Kälberaufzucht mit Heu und Grascobs bei 12 Wochen Tränkezeit (Kurzbeitrag zur Darstellung einer Praxiserprobung) In der Kälberaufzucht werden hohe Tageszunahmen sowie ein frühzeitig gut ausgebildetes Vormagensystem angestrebt. Dabei spielen stabile Pansenverhältnisse und eine bereits bei sehr jungen Kälbern einsetzende Wiederkauaktivität eine zentrale Rolle. Vor diesem Hintergrund wurde vom LAZBW geprüft, ob in der Kälberaufzucht mit einer extensiven (grundfutterbetonten) Rationsgestaltung bestehend aus Wiesenheu und Grascobs vergleichbare Wachstumsleistungen wie mit intensiven Aufzuchtverfahren (9 Wochen Tränkedauer, Kraftfutter und Heu) erzielt werden können. Dazu wurden in zwei Durchgängen je 5 Kälber mit Heu (in der TS: 10,2% XP; 28,6% XF; 9,5 MJ ME/kg) und Grascobs (in der TS: 15,1% XP; 24,4% XF; 9,2 MJ ME/kg) gefüttert bei 12 Wochen Tränkedauer (Vollmilch). Die Tiere hatten ein mittleres Geburtsgewicht von 48 3kg (Gruppe 1) sowie von 45 4kg (Gruppe 2). Bis das jüngste Tier jeder Gruppe 2 Wochen alt war, wurden die Tiere einzeln gehalten, anschließend erfolgte die Aufstallung in einem 5er Gruppeniglu. Die Tränkedauer betrug mindestens 12 Wochen (406 Liter Vollmilch; Nuckeleimer). Abgesetzt wurde, wenn das jüngste Tier 12 Wochen alt war. Zunächst wurden täglich 3 Mahlzeiten angeboten, ab der Gruppenhaltung wurde auf 2 Mahlzeiten reduziert. Während der ersten 6 Wochen erhielten die Tiere täglich 6,0 Liter, ab der 7.Woche wurde auf 4 Liter verringert und von der 11.Woche an täglich 3,0 Liter bis zum Absetzen angeboten. Das Festfutter wurde ad libitum täglich frisch vorgelegt und der Futterverzehr gruppenweise erfasst. Die Ergebnisse zeigen, dass es während und nach dem Absetzen zu keiner Gewichtsabnahme kam. Die Tiere erreichten in dieser Phase im Mittel Tageszunahmen von 850 g (Gruppe 1) und 820 g (Gruppe 2). Diese Zuwachsleistungen in dieser Altersstufe sind mit intensiven Aufzuchtverfahren durchaus vergleichbar: die Tageszunahmen liegen hier bei 750 bis 850 g wie durch intensiv aufgezogene Kälber am LAZBW bestätigt wurde. Die in dieser Praxisstudie extensiv gefütterten Kälber glichen die bisher über die Milch aufgenommene Nährstoffmenge mit einer steil ansteigenden Heuaufnahme aus. Die Aufnahme der Grascobs war dagegen deutlich geringer. Hier zeigte sich zunächst ein sehr zögerlicher Futterverzehr, besonders bei den jungen Kälbern, die im Alter von 6 Wochen täglich nur knapp 0,16 kg TS Grascobs aufnahmen, wohingegen die Heuaufnahme Werte von 0,3 kg TS erreichte. Dies kann unter Umständen mit der „Härte“ der Grascobs erklärt werden, die für junge Tiere schwerer zu zerkleinern sind. Ab der 11. Woche wurden im Mittel täglich 1,6 kg TS Heu und 0,6 kg TS Grascobs (Gruppe 1) bzw. 1,4 kg TS Heu und 0,3 kg TS Grascobs (Gruppe 2) gefressen. Zum Zeitpunkt des Absetzens wurden im Mittel täglich 2,5 kg TS Heu und 0,5 kg TS Grascobs (Gruppe 1) bzw. 2,3 kg TS Heu und 0,6 kg TS Grascobs (Gruppe 2) aufgenommen. Die Leistungsparameter (Tageszunahmen und Festfutteraufnahme) deuten somit an, dass bei mindestens 12 Wochen Tränkedauer sowie einer extensiven Rationsgestaltung (Heu und Grascobs) bei Aufzuchtkälbern gute tägliche Zunahmen sowie eine frühzeitige Wiederkäuerentwicklung (ausgeprägte Kauaktivität und großes Pansenvolumen) erreicht werden können. Dies setzt allerdings eine sehr gute Heuqualität voraus. _________________________________________________________ Dr. Caroline van Ackeren Landwirtschaftliches Zentrum für Rinderhaltung, Grünlandwirtschaft, Milchwirtschaft, Wild und Fischerei Baden-Württemberg (LAZBW) - Rinderhaltung Aulendorf Atzenberger Weg 99 D-88326 Aulendorf Tel.: + 49 (07525) 942-303 Fax: + 49 (07525) 942-333 mailto: [email protected]