1.3 Newtonsche Axiome • Philosophiae Naturalis Principia Mathematica, 1687 ( Mathematische Prinzipien der Naturlehre) • Mathematische Präzisierung durch Euler a) Lex prima: (Galileisches Trägheitsgesetz) Jeder Körper verharrt im Zustand der Ruhe oder der gleichförmigen Bewegung, wenn er nicht durch Kräfte gezwungen wird, seinen Zustand zu ändern. (1.12) • mathematische Form: v = konst. für F = 0 • Körper = Massepunkt (später: auch Schwerpunkt von Körpern) • Gesetz definiert Inertialsysteme (IS) als spezielle BS, nur in ihnen gelten die Newtonschen Bewegungsgesetze • Galileisches Relativitätsprinzip: Verschiedene IS bewegen sich gleichförmig zueinander. Sie sind alle gleichwertig („Ruhe = gleichförmige Bewegung“). (siehe Kapitel 1.4) • Nicht-Inertialsystem: rotierende BS, beschleunigte BS → Scheinkräfte wie Zentrifugal-, Corioliskräfte → Gesetze sind komplizierter • Konstruktion von IS: im Weltraum mit Hilfe von drei senkrecht zueinander fliegenden, kräftefreien Raumschiffen/ Kometen/ geworfenen Körpern b) Lex secunda: Die Änderung der Bewegungsgröße ist der Einwirkung der bewegenden Kraft proportional und geschieht in (1.13) Richtung der Kraft. Newton • Bewegungsgröße = Menge der Materie × v modern = träge Masse × v = Impuls p = m v (1.14) dp d (mv ) = • mathematische Form (im IS): F = (1.15) dt dt variierende Masse m : → Raketenantrieb • m = konst. SRT: m = → F = m a (1.16) m0 !!! m0 … "Ruhemasse", m = m0 für v ≪ c 2 1 − vc 2 • 2 neue Größen mit intuitivem Verständnis: - Kraft F : Muskelkraft, Schwerkraft, Federkraft, ... quantifizierbar durch z.B. Federn - träge Masse m : unterschiedlicher Widerstand bei Beschleunigung (vgl. Holz- und Eisenkugel gleicher Größe) - Präzisierung durch Gesetz: → beide haben ihre Berechtigung a1 m2 1. F = konst., m variabel: messe m1a1 = m2a2 → = a2 m1 F1 F2 a1 F1 2. m = konst., F variabel: messe = → = a1 a2 a2 F2 messe a1 /a2 → Gesetz legt nur Verhältnisse fest ⇒ Massendefinition: 1 kg (Normalkörper aus Pt-IrLegierung in Sèvres) m ⇒ Krafteinheit: [ F ] = 1 kg 2 = 1 N = 1 Newton (1.18) s (1.17) 1 × mS 2 × mS • schwere Masse mS : über Gewichtskraft G = mS g meßbar/bestimmt! (g ... Erdbeschleunigung, zunächst beliebige Konstante) F0 Frage: Ist mS weitere Eigenschaft eines Körpers (neben m) , etwa analog zur elektr. Ladung (bestimmt Kraft im elektr. Feld)? Mache Pendelversuch: α G0 G0 = F0 Messe ν für verschiedene Materialien und Massen → mS ∝ m (g als freier Parameter!) ... „empirisch“ 2G0 Schwingungsfrequenz antreibende Kraft ( α ≪ 1): − m g α s ℓ ɺɺ ν = Trägheit: mℓα ⇒ Setze: mS = m (1.19) 2F0 1 mS g 2π m ℓ (s. Übung) Genauigkeit: 10-10 − 10−12 (mit Drehwaage von Eötvös) • ART: schwaches Äquivalenzprinzip: mS = m (1.20) ... „Axiom“ → beschleunigte Systeme ≡ Gravitationsfeld Erde: Weltall: −g −G −G G = mg c) Lex tertia: „actio = reactio“ Die Kräfte, die zwei Körper aufeinander ausüben, sind (1.21) stets gleich und von entgegengesetzter Richtung: K12 = −K 21 • Bsp: Tau ziehen, fallender Stein und Erde • Grundlage der Statik von Baukonstruktionen • Annahme: instantane Kraftwirkung, Kraftwirkung breitet sich mit unendlicher Geschwindigkeit aus (Bsp: Gravitationskraft) Widerspruch zur SRT: Lichtgeschwindigkeit ist die maximale Geschwindigkeit r2 • „Annahme“: K 21 ( r 1 − r 2 ) × K12 = 0 (1.22) r1 K12 andernfalls würde sich abgeschlossenes System in Drehung versetzen (Verletzung der Drehimpulserhaltung ) Gegenbeispiel: Lorentzkraft B v e− K L ⊗B ⊗ −K L e− −v K L = qc ( v × B ) d) Lex quarta (Hilfssatz): Kräfte sind Vektoren → Superpositionsprinzip: K = ∑ Ki (1.23) i • weitere Annahme, in Lex secunda vorausgesetzt e) Grundaufgabe: • Bestimme Bahnkurven von Massepunkten 1. Aufstellen des Kraftgesetzes ( → Kapitel 3) 2. Lösung der Dgl. 2.Ordnung in der Zeit: m rɺɺ(t ) = K [ r ( t ) , rɺ ( t ) , t ] (1.24) (keine anderen Kräfte bekannt) 3. Anfangsbedingung [ Bsp: r ( 0 ) , rɺ ( 0 ) ] → Integrationskonstanten 4. Diskussion • „numerisches“ Schema für die Integration (Lösen) von m rɺɺ(t ) = K [ r ( t ) , rɺ ( t ) , t ] (1.24) Geg: r ( t ) , rɺ ( t ) zur Zeit t dr ( t ) = rɺ ( t ) dt r ( t + dt ) = r ( t ) + dr ( t ) ⇒ drɺ (t ) = K [ r ( t ) , rɺ ( t ) , t ] dt / m rɺ ( t + dt ) = rɺ ( t ) + drɺ ( t ) (1.25) ⇒ (1.24) und r ( 0 ), rɺ ( 0 ) bestimmen die Dynamik des Massepunktes eindeutig.