Wildtabak in Nordamerika Der Tabak der Yumas Nicotiana trigonophylla In Mexiko und den südwestlichen USA kommt Nicotiana trigonophylla vor. Er wächst dort auf felsigen oder kiesigen Stellen, in trockenen, wüstenartigen Regionen. Von der Küste steigt er in den Berge bis auf 2300 m. Fast das ganze Jahr sind blühende Pflanzen zu finden. Die Blüten sind tags und nachts geöffnet und – für einen Tabak erstaunlich – ohne Duft. N. trigonophylla zeichnet sich durch sehr variablen Habitus aus, der dem Standort angepaßt ist. So wächst er zwischen Felsen als aufrechte Pflanze, während er auf offenen Stellen manchmal flache, dichte Polster bildet. Er ist einer der nordamerikanischen Wildtabake, von denen über eine Nutzung durch Indianer berichtet wurde. 1885 notierte Palmer bei einem Herbarexemplar „used by the Yuma Indians“*. Dies wurde 1921 durch Leslie Spier spezifiziert: „ used by the Havasupae Indians of Cataract Canyon in Arizona, a branch of the Yuman stock“**. *verwendet von den Yuma Indianern ** verwendet von den Havasupae Indianern des Cataract Canyon in Arizona, einem Zweig der Yuma Indianer Geigenblättriger Tabak Nicotiana repanda Auf feuchtem Grund entlang von Flüssen, auf sandigem oder lehmigem Boden wächst Nicotiana repanda als Wildart im südlichen Texas und den angrenzenden Gebieten in Mexiko. Mit den 5-8 cm langen Kronröhren und ihrem schmalen Schlund sind die Blüten ideal für eine Bestäubung durch langrüsselige Insekten. Bei ausreichender Feuchtigkeit blüht die Pflanze am Naturstandort das ganze Jahr. Die auffallenden, weißen Blüten haben der Pflanze auch den amerikanischen Trivialnamen `Star Tobacco´ eingetragen. Auf die eigenartige Form der Blätter bezieht sich der deutsche Trivialname, sie sehen im Umriss einer Geige ähnlich. Zunächst bilden die Blätter eine auf dem Boden liegende Rosette, später umfassen sie den Stengel. Sie haben einen etwas eigenartigen, strengen Geruch. Dies und der hohe Giftgehalt schützt sie weitgehend vor Tierfraß. Der Fotos: Manfred Wiechmann, Peng Liu Nacktstengeliger Tabak Nicotiana nudicaulis Mit maximal 70 cm Höhe zählt der Nacktstengelige Tabak zu den kleinwüchsigen Tabakarten. Sein natürliches Verbreitungsgebiet liegt in Nordostmexiko, wo er in der Nähe von Monterey auf trockenen, kalkhaltigen Felsen vorkommt. Weitere Standorte sind Felsspalten an schattigen Stellen in der Sierra Madre zwischen 300 – 1500 m. Die Chromosomenzahl von 24 Paaren zeigt, daß es sich um eine Kreuzung aus zwei Wildarten handelt. Als ein möglicher Elternteil wird N. trigonophylla, für den anderen eine Art aus der Section Acuminatae vermutet. Der botanische Name „nudicaulis“ (lat. nacktstengelig) ist etwas unverständlich, da sämtliche Pflanzenteile behaart sind. Möglicherweise leitet sich der Name aber vom Blütenstand ab, da die Tragblätter sehr klein sind, so dass der Blütenstand relativ „nackt“ (blattlos) aussieht. Die kleinen Blütchen sind außen purpurfarben und innen weiß. Tabak der Prärie-Indianer Nicotiana bigelovii ssp. quadrivalvis Diese Unterart des kalifornischen Wildtabaks ist wahrscheinlich keine reine Wildart, sondern eine Kulturart der nordamerikanischen Indianer. Sie wurde von sämtlichen Indianerstämmen der Great Plains von Texas bis N-Dakota kultiviert. Wahrscheinlich war es der Stamm der Arikaras, der den Tabak bei seiner Migration vom Süden bis zu den Hidatsa Indianern im Norden verbreitete. Wegen seines unangenehmen Geruchs wurde er von den Hidatsas jedoch nicht in unmittelbarer Nachbarschaft von Maisfeldern gepflanzt. Der Geruch ist eventuell auch der Auslöser für die indianische Bezeichnung „Coyote Tabak“. Für die Vorratshaltung wurde der Tabak mit Bisonfett behandelt. Geigenblättrige Tabak ist anspruchslos. Er verträgt volle Sonne und nimmt auch mit Halbschatten vorlieb. So wächst N. repanda zwar sehr willig auch in unseren Breiten, wird aber meist nur in Botanischen Gärten kultiviert. Benannt wurde er nach Jacob Bigelow aus Massachusetts, einem Professor der in Boston Medizin und Botanik lehrte. Der Name quadrivalvis (lat. quadri = Viereck, valvae = Türflügel) macht deutlich, daß die Klappen der Fruchtkapseln oft in 4 Teile zerfallen und nicht in zwei, wie bei anderen Tabakarten. Jedoch trifft dieses Merkmal nicht durchgehend zu. Seine Besonderheit ist die mögliche Selbstbestäubung der Blüten im Knospenstadium (Cleistogamie). Dies befähigt die Pflanze sich auch unter ungünstigen Klimabedingungen und ohne Bestäuber erfolgreich zu vermehren. Im Gegensatz zur typischen Art N. bigelovii, die in ihrem Vorkommen auf Kalifornien begrenzt ist, ist die Unterart quadrivalvis leicht kultivierbar.