Reisebericht BUNDESVERBAND ÖSTERREICHISCHER WILDHALTER 1. September 2014 Verband der landwirtschaftlichen Wildhalter in der Steiermark Hamerlinggasse 3 Farmwild in England Exkursion 2014 Rotwild dominiert in Englands Farmwildhaltung 8011 Graz Tel. 0316 8050 1424 Bei der Fachexkursion des diesen Parks findet. Die wich- Es gibt in England wesentlich [email protected] Verbandes der steirischen tigsten Zahlen der Farmwild- weniger Betriebe, die aller- Wildhalter konnten sich 22 halung in Großbritannien: dings viel größere Gehege Personen von den Haltungsmethoden, der Marktausrichtung und der Qualität der Tiere überzeugen. Rotwild dominiert in Eng- In dieser Ausgabe: land Organisierte Betriebe 156 Rotwild in Farmwild- 30.000 (FEDFA haltung 2004) Damwild in Farmwildhaltung 2.500 (FEDFA Durchschnittliche 50 ha Nutzung Fleisch haben wie bei uns. Unterschiede gibt es auch in der Schlachtung und Nutzung (teils wie in Neuseeland). Etwa 85% des Farmwildes in Warnham Park Rotwild 2 Chawton Park Farm 3 England (bzw. Großbritannien) sind Rotwild. Der Verband von Großbritannien betreut diese Betriebe. Mit dabei sind auch etwa 70 Badminton Estate Deer 4 Parj Horridge Deer Farm 5, 6 Chilton Deer Farm 7 Ash Deer Farm 8 Stonehenge 9 Großbritannien Informationen 10, 11 Zusammenfassung 12 Parks. Interessant ist, dass sich Damwild vor allem in Zucht Trophäenabschüsse Oben: Warnham Park - vertraut und enorme Geweihe Unten: Horridge Farm - John Burdges Farmwild in England Exkursion 2014 Seite 2 Kapitaler geht es fast nicht mehr Seit 1886 betreibt Warnham Park eine systematische Rotwildzucht Zuchthirsche 20-25 Alt-Tiere 85-90 Jährlinge (weiblich u. 90 männlich) Hektar im Park 71 Hektar bei Farm 29 (Koppeln, …) „Wir steigen beim ersten Betrieb mitten im Park aus und um uns sind 40 oder 50 Hirsche; Hirsche, wohin das Auge reicht einer kapitaler als der andere.“ DI Schmeja mit dem Eigentümer Jonathan Lucas www.warnhampark.com [email protected] Der Eigentümer Jonathan Lucas empfängt uns persönlich im Park und wir sind umringt von 25 kapitalen Rothirschen und etwa der gleichen Anzahl von jüngeren Hirschen. Die Warnham Hirsche sind gezüchtet auf die Geweihe: auf Gewicht, Stangenlänge, Auslage, Enden und Symmetrie. Sie gehen in andere Parks oder werden als Trophäenträger verkauft. Diese Zuchtrichtung gibt es seit 125 Jahren. Als zweites Zuchtziel nennt Lucas das Gewicht der Tiere, Zuwachsleistungen und Schlachtkörpereigenschaften. Warnhamtiere gingen als Lebendtiere, als Samen und Embryonen in die ganze Welt (Österreich, Tschechien, Dänemark, Deutschland, Canada, Australien und Neuseeland…). Im Park sind 71 ha eingezäunt, wobei es Koppeln gibt und etwa die Hälfte des Parks einmal im Jahr gemäht wird (Heu, Grassilage). Die Weideruhe beträgt dann etwa 3 Monate. Pro Hektar werden etwa 2,5 Tiere gehalten (extensiv). Es wird nicht entwurmt. Reisebericht Seite 3 www.chawtonparkfarm.co.uk | [email protected] Grassilage werden in Rundballe gepresst und in diesen Raufen verfüttert es gibt keinen Stall oder überdachte Fütterung Zuchthirsche 2 Alt-Tiere 70 Jährlinge (weiblich u. 65 männlich) Hektar Gehege Gezielte Fleischerzeugung auf der Chawton Park Farm Ian Robertson bewirtschaftet mit seiner Ehefrau den Hof. Seit 30 Jahren sind sie Betriebsführer und seit 25 Jahren halten sie Rotwild. Daneben hält er 3.500 Schafe (1.300 Mutterschafe und die Nachzucht in der Lämmermast). Am Betrieb sind derzeit etwa 240 Stück Rotwild, wobei er die 70 Zuchttiere auf eine Herde mit 30 und eine mit 40 Tieren getrennt hat. In jeder Herde ist ein Zuchthirsch dabei. Sein Produktionsziel sind aus- schließlich Junghirsche und Schmaltiere für Fleisch. Er verkauft sie im März mit etwa 20 Monaten und erreicht ein durchschnittliches Schlachtgewicht von 60 bis 70 kg. Sein Preis war im Frühjahr 5,8 EURO und bei 65 kg Schlachtkörper erzielte er etwa 380 € pro Schlachttier. Grassilage und etwa 0,5 kg Getreide (Schafmischung oder Gerste) gefüttert. Gras und Silage Die Jungtiere werden im September, im November und zu Weihnachten entwurmt (Aufgußmittel aus Ivomec-Avomec-Familie). Im Sommer haben die Tiere nur Gras auf der Weide, die teils gemäht wird. Sie bekommen kein Kraftfutter (außer als Lockfutter). Im Winter werden sie mit Geweihe abgeschnitten Die Geweihe der Spießer werden systematisch abgenommen. 3 Entwurmungen bei Jungtieren Tiere werden lebend verladen 23 Je Hektar: Altiere 5 Schmaltiere, Spießer 8 Ian Robertson: „Die Rotwildhaltung ist pro Hektar wirtschaftlicher als die Schafhaltung und Lämmermast.“ Behandlungsstand und Verladeeinrichtung Wir gehen durch die Treibgänge, den Fang– und Behandlungsstand und die Verladeeinrichtung. Unser Resümee: einfach und funktionell. Tiere werden im oberen Treibgang mit Futter angelockt. Das obere Tor wird geschlossen, die Tiere laufen herunter. Beim Absetzen der Jungtiere werden die Alttiere wieder zurück gelassen. Die Jungtiere gehen zum Entwurmen, Ohrmarken einziehen und Wiegen durch den Behandlungsstand. Unten rechts: Verladung Einfache Treibgänge und ein einfacher Behandlungsstand Farmwild in England Exkursion 2014 Seite 4 Diese Jagdhütte im 160 ha großen Badminton Park diente als Jagdhütte (nur mit Holz gebaut) Zuchthirsche 30 Alt-Tiere 60 Jährlinge (weiblich u. 60 männlich) Hektar im Park 160 Hektar Koppeln 20 Hektar gesamt Ca. 8.000 Hier leben der Duke (Graf) und die Duchess (Gräfin) von Beaufort Hier wurde das Badminton Spiel eingeführt und hat den Namen vom Schloss das Badminton Spielfeld hat die Maße der Halle. Wiederaufbau nach TBC-Totalabschuss Perry Poole fährt mit uns zu den Koppeln, wo wir sehr gute und ruhige Tiere sehen. Alle Hirsche sind noch bei den Tieren, sie werden aber in 2 Wochen getrennt. Badminton Estate hatte einen TBC-Fall und musste 600 Tiere töten. Jetzt sind sie im Wiederaufbau und wollen auf 300 Zuchttiere aufstocken. Mit Landrover fahren wir durch den Park; alle jungen Bäume sind geschützt Züchterisch arbeitet Badminton mit englischer und rumänischer Genetik zur Verbesserung von Zuwachs und Schlachtkörper (oben im Bild links ist ein rumänischer Rothirsch abgebildet). Wenn Hirsche nicht mehr für die Zucht verwendet werden, kommen sie als Abschusshirsche in den Park (ein guter Hirsch kostet ca. 8.000 €). Einfacher Sortier– und Fangstand Wir sehen auch hier einfachste Einrichtungen, um das Rotwild zu sortieren und zu behandeln. Bei der Fahrt durch den Park sehen wir einige Rudel von Rothirschen und Perry erzählt von 100.000 Fasanen, die für die Jagd gezüchtet werden. Reisebericht Seite 5 Besitzer John Burdge mit seinem Rotwild www.horridgefarm.com [email protected] Zuchthirsche 25 Alt-Tiere 75 Jährlinge (weiblich u. 140 männlich) Hektar Die Horridge Wildfarm erweist sich als ein Spitzenbetrieb. Nach dem Desinfizieren unser Schuhe geht es auf einen Anhänger mit Strohballen und hinaus zu den Tieren. Wir sehen drei verschiedene Koppeln bzw. Herden. In der ersten Koppel sind zwei Zuchthirsche mit abgenommenen Geweihen. Dann folgt die Koppel mit den weiblichen Jungtieren, die zur Schlachtung gehen, wenn sie nicht vorher in die Zucht verkauft werden können. Fangstand, Absamungen Die Fang– und Sortiereinrichtung ist sehr ausgeklügelt und John Burdge hat diese Anlagen auch schon exportiert. Jede Tür und Absperrung hat seine Funktion und jeder Handgriff sitzt. John Burdge wiegt die Tiere einmal im Monat und er führt Absamungen durch. Mit einem Tierarzt macht er künstliche Besamungen. Verkauft werden die Jungtiere mit etwa 20 Monate und wiegen 76 kg Schlachtgewicht. Sein Preis pro kg beträgt zwischen 6,7 und 7,0 EURO (pro Stück durchschnittlich 517 €). Die Tiere werden verladen und zum Schlachthof gefahren. 600 € 45 Der beste Betrieb, den wir auf unserer vielseitigen Schmaltiere 1.750 € 16 Spießer Exkursion 2.500 € 2-jährige Hirsche 100 € pro Samenportion, besichtigt haben; die verkauft wird Top-Tiere, TopManagement. Dieser kapitale Hirsch wird ausgeschieden und John Burdge verkauft ihn (zum Abschuss) Gruppe von Schmaltieren, die dunkleren haben rumänische Genetik Farmwild in England Exkursion 2014 Seite 6 Mit dem Traktor geht es in die Koppeln Wir sehen perfekt gepflegte Weiden und Wiesen Perfekte Weiden, perfekte Wiesen, Zäune und die Fangeinrichtung - hier Oben: Bänder beim normalen Zaun Oben: etwa 3 m hohe Blanken im Warteraum Unten Holz oben ein feines Gitter Oben: verstellbare Türen zum Selbstschutz Oben: Enger Durchtrieb - angetrieben wird hinten Oben: Behandlungsstand mit versenkbarem Boden passt einfach alles. In der Küche genossen wir Tee und Kaffee mit grandiosem Ausblick auf die Tiere. Neuseelandisches Wiegesystem (TRUE TEST WAGE) zum monatlichen Wiegen der Jährlinge Rechts: 200 Portionen Samen können bei einer Absamung gewonnen werden In dieser Box wird abgesamt Reisebericht Seite 7 Vorstandsmitglied Tony Bennet Chilton Deer Farm, Cadeleigh, Tiverton Der Biobetrieb von Tony Bennet (Chilton Deer Farm) liegt in einem Tal mit steileren Hängen. Tony hat seine Erfahrungen in Neuseeland gemacht und vorher als Manager auf einem Milchbetrieb gearbeitet. Seit 30 Jahren hat er Farmwild. Neben den 200 Stück Rotwild baut er Gerste und Weizen an. kg Schlachtgewicht. Sein Preis pro kg beträgt 6,8 EURO (pro Stück durchschnittlich 408 €). Er schießt die Tiere am Hof, teils in der Box, teils auf dem Feld. Stallhaltung der Kälber Zuchthirsche Die Kälber werden im November von den Müttern getrennt und überwintern im Stall. Dort werden sie mit Silage aus der Rundballenraufe gefüttert. Alt-Tiere 6 75 130 Jährlinge (weiblich u. männlich) Hektar eingezäunt Kreuzung englischer x rumänischer Linien 20 ha Besonderheit Tony Bennet setzt auf die Kreuzungen, weil damit die Gewichtszunahmen deutlich steigen. Nach Tony steigen sie um 20%. Das macht bei etwa 60 verkauften Stück pro Jahr sehr viel aus. Er hat drei Herden eingeteilt. Verkauft werden die Jungtiere mit etwa 20 Monate und wiegen 60 Britische Wild & Parks Vereinigung Bio Tony Bennet: „Als Biobetrieb habe ich bessere Absatzmöglichkeiten Kälber werden im Stall auf Stroh gehalten und mit Grassilage gefüttert und kann bessere Preise erzielen. Wildhaltung ist besser als Rinder.“ Die Kreuzung von englischen Tieren mit rumänischen Hirschen funktioniert Oben: Verladeeinrichtung Links: Behandlungsstand Farmwild in England Exkursion 2014 Seite 8 Adam Russel von der AshFarm [email protected] Zuchthirsche 6 Alt-Tiere 65 Jährlinge (weiblich u. 60 männlich) Hektar eingezäunt 100 Hektar Ackerland 100 Adam Russel: „Bio ist gut für Rotwild und für den Boden. Meine Tiere will ich vom Grundfutter ernähren. Die Weide muss auch Kräuter und Klee haben.“ Adam Russel: Grünlandnutzung optimieren Adam Russel ist ein Biobetrieb und er setzt auf neue Ideen und eigene Versuche beim Grünland. Rotklee, Spitzwegerich, Wegwarte, Knaulgras und Wicken In Neuseeland hat Adam die Rotwildhaltung studieren können und er versucht, einiges umzusetzen. Er macht verschiedene Einsaaten und setzt auf eine Mischung von Knaulgras, Klee und Kräutern. Bisher zeigen sich sehr gute Erfolge. Im Winter verfüttert er kein Getreide sondern nur eine Rotkleesilage. der Weide auf relativ weite Entfernung mit Kopfschuss geschlachtet und die Schlachtkörper innerhalb von drei Stunden zum Verarbeiter gebracht. Es werden jeweils fünf Tiere geschossen und aus dem Gehege gebracht. Adam beklagt den Aufwand für die Schlachtung (Veterinär, Verbringung …). Einfachster Fangstand Im Schuppen ist der Fangstand, wobei die Tore auch gleichzeitig die Fangeinrichtung sind. Verkauft werden die Jungtiere mit etwa 20 Monate und wiegen 56 kg Schlachtgewicht. Sein Preis pro kg beträgt zwischen 6,4 und 6,8 EURO. Die Tiere werden in Russel: auch einfache Fangeinrichtungen können funkionieren Etwas scheuer als auf den anderen Betrieben zeigt sich die Rotwildherde von Adam Russel in Blandford Forum Reisebericht Seite 9 Stonehenge Stonehenge, der Steinkreis, wie er sich heute präsentiert Der Historiker Polydor Vergil (1470 Stonehenge ist ein in der Jungsteinzeit errichtetes und mindestens bis in die Bronzezeit genutztes Bauwerk in der Nähe von Amesbury in Wiltshire, England, etwa 13 Kilometer nördlich von Salisbury. Es besteht aus einer Grabenanlage, die von einer aus mehreren konzentrischen Steinkreisen gebildeten Megalithstruktur umgeben ist. Die beiden auffälligsten Steinkreise sind der äußere Kreis aus von Decksteinen überbrückten Pfeilersteinen, sowie die innere hufeisenförmige Struktur aus ursprünglich fünf Trilithen (je zwei Tragsteine, die von einem Deckstein überbrückt werden). Dazwischen befinden sich weitere Strukturen aus kleineren Steinen sowie Löchern im Boden. Weitere Megalithe sowie zwei Hügelgräber finden sich in unmittelbarer Nähe. dass im frühen dritten Jahrtausend v. Chr. eine hölzerne Struktur im Inneren der Einfassung existiert haben muss. Die Entstehung der Anlage lässt sich grob in drei Phasen unterteilen. Die gesamte Anlage ist jedoch vermutlich deutlich älter als bisher angenommen. Demnach stand die Megalithstruktur bereits um 3000 v. Chr.[1] Die weiteren Ausführungen im Artikel beziehen sich auf die bisher angenommene Datierung. Die Frühphase der Anlage, mit einem kreisrunden Erdwall und einem Graben, wird auf etwa 3100 v. Chr. datiert. Pfostenlöcher weisen darauf hin, Die auffällige Megalithstruktur wurde etwa zwischen 2500 v. Chr. und 2000 v. Chr. errichtet. –1555) erklärt Stonehenge ebenfalls als Denkmal, das der Zauberer Merlin zur Zeit der Eroberung Englands durch die Angelsachsen mit Hilfe seiner magischen Kräfte errichtet habe. So haben die Häuser vor 3.000 - 5.000 Jahren ausgesehen Farmwild in England Exkursion 2014 Seite 10 Großbritannien im Überblick Großbritannien = Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland Der größte Inselstaat Europas ist eine Union aus England und den ehemaligen unabhängigen Einzelstaaten (Königreichen) Wales, Schottland und Nordirland. Das Staatsoberhaupt ist die britische Monarchin (aktuell Königin Elisabeth II). Mit etwa 64 Millionen Einwohnern ist Großbritannien (GB) das drittbevölkerungsreichste Land der Europäischen Union. GB ist Gründungsmitglied der NATO und der Vereinten Nationen. Geschichtliches zu Großbritannien Name United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland (UK = GB) Haupt- London Staatsform ParlamentarischKonstitutionelle Monarchie Regierungssyste Parlamentarische Demokratie Staatsoberhaupt Königin Elisabeth II Regierungschef Premierminister David Cameron (Tories) Fläche 244.820 km² Einwohner 63.705.000 (2012) Währung Englisches Pfund In der Antike waren weite Teile der Insel Großbritannien, abgesehen vom Gebiet des heutigen Schottlands, für rund 350 Jahre von den Römern besetzt. Als diese sich zurückzogen, bildeten sich mehrere kleine Königreiche, die von den eingewanderten Angeln und Sachsen, Jüten und später auch von den Normannen beherrscht wurden. Die keltische Urbevölkerung wurde in die westlichen Randgebiete verdrängt. Im 10. Jahrhundert entstanden die voneinander unabhängigen Königreiche Schottland und England. 1066 eroberten französisierte Normannen aus der Normandie die Insel und prägten sie für die folgenden Jahrhunderte. Wales, das seit 1284 unter der Kontrolle Englands war, wurde mit der Act of Union 1536 Teil des Englischen Königreichs. Mit der Act of Union 1707 wurden die Königreiche Schottland und England zum Königreich Großbritannien vereinigt; beide Staaten hatten seit 1603 durch Personalunion denselben Monarchen. Die Act of Union 1800 vereinigte das Königreich Großbritannien mit dem Königreich Irland, das von 1169 bis 1603 mehr und mehr unter englische Kontrolle geraten war. Durch diese Verschmelzung entstand das Vereinigte Königreich von Großbritannien und Irland. 1922 bildeten 26 irische Grafschaften den Irischen Freistaat (ab 1937 Éire, ab 1949 Republik Irland). Die restlichen 6 Grafschaften in der Provinz Ulster verblieben beim Vereinigten Königreich. Der heutige Staatsname „Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland“ wird seit 1927 verwendet. Am 21. November 1806 verhängte Napoleon eine Kontinentalsperre über die britischen Inseln. Sie blieb bis 1814 in Kraft. Sie sollte Großbritannien mit Mitteln des Wirtschaftskrieges in die Knie zwingen und die französische Wirtschaft gegen europäische und transatlantische Konkurrenz schützen. Großbritannien erschloss sich neue Absatzmärkte, insbesondere in Nordamerika. Das Vereinigte Königreich, die dominierende Industrie- und Seefahrtsnation im 19. Jahrhundert, spielte eine bedeutende Rolle in der Entwicklung der parlamentarischen Monarchie, in Literatur und Wissenschaft. Großbritannien trat über viele Jahrhunderte für ein Mächtegleichgewicht auf dem europäi- schen Kontinent ein (Pax Britannica) und schloss dafür wechselnde Bündnisse. Auf seinem Höhepunkt umfasste das Britische Weltreich zwei Fünftel der Landfläche der Erde, die in vielen Kriegen erobert worden waren. Durch die beiden Weltkriege verlor das Land seine Weltmachtstellung, obwohl es beide Male auf der Siegerseite stand. In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde das Reich bis auf einige kleine Reste aufgelöst (Dekolonisation: Britisch-Indien wurde im August 1947 unabhängig (siehe hier; die Staaten Indien und Pakistan entstanden); in Afrika wurden z. B. am 26. Juni 1961 Britisch-Somaliland und am 1. Oktober 1961 Nigeria unabhängig). Das Vereinigte Königreich sah sich gezwungen, sich mehr Kontinentaleuropa zuzuwenden; es hält sich aber bis heute bei der Integration zurück. Das Land ist zwar Mitglied der Europäischen Union, hat aber den Euro wegen innenpolitischer Widerstände und Einfluss von Quantum Funds auf dem Devisenmarkt nicht eingeführt. Im Zuge einer Verfassungsreform (z. B. Scotland Act 1998) erhielten Schottland, Wales und Nordirland 1999 eigene Parlamente. Reisebericht Seite 11 Die britische Küche Die britische Küche (insbesondere die englische) stand lange in dem Ruf, fade, eintönig, schwer verdaulich und wenig gewürzt zu sein sowie ungewohnte Geschmacksrichtungen zu kombinieren. Kartoffeln spielen eine entscheidende Rolle und werden auf vielfältige Weise zubereitet, meist aber in Form von Brei. Weit verbreitet sind Pasteten mit Fleischfüllung. Das bekannte britische Frühstück ist eine umfangreiche warme Mahlzeit. Unter den kalten Gerichten spielen diagonal durchgeschnittene Sandwiches eine herausragende Rolle. Inbegriff des britischen Fast-Food ist Fish and Chips. Als Nachspeise werden Kuchen bevorzugt. Immigranten aus Indien und Afrika haben dazu beigetragen, dass die lange Zeit als konservativ geltende englische Küche sich in den letzten Jahrzehnten der Welt geöffnet hat. Tatsächlich ist die typisch englische Küche im Alltag auf breitem Rückzug, zugunsten einer breiteren, (post-kolonial) britischen Identität. Beliebtestes nichtalkoholisches Getränk der Briten ist der Tee; die britische Teekultur ist weltweit bekannt und gehört zur typisch britischen Lebensart. Kaffee spielt dagegen eine völlig untergeordnete Rolle. Bei den leichten alkoholischen Getränken dominiert das Bier (hauptsächlich Ale und Stout), bei den hochprozentigen Gin und Whisky. Wildfleisch = Venison in Großbritannien auf dem Vormarsch Tony Bennet Vorstandsmitglied des britischen Wildhalterverbandes (British Deer Producer Association) sagte uns, dass Wildfleisch in Großbritannien geradezu boomt. Im Jahr 2013 gab es einen Verkaufsanstieg von 46% gegenüber dem Vorjahr. Die Handelsketten haben auf diese starke Nachfrage reagiert und so hat Waitrose Wildfleisch in der Saison von September bis März im Verkaufsprogramm. Waitrose setzt dabei auf heimisches, britisches Wildfleisch aus der Farmwildhaltung. Für viele Betriebe ist das Rotwild ein wichtiger und interessanter Betriebszweig. Gute Verkaufspreise Ian Robertson Einige der Betriebe, die wir besuchten, verkaufen Wildfleisch in Hälften. Dabei werden Verkaufspreise von 5,80 bis 6,80 EURO pro kg Schlachtkörper erzielt. Der Biopreis liegt bei etwa 6,60 bis 7,00 EURO. Schlacht Preis je Preis pro gewicht kg in € Stück 65 kg 6,50 422,5 € Die Schlachtkörper wiegen bei etwa 18 bis 20 Monaten alten männlichen und weiblichen Tieren ca. 60 - 80 kg. Es wird wenig Getreide gefüttert. „Pro Hektar ist das Rotwild für die Fleischerzeugung der Lämmerproduktion überlegen.“ Er verkauft einmal im März die etwa 20 –22 Monate alten männlichen und weiblichen Tiere und Hirsche an Waitrose. Die etwa 60 Tiere werden am Hof verladen und werden 4 Stunden zum Schlachthof transportiert. Eier, Speck und Kartoffel zum Frühstück Die Nachfrage nach Wildfleisch steigt. Wildhaltung ist pro Hektar gerechnet besser als die Schafhaltung (Ian Robertson). Das englische Bier konnte uns nicht voll überzeugen Fachliche Zusammenfassung England lehnt sich in der Farmwildhaltung an Neuseeland an. Kreuzungsmethoden, Künstliche Besamung und Embryotransfer sollen die Schlachtkörperqualität verbessern. Die Tiere werden teils in Stallungen gehalten, die Fangstände sind meist einfach und funktionell. Schlachtiere werden teils lebend zum Schlachthof transportiert und dort geschlachtet. Das Abnehmen der Geweihe ist bei Spießern die gängige Praxis (auch auf Biobetrieben) und auch bei älteren Hirschen werden sie abgenommen. Die Gehege sind deutlich größer und sehr oft ist die Farmwildhaltung mit Trophäenjagd verbunden (siehe Warnham oder Badminton). Unser Bus und das Red Lion Hotel in Salisbury Fleischerei Pritchets in Salisbury verkauft Wildfleisch im Winter Die gotische Kathedrale von Salisbury aus dem 13. Jahrhundert Südwestengland / Dorset, Devon ... Freilandschweine in Großbritannien Die Kathedrale von Exeter (englische Hochgotik) Enge Straßen mit Hecken bis zum Asphalt Der Badeort Weymouth an der Ärmelkanalküste