Quantitative Analyse Experimentelle Vorgehensweise und theoretischer Hintergrund 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. Geräte Einfache Beispiele Handgriffe (BaSO4, AgCl) Aufschlüße Hydroxidfällungen LöslichkeitsSulfidfällungen produkt Phosphatfällungen Org. Fällungsreagenzien Komplexchemie Photometrie Maßanalyse MWG pH-Wert Säure – Base – Titrationen Redox – Titrationen Elektrochemie (Instrumentelle Analytik) Nernst-Gl. 12. Chromatographische Meth. Laborjournal führen! 1. Was wurde getan? 2. Was wurde beobachtet? 3. Nachvollziehbare, rechnerische Auswertung 4. Ganze Sätze schreiben! 5. Vollst. Reaktionsgl. angeben! Folie 1 Gang einer Analyse Analysenmaterial Gewinnung einer repräsentativen Probe Rückstellmuster Umwandlung in eine homogene Laborprobe Trocknen Mahlen Verglühen Probenvorbereitung (gewöhnlich durch Lösen) Beseitigung oder Maskierung störender Stoffe Bestimmung aus der Urlösung oder Trennung der Komponenten und Separatbestimmung Messung des Analyten in mehreren Teilproben (Aliquoten) Interpretation der Ergebnisse und Ableitung von Schlußfolgerungen Folie 2 Konzentrationsangaben mol ù é ê L ú û Volumen d. Lösung ë mol gelöster Stoff Molarität: M = Molalität: mol ù mol gelöster Stoff é m = ê kg ú û kg Lösungsmit tel ë Gew. %: (Masse des gelösten Stoffs ) ´ 100 Masse der ges. Lösung od. d. Gemischs Vol. %: ( Volumen des gelösten Stoffs ) ´ 100 Volumen der ges. Lösung ppm: Masse der Subs tan z ´ 10 6 Masse der Pr obe parts per million: 1 m g / g (» 1m g / mL) ppb: Masse der Subs tan z ´ 10 9 Masse der Pr obe parts per billion: 1 ng / g (» 1 ng / mL) Achtung! Eine amerikanische/englische Billion entspricht einer Milliarde (109) im deutschen. Trotzdem wird die Angabe ppb verwendet! Folie 3 Wägen im Labor Wägen ist als Hilfsmittel der quantitativen Analyse erforderlich, sofern absolute Mengen zu bestimmen sind (vgl. Gravimetrie, Maßanalyse und Verfahren die von Kalibrierfaktoren abhängen, z. B. Photometrie) Wägegenauigkeit besser als 1% erwünscht, meist besser als ± 0,2% (1g auf ± 2 mg od. 100 mg auf ± 0,2 mg ® „normale“ Analysenwaage) Analysen- Halbmikrowaage waage max. Belastbarkeit Mikrowaage 200 g 100 g 30 g Ablesung ± 0,1 mg ± 0,01 mg ± 1m g Wägegenauigkeit ± 0,3 mg ± 0,05 mg ± 6m g Beachten: a) Waage muß „in der Waage“ sein. b) Richtige Justierung der Schneiden; alle 3 in einer Ebene c) Genauigkeit der Auflagegewichte Verschiedene Waagentypen: 2-schalig; 1-schalig; (un-)gleicharmig; Substitutionswaage; elektronische Waage Folie 4 Auftriebskorrektur Kann man eine (leere) Glasflasche unter Wasser wägen? Nein, der Auftriebsunterschied verhindert eine Wägung! Der Effekt in Luft ist entsprechend, wenn auch geringer. Beispiele: Balkenwaage links Gewichtsstück aus Messing, r = 8,4 g/cm3 bei 8,4 g ® Volumen 1 cm3 d. h. Luftverdrängung 1 cm3 ® 1,2 mg Luft rechts (1) Keramiktiegel, r = 4,2 g/cm3 bei 8,4 g ® Volumen 2 cm3 d. h. Luftverdrängung 2 cm3 ® 2,4 mg Luft rechts (2) Glasgefäß, r = 2,1 g/cm 3 bei 8,4 g ® Volumen 4 cm3 d. h. Luftverdrängung 4 cm3 ® 4,8 mg Luft Auftriebseffekt: d Luft m' (1 - ) m = d Gewichte d Luft 1dWägegut Der Auftriebseffekt steigt, je mehr die Dichte des Wägeguts von jener der Gewichte abweicht. Folie 5 Meßfehler (Quantitative Analyse) A. Streuung der Meßwerte – "Statistischer" Fehler Ursachen: Schwankung von Meßgeräten, Ablesung von Skalen, allgemein: zufällige Ereignisse 1,5 Meßwerte 1,3..... 1,0 x1 x2 x3 x4 .... xn Zur statistischen Absicherung des Analysenergebnisses erfolgt Mittelwertbildung: n xi å Mittelwert: x1 + ...x n i= 1 x = = n n n 2 d å i i= 1 Abweich. vom Mittel: D = , mit d xi x i = n(n 1) n 2 d å i i= 1 Standardabweichung: s = , mitd xi x i = n1 b' Beispiel: Farbtiefe x (opt. Dichte) a) Fe über FeCl3-Lsg. (gelb) b) Fe über FeCl3 + SCN-Lsg. (rot) Zunahme der Empfindlichkeit! x = f . c, Größe von f ist wichtig! Je größer f, umso kleinere c sind noch meßbar. b Farbtiefe x B. Empfindlichkeit einer Messung a * * * * c(Fe3+) [mg / L] Folie 6 Meßfehler (Quantitative Analyse) II. C. Systematische Fehler a) Verfälschung des (apparativen) Faktors; es wird proportional zuviel oder zuwenig gemessen. Z. B. Fehler in der Schichtdicke (s. Beispiel), aber auch bei Nichteinhalten weiterer Parameter (pH-Wert, Temp., Konz. von Reagenzien) x.F x (b) (b') d d.F b) Additive Fehler – Verschiebung des Nullpunkts Blindwert: Auch bei Konz. = 0 wird ein Wert x ¹ 0 gemessen (z. B. Verunreinigung der Reagenzien mit dem Analyten; ähnliches Verhalten vom Analyten und störenden Komponenten der Analysenmatrix ® Bestimmung von xBl (mittel ) und xBl ± s Bl D. Nachweisgrenze Die Nachweisgrenze ist individuell für jede Methode und wird durch f bestimmt. Was läßt sich noch vom Blindwert unterscheiden? Wie groß ist die niedrigste noch meßbare Konzentration c ? Wie groß ist der niedrigste noch meßbare signifikante Meßwert x? x = xBl + 3s Bl Folie 7 Meßfehler (Quantitative Analyse) III. E. Analysengenauigkeit – Grenzkonzentration GK (qualitative Analyse) Damit die Anwesenheit eines Stoffes erkennbar ist, muß er in einer Mindestkonzentration vorliegen. Diese ist vom Nachweisreagenz abhängig. a) feste Stoffe (x) in fester Matrix (s) GK = gx gs ; z. B.: GK = 10-6 Þ 1g (x) in 1t (s) b) gelöste Stoffe (x) GK = gx ml s ; z. B.: GK = 10-6 Þ 1m g (10 -6g) in 1ml c) power of detection PD PD = log GK Hg-Nachweis mit Diphenylcarbazon PD ~ 5 Þ GK ~ 10-5 entspr. 10m g in 1ml Þ 0,05 mmol Hg in 1 l Lösung Þ 3 . 1019 Hg-Atome / l (Nachweisgrenze!) Nachweisgrenzen meist bei 1 – 1000 ppm. Im ppbBereich nur höchstempfindliche Spurennachweise; Verunreinigungen der Reagenzien stören. Folie 8 Volumenmessung I. Messgefäße mit konstantem Volumen: a) Meßkolben (Eichung auf „Einguß“, b) Vollpipetten (Eichung auf „Ausfluß“) zu a): VEich = Vgesamt (geom. Volumen) VAusguß = VEich VWand (VAusguß könnte durch Wägung best. werden.) zu b): VEich = Vgesamt VWand (Vgesamt ist etwas größer als VEich) Spezielle Pipetten: Meßpipetten, Ausblaspipetten, Auswaschpipetten Die rel. Meßgenauigkeit nimmt mit wachsendem Volumen 3 2 der Meßgefäße zu (V ~ r; O ~ r ). Vollpipetten und Meßkolben sind genauer als Meßpipetten und Meßzylinder. Messgefäße mit variablem Volumen: a) Büretten (Mikrobüretten), b) Kolbenbüretten, c) Wägebüretten, d) „Eppendorf-Pipetten zu a): VEich = Vgesamt (geom. Volumen) VAusguß = VEich VWand (VAusguß könnte durch Wägung best. werden.) Genauigkeit der Volumenmessung wird bestimmt durch Sauberkeit der Oberfläche, Verhältnis von Oberfläche zu Volumen und metrischer Genauigkeit. Folie 9 Volumenmessung II. Folie 10 Volumenmessung III. Folie 11 Volumenmessung IV. Folie 12 Der Gang einer Analyse Arbeitsschritte und Hilfsmittel I. 1. Schritt: Einwägen (bei festem Analysenmaterial) bzw. Abnahme eines gemessenen Volumens. Beachten: Homogenität der Probe; Abgabe von Feuchtigkeit; flüchtige Bestandteile? 2. Schritt: Auflösen bzw. Aufschließen (Beachten: keine Spritzverluste ¬ evt. bei Gasentwicklung; keine Reaktion mit dem Tiegelmaterial; beim Lösen teilweise Verflüchtigung?) 3. Schritt: gelöste Analyse nach „Abrauchen“ überschüssiger Säure auf ein definiertes Volumen auffüllen (® Stammlösung); davon „aliquote“ Anteile abnehmen. Die weitere Vorgehensweise hängt von der Art der Bestimmungen ab. Z. B. Trennung durch Fällung, anschließend Bestimmung durch Titration 4. Schritt: z. B. Fällung von Fe3+ als Fe(OH)3; allgemeine Anforderungen an die Fällungsform: a) schwerlöslich (Auswaschen möglich!) b) abtrennbar (filtrierbar, vgl. BaSO4) c) haltbar (keine Luftoxidation wie bei manchen Sulfiden) d) soll Wägung erfolgen, muß Fällungsform in Wägeform überführbar sein. Folie 13 Der Gang einer Analyse Arbeitsschritte und Hilfsmittel II. 5. Schritt: Abfiltrieren und Wiederauflösung [Fall A] oder Überführung in die Wägeform [Fall B] A): Meist genügt Papierfilter B): Filtertyp abhängig von der Wägeform Allgemeine Anforderungen an die Wägeform: a) stöchiometrische Zusammensetzung (kein wechselnder Wassergehalt, keine anhaftende Feuchtigkeit); Hydrate sind nur selten brauchbar (® NH4MgPO4 . 6 H2O) b) Homogenitätsgebiet: Sulfide mit Sx c) günstiger gravimetrischer Faktor d) chemisch inert, einfache Handhabung; günstig sind "Endstufen" (NH4MgPO4 . 6 H2O ® NH4MgPO4 . H2O ® NH4MgPO4 ® Mg2P2O7) Fällungsform - Abtrennung: schleimig voluminös (z. B. Hydroxide [Fall A]); voluminös bis voluminöskristallin (org. Fällungen [Fall B]); kristallinkompakt (BaSO4, AgCl [Fall C]) A): FF ¹ WF; Papierfilter ® Veraschen B): FF ¹ WF; Papierfilter ® Veraschen; wenn FF ~ WF immer Filtertiegel C): meist FF ~ WF; Trocknung oder Glühen im Filtertiegel; Problem: Gewichtskonstanz Folie 14 Der Gang einer Analyse Filtrieren Papierfilter: Problem der Gewichtskonstanz; Veraschen in Ptoder Porzellantiegel notwendig (Aschegehalt < 0,1 mg); Vorsicht: Niederschlag lönnte teilweise reduziert werden! Porenweite » Härte: Porenweite [µm] Härte Glasfilter: (µm) 3,7 3,4 1,1 schwarz- weißBand Band G1 G2 150 / 90 90 / 40 0,5 0,45 blau- extra Band hart G3 40 / 15 G4 15 / 3 (5) 3/1 Porzellanfilter: ..., A2, A1 (umgekehrte Abfolge, Porenweite je nach Hersteller verschieden) Glasfilter nur bis max. 350°C, Porzellanfilter bis ca. 1100°C erhitzen sonst Probleme mit der Porenweite und/oder der Gewichtskonstanz) Filtration mit Unterdruck ("Absaugen"): Nie auswaschen während Unterdruck anliegt! Witt'scher Saugtopf: Notwendig weiterverarbeitet werden soll! wenn das Filtrat Folie 15 Fällungsreaktionen I. Gravimetrie Die Unterteilung der Fällungsreaktionen kann nach dem Anion der schwerlöslichen Verbindung erfolgen! 1. Verbindungen wie AgCl oder BaSO4 , die das Anion einer starken, vollständig dissoziierten Säure (HCl, H2SO4). Hier ist die Anionenkonzentration und damit die Fällung weitgehend unabhängig vom pH-Wert. 2. Verbindungen mit dem Anion schwächerer Säuren (z. B.: H3PO4, H2C2O4, H2S, Org. Reagenzien) wie CaC2O4 . H2O, MgNH4PO4 . 6 H2O, CdS, CaCO3, Mg(Ox)2 . H2O. Hier bestimmt das Dissoziationsgleichgewicht der schwachen Säure und damit der pHWert, ob die schwerlösliche Verbindung ausfallen kann. Solche Fällungen sind besonders zur Abtrennung geeignet (Wiederauflösung ist möglich; gezielte Einstellung der Fällungsbedingungen). Beispiel: Fällung von CdS LCdS = [Cd2+] . [S2] KS,1 = ([H+] . [HS]) / [H2S] KS,2 = ([H+] . [S2]) / [HS] Folie 16 Die Fällung von AgCl I. 1. Vollständigkeit der Fällung: Löslichkeitsprodukt LAgCl = [Ag+] . [Cl] = 1,12 . 10-10 in 0,0067 KCl ® LAgCl = 1,12 . 10-10 in 0,033 KCl ® LAgCl = 1,14 . 10-10 Streng gilt LAgCl nur für die Aktivitäten: LAgCl = aAg+ . aCl; a=f . [ ] Höhere Gesamtkonzentrationen (Ionenstärken I) senken die Aktivitäten und erhöhen somit die Löslichkeit! Debye – Hückel – Gleichung: 0,51× z 2 ×I log f = 1+ ( a ×I 305 ) Ionenstärke: I = ½ (c1z12 + c2z22 + ...) z: Ionenladung; a : Größe (Ionenradius) in pm für hydratisierte Ionen Löslichkeit von reinem AgCl: [Ag+] = L » 10-5 [Mol/l], das sind ca. 1,5 mg AgCl je Liter; bei 200 mg Ag+ in 500 mL Lösung beträgt der Fehler ca. –0,4% Folie 17 Die Fällung von AgCl II. 2. Gleichioniger Zusatz; Waschlösungen: Fällung mit 0,01 m ClÜberschuß [Ag+] = LAgCl / [0,01] = 10-10 / 10-2 » 10-5 [Mol / l] statt / 10-5 Löslichkeit: 1,5 . 10-6 g AgCl / l (Fehler: –0,4 . 10-3 %) Waschlösung: geringe Löslichkeit des Nd.; und leicht entfernbar (HCl, nicht aber NaCl, KCl); zum Ansäuern HNO3, nicht H2SO4; Achtung: hohe Ionenkonzentrationen senken den Aktivitätskoeffizienten ab! U. U. Zusatz von Alkohol zur Verringerung der Löslichkeit (senkt die Aktivität von Wasser) 3. Temperatureinfluß hohe Temperatur: größere Teilchen, leichtere Filtration, besser Auswaschen aber auch bessere Löslichkeit (1,72 mg AgCl / l bei 10°C; 21,1 mg AgCl / l bei 100°C); es folgt: heiß fällen, kalt filtrieren 4. Filter FF = WF; Papierfilter unbrauchbar (® Reduktion von AgCl); Glas- oder Porzellanfiltertiegel (130 – 150°C): 5. Chemische Komplikationen (Lichtempfindlichkeit) AgCl ® Ag + ½ Cl2 3 Cl2 + 5 Ag+ + 3 H2O = 5 AgCl + ClO3+ 6 H+ (Fehler Cl-Best. bis +2%; Fehler Ag-Best. ca. –0,4%) Folie 18 Die Fällung von BaSO4 Zur Bestimmung von Ba2+ oder häufiger SO42(S-Best.) 1. Vollständigkeit der Fällung: HCl BaSO4 n mg/l 0,1 10 0,5 47 1,0 87 2,0 101 Bei höheren pH-Werten auch BaCO3, Ba3(PO4)2 oder BaCrO4 fällbar, deshalb Fällung aus 0,05 n HCl. 2. Probleme bei der Fällung von BaSO4: Hauptschwierigkeit: sehr feinteiliger Nd. bei zu schneller Fällung; Mitreißeffekte: Nitrat, Chlorid (weniger) und eine Reihe von Kationen (Na+, K+, Li+, Ca2+, Al3+, Cr3+, Fe3+) ® Vortrennung und Fällung aus verd. Lösung 3. Fällung aus homogener Lösung: Konzentration Übersättigung Sättigungskurve L = [ ] . [ ] (Gleichgewicht) ungesättigte Lösung Temperatur Keimbildung nimmt mit Übersättigung zu! keine spontane Keimbildung (Ostwald-Miers-Bereich) Verwendung von Peroxodisulfat S2O82oder Amidosulfonsäure HSO3(NH2); Weitere Beispiele: Fällung von Phosphaten nach Hydrolyse von Metaphosphat; Arsenate(V) nach Oxidation von Arsenat(III) Folie 19 Sulfate als Wägeform I. 1. Sulfate als Fällungsform und Wägeform: BaSO4 700°C PbSO4 500°C SO42; Ba2+ Pb2+; Alkoholzusatz 2. Sulfate als Wägeform "Rückstandsbestimmung": z. B. Bestimmung von K+ in einem Gemenge K2CO3 und KCl, Flüchtigkeit der Halogenide macht diese als WF ungeeignet ® "Abrauchen" mit H2SO4 konz. überführt lösliche Elemente in ihre Sulfate Achtung: Bildung von Hydrogensulfat und Disulfat (KHSO4, K2S2O7) als Zwischenstufe ® nach dem Eindampfen darf der Rückstand keine saure Reaktion ergeben! Ggf. Zusatz von (NH4)2CO3 zur Zersetzung von K2S2O7 3. Weitere Sulfate zur Rückstandsbestimmung: Li2SO4 400 - 500°C Na2SO4 600 - 800°C K2SO4 400 - 800°C CaSO4 500 - 600°C CdSO4 MnSO4 CoSO4 400 - 500°C (hygroskopisch ® Wägegläschen) Nicht bis zum Schmelzen erhitzen (Flüchtigkeit); begrenzte thermische Stabilität der Sulfate Folie 20 S-Bestimmung über BaSO4 Schwefel kann vorliegen als: SO42(Sulfat-S), Sx2oder Sx (Polysulfid od. elementar), S2(Sulfid-S) aber auch als R-SH (org. Thio-Verb.) 1. Abtrennung der verschiedenen Komponenten: a) Herauslösen von Sulfat-S, sofern nicht PbSO4, SrSO4 od. BaSO4; b) Austreiben von Sulfid-S mit HCl, Auffangen in Cd2+-Lösung und Bestimmung; Überführen von org. Thio-Verb. in Na2S, dann weiter wie bei b). 2. Bestimmung von Gesamt-S nach Oxidation: Ox. Ba2+ SO42S BaSO4 Vollständige Oxidation ohne Verluste durch Ausfallen von elementarem Schwefel notwendig! a) Schmelzaufschlüsse; b) nasse Aufschlüsse (vgl. Lehrbuch von Biltz) zu a): Na2O2 + Na2CO3 (zum "Verdünnen") oder KNO3 + Na2CO3, in beiden Fällen Fe- oder Ni-Tiegel (kein Platin!) 2 FeS2 + 15 Na2O2 = Fe2O3 + 4 Na2SO4 + 11 Na2O Beim Auflösen der Schmelze fällt Fe(OH)3 ® Filtrieren, mit Säure neutralisieren, danach Fällung von BaSO4 zu b): brauchbar sind starke Oxidationsmittel, die zudem elementaren S in Lösung halten: Br2/HNO3 oder Br2/CCl4/HNO3; aber: vor Fällung Nitrat vertreiben (sonst spätere Mitfällung), dabei Verluste von H2SO4 möglich Folie 21 Hydroxidfällungen I. pH-abhängige Fällungen Hydroxide sind als Fällungsform geeignet (z. B. "Al(OH)3", (Fe(OH)3"), nicht dagegen als Wägeform (® Al2O3, Fe2O3). 1. Exemplarisch: Fällung von Al3+: a) Hydrolyse von [Al(H2O)6]3+ (pKS = 4,7) H vgl. [TiO(H2O)6]2+ [(H2O)5Al ]3+ O [(H2O)5Al H ]2+ + H+ O H b) Neutralisation [Al(H2O)6]3+ +OH-H2O [Al(H2O)5OH]2+ +OH-H2O [Al(H2O)6(OH)2]+ +OH-H2O "[Al(H2O)3(OH)3]" +OH- -H2O Al(OH)3 (Alterung) [Al(OH)4](Amphoterie) 2. Anwendung des MWG auf die Fällung von Al(OH)3: [ Al3 + ]× [OH ]3 K= [ Al(OH)3 ] L= [ Al3 + ]× [OH ]3 Folie 22 Hydroxidfällungen II. 3 L [OH]= 3 [ Al3 + ] 3+ 1× 1× log [OH]= log L log [ Al ] 3 3 pH = log [H+ ]; log [H+ ] + log [OH]= 14 log [OH]= 14 + pH 3+ 1× 1× pH = log L + 14 log [ Al ] 3 3 Allgemein gilt für die Abhängigkeit von log [MX+] von pH und LMe(OH) X : 1× { log [M3 + ] = 3× 14 pH} + log LMe(OH)3 ] 3 1× { log [M2 + ] = 2× 14 pH} + log LMe(OH)2 ] 2 (Geradengleichungen!) Folie 23 Hydroxidfällungen III. pH-abhängige Fällungen pH-Wert 14 13 12 11 10 9 0 8 7 5 4 3 2 1 0 Zn2+ Co2+ -2 Ni2+ Fe2+ Mg2+ -4 -6 Ag+ Sn4+ -8 Fe3+ Al3+ -10 Ce4+ Cr3+ Ce3+ -12 -14 0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 pOH-Wert pH-Verlauf bei der Fällung verschiedener Hydroxide Ni(OH)2 pH-Wert log [Men+] 6 Cr(OH)3 Ce(OH)4 Zugabe an OHFolie 24 Hydroxidfällungen IV. Einschränkungen zu der schematischen Darstellung auf Folie 24 1. Alterung der Niederschläge: L gilt für frisch gefällte Niederschläge! Alterung der Nd. Führt zu einem kleineren L (Unsicherheiten in der Konstitution und damit der Reaktionsgleichung) 2. Isoelektrischer Punkt bei amphoteren Niederschlägen: Am isoelektrischen Punkt ist die Summe an Kationen und Anionen, die aus einer amphoteren Substanz entstehen, gleich. Beispiel: Zn(OH)2 + H3O+ + 3 H2O = [Zn(H2O)5(OH)]+ Zn(OH)2 + OH+ H2O = [Zn(H2O)(OH)3]Die Löslichkeit einer amphoteren Substanz ist am log [ ] isoelektrischen Punkt minimal. pH 3. Bildung von Komplexen: Die Bildung von Komplexen, z. B. mit Ammoniak, ist nicht berücksichtigt. 4. Abschätzung zur Vollständigkeit einer Hydroxidfällung: Achtung: Sehr kleine L bei mehrbasigen Hydroxiden täuschen! Um bei pH = 8 eine vollständige Fällung ([Mn+ < 10-5 Mol/l) zu erreichen muß gelten: LMOH < 10-11 Mol2/l2, LM(OH)2 < 1017 Mol3/l3, L -23 Mol4/l4 M(OH)3 < 10 Folie 25 Hydroxidfällungen V. Beispiele für verschiedene Hydroxidfällungen 1. Mg(OH)2: Fällungsbegin aus 0,1 m Lsg. Bei pH = 10,0 (1 m; pH 9,5); vgl. Schema; quant. Fällung mit NaOH od. KOH, nicht mit NH3 (1 m Lsg. ca. pH 11,5) Ferner: Pufferung bei Bildung von NH4+; bei ausreichender [NH4+], pH 9 bis 10, unterbleibt die Fällung vollständig; AmminKomplexe begünstigen die Löslichkeit zusätzlich 2. Ni(OH)2, Co(OH)2 und Zn(OH)2: M(OH)2 sind viel schwerer löslich als Mg(OH)2. Aber: Zn(OH)2 ist amphoter (isoelektrischer Punkt bei pH = 8,5) Co(OH)2 weniger amphoter (® isoel. Punkt bei höherem pH) Probleme: a) Anwesenheit von NH4+ verhindert genügend hohen pH-Wert, b) Bildung von Amminkomplexen (teilweise unter Oxidation ® Co3+), Bildung kolloider Hydroxide, Fällung schlecht einzuleiten Deshalb: (NH4)2S-Gruppe 3. Mn(OH)2, Fe(OH)2: Fällung mit NaOH möglich, aber Oxidation zu MnO(OH)2 bzw. Fe(OH)3; Fällung als zweiwertige mit NH3 ist unvollständig ( Basiziztät, Komplexbildung, Oxidation). 4. Cr(OH)3, Al(OH)3: sind bereits aus schwach saurer Lsg. fällbar, aber isoelektrischen Punkt beachten! NH3-Komplexe bei Cr3+ (® Fällung in der Hitze, nicht zu hoher NH3-Gehalt); Trennung von den zweiwertigen, nicht mit H2S fällbaren Ionen. Folie 26 Hydroxidfällungen VI. Fällungsreagenzien 1. NaOH, KOH: zur Abtrennung wichtig (® "alkalischer Sturz"), nicht jedoch zur gravimetrischen Bestimmung (® Einbau von M+; Umfällen notwendig) Trennung Mg / Al bzw. Fe / Al beruht auf der Bildung von [Al(OH)4]; Mg(OH)2 bzw. Fe(OH)3 sind unter diesen Bedingungen schwerlöslich. 2. NH3-Lösung: Reinheitsproblem: (Glasangriff ® SiO2, Al2O3), Absorption von CO2 (® Bildung von Ammoniumcarbonat) Durchführung d. Fällung: Elektrolytzusatz (NH4Cl, NH4NO3), sonst kolloide Fällungen; heiß fällen, heiß filtrieren, schnell arbeiten Beispiele: a) Berylliumhydroxid fällt bei pH = 8 (800°C ® BeO), b) "Fe(OH)3" fällt bei pH = 4 (800°C ® Fe2O3, Achtung: Bildung von Fe3O4, Verflüchtigung durch Chlorideinbau ® NH4NO3Zusatz), c) "Al(OH)3" wird unterhalb des isoelektr. Punkts bei pH = 5 gefällt (ca. 1200°C ® a -Al2O3, Achtung: Bildung von "b -Alumina"), d) TiO2, ZrO2 und ThO2 werden im sauren bei pH » 3 wasserhaltig gefällt und bei 800 – 1000°C verglüht 3. Urotropin: Hexamethylentetramin, (CH2)6N4; Fällung bei pH = 4 – 5; ohne Umfällen sind Ba, Sr, Ca und Mg von den dreiwertigen abtrennbar; Fällung aus konz. Lösung günstig. (CH2)6N4 + 6 H2O + 4 H+ = 6 CH2O + 4 NH4+ Folie 27 Hydroxidfällungen VII. Hydrolysenfällungen 4. Acetat-Methode: Bei Zusatz von Na-Acetat wird eine saure Lösung infolge Hydrolyse abgestumpft ® Hydroxidfällung [ Ac Ac Fe Ac OH Fe Ac Ac OH Fe Ac [ OH Allerdings erfolgt kinetisch bedingt zuerst Bildung löslicher Eisenacetato-Komplexe, welche sich in der Hitze langsam zersetzen ® Fällung von Fe(Ac)2OH Gut zur Trennung von Fe3+ von den Erdalkalien 5. Benzoat-Methode: Reagenz: NH4Cl + NH4OOCC6H5 (aus Benzoesäure + NH3), Fällung bei pH = 4,5 – 5, 5 min kochen, dann heiß (!) filtrieren und auswaschen; Mechanismus analog Acetat-Methode Trennung Al, Fe, Cr von Zn, Co, Ni, Cd, Cu (Umfällen nur bei extremen Bedingungen, Konzentrationen notwendig) 6. Jodat-Methode: 6 H+ + IO3+ 5 I= 3 H2O + 3 I2 (® Thiosulfat) 7. Thiosulfat-Methode: 6 H+ + 3 S2O32= 3 H2O + 3 S + 3 SO2 8. Nitrit-Methode: 2 H+ + 3 NO2= 2 NO + NO3+ H2O Folie 28 Sulfidfällungen I. pH-abhängige Fällungen Sulfide als Fällungsform zur Abtrennung, nicht dagegen als Wägeform geeignet. Die Konzentration an Fällungsreagenz hängt vom pH-Wert ab. H2Saq = HS+ H+ ; HS= S2+ H+ Konkurrenzreaktion der "Säuren" H2S (HS) und H2O: S2+ H2O = HS+ OHWie hängt bei Sulfidfällungen [Mn+] vom pH-Wert ab? Beispiel: Löslichkeit von Ag2S: L Ag2S 3 Mol = [ Ag + ]2 × [S2 ] [ 3 ] l 2- + 2 log [ Ag ] log L = log [S 2- pS = log [ S ] + ]= 2 log [ Ag ] log L Beziehung zwischen pS und pH: -+ H2S = HS + H ; K S1 [H+ ]× [HS ] 8 = » 5,7 × 10 [H2S] [H+ ]× [S2] 15 HS = S + H ; K S2 = » 1,2 × 10[HS ] [H+ ]2 × [S2 ] 2- + Brutto : H2S = S + 2H ; KS1 × K S2 = [H2S] - 2 -+ 23 K ges » 6,8 × 10Folie 29 Sulfidfällungen II. pH-abhängige Fällungen Für [S2-] folgt: 24 × K S2 × [H2S] 8 × 10 ] = + = 2 + 2 [H ] [H ] 2 -K S1 [S (Berechnet mit [H2S] = 0,12 Mol / l bei 18°C und 760 Torr für eine gesättigte Lösung.) log [S 2 ]= 23,1 2 log [H+ ] pS = 23,1 2 pH d. h.: pS = 23,1 für pH » 0 Kombination der Beziehungen liefert für Sulfide einen ähnlichen Zusammenhang mit dem pH-Wert wie für Hydroxide (vgl. Folie 23). 23,1 2 pH = 2 log [ Ag+ ]log L Ag2S (log L Ag2S + 23,1) 2 pH = 2 log [ Ag+ ] Folie 30 Sulfidfällungen III. pH-abhängige Fällungen pH-Wert 10 5 0 pS-Wert 0 0 10 20 40 Pb2+ Cu2+ 50 60 Bi3+ -1 -2 30 Mn2+ Ag+ Hg2+ log [Men+] -3 Cd2+ -4 Fe2+ -5 -6 -7 Zn2+ -8 -9 -10 Welche Trennungen sind möglich? Bi od. Pb von Cu ist nicht möglich, da im stark sauren keine Pufferung möglich. Unerwartet gut geht dagegen die Trennung Zn / Cd (Übersättigung bei ZnS) Folie 30b Sulfidfällungen IV. Trennungen und Bestimmungen 1. Fällungs- und Wägeformen: Ion Fällungsform Wägeform Säurekonz. As5+ As2S3 + Sx As2S3 10n HCl As3+ As2S3 As2S3 5n HCla) Hg2+ HgS HgS 4n H2SO4 Cu2+ CuS, Cu2S Cu2S 2 – 3n HCl od. H2SO4 Sb3+ Sb2S3 + Sx Sb2S3 2,5n HCl Pb2+ PbS PbSO4 2n HCl Bi3+ Bi2S3 Bi2S3 1 – 2n HCl Sn4+ SnS2 SnO2 1 – 2n HCl Cd2+ CdS CdSO4 1 – 2n HCl Zn2+ ZnS ZnO pH > 2,4 Fe2+ FeS pH > 6 a) Flüchtigkeit von AsCl3! 2. Überführung in die Wägeformen: Abtrennung von Schwefel (Sx): trockenen (!) Nd. mit Ethanol / Diethylether und dann mit CS2 waschen; Erhitzen im H 2S-Strom (CuS ® Cu2S) oder im CO2-Strom (Sb2S3,rot ® Sb2S3,schwarz); Abrösten mit Luft und Überführung in Oxide od. Sulfate (Achtung: Flüchtigkeit von MoO3 und MoS2) Folie 31 Sulfidfällungen V. Trennungen und Bestimmungen 1. As / Sb + Sn aus 10n HCl; ® As 2S3 (+ Sx), Sb u. Sn im Filtrat; Trennung läuft am besten mit As5+, Sb3+ und Sn4+, d. h. vorher Oxidation im Alkalischen. 2. Sb / Sn nach Zugabe von 6 g Oxalsäure je 100 mL, dadurch [Sn(C2O4)3]2, anschließend Fällung von Sb2S3 3. Cu / Cd aus 3n HCl fällt nur Cu (CuS, Cu2S); Cd bildet lösliche Chlorokomplexe [CdCl3], [CdCl4]2; Achtung: Cu-Sulfide werden leicht oxidiert ® Filter mit H2S-Wasser bedeckt halten 4. Cu / Zn aus 2 - 3n HCl fällt nur Cu s. o.; Aber: Übersättigung von ZnS wird an CuS aufgehoben, Nd. von CuS fördert Keimbildung von ZnS, deshalb waschen des Cu-Sulfid Niederschlags mit 2n HCl (gesättigt mit H2S) 5. Cd / Zn aus 0,5 n HCl ist Cd noch fällbar, aber Chloridkonzentration beachten (® Komplexe); besser ist Fällung aus 1 – 2n H2SO4; günstig wirkt sich hier die Übersättigung von ZnS aus Folie 32 Fällung von Phosphaten I. Die Fällung von Phosphaten ist haupsächlich zur Bestimmung (® Wägeform) geeignet, weniger zur Trennung. Zu beachten: Phosphatfällung erfordert eine genügend hohe Konzentration [PO43], aber H3PO4 ist nur eine mittelstarke Säure. pH 11,7 7,2 1,96 [OH-] H2PO4- HPO42- PO43H3PO4 Wie hoch ist [PO4]3bei pH = 7? [HPO42] = [H2PO4] (vgl. Diagramm), die Konzentration soll 1 mol / L sein. K3 [H + ]× [PO 34 ] = 2- ® Log [PO 34 ]= pH 11,7 » 5 [HPO 4 ] Die Schwerlöslichkeit von vielen Phosphaten reicht dennoch zur Fällung aus. Beispiele: NH4M2+PO4 . H2O bzw. NH4M2+PO4 . 6H2O (® NH4MPO4 ® M2P2O7, definierte Endstufe, M2+ = Mg, Mn, Co, Cd, Zn, auch Be); M3+PO4 (M = Al, Ln, Bi, Fe ist sehr problematisch); zur Fällung NH4Cl und (NH4)2HPO4 zur sauren Lsg., dann mit NH3 pH einstellen. Folie 33 Organische Fällungsreagenzien I. Unterschiede zu anorganischen Fällungen 1. Keine Ionengitter wie bei BaSO4 , MgNH4PO4 . 6H2O od. AlPO4 (vgl. AlO4/2PO4/2) sondern isolierte Komplexmoleküle, die vorwiegend durch van der Waals – Kräfte zusammengehalten werden. 2. Ladungskompensation von Zentralteilchen und Ligand ist Voraussetzung für einen schwerlöslichen Niederschlag; geladene Teilchen sind immer wasserlöslich 3. Anforderungen an den Liganden: a) freie Elektronenpaare für Säure – Base – WW nach Lewis wie z. B.: N S O S O b) saure Gruppen wie z. B.: SH OH COOH damit Ladungskompensation möglich wird. 4. Mehrzähnige Liganden liegen vor, wenn ein Ligandenmolekül mehrere Koordinationsstellen besitzt. Folie 34 Organische Fällungsreagenzien II. Unterschiede zu anorganischen Fällungen 5. Chelate (von gr. f. Krebsschere) liegen vor, zwei Koordinationsstellen eines Liganden an ein Zentralteilchen unter Ringbildung gebunden sind. N O C C Me2+ C C N O 6. Stabile Ringsysteme enthalten 5 oder 6 Atome (beachte das Kohlenstoff-Rückgrat) 7. Bevorzugung bestimmter funktioneller Gruppen durch bestimmte Metalle: H(ard) S(oft) A(cid) B(ase) Konzept Thiole oder Thiolat-Gruppen werden von den Metallen der H2S-Gruppe bevorzugt (Wechsel-wirkung: weich – weich) Cu, Ni, Zn, Co bevorzugen Stickstoff als Liganden, entsprechend ihrer Neigung zur Bildung von Amminkomplexen Harte Ionen (Al3+, Fe3+, Mg2+) bevorzugen harte Liganden wie F-, OH- oder auch R-OH Folie 35 8-Hydroxychinolin als Fällungsreagenz III. Löslichkeit und Dissoziation 8-Hydroxychinolin (Oxin, HOx) besitzt eine saure OH-Gruppe und ein basisches Elektronenpaar am Stickstoff, daraus folgt amphoteres Verhalte des Fällungsreagenzes. = N HO N + H HO + = N HO + H+ pKS1 = 5,00 N O + H pKS2 = 9,85 - Gute Löslichkeit als Oxinat-Anion bzw. als Oxinium-Kation; am geringsten ist die Löslichkeit dort wo die Konzentration am neutralen Oxin am höchsten ist. Betrachtung zur Löslichkeit: Wäre pKS2 = 14 - pKS1 (pKS = pKB) dann wäre das Löslichkeitsminimum bei pH = 7 So gilt für Oxin unter der Bedingung [H2Ox+] = [Ox-]: + [ H ]× [HOx ] + + H2 Ox = HOx + H ; K S1 = [H2 Ox + ] HOx = Ox + H+ ; K S2 [H + ]× [Ox ] = [HOx ] Folie 36 8-Hydroxychinolin als Fällungsreagenz IV. Löslichkeit und Dissoziation Auflösen der beiden Massenwirkungsausdrücke nach [H2Ox+] bzw. [Ox-] und nachfolgendes Gleichsetzen liefert: + [ H ]× [HOx ] + [H2 Ox ] = ; K S1 K × [HOx ] [Ox ] = [H + ] - S2 [H + ]2 = K S1 × K S2 1 log [H+ ] = (log K S1 + log K S 2 ) 2 1 (pK pH = pK S 2 ) = 7,43 S1 + 2 Der isoelektrische Punkt (pH) von 8-Hydroxychinolin liegt bei 7,43. L Ox + H2Ox pH 7,43 Folgerungen: 1) Möglichst nicht bei pH = 7,4 fällen! 2) Entfernen von Oxin (Wasserdampfdest. od. CHCl3) ist beim isoelektr. Punkt am besten. Folie 37 8-Hydroxychinolin als Fällungsreagenz V. Zusammensetzung der Niederschläge Die Zusammensetzung der Niederschläge wird von der Ladung des Kations und dessen Koordinationszahl bestimmt. Oxinat trägt immer eine negative Ladung und zwei Koordinationsstellen zum Komplex bei. K. Z. = 4 M2+ M(Ox)2: Mg, Zn, Cd, Cu, Pb OH2 N O N O Me2+ N Me2+ O N O OH2 O K. Z. = 6 M3+ N Me3+ N O O M(Ox)3: Al, Fe, Bi, Ga N K. Z. = 8 M4+ N O O N M(Ox)4: Th, Zr Me4+ N O O N Zur Fällung sind 3 pH-Bereiche sinnvoll: 1) Essigsäure / Acetat (pH 4 – 5); 2) Weinsäure / NH3 (pH 9); 3) Weinsäure / NaOH (pH 11). Folie 38 8-Hydroxychinolin als Fällungsreagenz VI. Arbeitstechnik Freies Oxin sollte vermieden werden, ein kleiner Überschuß ist allerdings notwendig. Bei Anwesenheit von freiem Oxin wird keine Gewichtskonstanz beim Trocknen der Fällung erreicht (® Sublimation). Wenn im Filtrat etwas ausfällt, erhitzen: Oxin löst sich auf. Wägeformen 1) Verglühen zum Oxid: Überschichten mit Oxalsäure (!) sonst Sublimieren die Oxinate; Vorteil: mitgefälltes Oxin stört nicht, Nachteil: schlechter gravimetrischer Faktor 2) Trochnen und Auswägen als Oxinat 3) Maßanalyse mit Brom (bzw. Bromid / Bromat) Beispiele Magnesium: pH 9 – 12,7 (meist pH 9, NH3 / NH4Cl), alkal. Lsg. von Oxin, Trocknen bei 130 – 140°C (® wasserfrei, Mg(Ox)2); Al u. Fe mit Tartrat komplexieren und Fällung bei pH 12 Aluminium: Al(Ox)3 ist in Alkohol und Aceton löslich, daher Lsg. von HOx in Eisessig (® H2Ox+) 1) pH = 4 – 5, 30% Überschuß von Oxinacetat, Einleiten der Fällung in der Hitze durch Puffern mit NaAc 2) wie 1) aber erst puffern, dann Überschuß von Oxin und Aufkochen 3) pH 8 – 9, Fällung aus tartrathaltiger Lsg. in der Hitze, trocknen bei 130°C, FAl = 0,05872 Folie 39 8-Hydroxychinolin als Fällungsreagenz VII. Trennungen Fe / Al: a) Zuerst Fe2+ aus tartrathaltiger Lösung (pH 9) als FeS ¯ , danach Al als Oxinat bei pH 8 – 9. b) Zuerst Fe3+ als Oxinat bei pH 5 (Fe(Ox)3 ¯ ), Al3+ muß dazu maskiert sein (Tartrat), danach Al als Oxinat bei pH 9. Al (Fe, Cu) / Be: Fällung von Al (Fe, Cu) aus "saurer" Lsg. (pH 4 – 5), danach Be aus NH3-haltiger Lösung. Wichtig: In Gegenwart von viel Alkalisalzen (vorhergehender Aufschluß!) fällt Al(Ox)3 nicht aus! Dann Al und Be zuerst mit NH3 abtrennen, danach erst Trennung mit Oxin. Al / PO43: aus NH3-Tartrat-Lösung (pH ~ 9) fällt Al(Ox)3 aus – nicht aber AlPO4. Stabilitätsfolge: Al(Ox)3 > AlTartratkomplex > AlPO4. Al / SiO2: nach saurem Aufschluß (K2S2O7) liegt Al als Al3+ gelöst, SiO2 unlöslich vor (neigt aber zur Bildung kolloider Lösungen). Man spart die Trennung und fällt unmittelbar Al(Ox)3. Auswägen des Niederschlags ist nicht sinnvoll möglich, aber nach Wiederauflösen kann Oxin mit Brom maßanalytisch bestimmt werden. Pro Al werden zwölf (!) Br verbraucht!!! Br N HO + 2 Br2 + 2 H+ + 2 Br- = N Br HO Folie 40 Modifizierte Oxine Substitution des Oxins verändert dessen elektronische und sterische Eigenschaften. a) Dichlor- und Dibromoxin sind stärker sauer als das unsubstituierte Molekül, d. h. bei niedrigerem pH liegen größere Oxinat-Konzentrationen vor. Die Fällung von Cu, Fe und Ti und deren Trennung von Aluminium kann ohne Komplexbildner für Al3+ erfolgen. b) Methyloxin kann aus sterischen Gründen keine oktaedrischen Komplexe M(Ox)3 bilden, wohl aber tetraedrische. Damit ist die Trennung Zn / Al einfach möglich. Br Cl N Cl N N Br HO HO HO CH3 c) Anwendung des Oxinium-Ions (H2Ox+) zur "Beschwerung" von Niederschlägen: vgl. (H2Ox+)3[P(Mo3O10)4]3-, das nur noch ca. 1Gew.% P enthält (Grav. Faktor!) d) Weitere Fällungsmittel mit "Oxingruppierung": O N N OH H HO HO N HO Oxin Chinaldinsäure Cuproin Folie 41 Weitere Chelatbildner I. A) B) C) N O O F) N O N D) E) N O N N O N N O O O Beispiele für (B): Glykole, "Zucker", ortho-Diphenole, Oxalsäure, Morin. 1- O OH 2 + H3BO3 O B = O OH + 3 H2O O OH + H+ Tannin / Gallussäure Oxalsäure OH OH OH O HO3S OH O OH OH O OH OH OH OH HO3S O Morin O OH Tiron / Brenzcatechindisulfonsäure-(3, 5) Folie 42 Weitere Chelatbildner II. Beispiele für (C): Dimethylglyoxim, Dipyridile, Phenantroline, 1,2-Diaminoethan ("en"). HO H3C N N N H3C N N N H2 N N H2 HO Beispiele für (D): Hydroxylaminderivate. Beispiel für (E): "Cupfferon" (Cu, Fe, ...) OH O N Beispiel für (F): Diphenylcarbazon. N N N N H N C OH Dithizon wenn -SH Chinaldinsäure (Typ A, wie Oxin) in 4%tiger wässriger Lösung als Alternative zu Oxin für M2+ O M : Ch = 1 : 2 N HO Folie 43 Maßanalyse - Volumetrie I. Bezeichnung: Bestimmungen über Abmessen von Flüssigkeitsmengen; man kann Flüssigkeiten aber auch wägen (sogar genauer, aber ungebräuchlich). Prinzip: Auch hier (wie in der Gravimetrie) erfolgt die quantitative Bestimmung eines Stoffes in einer Lösung, allerdings ohne dessen Abtrennung. Es müssen deshalb folgende Bedingungen erfüllt sein: a) Der zu bestimmende, gelöste Stoff ("Titrand") A muß mit einem zuzusetzenden Reagenz ("Titrator") B eine vollständig ablaufende chemische Reaktion geben (Reversibilität ist erwünscht, aber nicht Bedingung) b) Man muß erkennen können, wann gerade soviel B zugesetzt worden ist, wie vorher A vorhanden war (Äquivalentmenge; Endpunkterkennung). Man kann zum Erkennen des Endpunkts das Verschwinden von A oder das Auftreten von B in der Lösung heranziehen. c) Die Reaktion von A mit B muß schnell genug ablaufen (ggf. Wärme). d) Maßlösungen von B sollten einfach herstellbar und handhabbar sein und sich beim Lagern möglichst nicht verändern. Folie 44 Maßanalyse - Volumetrie II. Beispiel zum Prinzip: Es soll Ag+ (z. B. in einer AgNO3-Lsg.) quantitativ bestimmt werden. Wir benutzen die Umsetzung: Ag+ + Cl= AgCl (d. h. eine Fällungstitration) Die Bedingungen a), c), und d) sind weitgehend erfüllt (Ag ist praktisch quantitativ fällbar; Reaktion verläuft schnell; Lösungen von HCl oder NaCl sind unproblematisch) Wie steht es mit b)? Wir benötigen den Punkt, wo gerade so viel 0,1 n HCl zugegeben wurde, daß die Menge HCl der Ag+-Menge äquivalent ist. Dann ist aber, nachdem schwerlösliches AgCl ausgefallen ist, in der Lösung [Ag+]Rest = [Cl]Rest, sowie [Ag+] . [Cl] = LAgCl = 10-10, d. h. [Ag+] ist erst auf 10-5 mol / ll gefallen. Konzentrationsverlauf von Ag+ als f(Cl) log [Ag+] * Äquivalenzpunkt ml HCl Folie 45 Maßanalyse - Volumetrie III. Ein Zahlenbeispiel zum Verlauf von log [Ag+] bei der Titration mit Cl: Experimentelle Bedingungen: 1 Liter Lösung; [Ag+]0 = 0,1 mol / l; Zugabe von festem Cl(Volumenkorrektur kann vernachlässigt werden). Unterteilung der Kurve in drei Definitionsbereiche: 1) Vor dem Äquivalenzpunkt: [Ag+] = [Ag+]0 [Cl] 2) Am Äquivalenzpunkt: [Ag+] = L AgCl 3) Nach dem Äquivalenzpunkt: [Ag+] = L AgCl [Cl][ Ag+ ]0 Wertetabelle: [Cl] 0,000 [Ag+] 0,100 log [Ag+] -1,000 0,001 0,002 0,010 0,030 0,060 0,099 0,098 0,090 0,070 0.040 -1,004 -1,009 -1,046 -1,155 -1,400 [Cl] 0,090 [Ag+] 0,010 log [Ag+] -2,000 0,095 0,100 0,105 0,110 0,200 0,005 1,0E-05 2,0E-08 1,0E-08 0.060 -2,301 -5,000 -7,699 -8,000 -9,000 [Cl] 0,130 0,160 0,200 [Ag+] 0,010 1,0E-09 1,0E-09 log [Ag+] -8,477 -8,778 -9,000 Folie 46 Maßanalyse - Volumetrie IV. -1 -2 log [Ag+] -3 -4 -5 Äquivalenzpunkt -6 -7 -8 -9 -10 0.00 0.02 0.04 0.06 0.08 0.10 0.12 0.14 0.16 0.18 Zusatz an HCl in mol Abschätzung: 1 Trpf. 0,1 n ClLösung » 0,03 ml » 0,3 . 10-5 mol; dieser Überschuß bewirkt schon ein Absinken von [Ag+] auf 0,7 . 10-5, also vernachlässigbar wenig Ag+ im Vergleich zur Ausgangskonzentration. Folie 47 Einteilung maßanalytischer Verfahren A. Nach dem Reaktionstyp: a) H+ + OH= H2O Säure – Base – Titration (Neutralisationstitration) b) Ag+ + Cl= AgCl Fällungstitration c) Ag+ + 2 CN= [Ag(CN)2]Komplexbildungstitration d) I2 + 2 S2O32= S4O62+ 2 IRedoxtitration B. Nach vorliegenden Stoffen (Maßlösungen): a) Acidimetrie; Alkalimetrie b) Argentometrie c) Komplexometrie (Chelatometrie) d) Redoxtitrationen (Iodometrie, Manganometrie, Bromatometrie, Cerimetrie, Titanometrie) C. Nach Art der Endpunktanzeige (Indikation): a) Visuelle Titration mit Farbindikatoren b) Potentiometrie ([ ] bzw. log [ ] wird E gemessen, Nernst'sche Gleichung) c) Konduktometrie (Leitfähigkeitstitration) d) Polarisationstitrationen (Konzentrationsänderungen an polarisierten Elektroden) e) Thermometrische Titrationen f) Kolorimetrische Titrationen Folie 48 Säure - Base - Titrationen I. Starke Säuren + starke Basen: Gegenseitige Neutralisation; alle Reaktionspartner sind vollständig dissoziiert. Der Neutralpunkt liegt bei pH = 7. pH a) b) c) Zusatz an Lauge "Verdünnungskurven": a) 0,1 n Säure + 0,1 n Base; b) 0,01 n Säure + 0,01 n Base; c) 0,001 n Säure + 0,001 n Base Wie erkennt man den Endpunkt der Titration? a) Konz.-Verlauf messen, z. B. elektrochemisch mit einer Glaselektrode b) Geringe Menge einer farbigen Säure oder Base (® Farb-indikator) zugeben, die am Endpunkt mit neutralisiert (= mittitriert wird. D. h. die verbindung – der Indikator – muß als Säure und als Base unterschiedliche Farben besitzen. N N N + H+ Base (gelb) H + N Indikatorfehler beachten! N N Säure (rot) Folie 49 Die Glaselektrode 1. Konditionierung (Quellung; Hydrolyse) Einfüllöffnung 2. SiO2 . n H2O reagiert amphoter KCl-Lösung Bezugselektroden Diaphragma gepufferte Lsg. pH = 7 aktive Glasmembran pH (ist) Säure- bzw. Alkalifehler pH (soll) Folie 50 Säure - Base - Titrationen II. Indikatoren H3 C N N Methylrot pH = 4,9 Rot / Gelb N H3 C COOH OH O Phenolphtalein pH = 9,5 Farblos / Rot C C O C O C O Säure (farblos) O Base (rot) Indikatorfehler Bromkresolgrün pH = 4,7 Gelb / Blau pH Bromkresolpurpur pH = 6,1 Gelb / Purpur Bromthymolblau pH = 7,1 Gelb / Blau Zusatz an Lauge In Abhängigkeit vom Titrationssystem erfolgt die Auswahl des Indikators! Bei Titration einer schwachen Säure mit einer starken Base liegt der pH am Äquivalenzpunkt im basischen, bei der Titration einer schwachen Base mit einer starken Säure liegt der pH am Äquivalenzpunkt im sauren. Folie 49 Säure - Base - Titrationen III. Starke Säuren (Basen) + schwache Basen (Säuren): Die entstehenden Salze reagieren alle infolge von Hydrolyse sauer (basisch). Am Äquivalenzpunkt ist der pH also von 7 verschieden. Es gilt: pH pH 1 pK 1 log c ( S) = S 0 2 2 1 pK + 1 log c (B ) = 14 B 0 2 2 Beispiele: a) 0,1 m Al2(SO4)3-Lsg.: pKS = 4,9 für [Al(H2O)6]3+; es folgt: pH = 2,95. b) 1,0 m NH4Cl-Lsg.: pKS = 9,25 für NH4+; es folgt: pH = 4,63. c) 0,2 m NaAcetat-Lsg.: pKB = 9,25 für Ac; es folgt: pH = 9,72. pH-Werte für die Titration von schwachen Säuren mit 0,1 n NaOH: pKS 5 8 10 12 pH(Neutralisation) 9 10,5 11,5 12,5 "Pufferwirkung" von Wasser: Bei sehr hohem bzw. sehr niedrigem pH werden bereits in reinem Wasser große Mengen an OHbzw. H+ gebraucht, um den pH-Wert zu ändern! Folie 52 Säure - Base - Titrationen IV. Titrationskurve "Schwache Säure + Starke Base" (Säuren): Essigsäure + NaOH; zur näherungsweisen Kurvendiskussion werden drei Definitionsbereiche betrachtet (allg. Vorgehensweise bei der Diskussion von Titrationskurven). pH 3) 2) 1) Zusatz an Lauge 0,5 1:1 1. Beginn der Kurve (Diss. der reinen Essigsäure: [H+ ]= [ Ac ]; [H+ ] = KS × [HAc]0 pH 1 pK 1 log c (S ) = S 0 2 2 2. Mitte der Kurve (Puffergebiet): [HAc] + [H ] = × KS [ Ac ] [ Ac ] pH = pK S + log [HAc ] 3. Endpunkt (pH-Wert von NaAc-Lsg.): pH 1 pK + 1 log c (B ) = 14 B 0 2 2 Folie 53 Verstärkungstitrationen I. Titration von Borsäure: Bei der Titration der sehr schwachen Säure H3BO3 (pKS1 = 9,24; pKS2 = 12,74; pKS3 = 13,80) ist kein deutlicher pHSprung feststellbar ® Verstärkungstitration. 1- O OH 2 + H3BO3 O B = O OH + 3 H2O * + H+ pH pH 10 O “ohne” Borax 10 “mit” 7 * Bromkresolpurpur 7 Zusatz an Lauge Zusatz an HCl Ausführung der Titration: 1:1 1. Vorneutralisieren von Borax (Na2B4O7; reagiert alkalisch!) mit HCl gegen Bromkresolpurpur oder besser mit der Glaselektrode auf pH 6 - 7 2. Zusatz des mehrwertigen cis-Alkohols 3. Titration mit NaOH gegen Phenolphtalein Folie 54 Verstärkungstitrationen II. Titration von NH4+: NH4+ = NH3,aq + H+ pKS = 9,25 4 NH4+ + 6 CH2O = (CH2)6N4 + 4 H+ Achtung: Vorneutralisieren des Methanals notwendig, weil geringe Mengen an Ameisensäure enthalten. Titration von Kohlensäure: H2CO3,aq = HCO3+ H+ HCO3= CO32+ H+ pKS = 7 pKS = 11 Fällung von Carbonat mit Ba2+ und nachfolgende Titration mit Natronlauge Titration von Phosphorsäure: 1. Stufe: H3PO4,aq = H2PO4+ H+ pKS = 2 ÄP: pH = 4,5; Indikator: Bromkresolgrün 2. Stufe: H2PO4= HPO42+ H+ pKS = 7 ÄP: pH = 9,5; Indikator: Phenolphtalein 3. Stufe: HPO42= PO43+ H+ pKS = 12 ÄP nicht mehr zugänglich in wässriger Lösung; aber Fällung der Phosphationen mit Ca2+: 2 HPO42+ 3 Ca2+ = "Ca3(PO4)2" + 2 H+ Folie 55 Ionenaustauscher I. Probleme: a) Saure Kationen (Zr4+, Al3+, Fe3+, Zn2+) stören Neutralisationstitrationen b) Alkalimetallionen sind nicht leicht quantitativ bestimmbar. Lösung: Ionenaustauscher Unterscheidung nach Kationenaustauschern (saure Gruppen wie SO3H, COOH, PO3H2,an einem organischen Polymer) und Anionenaustauschern (basische Amine oder Alkyl-Ammonium-Gruppen in einem organischen Polymer) Austauschreaktionen: z. B.: 3 RSO3H + M3+ = (RSO3)3M + 3 H+ z. B.: 3 R3NH+Cl+ PO43= (R3NH+)3PO43+ 3 ClAustauschkapazität: 1 – 2 mÄq / ml Anwendungen von Ionenaustauschern: a) Bestimmung von HCl / NaCl; zuerst Neutralisationstitration ® NaCl-Lsg., diese im sauren Ionenaustauscher in in HCl umwandeln und erneut titrieren. b) Binden aller schwach sauren Kationen an einem sauren Ionenaustauscher; Titration der Metalläquivalente mit Lauge. c) Trennungen verschiedener Kationen Folie 56 Ionenaustauscher II. Voraussetzung für Trennung: Vollständige Dissoziation der Spezies; [Cr(H2O)3Cl3] werden nicht gebunden. HgCl2 oder Bindungsfestigkeit von Kationen: Pu4+ >> La3+ > Ce3+ > Pr3+ > Eu3+ > Y3+ > Sc3+ > Al3+ >> Ba2+ > Pb2+ > Sr2+ > Ca2+ > Ni2+ > Cd2+ > Cu2+ > Co2+ > Zn2+ > Mg2+ > UO22+ >> Tl+ > Ag+ > Rb+ > K+ > NH4+ > Na+ > H+ > Li+ a) Ladung; b) Radius des hydratisierten Ions; c) Härte des Ions Bindung von Anionen analog: Nitrat < Sulfat < Phosphat Aber: Verschiebung der Stabilitäten durch hochkonzentrierter Lösungen (MWG)! große Mengen Wasserentsalzung: Für technische Zwecke nur Kationenaustausch; für demin. Wasser sog. Mischbettionenaustauscher (schwieriger zu regenerieren) Ionenaustauschchromatographie: Auftrennung und Elution der gebundenen Kationen durch unterschiedlich saure Lösungen sowohl für analytische wie auch für präparative Zwecke. Folie 57 Fällungstitrationen I. Argentometrische Titrationen: Ag+ mit Cl; Cl, Br, l, CN, SCNu. a. mit Ag+ AgNO3-Lsg. durch Einwaage von AgNO3 (lichtempfindlich; reduktionsempfindlich); Standard: NaCl (schwer extrem zu trocknen), besser PbCl2 Historisch: Gay-Lussac (1832): "Klarpunktstitration" zur Bestimmung von Silber in Münzen. Mohr: Endpunkterkennung bei der Bestimmung von Clin Trinkwasser durch Zusatz Chromat (® rotbraunes Ag2CrO4) Adsorptionsindikatoren: Voraussetzung: Indikatoren müssen vollständig dissoziiert sein (eine Ladung tragen) Anionische: Methode nach Fajans Kationische: Methode nach Harald Schäfer Mechanismus: Indikatoren werden an kolloid gelöste Partikel oberflächlich adsorbiert, keine Komplexbildung! Titration von Clmit Ag+: vor dem Äquivalenzpunkt liegt + { ( AgCl )x Cl} vor, danach { ( AgCl) x Ag} Fajans: anionischer Indikator ist vor dem ÄP frei, nachher adsorbiert Schäfer: kationischer Indikator ist vor dem ÄP gebunden, nachher frei Folie 58 Fällungstitrationen II. { { Festigkeit der Bindung: Adsorptionsindikatoren dürfen nicht fester gebunden werden als das zu titrierende Halogenid NO3< Cl< Br< IFluorescein < Eosin < Erythrosin Farbunterschied von freiem und adsorbiertem Indikator: z. B Fluorescein (Anion Fl) gelblich, in adsorbiertem Zustand rosa. { ( AgCl)x Cl} + Fl- + { ( AgCl)x Ag} Fl- gelblich rosa Kolloid X HO O C OH O X HO O X C OH X O C C O Fluorescein (gelblich) O X = Br Eosin X=I Erythrosin Adsorption an positiv geladenen Kolloidteilchen, d. h. Silberhalogenide dürfen am ÄP nicht ausflocken (Klarpunkt!) Dies wird durch ein ungeladenes Schutzkolloid verhindert, z. B. Dextrin Folie 59 Fällungstitrationen III. Adsorptionsindikator nach H. Schäfer: Titration von Chlorid mit Ag+ mit N-Methyldiphenylaminrot nach dessen Oxidation in saurer Lösung CH3 Oxidation N CH3 CH3 N N Cr2O72H2SO4 Redox CH3 CH3 N N + - + + 2{ ( AgCl ) x Cl} N+ + + { ( AgCl) x Ag} + N+ Indikator adsorbiert blau Indikator desorbiert rotviolett (freies Ind.-Kation) In saurer Lösung! Stabilisierung durch Dextrin. Störende Adsorption an anionischen Kolloiden "Wolframsäure" möglich wie Argentometrische Titrationen mit potentiometrischer Endpunktanzeige (vgl. Folie 45 – 47); hierdurch ist auch die Simultanbestimmung der Halogenide möglich. Folie 60 Chelatometrie I. Allgemeiner: Komplexbildungstitration; z. B. CNmit Ag+ es entsteht [Ag(CN)2], ab dem ÄP fällt AgCN aus ® Endpunkterkennung; denkbar wäre auch Titration von Cu2+ mit NH3, wird allerdings nicht genutzt da kein scharfer Sprung in log [Cu2+] am ÄP (® Überlagerung verschiedener Gleichgewichte). -2 log [Cu2+] -6 -10 -14 -18 -22 -26 0.0 0.1 0.2 0.3 0.4 0.5 0.6 0.7 0.8 Zusatz NH3 [mol] Der gewünschte Kurvenverlauf wird dagegen mit Chelatkomplexbildnern erreicht. Die gezeigten bilden immer 1 : 1 Komplexe. Folie 61 Chelatometrie II. Stabilisierung der Chelatkomplexe durch sog. Chelat- oder auch Entropie-Effekt: [M(H2O)6]2+ + Y4= [M(Y)]2+ 6 H2O; D RS >> 0 EDTA ist ein amphoteres Molekül, d. h. seine Löslichkeit ist am isoelektrischen Punkt (bei pH » 2) am schlechtesten. Üblich ist die Verwendung des di-Natriumsalzes Na2H2Y . 2 H2O wegen des leichter Löslichkeit. Die relative Stabilität der EDTA-Komplexe verschiedener Kationen hängt von a) der Ladung des Kations, b) dessen Größe und c) von dessen Polarisierbarkeit ab. Aus der unterschiedlichen Stabilität der Komplexe folgt deren Bildung bei unterschiedlichen pH-Werten. [M(H2O)6]2+ + H2Y2= [M(Y)]2+ 6 H2O + 2 H+ Vor Einführung geeigneter Metallindikatoren hat man die nach obiger Gleichung frei werdenden H+-Ionen alkalimetrisch titriert. Das Verfahren ist wenig spezifisch. Elektrochemisch aktive Kationen (Ag+, Hg2+, Fe3+) können bei potentiometrischer Endpunktanzeige titriert werden. Titrationen unter Verwendung von Farbindikatoren für Metalle: a) Direkte Titration (z. B.: Mg gegen Erio-T) b) Rücktitration (z. B.: Al, mit Zn gegen Xylenolorange) c) Substitutionstitration (z. B.: Ca mit MgH2Y gegen Erio-T) Folie 62 Chelatometrie III. Direkte Titrationen: Mg, Zn, Cd mit EDTA (H2Y2) bei pH » 10 (NH3 / NH4+ gepuffert) gegen Erio-T; Farbumschlag von rotviolett (Metall-Indikator-Komplex) nach schwarzblau (freier Indikator, Achtung: nur bei pH 7 – 11!); zur besseren Endpunkterkennung Methylorange (gelb) als Kontrastfarbstoff Erio-T wird als Verreibung mit NaCl (1 : 100) verwendet. Rücktitrationen: Zu langsame Komplexbildung (Al3+, Cr3+), Fällung der Hydroxide bei höherem pH-Wert, kinetische Stabilität des Metall-Indikator-Komplexes und/oder Fehlen geeigneter Indikatoren machen Rücktitrationen notwendig. Dazu wird das Metall mit einem Überschuß an Komplexbildner versetzt; der Überschuß wird dann mit einem geeigneten Kation (Mg, Zn, La, Th) "zurücktitriert" Substitutionstitrationen: MgY2(als Na2MgY . 4 H2O im Handel) reagiert mit vielen Kationen unter Freisetzung von Mg2+, dieses kann dann problemlos mit EDTA titriert werden. Indikator-Puffertablette (Wasserhärte): Bestandteile: Erio-T, Methylorange, MgY2und NH4Cl) Folie 63