwärmenutzung
Die Entwicklung von Abwärmenutzungsprojekten bedarf einer klaren Struktur,
um Abwärmequellen und Verbraucher möglichst effizient miteinander kombinieren zu können.
Folgende Punkte sollen einen Überblick über die Vorgangsweise geben. Die
Verwendung eines Lageplanes über den betrachteten Standort ermöglicht es,
die identifizierten Abwärmequellen/Senken örtlich zu erfassen und die
Entfernungen ermitteln zu können.
1. Identifizierung von Abwärmequellen
Um alle relevanten Abwärmequellen eines Unternehmens zu erfassen, ist es
notwendig, die einzelnen Produktionsverfahren genauer zu betrachten.
Nutzbare Abwärmequellen sind u.a.: Abluft aus Prozessen oder
Fertigungsbereichen; Abwasser aus Prozessen; Abgase aus Kesselanlagen und
anderen Verbrennungsvorgängen; Kühlwasser aus Produktionsverfahren,
Kälteanlagen oder Druckluftkompressoren
Folgende Kenngrößen sind für jede identifizierte Abwärmequelle zu erheben:
·
·
·
·
·
·
·
18
Abwärmemedium (gasförmiges, flüssiges oder festes Medium)
Temperaturen [°C]
Massenstrom bzw. Volumenstrom [kg/h] bzw. [Nm³/h]
Mechanische und chemische Verunreinigungen
Spezifische Wärmekapazität [kJ/(kgK)]
Betriebszeiten [h/a]
Leistungen laut Typenschild [kW]
2. Identifizierung von geeigneten Verbrauchern
Typische firmeninterne Wärmesenken sind: Raumheizung, Warmwasserbereitung, Prozesswärmebereitung, Trocknungsprozesse.
Zu Wärmesenken können im weiteren Sinne auch Kälteversorgungen oder eine
Stromerzeugung gezählt werden. Technologien wie die Adsorptions- bzw.
Absorptionskältemaschine ermöglichen es, aus Abwärme Kälte bereit zu stellen.
Es ist daher auch wichtig, Kennzahlen über die bereits vorliegende
Kältebereitstellung zu erheben.
Eine Stromerzeugung aus Abwärme kann z.B. mit der ORC-Technologie erfolgen.
Wärmepumpen können zur Erreichung des von einer Wärmesenke geforderten
Temperaturniveaus herangezogen werden. Ist eine firmeninterne Nutzung von
Abwärme nicht möglich, kann eine Ausspeisung der Wärmeenergie in ein Nahbzw. Fernwärmenetz angedacht werden. Für ein solches Projekt müssen jedoch
eine Reihe von Voraussetzungen (z.B. entsprechende Abnehmerstruktur,
Finanzierung, usw.) erfüllt werden.
Folgende Kenngrößen sind für jede identifizierte Wärmesenke zu erheben:
·
·
·
·
·
·
·
·
Wärmesenkenmedium (gasförmiges, flüssiges oder festes Medium)
Temperaturen [°C]
Massenstrom bzw. Volumenstrom [kg/h][Nm³/h]
Verunreinigungen beachten
Spezifische Wärmekapazität des Mediums [kJ/(kgK)]
Betriebszeiten [h/a]
Bedarfsprofil
Leistungen laut Typenschild [kW]
19
3. Ermittlung der Wärmeleistungen bzw. jährlichen Wärmemengen
Anhand der erhobenen Kenngrößen lassen sich Wärmeleistungen [z.B. kW] für die relevanten Abwärmequellen und Wärmesenken ermitteln. Mit den Betriebszeiten pro Jahr [h/a] und
den Kontinuitätseigenschaften einer Abwärmequelle können Abwärmemengen [z.B. kWh/a]
ermittelt werden. Für die Erfassung der benötigten Wärmemengen von Wärmesenken können entweder Brennstoff- bzw. Stromabrechnungen der letzten Perioden herangezogen werden oder über jährliche Betriebsstunden [h/a] und den jeweiligen Bedarfsprofilen bestimmt
werden.
4. Kombination von Abwärmequellen mit Wärmesenken
Die Auswahl einer optimalen Abwärmenutzungstechnologie ist Voraussetzung für eine
zweckmäßige Wärmerückgewinnung. Entsprechend der erhobenen Energiekenngrößen der
Abwärmequellen und der Wärmesenken lässt sich eine mögliche Kombination feststellen.
Weiters müssen die örtlichen Entfernungen bzw. Gegebenheiten eines sogenannten
Wärmerückgewinnungssystems beurteilt werden. Um eine Aussage über die Gleichzeitigkeit
einer Wärmerückgewinnungskombination zu erhalten, sind die Betriebsstunden, die
Kontinuität der Abwärmequelle und das Bedarfsprofil der Wärmesenke zu betrachten.
Wurde eine mögliche Kombination identifiziert, müssen folgende Punkte überprüft werden:
· Temperaturniveau
· Wärmeleistung
· Energiemenge
· Gleichzeitigkeit
· Entfernung [m]
20
Abwärmequelle
Wärmesenke
Ergebnis
… [°C]
… [kW]
… [kWh/a]
… [°C]
… [kW]
… [kWh/a]
OK
OK
OK
OK
OK
8
Best Practice Beispiele
Die hier angeführten Beispiele sollen zeigen, wie Abwärme in konkreten Projekten
bereits genutzt wird bzw. genutzt werden kann.
Nahrungsmittel- und Genussmittelproduktion
Der Betrieb:
Ein Unternehmen aus der Branche Nahrungs- und Genussmittelproduktion gibt derzeit am Standort Wien ungenutzte Wärme in Form von Abgasen an die Umgebung
ab. Der Betrieb läuft im Durchschnitt 5 Tage pro Woche im 2- bzw. teilweise im 3Schichtbetrieb.
Ausgangsituation:
Die Abgase eines Produktionsprozesses gelangen in eine thermische Nachverbrennung, in der unverbrannter Kohlenstoff und Luftschadstoffe verbrannt werden. Die
Abgase dieser Nachverbrennung gelangen in einen Kamin und werden in die
Umgebung nahezu ungenutzt abgegeben. Ein geringer Teil des Abgases wird zur
Vorwärmung des Rohproduktes verwendet.
Maßnahme(n):
Die Abwärme des Unternehmens könnte per Nahwärmenetz zu umliegenden
Verbrauchern transportiert und dort zur Deckung des Heizwärmebedarfs bzw. zur
Bereitstellung von Warmwasser genutzt werden. Dieses Nahwärmenetz müsste
jedoch erst verwirklicht werden. Das Unternehmen kann für das Nahwärmenetz als
Hauptwärmequelle dienen, indem die Abwärmenutzung während den Betriebszeiten
für Wärmebereitstellung sorgt.
Einbau von Abgas/Wasser - Wärmetauschern in die Abgasstränge der einzelnen
Prozesse.
Das Abgas der einzelnen Prozesse wird dadurch auf 120°C abgekühlt.
Anschließend erfolgt eine Zusammenführung der Wasserströme, um die Wärme an
einem zentralen Wärmetauscher in das Nahwärmenetz auszukoppeln.
21
A b g as
320 °C
6 .000 N m ³/h
A b g as
A b g as
A blu ft
Abbildung 9: Schema Abwärmenutzung Nahrungsmittel- und Genussmittelproduktion
300 °C
4 .0 0 0 N m ³/h
300 °C
4 .000 N m ³/h
ca . 900 kW
E rd g a s + L uf t
R o h p ro d u kt
Prozess 3
vorgewärmte Luft
R o h pro d u kt
Vorwärmung
Fe rtig p r o du k t
100 k W
Prozess 2
E rd g a s + L uf t
R o h p ro d u kt
E rd g a s + L uf t
Prozess 1
Luft
R o h p ro d u kt
Fe rtig p r o du k t
Fe rtig p r o du k t
Nahwärmenetz
Potential / Ergebnis:
Prozess 1
Prozess 2
Prozess 3
Volumenstrom
Abgastemperatur Wärmeleistung
Wärmemenge
6.000 Nm³/h
4.000 Nm³/h
4.000 Nm³/h
320 °C
300 °C
300 °C
460 kW
276 kW
276 kW
478.400 kWh/a
287.040 kWh/a
287.040 kWh/a
1.012 kW
1.052.480 kWh/a
Summe:
Abzüglich des bereits installierten Wärmetauschers zur Vorwärmung des Rohproduktes
mit einer Leistung von 100 kW ergibt sich ein verfügbares Abwärmepotential von rund 900
kW bzw. 936.000 kWh/a.
Für die Auskopplung dieser Wärmeenergie in ein Nahwärmenetz können folgende wirtschaftliche Aspekte angeführt werden:
!
22
Bei einem üblichen Einspeisetarif von 18 €/MWh ergibt sich eine Einsparung von rund
16.800 €/a. Somit würde sich die Investition in der Höhe von ca. 135.000 €, welche das firmeninterne Wärmetauschersystem bis zur Übergabe an das Nahwärmenetz beinhaltet, in
<8 Jahren amortisieren.
Henkel Austria
Der Betrieb:
Die Henkel Central Eastern Europe (CEE) mit Sitz in Wien ist in Österreich
Marktführer bei Wasch-/Reinigungsmitteln, den Produkten für Haarkosmetik und im
Bereich Adhesive Technologies. Die Produktion läuft an 5 Tagen pro Woche im 3 Schichtbetrieb. Dieses Unternehmen beschäftigt rund 1.000 Mitarbeiter in Österreich.
Ausgangsituation:
Bei der Herstellung von pulverförmigen Waschmitteln fällt Abwärme an. Dabei wird
eine flüssige Lösung in den Dampftrocknungsturm eingebracht. Als Produkt dieses
Trocknungsprozesses ergibt sich Waschmittel-Grundpulver. Ein Teilstrom des gesättigten Dampfes wird nach Verlassen des Turmes über eine Kondensationskolonne
geführt und abkondensiert. Die Kondensationswärme wird über Wärmetauscher
internen Verbrauchern (Gebäudeheizung, Rohstoffheizung) zugeführt. Weiters
befinden sich am Standort 3 Druckluftnetze, deren Kompressorabwärme der
Warmwasserbereitung dient. Dieses Warmwasser wird firmenintern verwendet.
Maßnahme(n):
Der Großteil der Kondensationswärme des Trocknungsprozesses (entspricht jener
Energiemenge, die nicht für interne Vorwärmungen und Warmwasser benötigt wird)
wird über einen Wärmetauscher an die Fernwärme Wien abgegeben.
Abbildung 10: Wärmeauskopplung, Fa. Henkel Austria
23
Abbildung 11: Wärmetauscher Fernwärme Wien, Fa. Henkel Austria
Potential / Ergebnis:
Die Firma Henkel speist somit etwa 19.400 MWh pro Jahr in das Rücklaufsystem des vorliegenden Fernwärmenetzes ein. Der Wärmetauscher hat eine maximale Leistung von 4.000
kW bei einer Temperaturspreizung von 94°C im Vorlauf und 75°C im Rücklauf.
Die mit diesem Projekt erzielten CO2 -Emissionseinsparungen belaufen sich auf ca. 2.600 t
pro Jahr. Dies gilt für die Annahme, dass die ausgekoppelte Wärmeenergie nicht durch den
Wiener Fernwärmepark bereitgestellt werden muss.
24
Vereinigte Eisfabriken
Der Betrieb:
Die Fa. Vereinigte Eisfabriken in 1220 Wien bietet 2 Kühldienstleistungen an:
1.
Der Betrieb bietet Leistungen als Kühl- und Tiefkühllagerhalter dem einschlägigen Gewerbe und der Industrie an, wobei insgesamt ca. 15.000 Palettenplätze zur Verfügung stehen. Die Lagerung wird im Bereich von - 30°C bis
+ 8°C angeboten.
2.
Eisproduktion: Der Betrieb produziert Wassereis unterschiedlicher Formen.
Der Standort umfasst inkl. der Führungspersonen 20 Mitarbeiter.
Ausgangssituation:
Der Standort besteht aus 3 Kühlhallen mit zwei Temperaturniveaus (-21°C und -28°C).
Die Kältebereitstellung erfolgt mittels einer Ammoniak - Kältemaschine (Kälteleistung:
max 1.600 kW) und einer Freon - Kältemaschine (Kälteleistung: max 200 kW). Die
Kälteversorgung erfolgt ganzjährig, wobei es nur einen sehr geringen Einfluss der
Außentemperaturen auf die Leistung der Kältemaschinen gibt.
Ein geringer Anteil der Abwärme der Freon Kältemaschine wird für eine
Fußbodenheizung und die Warmwasserversorgung am Standort eingesetzt. Die restliche Abwärme (ca. 60°C) wird über Dach durch das Rückkühlsystem abgeführt.
In der Zufahrtsstraße des Standortes befindet sich ein Sekundärnetz der Fernwärme
Wien, wodurch eine Einspeisung ins Fernwärmenetz baulich möglich ist.
Abbildung 12: Kühlturm - Verdunstungskühlung
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Maßnahme(n):
Eine Temperaturanhebung auf 90°C (Mindesttemperatur im Winter) kann mittels
Wärmepumpe erfolgen, die zugleich die Übergabestation in das Fernwärmenetz darstellt.
Abbildung 13: Schema Wärmepumpeneinbindung zur Fernwärmeauskopplung Fa. Vereinigte Eisfabriken
Potential / Ergebnis:
Abwärme der Kältemaschinen mittels Wärmepumpe auf höhere Temperatur transformiert.
Abgegebene Wärmeleistung max 1.565 kW
Abgegebene Wärmemenge ca. 13.412.000 kWh/a
Eine Wärmepumpe mit einem COP von 3,56 würde eine Wärmeleistung von maximal
1.565 MWth abgeben und in das Fernwärmesystem einspeisen. Für die Berechnung der
jährlichen Einsparungen muss die aufgewendete Elektrizitätsmenge berücksichtigt werden.
Bei derzeitigen Energiepreisen ergeben sich folgende wirtschaftliche Ausblicke:
Wärmeauskopplung
Strombedarf
Einsparung
26
+ 241.400 €/a
- 207.400 €/a
+ 34.000 €/a
Die Amortisationszeit beträgt < 18 Jahre
bei einer Nettoinvestition von ca. € 600.000,-.
Es ist zu erwähnen, dass sich bei Änderung der Energiepreise die wirtschaftlichen
Bedingungen sehr rasch ändern können. Weiters ist festzuhalten, dass diese Art der
Wärmepumpe aufgrund der hohen Temperaturen von max. 90°C eine individuell geplante
Anlage ist. Dies führt unweigerlich zu hohen Investitionskosten und somit zu relativ langen
Amortisationszeiten. Aufgrund intensiver Forschungstätigkeiten in diesem Bereich dürften
sich jedoch die Kosten in einigen Jahren verringern.
Ein Vorteil dieses Projektes läge darin, dass das gesamte Jahr über eine sehr konstante
Wärmeleistung an das Fernwärmenetz abgeben werden würde.
Es würden sich bei einer Umsetzung dieses Projektes CO2 - Emissionseinsparungen von
rund 1.150 Tonnen pro Jahr ergeben. Dies gilt für die Annahme, dass die eingespeiste
Wärmemenge nicht durch den Wiener Fernwärmepark bereitgestellt werden muss und die
von der Wärmepumpe aufgewendete Elektrizität berücksichtigt wird.
27
SWR
Der Betrieb:
Die Fa. Serviceeinheit Wäsche und Reinigung ist eine Wäscherei, die dem Wiener
Krankenanstaltenverbund angehört. Es sind derzeit 200 Mitarbeiter angestellt. Die
Betriebszeiten sind von 06:30 - 14:30 Uhr 5 Tage die Woche.
Insgesamt fallen im Krankenanstaltenverbund rund 55 Tonnen Wäsche pro Tag an. An diesem Standort wird davon im Schnitt eine Wäschemenge von etwa 28 Tonnen pro Tag gereinigt.
Abbildung 14: Trockner Fa. SWR
Ausgangssituation:
Es wird Dampf mit der Temperatur von 220°C vom Kraftwerk Flötzersteig bezogen. Dieser
Dampf wird bis zur Kondensation genutzt. Das von der Serviceeinheit Wäsche und
Reinigung ungenutzte Kondensat wird zum Kraftwerk rückgeführt und finanziell rückvergütet.
Potential / Ergebnis:
In einem Sammelbecken werden alle warmen Abwässer der Wäscherei (Ø 60°C)
zusammengeführt, welche zur Erwärmung des enthärteten Frischwassers durch einen speziellen Abwasserwärmetauscher genutzt werden. Dieser Wärmetauscher wird wechselseitig
betrieben, um einer Verstopfung durch Flusen entgegen zu wirken. Die Temperatur des
Frischwassers für die Waschstrassen (rund 35m³/h) beträgt nach dem Wärmetauscher bis zu
40°C. Das als Wärmequelle dienende Abwasser weist nach dem Wärmetauscher ca. 33°C
auf. Das Abwasser wird anschließend in das Kanalsystem abgegeben. Durch den Einbau
des Wärmetauschers ergibt sich eine Einsparung von 1.700 MWh Dampf pro Jahr. Dies entspricht einer jährlichen Einsparung von 24.000 €. Die Investitionskosten dieser Anlage beliefen sich auf etwa 10.000 €. Somit können jährlich 226 t CO2 eingespart werden.
28
Abbildung 15: Abwasser - Wärmerückgewinnung Fa. SWR
Der Abwasseranfall beträgt derzeit ca. 70.000 m³ pro Jahr. Durch interne
Einsparmaßnahmen im Wassermanagement konnte dieser in den vergangenen
Jahren erheblich reduziert werden (zum Vergleich: 104.000 m³ im Jahr 2002).
Abwärme, welche durch Trockner-, Mangel- und Finisherabluft und Kompressoren
entsteht, wird derzeit nicht genutzt.
Eine zusätzliche firmeninterne Nutzung von Abwärme ist nicht möglich, da das nötige Temperaturniveau für die Reinigungsprozesse nur mit Dampf erreicht werden
kann.
29
Trünkel
Der Betrieb:
Die Firma Trünkel ist Hersteller von verschiedensten Arten von Wurst. Am Standort 1030
Wien werden wöchentlich 50 t Fleisch verarbeitet. Dabei sind derzeit etwa 90 Personen
beschäftigt. Der Betrieb läuft 5 Tage pro Woche im Schichtbetrieb.
Ausgangssituation:
Aufgrund der Fleischverarbeitung im Betrieb müssen alle Bereiche, in denen Fleisch verarbeitet wird, gekühlt werden. Die Temperatur in diesen Bereichen beträgt 12°C.
Lagerbereiche für Fleisch und Wurst werden auf 0°C gekühlt. Für die längerfristige Lagerung
von Fleisch und Wurst sind Kühlräume mit Temperaturen von -18°C vorhanden. Die dafür
notwendige Kälte wird von einer Verbundkälteanlage bereit gestellt. Am Standort ist eine
Kälteanlage mit 375 kW Kälteleistung installiert.
Maßnahme(n):
Nutzung der Abwärme der Verbundkälteanlage
Abbildung 16: Abwärmenutzung der Verbundkälteanlage bei Trünkel Ges.m.b.H.
30
Abbildung 17: Wärmetauscher der Verbundkälteanlage bei Trünkel Ges.m.b.H.
Potential / Ergebnis:
Ein Teil der dabei anfallenden Abwärme wird über einen Wärmetauscher geführt.
Dieser Wärmetauscher wärmt das benötigte Warmwasser auf 40°C auf. Der restliche
Anteil der Abwärme der Kältemaschinen wird über Kondensationskühler abgegeben.
Die Leistung des Wärmetauschers und die eingesparte Wärmemenge sind in folgender Tabelle angeführt:
Wärmetauscher
Leistung
40 kW
Wärmemenge
217.700 kWh/a
Durch dieses Projekt können rund 21.770 m3 Erdgas eingespart werden. Dies entspricht bei einem Erdgaspreis von 40 € / MWh einer jährlichen Einsparung von
8.500 €. Die dafür erforderlichen Investitionen beliefen sich auf 12.000 €. Damit amortisierte sich diese Investition innerhalb von 2 Jahren. Durch dieses Projekt können
jährlich 44 t CO2 eingespart werden.
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General Motors
Der Betrieb:
General Motors produziert im Betrieb in Aspern Motoren und Getriebe. Im Betrieb werden pro
Minute 4 Getriebe und 2 Motoren produziert. Der Betrieb läuft 5 Tage pro Woche im Dreischichtbetrieb. Am Standort Wien-Aspern sind derzeit 1.800 Mitarbeiter beschäftigt.
Abbildung 18 General Motors Powertrain Austria GmbH Wien Aspern
Ausgangssituation:
Der Betrieb weist einen hohen Verbrauch an Druckluft auf. Im durchschnittlichen Betrieb werden etwa 19.000 Nm3/h Druckluft benötigt. Derzeit befinden sich am Standort 8
Kompressoren. Diese Kompressoren werden mittels Kühlkreislauf gekühlt. Für den
Testbetrieb der Motoren werden jährlich durchschnittlich 6.250 MWh an Wärme benötigt.
Derzeit ist keine Abwärmenutzung der Kompressoren vorgesehen. Aufgrund fortgeschrittenen Alters der derzeit verwendeten Kompressoren ist die Nachrüstung einer
Wärmerückgewinnung nicht möglich.
Maßnahme(n):
Austausch von zwei bestehenden Kompressoren durch neue Kompressoren mit
Wärmerückgewinnung
32
Abbildung 19: Schema der Abwärmenutzung von Kompressoren bei General Motors Wien
Potential / Ergebnis:
Die Abwärme der Kompressoren wird firmenintern für die Motorenvorwärmung genutzt.
Die Kompressoren weisen Abwärmetemperaturen von 85°C auf. Zusätzlich zur Nutzung der
Abwärme von den Kompressoren ergibt sich, durch eine Verbesserung des Wirkungsgrades,
eine Einsparung an elektrischer Energie. Diese Einsparung beträgt jährlich etwa 42.000 €.
Die Abwärmeleistung und die jährliche eingesparte Wärmemenge ist in folgender Tabelle
dargestellt:
Abwärme Kompressoren
Leistung
812 kW
Wärmemenge
4.457.880 kWh/a
Es würden durch dieses Projekt rund 592 t CO2 pro Jahr für Wärmeenergie eingespart werden. Weiters ergeben sich Einsparungen von etwa 108 t CO2 für die Stromeinsparung.
Diese Maßnahme würde bei Berücksichtigung der elektrischen und thermischen Energie
Einsparungen von rund 200.000 € pro Jahr bewirken. Die Investitionskosten dieser
Maßnahme belaufen sich auf etwa 800.000 €.
Die statische Amortisationszeit dieser Maßnahme beträgt etwa 4 Jahre.
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Kläranlage Blumental
Ausgangssituation:
Die anfallenden Abwassermengen des Liesingtal Sammelkanals werden seit 2006 in die
Hauptkläranlage Wien in Simmering abgeleitet und dort gereinigt. Ein neues Gebäude wurde
direkt über diesem Sammelkanal errichtet. Dies sind gute Voraussetzungen für die Nutzung
der Wärmeenergie des Abwassers zur Beheizung und Kühlung des Gebäudes.
Maßnahme(n):
Es wurde ein neuer Kanal gebaut, in dem ein Abwasserwärmetauscher integriert wurde.
Dieser Wärmetauscher entzieht dem Abwasserstrom Wärme, die mittels Wärmepumpe zur
Wärmeversorgung des Betriebsgebäudes verwendet wird. Damit können etwa 75-90% des
jährlichen Wärmebedarfs dieses Gebäudes (Nettonutzfläche: 4.900 m²) gedeckt werden. Die
Beheizung des Gebäudes erfolgt auf Basis eines Niedertemperatursystems (Decken- und
Fußbodenheizungen). Aufgrund schwankender Abwassermengen und Temperaturen ist am
Standort eine zusätzliche Wärmeversorgung mittels Fernwärme integriert.
Abbildung 20: Wärmepumpe
Potential / Ergebnis:
Der verwendete Wärmetauscher garantiert eine Abwärmeleistung von 95 kW bei einer ausgeführten Länge von 30 Metern. Die durchschnittliche Abwassermenge des Kanals beträgt
600 l/s Die dafür verwendete Wärmepumpe liefert im Heizbetrieb eine Leistung von 150 kW
und im Kühlbetrieb eine Leistung von 160 kW.
Die Inbetriebnahme dieses Systems erfolgte im Jahr 2005.
34
Es ergibt sich eine jährliche Energieeinsparung
von etwa 267.000 kWh/a.
Anhand dieses Projektes können jährlich etwa 47.000 kg CO2 eingespart werden.
Derzeit befindet sich diese Anlage noch im Versuchsstadium.
Weitere Projekte für eine Nutzung des Abwassers aus Abwasserkanälen sind derzeit
nicht geplant. Ein weiteres Objekt würde sich nach Angaben der MA30 für ein ähnliches System eignen, jedoch ist eine Umsetzung derzeit nicht angedacht.
Es muss berücksichtigt werden, dass die Implementierung lediglich bei
Umbaumaßnahmen erfolgen kann und ausschließlich bei abwasserreichen
Sammelkanälen sinnvoll anwendbar ist. Weiters muss für die Realisierung eines solchen Systems ein Wärmeabnehmer am Standort verfügbar sein.
35
Herz-Armaturen GmbH
Der Betrieb:
Die HERZ Armaturen Ges.m.b.H. mit fast 1.500 Mitarbeitern im In- und Ausland ist der einzige österreichische und einer der bedeutendsten europäischen Hersteller von Heizungsund Rohrarmaturen. Jahrzehntelange Erfahrung sowie Spezialisierung auf dem Gebiet der
Heiz- und Regeltechnik bieten die Basis für die Entwicklung innovativer Produkte mit gelungenen Lösungen in Form und Ästhetik. Durch ständige Expansion und Akquisitionen wurde
HERZ Armaturen in den letzten Jahren zu einem Systemanbieter und entwickelt maßgeschneiderte Konzepte für den energie- und heizkostensparenden Einsatz von
Regelarmaturen.
Das Werk in 1230 Wien ist der kleinste Standort in Österreich mit etwa 50 Mitarbeitern und
etwa 12 ha Betriebsgebiet. International existieren 7 Fertigungswerke, davon 4 in Österreich.
Der Standort ist sehr flexibel gestaltet, wodurch sowohl eine Serienfertigung als auch eine
Einzelfertigung von Teilen durchgeführt werden kann. Die Arbeitszeiten sind in einem 2Schichtsystem 5 Tage/Woche geregelt.
Ausgangssituation:
Die Gießerei besteht aus einem Hauptschmelzofen und drei Prozessöfen. Diese Öfen werden mit Schmelztemperaturen von 900 - 1.050°C betrieben. Die Abluft dieser Öfen wird über
Essen in einen Hauptkanal abgesaugt, gefiltert und über Dach abgeblasen.
Der Abluftvolumenstrom beträgt rund 30.000 Nm³/h bei etwa 60°C, welcher während der
Produktionszeiten (4.160 h/a) anfällt.
Der interne Wärmebedarf des Standortes wird durch 4 Gaskessel bzw. 2 Pelletskessel
bereitgestellt. Diese können jedoch nicht durch Wärmerückgewinnung substituiert werden,
da diese als Versuchsöfen betrieben werden.
Für die Druckluftbereitstellung sorgen 2 Kompressoren mit der Leistung von jeweils 75 kW,
die derzeit keiner Abwärmenutzung unterliegen.
Maßnahme(n):
Einbau eines Abgas/Wasser - Wärmetauschers in den Hauptkanal (nach dem Filter).
Das Abgas wird dadurch auf ca. 50°C abgekühlt.
Das Heizwasser kann durch einen Nahwärmekreislauf zu einem benachbarten
Produktionsbetrieb transportiert und dort zur Warmwasser- und Raumwärmebereitstellung
verwendet werden. Die Heizlast des Wärmeabnehmers beträgt 100kW.
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Abbildung 21: Schema Abwärmenutzung Fa. Herz Armaturen
Nahwärmekreislauf
Firmeninternes
Heizsystem
Umgebung
Abgaswärmetauscher
Filter
A bgas
A bgas
Prozessofen 2
Prozessofen 3
St rom
Prozessofen 1
St rom
Er dg a s + L u ft
Hauptschmelzofen
St rom
A bgas
A bg a s
ca . 6 0 °C
3 0 .000 N m³ /h
Potential / Ergebnis:
Die rückgewinnbare Wärmemenge entspricht 10% des Gesamtenergieverbrauches dieses Standortes.
Abluftstrom
Wärmeleistung
88,1 kW
Wärmemenge
366.700 kWh/a
Während der Stillstandzeit der Produktion und für eventuelle Spitzenlastabdeckungen
könnten die vorhandenen Heizkessel des firmeninternen Heizsystems der Fa. Herz die
Versorgungssicherheit des Wärmeabnehmers gewährleisten. Unter Berücksichtigung des
zusätzlich aufzuwendenden Brennstoffes ergibt sich eine Einsparung von rund 12.600 €/a.
Diese Einsparung berechnet sich unter der Annahme, dass die abgegebene
Wärmeenergie aus 88% Abwärme und 12% Erdgas bereitgestellt wird. Die Vergütung
durch den Wärmeabnehmer wurde mit 35 €/MWh festgelegt.
Die Investitionskosten belaufen sich auf ca. 136.000 €, wobei das firmeninterne
Abwärmenutzungssystem und der Nahwärmekreislauf inkl. Wärmetauscher beim
Abnehmer berücksichtigt ist. Dies ergibt eine Amortisationszeit von <11 Jahren.
Diese Abwärmenutzung würde eine CO 2 - Einsparung von rund 74.000 t pro Jahr bewirken.
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MAN Nutzfahrzeuge Österreich AG
Der Betrieb:
Die Fa. MAN Nutzfahrzeuge Österreich AG stellt am Standort Wien-Liesing Spezialfahrzeuge
auf Basis von Großserien-Bauteilen, z.B. Schwerlastzugmaschinen mit bis zu 250 Tonnen
Gesamtzuggewicht und Fahrgestelle für den Militäreinsatz mit bis zu 4 Achsen und 600 PS
Leistung her. Die Betriebszeiten laufen üblicherweise 5 Tage die Woche im 2-Schichtsystem.
Ausgangssituation:
Es gibt 2 Lackieranlagen die hauptsächlich im Betrieb sind (2-Schicht-Betrieb), wobei in einer
Spritzkabine mit und in einer ohne wasserlösliche Lacke gearbeitet wird. Die Abluft der beiden Spritzkabinen wird gleich behandelt.
Die Trocknung in den Hauptlackieranlagen erfolgt in Trockenkabinen bei ca. 90°C, welche
ausschließlich durch Fernwärme gewährleistet wird.
Ein Abwärmepotential liegt bei der thermischen Nachverbrennung vor:
Mit der thermischen Nachverbrennung werden Lösemitteldämpfe, welche aus den
Lackieranlagen bzw. Trocknungsräumen abgesaugt werden, verbrannt. Das Abgas der
Nachverbrennung wird anschließend durch einen Wärmetauscher, der auf der Sekundärseite
die Zuluft zu den Adsorptionsrotoren (für die Austreibung der Lösemitteldämpfe) erwärmt,
geringfügig abgekühlt. Nach diesem Wärmetauscher wird das Abgas über Dach an die
Umgebung abgeblasen. Laut einer Prüfmessung wurden am Auslass ins Freie 336°C bei
einem Volumenstrom von 7.100 Nm³/h gemessen.
Die Abluft aus den Spritzkabinen und jene aus den Adsorptionsrotoren wird zur Vorwärmung
der zugeführten Frischluft für die Lackierkabinen (22°C) durch ein Wärmerad genutzt.
Abbildung 22: Thermische Nachverbrennung Fa. MAN Nutzfahrzeuge
38
Maßnahme(n):
Das Abgas der thermischen Nachverbrennung kann per Abgas/Wasser - Wärmetauscher auf
120°C abgekühlt werden
Die Abwärme kann direkt über die am Rande des Werkgeländes gelegene
Fernwärmeheizzentrale in das Fernwärmenetz eingespeist werden
Würde nur ein Teil des Abgasstromes zur Erwärmung der Adsorptionsrotoren - Zuluft verwendet werden, so wäre ein restlicher Teilstrom mit höherer Temperatur (rund 420°C) zur
Verfügung, der für spezielle Anwendungen im Unternehmen herangezogen werden könnte
Potential / Ergebnis:
Es wird hier die Variante der Auskopplung von Wärme in das Fernwärmenetz betrachtet, bei
der das Abgas eine Temperatur von 336°C aufweist und vor Abgabe in die Umgebung auf
120°C abgekühlt wird.
Abwärme Thermische
Nachverbrennung
Wärmeleistung
Wärmemenge
588 kW
2.353.872 kWh/a
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Abbildung 23: Schema Abwärmenutzung thermische Nachverbrennung Fa. MAN Nutzfahrzeuge
Bei einem aktuellen Einspeisetarif würde die eingespeiste Wärme mit einem Betrag von
42.300 € pro Jahr vergütet werden. Dies würde die Investitionskosten von rund 300.000 € in
<7 Jahren amortisieren.
Es würden sich bei einer Umsetzung dieses Projektes CO 2 - Emissionseinsparungen von
rund 313.000 t pro Jahr ergeben.
Die Wirtschaftlichkeit dieser Abwärmenutzung könnte mit einer firmeninternen Nutzung
wesentlich gesteigert werden. Es wird jedoch aus strategischen Gründen des Unternehmens
eine Auskopplung der Wärmeenergie in das Fernwärmenetz bevorzugt.
40
9
Schlussfolgerungen
Abwärme ist ungenutzte Wärme, welche an die Umgebung abgegeben wird. Diese
Wärme kann mittels geeigneter Technologien wieder rückgewonnen werden.
Technische Lösungen für die Wärmerückgewinnung sind seit Jahrzehnten am Markt
vorhanden und reichen von konventionellen Wärmerückgewinnungen mittels
Wärmetauscher bis hin zu Wärmerückgewinnungen zur Kälte- und Stromproduktion.
Abwärmepotentiale sind in allen Bereichen der Industrie und des Gewerbes vorhanden und werden nur teilweise genutzt. Eine Nutzung dieses Potentials ist in vielen
Fällen wirtschaftlich möglich.
Für diese Studie wurden zwei Ansätze zur Bestimmung des Abwärmepotentials in
Wiener Betrieben verwendet. Einerseits wurde mittels Top Down Ansatz, anhand statistischer Daten und wirtschaftlicher Nutzungsmöglichkeiten das Abwärmepotential
ermittelt. Im zweiten Schritt wurde eine Betriebserhebung durchgeführt. Es wurden
20 Betriebe, die 16% des Erdgasverbrauchs der Sachgütererzeugung aufweisen,
analysiert und deren Abwärmepotentiale erhoben.
Durch Anwendung dieser beiden Methoden wurde, in der Sachgütererzeugung ein
nutzbares Abwärmepotential zwischen 2 und 5% erhoben.
Dabei sind hohe Abwärmepotentiale in den Branchen Nahrungs- und Genussmittel,
Fahrzeugbau, Chemie und Petrochemie sowie Papier und Druck vorhanden.
41
Abbildung 24: Abwärmepotential von Industriebetrieben der Stadt Wien
2-5%
Energetischer Endverbrauch
Abwärmepotential
Zur Erreichung des ermittelten Potentials von 2 bis 5% (52-119 GWh) können die Betriebe
anhand der Checkliste zur Abwärmenutzung vorgehen. Dabei sind folgende Schritte von
Bedeutung:
·
Identifizierung von Abwärmequellen
·
·
Identifizierung von Abwärmesenken
Ermittlung von Wärmeleistungen bzw. jährlichen Wärmemengen
·
Kombination von Abwärmequellen mit Wärmesenken
Weiters besteht die Möglichkeit der Überprüfung und Umsetzung von
Abwärmenutzungsmöglichkeiten durch Experten. Dabei können wertvolle Erkenntnisse über
die aktuelle Situation und Verbesserungsmöglichkeiten im Betrieb gewonnen werden. Für
diese Überprüfungen bzw. Beratungen stehen finanzielle Förderungsmöglichkeiten für die
Betriebe zur Verfügung.
42
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