Mildes Schädel-Hirn-Trauma-

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Datum: 11.05.2016
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Erscheinungsweise: 28x jährlich
Themen-Nr.: 531.038
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Mildes Schädel-Hirn-Trauma eine stille Epidemie
Minor Head Injury -a Silent Epidemic
'Reto Stocker, 2Claudio Letta
nstitut für Anästhesiologie, Klinik Hirslanden, Zürich': Kantonsärztlicher Dienst, Amt für Gesundheit und Soziales, Schwyz2
Zusammenfassung: Die überwiegende Mehrzahl der 20000 proJahr in der Schweiz wegen Schädel-Hirn-Trauma hospitalisierten
Patienten läuft unter dem Diagnose-Kontinuum mildes Schädel-Hirntrauma/Commotio cerebri. Glücklicherweise erholt sich die
Mehrzahl dieser Patienten nach Tagen bis Wochen vollständig. Allerdings muss bei ca. 15% dieser Patienten mit prolongierten bis
hin zu persistierenden Beeinträchtigungen gerechnet werden, was u.U. erheblich negative Auswirkungen auf deren Lebensqualität
hat. Dies trifft insbesondere auf Patienten zu, die sich wiederholte milde Hirnverletzungen (z.B. im Rahmen von Kontaktsport) zugezogen haben. Unglücklicherweise werden viele dieser Patienten nie richtig diagnostiziert und oft als Hypochonder oder Simulanten abgestempelt. Das verhindert eine adäquate Rehabilitation und Unterstützung. Diese Mini-Review hat zum Ziel, den aktuellen Stand des Wissens bezüglich pathophysiologischen und klinischen Auswirkungen des milden Schädel-Hirn-Traumas
darzulegen und einige Informationen zur Diagnostik und Behandlung auf Basis bestehender Guidelines zu vermitteln.
Schlüsselwörter: Traumatische Hirnverletzung - minimales und mildes Schädel-Hirn-Trauma - Commotio cerebri - Langzeitfolgen
Abstract: The vast majority out of the 20000 patients annually hospitalized after sustaining a head injury belong to the minor
head injury/cerebral concussion continuum. Fortunately, most of the patients show full recovery after days to weeks. However,
about 15 % of these patients suffer from prolonged up to permanent sequels potentially impairing their quality of life to a considerable extent. This especially holds true for those who suffer from recurrent minor head injuries (i.e. victims from contact
sport accidents). Unfortunately, many of these patients are never diagnosed in an appropriate way and therefore looked at as
hypochondriacs or simulants. This prevents adequate rehabilitation and support. This review aims to present current knowledge about pathophysiology and clinical features of minor head injuries and to give some information about diagnostics and
treatment according to current guidelines.
Key words: traumatic brain injury - minimal head injury - minor head injury - concussion - long term impairment
Resurne: La vaste majority des 20 000 malades hospitalises annuellement apres avoir subi un traumatisme cränien a comme diagnostic une atteinte/commotion ceräbrale mineure. Heureusement, la plupart des malades räcuperent completement dans un Intervalle de jOurs ä semaines. Pourtant, environ 15% de ces malades souffrent de maniere prolongee ä permanente de säquelles
susceptibles de diminuer considörablement leur quality de vie. Cela est particulierement vrai pour les personnes qui presentent de
maniere repetee de traumatismes cräniens mineurs (par exemple les victimes d'accidents en pratiquant un sport de contact). Malheureusement, beaucoup de ces patients ne sont jamais diagnostiques de maniere appropriee et ä considäräs comme hypocondriaques ou simulateurs. Cela ernpeche une rehabilitation et une aide adäquates. La präsente revue a pour but de präsenter les
connaissances actuelles ayant trait ä la physiopathologie et les caracteristiques cliniques des traumatismes cräniens mineurs,
ainsi que d'informer sur les aspects diagnostiques et thärapeutiques en prenant en compte les recommandations actuelles.
Mots-cles: traumatisme cränien - atteinte cerebrate mineure - commotion cärebrale - consäquences ä long-terme
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und Commotio cerebri
Einführung
Als mildes Schädel-Hirn-Trauma wird eine Hirnverletzung
In der Schweiz wird die überwiegende Mehrheit der durch stumpfe Krafteinwirkung auf den Schädel oder Akze-
20 000 pro Jahr in der Schweiz wegen Hirnverletzung hos- leration/Dezeleration des Kopfes oder Nackens bezeichnet.
pitalisierten Patienten (BfS-Datensatz 2012) nach mildem Die Commotio cerebri (Commotio (lat.) = Erschütterung),
Schädel-Hirn-Trauma unter der Diagnose Commotio cere- ein Unterbegriff der milden Hirnverletzung (Hirnverletzung
bri hospitalisiert. Damit ist die Commotio cerebri der Typ I), historisch definiert durch den Bewusstseinsverlust,
zweithäufigste Hospitalisationsgrund in lokalen, regiona- ist ein komplexer, das Gehirn betreffender pathophysiologilen und tertiären Versorgungszentren nach Schwanger- scher Prozess, verursacht durch traumatische biomechanischaft/Geburt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer im sche, gegen Hirn oder Nacken gerichtete Kräfte. Folgende
Spital (hauptsächlich zur neurologischen Überwachung) Zusatzelemente können beobachtet werden [1,2]:
Schnell auftretende, meist kurzzeitige Störung der neubeträgt zwei Tage. Im Übrigen gilt das milde Schädel-Hirnrologischen/neuropsychologischen Funktion immediat
Trauma in den Augen vieler (so auch vieler Versicherer) als
nach dem Trauma
Bagatellverletzung ohne längerfristigen Krankheitswert.
Glasgow Coma Score (GCS) 13-15 bei Eintritt
Glücklicherweise ist das in der Mehrzahl der Fälle auch so,
Jegliche Angabe/Beobachtung/Beschreibung von
transienter Konfusion, Desorientierung und/oder BeIm Artikel verwendete Abkürzungen:
wusstseinsstörung; Bewusstseinsverlust 530 Minuten
DAI
Diffuse axonal injury
GCS
Glasgow coma scale
Amnesie um das Unfallereignis herum 524 Stunden
MRI
Magnetic resonance imaging
Krampfanfall unmittelbar nach Trauma
PET
Positronenemissionstomografie der Single Photon Emission
Irritabilität, Lethargie, Erbrechen; insbesondere bei
Computertomografie
SPECT
Kindern und Kleinkindern
Single Photon Emission Computertomografie
was aber nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass bis zu
15 % der Betroffenen über längerfristige oder gar anhalten- Gemäss einer aktuellen Literaturreview kann eine Beein-
de Beeinträchtigungen (ein Jahr oder gar länger) klagen trächtigung der kognitiven Funktionen am ersten Tag bei
und ein Teil bleibende Schäden davonträgt. Tragisch ist, 58 % und am siebten Tag noch bei 8 % gefunden werden [3].
Jede Hirnverletzung kann grundsätzlich entlang des
dass viele dieser Patienten nie richtig diagnostiziert und
Kontinuums
milde - moderate - schwere Hirnverletzung
teils als Simulanten abgestempelt werden, weshalb sie keibetrachtet
werden,
womit gesagt ist, dass eine klare Abnen adäquaten rehabilitativen Massnahmen zuführbar
grenzung
nicht
a
priori
möglich ist. Die Variation hängt
sind. Aufgrund der hohen Anzahl, der sozio-ökonomischen
dabei von folgenden Faktoren ab:
ob und wie lange die betroffene Person bewusstlos war
Lebensqualität der Betroffenen kann in diesem Kontext
Dauer der Amnesie
deshalb von einer stillen Epidemie gesprochen werden.
Resultierende kognitive, verhaltensmässige und psychiObwohl in den letzten Jahren die wissenschaftliche Aufsche Probleme
arbeitung des milden Schädel-Hirn-Traumas mit grossen
Dauer der Erholung
Folgekosten und der zum Teil gravierenden Folgen auf die
Schritten vorangegangen ist und wir zwischenzeitlich
mehr über die Pathophysiologie und Biophysik des milden Basierend auf der Symptomatologie können drei SchwereHirntraumas wissen, bleiben viele Fragen offen oder wer- grade des milden Schädel-Hirn-Traumas definiert werden
den neue Fragen aufgeworfen. Das hat auch damit zu tun, [4] :
Grad 1: Transiente Konfusion, kein Bewusstseinsverdass die Erforschung dieses Krankheitsbildes beim Menlust, abnormer mentaler Status 515 Minuten
schen sehr schwierig ist.
Grad 2: Transiente Konfusion, kein Bewusstseinsverlust und Amnesie und/oder abnormer mentaler Status
Definition Mildes Schädel-Hirn-Trauma
>15 Minuten
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Grad 3: Jeder Bewusstseinsverlust kurz bis prolongiert kutiver Blockade der Neuronenmitochondrien [11].
In der zweiten Phase reabsorbieren die Zellen Kalium.
(Sekunden, Minuten oder länger und/oder Störung der
Die
dazu notwendige Energie wird durch die MetabolisieHirnfunktion (physisch, kognitiv, verhaltensmässig)
rung von Glukose bereitgestellt. Wenn die dazu notwendige
Der Begriff «mild» kann irreführend sein; er wird lediglich in Sauerstoffverfügbarkeit ungenügend ist, führt das zur LakBezug auf die Schwere des initialen physikalischen Traumas tatbidung. Laktat schädigt die Zellwand [12].
und die akut festgestellten Verletzungen und Symptome
In der dritten Phase kommt es zu einer neuronalen Ener(häufig mit dem GCS) bestimmt. Dabei ist festzuhalten, dass giekrise, da die Mitochondrien der betroffenen Zellen durch
diese Beurteilung keine direkten Schlüsse auf die effektive Kalzium blockiert sind. Der Blutfluss fällt, und die Neuronen
Schwere bzw. Konsequenzen zulässt. Obwohl die akuten kli- beginnen unterzugehen [13].
nischen Veränderungen vor allem funktionellen Störungen
zugeschrieben werden, wissen wir inzwischen, dass das me-
chanische Trauma zu neuropathologischen Schädigungen
auf der ultrastrukturellen Ebene führt und damit eine Kaskade von neurochemischen und neurometabolischen Abläufen
triggern kann. Dabei kann nebst akuten Symptomen ein
post-commotionelles, ein prolongiertes oder gar persistierendes post-commotionelles Syndrom bis hin zu neurodegenerativen Erkrankungen (Demenz, amyotrophe Lateralsklerose, Parkinson-Erkrankung ...) auftreten [5,6]. Für viele
Vulnerabilität
Beeinträchtigte, aber nicht bereits irreversibel zerstörte
Hirnzelle überleben, bleiben aber für Minuten, Stunden
bis Tage nach dem Initialereignis sehr vulnerabel. Die Patienten sind extrem empfindlich gegenüber auch nur kleinen Veränderungen des zerebralen Blutflusses, eines An-
stiegs des intrakraniellen Druckes oder Störungen der
Ventilation [14].
Betroffene ist es schwierig, eine adäquate Diagnose zu erhal-
ten, besonders wenn kein Bewusstseinsverlust beobachtet/
dokumentiert wurde. Hier ist darauf hinzuweisen, dass ein
Bewusstseinsverlust nicht zwingend für eine Hirnverletzung
ist [7]. Das milde Schädel-Hirn-Trauma ist zwar typischerweise mit negativen CT/MRI-Befunden vergesellschaftet,
wobei gemäss aktueller Literatur pathologische CT-Befunde
bei rund 7,5 % der Betroffenen erhoben werden können [3].
Metabolische Dysfunktion
Die metabolische Dysfunktion ist ein Schlüsselereignis
nach einem Schädel-Hirn-Trauma, auch nach einem milden, und ist für die prolongierte Vulnerabilität verantwortlich. Zentrales Element dabei ist, dass das neurovaskuläre
System unfähig ist, auf einen gesteigerten Energiebedarf
zu reagieren, um ein normales neurochemisches und tonisches Milieu zu retablieren. Das ist deshalb gefährlich, da
Pathophysiologie: Was mit dem Hirn geschieht ein gestörtes Milieu den Zelluntergang begünstigt [15].
Initial führt die Kraft-/Beschleunigungseinwirkung auf den
Schädel/die Halswirbelsäule dazu, dass das Gehirn, das an
den äusseren Hüllen ja nicht befestigt ist, entweder gegen
den Schädelknochen schlägt oder in sich torquiert wird. Dadurch kann es zu einem diffusen axonalen Schaden (diffuse
axonal injury DAI) kommen [8]. Dabei werden die Axone
verdreht, an den Synapsen ausgerissen und/oder überdehnt
mit Zerreissen der Myelinscheide, oder sie brechen sogar
[9,10]. Diese Pathomechanismen führen zur Verstümmelung
der Signalübertragung. Die betroffenen Neurone feuern simultan und verursachen so eine Art Minianfall sowie einen
Efflux von Kalium und einen Influx von Kalzium mit konse-
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Die im Zusammenhang mit einem Schädel-Hirn-Trauma auftretenden neurochemischen Veränderungen umfassen, wie oben beschrieben, den Anstieg des extrazellulären
Kaliums mit konsekutivem Hypermetabolismus und gesteigerter Glykolyse zur Wiederherstellung der Homöostase. In
der Folge kommt es durch Entkoppelung von zerebralem
Blutfluss und Glukoseutilisation zu einem Hypometabolismus, der in Bezug auf die metabolischen Bedürfnisse des
Gewebes einer relativen Ischämie gleichkommt [16]. Es ist
wichtig zu verstehen, das selbst bei wachen Patienten mit
als nur mild beurteilten Verletzungen ein vergleichbar mit
komatösen Patienten nach schweren Verletzungen stark reduzierter Hirnmetabolismus gesehen werden kann.
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Diese dramatische Reduktion des Blutflusses mit konsekutiv ausgeprägter Senkung der Energieproduktion beeinträchtigt die Fähigkeit der Zelle, strukturelle Proteine
(Beta-Amyloid, Tau) zu synthetisieren, die zur Aufrechterhaltung des Axondurchmessers notwendig sind. Die daraus resultierenden Veränderungen treten graduell nach
einer gewissen Zeit nach Trauma auf und können für das
manchmal beobachtete verzögerte Auftreten von Symptomen verantwortlich sein.
aber auch mit einer grossen Latenz (Jahre) noch auftreten.
Die Inzidenz steigt bei Vorliegen einer begleiteten Schädelfraktur, bei intrazerebraler Blutung oder bei Auftreten eines frühen symptomatischen Krampfanfalls. Das Vorliegen
aller drei Faktoren erhöht die Inzidenz um 50-80 % [21].
Zell-Realignment
drom. Es wird am ehesten bei Jugendlichen bis jungen
(<24-jährigen) Athleten beobachtet, die kurz (Minuten,
Während der Erholung retablieren die Zellen ein präzises
Gleichgewicht, um effektive Informationsverarbeitung sicherzustellen. Das bedeutet, dass Kompensationen (Plastizität) oder Adjustierungen des ursprünglichen Zellalig-
Sunden, Tage) nach der Commotio cerebri, bevor die Symptome der ersten Verletzung abgeklungen sind, ein relativ
kleines zweites Schädel-Hirn-Trauma erleiden. Unter diesen Voraussetzungen kann es zu einem raschen intrakrani-
«Second-impact-Syndrom»
Ein glücklicherweise sehr selten vorkommender, aber dramatisch negativer Outcome ist das Second-impact-Syn-
nements notwendig werden. Je häufiger Zellverbände ellen Druckanstieg mit Herniation, Koma und Tod komkompensieren müssen bzw. je häufiger ein Readjustieren men. Es wird postuliert, dass die erste Verletzung zu einer
notwendig wird, desto grösser ist die Chance, dass diese Störung der zerebralen Autoregulation führt, was im nun
Aufgabe länger dauert oder unvollständig bleibt [8].
gegenüber Zweitereignissen vulnerablen Gehirn durch eiMögliche Folgen des milden Schädel-Hirn- nen erneuten impact zu einem rapiden Verlust der Autoregulation mit arteriolärer Vasodilatation und konsekutiv
Traumas
maligner Hirnschwellung führt [14,16-18].
Günstigerweise erholt sich die Mehrzahl der Patienten nach
mildem Schädel-Hirn-Trauma innerhalb von Tagen bis Wo- Chronisch-traumatische Enzephalopathie
chen vollständig und ohne bleibende Folgen. Allerdings
muss in einem gewissen Prozentsatz (bis 15%) mit langwie- Unter chronisch-traumatischer Enzephalopathie wird ein
rigen Verläufen bis hin zu bleibenden Schäden gerechnet progressiver, degenerativer, neurologischer Prozess nach
werden. Dabei können mittels spezialisierter Untersuchun- multiplen milden Schädel-Hirn-Traumata verstanden, der
gen oft dynamische Veränderungen in der weissen Hirn- durch eine zerebrale Atrophie mit kognitiven Störungen
substanz gefunden werden [19]. Dies gilt insbesondere (Demenz) und in gewissen Fällen mit Depressionen und/
oder Parkinsonismus charakterisiert ist [22]. Mikrotubuli
auch für Patienten, die mehrere solche Ereignisse hatten.
sind wesentlich an dieser Entwicklung beteiligt. Mikrotubuli sind röhrenförmige intrazelluläre Polymere aus glo-
Posttraumatische Epilepsie
Selten kann auch nach einem milden Schädel-Hirn-Trauma
eine posttraumatische Epilepsie auftreten. Diese ist gegenüber einer <24 Stunden nach Trauma auftretenden konvulsiven Aktivität (sog. immediate post traumatic seizure) abzugrenzen, da diese häufig, aber ohne klaren Zusammenhang
mit dem Auftreten einer posttraumatischen Epilepsie zu sehen ist. Ca. 90 % der innerhalb von vier Wochen auftreten-
den Epilepsien werden innerhalb der ersten Woche nach
Trauma manifest [20]. Posttraumatische Epilepsien können
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bulären Tubulinuntereinheiten. Die Proteinstrukturen haben einen mittleren Durchmesser von 24 nm und bilden
zusammen mit den Mikrofilamenten und den Intermediärfilamenten das Zytoskelett, das der Zelle Form und Festigkeit verleiht. Mikrotubuli dienen dabei z.B. Motorprote-
inen als «Schienen» durch die Zelle, auf denen der
Vesikeltransport stattfindet. Sie spielen ausserdem eine
besondere Rolle bei der Zellbewegung. Mikrotubuli transportieren auch ein Regulatorprotein für die Synapsenbil-
dung, das Amyloid-precursor-Protein. Ohne flüssigen
Transport stapeln sich die Beta-Amyloid-Proteine in Form
von Plaques und sorgen für Veränderungen des Tau-Proteins. Das Tau-Protein ist in Neuronen reichlich vorhanden
und in sehr tiefen Konzentrationen in Astro- und Oligodendrozyten. Tau-Knäuel und Amyloid-Plaques sind bei-
de eng mit degenerativen Gehirnveränderungen verknüpft. Sie finden sich bei rund einem Drittel aller
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Vigilanzstörung und erhöhte Ablenkbarkeit
Unfähigkeit, einen kohärenten Gedankengang zu erhalten
Unfähigkeit, eine Serie von gezielten Bewegungen
auszuführen
Amnesie
Anterograde und/oder retrograde Amnesie, charakterisiert durch repetitive Fragen zum gleichen The-
ma, Unfähigkeit, Aufforderungen nach kurzer Latenz zu befolgen, Unfähigkeit, Informationen zu
behalten
Kein Verlust biografischer Daten (Name, Geburtstag
etc.); erlaubt Abgrenzung von hysterischer Reaktion
oder Simulation
Die Amnesie ist über die Zeit regredient; kleine Defizite
bleiben. Die Dauer der Amnesie korreliert mit der
Schwere der Verletzung und dem Outcome.
Bewusstseinsverlust: nicht zwingend für die Diagnose
des milden Schädel-Hirn-Traumas bzw. einer Commotio cerebri. Gemäss neuerer Literatur erleiden weniger
als 10 % der Patienten im Rahmen eines milden Schä-
verstorbenen Opfer von Schädel-Hirn-Traumata und ähneln zumindest im äusseren Erscheinungsbild jenen bei
Alzheimer-Patienten, nicht aber bezüglich der Prädilektionsstellen. Auf der jüngsten internationalen Alzheimerdel-Hirn-Traumas einen Bewusstseinsverlust. Wenn
Konferenz berichteten Forscher von einem In-vivo-Nachmit
ein solcher auftritt, ist die Commotio als schwer bzw.
weis bei National Football League-Spielern
Grad 3 einzuordnen [27]. Ein Bewusstseinsverlust rechronisch-traumatischer Enzephalopathie mittels [F18]
FDDNP PET, wo neuropathologische Befunde im Bereich
sultiert aus rotationalen Kräften am Knotenpunkt des
der weissen Hirnsubstanz im Hirnstamm, subkortikalen,
oberen Mittelhirns und des Thalamus mit Störung der
limbischen und kortikalen Strukturen gefunden werden
retikulären Neuronenfunktion (ARAS). Die Bewusstlokonnten [23]. Dabei gibt es auch Hinweise, dass möglisigkeit allein innerhalb der Grenzen für die Commotiocherweise eine persistierende Neuroinflammation an der
Definition ist kein Prädiktor für neurologische LangEntwicklung der Neurodegeneration beteiligt ist [24,25].
zeitfolgen.
Gemäss vorhandener Literatur beträgt das Risiko zur
Entwicklung einer Demenz bei Hirntraumapatienten zwi- Im Rahmen eines post-commotionellen Syndroms könschen 7 und 15 %.
nen im Verlauf weitere Symptome im Sinne eines organischen Psychosyndroms nach Schädel-Hirn-Trauma beobachtet werden [28]:
Klinik und Laborbefunde beim milden
Kopfschmerzen
Schädel-Hirn-Trauma; post-commotionelles
Schwindel, Gleichgewichtstörungen, Benommenheit
Syndrom
Verlangsamte Reaktionszeit, Müdigkeit, SchlafstörunKurz nach dem Trauma wird die Klinik durch das Vorhan-
densein/Fehlen dreier klinischer Erscheinungsbilder geprägt [2]
Konfusion, kognitive Beeinträchtigung, charakterisiert
durch drei Kardinalsymptome [26]:
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gen
Angst, Depression
Stressintoleranz
Neuropsychologische Störungen
Beeinträchtigtes verbales Lernen und Gedächtnis
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Es ist wichtig zu wissen, dass Symptome zum Zeitpunkt
des Traumas nicht vorhanden oder aber nicht bemerkt
werden bzw. über Tage bis Wochen verzögert auftreten
können. Sie sind oft subtil, Betroffene sehen oft normal
aus und bewegen sich normal trotz nicht normalem Befinden und Denken, was das Risiko erhöht, dass die Symptome vom Betroffenen, seiner Familie und/oder auch von
Ärzten übersehen werden. Oft bemerken die nächsten Angehörigen Veränderungen früher. Frustration am Arbeitsplatz oder im Haushalt bringen einen Teil der Betroffenen
erst dazu, sich in ärztliche Behandlung zu begeben.
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hat, aber auch durch Hämolyse ins Serum freigesetzt wird
[30]. Andere, möglicherweise spezifischere, aber nicht in die
klinische Routine eingeführte Marker sind die UbiquitinProtein-Hydrolase-1 (UCH-L1), nachweisbar vier Stunden
nach Hirnverletzung [30] und myelin basic protein (MBP), das
Axonschäden misst, aber erst mit grosser Verzögerung (2472 h) ins Serum freigesetzt wird [31]. Vielversprechend könnten die von Papa et al. [32] identifizierten glial fibrillary acidic
protein breakdmvn products (GFAP-BDP) sein, die nach wenigen Stunden nach Trauma im Serum erhöht sind. Diese An-
stiege korrelieren auch mit dem GCS, mit CT-Pathologien
und neurochirurgischen Interventionen. Ein weiterer Vorteil
ist die hohe Spezifität dieser Marker.
Bildgebung
Da die Schädigungen oft diffus und subtil und bevorzugt in
der weissen Substanz (Axone) bzw. im Marklager zu finden
sind, geben CT- oder MRI-Untersuchungen oft keine Hinweise auf eine Verletzung. Effektivere Untersuchungsmethoden, die bezüglich der Darstellung sensitiver sind, stehen mit der Positronen-Emmissionstomografie (PET), der
Zusammengefasst sollten Biomarker nur unter Korrelation mit klinischen Symptomen interpretiert werden und in
Zukunft nach Zusammenhängen zwischen diesen Markern
und spezifischen Symptomen (z.B. Bewusstseinsverlust,
Amnesie, Traumamechanismus usw.) gefahndet werden.
Single Photon Emission Computertomografie (SPECT) Natürlicher Verlauf von milden
oder funktionellen MRI-Untersuchungen zur Verfügung. Hirnverletzungen
Ein häufiges Problem besteht darin, dass aufgrund fehlender bzw. negativer Bildgebung der Eindruck entsteht, dass
In der Vergangenheit wurden mit mässigem Erfolg zahl- kein medizinisches Problem vorliegt. Damit besteht das
reiche Biomarker bezüglich ihres diagnostischen/pro- Risiko, dass post-commotionelle Symptome als Hypognostischen Potenzials beim milden Schädel-Hirn-Trauma chondrie missinterpretiert und die Patienten deshalb nicht
evaluiert. Der am besten untersuchte Biomarker ist das Se- adäquat begleitet/betreut werden.
Glücklicherweise verschwinden die meisten Symptome
rumprotein S100B, ein kalziumbindendes Protein mit tiefer
innerhalb
von zwei Wochen. Allerdings bestehen zu einem
Affinität, das primär durch Glia- und Schwannsche Zellen
relevanten
Prozentsatz signifikante neuro-kognitive Defiexprimiert wird. S100B ist ein hochsensitives Protein, das
zite
zum
Teil
über Wochen bis Monate. Längerdauernde
sowohl im Serum wie auch im Liquor innerhalb von sechs
Beeinträchtigungen
sind dabei Folgen eines post-commoStunden nach Hirntrauma gefunden werden kann [29]. Altionellen
Syndroms,
individueller Erholungskurven und
lerdings hat das Protein S100B eine tiefe Spezifität, da es
Biomarker
durch verschiedene extrakranielle Zellen gebildet werden
kann [30]. Zudem wird die Funktion nur ungenügend verstanden. Aus diesem Grund sollte Protein S100B nicht als
alleinständiger Marker verwendet werden, sondern im Kontext mit anderen anamnestischen und klinischen Befunden
interpretiert werden. Ähnliche Empfehlungen bestehen auch
für die neuronenspezifische Enolase (NSE), ebenfalls ein
Marker für eine neuronale Schädigung. Es konnte gezeigt
werden, dass die NSE zwar eine hohe Spezifität zum Gehirn
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individueller Vulnerabilität. Man hat gelernt, dass eine
schnelle Rückkehr ins normale Leben die Erholung verzögern kann. Wenn Symptome nach zwei Wochen noch vor-
handen sind, ist die Zuweisung zu einem Neurotraumaspezialisten (Neurologe, Neuropsychologe) ratsam. In
einigen Fällen gehen persistierende Symptome mit der
Entwicklung einer Depression einher.
Individuelle Vulnerabilitätsfaktoren
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Diese umfassen die Schwere der Commotio durch mehrmalige Commotiones, durch das Alter, Schmerz, den prämorbiden Gesundheitszustand und die prämorbide kognitive/intellektuelle Funktion. Zusätzlich spielen ein
Alkohol-/Drogenabusus, das Vorliegen einer Depression
und von Schlafstörungen und möglicherweise genetische
Faktoren eine erhebliche Rolle. Insgesamt ist es wichtig,
dass die Patienten ihre Aktivitäten vorübergehend deutlich reduzieren und gut über die für sie relevanten Aspekte
des milden Hirntraumas inklusive des post-commotionellen Syndroms aufgeklärt werden.
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(1:5000 bis 1:10 000 für eine einzelne CT-Untersuchung
bei jungen Erwachsenen). Im Folgenden sollen die wesentlichen Aussagen der Guidelines präsentiert werden:
Schwere der Verletzung
Die Schwere der Verletzung sollte auf Basis des Head injury severity score (HISS), der einerseits durch den Glasgow-
Coma-Score (GCS) und andererseits durch das Vorhandensein von zusätzlichen Risikofaktoren definiert wird,
festgelegt werden:
Minimales Hirntrauma: GCS 15 bei Eintritt, kein Be-
Behandlung des milden Hirntraumas
In der Schweiz war und ist es üblich, dass Patienten nach
einem milden Hirntrauma, vor allem wenn es mit Be-
wusstseinsverlust, keine fokal-neurologischen Defizite
Mildes Hirntrauma: initialer GCS 14-15 mit Bewusstseinsverlust <5 Minuten
Moderates Hirntrauma: GCS 9-13 und/oder fokal neuro-
logische Defizite oder Bewusstseinsverlust >5 Minuten
wusstseinsverlust und/oder einer Amnesie verbunden ist,
nach Trauma
während mindestens 24 Stunden zum Ausschluss allfälliSchweres Hirntrauma:
ger Komplikationen hospitalisiert und überwacht werden.
Alle Patienten mit initialem GCS _5_8, also bewusstlose
Diese Usanz ist angesichts der hohen Zahl und den daraus
Patienten
resultierenden Kosten relevant für das Schweizerische Gesundheitswesen, weshalb die Praxis heute vielerorts hiterAls Risikofaktoren wurden definiert:
fragt wird. Glücklicherweise wurden zu diesem Thema
Bewusstseinsverlust
sowie zur notwendigen Diagnostik 2013 Guidelines publiziert, die weiter unten besprochen werden sollen.
Die weitere Behandlung erfolgt in der Regel zu Hause Key messages
und umfasst Ruhe und Stressvermeidung sowie VermeiDas milde Schädel-Hirn-Trauma führt nicht nur zu eidung von (kontakt-)sportlichen Aktivitäten bis zur vollner kurzzeitig rein funktionellen Störung, sondern trigständigen Erholung. Kopfschmerzen können in der Regel
gert eine Kaskade von pathophysiologischen Ereignismit Paracetamol behandelt werden.
sen und kann zu mikrostrukturellen Schäden führen.
Die Konsequenzen eines milden und besonders eines
Richtlinien zur initialen Behandlung des
minimalen, milden und moderaten Hirntraumas
beim Erwachsenen
2013 wurden im British Medical Journal durch Unden et al.
die Scandinavian guidelines for initial management of minimal, mild and moderate head injuries in adults publiziert
[33]. Ein Fokus lag dabei auf dem Einsatz von CT-Untersuchungen basierend auf Anamnese und spezifischen Aspek-
ten von Anamnese und klinischen Befunden. Einer der
Hintergründe für diese Arbeit bestand darin, dass heute
eine grössere Sensibilität gegenüber der Tatsache besteht,
dass CT-Untersuchungen das Karzinomrisiko erhöhen
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repetitiven Schädel-Hirn-Traumas sind nicht immer
mild.
Die frühzeitige Identifikation von Patienten mit protrahierter oder unvollständiger Erholung ist zwecks
Rehabilitation und Unterstützung wichtig.
Lernfragen
1. Eine kurze Bewusstlosigkeit... (Einfachauswahl,
richtige Antwort)
1
a) ist zwingend für die Diagnose mildes SchädelHirn-Trauma bzw. für intrakranielle Verletzungen.
b) ist Zeichen eines höhergradigen milden SchädelHirn-Traumas.
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rate Qualität, starke Empfehlung)
c) ist a priori mit einem ungünstigeren Langzeitverlauf vergesellschaftet.
d) ist Folge eines durch die mechanische Krafteinwirkung bedingten epileptischen Anfalls.
Biochemisches Monitoring (Bestimmung des Proteins
2. Nach Commoto cerebri... (Einfachauswahl, 1 richtige
Antwort)
a) muss der Patient immer für 24 Stunden im Spital
mittels GCS überwacht werden.
Hirntrauma mit
Eintritts-GCS 14 ohne Risikofaktoren
Eintritts-GCS 15 mit Bewusstseinsverlust oder repetitivem Erbrechen ohne andere Risikofaktoren
S100B, sofern unter sechs Stunden nach Trauma) und CT-
Untersuchungen: Indiziert bei Patienten nach mildem
b) braucht der Patient immer eine Bildgebung (CT, MRI).
c) soll möglichst schnell eine Rückkehr in den normalen Alltag sowie die Wiederaufnahme von sportlichen Aktivitäten angestrebt werden.
d) ist eine Nachkontrolle in der Regel unnötig.
e) Alle Antworten sind falsch.
3. Das milde Schädel-Hirn-Trauma... (Mehrfachauswahl, mehrere richtige Antworten)
a) heilt immer folgenlos aus.
b) kann zu neu rodegenerativen Veränderungen (chronisch-traumatische Enzephalopathie) führen.
c) kann mittels Bestimmung des Proteins Si 00 B diagnostiziert werden.
d) kann zu einer progressiven Tauopathie führen.
Repetitives Erbrechen (22)
Wenn das Protein S100B <0,10 µg/1 liegt, kann der Patient
ohne CT entlassen werden, sobald der GCS 15 beträgt
(moderate Qualität, starke Empfehlung).
Die Messung des Proteins S100B wird zur Reduktion
unnötiger CT-Untersuchungen bei Patienten mit mildem/
moderatem SHT mit tiefem Risiko für intrakranielle Komplikationen und/oder Bedarf an einer neurochirurgischen
Intervention empfohlen.
Hospitalisation und CT-Untersuchung
Patienten nach Hirntrauma mit GCS 513 und Risikofaktoren
brauchen eine CT-Untersuchung und müssen zur Überwachung hospitalisiert werden, unabhängig vom CT-Befund.
Die Arbeitsgruppe vertrat die Ansicht, dass es trotz der
tiefen qualitativen Evidenz keine gute klinische Praxis
Klinische Zeichen einer Schädelbasis- oder Kalotten- wäre, solche Patienten zu entlassen.
fraktur
Fokales neurologisches Defizit
Repetitive CT-Untersuchungen
Antikoagulanzientherapie oder Gerinnungsstörung
Posttraumatischer Krampfanfall
Patienten mit neurologischer Verschlechterung oder Reduktion im GCS (22 Punkte) (tiefe Qualität, starke Empfehlung.
Die meisten Studien zeigen, dass repetitive CT-Untersuchungen mit oder ohne Befunde unnötig sind, wenn keiCT-Untersuchungen:
ne neurologische Verschlechterung auftritt.
Erwachsene mit minimalem Hirntrauma können ohne
Für das Vorgehen bei Aspekten wie Antikoagulation oder
CT-Untersuchung aus dem Spital entlassen werden persistierenden neurologischen Auffälligkeiten konnte kein
(moderate Qualität, starke Empfehlung).
Konsens gefunden werden.
Die Arbeitsgruppe vertrat hier die Ansicht, dass eine CTUntersuchung und eine Hospitalisation angesichts der Schlussfolgerungen
grossen Patientenzahl und des sehr tiefen Risikos für interventionsbedürftige intrakranielle Verletzungen medizinisch und gesundheitsökonomisch nicht vertretbar ist. Es ist wichtig zu verstehen, dass eine minimale/milde HirnPatienten nach mildem oder moderaten Hirntrauma verletzung Langzeitfolgen haben kann (selten bis zum tödlimit GCS 514 brauchen eine CT-Untersuchung (mode- chen Ausgang), die beim Betroffenen eine Rückkehr in ein
Empfehlungen
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normales Leben erschweren bis verhindern. Die Detektion/ 14. Bowen AP: Second impact syndrome: A rare, catastrophic, preventable complication of concussion in young athletes. J
Diagnosestellung eines milden Schädel-Hirn-Traumas und
Emerg Nurs 2003; 29: 287-289.
die Unterstützung/Rehabilitation bei prolongiertem/persis- 15. Giza CC, Hovda DA: The neurometabolic cascade of concustierendem post-commotionellem Syndrom ist deshalb von
sion. J Athl Train 2001; 36: 228-235.
zentraler Bedeutung. In den ersten Tagen nach Trauma sind 16. Cantu RC: Second-impact syndrome. Clin Sports Med 1998;
17:37 -44.
eine deutliche Aktivitätseinschränkung und insbesondere
17. Terrell TR: Concussion in athletes. South Med J 2004; 97:
der Verzicht auf sportliche Aktivitäten sowie eine Nachkont837-842.
rolle sinnvoll und notwendig. Die Forschung hat gezeigt,
dass die Aufklärung und Information darüber, welche Störungen auftreten können, für die Betroffenen und deren Angehörige ein wichtiger Teil des Erholungsprozesses ist.
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head injuries in adults. An evidence and consensus-based update. BMC Medicine 2013; 11:50 -63.
Manuskript eingereicht: 21.8.2015
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Manuskript angenommen:11.1.2016
Interessenskonflikt: Die Autoren erklären, dass kein Interessenskonflikt
besteht.
Prof. Dr. med. Reto Stocker
Institut für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Klinik Hirslanden
8032 Zürich
[email protected]
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lsl (a
lsi (q lJoMlud L
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