Parasitär bedingte Durchfallerkrankungen

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Infektionen im Gastrointestinaltrakt
Parasitär bedingte Durchfallerkrankungen
O. Wichmann, M. Günther, T. Jelinek
Zusammenfassung
Parasitäre Durchfallerkrankungen treten insbesondere nach Aufenthalten in tropischen und subtropischen Regionen auf. Zwar
können Reisende von einer Vielzahl an Parasiten während eines
solchen Aufenthaltes befallen werden, doch stehen bei akuten wie
auch chronischen Diarrhöen insbesondere die Amöben und
Lamblien im Mittelpunkt des Interesses. Die meisten Infektionen
verlaufen asymptomatisch und sind selbstlimitierend. Beide
haben jedoch das Potenzial zu persistieren oder zu rezidivieren.
Insgesamt werden Lamblien und Amöben jedoch nur für 4–6 %
der Reisediarrhöen verantwortlich gemacht.
Ausbrüche von schwimmbad- oder trinkwasserassoziierten Diarrhöen werden gelegentlich mit Kryptosporidien in Verbindung
gebracht. Die Verläufe sind in der Regel mild, können jedoch insbesondere bei immunsupprimierten Patienten protrahiert oder
fulminant verlaufen.
Blastocystis hominis ist ein fakultativ pathogener Parasit, der bei
Durchfallsymptomatik behandelt werden kann.
Schlüsselwörter
Intestinale Parasitosen, Reisediarrhöe, intestinale Amöbiasis,
Giardiasis
Summary
Intestinal protozoan infections
Giardia lamblia and Entamoeba histolytica are both parasitic organisms that might be responsible for travel-acquired diarrhoea.
Typically, there is a gradual onset, the incubation period is longer
than in bacillary dysentery, and the course of the disease may be
prolonged or associated with relapses. If suspected, repeated
stool examinations confirm the diagnosis. New tests allow faecal
antigen detection and differentiate pathogenic from non-pathogenic organisms.
Cryptosporidium infections might play a role in the setting of
travellers’ diarrhoea, water-borne or swimming-pool related
diarrhoeal outbreaks. In immunocompromised patients, the
course of a Cryptosporidium-disease can be protracted or even
fulminant.
Although controversial, there might be a relationship between an
infection with Blastocystis hominis and disease. When Blastocystis hominis infections are associated with diarrhoea, a therapy
might lead to improvement.
Key words
Travellers’ diarrhoea, intestinal parasites, amoebiasis, giardiasis
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Fallbeispiel
Ein 27-jähriger Mann stellte sich im Tropeninstitut vor wegen
gastrointestinaler Beschwerden. Seit einem Thailandaufenthalt vor drei Monaten litt der Patient unter anhaltenden
Blähungen, Aufstoßen, gelegentlich abdominellen Krämpfen
und Stuhlunregelmäßigkeiten. Der Patient berichtete, dass
insbesondere nach dem Essen »ein großer Blähbauch« entstehe. Blut- oder Schleimbeimengungen habe er im Stuhl
nicht bemerkt. Im Vorfeld war beim Hausarzt eine Stuhluntersuchung mit negativem Befund durchgeführt worden.
Eine Gastroskopie und eine Coloskopie waren jeweils unauffällig, Helicobacter pylori negativ. Eine CT-Aufnahme des Abdomens war unauffällig bis auf eine dezente Hepatomegalie.
Stuhluntersuchungen auf okkultes Blut waren dreimal negativ. Eine probatorische Therapie mit einem Antibiotikum aus
der Chinolon-Familie erbrachte keine Besserung der Symptomatik.
Eine am Institut durchgeführte Blutbilduntersuchung mit
Differenzierung war unauffällig. In zwei parasitologischen
Stuhluntersuchungen konnten jedoch Zysten von Entamoeba
histolytica nachgewiesen werden. Da bei negativem serologischen Befund auf Amöben kein Anhalt für eine invasive
Amöbiasis bestand, wurde eine Therapie mit Furamide® über
zehn Tage durchgeführt. Unter der Therapie kam es zunächst
zu einer Besserung, anhaltende Blähungen blieben jedoch
bestehen. Der Patient stellte sich daraufhin nochmals im
Institut vor. In einer erneuten Untersuchung fanden sich im
Stuhl keine Amoeben mehr, jedoch konnten diesmal Zysten
von Giardia lamblia nachgewiesen werden. Eine Therapie mit
Metronidazol wurde eingeleitet und führte zum Sistieren der
Beschwerden.
Dr. med. Ole Wichmann
Institut für Tropenmedizin
Spandauer Damm 130, D-14050 Berlin
E-Mail: [email protected]
Z. Allg. Med. 2003; 79: 384–388. © Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG, Stuttgart 2003
Infektionen im Gastrointestinaltrakt
oder führt durch Invasion zu einer systemischen
Erkrankung (invasive Amöbiasis, insbesondere Leberabszesse).
Einleitung
Grundsätzlich zeichnen sich parasitäre Durchfallerreger
im Gegensatz zu viralen und bakteriellen durch längere
Inkubationszeit und durch längere Beschwerdedauer
aus. Der Beginn ist meist schleichend und nicht explosionsartig. Es gibt zwar eine Vielzahl an Parasiten, die im
Stuhl in Form von Wurmeiern, Larven oder Wurmpartikeln nachgewiesen werden können, doch stehen bei
Durchfallerkrankungen insbesondere die Protozoen
(Einzeller) im Mittelpunkt des Interesses: Amöben, Lamblien, Kryptosporidien und Blastocysten.
Im überwiegenden Teil verlaufen parasitäre Darminfektionen mild und sind selbstlimitierend. Beim Management sind unter anderem Rehydrierung und diätische
Maßnahmen wichtig (ausführlich im Beitrag »Akute
bakterielle Infektionen des Gastrointestinaltraktes« beschrieben). Weil gerade jedoch parasitär bedingte
Durchfallerkrankungen zur Persistenz neigen, sind nach
entsprechendem Erregernachweis und weiterhin bestehenden Beschwerden kausale Therapieformen indiziert.
Der Erreger
Jedes Jahr infizieren sich schätzungsweise 500 Millionen
Menschen mit Amöben, die meisten entwickeln jedoch
keine Symptome. Bis zu 90 % dieser Infektionen sind
wahrscheinlich durch Entamoeba dispar, einer apathogenen Spezies, verursacht, deren Zysten lichtmikroskopisch nicht von denen der E. histolytica unterschieden
werden können. Obwohl morphologisch gleich aussehend ist es mittlerweise jedoch erwiesen, dass E. dispar
nicht für die invasive Form der Amöbiasis verantwortlich
ist und durch spezifische monoklonale Antikörper-Tests
von der pathogenen Form der E. histolytica unterschieden werden kann. Andere apathogene, aber auch morphologisch unterscheidbare intestinale Amöben sind:
Entamoeba hartmanni, Entamoeba coli, Endolimax nana
und Iodamoeba butschlii.
Tabelle 1: Therapiemöglichkeiten parasitär bedingter Durchfallerkrankungen
Medikament
Erwachsenen-Dosis
Intestinale Amöbiasis
1) Diloxanid Furoat
(Furamide®)
2) Paromomycin
(Humatin®)
1) 3 x 500 mg/d für 10 Tage
2) 25–30 mg/kg tägl. in
3 Dosen für 7–10 Tage
Invasive Amöbiasis
Metronidazol
gefolgt von Diloxanid
Furoat (Furamide®)
3 x 10 mg/kg/d für 10 Tage
Giardiasis
1) Metronidazol
2) Tinidazol (Simplotan®)
bei resistenter Form
Versuch mit
3) Albendazol
Furamide® s.o.
1) 3 x 400 mg/d für 5 Tage
2) 1 x 2 g/d für 2 Tage
3) 400 mg/d für 5 Tage
Übertragung und Erkrankungsrisiko
Eine Infektion erfolgt normalerweise über
die Aufnahme von kontaminiertem Wasser oder Nahrungsmitteln, der Infektionsweg ist fäkal-oral. Nur die Zysten, nicht die
Trophozoiten-Formen, sind infektiös. Ein
erhöhtes Risiko für eine Invasion besteht
bei: Schwangerschaft, Unterernährung,
Immunsuppression (cave vor Therapie mit
Immunsuppressiva!). Es gibt jedoch keine
Hinweise, dass eine Amöbiasis bei HIV-Erkrankten schwerer verläuft.
Die Inkubationszeit beträgt eine Woche
bis Jahre.
Erkrankungsbild
Zu den typischen Beschwerden einer
intestinalen Amöbiasis gehören abdominelles Unwohlsein, breiige Stühle mit oder
ohne Schleim- bzw. Blutbeimengungen.
1) 25–30 mg/kg tägl. in
Die »lehrbuchartigen« Himbeergelee3 Dosen für 7–10 Tage
Stühle sind nicht die Regel. Der KrankBlastocystis hominis
Nur bei Beschwerden:
1) 3 x 10 mg/kg/d für
heitsverlauf ist in der Regel mild und geht
1) Metronidazol
10 Tage
einher mit wenigen breiigen Stühlen pro
Tag, spärlich-nachweisbaren Trophozoiten im Stuhl und einzelnen Ulzera in der Proktoskopie.
Amöbiasis (Entamoeba histolytica)
Wenn unbehandelt, so können die Beschwerden nach
Wochen sistieren, aber auch nach mehreren Monaten
Entamoeba histolytica verursacht im menschlichen rezidivieren.
Moderate Verlaufsformen treten mit 5–15 Stühlen pro
Darm entweder
Tag, zahlreichen Trophozoiten im Stuhl und rektalen
keine Beschwerden (asymptomatische Infektion),
Ulzera auf (so genannte Flaschenhals- oder Feldeine Dysenterie (intestinale Amöbiasis = Amöbenruhr),
Kryptosporidiose
Zur Zeit keine effektive
Therapie!
Bei schweren Verläufen
versuchsweise mit:
1) Paromomycin
(Humatin®)
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Infektionen im Gastrointestinaltrakt
flaschen-Ulzera). In seltenen Fällen führt eine AmöbenInfektion zu einem schweren Verlauf mit plötzlichem
Beginn, Fieber, Dehydratation, Tenesmen und fulminanter nekrotisierender Colitis. Im letzteren Fall kann eine
Peritonitis bestehen, eine Endoskopie ist kontraindiziert.
Komplikationen
In seltenen Fällen kann es während oder nach einer intestinalen Amöbiasis zu Komplikationen kommen. Unter
anderem sind Haemorrhagien, Peritonitis, Strikturen,
Hautulzerationen (insbesondere perianal), anogenitale
Amöbiasis, post-dysenterische ulzerative Colitis, Amöbome (proliferierende Tumoren im Colon) und Amöbenabzesse, insbesondere der Leber, beschrieben.
Diagnose
Die Diagnose einer intestinalen Amöbiasis wird mithilfe
einer mikroskopischen Untersuchung frischen, warmen
Stuhls (<15 Minuten) gestellt durch den Nachweis von
motilen Trophozoiten, die phagozytierte rote Blutkörperchen enthalten (so genannte Magnaformen = pathogen!). Der Stuhl beinhaltet im Gegensatz zur bakteriellen Dysenterie nur wenige Leukozyten. Neuere fäkale
Antigen-Nachweis-Tests (ELISA) sind in der Lage, pathogene von apathogenen Amöben-Organismen zu unterscheiden. In Speziallabors stehen ebenfalls PCR-Methoden zur Differenzierung zur Verfügung. Eine AmöbenSerologie ist hilfreich, um eine invasive Amöbiasis zu
diagnostizieren bei einer Sensitivität von 99 % im IHA.
Sie kann jedoch nicht eine akute von einer abgelaufenen
invasiven Amöbiasis unterscheiden. Bei positiver
Amöben-Serologie ist eine Ultraschall-Untersuchung
der Leber indiziert, um unter einer Therapie den Verlauf
eines eventuellen Leberabszesses kontrollieren zu können.
Differentialdiagnose
Das Krankheitsbild einer bakteriellen Dysenterie unterscheidet sich von der parasitären in vielen Aspekten. Typisch für bakterielle Dysenterien sind: wässrige Stühle
mit Blutbeimengung, plötzlicher Beginn mit Fieber, Erbrechen, Tenesmen, der Verlauf ist selbstlimitierend
innerhalb weniger Tage ohne Rückfälle. Bei chronischen
Durchfällen sollte je nach Alter und Herkunftsland
weiterhin gedacht werden an: ulzerative Colitis/Morbus
Crohn, Colonkarzinom, Colon-Tuberkulose oder eine
Schistosomiasis (Schistosoma mansoni). Eine AmöbenInfektion sollte vor immunsuppressiver Therapie einer
vermuteten chronisch-entzündlichen Darmerkrankung
wegen der Gefahr einer lebensbedrohlichen Exazerbation ausgeschlossen werden.
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Behandlung
Bei nicht-invasiver Amöbiasis (negative Amöbenserologie) ist eine luminale Therapie ausreichend. Das Mittel
der Wahl zur Beseitigung der Darmlumeninfektion ist
Diloxanidfuroat (Furamide®), das in Deutschland zur
Zeit jedoch nur über eine internationale Apotheke beziehbar ist. Die Behandlung sollte über zehn Tage laufen
mit 3 x 500 mg täglich.
Bei invasiver Amöbiasis (positive Serologie, aber auch
bei blutigen Durchfällen) kommen Nitroimidazole wie
Metronidazol und Tinidazol zur Anwendung. Eine Zysten-Eradikation sollte im Anschluss erfolgen durch eine
luminale Therapie.
Asymptomatische Patienten bedürfen in der Regel keiner Therapie. Vor Durchführung einer Therapie mit
Steroiden oder Immunsuppresiva sollte man jedoch Zysten-Ausscheider behandeln, sofern nicht nachgewiesen
werden kann, dass es sich um eine Infektion mit E. dispar
handelt.
Giardiasis (Giardia lamblia/duodenalis,
Lamblia intestinalis)
In tropischen Gebieten sind in manchen Gemeinden bis
zu 100 % der Kinder mit Giardia lamblia infiziert. Die
Entwicklung einer partiellen Immunität wird diskutiert
aufgrund der niedrigeren Prävalenz sowohl der Infektion als auch der symptomatischen Erkrankung im Erwachsenenalter. In den meisten Industriestaaten wird
die
Giardiasis typischerweise als importierte Infektion bei
Reisenden diagnostiziert.
Krankheitsbild
Die meisten Infektionen verlaufen asymptomatisch (in
ca. 99 % der Fälle in hochendemischen Gebieten und in
ca. 80 % bei Reisenden). Die Inkubationszeit liegt zwischen 7 und 40 Tagen.
Wenn symptomatisch, so treten insbesondere abdominelle Distension und anhaltende Blähungen in den
Vordergrund. Schmerzen können krampfartig auftreten.
Breiige Durchfälle können mehr als Stuhlunregelmäßigkeiten imponieren. Übelkeit, Aufstoßen und ein Geschmack nach »verfaulten Eiern« werden beschrieben.
Pathogenese
Die Schwere des Krankheitsverlaufs scheint abhängig zu
sein von der Zahl der Organismen und einer spezifischen
(erworbenen) oder auch nicht-spezifischen WirtsImmunität (z. B. Blutgruppen-Abhängigkeit). Immunsupprimierte Patienten scheinen kein erhöhtes Risiko
hinsichtlich einer Infektion oder Erkankung zu haben.
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Infektionen im Gastrointestinaltrakt
Durch wahrscheinlich direkten toxischen Effekt anhaftender Trophozoiten (oder Wirts-Immunantwort) kann
es zu einer Schädigung des Bürstensaumes kommen und
auch zu einer Reduzierung von Disaccharidasen. Im
Gegensatz zur Amöbiasis kommt es jedoch nicht zu einer systemisch-invasiven Erkankung. Lamblien halten
sich vorwiegend im Duodenum auf, können aber, insbesondere bei therapierefraktären Infektionen, Magen und
Gallenblase befallen.
Diagnose
Man sollte grundsätzlich an eine Giardiasis bei allen
Reisenden mit chronischen Durchfällen, abdominellem
Unwohlsein oder anhaltenden Blähungen denken. Die
Diagnose wird gewöhnlich durch eine lichtmikroskopische Stuhluntersuchung (Zysten) gestellt. Doch häufig
lassen sich Zysten selbst bei wiederholten Untersuchungen nicht nachweisen, so dass in manchen Fällen bei gegebenen Symptomen eine Versuchstherapie gerechtfertigt ist. Neuere Techniken erlauben einen Antigen-Nachweis (ELISA) im Stuhl oder eine Diagnose durch DNAExtraktion (PCR). Lamblien können im Stuhl auch durch
Immunfluoreszenz dargestelt werden.
Therapie
Eine asymptomatische Infektion mit Giardia lamblia bedarf keiner Therapie. Bestehen Symptome, so kommen
als Therapie erster Wahl Metronidazol (3 x 400 mg täglich für fünf Tage) oder Tinidazol (Erwachsene 2 g/d für
zwei Tage) in Frage. Als Reservemittel kommt Albendazol in Betracht (400 mg täglich für fünf Tage).
Unter der Therapie kommt es normalerweise schnell zu
einer Besserung der Symptome. Ein sekundärer Laktasemangel ist jedoch nicht ungewöhnlich.
Kryptosporidiose (Cryptosporidium parvum)
Kryptosporidien sind Protozoen, die weltweit Verbreitung gefunden haben. Sie werden unter anderem für
Reisediarrhöen, protrahierte Diarrhöen bei Immunsupprimierten und für Ausbrüche wasserassoziierter
Durchfall-Infektionen selbst in gemäßigten KlimaZonen verantwortlich gemacht. In Schwimmbädern beispielsweise können ausgeschiedene Zysten auch trotz
Chlor-Behandlung über einen langen Zeitraum überleben.
Die Infektion erfolgt über kontaminiertes Wasser oder
direkt von Mensch zu Mensch.
Bei Erkrankung können die Stühle wässrig imponieren,
mit Krämpfen und Blähungen einhergehen, sowie mit
Fieber, Gewichtsverlust und starkem Krankheitsgefühl.
Der Verlauf ist gewöhnlicherweise selbstlimitierend. Bei
Immunsupprimierten (z. B. HIV) kann die Infektion
jedoch protrahiert oder auch fulminant verlaufen.
Nachweisbar ist eine Infektion durch die Darstellung
säurefester Oocysten im Stuhl (Ziehl-Neelson-Färbung).
Ein Copro-Antigen-Test ist verfügbar, aber sehr teuer. Patienten, deren Beschwerdebild mit dem einer Giardiasis
übereinstimmt, bei denen jedoch mehrfach die Stuhldiagnostik negativ war, sollten auf Kryptosporidien
untersucht werden.
Für die Therapie einer Kryptosporidien-Infektion stehen
zur Zeit keine geeigneten Medikamente zur Verfügung.
Therapieversuche können unter anderem mit Paroromycin (Humatin®) oder mit Azithromycin (Hoch-Dosis)
unternommen werden. Nitazoxanide werden gegenwärtig in klinischen Studien erprobt und sind in SüdAmerika bereits zur Behandlung zugelassen.
Blastocystis hominis
Es bestehen unterschiedliche Ansichten über die Bedeutung von B. hominis als Krankheitserreger beim Menschen. Es hat sich gezeigt, dass ein starker intestinaler
Befall mit abdominellen Krämpfen, Tenesmen, Übelkeit,
Erbrechen, Dehydration, Flatulenz, Pruritus und Gewichtsverlust assoziiert sein kann. Die meisten Infektionen verlaufen jedoch asymptomatisch. Ein Nachweis
wird durch native Stuhluntersuchungen geführt.
Es gibt klinische Studien, die hingegen zeigen, dass ein
Therapieerfolg nicht so sehr auf die Elimination von
B. hominis zurückzuführen ist als vielmehr auf die un-
Fazit für die Praxis
Bei Durchfallerkrankungen aus dem Spektrum der intestinalen Parasitosen ist insbesondere nach einem Auslandsaufenthalt an Amöben und an Lamblien zu denken.
Der Krankheitsbeginn parasitär bedingter Diarrhöen ist
meist schleichend, die Inkubationszeit ist länger als die
der bakteriellen Erreger und in manchen Fällen kann es zu
chronischen Verläufen oder auch zu Rückfällen kommen.
Bei Verdacht auf eine intestinale Parasitose ist der Nachweis zu führen mittels wiederholter Stuhluntersuchungen. Moderne Stuhl-Antigen-Tests können die Diagnostik
unterstützen.
Kryptosporidien können ebenfalls als Erreger einer Reisediarrhöe eine Rolle spielen. Sie können aber auch für
Ausbrüche verantwortlich sein, die mit Trink- oder
Schwimmbadwasser assoziiert sind. Insbesondere bei
Immunsuppremierten kann eine Kryptosporidien-Infektion protrahiert oder auch fulminant verlaufen.
Blastocystis hominis gilt als fakultativ pathogener Erreger
und kann bei gastrointestinalen Beschwerden therapiert
werden.
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Infektionen im Gastrointestinaltrakt
entdeckter Organismen. Es ist daher empfehlenswert,
dass bei Patienten mit einem ausgeprägten B. hominisBefall wiederholt sorgfältige Stuhluntersuchungen
durchzuführen sind.
Als Behandlungsmöglichkeiten stehen TrimethoprimSulfamethoxazole wie auch Metronidazol zur Verfügung.
Literatur
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Zur Person
Dr. med. Ole Wichmann, geb. 1973.
Nach dem Studium der Humanmedizin in
Würzburg, Hamburg und Rostock tätig
am Institut für Infektions- und Tropenmedizin der Universität München. Diplom
in Tropenmedizin und Tropenhygiene am
Tropeninstitut Liverpool, England. Master
in Klinischer Tropenmedizin am Tropeninstitut Bangkok, Thailand, 2002/03. Seit
April 2003 tätig als Arzt in der Ambulanz des Tropeninstituts
Berlin. Tätigkeits- und Forschungsschwerpunkte: Malaria,
Dengue, Reisemedizin.
Veranstaltungen
Kassel, 15.–19.09.2003
Grundkurs Palliativmedizin für Ärzte
(Curriculum der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin)
Leitung: Dr. med. Dietmar Beck, Palliativstation der Universitätsklinik Göttingen; Dr. med. Wolfgang Spuck, Palliativbereich Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel
Information und Anmeldung: Sekretariat der Medizinischen
Klinik, Astrid Zurmahr, Rotes Kreuz Krankenhaus Kassel,
Hahnsteinstr. 29, 34121 Kassel, Tel. 05 61/30 86-441,
Fax 05 61/30 86-444, E-Mail: [email protected]
Dahlewitz, 23.–25.10.2003
6. Ärztlicher Fortbildungskongress 2003
Symposien: Aktuelle Impffragen, Schmerztherapie, Parkinson/
Bewegungsstörungen/ Demenz, Prostata und Inkontinenz,
Ernährungsmedizin, Gastroenterologie/ Hepatologie, Hausarzt, Begutachtung im Rehabilitations- und Rentenverfahren,
Palliativmedizin, Der polymorbide Patient
Kurse: Fachkundeseminar Rettungsdienst, SonographieGrundkurs, Grundkurs Ein- und Zweidimensionale Echokardiographie, Spezielle Schmerztherapie, Qualifikationskurs
Verkehrsmedizin, Langzeit-EKG, Langzeit-Blutdruckmessung,
Impfaufbau-/Refresherkurs, Röntgen-Aktualisierungskurs,
Herzschrittmacherseminar, Refresherkurs Chirotherapie,
Qualitätszirkel-Moderatorentraining für den stationären
Bereich
Information und Anmeldung: Landesärztekammer Brandenburg, Referat Fortbildung, Postfach 101445, 03014 Cottbus,
Tel. 03 55/7 80 10 23, -24, -25, -49, Fax 03 55/7 80 10 44,
E-Mail: [email protected]
Wien, 24.–26.10.2003
3rd World Congress on Men’s Health
Themen:
• Men’s Health – A View from General Urology, General
Practice and General Internal Medicine
• Erectile Dysfunction & Male Sexual Health
• Cancer in Males – Prevention, Diagnosis & Treatment
• Male Mood Disorders – From Anger to Depression
• Male Cardiovascular Disease
• Osteoporosis in Men
• Male Puberty
388
Information und Anmeldung: PROCON Conference, Incentive &
Event Management GmbH, Odoakergasse 34-36/ 3, A-1160
Wien, E-Mail: [email protected], Fax: +43 1 486 40 40 46,
Tel: +43 1 486 40 40 44, www.wcmh.info
Baden-Baden, 01.–07.11.2003
Medizinische Woche Baden-Baden
Über 50 Vortragstagungen und über 100 Kurse zu erfahrungsund naturheilkundlichen Themen. Weiterbildungskurse
Naturheilverfahren, Homöopathie, Psychotherapie, Chirotherapie zur Erlangung der Zusatzbezeichnungen.
Veranstalter: Ärztegesellschaft für Erfahrungsheilkunde e.V. in
Zusammenarbeit mit dem Karl F. Haug Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG
Information und Anmeldung: MVS Medizinverlage Stuttgart
GmbH & Co. KG, Veranstaltungsmanagement, Oswald-HesseStr. 50, 70469 Stuttgart, Tel. 07 11/89 31-365, Fax:
07 11/89 31-370, E-Mail: [email protected],
Internet: www.medwoche.de
Berlin, 19.–23.11.2003
DGPPN-Kongress: Kongress der Deutschen Gesellschaft für
Psychiatrie, Psychotherapie und Nervenheilkunde
Information und Anmeldung: CPO HANSER SERVICE,
Paulsborner Str. 44, 14195 Berlin, Tel: 0 30/3 00 66 90,
Fax: 030/ 3 05 73 91, E-Mail: [email protected],
www.dgppn-kongress2003.de
Göttingen, 21.–22.11.2003
Workshop »GRIP-Konzept«
Theoretische Einführung und ausführliche praktische Anleitung durch das Therapeutenteam des Göttinger RückenIntensiv-Programmes (GRIP). Leitung: Prof. Dr. med. J. Hildebrandt, Schwerpunkt Algesiologie der Universitätskliniken
Göttingen. Fortbildungspunkte bzw. Kreditstunden von ÄKN,
DGSS, DGPSF.
Information und Anmeldung: Stefani v. Westernhagen,
Schwerpunkt Algesiologie der Universitätskliniken Göttingen,
Tel. 05 51/39 82 63 oder 39 88 16, Fax 05 51/39 41 64,
E-Mail: [email protected]
Z. Allg. Med. 2003; 79: 384–388. © Hippokrates Verlag in MVS Medizinverlage Stuttgart GmbH & Co. KG, Stuttgart 2003
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