Von der Mythologie zum modernen Weltbild der

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Von der Mythologie zum
modernen Weltbild der
Astronomie
Max Camenzind
Senioren-Universität
Würzburg 24-11-09
Aktuell …Wasser auf dem Mond
Krater-Landschaft auf dem Mond [NASA]
Mond-Kamikaze –
In Wasser investieren
Inhalt
• Himmelsbeobachtungen in der Bronzezeit
• Die Welt der Griechen – helioznetrisches
Weltbild, Almagest – der erste Sternkatalog
• Astronomie der Renaissance
• Das 18. Jahrhundert: Newton
• Das 19. Jahrhundert: die ersten Refraktoren
• Das 20. Jahrhundert: Vorstoss ins All
• Das 21. Jahrhundert: junger Kosmos,
Planeten und Leben
W a s is t A s tro no m ie ?
• Die Astronomie, Himmelskunde (oder
Sternkunde) ist die Wissenschaft von
der räumlichen Anordnung, der
Bewegung und der physikalischen
Beschaffenheit der Himmelskörper
und des gesamten Universums.
• Astronomie ist heute Kosmologie, die
Lehre von Aufbau und Entwicklung des
Universums  Anfang mythologisch !
Einige Historische Marksteine
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Anfänge in China im 3. Jahrtausend v.Chr. mit Beobachtungen von
Kometen und Sonnenfinsternis.
Die Inder und Babylonier berechneten 2000 v.Chr. die wichtigsten
Himmelserscheinungen.
Die Griechen entwickelten im 5. Jahrhundert v.Chr die Astronomie
zur Wissenschaft. Ptolemäus faßte 130 n.Chr. das astronomische
Wissen des Altertums zum geozentrischen Weltbild zusammen.
Dieses Weltbild hat im Abendland bis ins 15. Jahrhundert
Gültigkeit!
Nikolaus Kopernikus (1473-1545) entwickelt im 16. Jahrhundert das
heliozentrische Weltbild.
Tycho Brahe (1571-1630), Johannes Kepler und Galileo Galilei (15641642) belegen mit ihren Forschungen dieses Weltbild.
Isaac Newton (1643-1727) liefert mit seiner Theorie der Gravitation
die himmels-mechanische Begründung für die Bewegung der
Gestirne. Bis in das 17. Jahrhundert war fast ausschließlich das
Sonnensystem Gegenstand der Astronomie.
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts kennt man das System der
Fixsterne, das Milchstraßensystem (F. Wilhelm Herschel (1738-1822)).
Im 20. Jahrhundert ist man in der astronomischen Forschung, nicht
zuletzt mit Hilfe der Raumfahrt, bis zu den Grenzen des Weltalls
vorgestoßen.
Grundlagen der Astrophysik
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Joseph von Fraunhofer (1787-1826): Der Physiker stellte als erster
große Objektive für Fernrohre sowie Beugungsgitter her.
 die nach ihm benannten Fraunhofernschen Linien
(Absorptionslinien) im Sonnenspektrum.
Robert Wilhelm Bunsen (1811-1899), Chemiker und Gustav Robert
Kirchhoff (1824-1887) Physiker entwickelten die Spektralanalyse und
schufen damit die Grundlage der Astrophysik.
Ejnar Hertzsprung (1873-1967) und Henry Norris Russel (1877-1957),
beide Astrophysiker, erarbeiten das Hertzsprung-Russel-Diagramm,
das die Beziehung zwischen Leuchtkraft (Helligkeit) und
Spektralklasse (Temperatur und Farbe) der Fixsterne nachweist.
Edwin Powell Hubble (1899-1953): Der Astronom und Astrophysiker
löste die Randpartien des Andromedanebel in Einzelsterne auf und
erkannte somit, dass die bisher als Spiralnebel bezeichneten Galaxien
selbständige Sternsysteme sind. Außerdem entdeckte Hubble in den
Spektren der Galaxien eine Rotverschiebung proportional zu ihrer
Entfernung, was als Expansion des Weltalls gedeutet wird. Die
Beziehung zwischen Entfernung und Fluchtgeschwindigkeit der
Galaxien infolge dieser Expansion nennt man den Hubble-Effekt.
Albert Einstein (1879-1955) stellte 1905 die spezielle, 1915 die
allgemeine Relativitätstheorie auf. Die Arbeit Einsteins hatte enormen
Einfluß auf die Wissenschaft des 20. Jahrhunderts, insbesondere seine
Relativitätstheorien, auf die Astronomie und Kosmologie.
Erste Himmelsbeobachtungen
Sonnenobservatorium Goseck
sog. Kreisgrabenanlage
Sonnenobservatorium Goseck
• Die Kreisgrabenanlage liegt auf einem Plateau
oberhalb des Saaletals und besteht aus einem
deutlich erkennbaren, annähernd kreisrunden
Ringgraben von etwa 71 m Durchmesser. Es
konnte ein flacher Erdwall rund um den Graben
nachgewiesen werden. Die Anlage hat drei
grabengesäumte Zugangswege, die nach Norden,
Südwesten und Südosten ausgerichtet sind. Im
Inneren befinden sich Spuren zweier
konzentrischer Palisaden (ca. 56 und 49 m
Durchmesser) mit gleich ausgerichteten, zum
Zentrum hin schmaler werdenden Toren.
Sonnenobservatorium
Goseck –
Ringgraben an SW Seite
Sonnenobservatorium
Goseck – SW Seite
Sonnenobservatorium
Goseck - Interpretation
Meridian
4800 v.Chr.
• Nach Untersuchungen des Astroarchäologen
Wolfhard Schlosser vom Astronomischen Institut
der Ruhr-Universität Bochum, der früher schon
die Himmelsscheibe von Nebra interpretiert hatte,
sind die beiden südlichen Tore und Zugangswege
vom Mittelpunkt der Anlage aus gesehen mit einer
Genauigkeit von drei bis vier Tagen auf den
Sonnenaufgang und -untergang zur
Wintersonnenwende um 4800 v. Chr.
ausgerichtet, das nördliche Tor weist annähernd
genau auf den astronomischen Meridian, also
nach Norden. Dass es sich um ein Observatorium
zur Bestimmung der Wintersonnenwende handelt,
gilt daher als wahrscheinlich.
Die Sonnenbahn
Himmelsscheibe von
Nebra ~ 2000 v. Chr.
Himmelsscheibe von Nebra
Hier ein Bild aus der Wikipedia,
wo Sie viel über Fundgeschichte,
Alter und Interpretation finden:
Material: Bronze und Gold
Herstellungszeit ca. 2100 bis
1700 v. Chr.
Vergraben ca. 1600 v. Chr.
Gefunden bei Raubgrabung 1999
Am 9.10.2008:
Münze und Briefmarke mit dem
Abbild erschienen…
Scheibendurchmesser: 32 cm, maximale Dicke: 4,5 mm
Nebra Museum
Wangen (Sachsen-Anhalt)
Zur Geschichte
der Astronomie
2500 – 2000 v. Chr.
Stonehenge
Stonehenge
• Erbaut wurde Stonehenge, diese weltberühmte Anordnung
von Megalithen, ab etwa 2200 vor Christus.
Wahrscheinlich existierte an gleicher Stelle schon vorher
ein Heiligtum der Megalithkultur. Über die genaue
Bedeutung, die Riten und Feste denen es diente, weiß man
nur wenig.
Seit dem frühen achtzehnten Jahrhundert weiß man, dass
die Achse des Kreises aus Sarsensteinen etwa auf einen
Punkt weist, von dem aus ein Beobachter im Zentrum von
Stonehenge den Sonnenaufgang am längsten Tag des
Jahres in seiner am Horizont am weitesten nördlich
liegenden Stellung sehen konnte. Der Eingang wurde
ebenfalls während der Zeit der Benutzung von Stonehenge
geringfügig neu ausgerichtet, um astronomische
Veränderungen des Sonnenaufgangs zur Zeit der
Sommersonnenwende über Jahrhunderte hin zu
kompensieren...
Stonehenge - Symbol oder
Beobachtungsinstrument?
• Untersuchungen anderer Steinkreise in Großbritannien
sowie in Stonehenge selbst zeigten jedoch, dass die
meisten dieser Ausrichtungen rein zufälliger Natur sind
und von den Menschen der Jungsteinzeit und Bronzezeit,
die diese Steine aufrichteten, nicht beabsichtigt waren.
Ausrichtungen hatten ihrer Absicht nach eher
Symbolgehalt als wissenschaftliche Grundlage, obwohl sie
in vielen Fällen ganz allgemein mit der Richtung des
Sonnenaufgangs und -untergangs verbunden waren. Der
Gebrauch von Stonehenge als astronomische
Beobachtungsstätte der vorgeschichtlichen Zeit wird
weiterhin eine Sache der Mutmaßung bleiben.
Archäologische Funde stützen diese Behauptung nicht.
Astronomie der Griechen
Die Erde als Scheibe
• Das Bild der Erde als Scheibe war in frühen
Kulturen, zum Beispiel bei den alten Ägyptern vor
Tausenden von Jahren, verbreitet. In ihrer
Vorstellung bestand die Erde aus drei Ebenen: In
der Unterwelt befanden sich die Verstorbenen, in
der Mitte lebten die Menschen des "Diesseits" darüber lag der himmlische "Ort der Götter". Die
Menschen damals fürchteten, dass man vom
"Ende der Welt" aus in die Unterwelt stürzen
könnte. Durch Beobachtungen der Erde und des
Alls glaubten aber mit der Zeit immer weniger
Menschen an das scheibenförmige Modell der
Erde.
C. Flammarion
1842-1925
Sicht des 15. Jh.
Scheinbare Magnitude
Im alten Griechenland wurden die Sterne in sechs
Klassen aufgeteilt; die hellsten in Klasse 1, die
schwächsten noch von Auge sichtbaren Sterne
gehörten in Klasse 6 (Almagest von Ptolemäus).
Aus der Biologie: fast jede Sinnesempfindung des
Menschen ist dem Logarithmus des Reizes
proportional (Weber-Fechner-Gesetz)
 f1 
m 1 − m 2 = −2 , 5 l o g1 0 
 f2 
Für Stern 2 einen
Standard wählen
f: Energiefluss der Sterne 1 und 2
m: scheinbare Helligkeit auf der Erde der Sterne 1 & 2
Hellere Sterne haben einen kleineren
scheinbaren Magnitudenwert.
Absolute Magnitude - Distanzmodul
S c heinba re M a g nitude m gibt an, wie
hell ein Stern dem Beobachter auf der Erde
erscheint.
Energiefluss f, der auf der Erde ankommt, hängt von der
intrinsischen Helligkeit und der Entfernung des Sterns ab.
 D 2
f =  F
d 
A bs o lute M a g nitude M ist die scheinbare Magnitude m
bei einer vorgegeben Entfernung von 10 pc
f
m − M = −2, 5 l o g1 0
F

 d 
 = 5 l o g

1 0p c 

Helligkeitssysteme
• im optischen  “Standardbänder”: UBVRI (Ultraviolett,
Blau, Visuell, Rot, Infrarot), danach JHKLM
D urc hlä s s ig k eit des Filters a ls Funk tio n der W ellenlä ng e
w erden von vielen T eles k open/I ns trum enten
repro duziert;
a ber a uc h a ndere S ytem e g ebrä uc hlic h
Unser Heimat-Stern - die Sonne
Mittlere Distanz: 149’597’870 km = 1AE
Radius: 695’700 km= 1R
Masse: 1,988 x 1030 kg = 1 M
Leuchtkraft: 3,846 x 1026 W
Alter: 4,6 Mia. Jahre
Absolute Helligkeit: +4,83 mag
Scheinbare Helligkeit: -26,74 mag
Effektivtemperatur: 5770 K
Kerntemperatur: 1,57 ·107 K
Griechen:
Alle Körper
bewegen sich
auf
Kreisbahnen
um die Erde
Das Brahesche
Weltbild in einer
Darstellung von 1661
Geometrische Grundannahmen über die
Bewegungen der Himmelskörper
1. Die Planeten und Gestirne bewegen sich auf
konzentrischen Kugeln.
2. Die Erde bleibt als Ruhepunkt im
Zentrum (geozentrisches Weltsystem).
3. Die Bahnen der Himmelskörper sind Kreise
(oder zusammengesetzte Kreisbewegungen).
4. Die Geschwindigkeiten dieser
Kreisbewegungen sind gleichförmig.
Es traten allerdings zwei Anomalien auf:
1. Die Geschwindigkeit der Planeten sind nicht
gleichförmig, so läuft z. B. der Mond durch
täglichen Winkel, die sich von 10° bis 14°
variieren.
2. Die Laufrichtungen der Planeten ändern sich
gelegentlich durch gewisse
Rückkehrbewegungen. Die Griechen haben
erkannt, dass dieses Phänomen von der Lage
relativ zur Sonne abhängig ist.
Die Rückkehrbewegung des Mars
Epizykel-Bewegungen
des Ptolemäus
Ptolemäus
Aristarch von Samos
(310 – 230 v. Chr.)
Kopernikus (1473-1543)
Wie
Kopernikus die
Rückkehrbewegungen
erklärte
Das Paradigma der
klassischen Astronomie
• Aus heutiger Sicht wissen wir natürlich, dass
die Voraussetzungen der griechischen
Astronomie grundsätzlich verkehrt waren.
• Anstatt jedoch ihre Grundannahmen
preiszugeben, haben spätere griechische
Astronomen neue mathematische Hilfsmittel
entwickelt, die ihnen ermöglichten, diese
Schwierigkeiten zu beseitigen.
Thomas Kuhn: Die Struktur
wissenschaftlicher Revolutionen
• Kuhn beschreibt solche konservative
Tendenzen als typisch in der Geschichte der
Naturwissenschaften.
• Er hebt dabei die Wichtigkeit von Paradigmen
(was man später als Modelle verstehen wird)
für den normalen Forschungsbetrieb hervor.
• Kuhn betont deren Rolle für die Stabilität der
Wissenschaft.
• Das Jahr 2009 ist das Internationale Jahr
der Astronomie. Anlass ist das 400-jährige
Jubiläum von zwei Ereignissen, die die
moderne Astronomie begründet haben:
 Im Jahr 1609 nutzte Galileo Galilei
zum ersten Mal ein Fernrohr zur
Himmelsbetrachtung
•  Im selben Jahr veröffentlichte
Johannes Kepler sein Buch "Astronomia
Nova", in dem er grundlegende Gesetze der
Planetenbewegung aufzeigte.
Die ersten Refraktoren
Kepler Fernrohr
Galilei Fernrohr
Galilei´s
Teleskop
Galileo Galilei
* 15. Februar 1564 in Pisa;  1592-1610 Padua;
† 8. Januar 1642 in Arcetri bei Florenz
• Teleskope  neue
Erkenntnisse:
• Struktur der
Mondoberfläche
• Sonne hat Flecken (!)
• Venus zeigt Phasen
• Jupiter hat Monde
• Milchstraße aus Sternen
Mondkrater
Aristarchos
Bild: NASA
Sidereus
Nuncius
(Sternenbote)
1610
Autor: Galileo
Galilei
Die erste Publikation
von Daten,
die mit Teleskopen
erfasst worden sind.
Sonnenflecken:
Illustration
von
Attanasius
Kircher
(1664)
Die Sonne vom 7.6.1992
Die Sonne
am
19.11.2009
Solarer Fleck
Sonnenzyklus Butterfly-Diagramm
400 Jahre Sonnenflecken
Aktivitäts-Vorhersage
Venus
Phasen
Die Phasen der Venus
von der Erde aus gesehen.
Nur mit dem Fernrohr erkennt
man, dass Venus Phasen wie
der Mond zeigt.
Wir sehen sie als große,
schmale Sichel, wenn sie
zwischen Erde und Sonne
steht, und als kleine, wenn sie
jenseits der Sonne steht.
Venus Phasen (Amateur)
Die Galileischen Monde
Die Galileischen Monde
(v. l. n. r.: Io, Europa, Ganymed und Kallisto)
Das neu Weltbild in der Kunst
Die zwei neuen Systeme
werden „abgewagt“
Observatorium Stjerneborg
unweit von Uranienborg
Tycho de Brahe
der Beobachter
ohne Fernrohr
1546-1601
Stjerneborg heute
Tycho Brahes Mauerquadrant
Tycho Brahe in Hamburg Wandsbek
Tychos Supernova von 1572
430 Jahre später (Calar Alto)
Tycho Brahe und Kepler in Prag
• Nach dem Tode von Frederick II. zankte sich
Tycho Brahe mit dem dänischen Hof
• 1597 verließ er die Insel Hven
• 1599 wurde er Hofmathematiker in Prag
• 1600 kam Kepler dorthin als sein Assistent
• Brahe starb am 22. Oktober 1601
• Zwei Tage später wurde Kepler zu seinem
Nachfolger ernannt.
Prag 1600
Kepler publiziert 1627 Tychos Daten
Johannes
Kepler,
1571-1630:
Platonist und
Astronom
* Weil der Stadt
Keplers Wohnhaus in Linz
Das Kepler Museum
in Weil der Stadt
Mathematiklehrer in Graz
• Ähnlich wie bei Kopernikus war Astronomie nur
eines der vielen Interessen Keplers.
• 1591 erwarb er den Magistertitel, danach studierte er
Theologie.
• Aber im dritten und letzten Jahr seines Studiums starb
der Mathematiklehrer an der lutheranischen Schule in
Graz.
• Kepler bekam im April 1594 mit 22 Jahren die Stelle
und damit fing seine einmalige Karriere als
Mathematiker und Naturwissenschaftler an.
• Er musste Rhetorik und Vergil neben Arithmetik
lehren.
• Im folgenden Jahr erregte er Aufsehen durch
einen Kalender, in dem er für das Jahr 1595
bitter kaltes Wetter, Unruhe unter den
Bauern und den Angriff der Türkei in
Europa vorhersagte.
• Alle drei Aussagen gingen in Erfüllung.
• Kepler selbst war ein eher skeptischer
Astrologe, trotzdem stellte er Kalender für
die nächsten fünf Jahre her.
• Außerdem verfasste er mindesten 800
Horoskope.
• Diese Tätigkeit gehörte natürlich zu seinem
späteren Beruf als Hofmathematiker in Prag.
Keplers eigenes Horoskop
• Interessanterweise rechnete er sein eigenes
Horoskop öfters aus
• Dafür benutzte er für die genaue Zeit seiner
Empfängnis den Wert: 4 Uhr 37 Minuten in
der Nacht vom 16. Mai 1571.
• Diese Angaben sind amüsant, denn die
Hochzeit seiner Eltern fand einen Tag vorher
statt und Kepler wurde nur sieben Monate
später geboren.
Erster Besuch bei Tycho in Prag
• Januar 1600 ging er nach Prag um Tycho
Brahe aufzusuchen, der damals frisch auf
Schloss Benatky eingezogen war.
• Brahe nahm ihn zwar auf, aber behandelte
Kepler wie ein Anfänger, so dass er schon im
Mai nach Graz zurückkehrte.
• Dennoch war dieser Aufenthalt von
entscheidender Bedeutung für seine
zukünftigen Arbeiten.
Tychos „Schatzkammer“
• Er erkannte, dass Brahe im Besitz vieler
ganz präziser astronomischer
Beobachtungen war.
• Nach Keplers Meinung war er aber nicht in
der Lage dieselben auszuarbeiten.
• Denn das erforderte außerordentliche
mathematische Begabung und natürlich
sehr viel Sitzfleisch dazu.
• In Graz fing Kepler an die Bahn vom Mars
auszurechnen, er bekam aber keine Ruhe
• Im August 1600 musste er sich einer Kommission
stellen und kurz danach wurde er, wie auch 60 andere
Protestanten, aus Graz ausgewiesen.
• Nach vielen vergeblichen Versuchen Arbeit zu
finden, musste er sich im Okt. 1600 wieder bei Tycho
anmelden.
• Dieser war diesmal froh ihn zu sehen, denn er hatte
gerade seinen Chefassistenten Longmontanus
verloren.
Astronomia
Nova (1609)
Neue, ursächlich begründete
Astronomie oder Physik des
Himmels.
Dargestellt in Untersuchungen über
die Bewegungen des Sternes Mars.
Aufgrund der Beobachtungen des
Edelmannes Tycho Brahe.
Auf Geheiß und Kosten Rudolphs
II. Römischer Kaiser …
In mehrjährigem, beharrlichem
Studium ausgearbeitet zu Prag
von Sr. Heil. Kais. Maj.
Mathematiker Johannes Kepler.
Die Planetenbahnen sind Ellipsen
• Nach einem
vieljährigen Kampf
mit der Marsbahn,
überzeugte sich Kepler
die alte Kreislehre
aufzugeben.
• Die Planeten bewegen
sich um Ellipsen, wo
die Sonne sich in
einem Brennpunkt
befindet.
Die 3 Keplerschen Gesetze
der Planetenbewegung
Keplers Kampf mit der Marsbahn
• Die Ergebnisse von Keplers Berechnung der
Marsbahn und seine ersten beiden Gesetze
erschienen 1609 in seinem berühmten
Astronomia Nova
• Nach vier Jahren intensivster Arbeit mit
dem Marsproblem hatte Kepler im Jahre
1605 schon 51 Kapitel dieses Buches
verfasst.
• Er war aber immer noch nicht damit
zufrieden, denn er konnte sich nicht davon
überzeugen, dass die Bahn eine echte
Ellipse bildet
Aus Astronomia Nova, Kapitel 58
„Ich wurde fast verrückt . . . ich konnte
nicht verstehen, weswegen der Planet eine
elliptische Bahn bevorzugt. Auf Grund
physikalischer Prinzipien, die mit
Erfahrungen übereinstimmen, blieb keine
Figur für die Bahn der Planeten außer einer
vollkommenen Ellipse übrig.“
• Dabei hatte er noch Glück, dass die
Exzentrizität der Marsbahn viel größer ist
als bei den anderen Planeten
• Er wäre nie auf die Ellipsenbahn
gekommen, wenn er eine andere PlanetenBahn berechnet hätte!
Die ersten zwei Keplerschen Gesetze
• Er stellte sein erstes Gesetz auf:
Die Planeten bewegen sich auf Ellipsen, in
deren Brennpunkt die Sonne steht
• Da er sich nicht von Anfang an damit
abfinden konnte, fand er das zweite Gesetz
vor dem ersten:
Der „Radiusvektor“ (der Strahl SonnePlanet) überstreicht in gleichen Zeiten
gleiche Flächen
Johannes Kepler veröffentlichte zu Beginn des
17. Jahrhunderts in seinen Werken
"Astronomia Nova" (Neue Astronomie) und
"Harmonices Mundi" (Weltharmonik) die Gesetze
der Planetenbewegung.
Sie stellen die erste wissenschaftlich korrekte
Beschreibung der Planeten-Bewegung dar.
Als Basis für Keplers Berechnungen dienten die
Beobachtungsergebnisse des dänischen Astronomen
Tycho Brahe.
Noch heute navigieren Raumsonden im Prinzip nach
diesen elementaren Lehrsätzen.
Astronomie ohne Fernrohr
• Durch Keplers geniale Leistungen haben
Brahes Arbeiten zur beobachtenden
Astronomie die neue Kosmologie
entscheidend gefördert
• Die Ergebnisse Brahes rückten sehr nah an
die Grenze von dem, was man mit bloßem
Auge überhaupt bestimmen konnte
• Seine Methoden waren jedoch unmittelbar
nach der Veröffentlichung von Galileis
Siderius Nuncius (1610) überholt.
1. Gesetz von der Gestalt der Bahn
Die Planeten bewegen sich auf Ellipsen in
deren einem Brennpunkt die Sonne steht.
Wie bei jeder Ellipse gilt, dass die Summe aus
den Entfernungen des Planeten
zu den Brennpunkten gleich dem großen
Durchmesser der Ellipse ist.
Der Unterschied zwischen der großen und der
kleinen Achse ist für die meisten Planeten fast 0.
Die Ellipse
Großer Durchmesser
Entfernung zum
Brennpunkt = R2
Entfernung zum
Brennpunkt = R1
R1 + R2 = Großer Durchmesser 2a
2. Flächensatz
Die von der Sonne zum Planeten gezogene
Verbindungslinie überstreicht in gleichen
Zeiten gleiche Flächen.
Aus dem Energieerhaltungssatz folgt:
Je näher der Planet der Sonne ist, desto geringer
ist seine potenzielle Energie – also desto höher
ist seine kinetische Energie und damit seine
Geschwindigkeit.
Der Flächensatz
langsam
schnell
3. Gesetz der Umlaufzeiten
Das Verhältnis aus den 3. Potenzen der
großen Halbachsen und den Quadraten der
Umlaufzeiten ist für alle Planeten konstant.
T1
T2
a1
a2
(a1 / a2)3 = (T1 / T2)2
 T2/a3 = C = Konstante für jedes Sternsystem
Bahnelemente des Sonnensystems
Bahnelemente der 8 Planeten
Planet
HalbExzen- Bahn- Inklina- Mittlere
achse a trizität e Periode tion i
Geschw
Merkur
Venus
Erde
Mars
Jupiter
Saturn
Uranus
Neptun
0,387
0,723
1,0 AE
1,523
5,203
9,537
19,191
30,068
0,205
0,006
0,0167
0,093
0,048
0,054
0,047
0,0085
0,2048
0,6152
1,0 a
1,8808
11,863
29,447
84,02
164,79
7,005 °
3,39 °
0,00005
1,850 °
1,305 °
2,484 °
0,777 °
1,769 °
47,8
35,02
29,78
24,13
13,07
9,672
6,835
5,478
Bahnelemente Zwergplaneten
Ein Himmelskörper ist ein Planet, wenn er …
sich auf einer Bahn um die Sonne befindet
 eine ausreichende Masse hat (Eigengravitation)
 die Umgebung seiner Bahn bereinigt hat.
ZwergPlanet
Halb- Exzen- Bahn- Inklina- Mittlere
achse a trizität e Periode tion i
Geschw
Ceres
Pluto
Humaea
Makemake
Eris
2,766
39,499
43,342
45,660
68,146
0,078
0,248
0,189
0,156
0,432
4,601
248,246
285,3 a
308,54
562,55
10,58 °
17,16 °
28,19 °
28,99 °
43,74 °
17,88
4,75
4,52
4,40
3,43
Abstimmung über Planeten 2006
1627
Keplers Welt
Die Keplerschen Gesetze gelten für jedes
Planetensystem (z.B. Erde-Mond), aber
auch für Doppelsternsysteme.
Allerdings erklärte Kepler nur, wie sich die
Planeten bewegen, nicht aber warum.
Erst Newton (17. Jh.) konnte durch sein
Gravitationsgesetz zeigen, welche Kraft für
die Planetenbewegung verantwortlich ist:
F = G (m1 •۬ m2) / r2
Newton’s
Gesetze der
Bewegung
erklären Kepler
I. Gesetz der Trägheit
II. F=ma
III. Aktio = Reaktio
Newtonsche Gesetze für 2
Massen in einer Kreisbahn
M1 > M2
Sei s = s1 + s2
und Mtot = M1+ M2
dann s1 = s M2/Mtot
M1* S1 = M2* S2
und s2 = s M1/Mtot
M1
S1
MassenSchwerpunkt
S2
M2
Die unbekannten
Objekte Kometen & Nebel
Ellipsenbahn
von Halley:
P = 76a 37d
a = 17,83 AE
e = 0,967
π = 0,586 AE
Kometen
- das
unbekannte
Wesen
Darstellung des
Halleyschen
Kometen
auf dem Teppich
von Bayeux
(um 1070)
Isaac Newton & Kometen
• der englische
Wissenschaftler
Isaac Newton zeigte im
17. Jahrhundert, dass
die Bewegungen der
Kometen den gleichen
Gesetzen gehorchen,
denen die Planeten in
ihren Umlaufbahnen
folgen.
Hauptmenü
Das 19. Jahrhundert
Fotoplatte & Spektroskopie
Bruce Refraktor der LSW
Königstuhl (1898)
Spektroskopie zieht in Astronomie ein
• 1802: William Hyde Wollaston entdeckt 7 dunkle Linien im
Sonnenspektrum
• 1814: Joseph von Fraunhofer entdeckt und katalogisiert
tausende Absorptionslinien
• 1859: Gustav Kirchhoff und Robert Bunsen erklären Linien
(Spektralanalyse)  „Geburtstunde der Astrophysik“
• 1868: Norman Lockyer und Jules Janssen entdecken
unbekannte Spektrallinie  Helium!
• 1887/1888: Henry Rowland veröffentlicht „Preliminary
Table of Solar Spectrum Wavelengths“  lange Zeit
Standardwerk
• 1908: G.E. Hale zeigt mit Zeeman Effekt, das
Sonnenflecken Zentren starker Magnetfelder sind
Gustav Kirchhoff 1824-1887
Sonnenspektrum (5700 K)
Fraunhofer Absorptions-Linien
Das Sonnenspektrum
Spektrum der Wega (10000 K)
Jeder Stern hat ein charakteristisches Spektrum,
hängt von der Temperatur der Oberfläche ab.
 Spektralklassen der Sterne: O, B, A, F, G, K, M, L, T.
Schröder Refraktor (1874)
Im Argelanderturm in Bonn bis 1954  heute Hoher List in der Eiffel
• Argelander war einer der
großen Astronomen des
19.Jahrhunderts. In dieser
Zeit wurden astronom.
Beobachtungen visuell
durchgeführt. Argelander
entwickelte grundlegende
Beobachtungstechniken
und wendete sie auf
verschiedene astron.
Probleme an.
• Mit der "Bonner
Durchmusterung"
entwickelte Argelander
eine besonders effektive
Methode, um den
gesamten nördlichen
Sternhimmel zu erfassen
und schuf die erste
systematische Erfassung
des Sternhimmels der
Neuzeit.
Bonner & Cordoba
Durchmusterung
Grundlagen
des 20. Jahrhunderts
Hubble: Universum expandiert
Spezielle Relativitätstheorie (Einstein 1905)
Kein absoluter Raum, keine absolute Zeit
und kein 'lichttragender Äther'
• die SRT ersetzt die 'alte' Vorschrift für die Transformation
der Maßstäbe durch die neue 'Lorentz-Transformation'
• dies lag nach den Maxwellschen Gleichungen, den Versuchen
von Michelson zum 'Äther' und den gleichzeitigen Theorien
von Hendrik Lorentz, Henri Poincaré und anderen 'in der Luft'.
• die SRT verwirft den absoluten Raum und die absolute Zeit
Newtons und damit auch - im Gegensatz zu Lorentz –
den 'lichttragenden Äther'
• ihre unerhörten Konsequenzen für Raum und Zeit wurden von
keinem ungezählter Präzisionsexperimente widerlegt.
'Die Gesetze der Physik müssen so beschaffen sein, dass sie in Bezug auf
beliebig bewegte Bezugssysteme gelten'
Die Grundlagen der Allgemeinen Relativitätstheorie, Annalen der Physik 49 (1916) 769
Rik – 1/2 R gik (– Λ gik) = 8π G/c4 Tik
'Materie erzeugt Krümmung der Raumzeit, und Krümmung
bestimmt die Bewegung der Materie' (John Wheeler)
• … entdeckte Cepheiden in
der Andromeda Galaxie.
• Daraus berechnete er die
Distanz zu Andromeda
Galaxie:
 2 Millionen Lichtjahre
 war damit außerhalb der
Galaxis
• Er entwickelte eine
Klassifikation für
Galaxien
 Hubble Typen
• … entdeckte die
Expansion des
Universums
• Weltraumteleskop nach
ihm benannt.
Edwin Hubble
(1889-1953)
Universum
expandiert
Hubble
1929
Millikan, Lemaître, Einstein
Tiefer Blick ins Universum
Hubble Ultra-Deep Field
Hipparcos Katalog der Sterne
• Der Hipparcos-Katalog wurde aus Daten des
astrometrischen Satelliten Hipparcos der Europäischen
Weltraumorganisation ESA zusammengestellt, der
zwischen 1989 und 1993 im Einsatz war. Der Katalog
wurde 1997 veröffentlicht und enthält 118.218 Sterne in
bisher einmaliger Präzision - durchschnittlich ±0,003".
Er ist auch wegen seiner Parallaxenmessungen interessant,
die um einiges akkurater sind als von Observatorien am
Boden vorgenommene, und wegen der Messungen von
Radialgeschwindigkeiten.
• Neben diesen sehr genauen Messungen kartografierte der
Satellit noch eine Vielzahl weiterer Sterne mit etwas
geringerer Genauigkeit. Diese beiden Tycho-Kataloge,
Tycho und Tycho 2, enthalten 1 bzw. 2 Millionen
Sterne mit 0,03" Genauigkeit.
Die Entdeckung der 3K-Hintergrundstrahlung
1964 entdeckten die beiden Radio Ingenieure Arno Penzias und Robert
Wilson bei der Eichung einer Antenne ein Strahlungssignal im
Mikrowellenlängenbereich (λ = 7,15 cm)
Da dieses Signal keine periodischen Schwankungen zeigte und aus allen
Richtungen in gleicher Stärke kam, schien es kosmischen Ursprungs zu
sein.
(beide erhielten später
den Nobelpreis für
ihre Entdeckung)
Steinheimer, Stiele, Lorenz
124
Die CMB Missionen
• COBE (Cosmic Background Explorer):
– 1989-1993
– Bestimmung der Schwarzkörper-Temperatur des CMB:
T = 2,728±0,002 K
– Entdeckung von Anisotropien
Steinheimer, Stiele, Lorenz
125
Die CMB Missionen
• WMAP (Wilkinson Microwave Anisotropy Probe):
– 2001-2007
– feste Position gegenüber Sonne und Erde
(Lagrange-Punkt L2)
– Radius der Umlaufbahn: vierfacher Abstand Erde-Mond
– Beobachtung der gesamten Himmelssphäre: 6 Monate
– Auflösung: 13 arcmin
– genaue Vermessung der Anisotropien
– erste Polarisationsmessungen
Steinheimer, Stiele, Lorenz
126
WMAP
Karte
WMAP Anisotropien
Winkelskala
Die CMB Missionen
• Planck:
– ESA-Satellit
– Start: 14. Mai 2009
– Messung der
Anisotropien für Winkel
größer 5-8 arcmin,
mit einer
Genauigkeit von 2
Mikro-Kelvin!
 Vermessung der
Polarisation in der
Hintergrundstrahlung.
Steinheimer, Stiele, Lorenz
129
Planck: September 2009
Unser
Universum
besteht aus
Baryonen,
Dunkler Materie
&
Dunkler Energie
(seit 1998)
Das Urknall-Modell
Zusammenfassung
• Vorstellung über Universum entwickelt
sich von Scheibenvorstellung zu
geozentrischem, dann heliozentrischem
und schliesslich homogenem Universum.
• Erst Hubble konnte 1929 zeigen: das
Universum hat kein Zentrum – das
Universum der Galaxien expandiert.
• Theoretisch von Lemaitre bereits 1927
vorhergesagt ( Einstein-Theorie).
• Heute wissen wir: das Universum
expandiert sogar beschleunigt.
 Urknall Modell des Universums.
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