Mitschrift Elektrotechnik II Peter Turczak 3. Mai 2006 Inhaltsverzeichnis Vektorrechnung 0.1 Dreidimensionaler Vektor . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0.2 Skalarprodukt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 0.3 Vektorprodukt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1 Das langsam veränderliche elektrische Feld 1.1 Qasistationäre Felder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2 Kondensator an Zeitabhängiger Spannung . . . . . . . . . . 1.2.1 Bereich 0 ≤ t < 10ms . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.2 Bereich 10 ≤ t < 15ms . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.2.3 Bereich 15 ≤ t < 25ms . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3 Der Verschiebungsstrom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1.3.1 Definition des Verschiebungsstroms . . . . . . . . . . 1.3.2 Der Knotensatz bei zeitabhängigen Strömen . . . . . 1.3.3 Das Durchflutungsgesetz bei zeitabhängigen Strömen 1.3.4 Ströme in realen Isolierstoffen . . . . . . . . . . . . . 1.4 Auf- und Entladung eines Kondensators . . . . . . . . . . . 1.5 Leistung und Energie eines Kondensators . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2 Das statische Magnetfeld 2.1 Allgemein . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2 Kräftewirkung im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.2.1 Kraft auf einem stromdurchflossenen Leiter . . . . . . . . . 2.2.2 Kraft auf eine bewegte Ladung im Magnetfeld . . . . . . . 2.3 Hall-Effekt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.4 Magnetische Flussdichte und magnetische Feldstärke . . . . . . . 2.5 Magnetischer Fluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.6 Durchflutungsgesetz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.7 Anwendung des Durchflutungsgesetzes auf technische Anwendungen 2.7.1 Magnetfeld eines langen, geraden Leiters . . . . . . . . . . 2.7.2 Magnetfeld einer Koaxialleitung . . . . . . . . . . . . . . . 2.7.3 Magnetfeld innerhalb einer Kreisringspule . . . . . . . . . 2.7.4 Das Magnetfeld innerhalb einer Zylinderspule . . . . . . . i iii iii iii iii 1 1 1 2 3 3 3 3 4 4 5 5 6 9 9 9 9 10 10 11 12 12 13 13 13 15 15 INHALTSVERZEICHNIS ii 2.8 Das Gesetz von Biot-Savart . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.8.1 Magnetfeld eines endliche langen Leiters . . . . . . . . . . 2.8.2 Magnetfeld im Mittelpunkt einer kreisförmigen Leiterschleife 2.9 Materie im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9.1 Magnetismus und elementarer Aufbau . . . . . . . . . . . 2.9.2 Diamagentismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9.3 Paramagnetismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.9.4 Ferromagnetismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.10 Energiedichte im Magnetfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11 Der magnetische Kreis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11.1 Magnetischer Kreis und magnetische Ersatzschaltung . . . 2.11.2 Feldgrößen an Grenzflächen . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11.3 Kräfte auf der Trennfläche . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2.11.4 Anwendungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3 Zeitabhängige magentische Felder 3.1 Indunktionsgesetz und LENTZsche Regel . 3.2 Selbstinduzierte Spannung . . . . . . . . . 3.3 Bewegungsspannung . . . . . . . . . . . . 3.4 Erzeugung einer Sinusspannung . . . . . . 3.5 Selbstinduktivität . . . . . . . . . . . . . . 3.6 Induktivität von praktischen Anwendungen 3.7 Zusammenschaltung von Induktivitäten . . 3.8 Gegeninduktion und Gegeninduktivität . . 16 16 16 17 17 17 17 17 19 19 19 21 22 22 . . . . . . . . 23 23 24 24 25 26 27 28 28 4 Dreh- und Wechselstromtechnik 4.1 Komplexe Zahlen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31 31 . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Vektorrechnung 0.1 Dreidimensionaler Vektor ~a = ax · e~x + ay cot e~y + az · e~z = (ax , ay , az ) (1) (2) Hierbei werden e~x , e~y , e~z als Einheitsvektoren bezeichnet. 0.2 Skalarprodukt c = ~a · ~b = |~a| · ~b · cos φ (3) = ax · bx + ay · by + az · bz (4) Wobei φ den spitzen Winkel zwischen ~a und ~b mit 0o ≤ φ ≤ 180o bezeichnet. 0.3 Vektorprodukt ~c = ~a × ~b = |~c| = (5) ay · bz − az · by , az ḃx − ax · bz, ax · by |~a| × ~b = |~a| · sin φ (6) (7) Das Vektorprodukt oder Kreuzprodukt ist nur im 3-dimensionalen Raum definiert. ~c steht senkrecht auf ~a und auf ~b und somit auf der durch ~a und ~b definierten Ebene. Die Richtung von ~c ist durch die folgende Regel gegeben. ~a, ~b, ~c bilden in dieser Reihenfolge ein Rechtssystem. iii Kapitel 1 Das langsam veränderliche elektrische Feld 1.1 Qasistationäre Felder Unterscheidung: 1. Stationäre Vorgänge: Die physikalischen Größen sind zeitlich konstant. 2. Zeitabhängige Vorgänge: (a) Zeitlich langsam (Quasistationär): der Einfluss der räumlichen Ausdehnungsgeschwindigkeit sämtlicher Größen ist vernachlässigbar. In diesem Fall können für jede Berechnung konzentrierte Bauelemente verwendet werden. Dies ist der Fall, wenn die Verzögerungszeit δt sehr viel kleiner ist, als die kleinste Periodendauer T eines Stroms oder Spannung ist. (b) Sehr schnelle Änderungen: Anwendung der vollständigen Maxwell’schen Gleichungen (DGL) und der Ausbreitungsgeschwindigkeit der Ströme und Spannungen. 1.2 Kondensator an Zeitabhängiger Spannung Bezugspfeilsystem an C: Verbraucherzählsystem (VZS). Zu jeder Zeit gilt Q(t) = C · uc (t) Mit Q = Ladung des Kondensators. 1 (1.1) KAPITEL 1. DAS LANGSAM VERÄNDERLICHE ELEKTRISCHE FELD 2 Eine kleine Spannungsänderung duc bewirkt eine proportionale Ladungsänderung dQ: dQ = C · duc (1.2) Diese Ladungsänderung erfolgt durch den Stromfluss innerhalb der Zeit dt: ic = dQ dt (1.3) Mit (1.2) → (1.3): ic = C · duc dt (1.4) Aus dieser Gleichung geht hervor, dass sich die Spannung an einer Kapazität nicht sprunghaft ändern kann, da sonst der Strom unendlich groß werden würde. Die Stromstärke ist proportional zur Geschwindigkeit der Spannungsanderung. Durch Umformen und Integrieren erhält man aus Gleichung (1.4): duc 1 1 Z = ic dt + u0 1 · ic dt 7→ ac = C C (1.5) Übung An einer Kapazität C = 0, 2µF liegt die abgebildete zeitabhängige Spannung uc . Berechnen und zeichnen Sie die zugehörige Zeitfunktion des Stromes i im Zeitintervall 0 ≤ t ≤ 30ms. ic = C · duc dt Da es sich um lineare Kurvenabschnitte handelt, gilt: ic = C · 1.2.1 duc u c − u c2 =C· 1 dt t2 − t1 Bereich 0 ≤ t < 10ms ic = 0, 2 · 10− 6F · 5V − 0V 10ms − 0ms 5 · 10−3 10 = 1 · 10−4 A = 0, 2 · KAPITEL 1. DAS LANGSAM VERÄNDERLICHE ELEKTRISCHE FELD 3 1.2.2 Bereich 10 ≤ t < 15ms ic = 0, 2 · 1.2.3 5V − 5V =0 15ms − 10ms Bereich 15 ≤ t < 25ms 0V − 5V 15ms − 25ms −5V = 0, 2 · 10−6 · −10ms ic = 0, 2 · 10−6 · Übung 1-2 Mittels 1.5: uc 1.3 1.3.1 1 Z ic dt + Uo = C Z t 1 − 2,5ms −6 = −40 · 10 A · e dt + Uo 10 · 10−9 F Der Verschiebungsstrom Definition des Verschiebungsstroms Annahme: Idealer Plattenkondensator gemäß Bild 1-2. Es gilt für die Ladung ~ ·A ~ Q = D D= Q A ~ = E ~ D ~ dQ dD ~ = ·A dt dt Die Größe ~ dD dt (1.6) hat die Einheit einer Stromdichte und deshalb definiert man: ~ dD = s~v dt ~ ~ dD dE = · = s~v dt dt (1.7) (1.8) KAPITEL 1. DAS LANGSAM VERÄNDERLICHE ELEKTRISCHE FELD 4 Die Verschiebungsstromdichte, bzw. der Verschiebungsstrom existiert immer dann, wenn sich im Raum die Feldstärke ändert. Verschiebungsstrom: iv = Z A ~ s~v · dA (1.9) Der Leitungsstrom im Leiter des Bildes 1-2 setzt sich im Dielektrikum als Verschiebungsstrom fort. 1.3.2 Der Knotensatz bei zeitabhängigen Strömen Für den idealen Plattenkondensator gemäß Bild 1-3 ist die Hüllfläche A mit ihren ihren Teilflächen A1 und A2 dargestellt. Der Knotensatz lautet bei zeitunabhängigen Strömen: il = iv (1.10) Im Allgemeinen gilt: Die Summe der Leitungs und Verschiebungsströme in einem Knoten ist 0. X il m + iv n (1.11) m=1..M,n=1..N Mithilfe der Stromdichte lautet der Knotensatz: I A 1.3.3 ~ = 0 S~l + S~v · A (1.12) Das Durchflutungsgesetz bei zeitabhängigen Strömen Jeder Strom erzeugt ein Magnetfeld, d.h. sowohl der Leitungsstrom als auch der Verschiebungsstrom erzeugen ein Magnetfeld nach folgendem Durchflutungsgesetz: I ~ · ds = il H (1.13) I ~ · d~s = iv H (1.14) H d~s : : Magnetische Feldstärke Wegelement In allgemeiner Form lautet das Durchflutungsgesetz mithilfe der Stromdichten (1. Maxwellsche’sche Gleichung). I ~ · d~s = H Z A ~+ S~l · dA Z A ~ s~v · dA (1.15) KAPITEL 1. DAS LANGSAM VERÄNDERLICHE ELEKTRISCHE FELD 5 1.3.4 Ströme in realen Isolierstoffen Wir betrachten einen Plattenkondensator mit einem reellen Dielektrikum (Bild 1-5). Das Dielektrikum2 hat eine endliche Leitfähigkeit σ und somit setzt sich die gesamte Stromdichte ~s aus folgenden Anteilen zusammen: ~s = ~ σ ·E + | {z } Leitungsstromdichte ~ dE | {zdt} Verschiebungsdichte · (1.16) : Dielektrizitätskonstante σ: Elektrische Leitfähigkeit Übung 1-4 1.4 Auf- und Entladung eines Kondensators Ein Kondensator gemäß Bild 1-6 liegt seit langer Zeit an der Spannungsquelle UA und nimmt daher ihre Spannung an : UC (t < 0) = UA . Zur Zeit t = 0 wird der Schalter von 1 nach 2 umgelegt und der Kondensator lädt sich auf die neue Spannung UE um. UC (t → ∞) = UE . Maschengleichung für t ≥ 0: Re · iC + UC = UE (1.17) Gleichung 1-4 eingesetzt: duc + UC = UE dt {z } | DGL 1. Ordnung RE · C (1.18) Für t → ∞ gilt duc = 0 dtc (1.19) Zeitkonstante des Ladevorgangs: τ· τ = RE · C (1.20) duc + UC = UE dt (1.21) Allgemeine Lösung: t UC = UE − K · e− τ 2 =Isoliermittel (1.22) KAPITEL 1. DAS LANGSAM VERÄNDERLICHE ELEKTRISCHE FELD 6 K wird mithilfe der Ausgangsbedingung (t = 0) bestimmt: UC (0) = UA = UE − K · 1 K = UE − UA (1.23) (1.24) t Lösung: UC = UE + (UA − UE ) · e− τ IC ||UC → IC = +C (1.25) duc dt Mit (1-26) und (1-4) erhält man IC : ic = − t UA RE · e− τ UE (1.26) Sonderfälle: • Ungeladener Kondensator wir aufgeladen (UA = 0): t UC = UE · 1 − e− τ IC = UE − t ·e τ RE (1.27) (1.28) ICmax = IC (t = 0) = UE RE (1.29) Eine ungeladene Kapazität wirkt im Schaltzeitpunkt wie ein Kurzschluss. • Entladung eines Kondensators (UE = 0; UA 6= 0): t UC = UA · e− τ UA − t ·e τ IC = RE 1.5 (1.30) (1.31) Leistung und Energie eines Kondensators Nach Bild 1-1 gilt für die Leistung die ein Kondensator aufnimmt: P = UC · IC = UC · C · duc dt (1.32) Annahme: Ein Kondensator wird in einer Zeit von t = 0 bis te von einer Spannung U = 0 bis UE aufgeladen. Die die dafür benötigte Energie beträgt: W = Z te 0 = Z Ue 0 P · dt = Z te ·C · 0 ˙ c·C = UC du duc · dt dt 1 · C · Ue2 2 (1.33) KAPITEL 1. DAS LANGSAM VERÄNDERLICHE ELEKTRISCHE FELD 7 Mit Gleichung 1-1 gilt auch: 1 Q2e · 2 C W = (1.34) Für die Energiedichte im Dielektrikum eines Kondensators gilt: w = Z Ee D · dE = Z Ee 0 0 1 1 De2 · E = Ee2 = 2 2 E (1.35) 3 ~ D ~ Hier Annahme : = Konstant und E|| Allgemein gilt: w = 1~ ~ E·D 2 (1.36) Die gesamte Energie eines Raumes erhält man, durch Integration über den gesamten Raum: W = Z w · dV (1.37) V Übung 1-5 Übung 1-8 Lösungsansatz: Einfache Schaltungen wie 1-8 versucht man auf die allgemeine Lösung für Bild 1-6 zurückzuführen. d.h.: 1. UA bestimmen. 2. UE bestimmen. 3. Alle Spannungsquellen kurzschließen und alle Stromquellen leerlaufen lassen4 . 4. Formel ansetzen: t uc = UE + (UA − UE ) · e− τ 3 4 Nun folgt eine Nummerierungslücke, wahrscheinlich muss setcounter durchgeführt werden... Entfernen KAPITEL 1. DAS LANGSAM VERÄNDERLICHE ELEKTRISCHE FELD 8 Im Stationären Zustand vor dem Umschalten ist der Kondensator auf UA aufgeladen. i1 = ic = 0 Unmittelbar nach dem Umschalten hat der Kondensator die Spannung U (t = 0) = UA = UB Im stationären Zustand nach dem Umschalten gilt: ic = 0 und folgende vereinfachte Schaltung: R3 · UB = 100V R12 + R3 1 = = 300Ω 1 1 1 + 2kΩ + 500Ω 1.2kΩ u3 = R1 ||R2 ||R3 τ = Rges · C = 300Ω · 10−6 F = 3 · 10− 4s t u1 = UE + (UA − UE ) · e− τ t = (100V + 450V ) · e− τ t i3 Bei t < 0 gilt: t uc (100V + 150V ) · e− τ = = = 0.2A + 0.3A · e− τ R3 500Ω UB R1 +R2 = 250V 2500Ω i3 (t = 0) = 0.2A + 0.3A = 0.5A i3 (t → ∞) = 0.2A + 0A Kapitel 2 Das statische Magnetfeld 2.1 Allgemein Natürliche Magnetfelder wie z.B. Magneteit (F e3 O4 ) üben Anziehungskräfte auf Eisenteile aus. Ein Magnet besitzt ein Magnetfeld. Magnetfelder sind Wirbelfelder, d.h. die Feldlinien sind immer in sich geschlossen. Magnetfelder sind immer das Produkt eines Stromes; bei Dauermagneten ist die Ursache ein atomarer Strom (Elektronenfluss und Elektronenspin). Der Zusammenhang zwischen der Richtung eines Stromes und eines magnetischen Feldes ist durch die Regeln im Bild 2-4 gegeben. 2.2 2.2.1 Kräftewirkung im Magnetfeld Kraft auf einem stromdurchflossenen Leiter Auf einem stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld gemäß Bild 2-5 wird folgende Kraft ausgeübt. F = B · I · l · sin α (2.1) B: Magnetisches Flußdichte oder magnetische Induktion Für α = 90o ergibt sich die definition und die Einheit in F I ·l N [B] = 1 A·M = 1Tesla = 1T B = (2.2) (2.3) Älterer Einheit: Gauss 1G = 10−4 T 9 (2.4) KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 10 HIER FEHLT ETWAS! Allgmeine Formel der Kraft: ~ F~ = I · ~l × B Merkregel: 3-Finger Regel (Bild 2-6) Daumen = ˆ Leiter (Strom) Zeigefinger = ˆ Magnetfeld Mittelfinger = ˆ Kraft 2.2.2 (2.5) ~l (I) ~ B F~ Kraft auf eine bewegte Ladung im Magnetfeld Die Kraft, die auf einen stromdurchflossenen Leiter im Magnetfeld, kommt durch die Bewegung von Ladung zu Stande. Ersetzt man die Stromstärke durch die Ladungsmengen und Ladungsgeschwindigkeit, so erhält man die folgende Beziehung: ~ F~ = Q · ~v × B Q : Ladung ~v : Geschwindigkeit der Ladungen F~ : Die so genannte Lorentzkraft (2.6) ~ sind konstant im betrachteten Bereich. Annahme: ~v und B 2.3 Hall-Effekt Eine leitende Platte (Metall oder Halbleiter) befindet sich in einem Magnetfeld mit der senkrechten Komponente B~n . Ein weiterer Strom I entspricht einer bestimmten Geschwindigkeit ~v negativer Ladungen. Auf diese Ladungen wirkt die Lorentzkraft F~L . Durch die Anhäufung der Ladungen auf der rechten Seite entsteht ein Elektronenmangel auf der linken Seite. Das so verursachte elektrische Feld erzeugt eine Kraft F~ entgegengesetzt zu F~L . ~ F~E = −e · E F~E = −e · ~v × B~n ⇒ |F~L | = e · v · Bn e : Hier: Die elementarladungskonstante (2.7) (2.8) Es gilt: I = e·n·A·v n : Anzahl der Ladungen pro Volumeneinheit A : Leitungsquerschnitt (2.9) KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD |F~L | = |F~E | ⇒ I 1 · · Bn (Im Gleichgewichtszustand) E = e·n A Die Leerlauf-Hallspannung beträgt: UH0 = E · b 1 I · Bn UH0 = · e·n d I · Bn = RH · d RH : Hallkonstante (Materialkonstante) 11 (2.10) (2.11) (2.12) Da die gesamte Polspannung umgekehrt proportional zur Ladungsdichte ist, bevorzugt man Halbleiter gegenüber Metallen bei Hallsonden. Anwendungen: • Magnetfeldmessung • Elektrischer Multiplizierer, z.B. zur Leistungsberechnung: s = U · I • Kontaktlose Signalgabe, z.B. für Annäherungsschalter und Drehzahlmesser. 2.4 Magnetische Flussdichte und magnetische Feldstärke Das Magnetfeld eines stromdurchflossenen Leiters hängt vom Strom ab (einschließlich der Leitergeometrie) und vom magnetischen Verhalten des Materials um den Leiter herum. Zur vereinfachten Berechnung des Magnetfeldes führt man ~ die magnetische Feldstärke. Die materieine materialabhängige Größe ein: H, ~ die magnetische Indukalabhängige und physikalisch interessante Größe ist B, tion oder magnetische Flussdichte. Der Zusammenhang zwischen diesen beiden Größen ist durch die Materialeigenschaft gegeben: ~ = µ·H ~ B (2.13) Wobei µ im Allgemeinen von der magnetischen Feldstärke H abhängig ist. Es wird definiert: µ = µr · µ0 V ·s µ0 = 4 · π · 10−7 A·m ≈ 1, 257 · 10−6 f racV · sA · m µ : Permeabilität (eines Materials) µ0 : Magnetische Feldkonstate µr : Permiabilitätszahl (2.14) (2.15) KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 12 Für Vakuum gilt: µr = 1, für Luft gilt: µr ≈ 1 2.5 Magnetischer Fluss ~ wird als magnetischer Fluss bezeichnet φ. Der Fluss des Vektors B φ = Z ~ · dA ~ B (2.16) A φ gibt die Gesamtheit des magnetischen Feldes an, welches durch eine Fläche A hindurchgeht. Die Einheit von φ ist : V ·s · m2 2 m = 1V · s = 1Weber = 1W b [φ] = 1 (2.17) ~ welches schräg durch eine Fläche A hindurchgeht gilt: Für ein homogenes Feld B ~ ·A ~ φ = B ~ A ~ = A · B · cos 6 B, (2.18) ~ senkrecht auf einer Fläche A so gilt: Bild 2-10 b). Steht B ~ ·A ~ = B · A · cos 0o = B · A φ = B (2.19) Fall 2-10 a). Da die Magnetfeldlinien immer in sich geschlossen sind, folgt daraus: Feldlinien der Flussdichte, die in die geschlossene Hüllfläche eines Volumengebietes eintreten, kommen an anderer Stelle wieder heraus: I ~ · dA ~=0 B (2.20) A 2.6 Durchflutungsgesetz Wir betrachten einen beliebig gekrümmten Leiter mit der Stromstärke I und bilden das Umlaufintegral der magnetischen Feldstärke entlang eines beliebigen Weges. Dabei stelle man fest: I ~ · d~s = I = θ H θ : Durchflutung I : Vom Umlaufweg umschlossene Strom (2.21) KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 13 Werden mehrere Leiter vom Umlaufweg umschlossen, so gilt: I n X ~ · d~s = Hd Ik = θ (2.22) k=1 Für (2-11) und (2-22) gilt: Die mit dem Integrationsweg im Sinne einer Rechtsschraube verknüpften Ströme erhalten ein positives Vorzeichen, die anderen ein negatives Vorzeichen. H ist ist Summe aller umschlossenen Ströme. 2.7 2.7.1 Anwendung des Durchflutungsgesetzes auf technische Anwendungen Magnetfeld eines langen, geraden Leiters Es wird ein unendlich langer, gerader und zylindrischer Leiter betrachtet. Aus Symmetriegründen folgt: 1. Die Magnetfeldlinien sind konzentrische Kreise um die Leiterachse. 2. Der Betrag der magnetischen Feldstärke H ist auf einem solchen Kreis konstant. 3. Die Richtung des Feldes ist tangential zu diesem Kreis 2.7.2 Magnetfeld einer Koaxialleitung Innerhalb des Leiters I ~ i · d~s = H I Hi · ds · cos 6 | =1(Da ⇒ I Hi · ds = Hi · I ~ i , d~s H {z } der Winkel 0o ) ds = ZHi · 2 · π · r Z ~ = ~s · dA A s · dA · cos 0o A Unter der Annahme s sei über den Leiter konstant (nur bei Gleichstrom!). ⇒ = = A : S : Z ZA S · dA = s · Z dA = S · A(r) A I(ra )2 · π · r2 · π die gesamte, umschlossene Fläche Gesamtstrom Gesamtfläche KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 14 Beide Gleichungen gleichsetzen: Hi · 2 · π · r = I ·π · r2 π · ra2 | {z } =s ˆ Hi = ra2 r I · (Gerade) ·π 2 (2.23) Außerhalb des Leiters I ~a · d~s = Ha 2̇ · π · r = I H Außerhalb des Leiters ,,sieht” bzw. umschließt man I. Ha = I 2·π·r (2.24) Treffen sich die Funktionen bei r = ra ? I · ra I = 2 2 · π · ra 2 · π · ra I Ha (r = ra ) = 2 · π · ra Hi (r = ra ) = Also springt die Feldstärke am Übergang Leiter-Luft nicht! Es wird ein Koaxialkabel mit einer gleichmäßigen Stromverteilung angenommen. Der Innenleiter stellt den Hin-Leiter und der Außenleiter den Rückleiter für den Strom I dar. I 2 · π · r12 I Im Zwischenraum: H = 2·π·r I r32 − r2 Im Außenleiter: H = · 2 · π · r2 r32 − r22 Im Außenraum: H = 0 Im Innenleiter: H = (2.25) (2.26) (2.27) (2.28) KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 2.7.3 15 Magnetfeld innerhalb einer Kreisringspule Annahme: Die Spule ist dicht gewickelt und es gilt: D >> d D : Durchmesser der Spule d : Windungsdurchmesser Unter dieser Voraussetzung kann man näherungsweise von einem kreisförmigen Magnetfeld ausgehen: 0o I ~ · d~s = H I ~ H · ds · cos 6 H, ds | I z }| { H · ds = H · I {z } 1 ds = H · s = H · 2 · π · r = N · I = θ (2.29) Allgemein gilt: N ·I 2·π·r H = (2.30) Näherung: Falls D >> d, dann kann man von einem näherungsweise konstanten Feld ausgehen im gesamten Spannungsbereich: N ·I π·D H ≈ 2.7.4 (2.31) Das Magnetfeld innerhalb einer Zylinderspule Annahme: Die Länge der Spule ist wesentlich größer als ihr Durchmesser und sie ist dicht gewickelt. Es wird vorausgesetzt, dass das Feld im inneren der Spule homogen und viel stärker als im Außenraum ist. I ~ Hds = Z li ~i + H Z la ~a · d~s H | = Z li {z ≈0 Hi · ds · cos 6 = Hi · | Z = H ·I N ·I Hi = H = l } ~ i , d~s = H H {z 1 } ds (2.32) (2.33) KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 2.8 16 Das Gesetz von Biot-Savart Das Durchflutungsgesetz lässt sich nur für einfache, symmetrische Anodnungen erfolgreich einsetzen. Bei komplizierteren Anordnungen kann man das Biot-Savart Gesetz anwenden. (Siehe Bild 2-21) Für einen unendlich dünnen Leiter lautet das Biot-Savart Gesetz: Z ~ ~ = µ · I · dl × ~r B 4·π r3 bzw. ~ ~ = µ · I · dl × ~r dB 4·π r3 r : Aufpunkt ~r : Längenvektor, gerichtet von d~l zu P (2.34) (2.35) ~ ermittelt man mithilfe der 3-Finger Regel: dB ~ stet senkrecht auf der dB Fläche, die von d~l und ~r aufgespannt wird. 2.8.1 Magnetfeld eines endliche langen Leiters Mithilfe des Biot-Savart Gesetzes lässt sich das Magnetfeld eines beliebig langen, geraden und unendlich langen Leites berechnen: B = 2.8.2 µ·I · (cos α1 − cos α2 ) 4·π·d (2.36) Magnetfeld im Mittelpunkt einer kreisförmigen Leiterschleife Annahme: Dünne, kreisförmige Leiterschleife. Die Magnetfelder der Zuleitungen heben sich gegenseitig auf, wenn die Leiter sehr eng beieinander liegen. Auf dem gesamten Integrationsweg gilt: α = 90o ⇒ sin α = 1 r = const µ · I Z d~l × ~r ~ B = · 4 · π l r3 ~ sind parallel, da d~l ×~r immer eine Richtung → Man kann algebraisch Alle dB addieren: =1 B = µ·I · 4·π Z l z }| { dl · r · sin α r3 KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD µ·I = 4·π µ·I = 4·π 2.9 2.9.1 1 Z · 3 · dl r l 2·π·r µ·I · = 2 r 2·r 17 (2.37) Materie im Magnetfeld Magnetismus und elementarer Aufbau Jede bewegete Ladung erzeugt auch ein Mangetfeld. Somit entstehen durch die Rotation eines Elektrons um einen Atomkern sowie durch den Elektronenspin (Rotation um die eigene Achse) elementare Magnetfelder. 2.9.2 Diamagentismus Bringt man einen diamagnetischen Werkstoff in ein homogens Feld mit der Flußdichte B0 , so stellt sich eine schwächere Flußdichte B < B0 ein. Die Permiabilität eines diamagnetischen Werkstoffes erfüllt die Bedingung: µr = B0 : B <0 B0 Flussdichte im Vakuum (2.38) 1 2.9.3 Paramagnetismus Bringt man einen paramagnetischen Werkstoff in ein homogenes Magnetfeld, das im Vakuum die Flußdichte B0 aufweist, so stellt sich in diesem Stoff die Flussdichte B > B0 ein: µr = 2.9.4 B >0 B0 (2.39) Ferromagnetismus In einem ferromagnetischen Stoff existieren viele kleine Bezirke, sogenannte Weiß’sche Bezirke in denen die magnetischen Momente der Atome durch gegenseitige Wechselwirkungen völlig parallel liegen. Weiß’sche Bezirke sind 0, 01 bis 0, 007mm2 groß und enthalten 106 bis 109 Elementarmagneten. Ferromagnetismus gibt es nur bei bestimmten Kristallstrukturen von festen Körpern. Oberhalb der Curie-Temperatur verschwindet der Ferromagnetismus 1 ACHTUNG Gl. 40 fehlt! KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 18 restlos, da die Wärmebewegung die Ausrichtung aufhebt. µ = B 6= const bei ferromagnetischen Werkstoffen H (2.40) Typisch µr ≈ 100 − 100000. Die absolute Permiabilität ist definiert als: µ = B H (2.41) In Werkstofftabellen wird anstelle von µ die relative Permiabilität angegeben: µr = µ µ0 (2.42) Die differentielle Permiabilität: µdiff = 1 dB · µ0 dH (2.43) Ferromagnetische Werkstoffe zeigen die Eigenschaft der Hypothese: Br : Remanenzflussdichte: Restflussdichte nachdem der Strom abgeschaltet wurde (I = 0 ⇒ H = 0) Br : Korezitivfeldstärke Feldstärke, bei der das Magnetfeld im Eisen verschwindet (B = 0) Die Neukurve ergibt sich beim erstmaligen Magnetisierung eines entmagnetisierten Werkstoffes. Er ergibt sich aus der Verbindung der Endpunkte aller möglichen Hystereseschleifen. Magnetische Werkstoffe werden in zwei Gruppen eingeteilt: 1. Magnetisch weiche Stoffe: Hc klein ⇒ leicht (ent-) magnetisierbar. z.B. ,,Elektrobleche” in elektrischen Maschinen. 2. Magnetisch feste Werkstoffe: Hc groß ⇒ schwer (ent-) magnetisierbar z.B. für Dauermagnete Ferrite: Ferromagnetische Werkstoffe mit sehr niedriger Leitfähigkeit für HochfrequenzAnwendungen. AlN iCo-Legierungen bestehen vor allem aus: Aluminium, Nicket und Kobalt plus Eise. KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 2.10 19 Energiedichte im Magnetfeld Ohne Beweis gilt für die Energiedichte im Magnetfeld: Z Bi wm = H · dB (2.44) 0 Die gesamte Energie in einem inhomogenen Feld ist: Z Wm = V V : wm · dV (2.45) V olumen (2.46) Allgemein: H(B) nicht linear, d.h. µ = const! Ist die Permiabilität µ konst. so gilt vereinfacht: wm = 1 ZB B2 · B · dB = µ 0 µ·2 (2.47) Bemerkung: Ist die Permiabilität nicht konstant, so muß man die Energiedichte graphisch oder numerisch aus der entspr. Kennlinie ermitteln. (Bild 2-31b) 1 → 2 : dB > 0 2 → 1 : dB < 0 , H > 0 ⇒ wm > 0 , H < 0 ⇒ wm < 0 Bild 2-32: Bei vollständigem und einmaligen Druchlaufen der Hystereseschleife verbraucht man eine Energie, die der eingeschlossenen Fläche entspricht. Erklärung siehe obigen Gleichungsblock. 2.11 Der magnetische Kreis 2.11.1 Magnetischer Kreis und magnetische Ersatzschaltung Einfache Kreise mit Eisen Annahme eines einfachen magnetischen Kreises in Form einer Kreisringspule mit D >> d. Daraus folgt, dass man näherungsweise mit der mittleren Magnetischen Feldstärke rechenen kann: N ·I π·D θ = π·D θ = l H ≈ (2.48) KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 20 H konstant entlang A und H senkrecht zu H. φ = B·A = µr · µ0 · H · A µr + µ0 · A = = θ2 l (2.49) (2.50) Definition Λ 1 θ µr · µ0 · A = 2 1 = Rm Rm : Magnetischer Widerstand Λ : Magnetischer Leitwert Λ = (2.51) Zum Vergleich Relation: Rel = ρ · l A l κ·A κ·A G = l = Dazu kann geschrieben werden: θ = Rm · φ l = l Analogie U = R·I (2.52) Man führt eine Analogie von dem elektrischen Kreis zu magnetisches Ersatzschaltbild ein. Dieses erleichtert die Berechnung des magnetischen Kreises. Vm12 : Magnetische Spannung zwischen 1 und 2 Vm12 : Z 2 ~ · d~s H 1 Dies entspricht: U12 = Z 2 1 ~ · d~s E KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 21 Kreis mit Eisen und Luft Es wird eine Kreisringspule mit einem Luftspalt angenommen. (Bild 2-32a) Aufgrund der Kontinuitätsbedingung ist der Fluss im Eisen und Luftspalt gleich groß. Vereinfacht wird angenommen, daß das Feld im Eisen und in der Luft homogen ist und dass es keine Streuung gibt. φF e = ⇒ ⇒ ⇒ µr F e φL BF e · AF e = BL · AL BF e · A = BL · A µF e · µ0 · H F e · A µr F e · µ0 · H F e · A · 1 · µ0 · H L · A HL >> 1 ⇒ HF e = ⇒ HF e << HL µr F e (2.53) (2.54) Aber: BF e = BL Das Durchflutungsgesetz liefert für diesen Kreis: I ~ · d~s = H Z + Z lF e lF e lL ~ s Hd~ Ll = HF e · lF e + HL · lL = θ = N · I : Mittlere Länge des Eisenwegs : Mittlere Länge des Luftwegs (2.55) Allgemein gilt im Magnetkreis: Es gilt der Kontenpunktsatz bezüglich der magnetischen Flüsse. Es gilt der Maschensatz bzgl. der Durchflutung (Magnetische Spannungshülle (s. Gl. 2-56). Zusätzlich sind die Materialeigenschaften zu berücksichtigen. 2.11.2 Feldgrößen an Grenzflächen Tritt ein Magnetfeld durch eine Grenzfläche zwischen zwei Materialien mit verschiedenen Permiabilitäten so gilt für die Feldgrößen: B1n B1t B2t H1t H1m H2m tan α1 tan α2 = B2n µ1 = µ2 = H2t µ2 = µ1 µ1 = µ2 (2.56) (2.57) (2.58) (2.59) (2.60) KAPITEL 2. DAS STATISCHE MAGNETFELD 22 Aus den Kontinuitätsbedingungen kann man folgen: 1. Aus Stoffen hoher Permiabilität treten die Induktionslinien nahezu senkrecht aus. 2. Die magnetischen Induktionslinien werden durch Stoffe hoher Permiabilität gefühert, so wie Strom durch einen metallischen Leiter geführt wird. 2.11.3 Kräfte auf der Trennfläche Polfläche: Die Oberfläche eines ferromagnetischen Körpers, durch die ein Magnetfeld in eine nichtferromagnetische Umgebung austritt. Auf der Polfläche wirkt eine Kraft, die vom ferromagnetischen Material zur nichtferromagnetischen Umgebung gerichtet ist. Annahmen: 1. Das Magnetfeld tritt senkrecht durch die Polfläche 2. Das Magentfeld ist in der Luft homogen AL · BL2 2 · µ0 BL : Magnetische Induktion in der Luft BL : Gesamte Polfläche 1 l Rm = · µ A θ = φ · Rm =U ˆ =R·I F = 2.11.4 Anwendungen • Relais: Bild (2-40) • Sch—ütz: Bild (2-44) • Lautsprecher: Bild (2-45) ¿¿¿¿¿¿¿ 1.6 (2.61) Kapitel 3 Zeitabhängige magentische Felder 3.1 Indunktionsgesetz und LENTZsche Regel Es wird eine Anordnung gemäß Bild (3-1) betrachtet. Der Magnet mit seinem inhomogenen Feld bewegt sich in Richtung der Leiterschleife. Auf die Zunahme des magnetischen Flusses reagiert die Schleife mit einem Strom, der der Flussänderung entgegenwirkt. Lentzsche Regel: Ein Induzierter Strom fließt stets so, dass sein Magnetfeld der induzierenden Feldänderung entgegewirkt. Induktionsgesetz: (1. Maxwellsche Gleichung) ui = ui Ei ψ : : : Z ~ i · d~s = − d B ~ · dA ~ = −ψ E dt dt Induzierte Spannung Elektrische Feldstärke Verkettungsfluss I (3.1) Bei Gleichung 3.1 ist zu Beachten: ~ ist mit dem aus den Elementen s~s zusammengesetzten Der Flächenvektor dA Weg s rechtssinnig verknüpft. Bild 3-2 : Selbst in einem isolierten Medium wird bei einer Flussänderung ein elektrisches Feld bzw. eine Spannung induziert, in diesem Fall kann aber kein induzierter Strom fließen. Nur bei Vorhandensein einer elektrischen Leitfähigkeit κ kann es zu einem Strom kommen. Gehen durch die verschiedenen Windungen einer Spule unterschiedliche Flüsse, so ergibt sich der gesamte mit der Anordnung verkettete Fluss zu: ψ = N X φk (3.2) k=1 φ ψ : : Elektrischer Fluss innerhalb Windung k Verkettungsfluss 23 KAPITEL 3. ZEITABHÄNGIGE MAGENTISCHE FELDER 24 Geht der selbe Fluss durch alle N Windungen, so gilt: ψ = N ·φ (3.3) Regel zum Induktionsgesetz bezüglich der Richung der induzierten Spannung: Ausgehend von der Richtung des Flusses ψT wird die induzierte Klemmenspannung ui (t) rechtssinnig1 um den Fluss angesetzt. Dann gilt: ui = +u12 = − dψ dt (3.4) Man definiert: uL = −ui = Induzierte Spannung dψ uL = u21 = + dt (3.5) Übung 3-1 3.2 Selbstinduzierte Spannung Fließt durch eine Spule ein Strom, so erzeugt er ein Magnetfeld und diese induziert in der Spule eine Spannung (Voraussetzung für Wechelstrom). Man spricht von der Selbstinduktion (Bild 3-5). Unabhängig vom Wickelsinn wird der Bezugspfeil der induzierten Spannung UL parallel zum Bezugspfeil des Stromes I angenommen. Und es gilt: UL = N · dφ dt (3.6) Daher kann man, ohne den Winkelsinn zu kennen, vom Bild 3-6 ausgehen. Bei gleichem Fluss durch alle N Windungen einer Spule gilt dann: UL = N · dφ dt (3.7) Übung 3-3 Übung 3-4 3.3 Bewegungsspannung Annahme: Ein gerader Leiter der Länge l bewegt sich mit einer konstanten Ge~ Für die induktive Spannung schwindikeit v in einem homogenen Magnetfeld B. 1 Also nach der ,,Rechte-Hand-Regel” mit Daumen=Fluss (ψ) KAPITEL 3. ZEITABHÄNGIGE MAGENTISCHE FELDER 25 gilt: ~ · (~v × ~l) UL = B ~v : Geschwindigkeit des Leiters (3.8) Vereinfachung: • ~v ⊥ ~l ~ ⊥ ~u und B ~ ⊥ ~l • B ~ u × ~l) ⇒ B||(~ ⇒ UL = B · v · l (3.9) Die Gleichung 3.8 kann auch mithilde der Lorentzkraft auf im Magnetfeld bewegte Ladungen herleiten2 : ~ F = Q · (~u × B) 3.4 (3.10) Erzeugung einer Sinusspannung Annahme: Eine Leiterschleife mit N Windungen rotiert mit einer konstanten Winkelgeschwindigkeit ω in einem homogenen und zeitlich konstanten Magnetfeld B Über die Schleifkontakte misst man die induzierte Spannung. Zur Zeit t = 0 soll die Wicklung den Winkel von φ(0) gegenüber der Horizontalen haben. ~ ·A ~ = |B| ~ · |A| ~ · cos α(t) φ(t) = B α(t) = ω · t + φ0 dφ UL = N · = N · B · A · (− sin (ω · t + φ0 )) · ω dt π = N · B · A · ω · cos ω · t + φ0 + 2 (3.11) (3.12) (3.13) Bild 3-8: Für φ0 = 0! Die induzierte Spannung ist sinusförmig und um 90o gegenüber dem Fluss phasenverschoben. Ihre Frequenz entspricht der Freqenz der Drehbewegung. Ihr Betrag hängt ab von N, B, A, und ω 2 WTF? Hier fehlt etwas! KAPITEL 3. ZEITABHÄNGIGE MAGENTISCHE FELDER 3.5 26 Selbstinduktivität Durch eine Schleife wird ein Wechselstrom I geschickt: Dieser erzeugt eine induktive Spannung und einen Ohm’schen Spannungsfall entlang der Schleife: u = R · i + Ul dψm (i) = R·i+ (3.14) dt Wegen der Selbstinduktion kann sich der Strom in einem elektrischen Kreis niemals sprunghaft ändern, da sonst unendliche Spannung induziert werden würde. Definition: ψm = L · i (3.15) L : Selbstinduktivität (abhängig von Geometrie und Materialeigenschaften) di ⇒ UL = L · (3.16) dt Zu beachten ist: Der Zusammenhang zwischen Fluss und Strom ist im allgemeinen nicht linear: 1. Bei para- und diamagnetischen Werkstoffen gilt L ≈ konst. bzw µ ≈ konst 2. Bei ferromagnetischen Werkstoffen gilt im Allgmeinen: L 6= konst. bzw µ = konst Für eine Spule mit N Windungen gilt : N ·φ L = i In einem magnetischen Kreis gilt somit: N ·φ L = i θ·Λ = N· i N ·i·Λ = N ·θ· i = N2 · Λ (3.17) (3.18) Man definiert folgende Induktivitäten: Gleichstrominduktivität: ψ0 I0 (3.19) dψ0 ∆ψ0 |0 = dI0 ∆I0 (3.20) L0 = Differentielle Induktivität: Ld = KAPITEL 3. ZEITABHÄNGIGE MAGENTISCHE FELDER 3.6 27 Induktivität von praktischen Anwendungen Berechnung der Induktivität einer Leiteranordnunge Der mit der Leiteranordnung insgesamt verkettete Fluss wird ermittelt und durch den ihn erzeugenden Strom dividiert. Es gibt zwei Arten von Induktivitäten: 1. Die äußere Induktivität (La ): Sie ist die Induktivität aufgrund des Flusses im Feldraum außerhalb der Leiters. 2. Die innere Induktivität (Li ): Es ist die Induktivität aufgrund des Flusses im Inneren des Leiters. Diese Flussanteil ist nicht mit dem gesamten Strom verkettet und daher komplizierter zu berechnen. Die Gesamtinduktivität ergibt sich zu: L = Li + La (3.21) Kreisringspule Vereinfachende Annahmen: Alle Windungen mit demselben Fluss verkettet. Der mittlere Spulendurchmesser D ist groß gegen den Windungsdurchmesser. µ = konst. Vernachlässigung der inneren Induktivität. Aus Gleichung (2-33): N ·I π·D ψ = N ·φ = N ·B·A H ≈ (3.22) (3.23) Zylinderspule Analoge vereinfachende Annahmen führen zu: La = ψ I = N2 · µ · A l (3.24) KAPITEL 3. ZEITABHÄNGIGE MAGENTISCHE FELDER 28 Doppelleiter xl − Ul =ω·L i ψ µ·l a − rl = · ln I π rl µ·l ψ = Li = I 8π µ·l a − rl L = La + Li1 + Li2 = · ln + 0 25 π rl La = 3.7 (3.25) (3.26) (3.27) Zusammenschaltung von Induktivitäten Für eine konstate Selbstinduktivität gilt (Vgl. Bild 3-12): u = L· di dt (3.28) Die folgenden Überlegungen gelten nur unter der Voraussetzung, dass das Magnetfeld einer Spule die evtl. vorhandenen anderen Spulen nicht durchsetzt. Für eine Reihenschaltung gilt: Le = n X Li (3.29) i=1 Für eine Parallelschaltung gilt: 1 1 1 1 1 = + + + ... + Le L1 L2 L3 Ln 1 Le = Pn 1 (3.30) (3.31) i=1 Li 3.8 Gegeninduktion und Gegeninduktivität Es werden zwei magnetisch gekoppelte Spulen betrachtet, d.h. das Magentfeld einer Spule durchsetzt auch teilweise die andere Spule und induziert somit in ihr eine Spannung. Man spricht von der magnetischen Kopplung und der gegenseitigen Induktion. (Engl.: Mutual Inductance M ) Annahme: Strom nur durch Spule 1 ψ11 ψ12 : : Fluss in der Spule 1, erzeugt in 1 Fluss in der Spule 1, erzeugt in 2 KAPITEL 3. ZEITABHÄNGIGE MAGENTISCHE FELDER dφ11 dt u 1 = i1 · R 1 + u2 = ψ1 ψ2 : : u1 = u2 = ψ1 = ψ2 = dψ21 dt Gesamter Fluss in der Spule 1 Gesamter Fluss in der Spule 2 dψ i1 · R 1 + dt dψ i2 · R 2 + dt ψ11 + ψ12 ψ21 + ψ22 29 (3.32) (3.33) (3.34) (3.35) (3.36) (3.37) Definition der Gegeninduktivitäten: ψ12 i2 ψ21 = i L12 = (3.38) L21 (3.39) Selbstinduktivitäten: ψ11 i1 ψ22 = i2 L1 = (3.40) L2 (3.41) Es gilt allgemein der Zusammenhang bei konstantem µ: L12 = L21 (3.42) Während die Selbstinduktion immer positiv ist, kann die Gegeninduktivität positiv oder negativ sein (Bilder 3-16 und 3-16a) gleichsinnige Kopplung: ψ1 und ψ2 gleich gerichtet: ψ21 >0 i1 ψ21 = >0 i2 L21 = (3.43) L12 (3.44) Bild 3-16a: gegensinnige Kopplung: (ψ1 und ψ2 sind entgegengesetzt gerichtet) ψ21 i1 ψ21 = i2 L21 = (3.45) L12 (3.46) KAPITEL 3. ZEITABHÄNGIGE MAGENTISCHE FELDER 30 NICHT LESBAR!!! ψ1 = L1 · i1 + L12 · i2 ψ2 = L21 · i1 + L2 · i2 (3.47) (3.48) Klemmspannung: di1 di2 + L2 dt dt di1 di2 = i2 R 1 + L 2 + L2 dt dt u 1 = i1 R 1 + L 1 (3.49) u2 (3.50) Für die Reihenschaltung von zwei gekoppelten Spulen gilt (Bilder 3-18, 3-19): u = i (R1 + R2 ) + (L1 + L2 ) di di di + L12 + L21 dt dt dt (3.51) Wegen L12 = L21 folgt: u = i (R1 + R2 ) + L1 + L2 + 2 · L12 | {z } di dt (3.52) Le (3.53) Ersatzinduktivität: Le = L1 + L2 + 2 · L12 (3.54) Bei gleichsinniger Kopplung (Bild 3-18): L12 > 0 ⇒ Le > L1 + L2 (3.55) Bei gegensinniger Kopplung (Bild 3-19): L12 < 0 ⇒ Le < L1 + L2 (3.56) Kapitel 4 Dreh- und Wechselstromtechnik 4.1 Komplexe Zahlen Eine komplexe Zahl besteht aus zwei Zahlen, von denen eine als Realteil und die andere als Imaginärteil bezeichnet wird: z z Re(z) Im(z) j = = = = : (x, y) x+j·y x Realteil y Imaginärteil Imaginäre Einheit (4.1) (4.2) (4.3) (4.4) Definition: j 2 = −1 bzw. j= √ −1 (4.5) (4.6) Eine komplexe Zahl kann man in der Komplexen Ebene durch einen Zeiger darstellen, siehe Bild (4-1). Mathematisch gibt es folgende Darstellungsformen: • Kartesische Form: x, y • Polarform: |z| = z oder r, φ z = = = = x+j·i r · cos φ + j · r · sin φ r (cos φ + j · sin φ) r·jφ (4.7) • Eulersche Form: ej·φ = cos φ + j · sin φ 31 (4.8) KAPITEL 4. DREH- UND WECHSELSTROMTECHNIK 32 Betrag: |z| = z = q x2 + y 2 (4.9) Polarform: q r = UNLESBAR x2 + y 2 y tan φ = x (4.10) (4.11) Bei der Berechnung des Winkels φ ist die Lage in den vier Quadranten zu berücksichtigen: y + 2π x y φ = arctan x φ = 2π φ=0 y φ = arctan + π x 3π φ= 2 φ = arctan falls x > 0; y < 0 falls x > 0; y ≥ 0 falls falls x = 0; y > 0 x = 0; y = 0 falls x<0 falls x = 0; y < 0 (4.12) Index Kondensator Ladestrom (IC ), 2 Ladung -Anderung (dQ), 2 Definition (Q), 1 Verschiebungsstrom -Knotensatz, 4 -dichte (s~v ), 3 Vektor Rechtssystem, iii Skalarprodukt, iii Vektorprodukt, iii 33