Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Zusammenfassung Wasserstoffatom • Empirisch hat man folgenden Zusammenhang zwischen Frequenzen des Wasserstoffatoms gefunden ν̃ = RH ! 1 1 − n21 n22 " ν̃ − Frequenz in cm−1 RH − Rydbergkonstante RH = 109 737.31568525(84) cm−1 n1 n2 = 1, 2, 3, ... = n1 , n1 + 1, n1 + 2, n1 + 3, ... • Damit lassen sich alle experimentell beobachteten Wasserstoffbanden beschreiben • Lyman (n1=1), Balmer (n1=2), Paschen (n1=3), Bracket (n1=4), Pfund (n1=5), Humphrey (n1=6), ... 1 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Zusammenfassung Wasserstoffatom • Wasserstoffartige Systeme sind H, He+, Li2+, etc. • Für diese Einelektronensysteme lässt sich die Schrödingergleichung exakt lösen. • Die Hamiltonfunktion für die Gesamtenergie von Elektron (e) und Kern (N) ist: !2 2 !2 Ze2 2 H=− ∇ − ∇ − 2me e 2mN N 4π"0 |#re − #rN | • Die Subskripte e und N der Laplace-Operatoren deuten dabei an, dass diese nur auf die Elektron bzw. Kernkoordinaten angewendet werden. • Nach Separation der Schwerpunktbewegung (Center of Mass -> CM) vereinfacht sich dies im CM System zu: !2 2 Ze2 H=− ∇ − 2µ 4π"0 r µ= me mN me + mN • wobei r sich jetzt auf den Abstand des Elektrons mit reduzierter Masse ! zum Schwerpunkt bezieht • Für ein sich um ein Proton bewegendes Elektron ist die reduzierte Masse praktisch gleich der Masse des Elektrons selber: µ= m e mP ≈ 0.9994 me me + mp 2 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Zusammenfassung Wasserstoffatom • Aufgrund des Zentralsymmetrischen Coulombpotenzials eignen sich Kugelkoordinaten zur Behandlung des Wassstoffproblems am besten. Wellenfunktionen können in einen Radial und Winkelabhängigen Teil aufteilen. Ψ(θ, φ, r) = R(r)Y (θ, φ) HΨ = EΨ • Somit lassen sich radial und winkelabhängige Differentialgleichungen separieren und wir erhalten aus der Schrödingergleichung die zwei Differentialeichungen Radialteil: Winkelteil: " 2 # $ d 2 d !2 + Veff R(r) = ER(r) + − 2µ dr2 r dr " ! 2 ∂ 1 ∂ 1 ∂ sin θ Y = l(l + 1)Y + sin θ ∂θ ∂θ sin2 θ ∂φ2 ! Veff l(l + 1)!2 Ze2 + =− 4π"0 r 2µr2 ! "# $ Zentrifugalbarriere • Die Lösungen der letzteren kennen wir schon: Kugelflächenfunktionen Yl ml (θ, φ) • Mit den Quantenzahlen Drehimpulsquantenzahl magnetische Quantenzahl l ml = = 0, 1, 2, ...n − 1 0, ±1, ±2, ... ± l 3 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Zusammenfassung Wasserstoffatom • Effektives Potential und Drehimpulsbarriere • Die Drehimpulsbarriere verhindert, dass sich Elektronen zu sehr in der Nähe des Kerns aufhalten da das Effektive Potenzial dort sehr stark repulsiv ist. Veff l(l + 1)!2 Ze2 + =− 4π"0 r 2µr2 ! "# $ Zentrifugalbarriere 4 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Zusammenfassung Wasserstoffatom • Die Eigenenergien der Radialgleichung hängen ausschließlich von der Hauptquantenzahl n ab. Achtung: in Mehrelektronenatomen wird die sich daraus ergebende Entartung bzgl. der n möglichen Werte der Drehimpulsquantenzahl l aufgehoben. Z 2 µe4 1 En = − 32π 2 "20 !2 n2 n = 1, 2, 3, ... En 5 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Die Eigenfunktionen der Radialgleichung hängen von der Hauptquantenzahl n UND der Drehimulsquantenzahl l ab. % ρ &l Rn l (r) = Nn l !"#$ n Normierungskonstante Ln l e !"#$ dimensionslose Radialkoordinate −ρ/2n Laguerrepolynome ρ= 2Zr a0 4π"20 = 52.9 pm Bohrscher Atomradius a0 = me e2 • Die Betrachtung der Radialwellenfunktionen kann unter verschiedenen Gesichtspunkten stattfinden: - Wie viele Knoten (Nulldurchgänge) hat die Radialfunktion - In welchem Bereich des Atoms ist die Wahrscheinlichkeit ein Elektron zu finden am größten? - In welchem Abstand ist die Wahrscheinlichkeit ein Elektron zu finden am größten? 1 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Radialwellenfunktionen explizit 2 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • In der Nähe des Kerns unterscheiden sich die Radialwellenfunktionen fundamental voneinander. • Einzig die s-Orbital Wellenfunktionen haben eine endliche Aufenthaltswahrscheinlichkeit am Kern. 3 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Ausser den s-Wellenfunktionen haben alle Radialfunktionen (n-l) Nullstellen. s-Wellenfunktionen haben (n-1) Nullstellen. • Zur Beantwortung der Frage, wo die grösste Aufenthaltswahrscheinlichkeit des Elektrons ist muss man sich Dichteplots anschauen. |Ψ|2 |Ψ(x, y, z)|2 = |Rnl (r)Ylml (θ, φ)|2 4 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Dichteplots von ! |Ψ(x, ! ! y =! 0, z)| ! =! |Rnl! (r)Y! lml (θ, ! φ)|! durch die x-z Ebene zeigen ebenfalls, dass nur Elektronen in s-Wellenfunktionen einen endliche Aufenthaltswahrscheinlichkeit am Kern haben. 2 2 5 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Die Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte ist wie immer durch das Betragsquadrat der Wellenfunktion gegeben Ψ(x, y, z) = R (r)Y (θ, φ) P (x, y, z) = |Ψ(x, y, z)|2 nl lml • Die Normierungsbedingung ist wie immer: ! ! ! ∞ −∞ |Ψ(x, y, z)|2 dx dy dz = 1 ! • Wir definieren eine radiale Verteilungsfunktion für die gilt: ! ∞ P (r)dr = 0 0 ∞ P (r)dr = ! ! ∞ 0 0 ∞ ! 2π 0 P (r)dr = 1 0 • Damit haben wir in Kugelkoordinaten ! ∞ ! 0 π |Ψ(r, θ, φ)|2 r2 dr sin θ dθ dφ |Rnl (r)| r dr 2 2 ! 2π "0 ! π 0 • Somit erhalten wir die radiale Wahrscheinlichkeitsverteilung P (r) = |Rnl (r)|2 r2 |Ylml (θ, φ)|2 sin θ dθ dφ #$ % =1 6 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Fragen wir nach dem größtwahrscheinlichen Abstand den ein Elektron vom Kern hat, so müssen wir uns der radialen Aufenthaltswahrscheinlichkeitsverteilung widmen: Pnl (r) = r2 |Rnl (r)|2 r2 |Rnl (r)|2 • Der r2 Term rührt anschaulich daher, dass das Volumen einer Kugelschale im Abstand r vom Kern mit r2 Anwächst. 7 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Den wahrscheinlichsten Abstand des 1s Elektrons erhält man nach Differentiation der radialen Wahscheinlichkeitsverteilung: P1s (r) = r2 |R1s (r)|2 dP1s (r) dr = = rmax = ! " d 4Z r2 3 e−2Zr/a0 dr a0 ! " 4Z 3 2Zr2 −2Zr/a0 =0 2r − e a30 a0 3 a0 Z • Damit erhält man in pm H He+ Li2+ Be3+ B4+ C5+ N6+ O7+ F8+ Ne9+ 52.9 26.5 17.6 13.2 10.6 8.82 7.56 6.61 5.88 5.29 • Der Bohrsche Atomradius entspricht also der Distanz an der ! r2!|R1s!(r)|2! ein Maximum hat. 8 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • s-Orbitale • Den mittleren Abstand des Elektrons vom Kern erhält man aus dem Erwartungswert: !r"nlm !r"nlm = ! ∞ |Rnl (r)|2 r3 dr 0 " # $% 2 1 l(l + 1) n 1+ 1− = a0 Z 2 n2 • Innerhalb einer Schale ist der mittlere Abstand von Elektronen in s-Orbitalen demnach am grössten • Mittlerer Abstand des 1s Elektrons in wasserstoffartigen Atomen: in pm H He+ Li2+ Be3+ B4+ C5+ N6+ O7+ F8+ Ne9+ 79.35 39.67 26.45 19.84 15.87 13.22 11.33 9.92 8.81 7.93 • Mittlerer Abstand des ns Elektrons in H n 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 in pm 79.35 317.4 714 1279 1984 2856 3888 5078 6227 7935 9 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • pz-Orbitale • Aufgrund der Zentrifugalbarriere (und der daher am Kern unendlich grossen potenziellen Energie) gehen die radialen Wellenfunktionen am Kern auf 0 zurück. p-Elektronen halten sich wie alle anderen mit höherem Bahndrehimpuls daher nicht am Kern auf. • Für die 2p Orbitale kann ml folgende Werte annehmen: -1, 0, +1 • Die Wellenfunktion für ml=0 (d.h. keine Drehimpulskomponente um die z-Achse) wird dann p0 = = 1 R2,1 (r)Y1,0 (θ, φ) = √ 4 2π r cos θ f (r) ! Z a0 "5/2 r cos θ e−Zr/2a0 • In Kugelkoordinaten haben wir" z = " r cos " θ so dass wir dies umschreiben können als: pz = zf (r) • wobei f(r) unabhängig von der Hauptquantenzahl n immer nur eine Funktion von r ist. Somit ist dieses Orbital universell für alle n einsetzbar. • Die Wellenfunktion wechselt (wegen des z’s) ihr Vorzeichen beim Durchgang durch die x-y Ebene und fällt bei grösseren Werten von r exponentiell ab. 10 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • pz-Orbitale pz = zf (r) 11 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • px und py Orbitale • Hier haben wir nun p±1 = = 1 R2,1 (r)Y1,±1 (θ, φ) = ∓ √ 8 π 1 ∓ √ r sin θ e±iφ f (r) 2 ! Z a0 "5/2 r e−Zr/2a0 sin θ e±iφ • Diese Funktionen haben eine Drehimpulskomponente entlang der z-Achse wie man dies auch dem " e±iφ " Term entnehmen kann (+ für Drehung im Uhrzeigersinn, - für Drehung entgegen des Uhrzeigersinns). • Um diese komplexen Funktionen darstellen zu können bilden wir die realen Kugelflächenfunktionen px py = = −2−1/2 (p+1 − p−1 ) = r sin θ cos φ f (r) = xf (r) −2−1/2 (p+1 + p−1 ) = r sin θ sin φ f (r) = yf (r) • Dies sind immer noch Eigenfunktionen von H zum gleichen Energieeigenwert En. 12 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • px und py Orbitale py = yf (r) px = xf (r) 13 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Warum können wir einfach Linearkombinationen der 2p Orbitale zu deren Darstellung verwenden? • Nehmen wir an wir haben zwei entartete Lösungen der Schrödingergleichung Hψ1 = Eψ1 Hψ2 = Eψ2 • Dann können wir eine Linearkombination mit willkürlich wählbaren Koeffizienten c1 und c2 aus diesen bauen ψ = c1 ψ1 + c2 ψ2 • die ihrerseits eine Lösung von H mit der Energie E ist: Hψ = = H(c1 ψ1 + c2 ψ2 ) c1 Hψ1 + c1 Hψ2 = c1 Eψ1 + c2 Eψ2 = E(c1 ψ1 + c2 ψ2 ) = Eψ 14 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • d-Orbitale • Für n=3 kann l=0, 1 oder 2 sein. Wir haben also (2l+1)=(2!2+1)=5 d-Orbitale mit ml = +2, +1, 0, -1, -2 • Wir subtrahieren bzw. addieren wieder d-Orbitale mit gegenläufiger Impulskomponente um die zAchse (also d3,+2 mit d3,-2 sowie d3,+1 mit d3,-1) und erhalten daraus 4 reelle Wellenfunktionen die zusammen mit dem d3,0 Orbital wieder einen vollständigen Satz Wellenfunktionen bilden. dxy = xyf (r) dyz = yzf (r) dzx = zxf (r) dx2 −y2 = 1 2 (x − y 2 )f (r) 2 1 dx2 −y2 = √ (3z 2 − r2 )f (r) 2 3 15 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Quantenzahlen • Hauptquantenzahl: n 1 2 3 4 5 ... spektrosk. Notation K L M N O ... l 0 1 2 3 ... n-1 spektrosk. Notation s p d f ... ... ml 0 ±1 ±2 ±3 ... ±l • Drehimpulsquantenzahl: • Magnetische Quantenzahl: • Spin: • Entartung: ms 2 n−1 ! ±1/2 (2l + 1) = 2n2 l=0 • Auswahlregeln für Optische Übergänge: ∆l = ±1 ∆ml = 0, ±1 16 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom • Photonen haben einen Eigendrehimpuls (Spin) von ±1. Um der Erhaltung des Gesamtdrehimpulses gerecht zu werden sind daher nur optische Übergänge erlaubt bei denen sich der Bahndrehimpuls des Elektrons entsprechend um ±1 ändert. • Diese Auswahlregeln kann man auch mit Hilfe des Übergangsdipolmomentes µfi ausdrücken. • Ein Dipolmoment ist in der klassischen Interpretation mit einer Ladungstrennung verbunden ∆r µklass. = δq∆r !+ !- • Das quantenmechanische Übergangsdipolmoment ist analog dazu als Erwartungswert der Ladungsverschiebung zwischen Anfangs- (i) und Endzustand (f) für einen speziellen Übergang interpretierbar µ !fi = ! ∗ ψnlm (−e!r)ψnlm d!r = −e"nlm|!r|nlm# • Wenn man hier die Kugelflächenfunktionen einsetzt erhält man µ !fi = ! const. 0 , , f ür ∆l = ±1 sonst 17 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Wasserstoffatom ∆l = ±1 • Dipolerlaubte optische Übergange 18 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Das Pauli’sche Ausschlussprinzip (oder einfach Pauli-Prinzip) • Wolfgang Pauli (1900-1958) • Aufgrund des Stern Gerlach Experimentes Schlug Pauli die Existenz eines den Elektronen eigenen magnetischen Momentes vor. Magnetische Momente werden in der klassischen Physik durch kreisförmige Bewegung von Ladung erzeugt. Das Elektron musste demnach einen Eigendrehimpuls oder Spin haben. • Sein Ausschlussprinzip von 1925 besagte dass keine zwei Elektronen in demselben durch die Quantenzahlen n, l, ml, und ms bestimmten Quantenzustand sein können. • Dies blieb für 15 Jahre ein unerklärlicher aber wesentlicher Anhang der Quantenmechanik • Schliesslich fand Pauli eine symmetriebasierte und äquivalente Formulierung des Ausschlussprinzips: “Die Wellenfunktion eines Systems mit Spin 1/2 Teilchen (Fermionen) muss total antisymmetrisch sein!” 19 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Wolfgang Pauli • Nobelpreis für Physik 1945 “for the discovery of the exclusion principle, also called the Pauli principle” • Lehre an der ETH bis 1935 • Emigration in die USA (1935-1940), Princeton, Michigan, Purdue • Rückkehr an die ETH Zürich nach dem Ende des 2. Weltkrieges • Zitate Proposal of the Neutrino with his speech “Dear Radioactive Ladies and Gentlemen” Grabrede für die Parität nach Entdeckung der Paritätsverletzung beim Beta Zerfall:”It is our sad duty to make known that our dear friend of many years, PARITY, passed softly away on 19th January 1957 after a short period of suffering during further experimental operations. For the bereaved: e, !, v” 20 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Wir nehmen an die zwei Elektronen 1 und 2 sind voneinander unabhängig und ununterscheidbar. Wie muss deren Gesamtwellenfunktion aussehen (die brauchen wir ja in der Schrödingergleichung) • Die Wahrscheinlichkeit Elektron 1 am Punkt rA zu finden ist P1 (r1 ) = |ψnA ,lA ,mlA ,msA (r1 )|2 • Ebenso gilt dies für Elektron 2 am Punkt rB P2 (r2 ) = |ψnB ,lB ,mlB ,msB (r2 )|2 • In einem Atom wäre demnach die Wahrscheinlichkeit ein Elektron am Punkt r1 und das andere am Punkt r2 zu finden gegeben durch das Produkt Patom (r1 , r2 ) = P1 (r1 )P2 (r2 ) • Demnach könnte man folgende Zwei-Elektronen Wellenfunktion postulieren: Ψatom (r1 , r2 ) = ψnA ,lA ,mlA ,msA (r1 )ψnB ,lB ,mlB ,msB (r2 ) = ψA (r1 )ψB (r2 ) • wobei die Subskripte A und B bei den Wellenfunktionen jetzt für einen Satz Quantenzahlen stehen • Wenn wir daraus die obige Wahrscheinlichkeitsdichte durch Betragsquadratbildung berechnen |Ψatom (r1 , r2 )|2 = |ψA (r1 )ψB (r2 )|2 = |ψA (r1 )|2 |ψB (r2 )|2 • und alles macht scheinbar Sinn Patom (r1 , r2 ) = PA (r1 )PB (r2 ) 21 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Jetzt schauen wir uns einmal Wellenfunktionen an bei denen einmal Elektron 1 im Quantenzustand A und Elektron 2 im Quantenzustand B ist und den Fall in dem Elektron 1 im Quantenzustand B und Elektron 2 im Quantenzustand A ist ΨIatom (r1 , r2 ) = ψA (r1 )ψB (r2 ) ΨII atom (r1 , r2 ) = ψA (r2 )ψB (r1 ) • In diesen Wellenfunktionen werden die Elektronen 1 und 2 auf einmal unterscheidbar (anhand der ihren Zustand beschreibenden Quantenzahlen). Dies Steht im Wiederspruch zu unserer Grundannahme der Ununterscheidbarkeit. • Wie könnten Wellenfunktionen aussehen die die Elektronen 1 und 2 ununterscheidbar belassen? Ψ± atom (r1 , r2 ) = 1 √ [ψA (r1 )ψB (r2 ) ± ψA (r2 )ψB (r1 )] 2 • Wenn wir wie oben einfach die Koordinaten vertauschen, also im Prinzip die Elektronen 1 und 2 ihre Plätze tauschen lassen dann erhalten wir: Ψ+ atom (r2 , r1 ) = = 1 √ [ψA (r2 )ψB (r1 ) + ψA (r1 )ψB (r2 )] 2 (+1)Ψ+ atom (r1 , r2 ) • Die Funktion Ψ+ atom (r1 , r" 2 ) ist also symmetrisch bezüglich Vertauschung zweier Elektronen. Man spricht von Austauschsymmetrie. 22 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome − • Vertauschen wir hingegen die Elektronen in der Wellenfunktion ! !Ψatom ! (r1 ,! r2 ) so erhalten wir Ψ− atom (r2 , r1 ) = = 1 √ [ψA (r2 )ψB (r1 ) − ψA (r1 )ψB (r2 )] 2 (−1)Ψ− atom (r1 , r2 ) • die Wellenfunktion" Ψ− " (r1", r2 ) ist demnach antisymmetrisch bezüglich Vertauschung zweier atom Elektronen. Man sagt auch sie sei total antisymmetrisch. − • Die Wellenfunktion Ψ " atom " (r1", r2 ) erfüllt damit Paulis Symmetrisierungsforderung. Gleichzeitig sind die Elektronen in dieser Wellenfunktion nicht voneinander unterscheidbar weil jedes sowohl in dem Quantenzustand A wie auch in dem Quantenzustand B vorliegt. − • Diese Eigenschaften der Wellenfunktion !Ψatom ! (r1!, r2 ) haben weitreichende Konsequenzen. 23 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Die Gesamtwellenfunktion eines Systems mit Spin ist gegeben durch die Produktwellenfunktion Ψtotal = ΨOrbit × χSpin • Das Pauliprinzip bezieht sich auf die Gesamtwellenfunktion, d.h. um total antisymmetrisch zu sein muessen wir eine der folgenden Kombinationen haben: ΨS,total = ΨOrbit (symmetr) × χS (antisymmetr.) ! "# $ ! "# $ Ortswellenfunktion Spinwellenfunktion ΨT,total = ΨOrbit (antisymmetr) × χT (symmetr.) • Dabei heissen die Spinwellenfunktionen ! χS und χT Singulett- bzw. Triplettfunktionen 24 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Wie kommt es zu diesen Singulett und Triplett Spinfunktionen? • Da wir zwei Elektronen haben addieren sich die Spins der beiden Elektronen. Mögliche Kombinationen von Spins sind unten schematisch mit Hilfe der Vektoraddition angedeutet • Wie sehen die zugehörigen Wellenfunktionen aus? 25 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Die Elektronen können durch eine Spin-up oder eine Spin-down Funktion beschrieben werden. Elektron 1 Elektron 2 Spin up Spin down χ↑ (1) χ↓ (1) χ↑ (2) χ↓ (2) • Mögliche zweielektronen Wellenfunktionen sind: χ(1, 2) = χ↑ (1)χ↑ (2) χ↑ (1)χ↓ (2) χ↓ (1)χ↑ (2) χ↓ (1)χ↓ (2) • Wie zuvor schon sind diese Wellenfunktionen weder symmetrisch noch antisymmetrisch gegenüber einer Vertauschung von Elektronen • Aufgrund des Pauliprinzips müssen wir daher entsprechend symmetrisierte Spinwellenfunktionen basteln so dass: entweder χ(1, 2) = +χ(2, 1) oder χ(1, 2) = −χ(2, 1) erfüllt ist. 26 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Die entsprechen symmetrisierten Wellenfunktionen sehen so aus: 2 Elektronen Spinwellenfunktion ms s χT (1, 2) = χ↑ (1)χ↑ (2) +1 1 T 1 χT (1, 2) = √ [χ↑ (1)χ↓ (2) + χ↓ (1)χ↑ (2)] 2 0 1 T χT (1, 2) = χ↓ (1)χ↓ (2) -1 1 T 0 0 S 1 χS (1, 2) = √ [χ↑ (1)χ↓ (2) − χ↓ (1)χ↑ (2)] 2 s! -! ms ! - ! Triplett (symmetrisch) Singulett (antisymmetrisch) Spin der beiden Elektronen z-Komponente des Gesamtspins 27 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Was ist besonders an Triplett Wellenfunktionen? Wir hatten: ΨT,total = ΨOrbit (antisymmetr) × χT (symmetr.) • Die Ortswellenfunktion muss fuer Triplettzustände antisymmetrisch unter Vertauschung der Elektronen sein. Dies hat zur Folge, dass sich die Elektronen in Tripletzuständen nicht nahe kommen können. Wieso? • Graphische Deutung der antisymmetrischen Ortswellenfunktionen fuer Elektronen die sich nur entlang der x-Koordinate bewegen können. Die Ortskoorindate von Elektron 1 heisst x1 und die von Elektron 2 heisst x2. Ihre Ortswellenfunktion ist also eine Funktion von 2 Koordinaten: x1 und x2. • Nehmen wir an das Elektron 1 ist an Punkt P1 mit x1=8 und Elektron 2 an Punkt P1 mit x2=4 • Vertauschen wir die Elektronen so befindet sich Elektron 1 an Punkt P2 mit x1=4 und Elektron 2 an Punkt P2 mit x2=8 x2 P2 P1 • Damit die Ortswellenfunktion antisymmetrisch ist muss gelten ΨOrbit (1, 2) = −ΨOrbit (2, 1) x1 28 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Austauschwechselwirkung ΨOrbit (1, 2) |ΨOrbit (1, 2)|2 • Die Ortswellenfunktion muss also Ihr Vorzeichen wechseln wenn sich die beiden Elektronen sehr nahe kommen. x1-x2 x1-x2 • Das hat zur Folge, dass die Wahrscheinlichkeit die Elektronen beieinander zu finden verschwindet. 29 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Unter anderem heisst dies auch, dass sich die Elektronen in Triplett Zuständen weniger stark durch die Coulombwechselwirkung abstossen, Triplett Zustände liegen daher energetisch unterhalb der entsprechenden Singulettzustände . e2 VCoulomb (!r1 , !r2 ) = 4π#0 |!r1 − !r2 | Energie Singulett Triplett • Die Scheinbare Abstossung von Elektronen mit antisymmetrischen Orstwellenfunktionen wird somit auf die sogenannte Austauschwechselwirkung zurückgeführt. Dies ist ein rein QM Effekt. • Umgekehrt kann man auch zeigen, dass Elektronen mit symmetrischen Wellenfunktionen gerne näher beisammen sind als dies klassisch zu erwarten ist. Auch dies ist eine Folge der Austauschwechselwirkung. 30 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Die Orbitalnäherung • Wellenfunktionen von Mehrelektronenatomen sind komplizierte Wellenfunktionen Ψ(r1 , r2 , r3 , ...) die von den Positionen aller Elektronen abhängen. • In erster Näherung nehmen wir der Einfachheit halber an, die Elektronen beeinflussten sich NICHT gegenseitig, dann können wir die Wellenfunktion" " " 1 ," r2 , r"3 , ...)als Produkt von Ψ(r Einelektronenwellenfunktionen schreiben Ψ(r1 , r2 , ...) = ψ(r1 )ψ(r2 )... • Wie schon zuvor kann man wieder zeigen, dass das Produkt dieser Vielelektronenfunktion eine Eigenfunktion zum Hamiltonoperator H = H1 + H2 + ... HΨ(r1 , r2 , ...) = EΨ(r1 , r2 , ...) ist. Wobei H eine Summe der Einelektronen H’s ist. • Die Eigenenergie ist: E = E1 + E2 + ... • Diese Näherung (der Produktansatz) nennt man Orbitalnäherung weil wir sozusagen annehmen, dass jedes der Elektronen in einem der altbekannten Einelektronenorbitale sitzt und sich deren Energien einfach addieren. ACHTUNG: dabei haben wir die Symmetrisierung der WF erst einmal unter den Tisch fallen lassen. Aber das können wir immer noch später nachhohlen. 31 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Die Orbitalnäherung erlaubt uns, die Konfiguration von Mehrelektronenatomen zu bestimmen. Das Wasserstoffatom mit einem Elektron hat die Konfiguration 1s1 • Helium hat mit einer Kernaldungszahl von 2 auch ein zusätzliches Elektron. Das 1s Orbital ist aufgrund der um den Faktor 2 grösseren Kernladungszahl nur halb so gross. Das zweite Elektron kommt mit umgekehrtem Spin ebenfalls in das 1s Orbital. Die Konfiguration von He ist daher 1s2. • Fuer Lithium wird das 1s Orbital nochmals kleiner. Das 1s Orbital ist aufgrund des Pauliprinzips allerdings schon durch das zweite Elektron völlig besetzt. Man sagt die K Schale ist abgeschlossen. Demnach muessen wir das 3. Elektron in die 2te Schale stecken, nur wohin (2s oder 2p)? • Welche Konfiguration hat also eine geringere Energie: 1s2 2s1 ≡ [He]2s1 1s 2p ≡ [He]2p oder Valezelektron(en) • Wir suchen nach Abweichungen von den Energien wie wir sie fuer Einelektronenorbitale kennen. 2 1 1 - Abschirmung - Spin-Bahn Kopplung - Austausch- und Korrelationseffekte 32 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Von Abschirmung spricht man wenn ein Elektron aufgrund der Wechselwirkung mit anderen Elektronen die Wirkung der positiven Kernladung nur abgeschwächt verspuert. • Beispiel Natrium (Z=11) −11e2 V (r → 0) = 4π"0 r Abgeschirmtes Potenzial −e2 V (r → ∞) = 4π"0 r • Elektronen mit kleinerem Bahndrehimpuls haben eine grössere Aufenthaltswahrscheinlichkeit nahe am Kern und spüren dessen Anziehung stärker • Elektronen mit kleinerer Drehimpulsquantenzahlen sind daher stärker gebunden als solche mit höherem l. 33 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Die Aufhebung der l-Entartung aufgrund von Abschirmung führt zur folgenden Energiereihenfolge der Atomorbitale s<p<d<f Wasserstoffatom Mehrelektronenatom 34 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Man kann den Effekt der Abschirmung auch durch eine um die Abschirmungskonstante s verringerte effektive Kernladungszahl zum Ausdruck bringen: −Zeff e2 Veff (r) = 4π"0 r Zeff = Z − σ Element Z Orbital s He 2 1s 0.3125 C 6 1s 0.3273 2s 2.7834 2p 2.8642 • Innerhalb einer Unterschale sehen alle Orbitale dieselbe effektive Kernladungszahl da sie durch dieselben Radialwellenfunktionen beschrieben werden. 35 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Das Aufbauprinzip sieht nun vor Orbitale in der folgenden Reihenfolge zu besetzen: 1s → 2s → 2p → 3s → 3p → 4s → 3d → 4p → 5s → 4d → 5p → 6s • Die Elektronenkonfiguration von Kohlenstoff mit 6 Elektronen ist: 1s2 2s2 2p2 [He]2s2 2p2 • Wenn man genauer hinschaut findet man eine weitere Regel: Elektronen einer Unterschale besetzen zuerst verschiedene Orbitale bevor einer von ihnen doppelt besetzt wird. • Wir haben daher fuer C die Konfiguration: [He]2s2 2p1x 2p1y • Fuer Stickstoff: [He]2s2 2p1x 2p1y 2p1z • Fuer Sauerstoff: [He]2s2 2p2x 2p1y 2p1z • Anschaulich kann man diese Regel als einen Beitrag zur Minimierung der Coulombabstossung ansehen. 36 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Die Spinorientierung bei der sukzessiven Besetzung einer Subschale wird durch die Hund’sche Regel gegeben: Im Grundzustand nimmt ein Atom die Konfiguration mit der grössten Anzahl ungepaarter Elektronen ein. • Fuer Stickstoff entspricht die niederenergetischste Konfiguration daher einer parallelen Ausrichtung der Spins in den 2p Orbitalen (↑↑↑) • Die Erklärung fuer diesen Effekt kann man ebenfalls in der bereits früher diskutierten Spinkorrelation finden. Elektronen mit parallelen Spins haben aufgrund der daraus folgenden Symmetrie der Ortswellenfunktion die Tendenz voneinander fern zu bleiben. Dies hat eine korrelationsbedingte Minimierung der Coulombabstossung zur Folge. 37 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Übergangsmetalle, Lanthanide, Actinide • Die Orbitalenergien der Elemente nehmen die nebenstehende Form an. • Nach der Besetzung aller inklusive der 3p Orbitale müsste eigentlich die 3d Unterschale aufgefüllt werden. Aufgrund der oben besprochenen Abschirmung jedoch hat das 4s Orbital fuer K und Ca eine kleinere Energie. • Es folgt die Besetzung der 3d Orbitale der Übergangsmetalle. Ähnliches passiert bei den Lanthaniden und Actiniden. 38 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Ionisationspotenziale und Elektronenaffinitäten spiegeln die Schalenstruktur wieder 39 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Selbskonsistente Feld Orbitale (SCF - self consistent field) • Eine Berechnung der Orbitalenergien muss die Wechselwirkung mit allen anderen Elektronen berücksichtigen mit i # j . ! Ze2 1 ! e2 V =− + 4π" r 2 i,j 4π"0 rij 0 i i • Numerisch kann dieses Problem näherungsweise gelöst werden. • D.R. Hartree entwickelte hierzu in den 1920ern die Methode des selbskonsistenten Feldes (SCF) die von V. Fock ergänzt wurde um dem Pauli-Prinzip gerecht zu werden. 40 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome Triplett • Singlulett und Triplett Zustände im He Atom • Die magnetische Spinquantenzahl eines Elektrons kann die Werte ms=±1/2 annehmen. Bei der Addition zweier Spins erhalten wir entsprechend ein Spin Triplett und ein Spin Singulett. Singulett 41 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Das Spektrum von He lässt sich sehr gut durch die Anregung eines einzelnen Elektrons beschreiben so dass die Konfiguration der meisten relevanten angeregten Zustände ist: 1s1 nl1 • Weiterhin weiss man, dass keinerlei Übergange zwischen Singulett und Triplett Zuständen stattfinden: • Dies ist im Grotrian Diagram für Helium zusammengefasst. Das Spektrum besteht aus zwei völlig unabhängigen Spezies die ursprünglich als “Parahelium” und Orthohelium bezeichnet wurden. 42 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Spin-Orbit Aufspaltung • Ein Elektron mit Bahndrehimpuls L erzeugt ein magnetisches Feld ! Bz = C̃|L| ! l(l + 1) ! =! |L| • Ein Elektron mit Eigendrehimpuls trägt ein magnetisches Moment ! e ! µS = − S me • Das magnetische Moment des Spins ! im magnetischen Feld B hat die Energie: ! E = −!µ · B • Quantenmechanisch kann man Zeigen, dass diese Energie durch die Quantenzahlen l, s und j gegeben ist: 1 hcA[j(j + 1) − l(l + 1) − s(s + 1)] 2 !+ ! folgende Werte annehmen kann: • wobei j, die Quantenzahl des Gesamtdrehimpulses J!! = ! L ! S El,s,j = J = |L − S|, |L − S + 1|, ...L + S • Diese Kopplung von L und S nennt man Russel-Saunders Kopplung. 43 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Für l=2 (p) und s=1/2 haben wir damit folgende Werte von J: J =2− 3 1 = 2 2 J =2+ 5 1 = 2 2 • Die Energieentartung des 2p1 Orbitals wird aufgrund dieser Spin-Bahn Kopplung aufgehoben. 44 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Die Spin-Bahn Kopplung für zur sog. Feinstruktur in Atomspektren. • Natriumdampf, z.B. emittiert Licht bei zwei nahe zusammenliegenden Übergängen im sichtbaren Spektralbereich: Natrium D-Linien 45 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Die Termsymbole für diese Konfigurationen erhält man nach folgendem Rezept (hier für die Konfiguration p1d1): • Berechne den Gesamtbahndrehimpuls der Valenzelektronen nach der Clebsch-Gordan Serie L = |l1 − l2 |, |l1 − l2 + 1|, ...|l1 + l2 | L = |2 − 1|, |2 − 1 + 1|, ...|2 + 1| = 1, 2, 3 Beispiel p1d1 • Daraus ergibt sich die spektroskopische Notation L 0 1 2 3 4 ... S P D F G ... • Der Gesamtdrehimpuls ergibt sich dann daraus mit Hilfe von, wobei s den Gesamtspin darstellt. • J = |L − S|, |L − S + 1|, ...L + S 46 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Bestimmung der Termsymbole - Schreibe die Konfiguration auf, vernachlässige abgeschlossene Schalen - koppel Bahndrehimpulse und Elektronenspins separat um gesamt L und gesamt S zu ermitteln - koppel L und S, um die möglichen Werte des Gesamtdrehimpulses J zu ermitteln - Notiere die Terme 2S+1 {L}J - Für fast gefüllte Orbitale wie 2p5 behandele den fehlenden Platz zur geschlossenen Schale 2p6 wie ein einzelnes Elektron • Beispiele: [Ne]3s1 - Natrium Termsymbol(e) L=l=0 S=s= 1 2 J =j=s= " 2 2p " 5 " ist äquivalent zu [He]1s [Ne]2p−1 1 1 3 2 1 1 P1/2 J = |1 − |, 1 + = , L=l=1 S=s= 2 2 2 2 2 - Fluor Termsymbol(e)" 1 2 2 S1/2 " 2 P3/2 47 Einführung in die Quantenmechanik & Molekülspektroskopie Mehrelektronenatome • Auswahlregeln für Russel-Saunders Kopplung (leichte Atome) ∆S = 0 ∆J = 0, ±1 ∆L = 0, ±1 ∆l = ±1 • Aber J=0 darf nicht in J=0 übergehen. 48