Der Therapie

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Ausgabe 1/2013
Deutsches Magazin für Tumorerkrankte
Therapie
und Reha
bei Lungenkrebs
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• Befund Krebs informiert, klärt auf, macht Mut
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Inhalt
Therapie und
Reha bei
Lungenkrebs
Foto: Alexander Raths –
Shutterstock
4
20
TITELTHEMA: LUNGENKREBS
4
Therapie und Reha bei Lungenkrebs
6
Prognose von Lungenkrebs wird besser
6
Behandlung von Knochenmetastasen für längeres
Leben
7
8
Brustkrebs: Die Rolle von microRNAs
bei Wachstum und Metastasierung
10
Therapiemöglichkeiten bei Leberzellkrebs
11
Prostatakrebs: Traditioneller Naturstoff
hemmt Metastasen
13
Darmkrebs: Warum eine Behandlung in zertifizierten
Zentren sinnvoll ist
14
Gefährliche Lymphknoten bei Darmkrebs
zielgenau erkennen
15
AML: Neuer Wirkstoffträger könnte
Chemotherapie verbessern
16
Krebstherapien zeitgleich: Chemo mit
Bestrahlung verbessert Ergebnisse
17
Strahlentherapie: Aloe vera könnte
hilfreich gegen Entzündungen sein
18
Neuer Krebs-Schalter entdeckt
19
Der Therapie des malignen Melanoms auf der Spur
Newsticker
•Forscher wollen Tumor aushungern
•Cocktail verleiht Immunzellen Ausdauer
•Mit Viren gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
•Fortschritte im Kampf gegen Hodenkrebs
•Hirntumoren neu klassifiziert
NEUES AUS DER SELBSTHILFE
22
TEB e. V. stellt sich vor
23
Deutsche Leukämie- und
Lymphom-Hilfe e. V. (DLH)
24
Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V. (BPS)
25
Aus der Brustkrebs-Selbsthilfe
26
Selbsthilfegruppen stellen sich vor
AKTUELLES
27
Schonende Medizin gegen aggressiven Tumor des
Rippenfells und der Lunge
NEUES AUS MEDIZIN & FORSCHUNG
1/2013
Deutsche Hirntumorhilfe e. V.
LEBEN MIT KREBS
28
Stufentherapie gegen Krebsschmerzen
29
Die richtige Hautpflege bei der Strahlentherapie
30
Fundierte Krebs-Ratgeber im Internet
32
Onkologische Reha: Das müssen
Krebspatienten wissen
33
Psychoonkologie: Studie weist auf
starke psychische Belastungen hin
TIPPS & TERMINE
34
Termine & Veranstaltungen
34
Weitere wichtige Adressen
35
Befund Krebs mitgestalten/Impressum/
Wissenschaftlicher Beirat
2
Bestellformular: Befund Krebs kostenfrei für
Arztpraxis/Klinik/SHG
Befund Krebs 1/2013
3
TITELTHEMA
Therapie und Reha
bei Lungenkrebs
Foto: wonderisland – Shutterstock
Die Wahl der Behandlungsart bei Lungenkrebs hängt
davon ab, ob ein kleinzelliges oder ein nicht-kleinzelliges
Bronchialkarzinom vorliegt, und wie weit die Erkrankung
bereits fortgeschritten ist. Da bei Lungenkrebspatienten
fast immer auch eine chronische Entzündung der
Bronchien mit Einengung vorliegt, ist bei der Therapie von
Bronchialkarzinomen eine zusätzliche Behandlung der
chronischen Bronchitis sehr wichtig, berichtet www.lungenaerzte-im-netz.de. Auch Atemnot, Husten und Schmerzen
können gelindert werden.
ei der Therapie von
nicht-kleinzelligen
Lungentumoren
stehen Operation und Bestrahlung im Vordergrund:
Während der Operation schneidet der Chirurg den Tumor
und ein Stück vom angrenzenden gesunden Lungengewebe
heraus. Häufig wird der gesamte, betroffene Lungenlappen
(Lobektomie) oder ein ganzer Lungenflügel (Pneumektomie) entfernt, in vielen Fällen kann aber auch organerhaltend operiert werden. Ein operativer Eingriff ist nur möglich,
wenn der Allgemeinzustand des Patienten gut ist und die
verbleibenden Lungenabschnitte die Atemfunktion übernehmen können. Ist dies nicht der Fall oder reicht der
Tumor bereits in benachbarte, lebenswichtige Organe,
muss eine Strahlentherapie durchgeführt werden.
B
Bei dieser werden die Krebszellen von außen mit energiereichen Wellen (unter Ausnutzung der Wirkung ionisierender Strahlung) bestrahlt und vernichtet. Eingesetzt wird
dabei Röntgen-, Alpha-, Gamma- oder Elektronenstrahlung.
Im günstigsten Fall wird der Tumor durch die Bestrahlung
so weit verkleinert, dass er anschließend doch noch operativ entfernt werden kann. Eine Strahlentherapie kann auch
im Anschluss an eine Operation erfolgen (adjuvante
Strahlentherapie), um eventuell verbliebene Krebszellen zu
vernichten. Die Aussicht auf Erfolg ist jedoch begrenzt, da
häufig nicht alle Tumorzellen zerstört werden können oder
sich bereits kleinste Tumorabsiedlungen gebildet haben.
Beim nicht-kleinzelligen Bronchialkarzinom wird zunehmend auch eine Chemotherapie in Kombination mit einer
Operation und/oder Strahlentherapie durchgeführt. Der
Erfolg dieser Behandlung wird derzeit weltweit in klinischen
Studien geprüft.
4
Befund Krebs 1/2013
BEHANDLUNG DES KLEINZELLIGEN
BRONCHIALKARZINOMS
Bei kleinzelligen Bronchialkarzinomen, die aufgrund ihres
schnellen Wachstums und einer frühzeitigen Streuung von
Tochtergeschwülsten (Metastasenbildung) nur selten operiert werden können, ist eine Chemotherapie besser wirksam als bei nicht-kleinzelligen Karzinomen. Dabei werden
dem Patienten sog. Zytostatika verabreicht. Das sind
Medikamente, welche die Zellteilung hemmen und besonders auf die schnell wachsenden Krebszellen wirken. Auch
wenn eine Operation erfolgt, wird stets vor oder nach dem
operativen Eingriff eine Chemotherapie durchgeführt, um
weitere mögliche (außerhalb des Operationsbereichs liegende) Tumorzellen zu bekämpfen. Haben sich bereits
Fernmetastasen gebildet, versucht der Arzt, den
Krankheitsverlauf mittels Chemotherapie zu verzögern.
Damit kann er den Patienten zwar nur in wenigen Fällen heilen, dafür aber möglicherweise seine Lebenszeit verlängern.
Solange ein kleinzelliger Lungenkrebs noch eine geringe
Ausdehnung hat, kann eine Kombination aus Bestrahlung
und Chemotherapie in Betracht gezogen werden. Da kleinzellige Lungentumoren häufig Metastasen im Gehirn bilden,
wird der Schädel des Patienten mitunter vorbeugend
bestrahlt. Diese Bestrahlung soll das Vordringen der
Krebserkrankung ins Gehirn verhindern helfen.
BEHANDLUNG VON TUMORSCHMERZEN
In den fortgeschrittenen Stadien einer Lungenkrebserkrankung stehen die sog. Tumorschmerzen (z. B. infolge eines
TITELTHEMA
Befalls der Pleuren oder der Brustwand), und ihre BeMonat, dann nach dem dritten, sechsten, neunten und
kämpfung im Vordergrund. Sie beeinträchtigen die Lebenszwölften Monat, im zweiten Jahr finden die Nachsorgequalität des Betroffenen häufig stärker als andere
untersuchungen ebenfalls alle drei Monate statt, dann halbAuswirkungen des Tumors. Dem Arzt stehen eine
jährlich. Allerdings sind je nach individuellem Verlauf
Reihe von Schmerzmitteln, von Tabletten bis hin
deutliche Abweichungen möglich.
Der
zu Morphiumspritzen, zur Verfügung, um das
Sinn von NachsorgeuntersuchunLeiden zu lindern. Bei schmerzhaften
Neben einem ausführlichen Gespräch und
gen bei Lungenkrebs
Knochenmetastasen hilft manchmal eine
einer körperlichen Untersuchung wird bei
liegt darin, ein mögliches
gezielte Bestrahlung. Ist das gesamte Skelett
Nachsorgeuntersuchungen oft auch das Blut
Wiederauftreten des
Tumors (Rezidiv)
vom Tumor befallen, kann der Arzt dem
analysiert und eine Röntgenaufnahme des
rechtzeitig zu
Betroffenen radioaktive Substanzen verabreiBrustkorbs (Thorax) gemacht. Nach Operaerkennen und zu
chen, die sich im erkrankten Knochen anreitionen kann in größeren Abständen auch hin und
behandeln.
chern und ihn von innen bestrahlen (Radionuklidwieder eine Bronchoskopie (Lungenspiegelung)
behandlung). Auch eine Chemotherapie kann bei
sinnvoll sein.
mehr als der Hälfte der Patienten tumorbedingte Schmerzen lindern und eine Verschlechterung des AllgemeinStationäre Aufenthalte zur Rehabilitation sollten bevorzugt
zustands verhindern. Eine Heilung ist zu diesem Zeitpunkt
in besonders erfahrenen Tumornachsorgekliniken angeallerdings zumeist nicht mehr möglich.
strebt werden, die mit den speziellen Bedürfnissen von
Lungenkrebspatienten vertraut sind. Ziel ist es, die
Lebensqualität der Betroffenen insgesamt zu verbessern –
d. h. in körperlicher, sozialer, psychischer und beruflicher
NACHSORGE UND REHABILITATIONSMAßNAHMEN
Hinsicht. Ob eine Rehabilitationsmaßnahme im Einzelfall
Kontrolluntersuchungen folgen oft einem festgelegten
sinnvoll und möglich ist, entscheidet der behandelnde
Zeitplan, mit Arztbesuchen im ersten Jahr nach dem ersten
Lungenfacharzt.
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Befund Krebs 1/2013
5
TITELTHEMA
Prognose von Lungenkrebs
wird besser
Eine retrospektive Untersuchung zeigt, dass das Jahr, in dem die Diagnose Lungenkrebs gestellt
wurde, die Überlebensaussichten beeinflusste, berichtet die Deutsche Krebsgesellschaft.
Hintergrund sind wahrscheinlich Fortschritte in der Diagnostik und Strahlentherapie.
ür die Studie werteten Forscher den Verlauf von mehr
als 8.500 Patienten mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs im Stadium I aus, bei denen die Diagnose zwischen 1988 und 2008 gestellt worden war, teilt die
Krebsgesellschaft mit. Sie erhielten eine Strahlentherapie.
Knapp ein Drittel verstarb innerhalb des ersten Jahres nach
Diagnosestellung, rund die Hälfte nach zwei Jahren und
80 % nach fünf Jahren.
F
Es stellte sich jedoch heraus, dass dies mit dem Jahr der
Diagnosestellung in Zusammenhang stand. Je später die
Diagnose gestellt worden war, desto besser waren auch die
Überlebensaussichten, heißt es weiter. Dieser Vorteil habe
auch weiter bestanden, wenn nur Patienten in der Analyse
berücksichtigt wurden, deren Tumor nicht größer als 5 cm
bei der Diagnosestellung gewesen war.
Laut Krebsgesellschaft führen die Autoren der Studie diesen
Überlebensvorteil von Patienten, die in jüngerer Zeit an
Lungenkrebs erkrankten, auf Weiterentwicklungen der diagnostischen Möglichkeiten, des Tumorstagings und der
Strahlentherapie zurück.
•
Foto: Nixx Photography – Shutterstock
Behandlung von
Knochenmetastasen
für längeres Leben
ei Patienten, die
die Erstdiagnose
Lungenkrebs erhalten, hat der Krebs oft
schon in benachbartes Gewebe gestreut, z. B. in die
Leber, das Gehirn oder in die
Knochen. Besonders häufig finden
sich Metastasen in den Knochen. 30-40 %
der Betroffenen mit nicht-kleinzelligem Lungenkrebs entwickeln dabei einen Knochenabbau. Eine Studie, die in der
Fachzeitschrift der amerikanischen Organisation International Association for the Study of Lung Cancer (IASLC),
dem Journal of Thoracic Oncology, veröffentlicht wurde,
zeigt nach Angaben der Organisation, dass Patienten mit
Knochenmetastasen, die mit einem monoklonalen Antikörper behandelt wurden, eine längere Überlebenszeit hatten verglichen mit solchen, die mit Zoledronsäure (ZA) therapiert wurden. Insgesamt nahmen 811 Patienten an der
Studie teil, dabei erhielten 411 den Antikörper und 400 ZA,
die Patienten wurden dabei zufällig auf beide Gruppen verteilt und erhielten entweder einmal im Monat eine Injektion
6
Befund Krebs 1/2013
B
über die Haut mit 120 mg des monoklonalen Antikörpers
oder eine monatliche Infusion mit 4 mg ZA. Zudem sollten
die Teilnehmer beider Gruppen täglich Kalzium und Vitamin
D einnehmen.
Bei der Auswertung aller Patienten zeigte sich, dass diejenigen, die mit dem Antikörper behandelt worden waren, eine
verlängerte mittlere Überlebenszeit von 1,2 Monaten hatten. Wenn man unter den verschiedenen Unterarten des
Lungenkrebses differenzierte, fanden sich folgende
Ergebnisse: Bei den Patienten mit nicht-kleinzelligem
Lungenkrebs betrug die Differenz zwischen den beiden
Therapiemöglichkeiten 1,5 Monate. Bei kleinzelligem
Lungenkrebs lag die durchschnittliche Überlebenszeit insgesamt bei 7,6 Monaten mit Antikörper-Therapie im Vergleich
zu 5,1 Monaten. Bei Patienten mit Plattenepithel-Karzinomen lag die Differenz bei 2,2 Monaten. Die IASLC ist nach
eigenen Angaben die einzige globale Organisation, die
sich der Erforschung von Lungenkrebs verschrieben hat.
Sie wurde 1974 gegründet, mehr als 3.500 Lungenkrebsspezialisten in 80 Ländern sind Mitglieder der
Organisation.
•
TITELTHEMA
Schonende Medizin
Foto: Photodisc
gegen aggressiven
Tumor des Rippenfells
und der Lunge
Das Klinikum der Goethe-Universität in Frankfurt am Main
konnte nach eigenen Angaben in einer Studie zeigen, dass eine
lokale Chemotherapie ohne größere Nebenwirkungen die
Lebenserwartung von Menschen mit einem bösartigen Tumor
des Rippenfells und der Lunge deutlich erhöhen kann.
enn man bei
Menschen
ein Pleuramesotheliom diagnostiziert, erhalten sie i. d. R. eine erschreckende Prognose. Es handelt
sich um einen sehr aggressiven Tumor des Rippenfells und
der Lunge, der meist sehr spät erkannt wird. Die mittlere
Überlebenszeit nach den ersten Symptomen liegt bei sieben
bis 16 Monaten. In Frankfurt wurde in einer Studie jetzt ein
lokales chemotherapeutisches Verfahren geprüft, das bei
nicht mehr operablen Tumoren eingesetzt werden kann. Die
Studie kam zu dem Ergebnis, dass die sog. Transarterielle
Chemoperfusion (TACP) die Überlebenszeit der Patienten
deutlich verlängert und dabei die Belastungen für die
Patienten durch Nebenwirkungen sehr gering sind. Die
Studie wurde im amerikanischen Fachjournal Radiology
veröffentlicht.
W
In der Forschungsarbeit wurden im Verlauf von drei Jahren
39 Patienten mit einem bösartigen Pleuramesotheliom im
Alter von 26 bis 89 Jahren in durchschnittlich drei Sitzungen
mit der TACP behandelt. Diese lokale Chemotherapie wird
über die Arterien des Brustraumes eingebracht. Durch diese
Arterien wird auch der Tumor mit Blut versorgt. Bei der
TACP wird ein Schlauch in ausgewählte tumorversorgende
Arterien eingeführt. Durch diesen Schlauch werden chemotherapeutische Medikamente direkt in die Arterien gepumpt
und gelangen so direkt zu dem kranken Gewebe. Die
Diagnose und Auswertung erfolgte im Abstand von vier
Wochen mittels Computertomografiebildern.
Die Studie hat gezeigt, dass die TACP den Betroffenen eine
Verlängerung der Lebenszeit ermöglichen kann. Die
Behandlung wurde von allen Patienten ohne größere
Nebenwirkungen verkraftet. Bei über einem Drittel war das
Tumorvolumen deutlich reduziert (im Schnitt um 71 %), bei
knapp der Hälfte blieb das Tumorvolumen unverändert und
bei rund einem Sechstel der Personen nahm das Volumen
zu (im Schnitt um 24 %). Die durchschnittliche Überlebenszeit wurde mithilfe einer wissenschaftlichen Methode
errechnet und lag mit gut 21 Monaten deutlich über dem
allgemeinen Schnitt bei dieser Erkrankung – und das ohne
die z. T. heftigen Nebenwirkungen einer konventionellen
Chemotherapie. Prof. Thomas J. Vogl, Direktor des Instituts
für Diagnostische und Interventionelle Radiologie an der
Universitätsklinik Frankfurt, erläutert, was die TACP für die
Patienten bedeutet: „Es handelt sich bei diesem Verfahren
um eine palliative Therapie, die eingesetzt wird, wenn keine
Chance mehr auf eine vollständige Heilung besteht. Weil die
Behandlung gut verträglich ist, kann sie den Betroffenen
zusätzliche, körperlich relativ unbeschwerte Lebenszeit
schenken.“
•
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Befund Krebs 1/2013
7
NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
Brustkrebs: Die Rolle von
microRNAs bei Wachstum
und Metastasierung
Foto: Sebastian Kaulitzki – Shutterstock
Auch moderne Behandlungsverfahren gegen
Brustkrebs schlagen nicht bei allen Patientinnen an.
Zudem können sich häufig Resistenzen gegen die eingesetzten Medikamente entwickeln. Ein Team am
Deutschen Krebsforschungszentrum hat nun Hinweise
auf die Ursachen dafür gefunden. Die
Molekularbiologen Dr. Stefan Wiemann und Dr. Özgür
Sahin untersuchten speziell die Situation bei
Behandlungen mit den Wirkstoffen Tamoxifen und
Trastuzumab. Den Forschern gelang es, Erbmoleküle
(microRNAs) zu identifizieren, die in der Lage sind,
Resistenzen oder Metastase-Prozessen entgegenzuwirken.
Damit haben sie Angriffspunkte für neue zielgerichtete
Therapien gefunden, berichtet die Wilhelm-Sander-Stiftung.
ei Brustkrebs sind in der Mehrzahl der Fälle
bestimmte antennenartige Strukturen auf der
Oberfläche oder im Inneren der Tumorzellen
besonders zahlreich ausgebildet. Diese sog.
Rezeptoren reagieren auf Signalmoleküle – wie z. B. Östrogen oder den
„epidermalen Wachstumsfaktor“
EGF – und setzen anschließend
Kaskaden in Gang, die Zellwachstum und Zellteilung
fördern. Die Wirkstoffe Tamoxifen und Trastuzumab
blockieren solche Rezeptoren. Damit soll das Wachstum des entarteten Gewebes gestoppt werden.
äußere Signale beteiligt sind. Wissenschaftler gehen heute
davon aus, dass microRNAs sich an Genabschriften (BotenRNAs) binden, die die Bauanleitung für neue Eiweißmoleküle (wie etwa Bestandteile der
Signalkaskaden) tragen. Dies führt zum
Abbau der Genabschriften, sodass das
entsprechende Eiweiß erst gar nicht
produziert werden kann. Die
Molekularbiologen konnten mehrere krebsrelevante microRNAs
identifizieren, die bei der
Regulation der untersuchten
Signalwege eine Rolle spielen (z.
B. miR-375 und miR-200c).
haben Dr. Wiemann und Dr. Sahin untersucht, welche molekularen Veränderungen mit der
Resistenzentwicklung einhergehen. Unter die Lupe genommen haben sie sog. microRNAs – kurze Ribonukleinsäuren,
die aus nur rund 22 Bausteinen bestehen. Erst seit Kurzem
ist bekannt, dass microRNAs bei der Antwort der Zelle auf
den die Forscher, dass die miR-375 im Verlauf
der Resistenzentwicklung gegen Tamoxifen von den
Krebszellen verringert gebildet wird. Zellwachstum und
Metastasierungsrisiko stiegen dadurch wieder an. Diesem
Prozess konnte entgegengewirkt werden, indem die
Konzentration der microRNAs erhöht wurde – ein Hinweis
B
Mit
weltweit über
einer Million
Neuerkrankungen jährlich,
davon rund 72.000 allein in
Deutschland, ist Brustkrebs
Die Untersuchungen gaben auch
die häufigste
Hinweise darauf, wie diese
Um zu klären, warum die beimicroRNAs das WachstumsverTumorerkrankung bei halten der Krebszellen regulieren –
den Wirkstoffe bei einigen
Patientinnen nicht wirken oder sich
z. B. indem sie zusätzlich auf die MetasFrauen.
nach einiger Zeit Resistenzen bilden,
tasierung von Krebszellen einwirken. So fan-
8
Befund Krebs 1/2013
NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
Foto: Levent Konuk – Shutterstock
auf die zentrale Rolle
der miR-375.
Mit der Identifizierung eines relevanten Zielmoleküls der miR375 haben Dr.
Wiemann und Dr.
Sahin schließlich
den Schlüssel zu
einem molekularen
Mechanismus gefunden, der das Problem
der Resistenz künftig lösen
könnte: Als die Wissenschaftler
das Zielmolekül Metadherin ausschalteten, reagierten die Tumorzellen plötzlich
wieder auf Tamoxifen. Vorherige Beobachtungen untermauern die zentrale Rolle von Metadherin: Das Gen wies in
Brustkrebstherapie:
den resistenten Tumorzellen – aber auch bei bestimmten
Brustkrebspatientinnen – erhöhte Konzentrationen auf und
war nachweislich mit einer schlechten Überlebensrate korreliert.
Ihre Erkenntnisse haben die Molekularbiologen in internationalen Fachjournalen veröffentlicht. Die Ergebnisse bilden
die Basis für die Entwicklung neuer Behandlungsformen, die
den Therapieerfolg bei Brustkrebs verbessern könnten.
Trotz der Verfügbarkeit einiger neuer Therapien ist die
Sterblichkeit hoch, vor allem, wenn die Erkrankung erst im
fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird. Die Erforschung
der molekularen Ursachen und Mechanismen des
Brustkrebses ist daher eines der drängendsten Themen der
Krebsforschung. Das Verständnis der Rolle der microRNAs
könnte daher dringend erwartete Fortschritte auf diesem
Gebiet bringen.
•
Nebenwirkung
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NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
Therapiemöglichkeiten
bei Leberzellkrebs
Leberzellkrebs ist eine bösartige Erkrankung von Leberzellen. Z. B. bei Vorliegen einer chronischen Lebererkrankung mit bindegewebigem Umbau kann es zu Veränderungen der Erbsubstanz
von Leberzellen und zu einem unkontrollierten Zellwachstum kommen.
ie Wahl der Therapie hängt vom Stadium der Krebserkrankung, der Leberfunktion, dem Alter und Allgemeinzustand des Betroffenen ab. Bei Leberkrebs im
fortgeschrittenen Stadium spielt die Schmerztherapie eine
große Rolle, meldet www.internisten-im-netz.de. Entscheidend
ist immer bei der Behandlung die Leberfunktion zu erhalten.
D
OPERATIVE ENTFERNUNG
Kleine isolierte Knoten kann der Chirurg operativ entfernen,
indem er den betroffenen Leberabschnitt in einer
Bauchoperation entnimmt. Eine Operation ist insbesondere
für Patienten ohne Leberzirrhose ein gute Therapieoption.
Leberzelladenome werden nur ab einer Größe von 5 cm operiert, denn die Gefahr, dass sie bösartig werden, ist gering. Bei
einem zu starken Befall kann eine Lebertransplantation
unausweichlich sein, allerdings nur, wenn der Krebs noch
nicht in andere Organe gestreut hat und eine bestimmte
Größe nicht überschreitet.
LEBERTRANSPLANTATION
RADIOFREQUENZABLATION
Bei der Radiofrequenzablation (RFA) werden Tumoren der
Leber durch Hitze zerstört. Die Hitze wird durch eine Sonde
erzeugt, die unter Ultraschallkontrolle in den Tumor eingebracht wird. Durch einen Generator wird ein hochfrequenter
Wechselstrom erzeugt, der über die Sonde zu einem starken
Temperaturanstieg im Gewebe führt. Das Tumorgewebe
wird dadurch so stark erhitzt, dass es abstirbt. Die Vorteile
der Radiofrequenzablation gegenüber anderen sind die
geringe Nebenwirkungs- und Komplikationsrate. Selbst bei
eingeschränkter Leberfunktion (z. B. bei einer Leberzirrhose)
kann dieser Eingriff sicher durchgeführt werden. Der Eingriff
wird unter Betäubung ohne eine Vollnarkose durchgeführt.
Je nach Art des Tumors kann es sinnvoll sein, die Radiofrequenzablation mit anderen Therapieverfahren zu kombinieren, z. B. mit einer Chemoembolisation. Wenn viele über
die Leber verteilte Tumoren vorliegen, der Tumor zu groß ist
oder die Tumorerkrankung auch andere Regionen des
Körpers betrifft (Organe, Lymphknoten), ist eine
Radiofrequenzablation meist nicht sinnvoll.
SYSTEMISCHE THERAPIE
Eine Lebertransplantation ist nur möglich, wenn sich in der
Leber maximal drei Knoten mit einem Durchmesser von
weniger als drei Zentimetern befinden oder ein Tumor mit
einem Durchmesser von weniger als 5 cm (Mailand-Kriterien).
Ein häufigerer Einsatz der Transplantation scheitert meist
daran, dass nicht genügend Spenderorgane verfügbar sind.
Alternativ kann der Arzt versuchen, den Tumor mit
folgenden Maßnahmen zu verkleinern:
TRANSARTERIELLE CHEMOEMBOLISATION
Hierbei wird die Blutzufuhr der Krebsknoten mechanisch mit
Gelschaum oder kleinen Teilchen verschlossen. Diese
Therapie, auch als TACE abgekürzt, wird durch interventionell
tätige Radiologen durchgeführt. Zusätzlich kann der Arzt noch
ein Chemotherapeutikum in den Knoten einschleusen, das
die Krebszellen lokal zerstört. Bei diesem Verfahren wird zwar
das Tumorwachstum gehemmt, unklar ist noch, inwieweit
dadurch das Leben des Patienten verlängert werden kann.
10
Befund Krebs 1/2013
Standardbehandlung bei Patienten mit fortgeschrittener
Erkrankung, die aufgrund ihres Tumorstadiums weder mit
operativen noch mit interventionellen Therapien wie TACE
und RFA behandelt werden können, ist die Systemische
Therapie. Diese Tablettentherapie hemmt das Tumorwachstum. Nebenwirkungen dieser Behandlung können
Hautveränderungen (Hand-Fuß-Hautreaktion) und Durchfall
sein. Die Behandlung sollte deshalb nur von onkologisch
erfahrenen Ärzten durchgeführt werden, die auch diese
Nebenwirkungen behandeln. Eine „klassische“ Chemotherapie ist bei Leberkrebs nicht wirksam. Derzeit wird die
Wirksamkeit vieler neuer Substanzen in klinischen Studien
untersucht. Die Teilnahme an Studien kann deshalb insbesondere für Patienten, die auf die vorangegangenen
Therapien nicht mehr ansprechen, eine weitere Behandlungsmöglichkeit darstellen.
•
NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
Foto: Rido – Shutterstock
Prostatakrebs:
Traditioneller
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hemmt Metastasen
Ein Forscherteam um die LMU-Priv.-Doz. Beatrice
Bachmeier hat einen Wirkstoff untersucht, der die
Bildung von Tochtergeschwulsten hemmt. Er stammt
aus der Gelbwurzel, die seit Jahrtausenden als Heilmittel
bekannt ist und in Currys verwendet wird.
B
Ergebnisse nach einem Bericht der Ludwig-Maximilian
Universität München (LMU) zeigen. Priv.-Doz. Bachmeiers
Team fokussierte den aus der Gelbwurzel gewonnenen
Pflanzenstoff Curcumin. Dieses natürliche Polyphenol sei
Medizinische Kompetenz und menschliche Zuwendung
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Prostatakrebs! Für jeden Patienten und seine Angehörigen ist die Diagnose zunächst ein
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interdisziplinär und lückenlos nach neuesten wissenschaftlichen Aspekten – und weit
über den Entlassungszeitpunkt hinaus. Mit den Hausärzten und niedergelassenen Urologen, mit dem innerklinischen Schmerzdienst und dem Pflegepersonal, mit Psycho- und
Physiotherapeuten entwickeln wir individuelle Konzepte, die Ihrem Tumorstadium und
Lebensalter ebenso gerecht werden wie Ihren persönlichen Wünschen. Die christlichen
Leitlinien unseres Handelns entsprechen den Grundsätzen diakonischen Engagements.
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Operationsmethoden, um Ihnen Folgebeschwerden wie Inkontinenz oder Impotenz zu
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Neben der stationären und ambulanten Rehabilitation gehören seelischer, geistlicher
und psychologischer Beistand sowie, falls notwendig, eine Hospizbetreuung mit palliativen Therapieangeboten zu unserem ganzheitlichen Konzept. Prostatasprechstunden, regelmäßige Informationsveranstaltungen und die Zusammenarbeit mit Selbsthilfegruppen sind Teil unserer Arbeit, in deren Mittelpunkt Sie stehen. Gemeinsam finden wir
eine tragfähige Therapieentscheidung – mit Ihnen und für Sie.
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Aufgeno CUSO
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Diakonissenkrankenhaus Dessau
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Telefon 0340 6502-0
Fax 0340 6502-1009
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Leiter des Prostatakarzinomzentrums am
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Telefon 0340 6502-2130
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Befund Krebs 1/2013
11
▲
▲
ei Arthrose und anderen Leiden ist die Gelbwurzel
seit Jahrtausenden als Heilmittel bekannt. Sie enthält
einen Wirkstoff, der Entzündungen hemmt und auch
der Bildung von Metastasen vorbeugen kann, wie neue
NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
dungen assoziiert sind, wie das Prostatakarzinom oder das Mammakarzinom,
werden oft bestimmte Immunfaktoren, etwa die Zytokine CXCL1
und CXCL2, gebildet. Den
Forschern gelang erstmals
der Nachweis, dass Curcumin die Synthese dieser
Proteine gezielt hemmt.
Das führt letztlich – wie in
einem Mausmodell gezeigt
wurde – zur verminderten
Bildung von Metastasen.
Foto: Monkey Business
Images – Shutterstock
sehr gut verträglich und wäre potenziell
geeignet für den Einsatz sowohl zur
primären Tumorprävention, also
bevor ein Tumor entsteht, als
auch zur sekundären Tumorprävention in einem bereits
fortgeschrittenen Tumorstadium. Bachmeier gelang in
einer vorangegangenen Arbeit der Nachweis, dass die
Substanz bei fortgeschrittenem Brustkrebs die Bildung
von Metastasen verhindert. In
der aktuellen Studie ging es
darum, die Wirksamkeit von
Curcumin zur Prävention von
Prostatakarzinom-Metastasen zu
testen und den zugrundeliegenden
Wirkmechanismus zu entschlüsseln. In
einem ersten Schritt untersuchte das Team,
welche molekularen Prozesse bei Prostatakrebs auftreten
und welche Stoffe dabei in den Tumorzellen gebildet werden. Bei Tumoren, die mit chronisch-latenten Entzün-
„In den Krebszellen wurden
dank der Wirkung des Curcumins weniger Zytokine
gebildet, die das Wachstum
von Metastasen begünstigen“, sagt Bachmeier. „Als
Konsequenz davon war die
Entstehung von Tochtergeschwulsten in der Lunge der Tiere
sowohl beim Mammakarzinom als
auch, wie in der aktuellen Studie gezeigt, beim
Prostatakarzinom, statistisch signifikant gehemmt.“ Bachmeier schließt daraus, dass sich Curcumin etwa bei Brustund Prostatakrebs zur Chemoprävention von Tumoren und
Metastasen eignen könnte, weil diese Tumorarten oft mit
einer chronisch-latenten Entzündung assoziiert sind.
Curcumin
könnte
nicht nur zur
Hemmung
von Metastasen,
sondern auch zur
Vorbeugung
eingesetzt
werden.
„Das bedeutet aber nicht, dass diese Substanz die gängigen
Therapiestrategien ersetzen sollte“, betont die Wissenschaftlerin. „Vielmehr ist denkbar, Curcumin einzusetzen,
bevor ein Tumor diagnostiziert wurde oder aber, um die
Bildung und Ausbreitung von Metastasen zu verhindern.
Dabei ist uns die gute Verträglichkeit sehr wichtig, weil wir
die Einnahme von Curcumin dann auch einer gesunden
Bevölkerungsgruppe mit erhöhtem Risiko für Tumoren
empfehlen möchten.“ Curcumin ist auch in Dosierungen von
bis zu acht Gramm pro Tag relativ unbedenklich: Seit
Jahrtausenden wird es u. a. wegen seiner entzündungshemmenden Wirkung bei einer Vielzahl von Leiden eingesetzt.
Denkbar ist ein Einsatz des Wirkstoffs in Begleitung zu
bestimmten Krebstherapien. In allen Fällen aber muss die
Substanz vor einer Verwendung kontrollierte klinische Tests
durchlaufen, wie sie Bachmeier nun an Patienten mit therapieresistentem Prostatakarzinom plant.
•
12
Befund Krebs 1/2013
NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
Darmkrebs: Warum eine Behandlung
in zertifizierten Zentren sinnvoll ist
Die Diagnose Darmkrebs stellt vieles auf den Kopf – und gerade was die Behandlung angeht,
möchte man keine Kompromisse eingehen, geht es doch um die eigene Gesundheit. Sinnvoll ist es
daher, sich in einem zertifizierten Darmkrebszentrum behandeln zu lassen, da hier die
Qualitätsstandards festgelegt sind und kontrolliert werden.
as Besondere an zertifizierten Darmkrebszentren ist,
dass sie alle Behandlungspartner, die bei einer
Darmkrebserkrankung zum Zuge kommen, vereinen
– entweder im Zentrum selbst oder als Kooperationspartner, z. B. in ortsansässigen Praxen. Bei der Erstzertifizierung
kommen Experten des unabhängigen Instituts OnkoZert,
das im Auftrag der Deutschen Krebsgesellschaft arbeitet, zu
den sog. Audits ins Haus und kontrollieren die verschiedenen Bereiche und Abläufe. Wenn das Zentrum den Kriterien
entspricht, erhält es das Zertifikat für drei Jahre bis zur
Rezertifizierung, die ähnlich umfangreich erfolgt wie die
Erstzertifizierung. In diesen drei Jahren werden durch
OnkoZert jährlich stichprobenartige Kontrollen durchgeführt, sog. Überwachungsaudits. Zudem gilt seit diesem
Jahr ein neuer Erhebungsbogen.
D
Eines der wichtigsten Kriterien für ein zertifiziertes Darmkrebszentrum ist die Interdisziplinarität, d. h., dass
Viszeralchirurgen, Onkologen bzw. Hämatologen, Radiologen, Gastroenterologen, Strahlentherapeuten und
Pathologen zusammenarbeiten – sie sind die sog. Hauptkooperationspartner. Zu den weiteren Kooperationspartnern gehören Psychoonkologen, der Sozialdienst,
Stomatherapeuten, Ernährungsberater, Physiotherapeuten,
Genetiker, Schmerztherapeuten und Selbsthilfegruppen.
Einmal in der Woche findet eine Tumorkonferenz statt, bei
der jeweils ein Facharzt aus den Hauptkooperationsbereichen teilnehmen muss. Bei Organmetastasen muss ein
entsprechend spezialisierter Chirurg mit spezifischer
Expertise dazu konsultiert werden. Die Fachärzte bespre-
chen die Situation der einzelnen Patienten anhand der
Behandlungsdaten sowie von Bildmaterial, beispielsweise
von CT-Untersuchungen. Die Ergebnisse der Tumorkonferenz müssen protokolliert werden, die dort im Konsens
getroffenen Therapieentscheidungen sind jedoch nicht
mehr, wie im früheren Erhebungsbogen aufgeführt, bindend, die Behandlung sollte sich jedoch daran orientieren.
Abweichungen in der Behandlung müssen in jedem Fall
protokolliert und bewertet werden. Damit die Behandlung
auch wirklich von erfahrenen Medizinern in die Hand
genommen wird, müssen diese eine gewisse Fachexpertise
aufweisen. So müssen in einem Darmkrebszentrum
mindestens zwei Darmoperateure arbeiten und dabei mindestens 15 Kolonkarzinome pro Jahr sowie zehn Rektumkarzinome pro Jahr operieren. Die Onkologen/Hämatologen müssen beispielsweise nachweisen, dass sie mindestens 200 Patienten pro Jahr mit Chemotherapien oder
mindestens 50 Patienten mit der Diagnose Darm- bzw.
Rektumkrebs behandeln.
Ein Teil der Darmkrebspatienten erhält vorübergehend oder
dauerhaft einen künstlichen Darmausgang (Stoma). Daher
müssen mit einem zertifizierten Darmkrebszentrum auch
Stomatherapeuten kooperieren, die die Patienten und ihre
Angehörigen anleiten, beraten und schulen, wie sie mit dem
Stoma umgehen sollen. Insgesamt orientiert sich die
Therapie in einem zertifizierten Darmkrebszentrum an
der aktuellen S3-Leitlinie für Darmkrebs, sodass die
Patienten sich darauf verlassen können, nach aktuellen und
von Experten abgesicherten Standards behandelt zu
werden.
•
Aufklärung • Interdisziplinäre Konzepte • Effiziente Diagnostik
und Therapie • Schonende OP-Techniken • Ganzheitliches
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Koordinator: OA Dr. med. Frank Kolbus, Tel.: 0341-444 5762
Befund Krebs 1/2013
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NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
Gefährliche
Lymphknoten
Foto: beerkoff – Shutterstock
bei Darmkrebs
zielgenau erkennen
Gefährliches Tumorgewebe bei Darmkrebspatienten noch zielsicherer erkennen und entfernen – darum geht es nach eigenen
Angaben bei einem neuen Forschungsprojekt der
Universitätsklinik an der Ruhr-Universität in Bochum. Das
Forscherteam der Abteilung für Viszeralchirurgie unter Leitung von
Prof. Dr. Richard Viebahn nutzt dabei einen speziellen Farbstoff:
Damit lassen sich Lymphknoten, die die Bildung von Metastasen oder
Tochtergeschwulsten befördern können, während der Operation einfärben, mit einer Spezialkamera sichtbar machen und schließlich zielgenau entfernen. Eine klinische Studie soll nun die Wirksamkeit des neuen Verfahrens klären.
er Dickdarm- bzw. Enddarmkrebs ist eine der
Shah, Oberarzt der Abteilung für Viszeralchirurgie. Dazu nuthäufigsten Krebserkrankungen beim Menschen. Eine
zen die Ärzte einen speziellen Farbstoff: Er wird während
besondere Gefahr für den Patienten entsteht dann,
der Operation in die Tumorregion eingebracht. Dadurch
wenn die Tumorzellen in andere Organe gelangen und hier
werden die Lymphstraßen und -knoten sichtbar, wenn sie
Metastasen oder Tochtergeschwulste bilden. Einer diemit einem speziellen Kamerasystem fokussiert werden. Der
ser Transportwege für die bösartigen
Operateur kann die Bilder in Echtzeit auf dem Monitor
Tumorzellen verläuft über die Lymphauswerten und die potenziell befallenen
Auch
knoten: Diese Filterstationen gehöLymphknoten entfernen. Nach der Entnahme
ren zum Immunsystem, sie befindes Tumors können die Ärzte überprüfen,
nach erfolgreicher
den sich entlang der Blutgefäße
ob alle Lymphknoten erfasst wurden.
und sind mit bloßem Auge
Operation ist eine sorgkaum zu erkennen.
„Mit dem neuen Verfahren könnten
Patienten mit Darmkrebs künftig noch
fältige und regelmäßige
Lymphknoten, die möglicherzielgenauer operiert werden“, sagt Dr.
weise von Tumorzellen befalShah. „Auch die weiteren therapeutiNachsorge mit Kontrolle
len sind, werden üblicherweischen Maßnahmen ließen sich möglise bei der Operation von Dickcherweise noch besser planen.“ Sind die
auf Metastasen sehr
oder Enddarmtumoren mit
entnommenen Lymphknoten nachweislich
erfasst. Dazu werden neben dem
befallen, so könne im Anschluss an die
wichtig.
befallenen Darm auch die Gefäße, die
Operation eine Chemotherapie durchgeführt
den Dickdarm versorgen mitsamt dem
werden, die das Risiko einer Rückkehr des Tumors
anhängenden Fettgewebe entfernt: Denn darin
verringere. Das Studienprojekt ist angelegt auf eine
verlaufen die Blutgefäße und Lymphknoten. „Weil die mögLaufzeit von maximal zwei Jahren und wird unterstützt von
licherweise kritischen Lymphknoten während der Operation
der Forschungsförderung der Medizinischen Fakultät der
kaum zu erkennen sind, suchen wir nach einem Weg, sie für
Ruhr-Universität Bochum.
den Chirurgen sichtbar zu machen, damit die Lymphknoten
um die Tumorregion herum auch tatsächlich vollständig
erfasst werden können“, erläutert Projektleiter Dr. Siegfried
D
•
14
Befund Krebs 1/2013
AML: Neuer Wirkstoffträger
könnte Chemotherapie
verbessern
nthrazykline sind „Schlüsselbestandteile“ in der Behandlung der Akuten
Myeloischen Leukämie (AML), einer lebensbedrohlichen Blutkrebserkrankung. Einer der wichtigsten Vertreter dieser Substanzklasse ist Doxorubicin
(DOX). In enger Kooperation haben Ulmer Wissenschaftler ein neues Biopolymer
als Transportsystem für die krebshemmenden Wirkstoffe
entwickelt, so die Universität Ulm. Dank des neuen
Trägers könnte die Wirkdosis der Anthrazykline
an Leukämiezellen erhöht und so eine
Chemotherapie-Resistenz durchbrochen
werden. Durch die gezieltere Anwendung werden Nebenwirkungen an
gesunden Zellen eventuell verringert.
Ihre Erkenntnisse zu dem innovativen
„Nano-Transportsystem“ haben die
Wissenschaftler in der Fachzeitschrift
Advanced Healthcare Materials veröffentlicht. Bis zu 80 % der Betroffenen sprechen nicht auf eine Anthrazyklin-basierte Erstbehandlung an.
Als gefährliche Nebenwirkung
Die AML ist eine
attackiert das Krebsmittel auch
Erkrankung des blutbildenden
gesunde Körperzellen – z. B.
im Herzmuskel. Auf der
Systems, die vor allem ältere
Reise durch den Blutstrom
Menschen betrifft. Bisher hilft
verliert das Krebsmittel
die Chemotherapie mit
zudem an Wirksamkeit.
Einige
Tumoren entwickeln
Anthrazyklinen nicht allen
im Laufe der ChemotheraAML-Patienten und löst
pie sogar Resistenzen gegen
möglicherweise starke
Anthrazykline wie DOX oder
sprechen
gar nicht auf die
Nebenwirkungen aus.
Wirkstoffe an.
Foto: pra_zit – Shutterstock
A
„Einen vielseitig einsetzbaren Träger, der
Wirkstoffe gezielt, mit einem hohen Therapieerfolg
in Krebszellen transportiert und wenige Nebenwirkungen verursacht, gab es noch
nicht“, begründen die Autoren ihre Forschungsmotivation. Mit einem neuartigen
Verfahren haben die Ulmer Forscher jetzt von menschlichen Proteinen abgeleitete
Biopolymere als Wirkstoff-Träger hergestellt. Dank ihrer „Zwiebelstruktur“ können
diese Transporter zahlreiche DOX-Moleküle aufnehmen und mit geringem
Wirkverlust in Tumorzellen bringen. Am „Einsatzort“ werden die krebshemmenden
Substanzen in zwei Stufen gezielt freigesetzt. Im Tiermodell verbuchen die Forscher
erste Erfolge: Die Überlebensrate der so behandelten „Krebskranken“ war signifikant erhöht. Allerdings seien weitere pharmakologische Studien nötig, um das
Wirken des neuen Nano-Transporters im menschlichen Körper zu verstehen.
•
NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
Krebstherapien zeitgleich:
Chemo mit Bestrahlung
verbessert Ergebnisse
Foto: Li Wa – Shutterstock
Die Krebsgeschwulst abtöten und gestreute, „unsichtbare“
Krebszellen vernichten: Kombinierte Strahlen- und
Chemotherapie gegen Krebs erweist sich zunehmend als
erfolgreich. Immer häufiger wenden Ärzte deshalb beide
Behandlungen gleichzeitig bzw. in engem zeitlichen
Zusammenhang an. Diese simultane Radiochemotherapie
verbessert nach Einschätzung der Deutschen Gesellschaft für
Radioonkologie (DEGRO) nicht nur die Therapieergebnisse,
sie verkürzt auch die Behandlungsdauer für die Patienten.
ange Zeit wurden Bestrahlungen meist im Anschluss
an die Chemotherapie
durchgeführt. „Die Krebsbehandlung zieht sich dann häufig
über sechs Monate oder länger hin“, sagt Prof. Dr. Rainer
Fietkau, Direktor der Strahlenklinik am Universitätsklinikum
Erlangen. Eine simultane Radiochemotherapie sei dagegen
häufig schon nach sechs bis acht Wochen abgeschlossen.
Da beide Therapien die Lebensqualität der Patienten beeinflussen, sei diese verkürzte Dauer ein großer Vorteil. Für
Patienten mit längerem Anreiseweg zur Klinik bedeutet es
beispielsweise weniger Aufwand und Belastung durch
weniger Termine.
L
Auch aus medizinischer Sicht sei die Kombination sinnvoll.
Prof. Fietkau nennt mehrere Vorteile: Dazu gehöre die
„räumliche Kooperation“, bei der die Strahlentherapie den
Tumor direkt bekämpft, während die Chemotherapie an
den entfernten Orten im Körper die Metastasen abtöte.
Hinzu komme eine gegenseitige „Verstärkung der Tumorantwort“: Die Zytostatika, also die Substanzen, die die
Zellteilung der Krebszellen stoppen, unterstützten die
Radiotherapie. Umgekehrt verbessere auch die Bestrahlung
die Wirkung der Zytostatika. Darüber hinaus gibt es laut
Prof. Fietkau eine „biologische Kooperation“. „Beide
Therapien greifen unterschiedliche Zellen des Tumors an.
So erreichen viele Zytostatika den Tumor bevorzugt in
Abschnitten mit schlechter Sauerstoffversorgung, wo die
Strahlentherapie weniger gut wirkt.“ Ein weiterer Vorteil ist
die „temporale Modifikation“: Die Chemotherapie verhindere, dass die Krebszellen die durch die Bestrahlung ausgelösten „Schäden“ am Tumor reparieren.
Mit neuen Medikamenten können die Ärzte zudem gesunde
Zellen vor der Radiochemotherapie schützen. Die Wirkung
der simultanen Radiochemotherapie konnte in den letzten
Jahren gleich bei mehreren Krebsarten durch Studien belegt
werden. Als Einsatzgebiete nennt DEGRO-Präsident Prof.
Dr. Jürgen Dunst, Direktor einer Klinik für Strahlentherapie
an der Universität Lübeck, bösartige Hirntumoren, KopfHals-Tumoren sowie Krebserkrankungen in Speiseröhre,
Magen, Dickdarm, Mastdarm, Lunge und am Gebärmutterhals. Bei allen Krebserkrankungen verlängere die simultane
Radiochemotherapie die Überlebenszeiten der Patienten
Stillachhaus Privatklinik Abteilung für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
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Befund Krebs 1/2013
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NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
gegenüber einer alleinigen Radio- oder Chemotherapie.
„Die simultane Kombination beider Verfahren ist auch besser als aufeinanderfolgende, sog. sequenzielle Therapieverfahren. Dabei ist aber die Koordinierung zwischen Radiound Chemotherapie außerordentlich wichtig, vor allem
wenn die Therapie nicht in einer Hand liegt“, betont Prof.
Dunst.
Um die Wirkung der Bestrahlung zu optimieren, greifen die
Ärzte gezielt auf bestimmte Zytostatika mit strahlen-sensibi-
lisierender Wirkung zurück. Darunter sind u. a. ältere Zellgifte wie 5-Fluoruracil oder Cisplatin. Experten forschen
außerdem an zielgerichteten Krebsmedikamenten. Ob sie
die Radiochemotherapie weiter verbessern können, wird
derzeit in Studien untersucht. „Der Nutzen einer neuen
Therapie lässt sich in der Krebstherapie selten vorhersagen“,
erläutert Prof. Dunst: „Häufig dauert es zwei, fünf oder auch
zehn Jahre, bis wir eine Verbesserung der Überlebenszeiten
erkennen können.“ Das gelte nicht nur für die Chemotherapie, sondern auch für die Radiotherapie.
•
Strahlentherapie: Aloe vera könnte
hilfreich gegen Entzündungen sein
loe vera kann bei einer Strahlentherapie helfen, einer
entzündlichen Hautreaktion, der sog. Strahlendermatitis, vorzubeugen. Das zeigt eine Studie der
Universität Teheran, die auf einem internationalen
Krebskongress in Kanada vorgestellt wurde, berichtet das
Internetportal Medscape Medical News.
A
da Untersuchungen in entsprechendem Umfang fehlen. Da
Aloe vera jedoch problemlos im normalen Einzelhandel
besorgt werden könne, könnten Krebspatienten diese präventiv verwenden.
•
So scheint es von Vorteil zu sein, wenn Krebspatienten
unter Strahlentherapie Aloe-vera-Lotion prophylaktisch verwenden, berichtete Dr. Peiman Haddad, der in seiner
Untersuchung eine Aloe-vera-Lotion gegenüber einem
Verzicht auf Pflegemittel getestet hat. Die Lotion wurde
dabei ab Therapiebeginn bis zwei Wochen nach Abschluss
zweimal am Tag auf die entsprechenden Hautstellen aufgetragen. An der Untersuchung nahmen 60 Patienten mit
Kopf- und Halstumoren, Brustkrebs oder einer
Krebserkrankung des Beckens teil, die mit Radiotherapie
behandelt wurden. In der Aloe-vera-Gruppe trat die
Dermatitis seltener und weniger ausgeprägt auf.
„Der größte Unterschied zwischen der behandelten und der
unbehandelten Haut wurde in der fünften Woche beobachtet“, sagte Dr. Haddad gegenüber Medscape Medical News.
Besonders sinnvoll hält er die Verwendung von Aloe-veraLotionen bei Krebsarten, bei denen hohe Strahlendosen auf
relativ große Flächen des Körpers treffen. So wäre die prophylaktische Aloe-vera-Anwendung beispielsweise für
Menschen mit Hodgkin-Lymphom, die mit einer eher geringen Strahlendosis von 40 Gy behandelt werden, nicht notwendig.
Laut einer Wissenschaftlerin der Yale University gibt es nach
wie vor keine Standardtherapie für eine Strahlendermatitis,
Befund Krebs 1/2013
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NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
Foto: dotshock – Shutterstock
Neuer KrebsSchalter entdeckt
Wie Jenaer Forscher in der internationalen Fachzeitschrift
Journal of Molecular Cell Biology berichten, haben sie
nicht nur einen potenziellen molekularen Mechanismus
der Krebsentstehung entschlüsselt, sondern damit auch
einen möglichen Ansatzpunkt für die Krebstherapie
identifiziert.
riv.D o z .
Dr. Oliver Krämers Arbeitsgruppe am Lehrstuhl für Biochemie von Prof. Dr. Thorsten Heinzel, dem Forschungsprorektor der Jenaer Universität, arbeitet laut eines
Berichts der Universität Jena intensiv daran, die molekularen
Mechanismen aufzuklären, die zur Entstehung von
Tumorzellen führen können.
P
In ihren aktuellen Untersuchungen haben sich die Forscher
auf die Rolle eines Enzyms mit dem Namen „Histon
Deacetylase 2“, kurz HDAC2, konzentriert. Dieses kommt in
allen menschlichen Zellen vor und hat normalerweise eine
wichtige Funktion innerhalb des Zellwachstums. „In
Tumorzellen liegt dieses Enzym in stark erhöhten Konzentrationen vor“, sagt Doktorand Tobias Wagner. „Die
Vermutung lag daher nahe, dass HDAC2, alleine oder
zusammen mit anderen Faktoren, das unkontrollierte
Wachstum von Tumorzellen begünstigt“, ergänzt André
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18
Befund Krebs 1/2013
Brandl, der ebenfalls als Doktorand in Priv.-Doz. Krämers
und Prof. Heinzels Team an der Studie beteiligt war.
Wie die beiden Nachwuchsforscher nun in mehreren
Zellkulturmodellen nachweisen konnten, ist HDAC2 nur
dann in der Lage, seine Funktion innerhalb der Zelle richtig
auszuüben, wenn es selbst mit einem Markerprotein
namens SUMO versehen ist. Diese nachträgliche
Modifizierung ist es auch, durch die HDAC2 das
Tumorwachstum fördert: Sie ermöglicht es dem Enzym, an
das sog. Tumorsuppressor-Protein p53 zu binden und bei
diesem die funktionell wichtige Acetylierung zu unterbinden.
„p53 schützt Zellen normalerweise vor einer Entartung zu
Krebszellen, indem es deren Wachstum und Überleben
begrenzt“, erläutert Wagner. Kommt es etwa durch äußere
Einflüsse zu Schäden an der DNA (ein potenzieller Auslöser
für die Krebsentstehung), so sorgt p53 dafür, dass DNAReparaturmechanismen in Gang gesetzt werden oder – falls
die Schäden zu gravierend sind – dass die Zelle in den programmierten Zelltod geführt wird.
„Durch die Bindung von HDAC2 an p53 wird diese wichtige
Funktion von p53 aber gehemmt“, so André Brandl. Die
Folge: Die Tumorzellen können ungebremst weiter wachsen. Das Ausschalten von p53 ist auch der Grund, warum
Tumorzellen mit erhöhtem HDAC2-Spiegel nicht mehr auf
gängige Chemotherapiemedikamente ansprechen.
Die dabei eingesetzten Substanzen wirken gezielt auf die
schnell wachsenden Krebszellen und bringen diese normalerweise zum Absterben. „HDAC2 macht die Tumorzellen
allerdings gegen eine solche Behandlung resistent“, so das
Resümee der Jenaer Forscher. Ließe sich die Modifizierung
von HDAC2 unterbinden, so könnten die Zellen möglicherweise wieder für eine Chemotherapeutika-Behandlung sensibilisiert werden.
•
NEUES AUS MEDIZIN UND FORSCHUNG
Der Therapie
in auf Krebsforschung spezialisiertes Wissenschaftlerteam des französischen Instituts für Gesundheitswesen und medizinische Forschung, des französischen Zentrums für wissenschaftliche Forschung, des
Curie-Instituts und der Universität Paris-Süd hat die
Entwicklung der pigmentbildenden Hautzellen (Melanozyten) untersucht. Durch genetische Manipulationen von
schwarzen Mäusen konnten die Forscher zwei Schlüsselelemente identifizieren: die Proteine B-RAF und C-RAF. Beide
Proteine sind für die Aufrechterhaltung des Zellzyklus der
Melanozyten-Stammzellen und somit für die richtige
Pigmentfärbung unerlässlich. Ohne diese beiden Proteine
wäre das Fell der Mäuse weiß, berichtet die wissenschaftliche Abteilung der Französischen Botschaft in der
Bundesrepublik Deutschland.
Foto: charobnica – Shutterstock
des malignen Melanoms
auf der Spur
E
Dieses Ergebnis könnte den Weg für eine künftige
Behandlung des malignen Melanoms ebnen, der bösartigsten Form von Hautkrebs, die auf eine Funktionsstörung
der Melanozyten zurückzuführen ist. Bislang wurde die
Krankheit mit der Verabreichung eines Kinase-Inhibitors
behandelt, der die mutierte Kinase B-RAF-Variante hemmt.
Bei vielen Patienten bildeten sich jedoch nach einiger Zeit
erneut Krebszellen. Aus diesem Grund unterdrückten die
Forscher bei schwarzen Mäusen nicht nur die Expression
des B-RAF-Proteins, sondern auch des C-RAF-Proteins.
Die Mäuse, bei denen gleichzeitig beide Gene für die
Expression des B-RAF- und des C-RAF-Proteins entfernt
Das maligne
Melanom hat die
höchste Metastasierungsrate aller
Hauttumoren. Deshalb
ist seine frühe Erkennung
und bestmögliche
Behandlung wichtig.
wurden, verloren
im Laufe ihres Lebens langsam ihre
schwarze Farbe, bis sie
schließlich weiß waren.
Die Entdeckung, dass beide Proteine – B-RAF und C-RAF –
in die Steuerung und Erneuerung der MelanozytenStammzellen involviert sind, ist ein weiterer Schritt zu einem
besseren Verständnis und einer wirksameren MelanomTherapie. Werden beide Proteine durch Inhibitoren
gehemmt, könnten die Wissenschaftler vielleicht eines
Tages alle Krebsstammzellen entfernen und so Rückfälle
vermeiden.
•
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Befund Krebs 1/2013
19
NEWSTICKER
Forscher wollen Tumor
aushungern
Foto: Shutterstock
Um Tumorerkrankungen besser verstehen
und behandeln zu können, gehen Forscher
aus St. Gallen (Schweiz) einen neuen Weg: Sie
wollen das Versorgungssystem von Krebsgeschwüren
gezielt schwächen und den Tumor damit aushungern,
berichtet die Wilhelm-Sander-Stiftung. Neben den
eigentlichen Tumorzellen finden sich im Tumorgewebe
sog. Stromazellen, die das strukturelle Grundgerüst des
Tumors bilden und die entarteten Tumorzellen mit
Nährstoffen und Überlebensfaktoren versorgen. Die
Forscher haben eine Methode entwickelt, mit der sie
Cocktail verleiht Immunzellen
die entsprechenden Zellen genetisch markieren. Das
Ausdauer
könnte Ärzten künftig die Möglichkeit eröffnen,
Versorgungsleitungen des Tumors gezielt anzugreiDie Natürlichen Killerzellen (NK-Zellen) des
fen und zu zerstören – und damit den TherapieImmunsystems können Krebs wirksam
erfolg zu verbessern. Die Mediziner haben bereits
bekämpfen, verlieren aber i. d. R. zu schnell ihre
vielversprechende Erkenntnisse aus präkliniAngriffslust, um solide Tumoren zurückzudrängen. Laut
schen Untersuchungen erhalten. Nun wollen
eines Berichts des Deutschen Krebsforschungszentrums
sie prüfen, ob diese auch auf die tatsächliche
entdeckten Wissenschaftler nun, dass ein Cocktail aus drei
Behandlung von Tumorpatienten übertragverschiedenen Immunbotenstoffen die NK-Zellen langfristig
bar sind. Generell ist das neue Testsystem
aktiviert. In Mäusen lassen so angeregte NK-Zellen Tumoren
geeignet, um molekulare Therapieansätze
kleiner werden. Allerdings konnten die NK-Zellen Tumoren nur
in verschiedenen Tumorarten zu unterdann zum Schrumpfen bringen, wenn die Mäuse zuvor mit
suchen. Die Forscher nehmen aber
Strahlen behandelt worden waren. In bestrahlten Mäusen waren
zunächst die Situation bei Lungenviel mehr NK-Zellen an ihrem Wirkungsort im Tumorgewebe zu finkrebs und einer Art des Lymphknoden als in unbestrahlten Tieren. Auch NK-Zellen des Menschen wertenkrebses, dem B-Zell-Lymphom,
den durch den Cocktail anhaltend aktiviert. Die Forscher hoffen, dass
unter die Lupe.
sie mit diesem neuartigen Ansatz die
Entwicklung von NK-Zelltherapien
gegen Krebs voranbringen können.
Tumoren zerstören, ohne gesunde Zellen zu schädigen: Mithilfe von
Viren wollen Krebsforscher dieses Ziel erreichen, so die Deutsche
Krebshilfe. Die Mikroorganismen sollen gentechnisch so verändert werden, dass sie Krebsgeschwüre besiedeln und die bösartigen Zellen beseitigen.
Derzeit testen Wissenschaftler in Ulm diesen Ansatz bei Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Bestimmte Stämme sog. Adenoviren unterscheiden gesunde Zellen von Krebszellen: Die
Mikroorganismen befallen ausschließlich Tumorzellen und bauen ihr eigenes Erbgut in das
der bösartigen Zelle ein. So wird diese in eine Virusfabrik umfunktioniert. Wenn die neu gebildeten Viren freigesetzt werden,
wird die Tumorzelle dadurch zerstört. In einer Reihe von klinischen Studien konnten Krebsforscher bereits feststellen, dass
die Injektion hoher Mengen dieser Adenoviren Tumoren schrumpfen ließ. Dies waren jedoch Einzelfälle, bei einem Großteil
der Patienten blieb die Behandlung wirkungslos. Der Grund dafür: Die Viren zerstörten nur diejenigen Tumorzellen, die in
unmittelbarer Nähe der Injektionsstelle lagen. Die Forscher wollen die Viren gentechnisch nun so verändern, dass sie in der
Lage sind, den ganzen Tumor zu besiedeln und sich dort massiv auszubreiten.
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Befund Krebs 1/2013
Foto: sgame – Shutterstock
Mit Viren gegen Bauchspeicheldrüsenkrebs
NEWSTICKER
Fortschritte im Kampf gegen Hodenkrebs
Hirntumoren
neu klassifiziert
Foto: Alexander Raths – Shutterstock
Ein wichtiges Hilfsmittel zur Beurteilung von Hodenkrebs ist die
Bestimmung der Konzentration sog. Biomarker im Blut der Patienten.
Für einen großen Teil der Patienten fehlten allerdings bisher geeignete
Biomarker. Diese Lücke hilft laut der Universität Bremen ein neuer
Marker zu schließen, über den Wissenschaftler des Zentrums für
Foto: Dim Dimich – Shutterstock
Anhand einer Kombination von
molekularbiologischen Daten mit
klinischen Parametern können Glioblastome, die bösartigsten aller Hirntumoren, in
sechs Gruppen unterteilt werden. Ein internationales Forscherteam unter der Federführung von
Molekularbiologen konnte nach Angaben des
Deutschen Krebsforschungszentrums dies nun in einer
Studie zeigen, die erstmals Tumoren von Patienten aller
Humangenetik der Uni Bremen und Mediziner
Altersgruppen
einschloss.
Der
molekulare
eines Hamburger Krankenhauses jetzt im British
Fingerabdruck der einzelnen Tumorgruppen könnte bei
Journal of Cancer berichten. Hodenkrebs ist der
der Entwicklung differenzierter Therapien helfen und
häufigste bösartige Tumor bei jungen Männern in
dazu beitragen, klinische Studien gezielter zu planen. Die
der Altersgruppe zwischen 20 und 40 Jahren, der
Forscher richteten ihr Augenmerk auf Mutationen der
Rezidive bilden kann. Die möglichst frühe
Erbgutsequenz, auf das Aktivitätsmuster aller Gene, auf
Erkennung eines Rezidivs hilft Leben retten, weil
Erbgutverluste und Vervielfältigungen. Außerdem
rechtzeitig eine ergänzende Behandlung eingeleitet
untersuchten
sie
das
Muster
an
sog.
werden kann. Tumormarker sind Moleküle im Blut
Methylmarkierungen, eine Art kleiner chemischer
der Patienten, die Auskunft über möglicherweise
Anhaftungen an die DNA-Bausteine, die Forscher
erneut vorhandene Tumoren geben können. Die übliunter dem Begriff „epigenetische Vercherweise bei Hodenkrebs bestimmten Biomarker sind
änderungen“ zusammenfassen. In Kombination
bei einem großen Teil der Patienten aber nicht aussagekräfmit klinischen Daten wie Erkrankungsalter,
tig, sodass dringend nach weiteren Tumormarkern gesucht
Lebenserwartung und anatomischer Lage
wird. Die Daten der Bremer und Hamburger Forscher lassen
des Tumors führten diese Parameter
nach eigenen Angaben hoffen, dass der neu entdeckte Marker die
zur Definition von sechs verschieNachsorge für Patienten mit Hodenkrebs zukünftig deutlich verbessern
denen Gruppen der Gliowird.
blastome.
Fachklinik für Stoffwechselerkrankungen, Gastroenterologie und Onkologie
Gesundheit fördern – Krankheit bewältigen
Die im Taubertal oberhalb von Bad Mergentheim gelegene Rehaklinik Ob der Tauber genießt seit vielen
Jahrzehnten in der Region einen herausragenden Ruf
als Fachklinik für Stoffwechselerkrankungen, Klinik für
gastroenterologische Erkrankungen sowie Krebserkrankungen (z. B.: Darm-, Bauchspeicheldrüsen-, Magen-,
Brust- und Prostatakrebs). Außerdem bietet sie Behandlungen für Menschen mit Übergewicht, chronisch
entzündlichen Darmkrankheiten, Leberkrankheiten und
Bauchspeicheldrüsenkrankheiten an. Wissenschaftlich
fundierte Therapiekonzepte und die seit jeher enge
Kooperation mit Selbsthilfegruppen garantieren Ihnen,
dass Sie nach den neuesten Therapieleitlinien behandelt
werden.
Sie erhalten ein individuell maßgeschneidertes Behandlungsangebot – angepasst an die Leistungsfähigkeit
Ihres Körpers, Ihre Krankheit und Ihre Psyche. Vor einer
Behandlung steht die exakte Diagnose – nach neuesten
medizinischen Erkenntnissen, mit modernsten Geräten
und nach aktuellen Standards.
Ziel dieser Vorgehensweise ist es, Sie in die Lage zu versetzen, auch mit Ihrer chronischen Erkrankung Ihr bisheriges Berufs- und Alltagsleben möglichst uneingeschränkt weiterführen zu können.
Die Klinik ist ein von der Deutschen Diabetes Gesellschaft anerkanntes Schulungs- und Behandlungszentrum für Typ-1- und Typ-2-Diabetes.
Eine Rehabilitation ist als Anschlussheilbehandlung
direkt nach der Operation oder als Heilbehandlung möglich.
Besuchen Sie uns auch im Internet unter www.rehaklinik-odt.de oder rufen Sie unser Patientenmanagement an unter 0 79 31/5 41-22 04
Befund Krebs 1/2013
21
NEUES AUS DER SELBSTHILFE
ach meiner eigenen Operation an der Bauchspeicheldrüse, meinen schlechten Erfahrungen
sowohl in der Nachsorge als auch im Umgang mit
der Erkrankung suchte ich nach Möglichkeiten, um
Betroffenen und deren Angehörigen eine schnellere Hilfe
anbieten zu können.
N
Durch meine mehrjährige Mitarbeit als Regionalgruppenleiterin, Vorsitzende des Onkologieausschusses und
Vorstandsmitglied in einer anderen Selbsthilfeorganisation
war mir der Unterschied zwischen dem Krankheitsbild der
chronischen bzw. akuten Bauchspeicheldrüsenentzündung
(Pankreatitis) und Bauchspeicheldrüsenkrebs (Pankreaskarzinom) bekannt. Meine Idee, mein Wunsch und auch
mein Ziel war es, speziell den Bauchspeicheldrüsenkrebs in
den Mittelpunkt unserer Dienstleistung zu stellen. Zu den
Erkrankungen
der
Bauchspeicheldrüse
zählen
Entzündungen, Operationen, gutartige und bösartige
Tumoren. Ich musste erkennen, dass Betroffene mit einem
bösartigen Tumor in der Bauchspeicheldrüse häufig um ein
Vielfaches mehr an Angst, Sorgen, Behandlungen und
Therapien über sich ergehen lassen müssen und trotzdem
oftmals keine Chance auf Heilung haben. Dabei macht es oft
keinen Unterschied bei den Betroffenen, ob es sich z. B. um
einen neuroendokrinen Tumor (NET) handelt, der oft eine
bessere Prognose, Therapie und Behandlungsmöglichkeit
hat. Die Diagnose Bauchspeicheldrüsenkrebs bedeutet für
Betroffene und deren Angehörige zumeist Angst,
Hoffnungslosigkeit und oftmals begrenzte Lebenszeit.
Betroffene mit Bauchspeicheldrüsenkrebs müssen intensiver, schneller und fachspezifischer betreut werden.
Aufgrund der geringen Fallzahlen und des meist höheren
Lebensalters der betroffenen Menschen ist die Lobby nicht
besonders hoch und Betroffene müssen sich viele
Informationen über Behandlungs- und Therapiemöglichkeiten oft selbst suchen. Resultierend aus meinen eigenen
Erfahrungen und Erlebnissen mit der Erkrankung
(Pankreaskopfresektion) gründete ich im Februar 2006 mit
sieben Mitgliedern den TEB e. V.
WORUM GEHT ES BEI TEB?
Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse, z. B. im Bereich der
chronischen Bauchspeicheldrüsenentzündung oder im
22
Befund Krebs 1/2013
TEB e. V.
stellt sich vor
Sektor der bösartigen Tumore, sind leider sehr ernste
Diagnosen, die einen Patienten meistens unvorbereitet treffen. Dabei wird er zumeist mit den verschiedensten
Fragenstellungen konfrontiert.
• Soll ich mich operieren lassen und wenn ja, wo?
• Kann mir eine Chemotherapie helfen?
• Wo finde ich Spezialisten?
• Wie organisiere ich die komplette Nachsorge?
• Wie sind die Möglichkeiten einer Verrentung?
• Wo finde ich Betroffene, mit denen ich mich austauschen kann?
Man könnte diese Liste beliebig fortführen.
MEIN ZIEL WAR EIN NETZWERK
Abb./Foto: TEB e. V.
TEB e. V. Selbsthilfe
Bundes- und Landesgeschäftsstelle
Tumore und Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse
Ruhrstr. 10/1 · 71636 Ludwigsburg
Öffnungszeiten: Mo.-Do. von 09.00-12.00 Uhr
Tel.: 0 71 41/9 56 36 36 · Fax: 0 71 41/9 56 36 37
E-Mail:[email protected]
www.teb-selbsthilfe.de
Mein Gedanke war damals, ein Netzwerk aufzubauen, das
ineinandergreift. Es bedarf einer spezifischen Beratung
durch kompetente Ansprechpartner, Ärzte und Kliniken aus
allen Fachbereichen und Organisationen, die sich mit dem
Thema Bauchspeicheldrüse besonders auskennen. Betroffene und Angehörige sollten von der Diagnose an einen
Partner an ihrer Seite haben, der sie durch den Dschungel
der Therapie und Behandlungsmöglichkeiten führt. Dazu
führen wir persönliche, telefonische Beratungen und auch
Beratungen mittels Videotelefonie über Skype durch und
haben sehr informative Infomappen als Nachschlagewerk
für Betroffene, Angehörige oder Interessierte erstellt. In den
vielen Regionalgruppen, die in verschieden Regionen und
Bundesländern angesiedelt sind, werden regelmäßig
NEUES AUS DER SELBSTHILFE
Gruppentreffen abgehalten, wobei Betroffene und
Angehörige die Möglichkeit haben, sich mit anderen auszutauschen und eigene Erfahrungen, Fragen und Wünsche
zum Ausdruck zu bringen.
Außerdem bieten wir folgende Leistungen an:
Expertentelefon
Hilfe am Krankenbett
Sprechstunden mit Chefärzten in Kliniken
Workshops,(Befunde lesen, Entspannungsübungen, Kochen für Betroffene, Sport usw.)
Klinikbesuche
Ausflüge
•
•
•
•
•
•
Darüber hinaus führen wir festliche Zusammenkünfte zum
Jahresende oder zu Gruppenjubiläen durch, mit denen wir
das Zusammengehörigkeitsgefühl unserer Mitglieder stärken. Unser jährliches Ärzte- und Patientenseminar und die
verschiedenen Benefizkonzerte sind weitere Höhepunkte
im Programm von TEB e. V. TEB e. V. übernimmt die
Funktion eines Lotsen und bietet den Betroffenen und
deren Angehörigen eine umfassende Beratung und
Betreuung sowie Begleitung während ihrer Erkrankung an.
Betroffene, die uns um Hilfe bitten, bekommen innerhalb
Deutsche Leukämieund Lymphom-Hilfe e. V.
(DLH)
Patientenkongress in Chemnitz
n der aktuellen Ausgabe der DLH-Info berichtet die
Deutsche Leukämie- und Lymphom-Hilfe (DLH) über
den im Juni anstehenden Patientenkongress in Chemnitz.
Der 16. DLH-Patientenkongress wird am Wochenende
8./9. Juni 2013 stattfinden.
I
Das Programm wird derzeit zusammengestellt, es sollen
jedoch wieder zu den einzelnen Leukämie- und LymphomErkrankungen Workshops angeboten werden, in denen
auch aktuelle Behandlungsansätze aufgegriffen werden.
Geplant sind beispielsweise Workshops zu akuten
Leukämien und Hodgkin-Lymphomen, zur CLL, CML und
zum Multiplen Myelom.
Darüber hinaus gibt es ein Sonderprogramm für Menschen,
die eine allogene Stammzelltransplantation erhalten haben.
von 24 Stunden eine Antwort. Zu einer spezifischen
Beratungsstelle gehört auch, dass Ärzte uns mit ihrem
Wissen unterstützen. Zzt. unterstützt uns ein ärztlicher
Beirat, bestehend aus 19 renommierten Ärzten aus verschieden Fachbereichen und Kliniken aus mehreren
Bundesländern, und auch eine staatlich geprüfte
Diätassistentin, Diabetesassistentin nach DDG.
Nur durch die Hilfe des Vorstandes, vieler ehrenamtlicher
Helfer und der Mitarbeiter der Geschäftsstelle können wir
heute Betroffene und Angehörige in dieser Weise, wie wir
es tun, unterstützen. Ja, auch Ärzte und Organisationen profitieren von unserer Arbeit. Die ansteigende Hinwendung
von Betroffenen zu unserem Verband und die Erweiterung
unserer Angebote zeigt dies deutlich.
Nach unserem Selbstverständnis stellt TEB e. V. Selbsthilfe
ein starkes Bindeglied zwischen Betroffenen und ihren
Angehörigen sowie Kliniken, Fachärzten und weiterbehandelnden Hausärzten dar und sorgt dafür, dass kein
Betroffener, der sich an uns wendet, mit seinen Sorgen
allein bleibt.
•
Katharina Stang, Erste Vorsitzende des Vorstandes TEB e. V.
Deutsche Leukämie- & Lymphom-Hilfe e.V.
Thomas-Mann-Str. 40• 53111 Bonn
Tel.: 02 28/33 88 9 200
Fax: 02 28/33 88 9 222
E-Mail: [email protected]
www.leukaemie-hilfe.de
Weitere Schwerpunkte des Kongresses sind komplementäre Behandlungsmethoden, Langzeitfolgen, Fatigue und
Sport sowie rechtlichen Fragen wie Vorsorgevollmacht,
Patientenverfügung und Testament.
Doch nicht nur das Inhaltliche, auch der Austausch untereinander ist wichtig, so die DLH. So wird wieder eine
Kontaktbörse eingerichtet, zudem gibt es eine Gesprächsrunde für Angehörige im Anschluss an die Workshops sowie
eine Abendveranstaltung mit gemütlichem Beisammensein
und einem Rahmenprogramm.
Wer gern das fertiggestellte Programm erhalten möchte, kann
sich an die DLH-Geschäftsstelle wenden. Weitere Informationen gibt es auch unter www.dlh-kongress.de.
•
Befund Krebs 1/2013
23
NEUES AUS DER SELBSTHILFE
Bundesverband
Prostatakrebs Selbsthilfe
e. V. (BPS)
Bundesverband Prostatakrebs Selbsthilfe e. V.
Alte Str. 4 • 30989 Gehrden
Tel.: 0 51 08/92 66 46 • Fax: 0 51 08/92 66 47
Büro Bonn: Tel.: 02 28/3 38 89-500 oder 501
• Fax: 02 28/3 38 89-510
E-Mail: [email protected]
www.prostatakrebs-bps.de
Foto: Yuri Arcurs – Shutterstock
In der Ausgabe 2/2012 des BPS-Magazins nehmen der BPSArbeitskreis „Fortgeschrittener Prostatakrebs“ sowie der BPSVorstand Stellung zum fortgeschrittenen, kastrationsresistenten
Prostatakrebs (KRPK): So könne auch mit dem heutigen Stand
der Medizin nicht verhindert werden, dass rund 12.000
Männer pro Jahr an Prostatakrebs versterben und unter
ihrer Krankheit sowie den Beeinträchtigungen und
Nebenwirkungen, die diese mit sich bringt, leiden müssen.
Risikofaktoren für
die Entstehung von
Prostatakrebs können
u. a. Lebensstil und
Lebensumstände sein,
auch das Alter, genetische
Faktoren sowie Hormone
sind von
Bedeutung.
m
Männer,
die an einem
KRPK leiden, besser
behandeln zu können, sind,
so stellt der BPS fest, weitere Forschung und verstärkte Behandlungsanstrengungen notwendig. Dazu sollten nach Ansicht des BPS bereits heute
die Bestimmung des Rezeptorstatus und die Prüfung der
Chemosensitivität bei der Diagnostik gehören, ebenso wie
festgestellt werden sollte, ob Mikrometastasen vorliegen
oder Tumorzellen zirkulieren.
U
sequenz des KRPK fordert der BPS, dass die neuen
Hormon- bzw. Rezeptor-manipulierenden Medikamente
der Chemotherapie vorgeschaltet werden sollen. Ebenso
soll die Immuntherapie in der Behandlung des fortgeschrittenen Prostatakrebses Eingang finden. Auch sei die
Erforschung weiterer immuntherapeutischer Ansätze
wichtig.
Schließlich, so der BPS, sollten Männer mit KRPK in
einem multidisziplinären Medizinischen Kompetenznetz
behandelt werden, in dem Forschung und Therapie zeitgleich stattfinden. Damit würden die besten
Voraussetzungen geschaffen für die Prüfung und
Optimierung sowohl bekannter Therapien als auch experimenteller Behandlungsmethoden, von Forschung und
Wissenstransfer mit schneller Anwendung in der klinischen
Praxis. Daher sollten Organisation und Arbeit eines
Medizinischen Kompetenznetzes für den fortgeschrittenen,
kastrationsresistenten Prostatakrebs auch ein Förderschwerpunkt für das Bundesministerium für Bildung und
Forschung werden, betont der BPS.
•
Chemosensitivität
Der BPS weist darauf hin, dass daher Forschungsergebnisse des Internationalen Genom-ProstatakrebsProjekts schnell in die klinische Anwendung kommen sollten. Dazu gehören nicht nur die Erkenntnisse aus der
Zytogenetik, molekularen Genetik, über molekulare Marker,
Mutationen, Epigenomik, Micro-RNA, klinisch relevante
Proteine, diagnostische und prognostische Marker, sondern
auch die Entwicklung sowie die Kommerzialisierung
diagnostischer Mittel und Apparaturen. In der Therapie24
Befund Krebs 1/2013
Eine Chemotherapie wirkt nicht bei allen Krebspatienten gleich gut. Es kann unterschiedliche
Gründe dafür geben: Zum einen kann es beispielsweise passieren, dass die Wirkstoffe die Zellen des
Tumors nicht in ausreichender Menge erreichen oder
dass die Wirkstoffe außergewöhnlich schnell wieder
aus dem Gewebe entfernt werden. Zum anderen ist
es u. a. möglich, dass die Zellen eine Resistenz
gegen die Wirkstoffe entwickelt haben.
NEUES AUS DER SELBSTHILFE
Aus der BrustkrebsSelbsthilfe: Susan G.
Komen e. V.
Erstmals macht sich ein Mann beim kombraSeminar in Frankfurt fit für die Selbsthilfe
ass Brustkrebs keine reine Frauenkrankheit ist,
erfahren in Deutschland 500 bis 600 Männer jedes
Jahr neu am eigenen Körper. Wie Peter Jurmeister,
63, der plötzlich einen Knubbel unter der Brustwarze
bemerkte und zum Hautarzt ging. Dieser schickte ihn
damals weiter in die Frauenarztpraxis. Diese schnelle
Reaktion ist eher die Ausnahme. „Männer rechnen einfach
nicht mit Brustkrebs und lassen viel Zeit verstreichen, ehe
sie zum Arzt gehen“ sagt Jurmeister, „das kann Leben
kosten.“ Mit etwa 40 anderen Betroffenen hat er ein
Männer-Netzwerk gegründet (www.brustkrebs-beimmann.de). „Die Chancen stehen recht gut, wenn alle Männer
wissen, dass nicht nur eine kleine Zahl von Risikoträgern
Brustkrebs bekommen kann. Denn wegen des geringen
D
SUSAN G. KOMEN Deutschland e. V.
Verein für die Heilung
von Brustkrebs
Hoffmanns Höfe
Heinrich-Hoffmann-Straße 3
60528 Frankfurt
Tel.: 0 69/67 86 53 80
Fax: 0 69/6 78 65 38 19
Drüsengewebes sind Knoten beim Mann gut zu tasten.“
Beim diesjährigen Kompetenztraining für BrustkrebsAktivistInnen, kombra, hat Jurmeister sich das Rüstzeug
geholt, um anderen Betroffenen besser zur Seite stehen zu
können. Die fünftägige intensive Schulung unter dem Dach
von Komen Deutschland orientiert sich an den neuesten
Erkenntnissen der Brustkrebsforschung, beleuchtet die
sozialrechtliche Situation und sensibilisiert für die
Aussagekraft von Studien. „Ob z. B. die Ergebnisse 1:1 auf
Männer übertragen werden können, steht dahin“, bemerkt
Jurmeister. Eine der Forderungen seines Netzwerkes ist,
dass sich in mindestens einem der 240 zertifizierten
Brustzentren in Deutschland das Know-how für Brustkrebs
beim Mann konzentriert.
•
Aktiver leben
bei Krebs.
Neue Kraft schöpfen mit der Misteltherapie
apie
von Weleda. In allen Krankheitsstadien. Die Misteltherapie
kann Ihr Allgemeinbefinden entscheidendd verbessern,
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b
Beschwerden lindern und Ihnen die Kraft geben, das Leben
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Befund Krebs 1/2013
25
NEUES AUS DER SELBSTHILFE
Selbsthilfegruppen
stellen sich
vor
SHG Gesprächskreis Krebs – Hör zu & mach mit
www.shg-hoerzu-machmit.de
Unsere Erfahrung hat gezeigt, unser Leben kann sich rücksichtslos und
rasant verändern. Wir möchten Ihnen helfen, den individuellen Alltag besser zu
meistern. Dafür bieten wir Ihnen durch Erfahrungsaustausch, Einzelgespräche,
Information, persönliche Kontakte, Aktionen und Unternehmungen gezielte Unterstützung für
ein leichtes Leben. Ob beim Gesprächskreis oder beim Aktiv-Tag: durch den Austausch von
Informationen und Erfahrungen, Fachvorträge oder gemeinsame Unternehmungen kann die
Gruppe und der Betroffene gestärkt werden. Erkennen Sie, was Ihnen Kraft und Hoffnung
schenkt! Verwirklichen Sie Ihre Träume und Ziele mit Lebensmut. Sie sind bei uns jederzeit
herzlich willkommen!
Selbsthilfegruppe Hirntumor – Karlsruhe
www.hirntumor-selbsthilfegruppe-karlsruhe.blogspot.de
Wir sind eine Gruppe von Angehörigen oder selbst Betroffenen aus Karlsruhe sowie aus der
Umgebung. Das Alter der Teilnehmenden sowie die Diagnosen sind breit gefächert. Wir sprechen über Fragen therapeutischer Art, Fragen zu Kliniken und Ärzten, Fragen zu Studien usw.
Aber es kommen auch Leute auf uns zu, die in dieser existentiellen Notlage jemanden zum
Reden suchen; Angehörige, die sich aufgrund der Wesensveränderung des Partners oder eines
Elternteils vor einer unlösbaren Aufgabe sehen. Oder Angehörige, die darunter leiden, dass ihr
Partner oder Familienangehöriger bald versterben wird. Ihnen zu helfen, im Rahmen unserer
Möglichkeiten, ist unser Anliegen. Unsere Erfahrung zeigt, dass es gut tut, wenn man sich mit
anderen Betroffenen austauscht. Deshalb bieten wir an, mit uns Kontakt aufzunehmen.
Selbsthilfegruppe Magenkrebs
www.shg-magenkrebs.de
Wir sind Menschen, die sich mit ihrer Erkrankung und deren Auswirkungen auf ihr Leben –
Magenentfernung oder teilweiser Magenentfernung – auseinandersetzen wollen und offen
darüber sprechen. Wir tauschen uns aus über Erfahrungen, die wir mit Therapien, verschiedenen Behandlungen und verändertem Essverhalten gemacht haben, bieten Hilfestellung für die
Alltagsbewältigung und geben emotionale und psychosoziale Unterstützung. Bei uns bekommen Sie Informationen durch Vorträge von Fachleuten aus verschiedenen Bereichen des
Gesundheitswesens. Wir wollen Mut machen, sich der neuen Lebenssituation zu stellen und
zeigen, dass ein Leben mit einer Krebserkrankung auch lebenswert sein kann.
Online-SHG und regionale SHG zu Schilddrüsenerkrankungen allgemein
www.schilddruese-augsburg.de
Die Selbsthilfegruppe bietet unterschiedliche Aktivitäten an ... und zwar in ganz kleinen
Schritten und in geringem Umfang. Der Sinn liegt darin, dass auch Patienten mit UF,
Einstellungsschwierigkeiten, chronischen SD-Erkrankungen, nach SD-OP zum Aufbautraining
etc. sowie Angehörige von SD-Patienten mitmachen können. Kurze Spaziergänge, Cafébesuche
oder Mini-Stadtbummel sollen dazu dienen, den Betroffenen das Leben ein wenig zu erleichtern, sodass sie den Kopf frei bekommen und wieder Spaß und Freude erleben können, ohne
dabei Normen entsprechen zu müssen und leistungsfähig zu sein. In einer kleinen Gruppierung
kann man sich gegenseitig unterstützen, ausbremsen, wenn einer zu viel von sich erwartet, aber
auch anspornen, seinen eigenen Weg und Rhythmus zu finden.
Hilfe bei Krebs e. V.
www.hilfe-bei-krebs-ev.de
Wir sind ein als gemeinnützig anerkannter Verein und haben es uns zur Aufgabe gemacht,
anderen Krebskranken und deren Angehörigen unsere Erfahrungen und Bewältigungsmöglichkeiten anzubieten und zu vermitteln. Die Selbsthilfegruppe ist ein Teil unseres Angebots. Die
Erkrankung als Herausforderung zu sehen, die Diagnose zu akzeptieren, Hilfe anzunehmen und
sich seinen Ängsten zu stellen, all dies trägt zur Genesung bei. Der Verein feierte 2011 sein 30jähriges Jubiläum und gewann in diesem Jahr auch den Niedersächsischen Krebspreis. Dieser
wurde für das Projekt „Gänseblümchen“ verliehen, bei dem die Mitglieder der Selbsthilfegruppe
Erfahrungsberichte, Bilder und Gedichte, aber auch Ratschläge, medizinische Informationen
und wichtige Tipps bei einer Krebserkrankung verfasst oder gesammelt und in einem Buch veröffentlicht haben.
26
Befund Krebs 1/2013
AKTUELLES
Deutsche Hirntumorhilfe e. V.
Ehrenamtliches Engagement für den guten Zweck
Die Diagnose Hirntumor kann jeden treffen – und in vielen Fällen ist keine Aussicht auf Heilung
dieser seltenen Krankheit gegeben. Die Betroffenen werden mit einer sowohl therapeutisch als
auch psychosozial schwierigen Situation konfrontiert, nicht selten fühlen sie sich hilflos und alleingelassen. Um Patienten und ihre Familien in dieser Lebenslage zu unterstützen, ihnen
Informationen und Orientierung zu geben sowie Hoffnung zu schenken, ist eine zentrale
Anlaufstelle nötig, berichtet die Deutsche Hirntumorhilfe, die diese Funktion nach eigenen
Angaben seit fast 15 Jahren erfüllt.
ine wichtige Funktion für die kontinuierliche Arbeit
der Deutschen Hirntumorhilfe haben dabei Benefizund Spendenaktionen. Zum einen machen sie die
breite Öffentlichkeit auf die Belange von Hirntumorpatienten aufmerksam, zum anderen werden die benötigten Gelder gesammelt, um weitere Projekte für Betroffene
verwirklichen zu können. In den vergangenen Jahren hat die
Zusammenarbeit zwischen der Deutschen Hirntumorhilfe
und privaten Unterstützern zahlreiche Benefizaktionen hervorgebracht und vieles bewegen können. Dabei sind die
Möglichkeiten vielfältig und den Ideen kaum Grenzen
gesetzt. Bislang konnten alle Ideen erfolgreich umgesetzt
werden und die Erlöse zur Realisierung unterschiedlicher
Vorhaben beitragen.
E
Die mit Abstand kontinuierlichste Spendenaktion kommt
aus dem hohen Norden. Bereits seit 2006 entwirft das
Ehepaar Ute und Andreas Ludwig aus Angermünde
(Brandenburg) Kalender, deren Erlös der Deutschen
Hirntumorhilfe zugutekommt. Der Anlass für diese
Benefizaktion liegt viele Jahre zurück, als die Tochter an
einem Hirntumor erkrankte. Nur zu bekannt sind der Familie
seither die Ängste und Sorgen, aber auch das Hoffen der
Betroffenen und Angehörigen. Unterstützung und
Informationen erhielten Ludwigs in der schweren Zeit durch
die Deutsche Hirntumorhilfe. Die alljährliche Kalenderaktion
verstehen sie als Dank für diesen Beistand, verbunden mit
dem Ziel, einen persönlichen Beitrag für die Realisierung der
Ziele der Organisation zu leisten. Auch eine Sensibilisierung
der breiten Öffentlichkeit für das Thema Hirntumor soll
durch das Projekt erreicht werden.
Der Kalender zeigt jedes Jahr 13 beeindruckende Motive
aus Flora und Fauna und ist u. a. in Geschäften, Apotheken
und Arztpraxen in der näheren Umgebung von Angermünde
erhältlich. Weitere Exemplare werden deutschlandweit an
alle Interessierten versandt. „Die Aktion ist nur durch die
Unterstützung von Freunden und Händlern möglich, die
unseren Kalender kostenlos auslegen und verkaufen“, sagt
Ute Ludwig. Wer sich ebenfalls mit einer eigenen
Benefizaktion engagieren möchte, findet in den Mitarbeitern
der Deutschen Hirntumorhilfe Ansprechpartner für die
Verwirklichung seiner Vision. Die Internetseite informiert
unter www.hirntumorhilfe.de/helfen-spenden/benefizaktionen über aktuelle Projekte, stellt Wissenswertes zur
Erkrankung zur Verfügung und ermöglicht Patienten über
ein Forum den Austausch mit anderen Betroffenen.
•
mit AgainLife bei Strahlenbelastung, Antihormon-, Immun- und Chemotherapie.
Befund Krebs 1/2013
27
LEBEN MIT KREBS
Stufentherapie
Foto: Pelfophoto – Shutterstock
gegen Krebsschmerzen
„Werde ich große Schmerzen haben?“ – das ist eine Frage, die
sich viele Krebspatienten zum Zeitpunkt ihrer Diagnose stellen.
Die Angst vor Schmerz kann sehr quälend und eine große
Belastung sein. Schmerzen lassen sich heutzutage jedoch gut
behandeln und viele Menschen mit Krebs leiden selbst bei einer
fortschreitenden Tumorerkrankung nicht übermäßig darunter.
Die Medizin verfügt heutzutage über genaue Erkenntnisse darüber, was bei der Schmerzwahrnehmung passiert und wie psychische und physische Faktoren zusammenwirken, berichtet die
Deutsche Schmerzhilfe.
aher soll, so die Deutsche Schmerzhilfe, eine
Schmerztherapie konsequent vollzogen werden und
beim Patienten eine Spirale aus Angst, Hoffnungslosigkeit und Schmerz verhindern. Aus diesem Grund wenden Ärzte heutzutage eine Stufentherapie nach einem
D
Thoraxzentrum Bezirk Unterfranken
Fachklinik für Pneumologie, Thoraxchirurgie,
Rehabilitation, Schlaf- und Beatmungsmedizin
Michelsberg 1 • 97702 Münnerstadt
Tel.: 0 97 33/62-0 • Fax: 0 97 33/62-37 09
www.tzbu.de • [email protected]
Schema der Weltgesundheitsorganisation (WHO) an: Das
bedeutet, dass die Stärke des Schmerzmittels der des
Schmerzes angepasst wird und sich an dieser ausrichtet.
Dabei gibt es drei Stufen, in die die Schmerzmedikamente
eingeteilt werden, beschreibt die Deutsche Krebsgesellschaft:
Auf der ersten, schwächsten Stufe stehen die Nichtopiode:
Das sind eher schwache Schmerzmittel, die man auch aus
dem Alltag kennt, wie Acetylsalicylsäure, Diclofenac und
Paracetamol. Sie sind laut Krebsgesellschaft bei leichten bis
mittleren Schmerzen die Mittel der Wahl und gut zur Linderung geeignet, z. B. bei Weichteil- und Knochenschmerzen. Die Mittel dieser Stufe wirken an den
Schmerzrezeptoren und haben eine Höchstdosis, schreibt
die Deutsche Krebshilfe im Blauen Ratgeber zu Schmerzen.
Die zweite Stufe bilden die schwach wirkenden Opiode, wie
u. a. Tramadol oder Codein, die dann verabreicht werden,
wenn die Medikamente der Stufe eins nicht mehr gegen die
Schmerzen helfen. Oft ist die Einnahme solcher Schmerzmittel mit der Angst vor Abhängigkeit verbunden. Opiode
führen der Krebsgesellschaft zufolge jedoch nicht zur psychischen Abhängigkeit, wenn sie zur Linderung von Schmerzen eingesetzt werden und nicht als Rauschmittel missbraucht werden. Sie geben ihre Wirkstoffe so ab, dass nur
der Schmerz ausgeschaltet wird, deshalb kommt es i. d. R.
nicht zu Rauschzuständen. Sie können demnach gut über
längere Zeit eingenommen werden. Auch bei ihnen gibt es
laut Krebshilfe eine Höchstdosierung.
Auf Stufe drei stehen schließlich mit den starken Opioiden
Schmerzmittel, die gegen sehr starke Schmerzen wirken,
wie Morphin und Buprenorphin, das z. B. als Tablette unter
28
Befund Krebs 1/2013
LEBEN MIT KREBS
die Zunge gelegt wird und deshalb auch bei Menschen, die
unter Schluckstörungen leiden, verwendet werden kann. Zu
den starken Opioiden zählen auch Hydromorphon und
Oxycodon. Des Weiteren, so die Krebsgesellschaft, könnten
transdermale Pflaster zum Einsatz kommen. Diese haben den
Vorteil, dass sie auch bei Problemen im Magen-Darm-Trakt
sowie bei Schluckstörungen eingesetzt werden können.
Darüber hinaus gibt es innerhalb dieses Stufenschemas
Möglichkeiten zur Kombination und Flexibilität. Die
Krebshilfe betont, dass man bei starken Schmerzen ein
Medikament der dritten Stufe geben und dann bei einer
Linderung zu schwächeren Mitteln greifen kann. Ziel sei
dabei immer eine schnelle Schmerzlinderung mit möglichst
wenigen Nebenwirkungen. Bei der Kombination verschiedener Schmerzmittel muss der Arzt jedoch achtgeben, dass
sich die verschiedenen Wirkstoffe nicht gegenseitig „im
Wege stehen“.
Insgesamt soll mit der Stufentherapie erreicht werden, dass
Krebspatienten nicht von ihren Schmerzen beherrscht werden, sondern Lebensqualität gewinnen, betont die
Deutsche Schmerzhilfe. Dazu ergänzend beitragen können
zudem Physio- aber auch Psychotherapie sowie soziale
Aktivitäten wie Selbsthilfegruppen, denn auch die Seele
spielt bei der richtigen Behandlung von Schmerzen eine
wichtige Rolle.
•
Foto: Nataliiap – Shutterstock
Die richtige Hautpflege
bei der Strahlentherapie
Ein wichtiges Standbein bei der Behandlung von verschiedenen
Krebsarten ist die Strahlentherapie. Menschen mit Krebs, die
bestrahlt werden, sollten darauf achten, ihre Haut richtig zu pflegen.
B
oder Chlorwasser sollte für die
Zeit der Bestrahlung verzichtet werden.
Zum anderen sollte man mechanischen Reizen vorbeugen,
wie beispielsweise Kleidung und Schmuck: Letzteren sollte
Anzeige
Das betrifft zum einen chemische Reize, wie Waschlotionen,
Seifen, Parfums, Deodorants, Cremes etc., die bestrahlte
Krebspatienten meiden sollten. Aber auch auf Nassrasuren
bei Bestrahlungen des Kopfes sowie Schwimmen in Salz-
Befund Krebs 1/2013
29
▲
▲
ei der Strahlentherapie gehen die Ärzte lokal gegen
den Krebs vor: An Ort und Stelle sollen die Strahlen
die Tumorzellen zerstören, z. B. bei Brust- oder
Prostatakrebs. So wie die Therapie auf die einzelne Körperstelle wirkt, können dort jedoch auch Nebenwirkungen auftreten, z. B. Reizungen der Haut. Daher ist es wichtig, dass
Krebspatienten die bestrahlte Körperregion richtig pflegen
und einige Regeln beachten. Angst muss man jedoch nicht
haben: Wie die Deutsche Gesellschaft für Radioonkologie
(DEGRO) in einer Broschüre zur Strahlentherapie informiert,
sind Verbrennungen der Haut selten und kommen nur in
Ausnahmefällen vor. Es kann jedoch zu Rötungen,
Schwellungen oder Sonnenbrand-ähnlichen Symptomen
kommen. Daher ist es wichtig, die Haut nicht zusätzlich zu
reizen, betont der Krebsinformationsdienst des Deutschen
Krebsforschungszentrums.
LEBEN MIT KREBS
man für die Zeit der Strahlentherapie ablegen, außerdem ist
es wichtig, lockere, bequeme und nicht kratzende oder
scheuernde Kleidung zu tragen. Manchmal sollten Frauen
auch einige Zeit auf das Tragen eines BHs verzichten. Auch
Reibung kann einen mechanischen Reiz auslösen – daher
sollten Betroffene nicht mit dem Handtuch über die
Körperstelle rubbeln, sondern diese nur abtupfen. Schließlich gilt es, thermische Reize zu vermeiden: Das sind zum
einen Sonnenbäder, aber auch Kühlkissen, Wärmflaschen
und bei Bestrahlungen des Kopfes auch das Föhnen der
Haare.
Damit auch wirklich die „richtigen“ Körperstellen bestrahlt
werden, werden auf der Haut Markierungen angebracht.
Diese dürfen beim Duschen oder Baden nicht abgewaschen
werden: Wie stark die Haut gewaschen werden kann, muss
individuell mit dem Arzt bzw. Strahlentherapeuten besprochen werden: Möglicherweise darf die entsprechende Stelle
nur mit lauwarmem Wasser benetzt werden. Auch die
direkte Hautpflege sollte mit dem Arzt abgestimmt werden.
So können bestrahlte Körperregionen u. U. mit milden, seifenfreien Produkten gewaschen werden, manchmal dürfen
auch Puder oder milde Lotionen mit rückfettenden
Wirkstoffen zur Hautpflege verwendet werden. Viele
Kliniken halten daher für Patienten, die eine Strahlentherapie erhalten, ein entsprechendes Merkblatt zur
Hautpflege bereit, in dem genau erläutert wird, was erlaubt
ist und was besser vermieden werden sollte.
Hautpflege bei Chemotherapie:
Das Hand-Fuß-Syndrom
Die Hautpflege spielt auch bei der Chemotherapie
eine wichtige Rolle. Eine mögliche Nebenwirkung
einer Chemotherapie ist das Hand-Fuß-Syndrom, bei
dem Hautveränderungen an Händen und Füßen auftreten. Zumeist sind Hände und Füße gerötet und
geschwollen; die Haut kann sich schuppen, z. T. treten offene Wunden auf. Die Symptome können u. U.
sehr schmerzhaft sein.
Bei einem Hand-Fuß-Syndrom sollten mögliche
Auslöser wie intensives Arbeiten mit den Händen
oder langes Laufen, heißes Wasser oder auch chemische Reize wie Waschlotionen, Reiniger oder auch
Kosmetik vermieden werden. Tauchbäder mit kaltem
Wasser oder ein Kühlen von Händen und Füßen hat
positive Wirkung gezeigt. In der symptomatischen
Therapie werden spezielle Cremes angewendet, um
die Symptome eines Hand-Fuß-Syndroms zu reduzieren.
Viele Cremes oder Salben nutzen den Mechanismus,
sich als Schutzfilm über die Haut zu legen.
Wirkstoffhaltige Salben enthalten meist Urea oder
Kortison. Es gibt auch eine Salbe, die beide
Wirkprinzipien vereint und neben einem Schutzfilm
über eine antioxidative Aktivität vor den schädlichen
Substanzen einer Chemotherapie schützt.
•
Fundierte
KrebsRatgeber
im Internet
Wer es sich ersparen möchte, aus der Fülle an Auskünften, die im Internet zu Krebserkrankungen angeboten werden, selbst die relevanten Angebote und Fakten herauszufiltern, der kann hier zu ausgewählten Themen gezielt seriöse und fundierte Informationen abrufen, die besucherfreundlich sowie optisch ansprechend
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30
Befund Krebs 1/2013
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LEBEN MIT KREBS
Onkologische Reha:
Das müssen Krebspatienten wissen
Krebs ist eine Krankheit, die vieles verändert, es herrscht, vor allem in den ersten Wochen nach
der Diagnose, eine Art Ausnahmezustand. Um nach einer Krebserkrankung wieder in den normalen Alltag zurückzukehren, zu arbeiten, für die Familie da zu sein, wie früher seinen Interessen
und Hobbys nachzugehen, soll die onkologische Rehabilitation den Weg ebnen.
Foto: wavebreakmedia – Shutterstock
I. d. R. dauert eine onkologische Reha drei Wochen, sie kann
ambulant oder stationär erfolgen, informiert die Deutsche
Rentenversicherung, die mit den gesetzlichen Krankenkassen Trägerin der Maßnahme ist (bei Privatpatienten
übernehmen manchmal auch die privaten Kassen
die Kosten). Ziel ist es, körperliche und psychische Konsequenzen der Krebserkrankung zu diagnostizieren und zu
behandeln – und dies kann je nach
Krebsart anders aussehen. Bei
Brustkrebspatientinnen steht
beispielsweise oft die Vorbeugung und Behandlung von
Lymphödemen im Vordergrund, am Kehlkopf Operierte
erhalten Sprachschulungen,
bei Prostatakrebspatienten
geht es zumeist um Probleme
mit der Kontinenz und die
Sexualfunktion.
Folgende Bedingungen listet die
Deutsche Rentenversicherung auf,
damit eine onkologische Reha erfolgen
kann: Die Erstbehandlung wie Operation oder
Strahlentherapie muss abgeschlossen sein, eine laufende
chemotherapeutische Behandlung ist dagegen kein
Hinderungsgrund. Die physischen, psychischen, sozialen
sowie beruflichen Belastungen, die durch die Tumorerkrankung entstanden sind, müssen therapierbar sein. Zuletzt
muss der Patient ausreichend belastbar für die RehaMaßnahme sein.
Was das Versicherungskonto angeht, muss eine von drei
Voraussetzungen erfüllt sein, so die Deutsche Rentenversicherung: In den letzten zwei Jahren vor der Antragstellung
wurden Pflichtbeiträge für eine versicherte Beschäftigung
für mindestens sechs Monate eingezahlt oder zum
Zeitpunkt der Antragstellung ist die allgemeine Wartezeit
erfüllt oder innerhalb von zwei Jahren nach einer Ausbildung
32
Befund Krebs 1/2013
wurde eine versicherte oder selbstständige Tätigkeit aufgenommen und bis zur Antragstellung ausgeübt. Auch wer
nach einer Beschäftigungsaufnahme arbeitsunfähig oder
arbeitslos war, erfüllt die Voraussetzung.
Zu beachten ist, dass Personen, für die
die gesetzliche Rentenversicherung
keine onkologische Reha übernehmen kann, beispielsweise
Beamte oder versicherungsfreie Rentner, sich auch an
ihre Krankenkasse wenden
können. I. d. R. klären die
Träger
jedoch
die
Verantwortlichkeit unter
sich. Anträge gibt es bei
der
Deutschen
Rentenversicherung,
in
Auskunftsund
Beratungsstellen,
den
Servicestellen für Rehabilitation, bei den gesetzlichen
Krankenkassen, Versicherungsämtern und den Versichertenberatern. Für
den Antrag braucht man eine ärztliche
Stellungnahme sowie einen aktuellen Befundbericht,
ein Gutachten oder einen Krankenhausbericht, so die
Deutsche Rentenversicherung.
Bei einer stationären Reha müssen i. d. R. 10 Euro pro Tag
(höchstens 42 Kalendertage) zugezahlt werden, dabei werden die Aufenthalte in anderen Kliniken mitgezählt. Bei
Personen mit einem niedrigen Einkommen gibt es jedoch
die Möglichkeit einer Befreiung. Befreit sind ebenfalls Kinder
und Jugendliche unter 18 Jahren. Unter bestimmten
Bedingungen wird Übergangsgeld als Ersatz für den
Einkommensausfall gezahlt; auch Hilfen im Haushalt und bei
der Kinderbetreuung können in einigen Fällen übernommen
werden. Kinder können u. U. auch mit in die RehaEinrichtung genommen werden.
LEBEN MIT KREBS
Wer an einer Reha interessiert ist, kann die Gemeinsamen
Servicestellen für Rehabilitation aufsuchen, die neutral und
kostenlos informieren und zwar über die Angebote aller
Kostenträger. Unter www.reha-servicestellen.de ist es möglich, die nächste Servicestelle zu ermitteln. Die Deutsche
Rentenversicherung hat zudem ein kostenloses Service-
Telefon eingerichtet, unter der Nummer 08 00/10 00 48
00 können sich Interessierte Montag bis Donnerstag von
7.30 bis 19.30 Uhr und freitags von 7.30 bis 15.30 Uhr
informieren.
•
Psychoonkologie: Studie weist auf
starke psychische Belastungen hin
Jeder zweite Krebspatient berichtet über eine hohe psychische Belastung durch die Krankheit. Die
Zahl der Patienten mit psychischen Begleiterkrankungen ist allerdings geringer als bisher angenommen. Das ist das Ergebnis der nach Angaben der Uniklinik Hamburg-Eppendorf weltweit
größten Studie zu psychosozialen Belastungen und Störungen, die von dieser durchgeführt
wurde. Ihre Ergebnisse wurden kürzlich bei der Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für
Psychoonkologie (PSO) vorgestellt.
eutschlandweit wurden mehr als 4.000 KrebsPatienten in der Studie durchschnittlich 58 Jahre alt, 51 %
patienten zu ihren psychischen Belastungen befragt,
von ihnen waren Frauen. Bei den psychischen Erkranmehr als 2.000 Patienten stellten sich für ein
kungen kamen häufig Angst- und sog. affektive
klinisches Interview zur Verfügung. „Nicht nur die
Störungen vor. Rund 52 % der StudienPsychomit der Erkrankung einhergehenden starken
teilnehmer zeigten sich psychisch belastet
onkologie
körperlichen Einschränkungen, auch die
und litten vor allem unter Stress, Ängstlichunterstützt u. a. bei
Auswirkungen der Krankheit auf die eigene
keit und Depressivität. Des Weiteren zeigder Neuorientierung
Rolle in der Familie, im Beruf und im Alltag
te die Untersuchung, dass bei den Patienim
Leben
mit
oder
führen zu psychischen Belastungen“, sagt
ten ein Bedürfnis nach psychosozialen
nach einer
Dipl.-Psych. Prof. Dr. Martin Härter. „Unsere
Unterstützungsangeboten besteht, auch
Studie hat gezeigt, dass zwar bei der Hälfte
die Akzeptanz von solchen Angeboten war
Krebserkranaller Patienten psychische Belastungen auftreten,
groß.
Rund ein Drittel der Patienten wünschkung.
weit weniger aber weisen psychische Erkrankungen
te sich demnach aktiv Unterstützung, etwas
auf.“ Unterschätzt werde häufig die Belastung durch die
weniger als zwei Drittel würde diese auch in Anspruch
oft langwierigen und kostenaufwendigen Krebstherapien,
nehmen, wenn sie angeboten würde, so PSO und dapo.
die ambulant fortgeführt werden. Diese hätten oft einen
sozialen Einbruch in den Familien zur Folge.
Bei der PSO-Jahrestagung stand auch das Thema Kinder als
Angehörige von Krebspatienten im Fokus. Schätzungsweise
Eine adäquate psychoonkologische Versorgung erreiche
200.000 Kinder und Jugendliche erleben in Deutschland
jedoch häufig nur die Mittelschicht. Die Sorge ums Geld und
jährlich, dass Vater oder Mutter an Krebs erkranken. Und
die Angst vor dem sozialen Abstieg belasten Krebspatienten
während es für die Eltern krebskranker Kinder ein umfasund ihre Angehörigen oft genauso wie die Erkrankung
sendes Unterstützungsangebot gibt, herrsche umgekehrt
selbst. „Wir müssen ein stärkeres Bewusstsein für diese
oftmals Sprachlosigkeit, sagt Kinderpsychiater Prof. Dr.
Problematik schaffen“, erklärt Dipl.-Psych. Prof. Dr. Frank
Georg Romer: „Die Eltern sind verunsichert, was sie ihren
Schulz-Kindermann, Leiter einer Spezialambulanz für
Kindern zumuten können, die Kinder ihrerseits spüren, dass
Psychoonkologie: „Vielen ist bewusst, dass bei der
etwas nicht in Ordnung ist, und können von den vielfachen
Versorgungsgerechtigkeit nachgearbeitet werden muss.“
Belastungen durch die Krankheit nicht abgeschirmt werden.“ Hier besteht also ein besonderer psychosozialer
Wie PSO und die Deutsche Arbeitsgemeinschaft für psyUnterstützungsbedarf.
chosoziale Onkologie (dapo) berichteten, waren die
D
•
Befund Krebs 1/2013
33
TIPPS & TERMINE
Termine & Veranstaltungen
2. April 2013, Berlin
Vortrag: Onko-Forum: „Wieder ich sein
– Brustrekonstruktion nach Brustkrebs“
Film und Expertenrat
Referentin: Dr. Susan Fenner, Fachärztin
für Plastische Chirurgie
Ort: Konferenzraum neben dem
Brustzentrum (Haus 5.3), DRK Kliniken
Berlin-Köpenick
Salvador-Allende-Str. 2-8
12559 Berlin
Zeit: 17-18.30 Uhr
Referentin: Sylvia Broeckmann,
Dipl.-Psych.
Ort: Akademie für Palliativmedizin
Juliuspromenade 19
97008 Würzburg
Zeit: 19 Uhr
Kosten: 4 Euro
Veranstalter: Psychosoziale
Krebsberatungsstelle Würzburg der
Bayerischen Krebsgesellschaft e. V.
Ludwigstr. 22/II, 97070 Würzburg
Tel.: 09 31/28 06-50
Fax 09 31/28 06-70
17.-19. April 2013, Köln
Seminar: Lebensfreude wecken,
Kraftquellen entdecken. Kreistänze und
ihre Bedeutung vom Neubeginn
Ort: Dr. Mildred Scheel Akademie für
Forschung und Bildung
Kerpener Str. 62
50924 Köln
25. April 2013, Stuttgart
Vortrag: Leben mit Krebs: Krebs und
Vererbung – wann ist Wissen sinnvoll?
Referentin: Dr. Sonja Martin, Abteilung für
Hämatologie, Onkologie und
Palliativmedizin
Ort: Robert-Bosch-Krankenhaus
Hörsaal EG
Auerbachstr. 110
70376 Stuttgart
Kontakt: Tel.: 02 21/9 44 04 90
E-Mail: [email protected]
Kosten: 130 Euro
Waldpiraten-Camp. Seminar für junge
erwachsene Krebspatienten (mit oder
nach einer Krebserkrankung), ihre
Partner, Freunde und Geschwister.
Anmeldung und Kontakt:
DLFH-Dachverband
Elke Frackenpohl
Tel.: 02 28/6 88 46-14
E-Mail: [email protected]
Mindestalter: 18 Jahre
Kosten: 30 Euro
27. April 2013, Potsdam
Kongress: PATIENTEN KONGRESS des
Patientenbeirats der Deutschen
Krebshilfe
Ort: Universität Potsdam,
Campus Griebnitzsee
August-Bebel-Str. 89
14482 Potsdam
Kontakt: [email protected]
Kosten: Eintritt frei
Zeit: 19 Uhr
19. April 2013, Würzburg
Vortrag: Zwei Seiten einer Medaille?
Wenn Patienten und Angehörige die
Situation unterschiedlich einschätzen.
26.-28. April 2013, Heidelberg
Seminar: Junge-Leute-Seminar im
Weitere wichtige Adressen
Deutsche Krebsgesellschaft
e. V. (DKG)
Kuno-Fischer-Str. 8
14057 Berlin
Tel.: 0 30/3 22 93 29 0
E-Mail: [email protected]
www.krebsgesellschaft.de
Tel.: 02 28/7 29 90-95
E-Mail: [email protected]
www.krebshilfe.de
BleibGesund –
Kampf dem Krebs e. V.
Augustenburger Platz 1
13353 Berlin
Informationshotline:
Tel.: 0 30/4 50 55 71 12
Di, Do: 18-20 Uhr
E-Mail: [email protected]
www.brustkrebs.net
INKA – Informationsnetz
für Krebspatienten und
Angehörige e. V.
Theodor Springmann Stiftung
Nationale Kontakt- und
Patienteninformationsstelle
Informationsstelle zur Anregung Reuchlinstr. 10-11, 10553 Berlin
und Unterstützung von
Deutsche Gesellschaft
Tel.: 0 30/44 02 40 79
Selbsthilfegruppen (NAKOS)
E-Mail: [email protected] für Hämatologie und
Wilmersdorfer Str. 39
Onkologie e. V.
www.inkanet.de
10629 Berlin
Berolinahaus
Deutsche Gesellschaft
Tel.: 0 30/31 01 89 60
Alexanderplatz 1, 10178 Berlin
Di, Mi, Fr: 10-14 Uhr, Do: 14-17 Uhr für Senologie e. V.
Tel.: 0 30/27 87 60 89-0
Geschäftsstelle
E-Mail: [email protected]
Fax: 0 30/27 87 60 89-18
Hausvogteiplatz 12
www.nakos.de
E-Mail: [email protected]
10117 Berlin
www.dgho.de
Deutsche Krebshilfe e. V.
Tel.: 0 30/5 14 88 33 45
Buschstr. 32
Fax: 0 30/51 48 83 44
Bundesarbeitsgemeinschaft
53113 Bonn
E-Mail: [email protected]
Selbsthilfe e. V. (BAG
www.senologie.org
Tel.: 02 28/7 29 90-0
SELBSTHILFE)
Informationsdienst:
Kirchfeldstr. 149
34
Befund Krebs 1/2013
40215 Düsseldorf
Tel.: 02 11/3 10 06-0
Fax: 02 11/3 10 06-48
E-Mail: [email protected]
www.bag-selbsthilfe.de
Tumore und Erkrankungen der
Bauchspeicheldrüse
TEB e. V. Selbsthilfe, Bundesund Landesgeschäftsstelle
Ruhrstr. 10/1
71636 Ludwigsburg
Tel.: 0 71 41/9 56 36 36
E-Mail:
[email protected]
www.teb-selbsthilfe.de
Wissenschaftlicher Beirat
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Dr. med. A. Arnold, Universität Greifswald
Prof. Dr. med. W. Bader, Zentrum für Frauenheilkunde und Geburtshilfe
Klinikum Bielefeld Mitte
Prof. Dr. med. J. Barth, Rehabilitationsklinik Nordfriesland, St. Peter-Ording
Prof. Dr. med. H. H. Bartsch, Klinik für Tumorbiologie, Freiburg
Prof. Dr. med. J. Beuth, Universität zu Köln, Institut zur wissenschaftlichen
Evaluation naturheilkundlicher Verfahren
Prof. Dr. med. M. W. Büchler, Universitätsklinikum Heidelberg
Prof. Dr. T. M. Buzug, Universität zu Lübeck, Institut für Medizintechnik
Prof. Dr. med. G. Germann, Universität Heidelberg
Prof. Dr. med. W. Hiddemann, Klinikum der Universität München-Grosshadern
Prof. Dr. med. M. Jünger, Universität Greifswald
Prof. Dr. med. R. Klapdor, Hamburg
Prof. Dr. med. H. Menke, Klinikum Offenbach
Dr. med. H. Müller, Würzburg
Priv.-Doz. Dr. med. M. Niewald, Universitätskliniken des Saarlandes
Dr. med. M. Pechoel, Klinik für Urologie der Ernst-Moritz-Arndt-Universität Greifswald
Prof. Dr. med. P. Prohm, Koloproktologische Klinik der Kliniken St. Antonius, Wuppertal
Prof. Dr. med. M. Pross, Darmzentrum Treptow-Köpenick
Prof. Dr. med. T. Rabenstein, Diakonissen-Stiftungs-Krankenhaus/Darmzentrum, Speyer
Prof. Dr. med. U. Rebmann, Diakonissenkrankenhaus Dessau
Prof. Dr. med. O. Rick, Klinik Reinhardshöhe, Bad Wildungen
Priv.-Doz. Dr. med. J. U. Rüffer, Deutsche Fatigue Gesellschaft, Köln
Prof. Dr. med. M. Rummel, Universitätsklinikum Gießen
Prof. Dr. med. B. Schmalfeldt, Frauenklinik und Poliklinik der TU München
Prof. Dr. med. P. Schmid, University of Sussex
Prof. Dr. med. E. H. Schmidt, Brustzentrum im DIAKO Bremen
Prof. Dr. med. C. Stremmel, Schwarzwald-Baar Klinikum, Donaueschingen
Prof. Dr. med. M. Heinrich Seegenschmiedt, Strahlenzentrum Hamburg
Prof. Dr. med. E. Thiel, Freie Universität Berlin
Prof. Dr. med. M. Thomas, Thoraxklinik am Universitätsklinikum Heidelberg
Prof. Dr. med. J. Trojan, Universitätsklinikum Frankfurt
Prof. Dr. med. C. Unger, Zentrum für Krebsmedizin, Freiburg
Prof. Dr. med. W. Wiest, Katholisches Klinikum Mainz
Prof. Dr. med. N. Willich, Universitätsklinikum Münster
Prof. Dr. med. F. Willig, Leimen
Prof. Dr. med. B. Wörmann, Städtisches Klinikum Braunschweig
Prof. Dr. med. A. R. Zander, Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf
Prof. Dr. med. A. Zielke, Klinikum Offenbach
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