Reden ist Gold – Schweigen ist gefährlich Suizidprävention 22. September 2014 Prof. Dr. med. Urs Hepp Chefarzt EPD Psychiatrische Dienste Aargau AG Suizidprävention Einleitung – Zahlen und Fakten zu Suizid Risikofaktoren Mythen und Vorurteile 5-Säulen Modell der Suizidprävention Seite 2 Suizidprävention Einleitung – Zahlen und Fakten zu Suizid Risikofaktoren Mythen und Vorurteile 5-Säulen Modell der Suizidprävention Seite 3 Suizidprävention 1000 Suizide pro Jahr in der Schweiz 5 Airbus A330 Seite 4 Suizidprävention 3-4 Menschen sterben pro Tag in der Schweiz durch Suizid Seite 5 Suizidprävention Suizidraten im internationalen Vergleich 30.0 Suicide rate per 100,000 individuals 25.0 20.0 15.0 10.0 5.0 0.0 Quelle: Värnik P. Suicide in the world. Int J Environ Res Public Health. 2012;9:760-71. Seite 6 Suizidprävention Suizid nach Alter und Geschlecht, 2001 - 2010 130.0 120.0 Suizidrate (pro 100'000 Einwohner) 110.0 100.0 90.0 80.0 70.0 Männer Männer o. EXIT Frauen Frauen o. EXIT 60.0 50.0 40.0 30.0 20.0 10.0 0.0 Alter Quelle: www.fssz.ch Seite 7 Suizidprävention Suizidraten in Der Schweiz 1880-2010 Quelle: www.fssz.ch Seite 8 Suizidprävention Suizidraten in Der Schweiz 1880-2010 Quelle: www.fssz.ch Seite 9 Suizidprävention Zahlen und Fakten 50% haben Suizidgedanken 10% machen Suizidversuche 1% sterben durch Suizid 90% aller Menschen, die durch Suizid sterben, haben eine psychische Störung Die meisten Suizide geschehen impulsiv Seite 10 Suizidprävention Einleitung – Zahlen und Fakten zu Suizid Risikofaktoren Mythen und Vorurteile 5-Säulen Modell der Suizidprävention Seite 11 Suizidprävention Das Problem mit den Risikofaktoren Soziodemographisch Männliches Geschlecht Alter Nicht verheiratet Psychiatrisch Psychische Erkrankungen Frühere Suizidversuche Vorangegangene stationäre Behandlung Life Events Krisen (Trennung/ Scheidung/ Jobverlust etc.) Seite 12 Suizidprävention Das Problem mit den Risikofaktoren Nicht beeinflussbar Psychiatrisch Psychische Erkrankungen Psychische Erkrankungen häufig – Suizide selten Frühere Suizidversuche 90% nach SV kein Suizid Soziodemographisch Männliches Geschlecht Alter Nicht verheiratet Vorangegangene stationäre Behandlung Vorhersage schwierig Life Events Krisen (Trennung/ Scheidung/ Jobverlust etc.) Der Prävention kaum zugänglich Seite 13 Suizidprävention Wir wissen viel über Risikofaktoren ABER Im Einzelfall können wir Suizide kaum vorhersagen Seite 14 Suizidprävention Einleitung – Zahlen und Fakten zu Suizid Risikofaktoren Mythen und Vorurteile 5-Säulen Modell der Suizidprävention Seite 15 Suizidprävention „Wer sich suizidieren will, lässt sich nicht helfen“ Die Hälfte der Menschen die sich suizidieren, suchen im Monat vor dem Suizid den Hausarzt auf Die Häufigkeit von Hausarztbesuchen vor einem Suizid nimmt zu Meist wird in den Hausarztkonsultationen nicht über Suizidgedanken gesprochen → Die Menschen suchen Hilfe, wissen aber nicht wie ansprechen Seite 16 Suizidprävention „Wer sich suizidieren will, lässt sich nicht helfen“ Seite 17 Suizidprävention „Suizide sind von langer Hand geplant und lassen sich deshalb kaum verhindern“ Rund 2/3 der Patienten mit schweren Suizidversuchen treffen die Entscheidung innerhalb einer Stunde 20% der Suizidentscheide werden innerhalb von 5 Minuten getroffen → Suizide sind meist nicht geplant → Suizidale Phasen sind meist zeitlich begrenzt Seite 18 Suizidprävention „Suizide sind von langer Hand geplant und lassen sich deshalb kaum verhindern“ Seite 19 Suizidprävention „Suizidprävention macht keinen Sinn – Wer sich suizidieren will macht das ohnehin“ 9 von 10 Menschen die einen Suizidversuch machen sterben nicht durch Suizid Die meisten Menschen, die einen Suizidversuch machen, sind froh, überlebt zu haben (obwohl die zugrunde liegenden Probleme noch nicht gelöst sind) → Suizide geschehen meist aus einer momentanen Beurteilung → „Bilanzsuizide“ sind selten Seite 20 Suizidprävention „Suizidprävention macht keinen Sinn – Wer sich suizidieren will macht das ohnehin“ Seite 21 Suizidprävention „Den Zugang zu Suizidmethoden zu erschweren bringt nichts, dann macht man es halt auf eine andere Art“ Viele Menschen wissen, wie sie sich das Leben nehmen würden, wenn es soweit kommt (Klare Vorstellungen über Ort und Methode) Die meisten Menschen wechseln nicht auf eine andere Suizidmethode, wenn ihnen eine Methode nicht (mehr) zur Verfügung steht Es macht deshalb Sinn, den Zugang zu Suizidmethoden zu erschweren: Schusswaffen, Suizide durch Springen von Brücken, Eisenbahnsuizide, Medikamente Seite 22 Suizidprävention „Den Zugang zu Suizidmethoden zu erschweren bringt nichts, dann macht man es halt auf eine andere Art“ Seite 23 Suizidprävention „Jemanden, der suizidal ist, sollte man nicht ansprechen, weil er dadurch erst recht auf die Idee kommt“ Suizidgedanken sind häufig und den meisten Menschen nicht völlig fremd Depressive Menschen haben sehr oft Suizidgedanken, trauen sich aber nicht darüber zu reden Das Ansprechen wird niemanden erst auf die Idee bringen oder ihn/ sie „in den Suizid treiben“ Seite 24 Suizidprävention „Jemanden, der suizidal ist, sollte man nicht ansprechen, weil er dadurch erst recht auf die Idee kommt“ Seite 25 Suizidprävention Einleitung – Zahlen und Fakten zu Suizid Risikofaktoren Mythen und Vorurteile 5-Säulen Modell der Suizidprävention Seite 26 Suizidprävention – Die 5 Säulen der Suizidprävention Quelle: www.fssz.ch Seite 27 Suizidprävention Schusswaffensuizide Seite 28 Suizidprävention Eisenbahnsuizide Seite 29 Suizidprävention Suizide durch Springen Seite 30 Suizidprävention Suizide durch Überdosierung Seite 31 Suizidprävention Medienberichte Seite 32 Suizidprävention Kriseninterventions- und Triagezentrum kitz 056 462 28 50 Seite 33 Suizidprävention Fazit Vorhersage von Suiziden im Einzelfall schwierig Suizidale Menschen darf und soll man ansprechen Auf Hilfsangebote aufmerksam machen Suizidprävention muss auf ganz verschiedenen Ebenen erfolgen Seite 34 Reden ist Gold – Schweigen ist gefährlich Suizidprävention 22. September 2014 Prof. Dr. med. Urs Hepp Chefarzt EPD Psychiatrische Dienste Aargau AG