Zustände und Observablen in der Mechanik Teil 1 Christian Heftberger 10.1.12 Part I Klassische Mechanik 1 1.1 Zustandsbegriff in der klassischen Mechanik Notwendige allgemeine Definition vorab Phasenraum:= Menge aller möglichen Zustände (daher auch Zustandsraum genannt), die ein dynamisches (=deterministisches System) einnehmen kann. Also der Raum, der durch die Variablen des Systems aufgespannt wird. Im Rahmen der klassischen Physik meist: (p(t), q(t)) Impuls und Ort. 1.2 Reiner Zustand (Spezialfall) Der Zustand eines Punktteilchens im dreidimensionalen Raum wird als Punkt im Phasenraum beschrieben, der durch das Paar (p, q) R6 von Impuls und Ort festgelegt wird. In einem Mehrteilchensystem wird der Zustand von n Punktteilchen durch einen Punkt im Phasenraum (pi (t), qi (t))R6n beschrieben, wobei n die Anzahl der Teilchen sein soll. Falls die Ortvariable beliebige Werte annehmen kann, ist die Menge aller möglichen Zustände im Mehrteilchensystem der gesamte R6n . Zustände, die durch ein festgelegte Zahlenpaare (p(t), q(t)) bestimmt werden, sind reine Zustände. Der Zustand kann also in unserem Fall, als Lösung einer Bewegungsgleichung verstanden werden, die durch Angabe eines Sets von Anfangsdaten (Ort, Impuls) festgelegt ist. In der klassischen Mechanik ist es völlig unwesentlich ob im Set der Anfangsdaten der Ort in Kombination mit Impuls oder Geschwindigkeit angegeben ist, weil in klassischen Systemen die Masse grundsätzlich als bekannt angenommen wird. Ist also ein Punkt im Phasenraum gegeben, ist damit die weitere zeitliche Entwicklung des Systems eindeutig festgelegt. 1 1.3 Gemischter Zustand Eine Erweiterung des reinen Zustandsbegriffs findet in der statistischen Mechanik ihren Einschlag. Die Definition des gemischten Zustandes impliziert die Voraussetzungen, die an das Vorliegen eines reinen Zustandes gestellt werden und ist damit allgemeiner. Ein Ensemble von reinen Zuständen gegeben in Verbindung mit einer Wahrscheinlichkeitsverteilung ist ein gemischter Zustand . Beispiel: Harmonische Schwingung; Kreisfrequenz und Amplitude bekannt, Anfangsphase nicht bekannt =⇒Anfangsphase wird als gleichverteilt im Intervall 0 ≤ ϕ ≤ 2π angenommen. Ein gemischter Zustand, bringt also ein gewisses Maß und Unkenntnis zum Ausdruck. Näheres zu gemischten Zuständen und vor allem eine endgültige allgemeine Definition des Zustandsbegriffes erfolgt in Teil 2. 2 Observablenbegriff in der klassischen Mechanik Observable ist in der klassischen Mechanik die Bezeichnung für eine physikalische Messgröße. Observablen der klassischen Mechanik sind glatte Funtionen f (qi (t), pi (t)), die zu jeder festen Zeit t einen reellen Wert einnehmen, der eindeutig und beliebig genau bestimmt ist, wenn qi (t), pi (t) bekannt sind!! Diese glatte Funktion ordnet also jedem Zustand eine reelle Zahl zu, die mit dem experimentellen Ergebnis (Messergebnis) ident ist. Das bedeutet: befindet sich ein System in einem bestimmten Zustand, ist über “Befragung der Theorie” das Ergebnis der Messung einer Observablen, die zum Zeitpunkt t stattfindet, vorhersagbar. Jede Observable hat also zu gegebenem Zeitpunkt einen eindeutigen Wert, der von der Theorie vorhersagbar ist. Dies gilt nicht in der Quantenmechanik!! 1. Beispiel: f (q, p) soll zum Zeitpunkt to gemessen werden 2. weiters möglich: Kopplung von Messwerten einer Observable, die zu verschiedenen Zeiten gemessen werden −→ x(t1 ) · x(t2 ) - die Möglichkeit eine Zeitmessung auf eine Ortsmessung und die Unabhängigkeit hintereinander ausgeführter Messungen gelten nicht in der Quantenmechanik 2.1 Beispiele für Observablen • V (q1, ....., , qN ) • Impuls, Drehimpuls • Hamilton-Fkt: H = X p2 i 2 + V (q1 , ...., qN ) • Zeitvariable in der klassischen Mechanik immer ein Parameter und keine Observable!! 2 2.2 Ergebnis Der Zustand eines Teilchens ist in der klassischen Mechanik eindeutig durch seinen Ort und und Impuls bzw. Geschwindigkeit bestimmt. Der Wert messbarer Größen (Observablen) kann mit eindeutigem Ergebnis theoretisch vorhergesagt bzw. gemessen werden. Der Zustand legt also die Messwerte bzw. den Wert der Observablen fest und umgekehrt. In der klassischen Mechanik entstehen in diesem Zusammenhang keinerlei Probleme. Part II Quantenmechanik In quantenmechanischen Systemen sind Ort und Geschwindigkeit eines Teilchens nicht so einfach nachzuweisen wie in klassischen Systemen. Es sind lediglich Aussagen über Orts- bzw. Impulsverteilungen möglich. Damit enstehen weitere Probleme betreffend klarer Aussagen den Zustand eines Systems betreffend. Bsp: Streuexperiment wird immer unter den gleichen Bedinungen durchgeführt. Nach Streuvorgang werden auslaufende Teilchen immer an unterschiedlichen Orten gefunden. ODER: Doppelspaltexperiment Hier wird deutlich, dass sich Zuständen für jede Observable lediglich Wahrscheinlichkeitsverteilungen als Messergebnisse zuordnen lassen. Dieser Umstand drängt die Notwendigkeit auf, Observablen und Zustände getrennt zu behandeln und einen neuen Observablenbegriff einzuführen. 3 Zustands- und Observablenbegriff in der QM 3.1 Observable Observablen beschreiben die messbaren Eigenschaften eines quantenmechanischen Systems. Die möglichen Messergebnisse einer solchen Observablen sind „Eigenwerte“ (dieser Observablen). In der QM wird eine Observable mathematisch durch einen selbstadjungierten linearen Operator auf einem Hilbertraum dargestellt. Dieser Operator wirkt auf Zustandsvektoren. Was ist ein Hilbertraum? Ein Hilbertraum ist ein vollständiger Vektorraum mit Skalarprodukt. In der klassischen Mechanik spannen die Anzahl möglicher Zustände den Phasenraum auf. In quantenmechanischen Systemen hingegen spannen die möglichen Zustände den Hilbertraum auf. Also ist der Hilbertraum, der Phasenraum der QM. • Ortsoperator • Impulsoperator • Hamiltonoperator (Energie) 3 3.1.1 Problem: Gleichzeitige Durchführbarkeit von Messungen und Kompatibilität Gleichzeitige Messungen sind nur dann kompatibel, wenn sie für Observablen vorgenommen werden, die kommutativen Operatoren entsprechen. Observablen, die nicht vertauschbar sind, können daher auch nicht gleichzeitig gemessen werden. 3.2 Eigenzustände Zu jedem dieser Eigenwerte (der Observablen) gibt es Zustände (Eigenvektoren), die bei einer Messung immer diesen Eigenwert als Messwert liefern. Dieser Umstand bezieht sich nur auf bestimmte Observable, während für andere Observable das Ergebnis unbestimmt ist. Ein Eigenzustand (beschrieben durch einen Eigenvektor, Eigenfunktion) einer Observable entspricht also physikalisch betrachtet einem Zustand, bei dem die Messung der Observablen, mit Sicherheit deren Eigenwert ergibt. (Eigenvektor⇔Eigenwert) D.h: existieren zahlreiche Vektoren, die keine Eigenvektoren der Observablen sind. Es gibt also viele Zustände, denen die Messung der Observable kein bestimmtes Ergebnis liefert. Also kann die Überlagerung von zwei Eigenzuständen einer Observablen, denen unterschiedliche Eigenwerte entsprechen, keinen Zustand ergeben kann, bei dem es sich um einen Eigenzustand der Observable handelt. 3.3 Zustand In der Quantenmechanik sind wie bereits erwähnt nur Wahrscheinlichkeitsaussagen über den Quantenzustand(Wellenfunktion) möglich. Die Wellenfunktion kann als Vorschrift verstanden werden, die jeder Observablen eine Wahrscheinlichkeitsverteilung zuordnet. Bsp: Ortsverteilung: wird Wert für Observable gemessen entspricht das Resultat einem Zufallswert, der auf Grund einer Wahrscheinlichkeitsverteilung zustande kommt. Die Messung in Quantensystemen bestimmt also den Zustand des Systems nicht eindeutig, sondern erhöht lediglich den Erkenntnisstand über den Zustand des Systems. Jeder quantenmechanische Zustand lässt sich aus Eigenzuständen zusammensetzen. Zustände unterscheiden sich allerdings, durch die relativen Anteile einzelner Eigenzustände. Diese Anteile heissen Wahrscheinlichkeitsamplituden (gibt die Wahrscheinlichkeit an jew. Eigenwert als Messwert zu erhalten). 3.3.1 Mathematische Beschreibung eines Zustandes (phänomenologisch) Zu jedem Zeitpunkt wird der Zustand eines QM-Systems durch einem komplexen Vektor im Hilbertraum der Zustände beschrieben. Das bedeutet: die 4 Superposition von zwei Zuständen stellt einen möglichen Zustand des Systems dar. 4 Vergleich ppt 5 Quellen • [1] Skript von der ETH-Zürich (leider für mich nicht herausfindbar von wem, oder zu welcher LV): http://www.itp.phys.ethz.ch/education/lectures_hs08/QMI/QM1_21.10.0 • [2] Polkinghorne, John: Quantum Theory - A very short introduction • [3] Schilcher, Karl - Theoretische Physik kompakt für das Lehramt • [4] Embacher, Franz (2010): Elemente der theoretischen Physik (Band 1) 5