Die Polnische Exilregierung in London

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Die Polnische Exilregierung in London
Berner Forschungen zur Neuesten
Allgemeinen und Schweizer Geschichte
Herausgegeben von
Marina Cattaruzza, Stig Förster,
Christian Pfister, Brigitte Studer
Band 2
Marianne Gyger
Im Spannungsfeld zwischen Grossmächten
und Untergrundbewegung:
Die Polnische Exilregierung in London
während des Zweiten Weltkrieges
BEMÜHUNGEN DER POLNISCHEN
EXILREGIERUNG UM DIE ERHALTUNG
DEMOKRATISCHER STRUKTUREN IM NACHKRIEGSPOLEN. VOM ABBRUCH POLNISCH-SOWJETISCHER
BEZIEHUNGEN IM SOMMER 1943 BIS ZU DEN
FOLGEN DER JALTAKONFERENZ 1945
Verlag Traugott Bautz
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet
über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Verlag Traugott Bautz GmbH 99734 Nordhausen 2004
ISBN 978-3-88309-244-7
VORWORT
Der polnische Schriftsteller Czeslaw Milosz (1911-2004) betonte
1981 anlässlich seiner Nobelpreisrede: „Those who are alive receive a
mandate from those who are silent forever. They can fulfil their duties
only by trying to reconstruct precisely things as they were and
wrestling the past from fictions and legends.“ Diesem Anspruch
Miloszs versucht vorliegende Studie, soweit es im Rahmen einer
Lizentiatsarbeit möglich war und es sprachliche Hindernisse
zugelassen haben, gerecht zu werden. Fünfzehn Jahre nach dem Fall
der Berliner Mauer und mit der Osterweiterung der Europäischen
Union im Mai 2004 ist es kaum noch vorstellbar, dass Europa fast ein
halbes Jahrhundert durch den Eisernen Vorhang getrennt war. Diese
Arbeit will ihren Teil dazu beitragen, aufzuzeigen und zu erinnern, wie
es zur Teilung unseres Kontinentes in Ost und West kommen konnte.
Die Studie ist eine leicht abgeänderte Version der
Lizentiatsarbeit, die ich im Sommer 2003 bei Frau Professor Dr.
Marina Cattaruzza im Historischen Institut in Bern eingereicht habe.
Zu danken habe ich vorab Frau Professor Dr. Marina Cattaruzza
für die umfassende Betreuung und Unterstützung sowie ihren
Assistenten vom Historischen Institut in Bern, allen voran Lic. Phil.
Leyla Gül. Ein besonderer Dank gebührt Herrn Dr. Andrzej Suchcitz
und den Mitarbeitern vom Polish Institute and Sikorski Museum für
ihre Hilfe bei der Recherche von Dokumenten. Weiter danke ich Lic.
Phil. Christian Sonderegger, dass er sich viel Zeit für konstruktive
Kritik und das Redigieren der Arbeit genommen hat und Rainer Graf
für das Korrekturlesen.
Mein Studium und diese Arbeit wären ohne die moralische
Unterstützung meiner Eltern, Ursula und Edwin Gyger, und meinem
Bruder Martin nicht möglich gewesen. Ein riesiges Dankeschön an
Eliyahu Yifrach und Yitzhak Yitzhak und an all meine früheren
Mitarbeiter für ihre Geduld und Aufmunterungen. Unendlich glücklich
bin ich über meine „Bernerfamilie“: Merci vielmal Helena, Ingrid,
Kerstin, Nicolas und Petra. Nicht zuletzt danke ich Bine, Ruthli und
Rahim herzlich, dass sie, seit ich sie kenne, für mich da sind.
Brüssel, im November 2004
Marianne Gyger
5
INHALTSVERZEICHNIS
1.
EINLEITUNG
8
1.1
THEMA
8
1.2
FRAGESTELLUNG UND METHODE
1.3
QUELLEN
12
1.4
FORSCHUNGSSTAND
13
2.
HISTORISCHER ÜBERBLICK: VOM KRIEGSAUSBRUCH BIS „KATYN” 17
9
2.1
DIE VIERTE TEILUNG POLENS
17
2.2
DIE POLNISCHE EXILREGIERUNG
20
2.3
DIE OPERATION BARBAROSSA
23
2.4
DIE ATLANTIKCHARTA
24
2.5
DER POLNISCH-SOWJETISCHE VERTRAG
25
2.6
EINE POLNISCHE ARMEE UND EINE WOHLFAHRTSORGANISATION AUF SOWJETISCHEM BODEN
27
2.7
DIE VERSCHLECHTERUNG DER POLNISCH-SOWJETISCHEN BEZIEHUNGEN
2.8
EXKURS: DIE
CURZON-LINIE
2.9
DER ABBRUCH DER POLNISCH-SOWJETISCHEN BEZIEHUNGEN – „KATYN“
33
3.
BRITISCH - POLNISCHE DIPLOMATIE VON „KATYN“ BIS „JALTA“
36
POLNISCHE
OSTGRENZE
UND SOWJETISCHE
FORDERUNGEN
29
NACH DER
31
3.1
DIE REGIERUNG VON STANISLAW MIKOLAJCZYK
37
3.2
DIE VORBEREITUNGEN ZUR AUSSENMINISTERKONFERENZ IN MOSKAU
39
3.3
DIE AUSSENMINISTERKONFERENZ IN MOSKAU
42
3.4
DIE KONFERENZ VON TEHERAN
44
3.5
DIE KONTROVERSEN UM DIE AKZEPTANZ DER CURZON-LINIE
49
3.6
DIE POLNISCHE FRAGE ALS BELASTUNG FÜR DAS BRITISCH-SOWJETISCHE VERHÄLTNIS 56
3.7
MIKOLAJCZYKS BESUCH IN WASHINGTON IM JUNI 1944
58
3.8
DIE EINSETZUNG DES LUBLINER KOMITEES
61
3.9
MIKOLAJCZYKS ERSTE REISE NACH MOSKAU
62
3.10 DIE EXILREGIERUNG WÄHREND DES WARSCHAUER AUFSTANDES
65
3.11 DIE ZWEITE MOSKAUER KONFERENZ VOM 9. BIS 18. OKTOBER 1944
68
3.12 DIE REAKTIONEN AUF DIE MOSKAUER GESPRÄCHE
73
3.13 DIE REGIERUNG VON TOMASZ ARCISZEWSKI
76
4.
DER POLNISCHE UNTERGRUND
82
4.1
DIE ABGRENZUNG DES „LONDONER LAGERS“ ZUM KOMMUNISTISCHEN WIDERSTAND
82
4.2 DER POLNISCHE UNTERGRUNDSTAAT
4.2.1 Die Struktur des Untergrundstaates
84
87
4.2.2 Der Ausbau des Untergrundstaates
4.2.3 Die Parteien in Polen
4.2.4 Differenzen zwischen der Exilregierung und dem polnischen Untergrundstaat
4.2.5 Mikolajczyks Konzessionsbereitschaft und seine Demission
4.3 DIE WIDERSTANDSBEWEGUNG - ARMIA KRAJOWA (AK)
4.3.1 Der Aufbau der Heimatarmee
4.3.2 Die Aufstandspläne der Heimatarmee
4.3.3 Die Operation „Burza“ (Sturm)
4.3.4 Der Warschauer Aufstand
4.3.5 Die Auflösung der Heimatarmee
4.4 KOMMUNISTISCHE STRUKTUREN IN POLEN
4.4.1 „Polnischer Kommunismus“
4.4.2 Der Aufbau kommunistischer Parteiorganisation
4.4.3 Das Polnische Komitee der Nationalen Befreiung
4.4.4 Die Provisorische Regierung
4.5 MITTEL ZUR INKRAFTSETZUNG DES KOMMUNISMUS IN POLEN
4.5.1 Aufbau eines neuen Verwaltungssystems, Verstaatlichung und Bodenreform
4.5.2 Die Bestimmungen über die polnische Staatsbürgerschaft
4.5.3 Die Konstitution kommunistischer Organisationen
4.5.4 Propaganda und Presse während des polnisch-sowjetischen Disputs
88
91
96
100
101
101
103
106
110
115
117
117
118
123
125
125
125
128
130
133
5.
DIE KONFERENZ VON JALTA
140
5.1
DIE VERHANDLUNGEN
140
5.2
DIE POSITIONEN
147
5.3
DAS SCHLUSSKOMMUNIQUE
151
5.4
DAS NACHSPIEL ZU JALTA
155
6.
ZUSAMMENFASSUNG
160
7.
ANHANG
166
DER EINZELNEN KONFERENZTEILNEHMER
7.1
PERSONENREGISTER
166
7.2
DIE MINISTER IM KABINETT VON STANISLAW MIKOLAJCYZK
168
7.3
KARTEN
169
7.4
DOKUMENTE
171
7.5
ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS
178
8.
QUELLEN UND LITERATUR
180
8.1
UNGEDRUCKTE QUELLEN
180
8.2
PUBLIZIERTE QUELLEN UND ERINNERUNGEN
180
8.3
LITERATUR
182
8.4
BIBLIOGRAFIEN
187
8.5
INTERNET
187
7
1.
EINLEITUNG
1.1
THEMA
„The Yalta Declaration was not an act of Western statesmanship
but a Western surrender to Stalin’s peremptory demands. Stalin
obtained satisfaction at the expense of Poland, Britain’s faithful Ally.
Churchill tried to convince the British Parliament, public opinion in
the free World and himself that a satisfactory compromise, which the
Soviet Union would faithfully observe in letter and spirit had been
successfully achieved.
[...] The fact, that Poland, whose soldiers had for five years
fought bravely on land, sea and in the air alongside their British
comrades, and who created the largest underground movement, was
not represented at the Crimea Conference was eloquent proof of how
little she counted to the Western Allies. Half of Poland’s pre-war
territory was handed over to the Soviet Union. Most of the members of
the Soviet sponsored Polish Government were to be Stalin’s
Communist stooges. Safeguards were practically non-existent. Free
parliamentary elections were - it is true - to be held ´as soon as
possible`, but without any Western observers, whose presence,
according to Stalin, would have given offence to Polish self-esteem.
[…] Yalta was a sell-out as far as Poland’s freedom was
concerned.“
Edward Raczynski 1
Die Worte des ehemaligen polnischen Premierministers Edward
Raczynski2 anlässlich des 40-jährigen Gedenkens an die Jaltakonferenz widerspiegeln die Enttäuschung vieler Polen über die
Entscheidungen, die auf dieser Konferenz getroffen wurden.
1
2
8
Szkopiak, Zygmunt C.: The Yalta Agreements. Documents prior to, during and
after the Crimea Conference 1945 published by the Polish Government in Exile,
London 1986:V.
Angaben zu den einzelnen Persönlichkeiten im Anhang 7.1 Personenregister.
Tatsächlich betrafen die Ergebnisse der Konferenz in Jalta - mit
Ausnahme von Deutschland - Polen weit stärker als jede andere
Nation. Unter Zeitdruck trafen dort die Alliierten Beschlüsse, welche
die UdSSR einfach und ohne grosses Aufheben zu ihrem Vorteil
ändern konnte. Zwar hatten sowohl der britische Premierminister
Winston Churchill, als auch der amerikanische Präsident Franklin D.
Roosevelt beste Vorsätze für das künftige Schicksal Polens, dennoch
waren die Konzessionen, welche sie der UdSSR einräumten, letztlich
Wegbereiter für das - von den Westmächten ungewollte kommunistische Polen der Nachkriegszeit.
Die Bedeutung der polnischen Regierung im Exil für die
alliierten Mächte aber war, trotz ihrem breiten Rückhalt in der
polnischen Bevölkerung, lange vor der Konferenz in Jalta
geschwunden: Bereits mit dem Kriegseintritt der Sowjetunion, der
mangelnden Unterstützung und Koordination der westlichen Alliierten
in eine frühe Regelung über die Grenzfragen und der fortschreitenden
Verschlechterung der polnisch-sowjetischen Beziehungen hatte die
Exilregierung an Bedeutung verloren. Auf den Konferenzen von
Moskau und Teheran war über die zukünftige Grenze zwischen der
Sowjetunion und Polen entschieden worden; es hatte sich
abgezeichnet, dass Grossbritannien, das für Polen in den Krieg
gezogen war, nur geringen Einfluss auf die Gestaltung der Zukunft
Ostmitteleuropas haben würde. Das Ergebnis der Konferenz von Jalta
schliesslich war eine überwiegend pro-sowjetische Regierungskoalition in Polen.
1.2
FRAGESTELLUNG UND METHODE
Haben die Briten und die Amerikaner das Schicksal Polens an
der Konferenz von Jalta tatsächlich „ausverkauft“, hat Raczynksi mit
seiner Äusserung Recht, ist zentraler Untersuchungsgegenstand dieser
Arbeit.
Lange vor Jalta zeichnete sich ab, dass die Rote Armee ohne
westliche Hilfe Polen befreien würde. Warum beurteilte die polnische
9
Regierung im Exil nach dem Abbruch ihrer Beziehungen zu der
Sowjetunion im April 1943 die Situation ihres Landes derart falsch,
dass sie dennoch auf Zugeständnisse und uneingeschränkte
Unterstützung der westlichen Alliierten hoffte und selbst nicht Willens
war, der UdSSR Konzessionen einzugestehen? Blieben aber dem
polnischen Premierminister Stanislaw Mikolajczyk während seiner
Regierungsperiode zwischen dem Sommer 1943 und Ende November
1944 und seinem Nachfolger Tomasz Arciszewski überhaupt
Handlungsspielräume offen?
Nach den Prinzipien, welche die Westmächte in der
Atlantikcharta 1941 festgelegt hatten, sollten Grenzregelungen, wie
auch Pläne für eine Nachkriegsordnung, erst auf der Friedenskonferenz
geregelt werden. Die polnische Frage als erstrangige Belastung
interalliierter Beziehungen wog mit Fortschreiten des Krieges jedoch
immer schwerer, so dass Churchill auf der Konferenz von Teheran im
November 1943 von diesem Kurs abwich und versuchte, die alliierte
Koalition durch Saturierung der sowjetischen Forderungen nach der
Verschiebung der polnischen Ostgrenze in den Westen zu erhalten. Für
ein unabhängiges Polen in der Nachkriegszeit, so war Churchill der
Meinung, sollten die Polen Grenzverschiebungen in Kauf nehmen
können. Somit koppelten die Briten die Frage über die zukünftige
Regierung Polens eng an die Frage der polnischen Ostgrenze und
übten dementsprechend ab Ende 1943 Druck auf die polnische
Exilregierung aus, die Forderungen der UdSSR zu akzeptieren und als
Basis für Verhandlungen zu benutzen. Jedoch standen für Churchill,
wie auch für Roosevelt, in ihrer Polenpolitik stets die Beziehungen zur
Sowjetunion im Vordergrund. Deshalb drängte Churchill Stanislaw
Mikolajczyk, den Premierminister der Exilregierung, eine Einigung
mit Stalin in den Grenz- und Regierungsfragen um fast jeden Preis zu
finden.
Den Interessen der Exilregierung standen aber nicht nur jene der
Briten und Amerikaner gegenüber, sondern auch jene ihrer
Organisationen im Land. Der Einfluss der Untergrundparteien auf das
Koalitionskabinett, deren Stärke und Unnachgiebigkeit schränkten
Mikolajczyks Handlungsspielraum weiter ein. Gerade in der heiklen
Frage hinsichtlich der Abtrennung der Ostgebiete musste der polnische
Premierminister Rücksicht auf sein Kabinett und die Meinung des
10
Untergrunds nehmen. Welche Bedeutung der zivile Untergrund und
der militärische Widerstand im Heimatland auf die Regierungstätigkeit
der polnischen Politiker im Exil hatten, soll deshalb in einem weiteren
Schritt aufgezeigt werden.
Über die Frage der künftigen Westgrenze indessen hatte die
polnische Exilregierung bereits 1940 den Briten und Amerikanern ein
erstes Memorandum mit ihren Forderungen nach deutschem
Territorium und damit verbunden der Aussiedlung der dort ansässigen
deutschen Bevölkerung überreicht und diese mit dem Anspruch auf
Kriegsentschädigung begründet. Weder die Exilregierung noch der
londontreue Untergrund aber betrachteten die Frage der Grenzen mit
Deutschland als Kompensation für einen eventuellen Verlust im Osten.
Unumstritten ist die Tatsache, dass die Exilregierung breite
Unterstützung innerhalb Polens genoss. Die kommunistische Partei in
Polen war bis zum deutschen Überfall auf die Sowjetunion 1941
praktisch nicht existent, erst ab 1942 formierten sich polnische
kommunistische Organisationen in der UdSSR und in Polen. Diese
blieben aber bis 1945 ohne breite Basis. Die Frage muss daher
untersucht werden, wie Stalin aus dieser Situation heraus die
Kommunisten in Polen in dem Masse aufbauen konnte, dass sie 1945
in der Lage waren, die Macht zu übernehmen.
Um die oben erwähnten Aspekte zu beleuchten und sie in einen
allgemeinen Kontext zu stellen, werde ich in einem ersten Teil einen
allgemeinen historischen Überblick über die Beziehungen zwischen
der exilpolnischen Regierung, Grossbritannien und der Sowjetunion
geben. Nur die wichtigsten Ereignisse während der Zeitspanne vom
Einmarsch der deutschen Wehrmacht in Polen 1939 bis hin zum
Abbruch der polnisch-sowjetischen Beziehungen im Sommer 1943
werden dabei erläutert, detaillierter werde ich in einem zweiten Schritt
auf die Geschehnisse und Verhandlungen seit dem Regierungsantritt
von Stansilaw Mikolajczyk am 14. Juli 1943 bis zum Beginn der
Jaltakonferenz am 4. Februar 1945 eingehen.
In einem weiteren Abschnitt werde ich mich mit den Strukturen
in Polen während des Krieges auseinandersetzen: Dazu gehört zu
einem grössten Teil Ursprung, Aufbau und Entwicklung der
11
exilpolnischen Untergrund-Administration mit ihrem Hauptzweig, der
Armia Krajowa „Heimatarmee“ und ihrer Beziehungen zur
Exilregierung. Ziel ist es, die Entscheidungsträger in der Untergrundbewegung aufzuzeigen und die Machtstrukturen innerhalb des Landes
zu erläutern.
Von Bedeutung aber ist auch die Errichtung kommunistischer
Strukturen in Polen, vornehmlich geleitet durch die Sowjetunion.
Verschiedene Aspekte, wie die Verwaltungs-, Boden- und Wirtschaftsreform in Polen, die Frage um die polnische Staatsbürgerschaft, der
Aufbau neuer kommunistischer Organisationen und deren Propaganda
sollen die systematische Infiltration der von der breiten Masse
getragenen,
londontreuen
Untergrundbewegung
durch
die
Kommunisten aufzeigen.
Abschliessend werde ich die Konferenz von Jalta und ihre
Folgen für Polen betrachten. Ihr Ablauf soll näher beleuchtet werden
und die Interessen der einzelnen Protagonisten, Churchill, Roosevelt
und Stalin werden zusammengefasst. Als Ausblick wurden die
Konsequenzen der Jaltakonferenz beschrieben, um darzustellen, wie
die Sowjetunion die londontreue Untergrundbewegung auflöste und
warum die britischen und amerikanischen Mächte am 5. Juli 1945 die in erster Linie kommunistische - „Regierung der Nationalen Einheit“
anerkannten.
Anzumerken ist zudem, dass ich zur Vereinfachung auf die
Verwendung polnischer Schriftzeichen verzichtet habe.
1.3
QUELLEN
Zur Untersuchung der Fragestellungen stütze ich mich in erster
Linie auf die veröffentlichte Dokumentensammlung vom Polish
Institute and Sikorski Museum „Documents on Polish-Soviet Relations
1939-1945“ [Abk: documents] und das in Englisch vorhandene
Archivmaterial des Präsidiums des Ministerrates „Prezydium Rady
Ministrow“ [Abk: PRM] aus dem Polish Institute and Sikorski
Museum in London.
12
Von Bedeutung waren aber auch die Transkriptionen und
Kommentare zu den Konferenzen von Moskau, Teheran und Jalta und
die Dokumentensammlungen aus den Briefwechseln zwischen Stalin,
Churchill und Roosevelt. Des weiteren habe ich Quellen aus den
„Foreign Relations of United States“ [Abk: FRUS] und des
Ministeriums für Auswärtige Angelegenheiten der UdSSR
hinzugezogen. Sehr hilfreich waren die beiden Quellensammlungen
von Antony Polonsky „The Great Powers and the Polish Question
1941-45. A Documentary Study in Cold War Origins“ über die
wichtigsten Quellen der diplomatischen Beziehungen der Grossen
Mächte bis zur Jaltakonferenz und „The beginnings of Communist
Rule in Poland December 1943 - June 1945“ über den Aufbau der
kommunistischen Strukturen in Polen. Die Quellensammlung von
Zygmunt Szkopiak „The Yalta Agreements. Documents prior to,
during and after the Crimea Conference 1945“, welche Ausschnitte aus
verschiedensten Dokumenten über die Jaltakonferenz vereint, war
ebenfalls eine wichtige Stütze.
Zu den Quellen gehören überdies Memoiren verschiedener
zeitgenössischer Politiker, wie Stanislaw Mikolajczyk, Edward
Raczynski, Stanislaw Kot, Tadeusz Bor-Komorowski, welche der
Exilregierung oder dem Widerstand angehörten, auf alliierter Seite die
von Winston Churchill, Anthony Eden und Averell W. Harriman.
1.4
FORSCHUNGSSTAND
Monografien über die Exilregierung in London oder den
Untergrundstaat in Polen existieren nur wenige: Umfangreich ist das
Werk von Keith Sword, Norman Davies und Jan Ciechanowski: „The
formation of the Polish Community in Great Britain 1939-1950“, in
welchem die Autoren nach dem Ursprung der polnischen Gemeinschaft in Grossbritannien suchen. Unter anderem werden in dem Werk
auch die politischen Probleme der Exilregierung während des Krieges
angesprochen.
Zwar wurden die Jahre der Exilregierung unter General Sikorski
in der historischen Forschung bereits untersucht, doch fehlt eine
Gesamtstudie über die Handlungsabläufe der Exilregierung und ihrem
13
Zusammenspiel mit dem Untergrund und den alliierten Mächten von
deren Konstitution bis zum Kriegsende. Einzeldarstellungen über die
Parteien und ihren Entscheidungsfindungsprozess während der
Kriegszeit sind bisher nicht in eine westeuropäische Sprache übersetzt
worden. Auch Monografien über Verhandlungen innerhalb der
polnischen Exilregierung sind in westlichen Sprachen, soweit mir
zugänglich, nicht auffindbar.
Mit Sicherheit erwähnenswert ist Detlef Brandes Werk
„Grossbritannien und seine osteuropäischen Alliierten 1939-1943“, in
welchem er Föderationspläne der Briten, wie auch der Exilregierungen
Polens, der Tschechoslowakei und Jugoslawiens vom Kriegsausbruch
bis hin zu der Konferenz von Teheran diskutiert. Er geht darin von der
Annahme aus, dass alle drei Exilregierungen als eigenständige Akteure
zwischen den Grossmächten und den Widerstandsbewegung agierten
und ihr Handlungsspielraum somit bis zur Konferenz von Teheran
1943 grösser war, als die Ergebnisse dieser Konferenz vermuten
liessen. Der Autor stellt die Hypothese auf, dass es den emigrierten
Politikern schwergefallen ist, sich von Traditionen zu lösen und
Antworten auf alte und neue Probleme zu finden. Für seine
Untersuchung über die polnische Exilregierung sah Detlef Brandes in
erster Linie verschiedenste Bestände des Polish Institute and Sikorski
Museum und diese der amerikanischen Hoover Institution durch.
Die Studie „Allied Wartime Diplomacy. A pattern in Poland“
von Edward J. Rozek gibt äusserst interessante Einblicke in die
diplomatischen
Beziehungen
zwischen
der
Exilregierung,
Grossbritannien, den USA und der Sowjetunion. Für seine Studie zog
Rozek offizielle polnische Dokumente hinzu und stellte die These auf,
dass die britischen Pläne während des Zweiten Weltkrieges in erster
Linie vorsahen, den Einfluss in Osteuropa der Sowjetunion zu
überlassen und selbst Einfluss in Westeuropa auszuüben, während die
Amerikaner mit relativ geringem Interesse diesen Fragen gegenüber
standen. Damit sah er die Ursachen für einen sowjetischen
Kolonialismus in Osteuropa in der Nachkriegszeit nicht nur bei Stalin,
sondern auch bei Churchill und Roosevelt.
Die polnische Widerstandsbewegung hatte nur selten das
Interesse der westlichen Historiografie geweckt, an Gesamtdarstellungen liegen nur wenige Arbeiten vor. Erwähnenswert ist
14
sicherlich der Sammelband „Die polnische Heimatarmee. Geschichte
und Mythos der Armia Krajowa seit dem Zweiten Weltkrieg“,
herausgegeben von Bernhard Chiari. Zu finden sind darin Studien über
die Entstehung der polnischen Heimatarmee seit 1939 und den
schwierigen Umgang mit ihrer Geschichte. Im Zusammenhang mit der
Geschichte der Untergrundbewegung in Polen kann zudem auf ein
neueres Werk, „Der Polnische Untergrundstaat und der deutsche
Widerstand“, von Bernard Wiaderny verwiesen werden. Auch wenn
der Autor primär die Polenpolitik des deutschen Widerstandes und den
Einfluss des deutschen Widerstandes auf das Handeln des polnischen
Untergrundstaates untersucht, so versucht er doch auch eine
theoretische und historische Verortung der polnischen Untergrundstrukturen und geht auf die Ursprünge und die Entwicklung des
Untergrundstaates in Polen ein.
Hilfreich war der Sammelband von Bernd Martin et al. „Der
Warschauer Aufstand 1944“, welcher im Rahmen des ersten deutschpolnischen Symposiums über den Warschauer Aufstand zum
50jährigen Gedenken von deutschen und polnischen Historikern
herausgegeben wurde. Der Band spiegelt in 23 Beiträgen das Bemühen
wider, den deutschen, polnischen und sowjetischen Standpunkt
aufzuzeigen. Sechs Beiträge geben einen Überblick über die
internationale politische (Bernd Martin) und militärische Lage
(Christoph Klessmann) sowie die Situation Polens im Jahre 1944
(Eugeniusz Duraczynski), das Entstehen der Heimatarmee (Grzegorz
Mazur), die Genese des Warschauer Aufstandes (Jan Ciechanowski)
und die Strategie und Kampfhandlungen auf polnischer Seite (Tadeusz
Sawicki).
Auch Tomasz Szarota gibt in dem Sammelband „Deutschpolnische Beziehungen 1939 - 1945 - 1949“, herausgegeben von
Wlodzimierz Borodziej und Klaus Ziemer, einen kurzen Abriss über
den polnischen Widerstand. Zu erwähnen sind zudem die Beiträge in
„September 1939. Krieg, Besatzung, Widerstand in Polen“ von
Christoph Klessmann, einem Werk, welches aus Anlass des 50jährigen
Gedenkens an den Kriegsausbruch 1939 veröffentlicht wurde.
Aufschlussreich sind ebenfalls die Gedanken in Wladislaw
Bartoszewskis Publikation „Aus der Geschichte lernen“.
15
Zu einer Darstellung über die kommunistischen Strukturen in
Polen kann in erster Linie auf das Werk von Andrzej Kaluza „Der
polnische Parteienstaat und seine politischen Gegner 1944-1956“
verwiesen werden. Der Autor analysiert Methoden und
Machttechniken zur Errichtung des sozialistischen Systems in Polen
zwischen 1944 und 1956. Von Interesse ist auch die Publikation von
Marian K. Dziewanowski „The Communist Party of Poland. An
outline of History“, in welchem er einen Gesamtabriss über den
polnischen Kommunismus von 1832 bis 1970 wiedergibt.
16
2.
HISTORISCHER ÜBERBLICK:
BIS „KATYN”
2.1
DIE VIERTE TEILUNG POLENS
VOM
KRIEGSAUSBRUCH
Lange Zeit zog Grossbritannien die Möglichkeit einer
Verständigung der Sowjetunion mit Nazideutschland wegen der
unterschiedlichen Ideologien kaum in Betracht, wenn die Briten auch
Befürchtungen dieser Art hegten. Bis zur Unterzeichnung des deutschsowjetischen Nichtangriffspaktes am 23. August 1939 glaubten sie
aber nicht an eine konkret gegebene Gefahr.3 Der Hitler-Stalinpakt war
für britische Augen die Fortsetzung der Rapallo-Politik,4 und das
Geheime Zusatzprotokoll, das vor allem auf sowjetische Initiative
zurückging, verdeutlichte den Gehalt dieses Verdachtes: Ziel dieser
Abmachung war eine territorialpolitische Umgestaltung in den
Gebieten des Baltikums und Polens. Die Interessensphären von der
Sowjetunion und von Deutschland sollten durch die Nordgrenze
Litauens und durch die Linie von den Flüssen Narew, Weichsel und
San abgegrenzt werden.5 Die Frage, ob die Erhaltung eines unabhängigen, polnischen Staates weiterhin erwünscht sei, und wie dieser
Staat aussehen sollte, wurde in diesem Protokoll nicht festgehalten.6
Dass nicht etwa Ungeschicklichkeiten in der britischen und
französischen Diplomatie in den Verhandlungen in Moskau im
Sommer 19397 oder die Halsstarrigkeit der polnischen Führung zum
3
4
5
6
7
Vgl. Niedhart, Gottfried: Grossbritannien und die Sowjetunion 1934-1939,
München 1972: 422.
In Rapallo wurde 1922 ein Separatvertrag zwischen dem Deutschen Reich und
der Sowjetunion geschlossen. Beide Staaten wollten damit ihre internationale
Isolierung durchbrechen. Bei den Westmächten löste er jedoch die Furcht vor
einer allgemeinen Erschütterung der Versailler Nachkriegsordnung aus, sahen
sie doch dadurch die Existenz Polens in Frage gestellt.
Vgl. Loth, Wilfried: Die Teilung der Welt 1941-1955, München 1989:54.
Vgl. Nolte, Ernst: Der Europäische Bürgerkrieg, Frankfurt am Main 1988:310.
Dabei ging es um den Abschluss eines britisch-französisch-sowjetischen
Vertrages.
17
deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt geführt haben, sondern
grundsätzliche Erwägungen Stalins, belegen Äusserungen der
sowjetischen Führung.8 Danach diente das Zusatzprotokoll einem
Zweck, den Stalin schon seit geraumer Zeit im Auge hatte: Die
Zerstörung des „Cordon Sanitaire“9 und, vor allem aus Sicherheitsgründen, das Gebiet für die Sowjetunion wiederzugewinnen, welches
als Folge des ersten Weltkrieges und als Folge der Schwäche des
jungen Sowjetregimes verloren gegangen war.
Die Garantie Grossbritanniens für Polen10 jedoch schloss von
vornherein militärische Unterstützung aus und sollte eher eine
Warnung, denn die Ankündigung einer Intervention britischer Truppen
in Ostmitteleuropa darstellen. Die polnische Sicherheit war zwar durch
den Ausfall der Sowjetunion kaum mehr zu gewährleisten, dennoch
blieb die britische Entschlossenheit, einer weiteren Gewaltanwendung
Hitlers in Europa entgegenzutreten, bestehen. Den militärischen Wert
eines Abkommens mit der Sowjetunion betrachtete die britische
Regierung damals als äusserst gering.11
Am
25.
August
erweiterte
Grossbritannien
sein
12
Garantieversprechen an Polen zu einem Beistandspakt. Zwei Tage
8
9
10
11
12
18
So erwähnte zum Beispiel Stalin im Juli 1940 gegenüber Stafford Cripps, dem
britischen Botschafter in Moskau, es sei die Grundlage des deutschsowjetischen Nichtangriffspaktes gewesen, das alte in Europa bestehende
Gleichgewicht der Mächte zu beseitigen, welches Grossbritannien und
Frankreich aufrechterhalten wollten. Vgl. Hillgruber, Andreas: Die Zerstörung
Europas, Frankfurt am Main / Berlin 1988:163.
„Cordon Sanitaire“: Ein Gürtel unabhängiger Staaten in Osteuropa als
„Pufferzone“. Festgelegt wurde dieser von den Siegermächten 1918. Ziel dieses
Gürtels war es, sowohl die Sowjetunion als auch Deutschland zu schwächen.
Als am Abend des 29. März 1939 das Foreign Office die Mitteilung erhielt, ein
deutscher Schlag gegen Polen stehe unmittelbar bevor, entschloss sich das
britische Kabinett zu einer Garantieerklärung für Polen. Auch wenn die Briten
nicht vollständig von der Richtigkeit dieser Meldung überzeugt waren, so sollte
doch diese Garantie Hitler als Warnzeichen abschrecken. Am 30. März gab die
britische Regierung die Erklärung ab, sie werde der polnischen Regierung alle
in ihrer Macht liegende Unterstützung gewähren, wenn eine Aktion
Deutschlands eintrete, welche die polnische Unabhängigkeit klar bedrohen
würde.
Vgl. Niedhart 1972: 423.
Vgl. Anhang Kap. 7.5 Dokumente.
nach dem deutschen Einmarsch in Polen, also am 3. September 1939,
brachen England und Frankreich ihre diplomatischen Beziehungen zu
Deutschland ab. Der Zweite Weltkrieg hatte begonnen.
Als am 17. September die Rote Armee in Ostpolen einrückte,
begründete der sowjetische Aussenminister Wjatscheslaw Molotow
dies damit, dass die Sowjetunion angesichts des Zerfalls des
polnischen Staates nicht neutral bleiben könne und die ukrainischen
und weissrussischen „Blutsverwandten“ schützen müsse. Stalin
betonte über den Rundfunk, „Warschau existiert nicht mehr als
Hauptstadt des polnischen Staates. Niemand weiss wo sich die
polnische Regierung aufhält […]. Der polnische Staat und seine
Regierung haben faktisch aufgehört zu existieren. Angesichts dieser
Situation haben die Verträge ihre Gültigkeit verloren, die zwischen der
Sowjetunion und Polen bestanden.“13 Damit zeigte sich, dass der
„Nichtangriffspakt“ tatsächlich ein Teilungspakt gewesen war.14 Die
polnische Regierung bat die britische Regierung um einen
„kategorischen Protest“ und behielt sich vor, die Verpflichtungen
geltend zu machen, die den alliierten Polens aus den Verträgen
erwüchsen. Grossbritannien und Frankreich waren sich jedoch einig,
dass sie nicht verpflichtet waren, gegen die Sowjetunion in den Krieg
zu ziehen, da im Beistandspakt mit Polen nur erwähnt sei, Deutschland
den Krieg zu erklären und sie sahen sich deshalb nicht veranlasst, auch
der Sowjetführung die Kriegserklärung einzureichen.15
Am 28. September verbanden sich Deutschland und die
Sowjetunion durch einen „Grenz- und Freundschaftsvertrag“.
Gleichzeitig hielten die beiden Mächte in diesem Dokument fest, dass
kein polnischer Reststaat bestehen bleiben würde, und dass
ausschliesslich Deutschland und die Sowjetunion die Aufgabe hätten,
den im ehemaligen Polen lebenden Völkerschichten „ein ihrer
völkischen Eigenart entsprechendes friedliches Dasein zu sichern“. Ein
wesentlicher Unterschied zum geheimen Zusatzprotokoll war die
Bestimmung, dass von nun an mit einigen Abweichungen die Curzon13
14
15
Bartoszewski, Wladislaw: Aus der Geschichte lernen? Aufsätze und Reden zur
Kriegs- und Nachkriegsgeschichte Polens, München 1986:74.
Vgl. Nolte 1987:318.
Vgl. Brandes, Detlef: Grossbritannien und seine osteuropäischen Alliierten
1939-1943, München 1988:66.
19
Linie16 des Jahres 1920 die Westgrenze der Sowjetunion bildete.17 Mit
diesem Dokument wurde die „Vierte Teilung“18 Polens offiziell.
2.2
DIE POLNISCHE EXILREGIERUNG
Am 27. September 1939, dem Tag der offiziellen Kapitulation
von Warschau, trat der im verbündeten Rumänien internierte polnische
Präsident Moscicki zurück: Nach der polnischen Verfassung von 1935
konnte jedoch der zurücktretende Präsident die Amtsgewalt auf einen
Nachfolger
übertragen,19
denn
trotz
des
militärischen
Zusammenbruchs sollte die polnische Republik doch „de jure“
weiterexistieren. Am 30. September 1939 leistete Wladislaw
Raczkiewicz im Exil in Paris den Eid als Staatspräsident auf die
Verfassung der Republik und beauftragte noch am selben Tag General
Wladislaw Sikorski mit der Bildung einer Exilregierung und ernannte
ihn gleichzeitig zum Kriegsminister. Vertreter der vier grossen
16
17
18
19
20
Zum Ursprung der Curzon-Linie, genannt nach Lord Curzon Vgl. Roos
1979:186. Es wird dabei unterschieden zwischen zwei verschiedenen Linien,
der Linie „A“, welche Lemberg zu Polen zählt und „B“, welche Lemberg der
Ukraine unterstellt. Dazu General Sikorski Historical Institute: Documents on
Polish-Soviet Relations 1943-1946, Vol II, London 1967:786 No. 148.
Nolte 1987:319.
Erste bis dritte Teilung Polens: 1772 / 1793 / 1795. Bis nach der Versailler
Friedensordnung, resp. von 1795-1918, war das polnische Territorium unter der
Sowjetunion, Deutschland und Österreich-Ungarn aufgeteilt.
Dazu v. a. Jacobmeyer, Wolfgang: Heimat und Exil. Die Anfänge der
polnischen Untergrundbewegung im Zweiten Weltkrieg, Hamburg 1973:19f.
Bartoszewski 1986:71f streicht heraus, dass die polnische Exilregierung die
Einzige Europas war, welche verfassungsgemäss war, da in Art. 24 der
Verfassung von 1935 vorgesehen war, dass sich „im Kriegsfall die Amtsperiode
des Präsidenten der Republik bis zum Ablauf von drei Monaten nach
Friedensschluss verlängert; der Präsident der Republik bestimmt in einem
gesonderten Akt […] seinen Nachfolger“. Damit hatte der neue legale
Staatspräsident das Recht, bis zum Kriegsende und Abschluss eines
Friedensvertrags zu regieren. Die polnische Exilregierung existierte als
Regierung der 2. Republik in Folge bis zum Zusammenbruch der Sowjetunion
weiter.
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