Praktische Ratschläge

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Aus einer Broschüre von 1946/47 (Riedel-Druck Gunzenhausen) Genehmigt: Allied Exped. Force Mil. Gov. Office Amberg
Selbstgebauter Tabak
Praktische Ratschläge
Tabak ist ein Naturerzeugnis und bedarf sorgfältiger Pflege und Behandlung während der
Wachstumszeit und bei der Aufbereitung nach der Ernte. Mit wenigen Worten will die Broschüre zeigen, auf was es ankommt, um ein brauchbares Resultat, also ein rauchbares Produkt zu erzielen.
1. Wahl der geeigneten Tabaksorte
Geudertheimer Tabak, der auch noch in schweren Böden und in weniger mildem Klima gedeiht.
In leichten Böden und wärmeren Lagen die Forchheimer Züchtung Virgin Gold A oder der
frühreife U-Stamm (alle rotblühend). In klimatisch weniger günstigen Gebieten ist die
gelbblühende Sorte Schwabacher FD besser geeignet.
2. Boden und seine Bearbeitung
Tabak im Garten nicht auf den nährstoff- und humusreichen Boden anbauen, da die Pflanzen
sich zu üppig entwickeln und zu spät oder überhaupt nicht reif werden. In ärmeren Böden zwingt
man die Pflanze unter Verzicht auf größere Massenerträge zu einer sogenannten Notreife. Lieber
auf die Masse, als auf reifes Erntegut verzichten!
3. Düngung
Es empfiehlt sich verrotteten Stallmist bereits im Herbst in den Boden einzuarbeiten, um leichte
Böden mit Humus zu versorgen.
4. Anzucht der Setzlinge
10. Fermentation
Die Entwicklung von der Aussaat bis zum Auspflanzen (zweite
Durch die Fermentation (Vergärung) erfährt der Tabak eine so
Hälfte Mai) dauert ungefähr 6 bis 7 Wochen. Ein Gramm
weitgehende Veränderung und Veredelung, dass er erst nach
Tabaksamen enthält ungefähr 10 bis 12 000 Körnchen. Nachdem die
Abschluss diese Prozesses zum rauchbaren, wohlschmeckenden
Pflänzchen etwa pfenniggroße Blättchen haben, werden sie in einem
Genussmittel wird.
Abstand von 5 cm pikiert.
Zu trockener Tabak
erwärmt sich nicht,
5. Verpflanzen und die Pflege des Tabaks
zu feuchter schimSobald die unteren Blätter 6 bis 8 cm lang sind, pflanzt man im
melt. Der fertig ferFreiland im Abstand von ungefähr 50 cm in der Reihe aus. Nach
mentierte Tabak
etwa 3 Wochen wird das erstemal angehäufelt, nach ungefähr 5
hat den feinen GeWochen ein zweites mal.
ruch von frisch
gebackenen Brot.
6. Schädlingsbekämpfung
Der Eigenbau ist
Im Jugendstadium kann der Tabak von verschiedenen Schädlingen
und bleibt letzten
wie Schnecken, Drahtwürmern, Erdraupen und Aaskäfern heimgeEndes ein Notbesucht werden, später Raupen.
helf.
7. Köpfen und Geizen
Sobald die ersten Blütenknospen sich
öffnen, werden die Tabakpflanzen geköpft,
d.h. die Gipfeltriebe entfernt. Damit wird
erreicht, dass die für die Samenbildung
bestimmten Nährstoffe der Ausbildung der
Blätter zugutekommen und so mehr
Erntegut erzeugt wird.
8. Ernte
Ein Tabakblatt ist reif, wenn sich auf der grünen Blattfläche helle,
durchscheinende Flecken bilden. Es verändert sich aber auch die
gesamte Farbtönung des Blattes, die von einem satten Grün
allmählich in eine hellgrüne bis hellgelbe Farbe übergeht. Lieber
etwas zu spät, also überreif, als zu früh zu ernten!
9. Trocknen
Sachgemäßes Trocknen ist die Voraussetzung für eine
richtige Fermentation und diese unbedingt notwendig zur
Erzeugung eines befriedigenden Genussartikels. Die
abgewelkten Blätter werden noch am Pflücktage auf
Schnüre aufgereiht und zum Trocknen aufgehängt. Der
Trocknungsverlauf muß langsam vonstatten gehen.
11. Beizen und Saucieren
Nur solche Blätter, die nach wiederholt angesetzter Fermentation den
einfachen Ansprüchen des Selbstversorgers noch nicht genügen,
unterzieht man einer weiteren künstlichen Behandlung. Das einfachste Mittel, um den Tabak seine Schärfe zu nehmen, besteht im
Auslaugen in kaltem Wasser.
Das folgende Rezept stammt aus einem alten Tabakbuch:
hernach denselben in einen Kessel mit wenig Wasser, so,
dass der Tabak nur durchgehends nas wird (andere nehmen statt des
Wassers die Würze des Bieres); macht ein gelindes Feuer unter dem
Kessel und rührt den Tabak beständig um, bis er fast trocken
geworden ist. Hierdurch verliert der Tabak das Ekelhafte, Übelriechende und Übelschmeckende. Wenn er trocken geworden ist,
feuchtet man ihn mit Theewasser, worin zugleich Zimmt und
Zitronenschale hineingethan ist, etwas an und lässt in wiederum
trocknen. Dieser Tabak beißet nicht auf der Zunge, riechet nicht und
nimmt den Kopf nicht ein. Wenn man Tabak einen guten und angenehmen Geruch geben will, so muß man ihn mit einer Brühe aus
getrockneten Pflaumen besprühen. Auf diese Weise kann man sogar
gemeinen Tabak, wenn derselbe nur keinen zu üblen Geruch hat, in
einen sehr angenehmen und wohlriechenden Tabak verwandeln“.
„...thut
12. Beimischung von Aromapflanzen
Mancher Raucher liebt den Zusatz von Aromapflanzen, die man
getrocknet und geschnitten unter den Rauchtabak mischt. Am
meisten finden für diesen Zweck Verwendung: Waldmeister,
Lavendel, Kirsch- und Rosenblätter und die Blüten vom gelben
Steinklee.
Poster erstellt von Wolfgang Ullmann
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