Zwei Welten prallen aufeinander – die Spanier zerstören das Aztekenreich (SB S. 166 –169) Konzeption Am Beispiel des Aztekenreichs soll zum einen die enorme Kulturleistung der vorkolumbianischen Gesellschaften vermittelt und zum anderen die brutale und skrupellose Eroberung durch die Konquistadoren dargestellt werden. Dabei ist in beiden Bereichen zu differenzieren: So geht es nicht um ein idealisierendes Bild der „edlen Wilden“, sondern um eine kritische Darstellung des auf kriegerischer Eroberung beruhenden „Tributimperiums“ der Mexica (wie sie sich selbst nannten), zu deren Gesellschaft Menschenopfer und ritueller Kannibalismus ebenso gehörten wie ein komplexes Kalendersystem und eine hochentwickelte Stadtkultur. Die spanischen Eroberer sollen durchaus als wagemutige Männer erscheinen, deren Motivation aus einer Mischung von Abenteurertum, materieller Gier und Missionseifer besteht. Aufbau und Struktur des Kapitels ist durch den Perspektivwechsel bestimmt: So wird zunächst die aztekische Kultur vorgestellt und erst anschließend die zerstörerische Eroberung. Der Wechsel zeigt auch, dass es sich hier um eine Konfrontation handelt, die auf beiden Seiten von äußerster Fremdheit und fundamentalem Unverständnis geprägt ist – allenfalls noch gemischt mit Furcht und Bewunderung. Insofern ist dieses Kapitel – in Fortsetzung der Problematik des vorangehenden – ein Beispiel für eine nicht gelingende interkulturelle Begegnung und deren fatale Folgen. Möglichkeiten der Unterrichtsgestaltung Entsprechend der Struktur des Kapitels bietet es sich an, mit einem Überblick zur aztekischen Kultur und Gesellschaft zu beginnen. Dazu eignen sich zunächst v. a. die ersten beiden Arbeitsaufträge, die – auch im Vergleich (Rückgriff auf die Einheit „Stadt“) – die entwickelte Stadtkultur vermitteln. Daran anknüpfend (Versorgungsprobleme der Hauptstadt) kann im Unterrichtsgespräch das wichtige Merkmal der Tributherrschaft entwickelt werden. Anschließend sollte mit Arbeitsauftrag A das aztekische Weltverständnis erarbeitet werden. Dieser schwierige Bereich eignet sich besonders für ein Unterrichtsgespräch, das mit der „Entdeckung“ der einzelnen Bestandteile des Kalendersteins beginnt. Mit Arbeitsauftrag 3 kann dann der Perspektivwechsel eingeleitet werden. Anschließend lässt sich mit den Arbeitsaufträgen 4 und 5 – nach Vorbereitung in Kleingruppen – eine Diskussion zu den Motiven und dem Erfolg der Konquistadoren führen. Arbeitsauftrag 6 eignet sich für eine abschließende Überlegung zur Frage kultureller Muster und Legitimationen. Zusatzinformationen zum Verfassertext Neben den bekannten Reichen der Azteken, Maya und Inka gab es eine Vielzahl von präkolumbischen Kulturen (z. B. Olmeken, Tolteken, Chichimeken, Tepaneken), die seit ca. 1500 v. Chr. als Hochkulturen anzusprechen sind. Die Azteken gehören in diesem Kontext zu den „jungen“ Gesellschaften, die in vielfältiger Weise das Erbe der vorangegangenen Epochen übernahmen. Die Struktur des Aztekenreichs ist am besten als ein Geflecht von abhängigen Stadtstaaten zu beschreiben, die im Laufe der rund zweihundertjährigen Geschichte (ca. 1325 –1521) vom zentralen Bund der drei Städte Tenochtitlan, Tetzcoco und Tlacopa durch kriegerische Expansion zum Zwecke der Tributleistung erobert wurden. Dieses „Tributimperium“ besaß deshalb weder feste Grenzen noch ein einheitliches Staatsvolk oder ein stehendes Heer, war aber kulturell weitgehend homogen (Religion, Menschenopfer, Sprache Nahuatl). Es erstreckte sich vom Pazifik bis zum Golf von Mexiko bei einer Nordsüdausdehnung von ca. 600 km, allerdings gab es nicht eroberte Enklaven. Der kriegerische Charakter der aztekischen Gesellschaft wird daran deut- Tafelbild Warum den Spaniern die Eroberung des Aztekenreichs gelang Motive der Konquistadoren Gold Abenteuer Mission KONQUISTA eingeschleppte Krankheiten Waffen, Pferde Unterstützung durch tributabhängige Völker Überraschung, Furcht Sage von der Rückkehr des Quetzalcoatl Weltbild und Schicksalsglaube Ursachen für die Eroberung 85 DO01443421_008_103.indd 85 17.08.2009 12:37:16