Thermodynamik

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Theorie
Thermodynamik
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Wärme
Führt man einem Körper Wärme zu, reagiert er mit einer Temperaturerhöhung, einem Schmelz- oder
einem Verdampfungsprozess. Ein Gas kann Wärme ohne Temperaturerhöhung aufnehmen, indem
es sich ausdehnt. Die mengenartige Grösse, die bei allen thermischen Vorgängen ausgetauscht und
gespeichert wird, heisst Entropie S. Entropie ist der eigentliche Wärmestoff.
Wärmezufuhr
Durch Reibung entsteht Wärme; Entropie kann also auch erzeugt werden. Entropieproduktion ist
der gemeinsame Nenner aller Reibungsvorgänge. Die Entropiemenge, die erzeugt wird, hängt von
der freigesetzten Energie und der herrschenden Temperatur ab. Die folgende Tabelle zeigt eine Zusammenstellung möglicher Reibungsvorgänge
Entropieproduktion
Prozesstyp
konkrete Reibungsvorgänge
Gravitationsprozess
Wasserfall
hydraulischer Prozess
Rohrreibung, Filter
elektrischer Prozess
Elektroheizung, Glühbirne
translationsmechanischer Prozess
Gleitreibung,
rotationsmechanischer Prozess
Lagerreibung, Rutschkupplung
chemischer Prozess
chemische Reaktion, Diffusion
thermischer Prozess
Wärmeleitung
Entropie ist die einzige mengenartige Grösse der Physik, die nur erzeugt und nicht vernichtet werden
kann. Damit verhindert die Entropieproduktion bei den meisten Prozessen die Zeitumkehr. Nimmt
man einen reibungsbehaftetenVorgang auf Video auf und lässt das Band rückwärts laufen, erhält
man infolge Entropievernichtung einen physikalisch unmöglichen Prozess. Reibungsbehaftete Vorgänge heissen denn auch irreversibel.
Zeitumkehr
Die Temperatur eines Körpers ist wie der Druck, das elektrische Potential, die Geschwindigkeit oder
die Winkelgeschwindigkeit eine Grösse, die den Füllzustand eines Systems angibt. Misst man die
Temperatur bezüglich des absoluten Nullpunktes, verwendet man Kelvin als Einheit. Kelvin ist eine
der sieben Basiseinheiten des technischen Einheitensystems (SI).
Temperatur
Der Zusammenhang zwischen Entropie (Füllmenge) und Temperatur (Füllzustand) ist leider nicht
linear. Beim Schmelzen und beim Verdampfen bleibt die Temperatur konstant, obwohl Entropie zugeführt wird. Zudem ist die Entropie-Temperatur-Beziehung vom Druck abhängig. So kann ein Gas
bei gleicher Temperatur je nach Druck unterschiedlich viel Entropie speichern. Das erste der beiden
unten abgebildeten T-S-Diagramme gehört zu einem Festkörper, der bei konstantem Druck bis in
den gasförmigen Zustand erwärmt. Das zweite Diagramm beschreibt das T-S-Verhalten eines Gases,
das bei hohem Druck erwärmt, dann mittels eines Kolbens schnell entspannt und zuletzt langsam unter konstanter Kühlung wieder in den alten Zustand gedrückt wird
T-S-Diagramm
T
T
gasförmig
iso
ch
or
flüssig
isotherm
fest
isentrop
verdampfen
schmelzen
S
S
Auf der atomaren Ebene äussert sich die Entropie als eine Art Unordnung. Je mehr Anordnungsmöglichkeiten den Teilchen offen stehen, desto höher ist die Entropie des Systems. Anordnungsmöglichkeiten können im Kristallgitter, im Raum oder in der Impulsverteilung realisiert werden.
Entropie als Unordnung
Theorie
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zugeordneter Energiestrom und Prozessleistung
Energie wird immer zusammen mit einer mengenartigen Grösse ausgetauscht. Bildlich gesprochen
ist die physikalische Menge beim Transport mit Energie beladen. Das Energiebeladungsmass heisst
Potential. Bei einem Speicher zeigt das Potential den Füllzustand an.
Potential als Energiebeladungsmass
Das allgemeine Schema mit zugeordnetem Energiestrom und Prozessleistung lässt sich am Beispiel
des Wasserfalles anschaulich erläutern. Der schweren Masse kommt die Rolle der mengeartige
Grösse zu und als Energiebeladungsmass amtet das Gravitationspotential. Im Falle des erdnahen, homogenen Gravitationsfeldes ist das Potential gleich dem Produkt aus Gravitationsfeldstärke und
Höhe über Meer. Nun können wir sowohl dem zufliessenden als auch dem abfliessenden Wasser einen potentiellen Energiestrom zuordnen. Der Unterschied zwischen den beiden Energieströmen
heisst Prozessleistung. Diese Prozessleistung wird im Wasserfall freigesetzt und kann im Prinzip genutzt werden
Wasserfall als Archetyp
P
IW1
zg. Energiestrom
IW = j ◊ IM
Prozessleistung
P = (j1 - j 2 )◊ IM
IW2
j1
IM
Gravitations M ∫ m
j = g◊ h
j2
Das Wasserfallbild lässt sich direkt auf die andern sechs grundlegenen Prozesse der klassischen Physik übertragen
Gebiet
Menge
Einheit
allgemeines Schema
Potential
Einheit
Gravitation
schwere Masse m
Kilogramm (kg)
Gravitationspotential
J/kg oder m2/s2
Hydraulik
Volumen V
Kubikmeter (m3)
Druck
Pascal (Pa)
Elektrizität
el. Ladung Q
Coulomb (C) oder A·s
el. Potential
Volt (V), J/C, W/A
Translationsmechanik
Impuls p
kg·m/s oder N·s
Geschwindigkeit
m/s
Rotationsmechanik
Drehimpuls L
kg·m2/s oder N·m·s
Winkelgeschwind.
1/s
Thermodynamik
Entropie S
J/K
Temperatur
Kelvin (K)
Chemie
Stoffmenge n
Mol (mol)
chem. Potential
J/mol
Masse und Stoffmenge werden in den Basiseinheiten Kilogramm und Mol gemessen. Die Einheiten
von elektrischer Ladung und Impuls können als A·s oder N·s geschrieben werden. Weil das thermische Potential eine Basiseinheit ist, wird die Entropie in Joule pro Kelvin gemessen.
Einheiten
Physikalische Prozesse lassen sich grob in drei Gruppen einteilen:
Beispiele
Gebiet
treibend
getrieben
irreversibel
Gravitation
hyd. Kraftwerk
Pumpwerk
Wasserfall
Hydraulik
Hydraulikmotor
Pumpe
Rohrströmung
Elektrizität
Elektromotor
Generator
Widerstandselement
Translationsmechanik
treib. Riemenscheibe
getr. Reimenscheibe
Gleitreibung
Rotationsmechanik
Generator
Elektromotor
Lagerreibung
Thermodynamik
therm. Kraftwerk
Wärmepumpe
Wärmeleitung
Chemie
Brennstoffzelle
Elektrolyse
chemische Reaktion
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Wärmespeicher
Ein Körper nimmt beim Heizen Entropie auf und gibt sie beim Kühlen wieder an die Umgebung zurück. Weil die Temperatur während des Schmelz- oder Verdampfungsvorganges konstant bleibt,
kann die Entropie eines Systems nicht als Funktion der Temperatur dargestellt werden. Nimmt man
dagegen die umgekehrte Relation T(S), ist die Zuordnung eindeutig. Weil der Körper zusammen mit
der Entropie auch noch Energie austauscht, stellt sich die Frage, wie aus der graphischen Darstellung
der Funktion T(S), dem T-S-Diagramm, die thermisch ausgetauschte Energie zu bestimmen ist.
Heizen
Historisch bedingt hat man der Energie verschiedene Namen und Formelzeichen zugeordnet. Diese
Einteilung soll nun kurz vorgestellt werden. Tauscht ein System mechanisch, also zusammen mit
dem Impuls Energie aus, nennt man die Energie Arbeit und bezeichnet sie mit W. Wird die Energie
von der Entropie über die Systemgrenze „getragen“, nennt man sie Wärme und schreibt dafür Q hin.
Gemäss dieser Definition sind Arbeit und Wärme reine Austauschgrössen. In der Physik gibt es deshalb weder Wärme- noch Arbeitsspeicher.
Wärme und Arbeit
Die im Sytem gespeicherte Energie heisst innere Energie. Gemäss einer Erkenntnis Einsteins ist die
Energie des Körpers gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit im Quadrat. Dieser Wert ist aber viel
zu gross. Man setzt deshalb die innere Energie eines Systems bei einem bestimmten Zustand (Temperatur, Druck und Aggregatszustand) gleich Null. Da bei den einzelnen Prozessen nur die Veränderung interessiert, ist diese Normierung vertretbar. Die innerer Energie als Wärmeinhalt zu
bezeichnen, ist eine weit verbreitete Unsitte. Diese Fehlbezeichnung führt zu einem Widerspruch,
sobald ein System wahlweise Energie zusammen mit Entropie als Wärme oder zusammen mit dem
Impuls als Arbeit abgeben kann.
Innere Energie
Ein Gas, das unter konstantem Druck erwärmt wird, nimmt die zugeführt Entropie vollständig auf,
gibt aber einen Teil der mitgeführten Energie als Expansionsarbeit an die Umwelt zurück. Um die
Bilanz zu vereinfachen, hat man als weitere Grösse die Enthalpie definiert. Die Enthalpie ist eine
Energiegrösse, die so konstruiert ist, dass sie beim Heizen unter konstantem Druck die Änderung der
inneren Energie sowie die Expansionsarbeit zusammenfasst. Deshalb ist beim Heizen unter konstantem Druck die zugeführte Wärme gleich der Änderung der Enthalpie. Das Wort Enthalpie heisst
wörtlich übersetzt Wärmeinhalt, womit wir wieder bei der alten Unsitte angelangt sind. Für die Enthalpie schreibt man das Formelzeichen H.
Enthalpie
Wie hängt nun die Enthalpie eines Systems mit der Entropie zusammen? Dazu betrachten wir nochmals den Heizprozess und multiplizieren die Energie-Entropiestrom-Beziehung mit dem beliebig
kleinen Zeitschritt dt (beliebig kleine Austauschgrössen werden mit einem d statt einem d markiert)
Wärme-Entropie-Beziehung
IW = T ◊ IS | ◊dt
fi
dQ = T ◊ dS
Steht die Oberfläche eines Körper im thermischen Gleichgewicht mit dem Inhalt, ist die ausgetauschte Entropie gleich der Entropieänderung. Dann gilt der oben formulierte Zusammenhang auch
für die Speichergrössen
dQ = dH
dQ = T ◊ dS = TdS
also
dS =
dQ dH
=
T
T
Die zugeführte Wärme ist gleich der Entropieänderung mal die absolute Temperatur. Weil sich die
Temperatur oft mit der Entropie ändert, ist nur die differentielle Beziehung mathematisch korrekt.
Graphisch kann die Wärme als Flächenstück aus dem T-S-Diagramm herausgelesen werden
T
Heizen:
dQ = dH = T·dS
Kapazitivgesetze:
dH = C·dT
dS = (C/T)dT
Hs= Ts·Ss
Hv= Tv·Sv
Schmelzenthalpie
Verdampfungsenthalpie
Q
S
Quasistatisches Heizen
Wärme als Fläche
unter dem T-S-Diagramm
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Entropieproduktion
Mechanische Systeme (Pendel, Sonnensystem, Klotz an einer Feder, Schwungrad an einer Drehfeder) kommen zur Ruhe, sobald eine Reibung vorhanden ist. Unter dem Einfluss der Reibung streben
die Systeme gegen einen Endzustand. Solche Vorgänge nennt man irreversibel. Streng genommen
sind alle natürliche Prozesse irreversibel. Wenn zwei Autos aufeinander prallen, ein Schwungrad abgebremst wird oder der eine Kondensator den andern teilweise auflädt, muss man von aussen einwirken, um den alten Zustand wieder herzustellen.
irreversibel
Reibungsbehaftete Systeme verlieren einen Teil ihrer frei verfügbaren Energie. Die Energie ist wohl
noch vorhanden, steht aber für den fraglichen Vorgang nicht mehr zur Verfügung. Halbgebildete reden dann von der Umwandlung mechanischer oder elektrischer Energie in Wärme (mechanische,
elektrische Energie oder Wärme sind Austauschformen und können nicht ineinander umgewandelt
werden). Korrekterweise muss man bei irreversiblen Prozessen von Entropieproduktion sprechen.
Entropieproduktion
Im Motor einer Ständerbohrmaschine treibt der elektrische Strom einen Drehimpulsstrom an. Die
vom elektrischen Strom freigesetzte Energie wird vom Drehimpuls aufgenommen. Liegen Motor
und Bohrer nicht auf der gleichen Achse, lädt der Drehimpulsstrom die Energie im ersten Rad des
Riementriebs auf den durch den Riemen fliessenden Impulsstrom um. Im zweiten Rad wird die Energie dann auf einen zweiten Drehimpulsstrom umgeladen. In der Schnittfläche zwischen Bohrer
und Werkstück geht die Energie endgültig „verloren“. Bei Prozessketten wird Energie vom ersten
Prozess freigesetzt und von einem zweiten aufgenommen.
Prozessketten
Umladeprozesse in einer Prozesskette verlaufen nie optimal. Der Sekundärprozess nimmt nur einen
Teil der im Primärprozess freigesetzte Energie auf. Der Rest wird auf die neu entstandene Entropie
umgeladen. Um die unerwünschte Entropie abzuleiten, weisen Elektromotoren sowie Generatoren
Kühlschlitze auf, Brennsoffzellen müssen gekühlt werden. Wird die Enerige verlustfrei umgeladen,
spricht von einem idealen oder reversiblen Prozess. Wird die im Primärprozess freigesetze Energie
vollständig auf die produzierte Entropie umgeladen, liegt ein total irreversibler Prozess vor. Solche
Prozesse laufen im Wasserfall, in einer hydraulischen oder pneumatischen Drosselstelle, im elektrischen Widerstand oder in einer Reibfläche ab. Bei der Wärmeleitung, dem Entropietransport durch
einen Festkörper, eine Flüssigkeit oder ein Gas, wird mit der thermisch freigesetzen Energie ebenfalls Entropie erzeugt. Die Wärmeleitung ist auch ein total irreversibler Prozess.
irreversibler Porzess
Ein irreversibler Vorgang sieht in einem rückwärts laufenden Film unnatürlich aus. Dies hängt damit
zusammen, dass bei allen rückwärts laufenden, irreversiblen Prozessen Entropie vernichtet werden
müsste. So kann ein Auto der Umgebung keine Wärme entziehen, um sich in Bewegung zu setzen.
Um die zum Impulspumpen benötigte Leistung freizukriegen, müsste die zugeführte Entropie fortlaufend vernichten werden. Die Entropieproduktion legt die Richtung, in die ein Prozess ablaufen
muss, fest.
Richtung der Zeit
Die in einem Prozess freigesetzte Energie ist gleich Stärke des durchfliessenden Stromes dividiert
durch die Potentialdifferenz (Fallhöhe)
Prozessleistung
Prozessleistung:
P = (j1 - j 2 ) ◊ I Menge
Der zusammen mit einer Menge durch eine Grenzfläche oder Systemoberfläche transportierte Energiestrom ist gleich Potential mal Stärke des Mengenstromes
zugeordneter Energiestrom:
IW = j ◊ I Menge
Im stationären Prozess kann die dissipierte Leistung gleich der Stärke des wegfliessenden thermischen Energiestromes gesetzt werden
stationärerProzess:
stationärer irreversibler Prozess
Pdiss = TI S
In instationären Prozessen muss die produzierte Entropie nicht unmittelbar wegfliessen. Mit der Erkenntnis aus dem stationären Prozesslässt sich die Entropieproduktionsrate aber direkt berechnen
Entropieproduktionsrate:
zugeordneter Energiestrom
PS =
Pdiss
T Ort der Produktion
Entropieproduktionsrate
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Energie in der Thermodynamik
Die Energie eines Systems kann in einen äusseren und einen inneren Anteil zerlegt werden. Der äussere Anteil besteht aus Bewegungs- und Gravitationsenergie. Die innere Energie (U) hängt weder
von der Lage noch von der Bewegung des Systems ab. Die innere Energie bildet die eigentliche Energie des Systems. Nach Einstein ist die innere Energie gleich der Masse mal das Quadrat der Lichtgeschwindigkeit.
innere und äussere
Energie
Ein homogener Stoff kann Energie in Form von Arbeit, also zusammen mit dem Impuls, austauschen. Dazu muss er bei gegebenem Druck das Volumen ändern. Lässt man Verformung nur in eine
Richtung zu, kann der Zusammenhang zwischen Arbeit, Druck und Volumenänderung recht einfach
hergeleitet werden.
Arbeit
vx1
vx2
A
P = (v x1 - vx 2 ) ◊ I px
Ipx
x
| ◊dt
dWumgesetzt = (dx1 - dx 2 )◊ I px
dWumgesetzt = (dx1 - dx 2 )◊ p ◊ A = p◊ dV
Ú
Ú
WStoff = - dWUmgesetzt = - p◊ dV
Der homogene Stoff tauscht auch Energie in Form von Wärme (Q), also zusammen mit der Entropie
aus
IW = T ◊ I S
Wärme
| ◊dt
dQ = T ◊ dS
reversibel :
dS = dS
Ú
Q = T ◊ dS
Der homogene Stoff besitzt mindestens zwei Energiepforten. Eine für Arbeit und eine für Wärme.
Häufig ist die eine Pforte direkt mit der Umwelt verbunden. Der zugehörige Energieaustausch ist
dann weder mess- noch steuerbar. Wir nennen eine solche Pforte passiv. Die von uns beeinflussbare
Energiepforte heisst dann aktive Pforte.
Umwelt
Umwelt
Q
W
homogener
Stoff
p = konst.
homogener
Stoff
T = konst.
Heizt man ein System, das im Druckgleichgewicht mit der Umgebung ist, auf oder kühlt es ab, gilt
für die Wärme
Q = DU - W
aktive und passive
Pforte
aus W = - p ◊ DV folgt
Enthalpie
Q = DU + p ◊ DV
Nun definieren wir als neue Energiegrösse die Enthalpie (H). Bei isobarer Prozessführung ist die
Wärme gleich der Enthalpieänderung
H = U + p◊V
falls p = konstant gilt
Q = DH
Tauscht ein System, das im Temperaturgleichgewicht mit der Umgebung steht, Energie in Form von
Arbeit aus, gilt
W = DU - Q
aus Q = T ◊ DS folgt
W = DU - T ◊ DS
Nun definieren wir als weitere Energiegrösse die freie Energie (F). Bei isothermer Prozessführung
ist die Arbeit gleich der Änderung der freien Energie
F =U -T ◊S
falls T = konstant gilt
W = DF
freie Energie
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Isobares Heizen und Kühlen
Heizt man einen Körper bei konstantem Druck auf, ist die zugeführte Wärme gleich der Änderung
der Enthalpie. In der Regel durchläuft ein Stoff beim isobaren Heizne alle drei Aggregatszustände.
In Tabellen sind die Enthalpieänderungen entweder auf ein Kilogramm Masse oder auf ein Mol
Stoffmenge bezogen. Im ersten Fall spricht man von spezifischer im zweiten von molarer Enthalpieänderung. Formelzeichen für spezifische Grössen schreibt man klein, molare kennzeichnen wir mit
einem “^“. Die spezifischen Schmelz- und Verdampfungsenthalpie nennt man oft auch spezifische
Schmelz- und Verdampfungswärme. Ist der Druck zu gering, geht der Stoff vom festen direkt in den
gasförmigen Zustand über. Diesen Prozess nennt man Sublimation. Die spezifische Enthalpie wirdfür einen ausgewählten Zustand (p0, T0) willkürlich gleich Null gesetzt.
h
spezifische Grössen
h
spez. Verdampfungsenthalpie r
spez. Sublimationsenthalpie
spez. Schmelzenthalpie q
T
Tsm
T
Tsb
Tsd
Bei vielen Stoffen nimmt die Enthalpie ungefähr proportional mit der Temperatur zu. In diesem Fall
lohnt es sich, eine spezifische Enthalpiekapazität c einzuführen. Die Enthalpiekapazität heisst auch
Wärmekapazität bei konstantem Druck.
c=
1 dH
◊
m dT
p = konstant
Wärmekapazität
DH = m ◊ c ◊ DT
Setzt man die Enthalpie eines festen Körpers bei einer bestimmten Temperatur T0 gleich Null, kann
die Enthalpie im gasförmigen Zustand näherungsweise wie folgt berechnet werden
Enthalpie eines Gases
H = m[c fest (Tsm - T0 ) + q + c flüssig (Tsd - Tsm ) + r + cgas (T - Tsd )]
In Tabellenbüchern sind oft nur die energetischen Grössen wie spezifische Schmelz- und Verdampfungswärme sowie die zugehörige Wärmekapazität aufgeführt. Interessiert man sich für die Entropie, ist diese aus der Enthalpie abzuleiten
Energiebilanz :
dQ = dH
Entropiebilanz :
dS = dS
Zuordnung :
dQ = T ◊ dS
entropische Grössen
also : dH = T ◊ dS
Die Entropieänderung ist demnach gleich der Enthalpieänderung dividiert durch die aktuelle Temperatur. Diese Division überträgt sich auf die Materialwerte
qS =
q
Tsm
rS =
r
Tsd
cS =
c
T
Falls die Enthalpie- oder Wärmekapazität wie oben angenommen unabhängig von der Temperatur
ist, nimmt die spezifische Entropiekapazität cS mit steigender Temperatur ab; der warme Körper vermag weniger Entropie pro Temperaturänderung zu speichern als der kalte. Die totale Entropieänderung eines homogenen Stoffes, erhält man durch eine Summation über die Temperatur
Ú
DS = m cS ◊ dT = m
T2
Ú T ◊ dT = m ◊ c ◊ ln( T )
T1
c
T2
1
Verändert sich die Wärmekapazität mit der Temperatur, muss die Integration numerisch ausgeführt
werden.
Entropieänderung
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Das ideale Gas
Heizt man ein Gas (Stickstoff, Helium, Argon) von 0˚C bei konstant gehaltenem Volumen auf, erhöht sich der Druck pro Grad Celsius um den 273-ten Teil des Anfangswertes. Diese Beobachtung
war einer der ersten Hinweise auf den absoluten Temperaturnullpunkt (-273.15˚C). Führt man die
absolute Temperaturskala ein, lässt sich diese Beobachtung als einfaches Gesetz schreiben
p p0
=
T T0
V = konst.
Gesetz von Amantons
Verändert man das Volumen eines Gases und misst den Druck bei konstant gehaltener Temperatur,
findet man das Boyle-Mariottesche Gesetz
p ◊ V = p0 ◊ V0
T = konst.
p◊V
= f1 (V ) ◊ V
T
p◊V
f (T )
= 2
T
T
p ◊ V = f2 ( T )
R = 8.3145
J
mol ◊ K
H = U + p◊V = U + n◊ R◊T
DH = n ◊ cˆ p ◊ DT = n ◊ cˆV ◊ DT + n ◊ R ◊ DT
V1
Ú
V1
V2
Enthalpiekapazität
also cˆ p = cˆV + R
Lässt man mit Hilfe eines langsam hinausfahrenden Kolbens ein Gas expandieren, gibt dieses Energie in mechanischer Form an den Kolben ab. Um den Prozess isotherm zu führen, um also die Temperatur konstant zu halten, taucht man das Gas zusammen mit dem umhüllenden Zylinder in ein
sogenanntes Wärmebad ein. Nun hängt die innere Energie des Gases nicht vom Volumen ab. Folglich führt das Wärmebad die gleiche Energie in Form von Wärme zu, wie über den Kolben in Form
von Arbeit weggeht. Die Arbeit kann mit Hilfe der universellen Gasgleichung berechnet werden
W = - p ◊ dV = n ◊ R ◊ T
Enthalpie
DH = DU + n ◊ R ◊ DT
Die molare Enthalpiekapazität (molare Wärmekapazität bei konstantem Druck) ist demnach um die
universelle Gaskonstante grösser ist als die molare Energiekapazität
V2
Energiekapazität
cˆV : molare Energiekapazität
Aus der universellen Gasgleichung folgt die Temperaturabhängigkeit der Enthalpie
Ú
universelle Gasgleichung
R : universelle Gaskonstante
Die innere Energie eines Gases hängt bei grosser Verdünnung kaum vom Volumen ab. Zudem ist
die Energiezunahme über grosse Bereiche proportional zur Temperaturerhöhung. In diesem Fall
lohnt es sich, eine molare Energiekapazität (molare Wärmekapazität bei konstantem Volumen) einzuführen. Ist diese bekannt, berechnet sich die Änderung der inneren Energie wie folgt
DU = n ◊ cˆV ◊ DT
allgemeine Gasgleichung
p ◊ V p0 ◊ V0
=
T
T0
Nach einer von Avogadro gefundenen Gesetzmässigkeit nimmt ein Mol eines gasförmigen Stoffes,
unabhängig von seiner chemischen Beschaffenheit im Normzustand (1013.25 mbar und 273.15 K)
immer das gleiche Volumen von 22.414 dm3 ein. Kombiniert man diese Beobachtung mit dem allgemeinen Gasgleichung, erhält man ein für alle stark verdünnten Stoffe gültiges Gesetz
p◊V
= n◊ R
T
Gestz von Boyle-Mariotte
Gesetz von Boyle - Mariotte
Um die Gesetze von Amantons und Boyle-Mariotte zu kombinieren, schreiben wir das erste als
Funktion des Volumens und das zweite als Funktion der Temperatur. Multipliziert man das Gesetz
von Amantons mit dem Volumen und dividiert das Gesetz von Boyle-Mariotte durch die absolute
Temperatur, erhält meine eine Aussage, die weder vom Volumen noch von der Temperatur und
schon gar nicht vom Druck abhängig sein kann
p
= f1 (V )
T
Gesetz von Amantons
isotherme Expansion
dV
V
= n ◊ R ◊ T ◊ ln( 1 ) = -Q
V
V2
Die Energie, die das Gas bei der isothermen Expansion in mechanischer Form an den Kolben abgibt,
entstammt vollständig dem Wärmebad. Das Gas selber hat seinen Energieinhalt nicht verändert. Diese Einsicht steht im Widerspruch zu unserer naiven Vorstellung von Arbeitsvermögen. UnsereVorstellung von Arbeitsvermögen steckt in der Definition der freien Energie. Die freie Energie des
Gases nimmt mit der Expansion ab.
Arbeitsvermögen
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Prozesse des idealen Gases
Das Modell des idealen Gases ist durch die universelle Gasgleichung sowie durch die Energiezuordnung U(T) vollständig beschrieben. Die erste Gleichung heisst thermische, die zweite kalorische Zustandsgleichung. Weil das Modell des idealen Gases absolute Homogenität voraussetzt, beschreibt
es ausschliesslich Gleichgewichtszustände. In diesem Modell wird genausowenig Entropie produziert wie im Modell des starren Körpers. Alle Prozesse, die mit dem idealen Gas beschrieben werden,
verlaufen prinzipiell reversibel, sind also ohne Verlust umkehrbar. Wir untersuchen nun vier ausgewählte Prozesse.
Zustandsgleichung
und reversible Prozesse
Bei der isothermen Expansion wird Wärmeenergie vollständig in Arbeit umgewandelt. Die Entropie,
welche mit der Energie thermisch zugeführt wird, lagert sich im expandierenden Gas ab. Die Entropieänderung kann mit Hilfe der Energiebilanz berechnet werden
isotherme Expansion
W = - n ◊ R ◊ T ◊ ln(
V2
) = -Q
V1
DS = Saus =
Q
V
= n ◊ R ◊ ln( 2 )
T
V1
Je nach experimenteller Anordnung wird ein Gas isochor (V = konst.) oder isobar (p = konst.) erwärmt. Solange die Energie- und damit auch die Enthalpiekapazität konstant ist, gelten die weiter
oben abgeleiteten Beziehungen
DU = n ◊ cˆV ◊ DT
DS = n ◊ cˆV ◊ ln(
T2
)
T1
DH = n ◊ cˆ p ◊ DT
DS = n ◊ cˆ p ◊ ln(
T2
)
T1
Lässt man ein ideales Gas ohne thermischen Kontakt expandieren, bleibt die Entropie erhalten und
die Arbeit ist gleich der Änderung der inneren Energie
dW = dU
mit dW = - p ◊ dV und dU = n ◊ cˆV ◊ dT
- p ◊ dV = n ◊ cˆV ◊ dT
mit p =
-
R dV dT
=
cˆV V
T
isochores und isobares Heizen
isentrope Expansion
n◊ R◊T
V
beidseits integrieren und Exponentialfunktion anwenden
R
Ê V1 ˆ cˆV T2
Á ˜ =
T1
Ë V2 ¯
Der Zusammenhang zwischen Volumen und Temperatur kann direkt aus der Entropiebilanz abgeleitet werden. Bei der isentropen Expansion wandelt sich aktuelle (thermisch wirksame) in latente
(thermisch nicht nachweisbare) Entropie um
DS = DSaktuell + DSlatent = n ◊ cˆV ◊ ln(
T2
V
) + n ◊ R ◊ ln( 2 ) = 0
T1
V1
Eliminiert man die Temperatur mit Hilfe der thermischen Zustandsgleichung, erhält man eine zweite
Beschreibung der isentropen Expansion oder Kompression
R
Ê V1 ˆ cˆV T 2 p2 ◊ V2
=
=
Á ˜
T1
p1 ◊ V1
Ë V2 ¯
mit
R + cˆV cˆ p
=
=k
cˆV
cˆV
Ê V1 ˆ
Á ˜
Ë V2 ¯
k
T1 ◊ V1k -1 = T2 ◊ V2k -1
T1 Ê p1 ˆ
=Á ˜
T2 Ë p2 ¯
T durch p ersetzen
p
= 2
p1
Die dimensionslose Zahl k (Kappa), die gleich dem Verhältnis der beiden Wärmekapazitäten (Enthalpie- zu Energiekapaziät) ist, heisst Isentropen- oder Adiabatenexponent. Die isentrope Zustandsänderung kann auf drei Arten formuliert werden
p1 ◊ V1k = p2 ◊ V2k
aktuelle und latente
Wärme
Isentropenexponent
k -1
k
Bei einatomigen Gasen ist die Energiekapazität gleich 1.5 R und bei zweiatomigen ungefähr gleich
2.5 R. Die zugehörigen Isentropenexponenten sind somit gleich 1.67 und 1.4.
einatomige und zweiatomige Gase
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Seite 9
reale Stoffe
Das einatomige, ideale Gas ist das einfachste Modell. Es gibt das Verhalten von realen Stoffen bei
grosser Verdünnung wieder. Das Modell wird durch die thermische (universelles Gasgesetz) und
durch die kalorische Zustandsgleichung (U(T)) eindeutig beschrieben
p◊V = n◊ R◊T
DU = n ◊ cˆV ◊ DT
cˆV =
3
R
2
Aus praktischen Gründen schreibt man die beiden Zustandsleichungen molar, d.h. man dividiert alle
mengenartigen Grössen durch die Stoffmenge
p ◊ vˆ = R ◊ T
sˆ(vˆ, T ) = cˆV ◊ ln(
T
vˆ
) + R ◊ ln( )
T0
vˆ0
cˆV =
sˆ( p, T ) = cˆ p ◊ ln(
T
p
) + R ◊ ln( )
T0
p0
V2
Ú
V1
Druck statt Volumen
cˆ p = cˆV + R
Die thermische Zustandsgleichung kann entweder als 3D-Graphik oder mit Hilfe von Diagrammen
(p-V- und p-T-Diagramm) dargestellt werden. Im p-V-Diagramm liefern die Isothermen und im p-TDiagramm die Isochoren die fehlende Information. Entsprechend lässt sich die Entropiefunktion als
3D-Schaubild oder mit Hilfe eines S-T- und eines S-p-Diagrammes Darstellen. Zur Analyse des Energieaustausches zieht man das p-V- und das T-S-Diagramm bei. Die Fläche unter dem ersten Diagramm entspricht der Arbeit und die Fläche unter dem zweiten der Wärme
W = - p ◊ dV
grundlegende Gleichungen
3
R
2
Weil in vielen Prozessen der Druck statt des Volumens konstant gehalten wird, schreiben wir mit
Hilfe des universellen Gasgesetzes die Entropiefunktion um
p ◊ vˆ = R ◊ T
molare Schreibweise
Duˆ = cˆV ◊ DT
Aus systemdynamischer Sicht ist die innere Energie keine sehr aussagekräftige Grösse. Deshalb ersetzen wir die kalorische Zustandsgleichung durch die Entropiefunktion
p ◊ vˆ = R ◊ T
Modell des idealen
Gases
Diagramme
S2
Q=
Ú T ◊ dS
S1
Nun haben wir das Rüstzeug, um homogene Stoffe zu beschreiben. Aus praktischen Gründen bezieht
man die mengenartigen Grössen auf die Masse und nicht auf die Stoffmenge. Die zugehörigen Formelzeichen werden klein und ohne “^“ geschrieben. Der im Stoff herrschende Druck kann als Funktion der Temperatur und des spezifischen Volumens ausgedrückt werden. Bei Aggregatszustandsänderungen bleibenTemperatur und Druck konstant. Die graphische Darstellung der Funktion p(v,T)
nennt man Zustandsfläche. Projiziert man die Zustandsfläche auf die p-T-Ebene, erscheinen die Gebiete, welche die Aggregatszustandsänderungen beschreiben als Linien. Die eine Linie, die Dampfdruckkurve beginnt im Tripelpunkt und endet im kritischen Punkt. Im Tripelpunkt können alle drei
Phasen (fest, flüssig, gasförmig) koexistieren. Oberhalb des kritischen Punktes macht die Unterscheidung von gasförmig und flüssig keinen Sinn mehr, d.h. der Stoff lässt sich durch isotherme
Kompression nicht mehr verflüssigen. Mit der Projektion auf die p-v-Ebene erhält man das Arbeitsdiagramm.
Zustandsfläche
Die spezifische Entropiefunktion s(T,p) liesse sich ebenfalls als Fläche im dreidimensionalen Raum
darstellen. Man wählt stattdessen das T-s-Diagramm und stellt mit Hilfe von Isobaren die Zustände
gleichen Drucks dar.
T-s-Diagramm
Die Zustandsfunktion p(v,T) und die Entropiefunktion s(T,p) beschreiben nur die Gleichgewichtszustände eines homogenen Stoffes. Entsprechend verlaufen alle Prozesse, die mit diesen Funktionen
beschrieben werden, reversibel. Entropie wird dabei keine produziert. Prozesse, die nicht allzuweit
vom thermischen Gleichgewicht weg sind, lassen sich in guter Näherung im T-s-Diagramm darstellen. Nur muss deklariert werden, welcher Teil der Entropieänderung durch Austausch und welcher
durch Produktion verursacht worden ist.
reversible und irreversibel Prozesse
Die h(p,T)-Funktion ist gut messbar und die u(v,T)-Funktion kann teilweise aus mikroskopischen
Modellen abgeleitet werden. Zur Ermittlung der zugehörigen s(p.T)-Funktion zieht man am besten
eine Datenbank bei.
Innere Energie, Enthalpie und Entropie
Theorie
Thermodynamik
Seite 10
Wärmetransport
Die von einem elektrischen Strom im Widerstand freigesetzte Leistung dient der Entropieproduktion. Nimmt man an, dass die gesamte Leistung das Widerstandselement bei der aktuellen Temperatur
T als Wärme verlässt, folgt aus den Bilanzgleichungen und der Energiezuordnung
Energiebilanz :
Pdiss + IW , therm = 0
Zuordnung :
Entropiebilanz :
IS + P S = 0
Produktionsrate : P S =
Widerstand und Entropieproduktion
IW , therm = T ◊ IS
Pdiss
T
Bei der Wärmeleitung setzt der „thermisch herunterfallende“ Entropiestrom ebenfalls eine Prozessleistung frei. Die dabei produzierte Entropie vergrössert den primären Entropiestrom. Rein mathematisch kann man den thermischen Prozess analog zum elektrischen behandeln. Dies macht oft
wenig Sinn, weil viele Aussagen zur Wärmeleitung ohne Entropiebetrachtung gemacht werden können.
Entropie und Wärmeleitung
In der Wärmelehre, der Thermodynamik der irreversibelen Prozesse, nimmt man die Energie statt
der Entropie als Grundgrösse. Die Temperaturdifferenz betrachtet man aber weiterhin als Antrieb
oder Ursache für die Wärmeleitung. Der thermischen Widerstand liesse sich wie in der Elektrizitätslehre als Verhältnis von Antrieb und Energiestromstärke definieren. Aus praktischen Gründen bildet
man den Leitwert, den Reziprokwert zum Widerstand
Antrieb und Widerstand
GW =
IW
DT
Aus der Definition des Leitwertes folgt die Vorschrift für Parallel- und Serieschaltung. Bei der Parallelschaltung addieren sich die einzelnen Ströme bei gleicher Temperaturdifferenz. Folglich sind
die einzelnen Leitwerte zum Gesamtleitwert zu addieren. Bei der Serieschaltung müssen die Reziprokwerte der einzelnen Leitwerte zum Reziprokwert des Gesamtleitwertes aufaddiert werden
parallel :
GW =
ÂG
Wi
1
=
GW
seriell :
i
ÂG
1
i
Wi
Im Festkörper fliesst die Wärme immer in Richtung des grössten Temperaturgefälles. Die Energiestromdichte (Energiestromstärke pro Querschnitt) ist proportional zum Temperaturgradienten
(Temperaturunterschied pro Länge). Der Proportionalitätsfaktor hängt vom Material ab und heisst
Wärmeleitungskoeffizient l. Summiert man diesen lokalen Zusammenhang über den ganzen Querschnitt und über die Fliessstrecke des Stromes erhält man je nach Geometrie eine andere Formel
Strom durch konstanten Querschnitt A :
Strom radial durch Zylindermantel :
Strom radial durch Hüllkugel :
A
l
2 ◊p ◊ h
GW = l ◊
ln(ra ri )
GW = l ◊
p ◊ ra ◊ ri
ra - ri
Wärmeübergang
GW = a ◊ A
Tritt die Wärme durch eine Mauer, ein Fenster oder das Dach, müssen die Teilleitwerte für die Übergänge sowie die Leitung reziprok addiert werden. Wird der Gesamtleitwert durch den zugehörigen
Querschnitt dividiert, erhält man eine Vergleichszahl, den Wärmedurchgangskoeffizienten k
Wärmedurchgangskoeffizient :
Wärmeleitung
GW = l ◊
An der Grenzschicht zwischen Festkörper und Flüssigkeit oder Gas wird Wärme konvektiv zu- oder
abgeführt. Zudem koppelt die Oberfläche des Festkörpers strahlungsartig an die weitere Umgebung.
Um all diese Einflüsse abzuschätzen, macht man einen einfachen Ansatz. Demnach ist die Wärmestromdichte proportional zum Temperaturgefälle von Festkörper zur Flüssigkeit oder zum Gas. Der
Proportionalitätsfaktor heisst Wärmeübergangskoeffizient a. Summiert man über den ganzen Querschnitt, folgt für den Wärmeleitwert
Wärmeübergang :
Serie- und Parallelschaltung
k=
GW .tot
A
Falls sich der Querschnitt längs des Stromes nicht ändert, kann der Durchgangskoeffizient direkt aus
den Übergangskoeffizienten, den Leitungskoeffizienten und den Dicken berechnet werden.
Wärmedurchgang
Theorie
Thermodynamik
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Strahlung im Hohlraum
Der leere Raum ist nie ganz leer. Ein Hohlraum im Innern eines Körpers enthält immer ein elektromagnetisches Strahlungsfeld. Dieses Strahlungsfeld ist isotrop und homogen, falls der umgebende
Körper überall die gleiche Temperatur aufweist. Die Energiedichte des Strahlungsfeldes hängt nur
von der Temperatur und nicht vom Material oder der Beschaffenheit der umgebenden Wände ab.
Aus der Theorie des elektromagnetischen Feldes folgt, dass bei einem isotropen Strahlungsfeld der
Druck gleich einem Drittel der Energiedichte ist. Der Strahlungsdruck im Innern eines Hohlraumes
ist damit eine reine Funktion der Wandtemperatur.
Strahlung im Hohlraum
Über die freie Oberfläche einer Flüssigkeit tritt ein Teil der Stoffmenge in den gasförmigen Zustand
über. Gasförmige Stoffe, die bei gleicher Temperatur auch flüssig oder fest sein können, heissen
Dämpfe. Im Gleichgewichtszustand hängt die Dichte des Dampfes nur von der Temperatur ab.
Dämpfe im Gleichgewichtszustand nennt man gesättigt. Der zugehörige Druck, der sogenannte
Dampfdruck, ist ebenfalls eine reine Funktion der Temperatur. Der Graph dieser Funktion ist die
weiter vorne erwähnte Dampfdruckkurve. Hohlraumstrahlung und gesättigte Dämpfe haben eines
gemein: im thermodynamischen Gleichgewicht hängen Druck und Energiedichte nur von der herrschenden Temperatur ab.
gesättigter Dampf
Nun verwenden wir den gesättigten Dampf als Medium in einem Kreisprozess. Im ersten Teilprozess
wird dem Flüssigkeits-Dampf-Gemisch isotherm ein bestimmte Entropiemenge S zugeführt. Im dritten Teilprozess entziehen man dem Flüssigkeits-Dampf-Gemisch bei einer tieferen Temperatur die
gleiche Menge Entropie wieder. In den beiden andern Teilprozessen wird der Stoff isentrop expandiert bzw. isentrop komprimiert. Je näher die Temperaturen der beiden isothermen Prozesse beieinander liegen, desto weniger fallen die isentropen Prozesse ins Gewicht. Ist der Temperaturunterschied beliebig klein, kann die Volumenänderung bei den isentropen Vorgängen vernachlässigt werden. Für die zu- und die abgeführte Wärme sowie die Nettoarbeit gelten dann die folgenden Beziehungen
Kreisprozess mit
Dampf
Q1 = DH1 = S ◊ (T + dT )
Q2 = DH2 = - S ◊ T
WNetto = DV ◊ dp
Die Nettoarbeit entspricht der thermisch umgesetzten Energie, d.h. der von der Entropie S beim Hinunterfallen um dT freigesetzten Energie. Nun leiten wir eine Gleichung für p(T) ab
W frei
Q2
=
S ◊ dT W Netto DV ◊ dp
V
=
=
ª
dp
S ◊T
| H2 |
| DH 2 | DH1
dT
V
=
dp
T
DH
Ist die Dichte des Dampfes klein verglichen mit der Dichte der Flüssigkeit, darf der Dampf als ideales Gas behandelt werden.
dT
dp
R ◊ T dp
=V
=
T
| DH | n ◊ p n ◊ rˆ
oder
dp rˆ dT
= ◊
p R T2
Clausius-Clapeyron
also p(T ) = p0e
Verdünnte Dämpfe
rˆ Ê 1 1 ˆ
Á - ˜
R Ë T0 T ¯
Im Falle der Hohlraumstrahlung kann die innere Energie durch den oben erwähnten Zusammenhang
von Energiedichte und Druck geschrieben werden. Für die Enthalpe gilt dann
Energiedichte im
Strahlungsfeld
dT DV ◊ dp dp
=
=
T
| DH |
4p
H = U + p ◊ V = rW ◊ V + p ◊ V = 4 p ◊ V
Die Integration der Gleichung von Clausius-Clapeyron liefert den Zusammenhang zwischen Druck
und Temperatur bzw. zwischen Energiedichte und Temperatur. Der fehlende Faktor a ist im Jahre
1900 von Max Planck mit Hilfe einer damals revolutionären Hypothese berechnet worden
p = Konstante ◊ T 4
3 p = rW = a ◊ T 4
mit a = 7.56 ◊ 10-16
J
3
m ◊K4
Beim isochoren Heizen des Hohlraumes kann die Entropieänderung mit der Energieänderung in Beziehung gebracht werden. Eine Integration über die Temperatur liefert den Entropieinhalt des Hohlraumes
dS = dS =
dQ dU V ◊ drW
=
=
= V ◊ 4 a ◊ T 2 ◊ dT
T
T
T
S=
Ú dS =Ú 4 a ◊ V ◊T 2 ◊ dT =
4a
V ◊T 3
3
Entropie der Strahlung
Theorie
Thermodynamik
Seite 12
Wärmestrahlung
Die Strahlung im Hohlraum eines Körpers hängt nur von der Temperatur der Wände ab. Weist der
Hohlraum ein Loch auf, tritt Wärmestrahlung mit Lichtgeschwindigkeit aus. Die Strahlung normal
zur Oberfläche ist am intensivsten. Seitlich dazu nimmt sie ab.
Strahlung aus dem
Hohlraum
Um die Stärke des austretenden Energiestromes zu berechnen muss man zuerst die Intensität (Strahlungsleistung pro Fläche und Raumwinkel) im Innern des Hohlraumes kennen. Dank der Isotropie
ist die Intensität dort richtungsunabhängig. Ihr Wert ist gleich der Energiedichte mal die Lichtgeschwindigkeit dividiert durch den vollen Raumwinkel (4p). Integriert man an der Oberfläche über
den Halbraum und über die Querschnittsfläche des Loches, erhält man für die austretenden Energiestromstärke
Strahlungsleistung
IW = s ◊ A ◊ T 4
mit s =
a◊c
W
= 5.67 ◊ 10 -8 2 4
4
m K
Die Grösse s heisst Stefan-Boltzmann-Konstante. Sie legt fest, wie stark ein Hohlraum bei gegebener Temperatur Energie abstrahlt.
Die Umgebung strahlt in den Hohlraum zurück. Weist die ganzen Umgebung die gleiche Temperatur
auf, strahlt diese wie ein zweiter Hohlraum in den ersten hinein. Der netto durch das Loch hindurchtretende Energiestrom entspricht deshalb der Differenz von zwei Abstahlungen.
Rückstrahlung
Max Planck berechnete mit Hilfe seiner Hypothese von der Quantisierung (Stückelung) der Hohlraumstrahlung nicht nur die Stefan-Boltzmann-Konstante. Er konnte auch noch zeigen, wie sich die
Energie auf die verschiedenen Frequenzen der elektromagnetischen Strahlung verteilt. Planck hat
damit eine Beobachtung von Wilhelm Wien, wonach sich das Maximum in der spektralen (frequenzbezogenen) Energieverteilung bei steigender Temperatur zu kürzeren Wellenlängen verschiebt, bestätigt.
Spektrale Verteilung
In der Regel wird die Wärmestrahlung von der Oberflächenschicht eines materiellen Körpers abgegeben. Solche Oberflächen geben wie der Hohlraum entsprechend ihrer Temperatur Energie und Entropie ab. Dass sich die von einer Oberfläche abgegebene Strahlung entsprechendMaterial und Beschaffenheit von der Hohlraumstrahlung unterscheidet, ist nachvollziehbar. Dass diese Strahlung in
jedem Frequenzintervall höchstens gleich stark wie die Strahlung eines gleich warmen Hohlraumes
sein kann, erkennt man erst nach dem folgenden Gedankenexperiment.
Körperstrahlung
Ein absolut wärmeisolierter Behälter ist durch ein Interferenzfilter in zwei Räume unterteilt. Das Interferenzfilter lässt nur Strahlung mit wohldefinierter Wellenlänge durch. Der eine Raum wird vom
zu untersuchenden Körper ausgefüllt, im andern Teil hat sich eine Hohlraumstrahlung aufgebaut. Zu
Beginn sind beide Teilräume gleich warm. Würde der Körper nun mehr Strahlung absorbieren als
emittieren, würde er sich auf Kosten des andern Teiles erwärmen. Im umgekehrten Fall würde er sich
abkühlen. Da beides nicht möglich ist, emittiert der fragliche Körper in jedem Frequenzintervall den
gleichen Prozentsatz der Hohlraumstrahlung wie er absorbiert
Kirchhoffsche Strahlungsgesetz
adiabatische Hülle
Interferenzfilter
Körper
Hohlraum
Das Kirchhoffsche Strahlungsgesetz, wonach ein schlechter Absorber auch ein schlechter Emitter
ist, gilt nur für die gleich Wellenlänge oder Frequenz. Emittiert ein Körper über grosse Frequenzbereiche einen festen Prozentsatz der Hohlraumsrahlung, nennt man ihn grau. Der Prozentsatz wird oft
in Form einer Emissionszahl e angegeben. Für graue, konvexe Körper gilt ein einfaches Abstrahlungsgesetz
4
)
IW , netto = e ◊ s ◊ A(T 4 - TUmgebung
e : Emissionszahl
graue Körper
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