«www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Ausfluss Problematik bei Ausfluss Es gilt, normalen Ausfluss aus den Geschlechtsorganen von krankhaftem Ausfluss zu unterscheiden. Zudem spielt es eine wesentliche Rolle, zu welchem Zeitpunkt im Zyklus oder bezogen auf die Geburt das Tier Ausfluss hat und aus welchem Organteil der Ausfluss stammt. Krankhafter Ausfluss hat oft hohe wirtschaftliche Verluste zur Folge, insbesondere, wenn eine chronische Form lange nicht beachtet und behandelt wird. Brunstschleim Klarer spinnbarer Brunstschleim (Bild: Wiederkäuerklinik Bern) Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 1 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Eitriger Ausfluss Eitriger Ausfluss bei Gebärmutterentzündung. Fütterungs- und Geburtsmanagement sollen überprüft werden. Ausfluss - was wird beurteilt? Bei Ausfluss werden die Menge, die Konsistenz, das Aussehen und der Geruch beurteilt. Menge: wenig – mittel – viel Konsistenz: fadenziehend, wässrig, zäh, mit Beimengungen (Eiter, Blut, Fruchtteile, Nachgeburtsteile) Aussehen: klar oder trüb (rauchig, weiss, gelb, rot, braun) Geruch: kein - wenig – stark übelriechend Was ist normal und gesund: In der Brunst sondert die Kuh fadenziehenden klaren Schleim aus der Scham ab. Dieser Schleim wird grösstenteils im Muttermund produziert. In der Nachbrunst kann Blut aus der Scheide beobachtet werden. Dieses stammt aus kleinen Blutgefässen in der Gebärmutter, die während der starken Kontraktion der Gebärmuttermuskulatur in der Brunst platzen. Nach der Geburt ist es normal, dass sich die Kuh „verputzt.“ Dabei sondert sie während den ersten 2-3 Wochen nach der Geburt braunen, blutigen Schleim in grossen Mengen aus. Sowohl nach der Geburt als auch während der Brunst stinkt normaler gesunder Ausfluss nie. Selten kann es vorkommen, dass trächtige Tiere Schleim absondern. Mit Hilfe der Vorgeschichte und einer sorgfältigen Untersuchung muss wenn möglich die Ursache und ein allfällig krank-machender Faktor heraus gefunden werden. Im Zweifelsfall soll der Tierarzt gerufen werden. Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 2 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Was ist nicht normal bzw. krankhaft: Sobald Schleim aus den Geschlechtsorganen länger als 3 Wochen nach der Geburt in grossen Mengen heraus kommt, getrübt, Flocken aufweisend oder gar stark eitrig ist und stinkt, ist etwas nicht in Ordnung. Der Schweregrad muss beurteilt werden und es muss herausgefunden werden, aus welchem Geschlechtsteil der krankhafte Ausfluss stammt. Der Allgemeinzustand des betroffenen Tieres spielt hierbei eine wesentliche Rolle. Je nach Befund, Schweregrad und Zeit nach der Geburt bzw. im Brunstzyklus muss entsprechend reagiert werden. Normal Wenig zäher blutiger Ausfluss in der Nachbrunst. Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 3 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Nicht normal Wenig eitriger klebriger Ausfluss. Herkunftsorgan und mögliche Ursachen (Fütterung und Geburtsmanagement) sollen überprüft werden. (Bild: Wiederkäuerklinik Bern) Nicht normal Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 4 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Wenig trüber, zäher Ausfluss. Typischer Ausfluss bei Zysten auf den Eierstöcken. Ursachen von Ausfluss Brunst: Klarer, fadenziender (spinnbarer) Schleim in unterschiedlicher Menge und geruchlos. Nachbrunst: Wenig blutiger zäher geruchloser Schleim. Senkscheiden: Diese werden vererbt und hängen insbesondere zusammen mit der Beckenstellung. Von aussen erkennt man sie gut an einer nicht-senkrecht gestellten Scham. Betroffene Tiere haben typischerweise einen Hohlschwanz. In Senkscheiden bleibt der reizende Harn liegen und dies kann zu Entzündungen der Scheide und auch der Gebärmutter führen (Harn fliesst durch den Muttermund in die Gebärmutter). Der Ausfluss bei Senkscheiden ist wässrig und wird schwallweise in grossen Mengen abgesondert, insbesondere wenn sich die Kuh hinlegt. Liegt bereits eine Infektion vor, wird der Ausfluss zusehends trüber oder gar eitrig. Kühe mit Senkscheiden haben eine schlechtere Fruchtbarkeit. Scheidenentzündung (Vaginitis): Diese treten in den meisten Fällen im Zusammenhang mit Senkscheiden auf. Früher auch noch oft im Zusammenhang mit Natursprung und den da übertragenen Deckseuchen (Trichomonaden). Gebärmutterentzündung (Endometritis): Definitionsgemäss handelt es sich um einen krankmachenden Einfluss auf die Gebärmutterschleimhaut. Dieser krankmachende Einfluss kann seinen Ursprung im Management (Einsatz der Genetik, Fütterung, Haltung und allgemeine Stallhygiene), in einer direkten mechanischen Verletzung (z.B. bei einer Behandlung oder Besamung) oder in einer Infektion (meist Mischinfektionen mit Keimen aus der Umgebung) haben. Bei der Haltung ist eine keimbelastete Umgebung insbesondere während der Geburt und unhygienische Geburtshilfe eine häufige Ursache für späteren krankhaften Ausfluss. Eine nicht optimale Fütterung gefolgt von Stoffwechselstörungen (insbesondere nach einer Verfettung in der Spätlaktation), allen voran Aceton, beeinflussen die Gesundheit der Gebärmutter direkt. Gebärmutterentzündungen können fast zu jeder Zeit im Leben einer Kuh auftreten. Man unterscheidet zwischen akuter und chronischer Gebärmutterentzündung. Akute Gebärmutterentzündungen treten meist nach einer Schwergeburt, unhygienischer Geburtshilfe oder Nachgeburtsverhalten und meist innerhalb der ersten 2 Wochen nach der Geburt auf. Tiere mit akuter Gebärmutterentzündung sind oft in einem schlechten Allgemeinzustand mit Fieber und stinkigem Ausfluss von unterschiedlicher Menge und Konsistenz. Das Aussehen des Ausfluss kann sehr unterschiedlich sein. Chronische Gebärmutterentzündungen treten oft Wochen nach der Geburt auf und werden oftmals lange gar nicht bemerkt, denn der Allgemeinzustand der betroffenen Tiere ist gut. Aber die Tiere nehmen nicht auf, weil das Milieu in der Gebärmutter gestört ist. Das ist dann oft der Grund für eine Untersuchung, bei der dann die Infektion festgestellt wird. Betroffene Tiere haben oft keinen regelmässigen Brunstzyklus und allfälliger Ausfluss ist wenig und trüb, aber meist nicht stinkend, oft mit flockigen Beimengungen. Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 5 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Pyometra: Hierbei handelt es sich um eine mit Eiter gefüllte Gebärmutter mit gleichzeitigem Vorhandensein eines Gelbkörpers auf dem Eierstock. Ist der Muttermund offen, können grosse Mengen übelriechenden Eiters aus der Scheide abfliessen. Ist der Muttermund zu, ist die Gefahr gross, eine Pyometra mit einer Trächtigkeit zu verwechseln (Flüssigkeit in der Gebärmutter, Gelbkörper auf dem Eierstock). Zysten: Rauchiger, trüber, zäher Ausfluss ist sehr typisch beim Vorliegen von Zysten und tritt meist einige Wochen nach der Geburt auf. Senkscheide Senkscheide diagnostiziert mit Spekulum. Gebärmutterentzündungen gefolgt von schlechter Fruchtbarkeit sind vorprogrammiert. Tier ausmerzen. Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 6 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Schema Senkscheide Schematisch Darstellung einer Senkscheide Geburtsverhältnisse Suboptimale Geburtsverhältnisse: Anbindehaltung und Fliegenbefall. Eine separate Abkalbeboxe wäre tierfreundlicher. Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 7 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Eitriger Ausfluss Eitriger Ausfluss aus Muttermund oder Gebärmutter. Eine Behandlung durch den Tierarzt macht hier Sinn. (Bild: top agrar) Zäher Ausfluss Viel zäher eitriger Ausfluss bei einer offenen Pyometra. Ein Fall für den Tierarzt. Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 8 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Zielsetzungen bei Ausfluss Ausfluss richtig beurteilen und reagieren und krankhaften Ausfluss im ganzen Bestand vermeiden. Massnahmen und Lösungsansätze bei Ausfluss Ausfluss in der Brunst und Nachbrunst beobachten, beurteilen, dokumentieren und wenn gewünscht, zum richtigen Zeitpunkt besamen. Senkscheiden ausmerzen: Tiere mit Senkscheiden sollten von der Zucht ausgeschlossen werden. Werden solche Tiere trotzdem besamt, soll dies nur mit sanitarischen Überzugshüllen geschehen, damit der Samen nicht vom Harn in der Senkscheide beschädigt wird. Verhinderung von Gebärmutterentzündungen: Management: Schwergeburten werden mit einer entsprechenden Anpaarung verhindert. So sollten insbesondere Rinder nur mit Stieren, die leichte Geburten vererben, belegt werden. Bei der Abkalbung ist es wichtig, die Kalberkuh in sauberer Umgebung abkalben zu lassen und nur wenn notwendig bei der Geburt zu helfen. Geduld haben! Es gilt zu merken, wann tatsächlich eingegriffen werden muss. Die meisten Tiere können alleine gebären. Wird geholfen, muss so sauber als möglich gearbeitet werden: Mit sauberen Kleidern und Händen, mit sauberen Geburtsketten, mit Zughilfe von höchstens 2 Mann und nur während den Presswehen am liegenden Tier. Extra angebotenes warmes Wasser nach der Geburt wird von den meisten Kühen sehr gerne genommen. Bei Nachgeburtsverhalten soll der Tierarzt gerufen werden. Fütterung: Um Stoffwechselstörungen (v.a. Aceton), die direkt die Gebärmutter beeinflussen, vorzubeugen, ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Kühe in der Spätlaktation und Galtzeit nicht verfetten und dass sie vor der Geburt angefüttert werden. Dies erreicht man in der Spätlaktation und Galtzeit mit einer qualitativ hochwertigen aber energiearmen und wiederkäuergerechten Ration. Angefüttert wird 2-3 Wochen vor der erwarteten Geburt mit einer energiebetonten Ration. Die Ration wird langsam gesteigert auf ca. die Hälfte der Energie-Ration bei der Geburt, die die Tiere danach in Laktation erhalten. Nach der Geburt sollten die Tiere rund um die Uhr Zugang zu Futter haben und die angepassten Kraftfuttergaben sollen über den Tag verteilt werden, damit die negative Energiebilanz anfangs Laktation so niedrig als möglich gehalten wird. Es ist empfehlenswert, insbesondere bei einer akuten, aber auch bei chronischen Gebärmutterentzündungen das betroffene Tier dem Tierarzt zu zeigen. Dieser kann den Schweregrad am besten beurteilen und entsprechend mit einer angepassten Behandlung reagieren. Bei leichtgradigen (trüber Schleim oder Schleim mit Flocken ohne Geruch) Schleimveränderungen und sonstigen guten Brunstanzeichen ist es allenfalls möglich, die Kuh 12-24 Stunden nach der Besamung zu spülen (sog. Aströmbehandlung). So soll das leicht gestörte Gebärmuttermilieu bis zur Einnistung der befruchteten Eizelle regeneriert und gut auf die Einnistung vorbereitet werden. Die Erfolgschance muss aber in jedem Einzelfall mit Hilfe einer Fachperson beurteilt werden. Grundsätzlich sollen nur ganz gesunde Tiere besamt werden. Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 9 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Wird die Gebärmutterentzündung zum Bestandesproblem, kann mit fachmännischer Hilfe nach Ursachen und Lösungen gesucht werden. Blutiger Ausfluss Kontrolle des blutigen Ausfluss (Spuren am Schwanz). Abbluten soll in jedem Fall dokumentiert werden. Selbstständige Geburt Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 10 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Selbstständige Geburt in Abkalbebox sollte der Normalfall sein. Wasserangebot Wasserangebot nach Geburt wird von den Tieren geschätzt. Nachgeburtsverhalten Nachgeburtsverhalten 8- 12 Std. nach der Geburt soll dem Tierarzt vorgestellt werden. Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 11 von 12 «www.die-fruchtbare-kuh.ch» Kapitel :: Fruchtbarkeitsstörungen Ausfluss Angepasste Fütterung Der Leistung angepasste Fütteung spielt auch bei der Vorbeugung von Ausfluss eine wesentliche Rolle. Weitere Informationen finden Sie unter Fachartikel - Literatur - Links Ausdruck vom: 13.02.2017, 17:36 Seite 12 von 12