Central pattern generators für die zwei- und vierbeinige Fortbewegung Merit Kasch 18. Januar 2013 Central pattern generator (CPG) • Central pattern generator (zu Deutsch: Zentraler Muster- oder Rhythmusgenerator) ist ein Begri aus der Neuroanatomie. • Er bezeichnet eine spezielle Ansammlung von Nervenzellen im Rückenmark. • Diese Nervenzellen müssen nicht immer wieder von einem übergeschalteten Hirnzentrum aktiviert werden. • Nach einer Startaktivierung sind sie selbstständig in der Lage in regelmäÿigem Abstand einen Impuls zu senden. • Häug werden CPGs in Verbindung mit der Fortbewegung von Wirbeltieren gebracht. • Sie sind dazu fähig, die Rhythmen für verschiedene Gangarten zu produzieren. • Mathematisch werden CPGs meistens als Netzwerke identischer Dierentialgleichungssysteme modelliert. • Die individuellen Systeme werden Zellen genannt. • Die Zellen modellieren (Ansammlungen von) Neuronen. Bemerkung: Die Existenz von CPGs für die Fortbewegung von Säugetieren wurde nicht sicher begründet. Trotzdem behaupten viele Autoren, dass es Belege für die Existenz eines menschlichen Fortbewegungs-CPG gibt. Annahme: Diese CPGs existieren. 1 CPG-Modelle CPG-Modelle sind Netzwerke identischer Dierentialgleichungssysteme (Zellen ). Eine Zelle besteht aus einem Zustandsraum (normalerweise ferentialgleichungssystem. Das zur Zelle j Rk ) und einem Dif- gehörige System hat die Form ẋj = fj (xj , xi1 , . . . , xim ), wobei das erste Argument in fj die interne Dynamik der Zelle j und die übri- gen Variablen die Kopplungen repräsentieren. Man beachte, dass p mit Zelle j = Rk und fj = f auftaucht, wenn Zelle betrachten, gilt Rk j gekoppelt ist. für alle j. xp nur in fj Da wir identische Zellen D.h. ẋj = f (xj , xi1 , . . . , xim ). Das Netzwerk kann durch einen gerichteten Graphen, der Netzwerkarchitektur, dargestellt werden. Die (gerichteten) Kanten des Graphen zeigen die Kopplungen zwischen den Zellen, modelliert durch die Knoten des Graphens, an. Jeder Graph entspricht einer Klasse von Dierentialgleichungssystemen. Bei einem Fortbewegungs -CPG werden die Symmetrien des Netzwerks genutzt, um Typen von periodischen Lösungen mit den zu verschiedenen Gangarten assoziierten Rhythmen zu nden. 2 CPG-Modell quad 3 CPG-Modell leg Systeme und Symmetrien von quad und leg Die quad entsprechende Klasse von Dierentialgleichungssystemen ist (1.1) wobei ẋ1 ẋ3 ẋ5 ẋ7 x i ∈ Rk = F (x1 , = F (x3 , = F (x5 , = F (x7 , x2 , x4 , x6 , x8 , x7 ), x1 ), x3 ), x5 ), ẋ2 ẋ4 ẋ6 ẋ8 die Zustandsvariable der Zelle Abbildung ist. = F (x2 , = F (x4 , = F (x6 , = F (x8 , x1 , x3 , x5 , x7 , x8 ), x2 ), x4 ), x6 ), i und F : (Rk )3 → Rk eine beliebige Die zu leg gehörige Klasse von Dierentialgleichungssystemen ist. (1.2) wobei ẋ1 ẋ2 ẋ3 ẋ4 x i ∈ Rk = F (x1 , = F (x2 , = F (x3 , = F (x4 , und x2 , x1 , x4 , x3 , x3 , x4 , x1 , x2 , x4 ), x3 ), x2 ), x1 ), F : (Rk )4 → Rk . Denition 1 (Adjazenzmatrix) Die Adjazenzmatrix eines Netzwerks ist die Matrix der Anzahl der Pfeile von Zelle j zu Zelle 4 i ist. A = [aij ], wobei aij gleich Aquad 0 1 1 0 = 0 0 0 0 Aleg 1 0 0 0 0 0 1 1 0 1 0 0 0 0 0 0 0 1 = 1 1 0 0 1 0 0 1 0 0 1 0 1 1 0 0 0 0 0 1 1 0 1 1 0 1 0 0 0 0 1 0 0 1 1 1 1 0 1 0 0 0 0 0 0 1 0 1 0 0 0 0 1 0 Die Symmetrien von quad können durch zwei unabhängige Permutationen dargestellt werden: κ = (1 2)(3 4)(5 6)(7 8) und ω = (1 3 5 7)(2 4 6 8). Die Symmetriegruppe von quad ist also Γquad = Z4 (ω) × Z2 (κ). Die Symmetrien von leg können ebenfalls durch zwei unabhängige Permutationen erzeugt werden. Diese sind ρ = (1 2)(3 4) und τ = (1 3)(2 4), womit Γleg = Z2 (τ ) × Z2 (ρ) also die Symmetriegruppe von leg ist. Denition 2 (Äquivarianz) Man betrachte die gewöhnliche Dierentialgleichung Die Gleichung heiÿt Γ-äquivariant, wenn f (γ · x) = γ · f (x) für alle γ ∈ Γ und x ∈ Rn . 5 dx = f (x), f : Rn → Rn . dt Folgerung: x(t) eine Lösung der gewöhnlichen Dierentialgleichung ist, so ist γ · x(t) γ ∈ Γ ebenfalls eine Lösung. Die Menge Γ · x(t) = {γ · x(t) : γ ∈ Γ} der Orbit von x(t). Wenn für alle heiÿt Vierbeinige Gangarten Pass 6 Trab Minimales CPG-Modell für Vierbeiner Wir formulieren Bedingungen für die Modelierung eins Fortbewegungs-CPG für Vierbeiner: (A1) Jede Zelle im CPG-Netzwerk sendet ihre Signale nur zu einem Bein. (A2) Verschiedene Gangarten werden durch nicht-konjugierte periodische Lösungen modeliert. (A3) Das Netzwerk hat periodische Lösungen, welche die Standard-Gangarten Schritt, Trab und Pass modelieren. (A4) Die Symmetriegruppe des Netzwerks agiert transitiv auf den Zellen, d.h. jede Zelle kann auf jede andere Zelle durch eine Symmetrie abgebildet werden. 7 Theorem 1 Ein Vier-Zellen Netzwerk genügt (A2) nicht. Theorem 2 Γ-symmetrisches Zellen-Netzwerk. N genüge (A1), (A2), (A3) und |Γ| minimal. Dann ist N das acht-Zellen Netzwerk für Vierbeiner mit Γ = Z4 × Z2 . Sei N ein (A4) mit Symmetrien-Typen periodischer Lösungen für Γ = D4 Denition 3 Sei x(t) eine periodische Lösung eines Untergruppen K und H Γ-äquivarianten System von ODEs. Die seien deniert durch K = {γ ∈ Γ : γx(t) = x(t) ∀t} und H = {γ ∈ Γ : γ{x(t)} = {x(t)} ∀t}. Es ist also K ⊂ H. 8 Das H mod K Theorem Das H mod K Theorem gibt notwendige und hinreichende Voraussetzungen für Γ-äquivarianten System von K ⊂ H ⊂ Γ an. n Die Isotropie-Untergruppe Σx eines Punktes x ∈ R besteht aus Gruppenelementen, welche x xieren, also die Existenz einer periodischen Lösung zu einem ODEs mit vorgegebenen raum-zeitlichen Symmetrien Σx = {σ ∈ Γ : σx = x}. Es bezeichne Hγ}. H Weiter sei N (H) den Normalteiler von H , also N (H) = {γ ∈ Γ : γH = F ix(K) = {x ∈ Rn : kx = x ∀k ∈ K}. mod K Theorem Sei Γ eine endliche Gruppe, die auf che Lösung zu einem K Symmetrien Γ-äquivarianten H/K (b) K Dann existiert eine periodis- System von ODEs auf und raum-zeitlichen Symmetrien (a) H Rn mit räumlichen genau dann, wenn zyklisch ist, eine Isotropie-Untergruppe ist, dim F ix(K) ≥ 2. H = N (K), (c) Rn operiert. Ist dim F ix(K) = 2, dann ist entweder H = K, oder H (d) eine Zusammenhangskomponente von F ix(K) \ Lk xiert (Lk ist unten deniert). Denition 4 Sei K ⊂ Γ eine Isotropie-Untergruppe. Lk = [ Lk ist deniert durch F ix (γ) ∩ F ix (K). γ ∈K / Theorem 3 eine Funktion k ≥ 2. Seien K ⊂ H Γleg . Dann existiert eine periodische Lösung x(t) zu (1.2) für F genau dann, wenn H/K zyklisch ist. Bemerkung: Theorem 3 behauptet nicht, dass jedes gekoppelte Zellsystem Man betrachte das gekoppelte Zellsystem (1.2) mit Untergruppen von eine periodische Lösung mit raum-zeitlichen Symmetrien hat. 9 K ⊂ H ⊂ Γ Untergruppenpaare (H, K) mit K ⊂ H ⊂ Γleg 10