EMBARGO BIS 4. MÄRZ 2012, 19.00 UHR CET Klosterneuburg, 4. März 2012 Neue Einblicke in die Verarbeitungsleistung von Dendriten Gruppe von IST-Professor Peter Jonas erforscht Funktion von Dendriten der CA3Pyramidalneurone im Hippocampus • Veröffentlichung in Nature Neuroscience Das menschliche Gehirn besteht aus ca. 10 Milliarden Neuronen mit einem weiten Spektrum an Funktionen. Kommunikation zwischen Neuronen findet an spezialisierten Kontaktstellen, den Synapsen, statt. An den Synapsen wird ein elektrisches Signal in ein chemisches Signal umgewandelt, und vom Axon eines Neurons an einen Dendriten eines anderen Neurons übermittelt. Neurone empfangen Signale von mehreren synaptischen Partnern, diese unterschiedlichen Signale werden vom Neuron integriert. CA3-Pyramidalneurone im Hippocampus spielen eine entscheidende Rolle in der Verarbeitung räumlicher Information und in der Gedächtnisbildung. Die komplexe Informationsverarbeitung in CA3 Dendriten ist zurzeit unklar, weil ein tieferes Verständnis Dendriten der Eigenschaften von CA3 bisher durch technische Schwierigkeiten verhindert wurde. In ihrer am 4. März erschienenen Nature Neuroscience Advance Online Publikation präsentiert nun die Gruppe um Peter Jonas die erste Analyse dendritischer Funktion in CA3-Pyramidalneuronen mit subzellulärer Patch-Clamp-Technik, und gewährt so Einblicke in den Beitrag dieser Dendriten zur Verarbeitungsleistung des Hippocampus. Mit der subzellulären Patch-Clamp-Technik können die Forscher Spannungsänderungen in verschiedenen Teilen der Zelle gleichzeitig messen, und zwar mit einer Auflösung im Mikrosekundenbereich. Diese Analyse zeigt, dass CA3-Dendriten zwei Bereiche mit unterschiedlichen Eigenschaften besitzen. Im proximalen, dem Zellkörper am nächsten gelegenen, Bereich findet Rückpropagierung statt, bei der sich Aktionspotentiale (also Spannungsänderungen im Axon) bis in den Dendriten zurück ausbreiten. Hingegen werden im distalen Bereich, die vom Zellkörper weiter entfernt liegt, Spannungsspitzen, sogenannte dendritische Spikes, schon bei einem niedrigen Schwellenwert ausgelöst. Die Arbeit der Forscher bringt Erkenntnisse über die Verarbeitungsleistung von CA3Pyramidalneuronen. Während die dendritischen Spikes im distalen Bereich das Repertoire der Verarbeitungsleistung von CA3 Neuronen erweitern, kann durch die Rückpropagierung von Aktionspotentialen im proximalen Bereich Feedback an synaptische Partner gesendet werden. Diese Signale sind geeignet, um die sogenannte Plastizität zu erzeugen, eine wichtige Grundlage für die Gedächtnisbildung. Kim S, Guzman SJ, Hu H, Jonas P (2012) Active dendrites support efficient initiation of dendritic spikes in hippocampal CA3 pyramidal neurons. Nature Neuroscience, in press. Weitere Informationen: Oliver Lehmann | Media Relations E-Mail: [email protected] | Tel: +43/(0)2243/9000-1006 | Mobil: +43/(0)676/40 12 562 IST Austria Das Institute of Science and Technology (IST Austria) in Klosterneuburg ist ein Forschungsinstitut mit eigenem Promotionsrecht. Das 2009 eröffnete Institut widmet sich der Grundlagenforschung in den Naturwissenschaften, Mathematik und Computerwissenschaften. Das Institut beschäftigt ProfessorInnen nach einem Tenure-Track-Modell und Post-DoktorandInnen sowie PhD StudentInnen in einer internationalen Graduate School. Neben dem Bekenntnis zum Prinzip der Grundlagenforschung, die rein durch wissenschaftliche Neugier getrieben wird, hält das Institut die Rechte an allen resultierenden Entdeckungen und fördert deren Verwertung. Der erste Präsident ist Thomas Henzinger, ein renommierter Computerwissenschaftler und vormals Professor der University of California in Berkeley, USA, und der EPFL in Lausanne, Schweiz.