Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung - amor.hu

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BEITRÄGE ZUR FREMDSPRACHENVERMITTLUNG, Sonderheft 7 (2004), 85-120
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
Die Adjektiv-Partizip-Opposition aus der Perspektive des Deutschen
als Fremdsprache
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
„John ist gestorben und Jim ist tot.“
Bertolt Brecht, Die Dreigroschenoper
Der Aufsatz stellt die Bedeutung und Verwendungseigenschaften von Adjektiven und Partizipien im Deutschen einander gegenüber und behandelt die
Frage, wie sich die Opposition zwischen genuinem Adjektiv und Partizip im
Kontext niederschlägt. Die linguistischen Ausführungen sollen die Grundlage
bilden für eine neue Konzeption des Umgangs mit Partizipien und Adjektiven
als Lehr- und Lerngegenstand. Im Zentrum stehen die Kriterien, die die Wahl
von Partizipien oder bedeutungsähnlichen Adjektiven in bestimmten Konstruktionen bestimmen. Dabei wird unterschieden zwischen echten Konkurrenzsituationen und Kontexten, in denen ein semantischer oder pragmatischer Faktor die Wahlmöglichkeit einschränkt. Eine Korpusstudie zur Adjektiv-PartizipOpposition, die die Spezifik von Bezeichnungen psychischer Zustände mit
einbezieht, bereitet die einschlägigen Phänomene für eine systematische
Vermittlung auf, in der semantische Zusammenhänge für den Lerner explizit
gemacht werden.
Inhalt:
0.
1.
2.
3.
4.
4.1.
4.2.
4.3.
4.4.
4.5.
4.6.
5.
5.1.
Einleitung
Adjektive und Partizipien in den Sprachen der Welt
Partizipien zwischen Verb und Adjektiv
Perspektivierung durch komplexe Wörter: Ein Übersetzungsproblem
Ausgewählte Konkurrenten: Bedeutung und Verwendung
Perspektivierungsunterschiede
(Un)Verträglichkeit mit Angaben/ Ergänzungen
(Un)Verträglichkeit mit einer (Verbal-)Konstruktion
(Un)Verträglichkeit mit dem Bezugsnomen
Bedeutungsunterschiede bei theoretischer Ersetzbarkeit
Auftreten der Konkurrenten in Vergleichen und Komposita
Adjektive und Partizipien zum Ausdruck psychisch-emotionaler Zustände
Überblick
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Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
5.2.
5.3.
5.4.
5.5.
6.
Psychische Wirkungsverben
Partizip 2 und Adjektiv im Vergleich
Das Partizip 1 psychischer Wirkungsverben
Fazit
Schlussbemerkung
Literaturverzeichnis
0.
Einleitung
Das Ziel des Beitrags ist es, bestimmte Aspekte der Bedeutung von morphologisch einfachen und von morphologisch komplexen Wörtern für
Lern- und Lehrzwecke aufzubereiten. Insbesondere geht es uns um die
Frage, in welchen Fällen die innere Struktur von Wörtern für das Erschließen der Bedeutung im Kontext einerseits und für die Verwendung in verschiedenen Kontexten andererseits relevant ist. Unser Gegenstand ist die
Adjektiv-Partizip-Opposition im Deutschen, wobei wir das Hauptaugenmerk auf zwei Phänomene richten. Zum einen werden Bedeutungs- und
Verwendungseigenschaften von Partizipien in typischen Adjektivpositionen im Vergleich zu denen „normaler“ Adjektive gesichtet und anhand von
Korpusdaten exemplifiziert; einander gegenübergestellt werden Partizipien und morphologisch einfache sowie durch Wortbildungssuffixe abgeleitete Adjektive (geleert / leer; beglückt / glücklich). Zum anderen werden
die Partizipien der semantisch und syntaktisch auffälligen Gruppe der so
genannten psychischen Wirkungsverben (wie z.B. enttäuschen, begeistern;
vgl. Handwerker 2004a, Madlener 2003, Möller 2004) hinsichtlich der Relevanz ihrer komplexen Struktur für die Interpretation und Produktion
durch einen Lerner untersucht. Korpusbelege sollen auch hier textsortenabhängig typische Verwendungen vorgefertigt anbieten.
Der Beitrag versucht, ein wenig Klarheit in einen Bereich zu bringen, in
dem Lexikalisierung (Partizipien als Adjektive) und Grammatikalisierung
(Partizipien als Bestandteil von Tempus- und Passivkonstruktionen) die
Frage aufwerfen, ob ein kompositionales Erfassen der Partizipbedeutung
sinnvoll ist. Aus der Perspektive des Deutschen als Fremdsprache stellt
sich zudem die anwendungsbezogene Frage, ob es für die Praxis des
Lernens und Lehrens ertragreich sein kann, sich über den Bereich von
(nicht-partizipialen) Adjektiven und Partizipien dem Phänomen der Konstruktionsbedeutung anzunähern. Lohnt es sich, für Lern- und Lehrzwekke die nicht offensichtlichen, aber – wie sich zeigen wird – folgenreichen
Eigenschaften der Adjektiv-Partizip-Opposition im Deutschen aufzubereiten?
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
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Zwei Gründe sprechen dafür. Zum einen ist der Bereich eine Herausforderung aus der Sicht der unterschiedlichen Muttersprachen der Lerner;
Abschnitt 1 skizziert kurz den Phänomenbereich aus typologischer Sicht.
Zum anderen liegt es gerade für den Bereich des Sprachenlernens nahe,
die semantische Verwandtschaft zwischen formgleichen Ausdrücken einzubringen, um dem Lerner Brücken zu bauen. Das heißt im Falle der Partizipien, aus der Lernperspektive auf eine alte linguistische Diskussion zurückzugreifen, in der theorieabhängig argumentiert wird für und wider die
Annahme einer einheitlichen Grundbedeutung des Perfekt- und des Passivpartizips als der eines Partizips 2 (von nun an auch: P2) und für und
wider die Annahme einer einheitlichen Grundbedeutung des Partizips 1
(von nun an auch: P1) und der lexikalisierten P1-Adjektive (enttäuschend,
entzückend). Die Option, von den gemeinsamen Bedeutungskomponenten einer P2-Form und einer P1-Form auszugehen, um dann die Verwendungsbedingungen in typischen Adjektivpositionen zu untersuchen, beruht auf einer lernrelevanten Gegebenheit: Die Bedeutung von Partizipien
erlaubt – in Abhängigkeit von der lexikalisch-semantischen Struktur des
Basisverbs – Vorhersagen in Bezug auf die Gesamtkonstruktion auch in
den Fällen, in denen das Partizip als Adjektiv lexikalisiert wurde (vgl. Abschnitt 5). Zwar sprechen lernertypabhängige Faktoren wie die Möglichkeit der kognitiven Überforderung gegen ein unüberlegtes Vernetzen von
Ausdrücken mit ihren formgleichen, aber in anderen grammatischen Zusammenhängen nicht mehr kompositional erfassbaren Pendants (wie etwa das P2 im werden-Passiv). Doch spricht alles dafür, für fortgeschrittene, kognitiv orientierte Lerner und für die mit Lernerfragen konfrontierten
Lehrer ein Informationsangebot zu machen: Was ist für Erklärungszwecke
direkt nutzbares Wissen zum Verhältnis von Wortbeschaffenheit, Bedeutung und Verwendung? Und was gibt es als Luxuswissen obendrein?
Der Beitrag gliedert sich in die folgenden Teile: Auf den typologischen
Einstieg in Abschn. 1. folgt in 2 eine kurze Charakterisierung der deutschen Partizipien in verschiedenen Konstruktionen. Abschn. 3 umreißt die
Konkurrenzsituation von nicht-partizipialem Adjektiv und Partizip 2 und
führt über zum korpusgestützten Abschn. 4, der die Adjektiv-Partizip-Opposition unter den Aspekten der Perspektivierung, der (In)Kompatibilitäten
im Kontext verschiedener lexikalischer Einheiten und Konstruktionen, der
Bedeutungsunterschiede bei Substitutionsmöglichkeit und schließlich des
Auftretens in Redewendungen und Vergleichen behandelt. Abschn. 5 arbeitet die Partizipien 1 und 2 der psychischen Wirkungsverben als ganz
besondere Belege für die Relevanz der Konstruktionsbedeutung in Abhängigkeit von der lexikalisch-semantischen Struktur des Basisverbs heraus.
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1.
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
Adjektive und Partizipien in den Sprachen der Welt
Adjektive, seien sie morphologisch simpel oder komplex, wurden in der
Sprachtypologie lange als Wortklasse betrachtet, die nicht zu den sprachlichen Universalien zählt. Neuesten Arbeiten zufolge lässt sich mit einer
Feinuntersuchung aber für jede menschliche Sprache eine Adjektivklasse
identifizieren, deren „schlechtere“ Vertreter sich oberflächlich betrachtet
bei den Nomina oder den Verben einordnen lassen (vgl. Dixon 2004: 45).
Aus der Sprachlernperspektive ist es wichtig festzuhalten, dass nicht nur
viele Sprachen dieser Welt keine Partizipien besitzen, sondern auch viele
Sprachen über keine klar umrissene Wortklasse ,Adjektiv’ verfügen. Wenn
Typologen von letzterer sprechen, so beziehen sie sich auf eine Klasse,
deren Elemente typischerweise komparierbar sind und als charakteristische Eigenschaften den attributiven und den prädikativen Gebrauch aufweisen. In den Sprachen, für die man eine offene Klasse von Adjektiven
identifizieren kann, werden syntaktische und morphologische Kriterien zugrunde gelegt. Auf der Bedeutungsseite deuten die Beobachtungen der
Typologen auf Universalien hin: Zwar benutzen Sprachen mit kleinem Adjektiv-Inventar Verben und Nomina für Konzepte, die in den anderen
Sprachen durch Adjektive ausgedrückt werden. Gewisse Konzepte werden aber in Sprachen mit sehr kleinem Adjektiv-Inventar übereinstimmend
als Adjektive kodiert. In 20 gut untersuchten Sprachen mit kleiner Adjektiv-Klasse finden sich die folgenden Eigenschaftsbezeichnungen in der
Form eines Adjektivs (vgl. Dixon 1977: 23):
‚groß’
(in jeder der 20 Sprachen)
‚klein’
(in 19 der 20 Sprachen)
‚lang’
(in 14 der 20 Sprachen)
‚kurz’
(in 15 der 20 Sprachen)
‚neu’
(in 15 der 20 Sprachen)
‚roh, grün, unreif’ (in 7 der 20 Sprachen)
‚alt’
‚gut’
‚schlecht’
‚schwarz’
‚weiß’
(in 14 der 20 Sprachen)
(in 13 der 20 Sprachen)
(in 14 der 20 Sprachen)
(in 13 der 20 Sprachen)
(in 14 der 20 Sprachen)
Klein (1991: 658ff.) geht auf der Grundlage von Ergebnissen der typologischen Forschung der Frage nach, worin die typisch „adjektivischen“ Eigenschaften begründet sind und arbeitet den stativen Charakter als einen
der Faktoren heraus, die Wortklassen stiften. Aus dem Zusammenspiel
von Bedeutung und grammatischer Funktion lassen sich Markiertheitsmuster ableiten: Dixon (1977) kennzeichnet die semantische Klasse der (stativen, durativen) Eigenschaften als unmarkiert hinsichtlich der grammatischen Funktion von Attribution. Von den unmarkierten nicht-partizipialen
Adjektiven in attributiver Funktion heben sich als markiert ab:
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(i) einerseits die attributiv verwendeten Partizipien 1 (die den typischerweise vom Verb abgedeckten konzeptuellen Bereich in die syntaktische Domäne des Nomens tragen) und
(ii) andererseits die prädikativ verwendeten nicht-partizipialen Adjektive
(die den typischerweise vom Adjektiv abgedeckten Bereich in die syntaktische Domäne des Verbs tragen, mit der Markierung von Tempus/
Modus an der Kopula).
Die Kennzeichnungen ,markiert / unmarkiert’ sind dabei als relative Größen aufzufassen. Sie verstehen sich als Beschreibungsinstrument für die
Sprachen, die über eine offene Klasse von Adjektiven sowie über Partizipien verfügen und sind zurückzuführen auf die alte Zuordnung von Verb
und typischer Verbbedeutung (Bewegung, Prozesse, Aktivitäten) sowie
Adjektiv und typischer Adjektivbedeutung (stative, durative Eigenschaften). Einen Überblick gibt Klein (1991: 658ff.).
Da in den markiertheitsorientierten typologischen Beschreibungen der
Semantik des Partizips nur insofern Rechnung getragen wird, als durch
die Basis eines typischen Verbs eine für ein Adjektiv untypische Bedeutungskomponente eingebracht wird, lohnt es sich, im Folgenden zu hinterfragen, was ein Partizip denn so stark in die Positionen des typischen Adjektivs drängen lässt. Dixon (1977: 58) geht in seiner Einteilung der Sprachen in stark adjektivische (Typ Dyirbal), neutrale (Typ Englisch) und
stark verbale (Typ Hausa) von der Tatsache aus, dass gewisse Zustände,
die durch ein genuines Adjektiv beschrieben werden können, mit Zuständen kontrastieren, die das Resultat einer Aktivität sind. Nun ist es vorstellbar, dass eine Sprache, die über ein Adjektiv verfügt, das einen Zustand
bezeichnet, der nur durch eine Aktivität beendet werden kann (z.B. raw)
und über ein Partizip zum Verb, das diese Aktivität bezeichnet (z.B. cooked), gleichzeitig ein separates genuines Adjektiv für den Zustand des
Gekochtseins hat. Dies wäre jedoch hochgradig redundant. Für das Deutsche werden wir in den Abschnitten 4 und 5 sehen, dass
(a) Partizipien einerseits in nicht wenigen Fällen von genuinen Adjektiven
verdrängt werden und
(b) es andererseits für Zustände wie begeistert, bei denen keine adjektivische Bezeichnung für den Gegenpol existiert, häufig auch kein vergleichbares genuines Adjektiv gibt.
Während für das P2 gewisser Verben die Affinität zum typischen Adjektiv
durch die Bedeutungskomponente des Zustands evident ist (Resultatszustand bei resultativen transitiven Verben: repariert, Nachzustand bei ergativen Verben: gestorben, Zustand des Objekts bei transitiven Zustandsverben: bewohnt), liegt die Bedeutung des P1 der Verben, die nicht selbst
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Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
einen Zustand ausdrücken, weit entfernt von der typischen Adjektivbedeutung. Verwiesen sei hier auf Abschn. 5, der die Besonderheiten des P1
der psychischen Wirkungsverben klärt. Ein typisches P1 allerdings ist
(den Eigenschaften eines typischen Verbs entsprechend) agensorientiert
(der fressende Hund), während ein typisches P2 patiensorientiert ist (der
gefressene Knochen) und damit den Adjektiven nahe steht, die als das
ergative Prädikat schlechthin (Haider 1984: 34) gelten. Zum Begriff der
inhärenten und der kontextuellen Orientiertheit von Partizipien vergleiche
man Haspelmath (1994: 153f.). Für den Lerner gilt es nun zu erkennen,
welche Faktoren die Verwendung der Partizipien in typischen Adjektivpositionen lizensieren und welche Interpretationsstrategien gefragt sind,
wenn in Sprachen wie dem Deutschen, die über ein Partizip 2 verfügen,
die Adjektiv-Partizip-Opposition zwischen einem Zustand „leer“ und einem
aus einer Aktivität resultierenden Zustand „geleert“ genutzt wird, wenn
gleichzeitig aber der Lexikalisierungsdruck ein kompositionales Erfassen
der Partizipbedeutung in vielen Fällen gar nicht mehr zulässig erscheinen
lässt. Bevor im folgenden Abschnitt aufgezeigt wird, wie sich dem Lerner
die Partizipien im zielsprachlichen Input präsentieren, sei als letzte typische Eigenschaft von nicht-partizipialen Adjektiven noch die Vagheit erwähnt: Neben den so genannten absoluten Adjektiven, deren Funktion
man z.B. in rothaarige Tänzerin so illustrieren kann, dass sie aus der
Menge der Tänzerinnen die Untermenge herausgreifen, die sich aus der
Schnittmenge mit der Menge der Rothaarigen ergibt, verfügen wir u.a.
über die (bei weitem überwiegenden) vagen Adjektive, die sich unterteilen
lassen in
(a) randbereichsunscharfe Adjektive wie z.B. rot, die Pinkal (1985: 83) als
Vertreter der reinen Vagheit charakterisiert, da sie keine natürlichen
Präzisierungen zulassen. Das Denotat von rot könnte nur durch Frequenzangaben fixiert werden; damit verlöre rot aber die Eigenschaft
eines Wahrnehmungsprädikats;
(b) die so genannten relativen Adjektive wie groß / klein, kalt / warm, deren Interpretation von einer Bezugsgröße abhängt: groß für eine Mükke, klein für einen Elefanten.
Partizipien erben zwar vom Basisadjektiv eines abgeleiteten Verbs die Eigenschaft der Randbereichsunschärfe (ein rotes / gerötetes Gesicht, ein
brauner / gebräunter Körper); eine Gradskala geben Partizipien dagegen
im Allgemeinen nicht vor: *vergrößert für ein Foto. Ein Ausreißer sind
auch hier wieder die psychischen Wirkungsverben bei gewissen lexikalisierten P2-Adjektiven: Für einen ansonsten emotionslosen Mann ist er
begeistert. Bei gewissen relativen Adjektiven und den Partizipien 2 der
psychischen Wirkungsverben lassen sich zudem noch eine transparente
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und eine nicht-transparente Verwendung unterscheiden: Aus der hier
einmal angenommenen Tatsache, dass alle Tangotänzer Argentinier sind,
kann man nicht folgern, dass alle guten Tangotänzer auch gute Argentinier sind. Insbesondere wertende Adjektive können zu Ambiguität führen,
in dem Sinne, dass die Eigenschaft, für die das Adjektiv steht, an die Bedeutung des Nomens gebunden sein kann, die es modifiziert, oder aber
als freies, einfaches Prädikat zu deuten ist: Die wundervolle Tänzerin
kann sich auf eine Frau beziehen, die wundervoll tanzt, oder auf eine
Frau, die (in anderer Weise) wundervoll ist, und (ohne Wertung) tanzt
(zum Begriff der Transparenz vgl. Keenan / Faltz 1978). Bei den Partizipien 2 der psychischen Wirkungsverben ergibt sich die gleiche Ambiguität:
die enttäuschte Ehefrau kann in ihrer Eigenschaft als Ehefrau enttäuscht
worden sein oder aber sie ist eine glückliche Ehefrau, die z.B. von ihrer
Putzhilfe enttäuscht worden ist.
2.
Partizipien zwischen Verb und Adjektiv
Wie sieht nun der partizipienhaltige Input aus, den ein Lerner des Deutschen als Fremdsprache verarbeiten muss? Das Formeninventar ist offensichtlich sehr begrenzt: Das Deutsche ist weit davon entfernt, die theoretischen Möglichkeiten eines symmetrischen Partizipsystems zu nutzen,
wie man es für das Esperanto eingerichtet hat. Häufig in der Presse anzutreffende Formulierungen wie ??„das gestern stattgefundene Treffen“ und
das einer Schülerblütensammlung entnommene *„der Schwein gehabte
Glückspilz“1 zeigen auf, dass hinsichtlich der attributiven Verwendung eine gewisse Mangelsituation festzustellen ist, die zudem noch alle zukunftsbezogenen aktivischen Verwendungen umfasst: Das modal-passivisch zu
interpretierende „die zu schließende Tür“ ist möglich, aber das Deutsche
hat keinen partizipialen Ausdruck für den Mann, der gehen wird. Zahlreiche Belege sowohl für Grenzüberschreitungen als auch für die im Allgemeinen vermiedenen komplexen Konstruktionen wie der in den 30er Jahren publiziert habende Schriftsteller Josef Pechacek finden sich in Pakkanen-Kilpiä (2004: 187ff.). Im Esperanto dagegen stehen für die Stufen von
Gegenwarts-/ Vergangenheits-/ Zukunftsbezug ein aktivisches und im Falle der transitiven Verben auch ein passivisches Partizip zur Verfügung
1
Aus: Judenmann, F.X. (21983): Der Schwein gehabte Glückspilz. Stilblüten aus
Schulaufsätzen. Rosenheim.
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(vgl. Haspelmath 1994: 155ff. mit einer typologischen Studie zum Partizipieninventar):
Esperanto (skribi ’schreiben’)
Aktiv
skrib-a-nta
’schreibend’
Vergangenheitsbezug skrib-i-nta
’geschrieben habend’
Zukunftsbezug
skrib-o-nta
’schreiben werdend’
Gegenwartsbezug
Passiv
skrib-a-ta
’geschrieben werdend’
skrib-i-ta
’geschrieben’
skrib-o-ta
’geschrieben werden werdend’
Für die attributive Verwendung hat das Deutsche mit dem P1 in „der
schreibende Mann“ ein Pendant zu skrib-a-nta und mit dem P2 in „der geschriebene Brief“ ein Pendant zu skrib-i-ta. Eine attributive Verwendung
eines aktivischen P2 ist im Deutschen nur bei ergativen Verben bzw. bei
intransitiven telischen Verbkomplexen möglich: „der ertrunkene Mann, der
auf die Bühne getanzte Mann“ (zur Semantik der Partizipien vgl. Handwerker 2002: 217ff.). Nur die attributive Verwendung von Partizipien 2 von
nicht-resultativen bzw. nicht-telischen transitiven Verben wie bewohnen
bietet die Lesart der ersten Zeitstufe: „das bewohnte Haus ist ein Haus,
das bewohnt wird / ist“. Ein Lerner des Deutschen muss den partizipienhaltigen Input entsprechend untersuchen im Hinblick auf
- die Unterscheidung zwischen P1 und P2 und ihre Orientiertheit
- die Konstruktion, in die das Partizip eingebettet ist
- den semantischen Typ des Basisverbs.
Schauen wir uns kurz an, wie Muttersprachler und Linguisten mit den
deutschen Partizipien umgehen. Von nativen Sprechern des Deutschen,
die nicht an linguistischen Feinunterscheidungen interessiert sind, wird
zumindest das Partizip 1 als Adjektiv eingeordnet. In einem Artikel des
Kunstmagazins art (Nr. 8, August 2004) von Hans Pietsch über die Malerin Jenny Saville heißt es:
„Auch die anderen Arbeiten dieser Serie, die sie im Frühjahr 2003 bei Gagosian in New York unter dem Titel ,Migrants’ vorstellte und an der sie
weiter arbeitet, lassen sich nicht anders als mit dem Adjektiv ,beunruhigend’ beschreiben.“ (S. 34)
Der Zwischentitel auf der gleichen Seite bringt zwei Partizipien 2 ein: „Savilles neue Bilder zeigen geschundene Körper – und ein frisch geschlachtetes Schwein“. Auch diese würden sicher vom Autor als Adjektive eingestuft, da sie sich wie nicht-partizipiale Adjektive flektiert vor dem Nomen
befinden. Schaut man sich die folgenden (un)möglichen Kontexte der drei
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Partizipien an, so wird das semantische und grammatische Potenzial, das
in der Linguistik zur Problematisierung ihrer Wortklassenzugehörigkeit geführt hat, deutlich. Die Beispiele werden jeweils unter drei Aspekten gesichtet, die die Thematik selbstverständlich nicht erschöpfen, aber aus unserer speziellen Perspektive zentral erscheinen:
A
B
C
Ist das Zusammenspiel von Verbsemantik und grammatischem
Partizipoperator für die Verwendung relevant?
Handelt es sich um eine verbale Form oder ein partizipiales Adjektiv? Woran ist das ablesbar bzw. welche Folgen hat das?
Liegt Voll-Lexikalisierung vor, in dem Sinne, dass die Bedeutung
der partizipialen Form über Einschnitte in der lexikalisch-semantischen Struktur des Basisverbs hinaus abgeändert ist?
(1)
die beunruhigenden Arbeiten / die mich beunruhigenden Arbeiten / die
für mich beunruhigenden Arbeiten
A1
Das P1 zeichnet sich dadurch aus, dass seine Bedeutung den Bezug auf ein anderes Geschehen fordert, das gleichzeitig zu dem
durch das P1 bezeichneten verläuft (vgl. Wunderlich 1987: 359).
Der Beitrag des grammatischen Partizipoperators ist also entscheidend für die Beschränkung, dass ein P1 zwar attributiv wie in (1),
aber im Allgemeinen nicht prädikativ verwendet werden kann (vgl.:
*der Mann ist arbeitend). Die Semantik von beunruhigen wiederum
führt dazu, dass das Beispiel (2) trotzdem möglich ist: Durch die
Spezifik des Basisverbs ist im P1 bereits ein impliziter Bezug auf
ein auslösendes Geschehen gegeben (vgl. Abschn. 5).
B1
Die Konstruktionen mit dem entsprechend dem Verb regierten Akkusativ mich und dem präpositionalem für mich zeigen die Parallelität verschiedener P1-Verwendungen auf: In Zifonun et al. (1997:
2207ff.) wird eine nullwertige Verwendung wie in die beunruhigenden Arbeiten als ‚volladjektivisches’ P1 dem phrasalen Charakter
einer adjektivischen Konstruktion wie in die mich beunruhigenden
Arbeiten und den Fällen mit ‚normaler’ Adjektivflexion wie in unserem die für mich beunruhigenden Arbeiten gegenüber gestellt.
C1
Da nur ein Teil der adjektivischen P1 mit un- präfigierbar ist, was im
Allgemeinen ein guter Test für die Lexikalisierung ist, lässt sich nur
anmerken, dass die Komparation uns zwischen den P1-Typen unterscheiden lässt: *die mich beunruhigenderen Arbeiten setzt sich
vom typisch adjektivischen die für mich beunruhigenderen Arbeiten
ab.
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(2)
die Arbeiten sind beunruhigend / *die Arbeiten sind mich beunruhigend/
die Arbeiten sind für mich beunruhigend
A2, B2 und C2 lassen sich direkt aus den Ausführungen zu (1) herleiten.
(3)
das geschlachtete Schwein / der geflüchtete Schlachter / die auf die
Bühne getanzte Frau
A3
Transitive Verben wie schlachten lassen die attributive Verwendung
des P2 zu; die Bedeutung erfasst einen Zustand des 2. Arguments
des Basisverbs, das als Kopf der nominalen Konstruktion geschlachtetes Schwein fungiert. Bei ergativen Verben, also Verben,
die einen Zustandswechsel bezeichnen und das Auxiliar sein selegieren, greift der Partizipoperator den zweiten Zustand des einzigen
Verbarguments heraus. Für eine einheitliche Erfassung der P2-Bedeutung durch die Annahme einer Operation, die den Argumenten
des Verbs bestimmte Eigenschaften zu bestimmten Zeitintervallen
zuordnet, plädiert Klein (2000: 374ff.). Die Vorteile einer einheitlichen semantischen Partizipbehandlung für Lernzwecke werden in
Handwerker (2002) den unbestreitbaren, aber für tragbar gehaltenen Nachteilen gegenübergestellt. Durch Direktionalangaben telisch gewordene Ausdrücke (auf die Bühne tanzen) lassen im Gegensatz zu den einfachen Tätigkeitsverben (tanzen > *die getanzte
Frau) die attributive Verwendung zu, da sich wiederum ein Zustandswechsel vollzieht, der hier im Erreichen eines im Direktional
genannten Ortes liegt.
B3
Die Frage, ob es sich bei den P2-Formen um Flexionsformen des
Verbs oder Adjektive handelt, wird in der Literatur kontrovers abgehandelt. Für die nicht-lexikalisierten Formen nimmt Rapp (1997) an,
dass der attributive Konstruktionstyp eine adjektivisch flektierte
Verbform enthält, während die Verwendung eines passivischen P2
in einer sein+P2-Konstruktion grundsätzlich zur Einordnung als Adjektiv führt. Lenz (1993) positioniert die Partizipien 2 dagegen auf
einer Skala zwischen prototypischem Verb und prototypischem Adjektiv, je nach jeweiliger semantischer und morphosyntaktischer
Spezifik im Kontext. Der Zugriff auf das Agens-Argument in das von
seinem Züchter geschlachtete Schwein spricht für die Einordnung
als Verb, die Blockade des Agens-Arguments in *das Schwein ist
von seinem Züchter geschlachtet für die Einordnung als Adjektiv.
Ebenfalls für den Nachweis der Möglichkeit des Zugriffs auf das im
Verbstamm ausgedrückte Geschehen bzw. den durch das P2 de-
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95
notierten Resultatszustand stehen die Beispiele das vor 3 Tagen
geschlachtete Schwein und das seit 3 Tagen geschlachtete Schwein,
denen in der prädikativen Verwendung nur eine Möglichkeit entspricht: *das Schwein ist vor 3 Tagen geschlachtet gegenüber dem
korrekten das Schwein ist seit 3 Tagen geschlachtet.
C3
Die Frage, ob eine Totallexikalisierung vorliegt, führt im Beispiel geschlachtet sowohl beim Test der un-Präfigierung als auch beim
Versuch der Komparation zu negativen Ergebnissen. Die Bedeutung von ?ungeschlachtet könnte wohl nur sein, dass es, wie Kratzer (2000) für gewisse Partizipien wie in the mailbox is unemptied
ausführt, für das betroffene Objekt in der vorausgegangenen Zeit
kein Schlachtereignis gegeben hat. Dagegen wird der Suppe in die
Suppe ist ungewürzt eine eigene Eigenschaft auf der Basis eines
lexikalisierten komparierbaren Adjektivs gewürzt zugesprochen.
Den Gegensatz zwischen einer Charakterisierung in Bezug auf etwas Ungeschehenes und der Charakterisierung in Bezug auf einen
Zustand, der die Folge des Ausbleibens einer Tätigkeit ist, aber
selbst eine wohl umrissene Eigenschaft darstellt, nutzt Robert
Gernhardt in einem Gedicht, dessen hier ausgewählte Zeilen wie so
viele andere seine Grammatikbewusstheit widerspiegeln:
„Was du nicht denkst
bleibt ungedacht
Was du nicht tust
bleibt ungetan“
(4)
„Sieh deine Haare:
ungekämmt
Sieh deine Nase
ungeputzt“2
der Züchter hat das Schwein geschlachtet / das Schwein ist von seinem Züchter geschlachtet worden / der Schlachter ist geflüchtet
Hier ist nur Frage A relevant, da es sich um die eindeutig verbalen
P2-Erscheinungsformen handelt. Auch bei den Perfekttempora leitet Klein (2000) die Bedeutung kompositional her. Für einen Lerner
auffällig ist die Ambiguität zwischen Perfekt und sein+P2-AdjektivKonstruktion bei ergativen Verben, die ein kausatives Pendant haben: Während der Schlachter ist geflüchtet eine eindeutige PerfektKonstruktion ist, kann der Schweinetrog ist zerbrochen als Resultatszustand zum transitiven jemand hat den Schweinetrog zerbrochen oder als Perfekt des ergativen Verbs zerbrechen gedeutet
werden. Entsprechend sind die Möglichkeiten der adverbialen Modifikation eingeschränkt (vgl. Abschn. 4). Auch beim Passiv finden
2
Aus: Ungedicht, von Gernhardt, R. (1996): Gedichte 1954-1994. Zürich, 460.
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wir Befürworter der kompositionalen Beschreibung, die einen Bezug zur historischen Herleitung erstellt: „zu einem Geschlachteten
werden“ als Paraphrasierung der Passivbedeutung. Lerner wie Linguisten reagieren gemischt auf das Aufdecken der Zusammenhänge, wenn es nicht um Erklärungen des Sprachwandels und der
Grammatikalisierung geht.
Die Beispiele sollen zum Aufzeigen der Problematik genügen. Der nächste kurze Abschnitt leitet über zu den Korpusstudien, indem er einige konkrete Konsequenzen für den praktischen Umgang mit der Adjektiv-Partizip-Opposition illustriert.
3.
Perspektivierung durch komplexe Wörter:
Ein Übersetzungsproblem
Handwerker (2004b) zeigt anhand von Übersetzungsentscheidungen die
Probleme auf, die sich ergeben, wenn die Ausgangssprache eine Konstruktion mit einem P2 anbietet, das P2 aber auch in einer lexikalisierten
Variante als Adjektiv verwendet wird:
(5)
La Mafia ha la coscienza pulita.
(pulito1 = Partizip II zu pulire (reinigen), pulito2 (lexikalisiert) = sauber,
rein)
Die im Originaltext intendierte Perspektive muss erschlossen werden:
Beispiel (5) kann als Ausdruck der Wiederherstellung des Reinheitszustands des Mafiagewissens aufgefasst werden; es kann aber auch aus
der Perspektive, die jeden Zustandswechsel ausblendet, als Beschreibung des (schon immer) reinen Gewissens der Mafia gedeutet werden.
Das Problem entsteht durch das Angebot einer kompositional erschließbaren und einer lexikalisierten Bedeutung von pulito.
Auch der als Motto gewählte Ausschnitt aus der Dreigroschenoper mit
den Beispielen tot und gestorben illustriert ein Übersetzungsproblem, das
sich diesmal aus der Koexistenz von genuinem Adjektiv und P2 zur Bezeichnung des gleichen Zustands als dem Resultat eines vorangegangenen Geschehens ergibt:
(6)
John ist gestorben und Jim ist tot
Und Georgie ist vermißt und verdorben
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
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Aber Blut ist immer noch rot
3
Und für die Armee wird jetzt wieder geworben!
Im nächsten Abschnitt werden Beschränkungen in der Verwendung von
(scheinbar) konkurrierenden einfachen und komplexen Formen gesichtet
und manchmal willkürlich anmutende Präferenzen aufgezeigt. Sprechervorlieben können z.B. auch für einige Verwendungen von gestorben anstelle des kürzeren tot verantwortlich sein, wenn gewisse Formulierungen
(John ist gestorben) als weniger brutal empfunden werden als andere
(John ist tot). Die Bevorzugung kann zu grammatisch diskutablen Ausdrucksweisen führen wie in ?John ist seit drei Jahren gestorben neben
John ist seit drei Jahren tot/ vor drei Jahren gestorben.
4.
Ausgewählte Konkurrenten:
Bedeutung und Verwendung
Wie in den vorangehenden Abschnitten deutlich gemacht wurde, konkurrieren Adjektive und entsprechende P2 durch die ihnen gemeinsame relevante Bedeutungskomponente ’Bezeichnung eines Zustands’ um die Besetzung bestimmter Satzpositionen. Folgende Beispiele sollen dies noch
einmal veranschaulichen:
(7)
Er hatte vor Aufregung rote / gerötete Wangen.
(attributive Verwendung)
(8)
Jan Ullrich ist leider krank / erkrankt.
(prädikative Verwendung mit Kopula)
(9)
Knackig braun / gebräunt kam er aus dem Urlaub zurück.
(subjektsprädikative Verwendung)
In den folgenden Abschnitten wird durch Fallstudien aufgezeigt werden,
dass Adjektive und P2 nicht in allen beliebigen Kontexten austauschbar
sind. Auf dieser Grundlage soll dem Lerner einerseits für seine Produktion
ein Überblick über die einschlägigen cues gegeben werden, die im Kound Kontext die Verwendung einschränken. Andererseits muss er für
Kontexte, in denen tatsächlich Konkurrenz besteht, auf eventuelle Bedeutungsunterschiede aufmerksam gemacht werden, die seine Rezeption wie
Produktion beeinträchtigen können. Dabei kann davon ausgegangen wer3
Aus dem Kanonen-Song in Bertolt Brechts „Die Dreigroschenoper“. In: Die Stücke
von B. Brecht in einem Band (1978). Frankfurt/M., 177.
98
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
den, dass die stative bzw. resultative Grundstruktur der Adjektive bzw. P2
das Erklärungspotenzial sowohl für die Verwendungsbeschränkungen als
auch für die Bedeutungsunterschiede darstellt. Die folgenden Beobachtungen an authentischen Korpusdaten4 sollen diese Annahme verdeutlichen und einen Ansatzpunkt für die didaktische Aufbereitung im DaFUnterricht bilden. Dabei beschränkt sich die Untersuchung grundsätzlich
auf 14 ausgewählte Paare von Adjektiven und P2, die exemplarisch behandelt werden, und zwar
rot
grün
grau
vs.
vs.
vs.
gerötet, errötet
ergrünt, begrünt
ergraut
braun vs.
blass vs.
gebräunt
verblasst, erblasst
leer
voll
geleert, entleert
gefüllt, erfüllt
vs.
vs.
kalt
warm
vs.
vs.
heiß
hell
vs.
vs.
krank vs.
gesund vs.
tot
vs.
erkaltet
erwärmt, gewärmt,
aufgewärmt
erhitzt
erhellt, erleuchtet,
beleuchtet
erkrankt
gesundet, genesen
gestorben, verstorben,
getötet
4.1. Perspektivierungsunterschiede
Situationen, innerhalb derer Zustände beschrieben werden, werden anhand des allgemeinen Welt- und jeweils aktuellen Kontextwissens u.a.
hinsichtlich ihres stativen oder resultativen Charakters und ihres (kausalen) Bezugs zu vorangehenden Geschehen unterschiedlich perspektiviert.
Die Entscheidung für den sprachlichen Ausdruck mit Hilfe eines Adjektivs
bzw. P2 trägt im Deutschen dieser logischen Geschehensperspektive
Rechnung und ist aus semantischer bzw. pragmatischer Sicht nicht beliebig. Wenigstens die folgenden vier Optionen stehen dem Sprecher / Hörer
zur Verfügung:
a) Es handelt sich obligatorisch um die Darstellung eines reinen Zustands;
eine vorangehende Zustandsveränderung ist ausgeschlossen und darf
nicht mitverstanden werden. In diesem Falle ist lediglich die Verwendung des Adjektivs zugelassen, es ist nicht durch das P2 ersetzbar,
welches ja gerade einen Zustandswechsel hin zum Nachzustand implizieren würde.
4
Korpus: „public“-Gesamtkorpus der geschriebenen Sprache im COSMAS des IDS
Mannheim.
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
(10)
99
Junge, gesunde [*gesundete] Besserverdiener etwa sollen nicht
mehr so leicht zu den privaten Krankenkassen abwandern können
[...]. (M02, 12.4.2002)
b) Es handelt sich um die Zuschreibung eines Zustands, die Implikation
einer vorangehenden Zustandsveränderung ist nicht intendiert. Hier ist
das Adjektiv vorzuziehen, es ist nur eventuell ersetzbar durch das P2
(falls ein Kontext konstruiert werden kann, in dem der Zustandswechsel doch stattgefunden hätte).
(11)
Bei allgemeinem Lehrermangel und leeren [??geleerten] öffentlichen Kassen könnten so keine dauerhaften Fortschritte erzielt werden. (M00, 25.10.2000)
c) Es handelt sich offensichtlich um die Beschreibung eines Resultatszustands, eine vorangehende Zustandsveränderung ist impliziert, wenigstens nicht ausgeschlossen. In diesem Fall sind Adjektiv und P2 gleichwertig einsetzbar.
(12)
Der Kurfürst war bereits schwer krank [erkrankt], kaum noch in der
Lage zu gehen. (M01, 23.3.2001)
d) Es handelt sich um einen Resultatszustand, bei dem eine vorausgehende Zustandsveränderung, beruhend auf einer Agens-Tätigkeit, obligatorisch vorausgesetzt wird. Hier wird in neutralen Kontexten (vgl.
aber 4.2 bis 4.4) das P2 bevorzugt, teilweise ist das Adjektiv auch
ganz ausgeschlossen.
(13)
Innen besenrein, außen gewaschen und mit entleertem [leerem]
Abwassertank muss man den Camper am nächsten Tag vormittags
beim Vermieter abgeben. (M99, 5.6.1999)
(14)
Da gibt es zum Beispiel Samosas, gefüllte [*volle] Teigtaschen.
(M03, 31.3.2003)
4.2. (Un)Verträglichkeit mit Angaben / Ergänzungen
Über die Wahl der Perspektive hinaus spielt der direkte sprachliche Ko(n)text eine entscheidende Rolle in der Beschränkung der Verwendungsmöglichkeiten von Adjektiven und P2. Damit sind in diesem Zusammenhang
handlungs-/ ereignisbezogene Argumente, Angaben und Ergänzungen gemeint. Diese beziehen sich notwendigerweise auf den Prozess einer Zustandsveränderung, der dem tatsächlich beschriebenen Zustand voranging, nicht auf den resultierenden Zustand selbst. Deswegen können
diese Angaben nur mit den P2 auftauchen bzw. von diesen gefordert wer-
100
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
den, da deren Grundstruktur von einem eben durch Argumente und Angaben zu ergänzenden Basisverb vererbt wird; Adjektive dagegen sind in
solchen Umgebungen blockiert, weil derartige Ergänzungen in ihrer stativen Grundstruktur nicht vorgesehen sind, Adjektive ihnen also keine „Andockstelle“ bieten. Im Besonderen handelt es sich hier um
a) Agentivangaben, andere von-Phrasen, Instrumentalphrasen
(15)
Das Diebesgut füllten sie in eine von ihnen entleerte [*leere] Mülltonne um und ließen auch diese mitgehen. (M02, 1.6.2002)
(16)
Inzwischen ist Holzfelder immerhin von seiner Grippe genesen [*ge
sund], allerdings [...]. (M02, 11.12.2002)
(17)
[...] in der nur mit Kerzen beleuchteten [*hellen] Kirche musiziert
das Ensemble Musica flauticorde [...] (M01, 20.1.2001)
b) Modifizierungen zum Ablauf des Zustandswechsels
(18)
Da fallen achtlos abgestellte und schlecht geleerte [*leere] Papier
körbe ganz besonders unangenehm auf (M02, 17.8.2002)5
(19)
Auf 75 bis 80 Grad erhitzt [*heiß], entlässt die Flüssigkeit den Alkohol in Form von Dampf [...]. (M01, 30. 3.2001)
c) punktuelle Temporalangaben, Ortsangaben
(20)
Der Preis soll an den 1995 gestorbenen [*toten] Reporter und
ARD“Tagesthemen“-Moderator Hanns Joachim Friedrichs erinnern.
(M99, 19.10.1999)
(21)
Platinschmuck auf sommerlich oder auch im Solarium gebräunter
[*brauner] Haut, allein diese Vorstellung lässt die Herzen von
(Schmuck)Ästheten höher schlagen. (M01, 16.03.2001)
d) Angaben zur Ursache6 des Zustandswechsels
5
Es gibt allerdings auch Gegenbeispiele, vor allem für die Adjektive voll/ leer. Diese
scheinen grundsätzlich schon, ähnlich wie die ihnen entsprechenden P2, einen
zugrundeliegenden Vorgang zu implizieren, so dass die Verwendung des Adjektivs
evtl. als eine Kurzform der Kopulakonstruktion mit werden angesehen werden
kann:
(i) Bei dem durch die Hitze ausgelösten Flüssigkeitsbedarf war das Fass
schnell geleert [leer / leer geworden]. (M01, 27.8.2001)
6
Mit Ausnahme der vor-Phrasen der Angabe von (emotionalen oder anderen) Ursachen bei Veränderungen des Körperzustands, vgl.
(i) Ich war vor Kälte halb tot [...]. (M00, 30.12.2000)
(ii) Das Gesicht der 15-Jährigen ist rot vor Aufregung, die Raster-Zöpfe [sic!] wip-
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
101
(22)
Die Berliner Akademie der Künste bittet um Spenden für den an
Alzheimer erkrankten [*kranken] Regisseur Rudolf Noelte.
(M00, 12.7.2000)
(23)
Diese beim anschließenden Feuer ebenfalls an Rauchvergiftung
gestorbene [*tote] Pflegerin hatte mit ihrem Handy eine Bekannte
angerufen und ihr von einem Angreifer erzählt. (M99, 7.12.1999)
4.3. (Un)Verträglichkeit mit einer (Verbal-)Konstruktion
Umgekehrt sind P2 in bestimmten Kontexten ausgeschlossen, in denen
Adjektive neutral zu verwenden sind. Dabei geht es vor allem um Kausativ- und Resultativkonstruktionen sowie die Verbindung mit der Kopula
werden. Die Blockierung der P2 in diesen Umgebungen dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die P2 an sich schon einen Resultatszustand
ausdrücken, so dass mit dem zusätzlichen Ausdruck der Kausativität /
Resultativität bzw. des Beginns der Zustandsveränderung in der Verbalkonstruktion eine unnötige bzw. sogar störende Doppelung (zwischen
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung) vorliegen würde. Die Verbalkonstruktionen in d) sollten gegebenenfalls zusätzlich als vorgefertigte
Ausdrücke angeboten und gelernt werden.
a) Kausativkonstruktionen
(24)
Macht das Handy krank [*erkrankt]? (M 01, 5.4.2001)
(25)
Auswärts machen sie jedes Stadion voll [*gefüllt]. (M99, 30.3.1999)
b) Resultativkonstruktionen
(26)
"Schlag es tot [*getötet], schlag es tot", schrie der Wilde weiter.
(M02, 31.1.2002)
(27)
Und wenn ich danach in häuslicher Umgebung gesund [*gesundet]
gepflegt werde und etwas von "Chicken Salad", "McTwist" oder
"Haakon Flip" murmeln sollte – [...]. (M02,12.2.2002)
(28)
Der leer [*geleert] gepumpte Tanker muss nach Angaben des
Schifffahrtsamtes in Stralsund150 Seemeilen in internationalen Gewässern zurücklegen, [...]. (M01, 09.4.2001)
pen bei jeder Bewegung. (M02, 19.10.2002)
Zu beachten sind hier allerdings noch folgende (Un)Möglichkeiten:
(iii)
Er ist errötet/ rot vor Aufregung.
(iv)
Er ist erblasst/ blass vor Schreck.
(v)
Er ist *ergrünt/ grün vor Neid.
102
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
c) Kopula werden
(29)
Zum ersten Mal seit Jahren bin ich im Frühjahr nicht krank [*erkrankt] geworden.“ (M01, 12.4.2001)
(30)
Oberbürgermeister Gerhard Widder wird erst blass [*erblasst] –
und dann rot [*gerötet] im Gesicht. (M02, 19.6.2002)
d) weitere Verben (evtl. als vorgefertigte Sequenzen zu vermitteln)
„jdn. krank / *erkrankt schreiben“, „tot / *gestorben umfallen“ u.ä.;
„Sekt kalt / kühl / *erkaltet / *gekühlt stellen“;
„leer / *geleert stehen“, „leer / *geleert ausgehen“, „kalt / *erkaltet
lassen“
4.4. (Un)Verträglichkeit mit dem Bezugsnomen
Hinsichtlich ihrer Bezugsnomina sind Adjektive ausgesprochen flexibel.
Dies dürfte daran liegen, dass sie grundsätzlich sehr vielfältig verwendbar
sind, d.h. in verschiedenen Bedeutungen, vor allem auch metaphorisch.7
Die P2 haben strengere Selektionsbeschränkungen für ihre Bezugsnomina. Die metaphorische Bedeutungskomponente entfällt gegenüber dem
entsprechenden Adjektiv oft. Außerdem müssen die Bezugsnomina u.a.
hinsichtlich der Merkmale [+/- belebt], [+/- abstrakt] mit der Implikation des
Zustandswechsels kompatibel sein. Dies lässt sich z.B. an folgenden Belegen ablesen, in denen das Adjektiv nicht durch das P2 ersetzt werden
kann:
(31)
[...], meine Seele war leer [*geleert] und schlaftrunken.8
(32)
In Neckerau ist das Maß voll [*gefüllt]. (M99, 26.3.1999)
(33)
Der Kalkboden macht’s, erfahren wir, dass die roten [*geröteten] Rebsorten hier so gut gedeihen, [...]. (M98, 22.8.1998)
(34)
Der grüne [*ergrünte] Europa-Abgeordnete Daniel Cohn-Bendit nannte
Bangemann einen „faulen Sack“. (M99, 5.7.1999)
(35)
Dass die Menschen in grauer [*ergrauter] Vorzeit schon Ozeane
überwinden konnten, [...]. (M00, 2.12.2000)
7
8
Vgl. Ausdrücke wie tote Hose, grüner Strom, heißes Eisen, rote Zahlen.
Dieser Beleg ist dem digitalisierten Korpus des Fachgebiets Korpuslinguistik der
Humboldt-Universität zu Berlin entnommen (Bonner Zeitungskorpus, Position
2029245).
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
103
(36)
Die jüngste Geiselnahme eines 24-jährigen Amerikaners auf den Philippinen versetzt die Nation darum auch nicht gerade in helle [*erhellte,
*erleuchtete, *beleuchtete] Aufregung. (M00, 31.8.2000)
(37)
Der palästinensische Parlamentssprecher Achmed Kurei sagte in Gaza, der Friedensprozess zwischen beiden Völkern sei „klinisch tot“
[*getötet/ *gestorben/ *verstorben]. (M00, 22.11.2000)9
(38)
Knoblauch ist gesund [*gesundet, *genesen], und wer’s herzhaft liebt,
[...]. (M 00, 21.10.00)10
Eine weitere wichtige Beschränkung ergibt sich für die prädikative Verwendung mit Kopula, und zwar mit pronominalem Subjekt. Während Adjektive unpersönliche Subjekte selegieren können, besteht diese Möglichkeit für P2 nicht:
(39)
Im Winter war es für uns ein bisschen kalt [*erkaltet], aber jetzt erinnert
uns die Sonne an Zuhause. (M00, 11.4.2000)
(40)
Leider ist es im Erdgeschoss nun so hell [*erhellt, *erleuchtet,
*beleuchtet], dass lichtempfindliche Zeichnungen nicht mehr gehängt
werden können. (M01, 19.4.2001)
4.5. Bedeutungsunterschiede bei theoretischer Ersetzbarkeit
Nach der Darstellung von Kontexten, in denen eindeutige cues (aus Welt-/
Kontextwissen oder Kotext) die Information liefern, dass eine der beiden
Formen, Adjektiv oder P2, nicht verwendet werden kann, sollen in diesem
Abschnitt exemplarisch einige Fälle betrachtet werden, in denen eine
theoretische Möglichkeit der Ersetzung zwischen den beiden Formen besteht.11 Dabei soll vor allem gezeigt werden, dass die Unterscheidung gerade in solchen Umgebungen sowohl in der Rezeption als auch in der
Produktion relevant ist. Da auch hier die Wahl nicht beliebig ist, sondern
jeweils entscheidende Bedeutungsunterschiede auftreten, muss der Lerner auf diese scheinbar einfachen Fälle und ihren Zusammenhang mit der
9 Zur Redewendung Für mich ist die Sache gestorben vgl. 4.5.
10 gesund hier in der Bedeutung ’gesund machend“, nicht ’in gutem gesundheitlichem
Zustand’.
11 D.h. dass sich weder grammatisch abweichende noch pragmatisch / logisch absurde Sätze ergeben.
104
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
jeweiligen Wort- und Konstruktionsbedeutung hingewiesen und im Umgang mit ihnen trainiert werden. Einige Beispiele: 12
(41a) Für Claude Chabrol, einen der Altmeister des französischen Films, ist
das deutsche Kino „tot“. (M00, 20.12.2000)
→ die Filmemacher erbringen keine guten Leistungen mehr
(41b) Für Claude Chabrol, einen der Altmeister des französischen Films, ist
das deutsche Kino gestorben.
→ „das deutsche Kino“ ist als Thema erledigt, kein Thema mehr
(42a) Der Regensburger Verein Suchtprävention und Genesung wurde vor
sieben Jahren von genesenen Süchtigen gegründet. (M00, 5.9.2000)
→ die Gründer waren damals / sind nicht mehr süchtig
(42b) Der Regensburger Verein Suchtprävention und Genesung wurde vor
sieben
Jahren
von
gesunden
Süchtigen
gegründet.
→ die Gründer sind immer noch süchtig, aber sonst gesund
Ebenso:
(43a) eine helle Wohnung
→ lichtdurchflutet, Tageslicht
(43b) eine erleuchtete Wohnung
→ künstliches Licht
(44a) eine warme Mahlzeit
→ frisch zubereitet
(44b) eine aufgewärmte Mahlzeit
→ nicht frisch zubereitet
4.6. Auftreten der Konkurrenten in Vergleichen und Komposita
Auch in weiterführenden Kontexten wie Vergleichen und in Wortbildungsprozessen wie der Komposition lassen sich typische und ausgeschlossene Bildungen anhand der bisher aufgezeigten Verwendungsbeschränkungen für Adjektive und P2 erklären. Für erstere gilt, dass die jeweiligen
Bezugsnomina entweder hinsichtlich ihres aktuellen Zustands
(45)
Bonn sei halb so groß und doppelt so tot wie der Friedhof von Chicago, [...]. (M91, 21.6.1991)
(46)
Zum Schluss ist er zwar nicht ganz so tot wie die Makrele im Kühlschrank, aber fast. (M02, 24.6.2002)
oder aber hinsichtlich der Art und Weise des eingetretenen Zustandswechsels
12 Beispiel a ist jeweils dem Korpus entnommen, Beispiel b dazu konstruiert.
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
(47)
Er ist gestorben wie ein Hund (Hörbeleg),
(48)
Er ist gestorben wie ein Held, der James Dean von Wien, [...].
(X99, 9.2.1999)
105
verglichen werden. Die Verwendung von Adjektiven für den Zustandsvergleich sowie von P2 für den Vorgangsvergleich ist aus den bisher bereits
angeführten Gründen obligatorisch.
Für letztere gilt, dass die Adjektiv-Komposita in ihrem Erstglied meist eine
Vergleichsgröße enthalten, die den genauen Zustand präzisiert:13
(49)
(50)
rosenrot, blutrot, feuerrot
= rot / *gerötet wie eine Rose / Blut /
Feuer
kaffeebraun, schokoladenbraun, = braun / *gebräunt wie Kaffee /
kastanienbraun
Schokolade / eine Kastanie
Dabei handelt es sich um Vergleichsgrößen, die keinem Zustandswechsel
unterlegen sind, sondern von Natur aus die Eigenschaft (hier: Farbton)
haben. Die P2 sind hier ausgeschlossen. Diese hingegen enthalten bei
Komposition in ihrem Erstglied meist Angaben zur Ursache bzw. Art und
Weise des Zustandekommens des Resultatszustands, also einen Verweis
auf den Ablauf der vorangehenden Zustandsveränderung:
(51)
(52)
fiebergerötet, schamgerötet,
sonnengerötet
sonnengebräunt,
solariumgebräunt
= gerötet vom Fieber / vor Scham /
von der Sonne
= gebräunt von der Sonne/ im Solarium
Die Adjektive könnten hier teilweise (etwa schamrot, vgl. Fußnote 6)
ebenso auftreten, falls sich das Kompositum in einer für Adjektive zugelassenen Präpositionalphrase14 umschreiben lässt.
Aus Abschn. 4.3 zu den Kausativ- und Resultativkonstruktionen lässt sich
schließlich erklären, warum nur Adjektive und nicht P2 als Erstglieder in
resultativen zusammengesetzten Verben bzw. daraus gebildeten Partizipien auftreten können:
13 Die folgenden Beispiele unter (49) bis (56) sind dem COSMAS-Korpus „public“ entnommen; da die Belege gehäuft auftreten, wird auf eine genaue Angabe der einzelnen Vorkommen verzichtet.
14 Zu Angaben und Ergänzungen vgl. Abschn. 4.2.
106
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
(53)
totschlagen, totlachen, totschweigen; gesundpflegen, gesundbeten;
heißlaufen
vollgepackt, vollgestopft, vollgetankt; warmgestellt, warmgespielt; totgesagt, totgetrampelt, totgeschossen
(54)
Interessant kann schließlich auch der Hinweis auf typische Doppelungen
von Adjektiv (in adverbialer Verwendung) und P2 sein, in denen die Stellung nicht variabel ist:
(55)
(56)
voll gefüllt / *gefüllt voll
hell erleuchtet / *erleuchtet hell
Mit diesen Korpusbelegen sollte deutlich geworden sein, wie sich für den
Lehrenden ebenso wie für den kognitiv orientierten Lernenden aus der
stativen bzw. resultativen Grundstruktur der Adjektive bzw. P2 ein auf wenigen Grundsätzen (Wortbedeutung – Konstruktionsbedeutung) beruhendes, aber weit gefächertes Erklärungspotential für Unterschiede in der
Bedeutung und Verwendungsweise zwischen konkurrierenden Adjektiven
und P2 im Deutschen ergibt – und dass dieses Wissen für den fortgeschrittenen Lerner tatsächlich wichtig und relevant ist.
5.
Adjektive und Partizipien zum Ausdruck psychischemotionaler Zustände
5.1. Überblick
Es lohnt sich, nun noch einen speziellen Blick auf Adjektive und Partizipien zu werfen, die sich auf psychische Bedeutungskomplexe beziehen.
Hier finden sich auf der einen Seite Adjektive wie traurig, glücklich, fröhlich, froh, sauer.15 Auf der anderen Seite haben wir Partizipien wie beglückt, erfreut, beleidigt, begeistert, enttäuscht, verbittert.
Diese Partizipien stammen von Verben, welche die Verursachung eines
Zustands (eine psychische Wirkung) aufseiten einer im Akkusativ realisierten wahrnehmenden Person ausdrücken (die thematische Rolle bezeichnen wir im Folgenden als Experiencer). Diese Verben, zu denen beispielsweise auch faszinieren, erschrecken, entzücken, entsetzen und vie15 Adjektive wie dumm, intelligent, klug bleiben von dem Vergleich ausgeschlossen,
da sie sich auf dauerhafte und eher kognitive Eigenschaften beziehen. In unserer
Betrachtung beschränken wir uns auf psychisch- emotionale, das Gemüt betreffende Zustände.
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
107
le andere mehr zählen, bezeichnen wir mit Rapp (1997) als psychische
Wirkungsverben (von nun an: p s y c h W - V e r b e n ).16
Als erste Beobachtung soll festgehalten werden, dass es zwar in Einzelfällen zu potenziellen Doppelbesetzungen kommt (böse – erbost,
glücklich – beglückt, fröhlich / froh – erfreut, ärgerlich – verärgert, zornig –
erzürnt), dass aber für viele partizipial besetzte Bedeutungsfelder kein
vergleichbares genuines oder abgeleitetes Adjektiv existiert: enttäuscht,
beeindruckt, empört, entsetzt, fasziniert, begeistert, überrascht, verwirrt.
Das liefert den Anlass für die Frage, ob in den Konkurrenzfällen eine eindeutige und verallgemeinerbare Unterscheidung zwischen Adjektiven und
Partizipien bezüglich ihrer Semantik bzw. ihrer syntaktischen Verwendung
vorliegt, und ob in den rein partizipial realisierten Fällen das Partizip die in
den Konkurrenzsituationen vom Adjektiv vertretenen Eigenschaften übernimmt.
Ehe wir diese Frage vertiefen, seien aber zunächst die Partizipien der
psychW-Verben auf der Grundlage der diesen Verben inhärenten Semantik charakterisiert (5.2). Im Anschluss werden in der Gegenüberstellung
von Partizipien 2 und Adjektiven sowohl klare Unterschiede als auch Gemeinsamkeiten in Bedeutung und Verwendung aufgezeigt (5.3), ehe abschließend das Partizip 1 der psychW-Verben kurz betrachtet wird (5.4).
5.2. Psychische Wirkungsverben
PsychW-Verben sind transitive Verben; in Rapp (1997, 2001) werden sie
erstmals als eigenständige Verbgruppe charakterisiert. Sie bezeichnen
das Auslösen eines psychischen Zustands (einer Wirkung) aufseiten eines Experiencers. Während der Experiencer syntaktisch das Akkusativobjekt bildet, wird der Auslöser (fortan mit der thematischen Rolle Stimulus
bezeichnet) als Subjekt realisiert. In jedem Fall ist die Verursachung des
psychischen Zustands an ein implizites Geschehen geknüpft, den so genannten Primärvorgang (zur Konzeptualisierung der Verursachung psychischer Zustände und ihrer Versprachlichung im Deutschen vgl. Härtl
(2001)).
16 Zur Etablierung der psychW-Verben als Verbklasse vgl. auch Handwerker (2004a).
Eine ausführliche Zusammenstellung der psychW-Verben findet sich in Möller
(2004). Für eine Aufbereitung der Verben als Lehr- und Lerngegenstand vgl. Madlener (2003).
108
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
Die folgenden Beispiele illustrieren die verschiedenen Verwendungsmöglichkeiten:
(57)
Sein Schweigen irritiert sie.
(58)
Dass er stundenlang schweigt, fasziniert sie.
(59)
Der Zauberer verblüfft die Zuschauer.
(60)
Der Film enttäuscht mich.
Der Primärvorgang kann als Verbalabstraktum direkt wiedergeben werden
(57). Häufig erscheint in Subjektposition ein eingebetteter Satz, der den
Primärvorgang ausführt (58). Wenn eine belebte Entität das Subjekt bildet, liegt Agentivität in dem Sinne vor, dass dem Subjekt eine Handlung
unterstellt wird, die zur Verursachung der psychischen Wirkung führt (59).
Bildet eine unbelebte Entität das Subjekt, wird der Primärvorgang per Stereotyprelation erschlossen (60). Diese Stereotyprelation bezieht sich immer auf die Art der Wahrnehmung, die zwangsläufig mit dem Entstehen
eines psychischen Zustands verbunden ist (ein Film wird angesehen; ein
Buch wird gelesen).17
Bilden belebte (61) oder unbelebte bzw. abstrakte Entitäten (62) das Subjekt, lässt sich mithilfe einer mit-Phrase (seltener auch durch-Phrase) der
Primärvorgang explizieren:
(61)
Die Möhnen zeigen in tollen Kostümen die Sternzeichen, Sandra Poth
begeistert mit ihrem Tanzsolo und die Mainzer Hofsänger krönen die
Prunksitzung. (FR 3.2.1997)
(62)
Doch der Boom von vor zwanzig Jahren, als Judo die Abendländer mit
einer attraktiven Mischung aus Exotik und geheimnisvollem Bewegungskult, eingebettet in fernöstliche Lebensphilosophie, massenhaft
begeisterte, ist eben längst vorbei. (FR 23.1.1997)
Diese Explizierung ist möglich, da die Verursachungsrelation, welche zwischen Stimulus und Experiencer besteht, indirekter Natur ist (indirekte
Kausativität): auch der Zauberer verblüfft die Zuschauer nicht per se,
sondern dadurch, dass er etwas tut oder lässt.18
17 Für eine Darstellung der weiteren Interpretationsschritte, die das Erschließen von
kulturell abhängigen Stereotypen notwendig machen können (was an einem Film,
Mann etc. kann enttäuschen?) vergleiche man Handwerker (2004a).
18 Direkte Kausativität liegt vor, wenn eine Bezugsgröße per Definition an einen mit
dem Verb bezeichneten Vorgang geknüpft ist wie zum Beispiel im Falle von erdol-
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
109
Ein psychW-Verb-Prädikat lässt sich folgendermaßen paraphrasieren:
(63a) Der Junge enttäuscht seine Eltern.
(63b) Der Junge verursacht (macht), dass seine Eltern enttäuscht sind (den
Zustand Enttäuschung erreichen).
Entscheidend für das von psychW-Verben ausgedrückte Geschehen ist
aber nicht nur der auslösende Vorgang, sondern auch die (subjektive)
Wahrnehmung des Experiencers. Erst wenn sich letzterer der besonderen
Art des Primärvorgangs bewusst wird, ändert sich sein psychischer Zustand im „Moment der Gewahrwerdung“ (vgl. ausführlich Möller 2004:
59ff.). Den Partizipien 2 von psych-W-Verben ist somit eine resultative
Grundstruktur zu Eigen. Im Folgenden ist es wichtig, das P2 der psychWVerben als Ausdrucksmittel eines verursachten, auf (subjektiver) Wahrnehmung beruhenden psychischen Zustands zu verstehen.
Als charakterisierende Eigenschaften der psychW-Verben sind zusammenfassend zu nennen:
- syntaktische Transitivität,
- lexikalischer Bezug auf einen psychischen Vorgang,19
- indirekte Kausativität.
5.3. Partizip 2 und Adjektiv im Vergleich
Anhand einer Gegenüberstellung ausgewählter psychW-Verb-Partizipien
und Adjektive sollen jetzt Gemeinsamkeiten und Unterschiede dargestellt
werden. Im Hinblick auf die Lehrer-/ Lernerperspektive stellt sich die Frage: Gibt es bestimmte semantische oder syntaktische Restriktionen für die
Auswahl von Partizip oder Adjektiv und lässt sich eine zugrunde liegende
Systematik vermitteln?
5.3.1. Bezugsrelation
Das P2 schreibt dem Bezugsnomen einen inhärent verursachten psychischen Zustand zu:
chen (klar definierte Handlung, die zum Tod führt) vs. töten (beliebige, unspezifische Handlung, die zum Tod führt).
19 Das Akkusativobjekt wird immer von einer belebten, wahrnehmungsfähigen Entität
eingenommen (Experiencer) oder von einer mit Wahrnehmung assoziierbaren abstrakten Entität (z.B. „etwas enttäuscht die Erwartungen / Hoffnungen“).
110
(64)
(65)
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
→ Der Junge ist Träger des Zustands
Der enttäuschte Junge
Die begeisterten Zuschauer
20
→ Die Zuschauer sind Träger des Zustands
Dasselbe Verhältnis ergibt sich bei prädikativer Verwendung:
(66)
Der Trainer war beeindruckt
→ Der Trainer ist Träger des Zustands
Eine weitere im Korpus häufig vorzufindende Bezugsrelation beruht auf
adverbialer Interpretation des Partizips:21
(67)
Eine solche Einordnung ernst zu nehmen hieße, konsequent auf Erklärungen zu verzichten und sich mit beglücktem Staunen, dem Bewundern von etwas unverhofft in die Welt Gesetztem, zufrieden zu geben.
(FR 11. 4.1998)
Hier bezieht sich das Partizip auf die Art und Weise, wie etwas aufgenommen bzw. geäußert wird: beglücktes Staunen, eine verärgerte Reaktion, ein verwirrter Blick, ein entsetzter Aufschrei. In diesen Fällen bildet
also nicht ein Experiencer die Bezugsgröße, sondern ein mit dem Experiencer assoziierter Wahrnehmungs- oder Äußerungsvorgang.22
Ein weit uneinheitlicheres Bild bieten die psychischen Adjektive. Selbstverständlich beziehen sich auch Adjektive wie glücklich, traurig, fröhlich,
froh sowohl attributiv als auch prädikativ auf Experiencer-Bezugsnomen:
(68)
Clement: "Ich bin jetzt glücklich, daß wir es geschafft haben."
(FR 4.1.1997)
Häufig finden sich allerdings gerade attributive Verwendungen, die entweder auf typischen lexikalischen Kontexten beruhen (eine glückliche
Kindheit, traurige Berühmtheit erlangen, frohe Ostern, eine frohe Kunde...)
oder aber in der Auswahl des Bezugsnomens variabler sind (vgl. Abschn.
4.4):
20 In den meisten Fällen ist das attributive Partizip 2 von psychW-Verben vom Bezugsnomen unabhängig zu interpretieren (absolut). Ambiguitäten bestehen bei bestimmten von Tätigkeitsverben abgeleiteten Bezugsnomen: Eine begeisterte Tänzerin: a) sie ist begeistert (absolut), b) sie tanzt begeistert (relativ). Vgl. hierzu
Abschn. 1.
21 Neben klaren adverbialen Verwendungen (entsetzt aufschreien / überrascht reagieren) treten psychW-Verb-Partizipien auffällig häufig in kopulaartigen Verbindungen wie sich enttäuscht / überrascht / verärgert zeigen auf.
22 Vgl. auch Pakkanen-Kilipiä (2004: 186f.), welche diese Partizip 2-Attribute als „Partizipien adjektivischen Charakters“ bezeichnet.
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
111
(69)
Aber es war sicher ein unglücklicher Unfall, der überall passieren
kann. (FR 6.1.1997)
(70)
Der böse Verdacht der Bestechung machte die Runde.
(FR 11.1.1997)
Als weiterer wesentlicher Unterschied zu den auf die oben genannten
zwei Möglichkeiten beschränkten psychW-Verb-Partizipien ist die Tatsache zu nennen, dass bestimmte psych-Adjektive das Bezugsnomen nicht
als Träger des Zustands auszeichnen, sondern ihm das Auslösen eines
psychischen Zustands zusprechen. Diese Relation ist aufseiten der
psychW-Verb-Partizipien regelmäßig dem Partizip 1 vorbehalten (s. Abschn. 5.4). Nun wäre es für Lernerzwecke wünschenswert, wenn sich die
Adjektive ebenso regelgerecht aufteilen ließen in solche, die einen
psychischen Zustand bezeichnen und solche, die eine Verursachungsrelation herstellen. Dem ist aber nicht so:
(71)
"Manche Texte sind furchtbar traurig". (FR 21.1.1997)
(72)
Über den Beitrag vom 23. Dezember, bei dem es um eine Geflügelfarm
in Steinbach ging, war ich zornig und zugleich traurig. (FR 8.1.1997)
Traurig kennzeichnet in (71) das Auslösen von Traurigkeit als emotionalem Zustand, in (72) den Zustand selbst. Aber diese Variabilität lässt sich
nicht regelmäßig auf alle psych-Adjektive übertragen: So kann beispielsweise ein Film traurig (Traurigkeit auslösend) sein, nicht aber glücklich.
Wohl aber kann er glücklich wie auch traurig enden.23 Bei aller Unübersichtlichkeit, die sich aus der näheren Betrachtung der Daten ergibt, kann
aber als Faustregel gelten, dass psychische Adjektive einem belebten
Experiencer-Bezugsnomen den psych-Zustand zuschreiben, sich bei einer unbelebten Bezugsentität dagegen auf das Auslösen des psychZustands beziehen.
23 Eine weitere Unregelmäßigkeit bietet zum Beispiel das Adjektiv ärgerlich. Einerseits blockiert es das Partizip 1 des Verbs verärgern lexikalisch und drückt das
Auslösen von Ärger aus (eine ärgerliche Angelegenheit). Andererseits wird es aber
auch im Sinne von verärgert verwendet:
(i) In Richtung seines Schützlings meinte ein ungewohnt ärgerlicher Kraaz wegen
der Worte von Falk, er müsse aufpassen, was er in der Öffentlichkeit sage. (FR
29.4.1997)
112
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
5.3.2. Dauer
Generell sind psychische Zustände über unser Weltwissen als endlich,
jedoch nur begrenzt oder gar nicht willentlich steuerbar, also auch nicht
bewusst reversibel definiert. Das gilt sowohl für partizipial als auch für adjektivisch ausgedrückte Zustände.
Jedoch lassen einige psychische Adjektive neben einer Lesart als temporäre Gemütszustände (er ist heute traurig; gestern war ich glücklich) auch
eine konstant-dauerhafte Lesart zu, welche sich (vielleicht nicht ganz treffend) als Charaktereigenschaft bezeichnen lässt: Der böse Wolf; er ist von
fröhlichem Gemüt. Das trifft jedoch nicht auf alle Adjektive in gleichem
Maße zu: ??Er ist ein saurer Zeitgenosse. Dagegen stehen psychW-VerbPartizipien mit wenigen, stark lexikalisierten Ausnahmen (verbittert, vergrämt) ausschließlich für vorübergehende psychische Zustände. Deutlich
wird das beispielsweise an der Opposition von verängstigt (temporal begrenzt, direkter Bezug zur Ursache) und ängstlich (Charaktereigenschaft).
5.3.3. Kausativität
In 5.2 wurde die Bedeutung von jemanden enttäuschen mit verursachen,
dass jemand enttäuscht ist paraphrasiert. Da die Kausativität dem Verb
inhärent ist und an das Partizip weitergegeben wird, werden machenKausativierungsphrasen mit psychW-Verb-Partizipien praktisch nicht verwendet. Anders verhält es sich mit den psych-Adjektiven, die von Natur
aus keine Kausativität besitzen. Sätze wie (73) und (74) sind generell
möglich und üblich (vgl. Abschn. 4.3, a).
(73)
[...] „das war wenigstens noch was – so eine Reclam-Ausgabe macht
uns doch ziemlich sauer". (FR 20. 1.1997)
(74)
Südtirol ist in seiner Sondersituation als autonome Provinz wohlhabend
und satt geworden – was allein nicht nicht [sic!] glücklich macht.
(FR 10.1.1997)
5.3.4. Präpositionale Anschlüsse
In den meisten Fällen schließt das P2 der psychW-Verben keine vonPhrase an, sondern wählt eine andere Präposition, um die Verursacherentität aufzugreifen.24
24 Zifonun u.a. (1997: 1819) sprechen daher von der ‚allgemeinen sein-Konverse’, welcher kein werden-Passiv zugrunde liegt. Tatsache ist aber, dass die psychW-Ver-
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
113
(75)
Ich bin sehr verärgert über das Verhalten des Magistrats.
(FR 31.1.1997)
(76)
Der Mann ohne Lohnsteuerkarte ist erbost über die „Schlamperei", die
er der Meldestelle und der Post AG unterstellt. (FR 11. 3.1997)
Oft ist das die Präposition über (aber: interessiert an, seltener: entsetzt
ob). Auch finden sich einige Belege, in denen eine von-PP angeschlossen
wird (77):
(77)
Und er ist verärgert von den „Platitüden" und dem „Wirtschaftsplatt"
auf dem Podium. (FR 24.2.1997)
Die Auswahl der Präposition ist beim einzelnen Verb mehr oder weniger
flexibel (interessiert an / *von / *über, aber enttäuscht von / über). Tendenziell wird von eher bei menschlichen bzw. auf menschlichem Handeln beruhenden Bezugsgrößen verwendet (verärgert von seinem / über sein
Verhalten, aber verärgert *von dem / über das Verkehrsschild).
Die Präpositionalphrasen erscheinen auch in attributiver Verwendung (der
über das Angebot erboste Minister).25 Aufgrund des dann komplexen
Satzbaus werden sie jedoch, auffällig häufig durch Kommata abgetrennt,
nach dem Nomen in den Satz eingefügt (78):
(78)
Deshalb habe der Leiter des Frachtzentrums Rodgau, erbost über den
doppelten Fauxpas, „personelle Konsequenzen" für die Gießener Straße angekündigt. (FR 25.3.1997)
Die Präpositionalphrasen verweisen beim psychW-Verb-Partizip auf den
verursachenden Primärvorgang. Es ließe sich erwarten, dass psychischen
Adjektiven ein äquivalenter Bezug aufgrund der fehlenden Prozessinhärenz fehlt (vgl. dazu den entsprechenden Befund bezüglich der in 4.2 untersuchten Adjektiv-Partizip-Paare). Das Gegenteil ist der Fall:
(79)
Ich bin jedenfalls sehr glücklich darüber, daß es Klassik-Radio gibt.
(FR 3.1.1997)
ben zwar nicht frequent, jedoch eindeutig belegbar im werden-Passiv verwendet
werden (vgl. Möller 2004).
25 Auffällig ist jedoch, dass die in 5.1 erwähnten durch / mit-PPs, welche der Erläuterung des Primärvorgangs dienen, nicht unabhängig vom Stimulus an das Partizip
vererbt werden (vgl. auch Beispiel (81)):
(i) Er begeisterte seine Eltern mit virtuosem Klavierspiel.
(ii) *die mit Klavierspiel begeisterten Eltern
(iii) die von ihm mit virtuosem Klavierspiel / von seinem virtuosen Klavierspiel begeisterten Eltern
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Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
(80)
Geschäftsleute und Landwirte sind sauer über die Gebührenbescheide, die ihnen vor kurzem ins Haus flatterten und mit denen sie für versiegelte Flächen zum Teil kräftig zur Kasse gebeten werden.
(FR 22.2.1997)
Auch die Präpositionalphrasen in Verbindung mit Adjektiven greifen die
Verursachung des psych-Zustands auf und verleihen der Adjektivkonstruktion somit etwas Prozessbasiertes. Selbst in Fällen, bei denen man
aufgrund konkurrierender Formen vermuten könnte, dass die Prozesslesart dem Partizip vorbehalten bleibt (erfreut über vs. froh über), findet das
Adjektiv Verwendung. Wohl aber ist es so, dass das Adjektiv immer auch
eine nicht-kausative Lesart besitzt, welche dem Partizip fehlt, soweit es
nicht einen entsprechenden Lexikalisierungsgrad erreicht hat.
Trotz der Gemeinsamkeiten besteht keine generelle Austauschbarkeit der
Partizipien durch Adjektive, was Beispiel (81) verdeutlicht. Gerade in der
für psych-W-Verben charakteristischen mit-Phrase darf das Partizip nicht
durch das konkurrierende Adjektiv glücklich ersetzt werden:
(81)
Man setzt in der von der DDR mit einer Gummibänder-Industrie beglückten [*glücklichen] Stadt wieder auf sanften Tourismus mit ResortHotellerie, will wieder die Art sommerfrischende Hängematte werden,
als die das Pensionistenstädtchen im 19. Jahrhundert reüssierte.
(FR 21.06.1997)
Auch erlauben Adjektive im Gegensatz zu den Partizipien unter keinen
Umständen von-PPs.
Die präpositionalen Anschlüsse stellen für den Lerner eine zusätzliche
Schwierigkeit dar. Mit dem Partizip hat er die jeweils typische Präposition
mit den genannten Beschränkungen (Art des Bezugsnomens, unterschiedliche Variabilität hinsichtlich der Auswahl der Präposition) zu erwerben. Bezüglich der prozessbasierten Verwendungen der psych-Adjektive
sollte er sensibilisiert werden.
5.3.5. werden
Am Beispiel der Verbindung mit werden als Passivauxiliar und/oder Kopulaverb zeigt sich, dass sich Beispiele finden, in denen man klar von einem
werden-Passiv sprechen kann (82). In anderen Fällen ist das Partizip aber
so stark lexikalisiert, dass es angemessener ist, von Kopulakonstruktionen auszugehen (83).
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
115
(82)
„Hier werden für teures Geld geschaffene Informationsmöglichkeiten
nicht genutzt und die Fahrgäste sehr verärgert." (FR 18.3.1997)
(83)
Immer wieder neue Prioritäten setzen, das Alte nicht krampfhaft festhalten, aber auch nicht völlig ad acta legen, sondern darauf aufbauen,
geistig und körperlich aktiv bleiben, nicht nachtragend und verbittert
werden, sondern lachen und Humor bewahren – so faßt der fast
80jährige seine Erkenntnisse über das Leben zusammen.
(FR 24.11.1998)
Die Verwendung des Partizips in (83) ist der eines psychischen Adjektivs,
das generell in werden-Kopulakonstruktionen auftritt, gleichzusetzen.
Auch treten Adjektive und Partizipien in werden-Konstruktionen nebeneinander auf (84).
(84)
Sie werden fröhlich, entspannt, innerlich ruhig. (FR 7.1.1997)
Hier besteht ein fließender Übergang zwischen Partizipien, deren verbaler
Ursprung noch deutlich ist („Bei uns werden Sie nicht enttäuscht!“) und
solchen, deren Lexikalisierung bereits weit fortgeschritten ist.26
5.3.6. Modifizierung und Resultativkonstruktionen
Modifikatoren, die typischerweise mit psychW-Verb-P2 auftreten, sind zutiefst (enttäuscht, verärgert, beglückt) und sichtlich (beeindruckt, entsetzt,
verunsichert). Weitgehend idiosynkratisch determiniert ist die Zuordnung
bestimmter weiterer Modifikatoren (schwer enttäuscht, hocherfreut27, tief
erschüttert).
Auch ist man zu Tode betrübt, zu Tode erschreckt, semantisch restringiert
aber nicht zu Tode erfreut oder beeindruckt. Vergleichbare Resultativkonstruktionen sind bei Adjektiven generell ausgeschlossen. Jedoch nutzen
Adjektive Wortbildungsmittel wie die Komposition zur Steigerungsbildung
(zu Tode betrübt aber todtraurig und todunglücklich, ebenso überglücklich
aber nicht *überbeglückt). Man kann dagegen sowohl sehr, ziemlich und
ein wenig glücklich, unglücklich, fröhlich als auch sehr, ziemlich und ein
wenig erfreut, enttäuscht und empört sein.
26 Das äußert sich auch darin, dass die Partizipien nur vereinzelt und leider unsystematisch eigene Wörterbucheinträge erhalten. Das Langenscheidt Großwörterbuch
DaF (2003) besitzt z.B. einen Eintrag für entsetzt (über), jedoch keinen für enttäuscht.
27 Die Orthographie (Zusammenschreibung) unterstreicht, dass es sich um eine Lexikalisierung handelt.
116
Brigitte Handwerker / Karin Madlener / Max Möller
Bei temporaler Modifikation zeigt sich erneut, dass auch den psych-Adjektiven ein prozesshafter Charakter unterlegt werden kann (vgl. als Kontrast Abschnitt 4.2, b):
(85)
Er war schnell enttäuscht / verärgert / erbost.
(86)
Sie war schnell traurig über das Gesagte. Sie ist schnell fröhlich. Er ist
schnell böse.
In diesen Fällen (86) ordnen sich die Adjektive einer Prozesslesart unter
(sie war schnell traurig = sie wurde schnell traurig; sie ist schnell fröhlich =
sie wird schnell fröhlich). Bei der Lesart als Charaktereigenschaft (vgl. 5.3,
b) ist die Prozesslesart ausgeschlossen (*Er war schnell ein böser Wolf/
ein schlechter Mensch) bzw. durch Uminterpretation wird dem Satz Prozesscharakter verliehen.
Diese Prozessinterpretation ist eine spezielle Eigenschaft der hier betrachteten psychischen „Gemüts“-Adjektive, was sich im Vergleich mit einem typischen „Charakter“-Adjektiv verdeutlichen lässt (87/88):
(87)
Sie war schnell traurig / *intelligent.
(88)
Sie war eine Woche lang traurig/ *intelligent.
5.4. Das Partizip 1 psychischer Wirkungsverben
Eine Besonderheit der psychW-Verben darf nicht unerwähnt bleiben. Mit
erstaunlicher Regelmäßigkeit erlauben Letztere die prädikative Verwendung ihres Partizips 1 (vgl. Rapp 2001 zu einer semantikbasierten Erklärung und zu partizipialen Kompositionen). Zifonun u.a. (1997) bezeichnen
diese Partizipien 1 deshalb als „volladjektivisch“.28 Zu den meisten psychWVerben gibt es ein solcherart verwendbares P1 (oder ein das P1 lexikalisch blockierendes Adjektiv), welches seinem Bezugsnomen immer die
Verursachung der benannten psychischen Wirkung zuschreibt.29
28 Zifonun u.a. (1997: 2207) schließen jedoch eine Verallgemeinerung auf emotionale
und kognitive Verben wegen des Fehlens der Form bei Verben wie interessieren
oder beeinflussen aus. Wir führen Letzteres jedoch auf lexikalische Blockierungen
zurück (interessant; einflussreich) und nehmen eine semantisch basierte Regelmäßigkeit an (vgl. Möller: 2004: 101ff.).
29 Ausnahmen bestehen dann, wenn zum transitiven psychW-Verb ein (i.d.R. veraltetes) intransitives homonymes Verb existiert wie im Fall von erbosen:
(i) ?Eine erbosende Geschichte / Der erbosende Mann.
Wortbedeutung und Konstruktionsbedeutung
(89)
(90)
117
Eine faszinierende Sängerin /
Die Sängerin ist faszinierend.
(→ sie löst Faszination aus)
Ein enttäuschender Film /
Der Film war enttäuschend.
(→ er löst Enttäuschung aus)
Blockaden durch Adjektive erklären folgende Fälle:
(91a) Ein entsetzlicher / *entsetzender Anblick
(91b) Der Anblick war entsetzlich / *entsetzend.
(92a) Sein ärgerliches / *verärgerndes / *ärgerndes Verhalten
(92b) Sein Verhalten war ärgerlich / *verärgernd / *ärgernd.
5.5. Fazit
Partizipien psychischer Wirkungsverben und Adjektive zum Ausdruck psychisch-emotionaler Zustände besitzen in vielerlei Hinsicht ähnliche Eigenschaften. So erlauben beide Gruppen den Bezug auf verursachende Prozesse mittels einer Präpositionalphrase. Beide lassen sich auch in prozessualen Kontexten mit werden verwenden. Es überrascht nun nicht,
dass es für viele allein durch Partizipien besetzte Bedeutungsfelder (wie
z.B. enttäuscht, beeindruckt) keine vergleichbaren Adjektive gibt und dass
es zugleich starke Lexikalisierungstendenzen aufseiten der P2 gibt.
In Abgrenzung zu den Partizipien ist jedoch den Adjektiven eigen, dass
sie nicht zwangsläufig die Lesart des verursachten, vorübergehenden Zustands haben, sondern gerade in attributiver Verwendung adjektivtypische, rein stative Eigenschaften ausdrücken (ein böser Mensch / glückliche Kühe). Lediglich die stark lexikalisierten Partizipien lassen eine vergleichbare Lesart zu (ein verbitterter / verwirrter Mensch). Ein zweiter wesentlicher Unterschied ist, dass psychische Adjektive im Gegensatz zu
den Partizipien 2 in ihrer Verwendung generell variabler sind und dass
insbesondere einige nicht nur den psychischen Zustand selbst, sondern
auch dessen Auslösen bezeichnen (ein trauriger Film). Bezüglich der
psychW-Verben bleibt Letzteres regelmäßig den Partizipien 1 vorbehalten.
Unerwähnt blieben idiosynkratische, auf Lexikalisierungen beruhende
bzw. kontextuelle Unterschiede, wie sie zum Beispiel zwischen den AdjekHier kann das Partizip 1 auch auf den Vorgang des Entstehens des emotionalen
Zustands bezogen sein und ist dann vom intransitiven Verb abgeleitet.
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tiven froh und fröhlich (frohen / *fröhlichen Mutes) bestehen oder zwischen dem Partizip verärgert und dem Adjektiv ärgerlich (etwas verärgert / ??ärgerlich zur Kenntnis nehmen). Bezüglich solcher lexikalischer
Eigenheiten empfiehlt es sich für Lehrzwecke, mithilfe von Korpusdaten
charakteristische Kollokationen auszuwählen.
Der Lerner sollte den fließenden Übergang zwischen den nicht auf Agentivität beruhenden psychW-Verb-Partizipialkonstruktionen und den nur
bedingt stativen psych-Adjektiven in Abgrenzung zu den klareren Unterschieden in anderen Bedeutungsfeldern (vgl. Abschn. 4) als semantisch
basierte Eigenschaft der deutschen Sprache erfassen.
6.
Schlussbemerkung
Die Domäne der deutschen Adjektive und Partizipien ist nicht leicht zu
durchdringen, und gerade für die Verarbeitung von Partizipialkonstruktionen haben empirische Untersuchungen bei Lernern verschiedenster Ausrichtung gravierende Probleme zutage gebracht (vgl. z.B. die Ergebnisse
der Arbeitsgruppe Fremdsprachenerwerb Bielefeld 2000). Mit unserem
Text hoffen wir deutlich gemacht zu haben, dass die Verwendungsbedingungen und die Lexikalisierungstendenzen bei den partizipialen Formen
zurückzuführen sind auf die Eigenschaften, die sich aus dem Zusammenspiel von Verbbedeutung und innerer Struktur ergeben. Die Eigenschaften
der nicht-lexikalisierten Partizipien heben sich deutlich von den typischen
Eigenschaften genuiner Adjektive ab. Auf der Grundlage der Ausführungen zu den Charakteristika von Adjektiven, Partizip 1 und Partizip 2, die
von den Korpusbelegen der beiden letzten Abschnitte gestützt werden,
lassen sich Lernerfragen mit Verweisen auf cues im Kontext einerseits
und auf typische Verwendungskontexte andererseits beantworten; das
durch Lexikalisierung und Grammatikalisierung entstandene Dickicht
muss nicht als völlig undurchdringlich und willkürlich gewachsen hingenommen werden.
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