26/29 SEPT 13 PROFESSOREN EXKURSION MADRID PROFESSOREN-EXKURSION 26 / 29 September 2013 MADRID 02 02 Titel VORWORT ARCHITEKT ORT Vogler Dipl.-Ing.(19xx-20xx), Arch. Waltraud BAUZEIT Strasse PLZ Madrid Quelle: Die Gran Via, Prachtboulevard und Ost-West-Achse Madrids, 1904 - 29 nach einigem Widerstand verwirklicht, bildet den Ausgangspunkt der Exkursion durch diese lebendige 6,5 Mio. Metropolregion und ihre Architektur. Bauten des spanischen Historismus und des abstrakteren, internationalen Klassizismus zeichnen sich hier fast kulissenhaft gegen die ausgedehnten Altstadtviertel (Barrios) mit ihren engen Gassen ab. Madrid hat keine mittelalterlichen Bauten vorzuweisen. Keine romanischen oder gotischen Kirchen. Erst 1561 war aus dem kleinstädtischen Marktflecken die Hauptstadt Spaniens geworden, in der heute jeder Zehnte von ca. 40 Millionen Spaniern lebt. Bereits 1620 wurde die Plaza Mayor eingeweiht, einer der schönsten Stadtplätze Spaniens, geschaffen von Architekt Juan de Herrera, der auch Architekt des Escorial-Palastes war. Die Architektur des 20. Jahrhunderts wurde stark geprägt durch die Auswirkungen des spanischen Bürgerkriegs von 1936 - 39 und die Diktatur Francos, die bis 1975 andauerte. Junge Architekten hatten es schwer, sich in diesen Zeiten von dem monumentalen, historisierenden „Escorial“-Stil abzugrenzen. José Luis Fernández del Amo, Alejandro de la Sota, Miguel Fisac und Francisco de Asís Cabrero gehörten zu der Generation, die als Studenten noch im Bürgerkrieg auf Seiten der Frankisten kämpften. Der spätere Weg zu einer eigenständigen, modernen Architektursprache war während der 36 Jahre andauernden Diktatur Francos sehr kompliziert. Skandinavische Vorbilder wie Alvar Aalto, Gunnar Asplund, Sigurd Lewerentz und Arne Jacobsen - schreibt Ullrich Nagel in der Bauwelt 43/44.2000 - „...boten die Möglichkeit einer regionalen Moderne, ohne in einen Nationalhistorismus oder falschen Folklorismus zu verfallen, eine Architektur des Ortsbezugs, der klimatischen Prägung, des lokalen Werkstoffs und des nüchternen Umgangs mit der Tradition...“. Das Bio-Forschungsinstitut von Miguel Fisac, 1951 entstanden, verdeutlicht diese Aspekte sehr anschaulich in seiner strengen Formensprache und Symmetrie, gepaart mit einer eigens entworfenen, überlappenden Hohlziegelart für die strukturierte Gebäudehülle. Eine Weiterführung der madrilenischen Ziegelbautradition mit modernen Mitteln. Auch Alejandro de la Sota experimentierte bei einem Wohnhaus mit speziell entworfenen Klinkerausformungen. Seine Sporthalle im Colegio Maravillas ist der räumlich-konstruktive Klassiker, den wir in Madrid besichtigen. Rafael Moneos Bankinter kann ohne Zweifel auch zu diesen Klassikern gezählt werden! Der uruguayanische Architekt Eladio Dieste bildet mit seinen Kirchenbauten, die er Mitte der 1990er Jahre am Rande Madrids errichtete, einen weiteren Schwerpunkt der Exkursion. Diese bewehrten, geschwungenen oder gefalteten Ziegelbauten sind wegweisend für moderne Kompositkonstruktionen aus Klinker und Stahlbeton heute. 1992 wurde Madrid zur Kulturhauptstadt Europas erkoren. Seither sind Museumsbauten entstanden, die mit ihrer Architektur einen Anziehungspunkt bieten, der mit den weltberühmten Sammlungen der Museen selbst konkurriert. Rafael Moneos Erweiterungsbau des seit dem 19. Jahrhundert bestehenden Prado ist eines dieser bedeutenden Bauwerke entlang des Paseo del Prado, die die Museumsmeile ergänzen. Herzog & de Meuron integrierten die denkmalgeschützten Außenwände eines ehemaligen Elektrizitätswerks, vom Boden abgehoben, in den Neubau des Caixa-Forums, während Jean Nouvel beim Centro de Arte Reina Sofia drei neue Baukörper unter einem weit auskragenden, weinroten Flugdach um einen Innenhof gruppierte, der sich direkt an den Altbau anschließt. Das Kulturzentrum Matadero der ehemalige Schlachthof in Chopera -, von jungen spanischen Architekten wie Arturo Franco umgebaut, und die Bibliothek der UNED in Lavapiés von José Ignacio Linazasoro sind multidisziplinär genutzte Bauten. Wohnungsbauten der letzten 6 - 8 Jahre in den Randbezirken der Metropole wurden über die spanischen Grenzen hinaus bekannt. David Chipperfield, der in Villaverde einen mit rötlich eingefärbten Betonpaneelen verkleideten Wohnungsbau schuf, und Foreign Office Architects mit ihrem Bambus umhüllten Wohnblock in Carabanchel sind hier nur zwei Beispiele von vielen, die noch vor der Wirtschaftskrise gebaut wurden. 04 STATIONEN MADRID - Stadtkarte TEGUAN CHAMARTIN MONCLOA 9 19|20 10 Castella na 18 6 Projekte mit Besichtigung 14 17 SALAMANCA 8 1 Hotel 2 RETIRO 3 CENTRO 4 5 16 ohne Besichtigung 17 Museo ABC de la Ilustración 18 Casa de las Flores 19 C.S.I.C. Zentrum f. wissensch. Forschung 20 Residencia de Estudiantes 21 Biblioteca Regional Joaquín Leguina 22 Madrid Rio_Revitalisierung Flussufer 11 7 Gr an Via 1 Hotel Vincci Capitol / Gran Via 2 Zentrum I Plaza Mayor 3 Museo del Prado_ Erweiterung 4 Caixa Forum 5 Nationale Fernuniversität UNED 6 Quartel del Conde Duque 7 COAM Architektenkammer 8 Mercado San Antón 9 Colegio Maravillas 10 Biologisches Forschungsinstitut 11 Wohnhaus Girasol 12 Edificio Bankinter 13Matadero 14 La Manduca LATINA 15 Bahnhof Atocha I Mahnmal 16 Museo Reina Sofia Paseo d e la 12 Príncipe de Vergara CHAMBERI 15 21 22 ARGANZUELA 13 MADRID - Umgebung ESCORIAL: 45 km 23-26 Alcalá de Henares 34 Sanchinarro 30 Puerta del Hierro 32 Villanueva de la Cañada 35 Barajas 33 Pegaso MADRID 31 Somosaguas 27 Mejorada del Campo 29 Carabanchel Projekte mit Besichtigung 28 Villaverde 23 Kirche San Juan de Ávila 24Studentenweg 25 Álcala de Henares 26 Parador de Álcala 27 Kirche Madre del Rosario 28 Wohnungsbau Chipperfield 29 Wohnungsbau Foreign Office ohne Besichtigung TOLEDO: 74 km 30 Casa Huarte 31 Centro Cultural Volturno 32 Biblioteca Pública Villanueva 33Wohnungsbau_36VPP 34Mirador 35 Flughafen Barajas_Terminal 4 06 INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Stationen 02 04 Programm Tag 1 08 Hotel Vincci Capitol / Gran Vía (1) Altstadt / Plaza Mayor (2) Museo del Prado_Erweiterungsbau (3) - Rafael Moneo Caixa Forum (4) - Herzog & de Meuron Bibliothek der UNED_Escuela Pías (5) - José Ignacio Linazasoro 10 12 14 16 18 Programm Tag 2 20 Madrid Centro Cultural Conde Duque (6) - Carlos de Riaño Lozano COAM Architektenkammer (7) - Gonzalo Moure Mercado San Antón (8) - QVE Arquitectos Colegio Maravillas (9) - Alejandro de la Sota Biologisches Forschungsinstitut (10) - Miguel Fisac Wohnhaus Girasol (11) - José Antonio Coderch Edificio Bankinter (12) - Rafael Moneo Matadero_ehem. Schlachthof (13) - Arturo Franco + Fabrice van Teslaar 22 24 25 26 28 30 31 32 Programm Tag 3 34 Madrid Aussenbezirke Kirche San Juan de Ávila (23) - Eladio Dieste Studentenweg - Universitäts-Campus (24) - Eladio Dieste Alcalá de Henares (25) Parador de Alcalá (26) - Aranguren y Gallegos Kirche Madre del Rosario (27) - Eladio Dieste Wohnungsbau Villaverde (28) - David Chipperfield Wohnungsbau Carabanchel (29) - Foreign Office Architects, u.a. Restaurant La Manduca (14) - Francisco José Mangado 36 37 38 39 40 41 42 43 Programm Tag 4 44 Bahnhof Atocha (15): Bahnhof / neue Halle u. Eingang - R. Moneo / Mahnmal - Estudio FAM 46 Museo Reina Sofía (16) - Erweiterung von Jean Nouvel 48 Ergänzende Projektsammlung - ohne Besichtigung 50 Museo ABC de la Ilustración (17) - Aranguren y Gallegos Casa de las Flores (18) - Secundino Zuazo Ugalde Casa Huarte (30) - Corrales y Molezún C.S.I.C._Zentrum für wissensch. Forschung (19) - Miguel Fisac, u.a. Residencia de Estudiantes (20) - Urdapilleta | Perez-Pita y Junquera Biblioteca Regional Joaquín Leguina (21) - Mansilla + Tuñón Centro Cultural Volturno (31) - Juan Ignacio Mera González Biblioteca Pública_Villanueva d.l.C. (32) - Churtichaga+Quadra-Salcedo Wohnungsbau_36 VPP (33) - Luis Martínez Santa-Maria _Mirador (34) - MVRDV Madrid Rio_Revitalisierung Flussufer (22) - West 8 | Burgos & Garrido Flughafen Barajas_Terminal 4 (35) - Richard Rogers Partnership 51 52 53 54 55 56 57 58 60 Teilnehmerliste Impressum 63 64 61 62 08 Tag 1 Hotel Plaza Mayor Caixa Forum Escuela Pías Museo del Prado Donnerstag 26.09.13 ab 13.30 Treffen und Einchecken im Hotel Vincci Capitol Calle Gran Vía 41_28013 Madrid 14.00 15.00 16.30 17.00 Uhr Uhr Uhr Uhr Mittagsimbiss auf der Hotelterrasse Spaziergang vom Hotel durch Altstadt zum Plaza Mayor zu Fuß weiter Besichtigung Museo del Prado Calle de Ruiz de Alarcón 23_28014 Madrid 18.30 Uhr 18.45 Uhr Architekt: Rafael Moneo (Erweiterungsbau) zu Fuß weiter Besichtigung Caixa Forum Paseo del Prado 36_28014 Madrid 19.15 Uhr 20.15 Uhr 21.00 Uhr Architekten: Herzog & de Meuron Imbiss in der Cafeteria des Caixa Forums zu Fuß weiter Besichtigung und Führung Bibliothek der UNED - Escuela Pías Calle del Mesón de Paredes_28012 Madrid 22.00 Uhr Architekt/Führung: José Ignacio Linazasoro Abendessen GAU&Café, Bar + Terrasse vor Ort mit Metro zurück zum Hotel 10 HOTEL VINCCI CAPITOL Edificio Carrión LUIS MARTINEZ FEDUCHI UND VICENTE ECED 1931-1933 Calle Gran Vía 41 28013 Madrid Quelle: Exkursionsführer TU München - Lehrstuhl Cotelo Edificio Capitol I Hotel Vincci Capitol Das Capitol-Gebäude - auch bekannt als Haus Carrión - gehört zu den herausragendsten Bauten der ganzen Gran Vía und hat eine einzigartige Lage am Plaza Callao. Hier ändert die Hauptverkehrsader Gran Vía ihre Richtung und verzweigt sich. Für die Besonderheit sprechen die intensive Modernität des Entwurfs von Luis Martínez Feduchi und Vicente Eced und die gelungene städtische Wirkung, die komplexe Nutzung als großes, metropolitanes Gebäude - mit Hotel, Wohnungen, Kino, verschiedenen Geschäften - die edle Formensprache und die Details der Ausführung, sowohl an den Fassaden als auch in den Innenräumen. Die Innenausstattung und Möblierung, die eigens für das Gebäude angefertigt wurden, sprechen ebenfalls für den außergewöhnlichen Charakter des Bauwerks. Leider sind die originale Dekoration und die Möbel heute größtenteils verschwunden. Vom Interieur ist nur das große Kino mit seinem spektakulären, sorgfältig restaurierten Saal- einer der größten und vielleicht der beste in Madrid - erhalten. Das Gebäude ging aus einem beschränkten Wettbewerb hervor und steht trotz schwierigem Grundstück im harmonischen Verhältnis zu den umgebenden Baumassen. Der Entwurf lehnt sich an die Formensprache des Rationalismus und Expressionismus an und zeigt den Einfluß von Mendelsohn. Das Capitol bedient sich der urbanen Formensprache der Moderne und avancierte in Spanien zu einem Archetyp städtischen Bauens, der von anderen Architekten wiederholt aufgegriffen wurde. Blick von der Hotelterrasse über Madrid auf die Finanz-Hochhäuser im Norden Schnitt 11 GRAN VÍA DIVERSE ARCHITEKTEN Calle Gran Vía 28013 Madrid Quelle: wikipedia Die Gran Vía ist das Zentrum des urbanen Geschehens in Madrid und gehört zu den bekanntesten und belebtesten Straßen der Stadt. Sie beginnt in der Nähe der Plaza de Cibeles und führt mit einer Länge von 1,3 km bis zur Plaza de España. Schon ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es, orientiert am Pariser Vorbild, Pläne für einen Straßendurchbruch zwischen dem Zentrum und dem Nordwesten Madrids und somit die Calle de Alcalá mit der Plaza de España zu verbinden. Um die Pläne zu verwirklichen, sollten einige Gebäude abgerissen werden, welches mit zum Teil heftig geführten Diskussionen verbunden war. So dauerte es bis 1904, bis der Durchbruch in die Tat umgesetzt und in drei Abschnitten bis 1929 realisiert wurde. Bauabschnitt I (1910-1917): Das Edificio Metrópolis von Jules und Raymond Février (1911) war einer der ersten Blickpunkte der neuen Prachtstraße und markiert mit der geflügelten Victoria auf dem Kuppelturm das Tor zur Gran Via. Allein für diesen Bau mussten sieben alte Gebäude abgerissen werden. Bauabschnitt II (1917-1921): Zu den bedeutendsten Bauwerken des zweiten Bauabschnitts gehören das Edificio Telefónica (1926-1929) von Ignacio de Cárdenas, das mit 89 Meter Höhe das erste in Europa gebaute Hochhaus war, und der Palacio de la Prensa (1924) von Pedro Muguruza Otaño. Bauabschnitt III (1925-1929): Der Circulo de Bellas Artes wurde von Antonio Palacio 1925 errichtet und markiert in seinem Werk den Übergang vom spanischen Historismus zum abstrakten und neuen Klassizismus internationaler Prägung. Das 1933 fertiggestellte Edificio Carrión (S.10) steht als wichtiges Gebäude am Anfang des dritten Bauabschnitts, der mit dem Edificio Coliseum (1932) am Plaza de España endete. Erst 1953 bauten dort die Brüder Otamendi das Edificio de España und 1957 den Torre de Madrid. Edificio Metrópolis Edificio Telefónica Palacio de la Prensa Blick die Gran Vía entlang auf das Edificio Telefónica Circulo de Bellas Artes Torre de Madrid 12 MADRID / PLAZA MAYOR JUAN DE HERRERA (1530-1597) / JUAN GÓMEZ DE MORA (1586-1648) Calle Mayor / Plaza Mayor 28012 Madrid Quelle: Exkursionsführer TU München - Lehrstuhl Cotelo Exkursionsführer HS Münster - Lehrstuhl Schilling Stadtplan-Ausschnitt von Madrid, 1656 Castro-Erweiterungsplan, 1860 Madrid heute, Ausschnitt Historisches Zentrum: Madrid wächst nach seiner Ernennung zur Hauptstadt im Jahre 1561 von West nach Ost, zwischen der arabischen Festungsanlage (Alcazar) und dem leider nicht mehr vorhandenen Sommerpalast, der zwischen dem „Salón del Prado“ und dem RetiroPark lag. Als Stadtgründung des XVI. Jahrhunderts hat Madrid keine mittelalterliche Altstadt, wie wir sie von anderen europäischen Hauptstädten kennen und somit auch keine romanischen und gotischen Kirchen oder Kathedralen. Aber auch im Madrid des XVII. Jahrhunderts, das heißt zur Zeit des spanischen Kolonialreiches, entstehen trotz Macht und Reichtum kaum wichtige Bauten, keine Renaissance-Paläste und außer dem Plaza Mayor auch keine monumentalen, öffentlichen Außenräume oder Straßenzüge. Madrid wächst nur langsam. Erst 1860 wird der Ingenieur Carlos María de Castro mit dem Stadterweiterungsplan, der eine radiale Erweiterung der alten Kernstadt in NO- und S-Richtung in streng rechtwinklinger Anordnung vorsah, beauftragt. Das Wachstum nach Norden: Nach dem Bürgerkrieg stand unter Franco die Lösung einiger wichtiger, städtebaulicher Probleme an. Zum einen wurde die Norderweiterung, das heißt die Verlängerung der Achse Castellana bis zur Plaza Castilla, mehr oder weniger nach dem Wettbewerbsprojekt der Architekten Zuazo und Jansen aus dem Jahre 1931 gebaut. 1963 wurde der erste Metropolitane Stadtplan von Madrid verfasst. Weiter entstand in diesen Jahren der neue Nord-Bahnhof Chamartín und als Zubringer wurde schließlich die Verlängerung der Calle Príncipe de Vergara ausgeführt. Andere wichtige städtebauliche Themen dieser Zeit sind die Einzonung der umliegenden Vororte, die Planung der neuen Ein- und Ausfahrtsstraßen und die Errichtung des AZCAFinanzzentrums entlang des Paseo de la Castellana. Neue Stadtentwicklung: Die städtebauliche Entwicklung Madrids wurde in den letzten 10 Jahren durch ein grenzenloses, von der Bau-Spekulation dominiertes Wachstum geprägt. Mit jährlichen Wertsteigerungen von 10 bis 20% wurden 75.000 neue Wohnungen erstellt, die größtenteils bereits im Projekt-Stadium verkauft und zwischen 2 bis 5mal wiederverkauft wurden, bevor sie an den Endverbraucher gelangt sind. Im Norden entstanden die neuen Wohnquartiere Sanchinarro, Montecarmelo und Las Tablas, im Süden u.a. Vallecas. Mit der Wirtschaftskrise blieben viele Grundstücke unbebaut und viele Gebäude unbewohnt. Plaza Mayor: Die älteste regelmäßige und einheitlich großzügig durchgebildete Anlage, die erste richtige Plaza Mayor in Reinkultur, ist die von Madrid. Die 120 x 90 m große Plaza Mayor gehört zu den schönsten Plätzen Spaniens. Phillip II. beauftragte 1581 seinen Lieblingsarchitekten Juan de Herrera mit der Gestaltung des Platzes, der bereits damals eine wichtige Rolle im Stadtleben spielte. Der älteste Teil des Platzes wurde 1590 in Angriff genommen. Unter Phillip III. führte Juan Gómez de Mora in kurzer Zeit - zwischen 1617 und 1619 - die Arbeiten zu Ende. Die Plaza Mayor war nicht nur Handelsmittelpunkt und Zentrum des städtischen Lebens, sondern auch Schauplatz für Staatsakte: Königsproklamationen, Heiligsprechungen, Hinrichtungen und Ketzerverbrennungen. Auch zu festlichen Veranstaltungen strömte die Madrider Bevölkerung auf die Plaza. Nach schweren Zerstörungen durch den Madrider Stadtbrand von 1790 übernahm Juan de Villanueva (Erbauer des Prado) bis 1834 den Wiederaufbau des Platzes. Dabei wurden die den Platz einrahmenden Häuser auf die Höhe der Casa de Panaderia gebracht und die Hausdächer mit Schiefer gedeckt. Die ehemals acht auf die Plaza mündenden, offenen Straßen wurden überbaut, und der Platz erhielt seine heutige Geschlossenheit. An der Nordseite steht die von zwei Türmen eingerahmte Casa de Panaderia (1590), die ehemalige städtische Brotverkaufsstelle; über ihrem Balkon prangt ein großes Wappen. Ihr gegenüber befindet sich die, ebenfalls von zwei Türmen flankierte, Casa de la Carneceria, die ehemalige Fleischerei. Casa de Panaderia I 1590 14 MUSEO DEL PRADO Erweiterung Museum: JUAN DE VILLANUEVA / 1786-1819 Erweiterung: RAFAEL MONEO / 2002-2007 Calle de Ruiz de Alarcón 23 28014 Madrid Quelle: baumeister 11_2007 I bauwelt 45_2007 I brick ‘10 Stück für Stück wuchs in Madrid eine eindrucksvolle Museumsmeile zusammen, eine Kette alter und moderner Architektur entlang des Paseo del Prado. Schon 2005 hatte das Architekturbüro BOPBA A aus Barcelona die Sammlung Thyssen-Bornemisza ergänzt, etwa zur gleichen Zeit baute Jean Novel Bibliotheks- und Ausstellungsräume an das Reina Sofia-Museum an und 2007 wurde sowohl das Kunsthaus Caixa-Forum von Herzog & de Meuron fertig gestellt als auch von Rafael Moneo die Erweiterung des Museo del Prado. Seit seiner Entstehung 1787 ist Juan de Villanuevas berühmtestes Gebäude immer wieder ergänzt und an neue Bedürfnisse angepasst worden. Beim Prado handelt es sich um eine der berühmtesten Pinakotheken der Welt; es war ursprünglich als Naturgeschichtskabinett geplant und wurde 1819, nach wechselvoller 33-jähriger Planungsgeschichte, schließlich als Museo Real de Pinturas eröffnet. Auch die Erweiterung brachte eine lange Entstehungsgeschichte mit sich. Zwei internationale Wettbewerbe mit insgesamt 500 Entwürfen, endlose politische Streitereien um Kosten und Parkplätze auf Kirchengelände, eine Anwohnerinitiative, die zwei Baustopps erwirkte, 152 Millionen Euro und zwölf Jahre später: Das Madrider Museo del Prado ist um 16.000 auf 44.000 Quadratmeter Nutzfläche gewachsen, um vier Wechselausstellungssäle, einen Museumsshop, ein Auditorium, ein großes Eingangsfoyer, Werkstätten, Depots und Büros. Von außen ist die wahre Größe der Erweiterung kaum nachvollziehbar, denn der ziegelsteinverkleidete Kubus, den Moneo hinter dem klassizistischen Altbau von Juan de Villanueva und neben der SanJerónimo-Kirche platziert hat, bildet nur die sprichwörtliche Spitze des Eisbergs. Der größte Teil der neuen Flächen wurde im Erdreich untergebracht, unter der Straße zwischen Alt- und Neubau und unter dem Kubus. Dafür mussten die Reste des Kreuzgangs des Jerónimo-Klosters, die in den Würfel integriert wurden, Stein für Stein abgetragen und hinterher an alter Stelle auf den neuen Untergeschossen wieder zusammengesetzt werden. R. Moneo: „...Ich kann nicht genau sagen, welche Rolle dieser Kreuzgang hier spielt - vielleicht sollte man ihn einfach als ein weiteres Museumsstück betrachten. Mancher mag diese Kombination von Neu und Alt auch als etwas Surrealistisches empfinden. Ich denke aber, mit diesem Kreuzgang wird so etwas wie die Würde der späten Habsburgerzeit zitiert, das Spanien des 16. und 17. Jahrhunderts.“ Auf dem unterirdischen Verbindungstrakt wurde ein klassizistisch anmutender Garten angelegt. Im Zuge der Erweiterung des Muso del Prado kam es im gesamten Gebiet, das Teil des Ensanche von Madrid (Stadterweiterung) ist, auch unter städtebaulichen Gesichtspunkten zu einer Neuordnung. Die urbanistische Komposition, reich an wichtigen Wohngebäuden und Grünanlagen wie dem Jardin Botánico, legte eine neue Führung der Fußgängerströme fest, indem weitere Museumseingänge eingerichtet wurden und die Funktion des Haupteingangs, der Puerta de Velazquez, wiederhergestellt wurde. 16 CAIXA FORUM HERZOG & DE MEURON, BASEL 2001 - 2007 Paseo del Prado 36 28014 Madrid Quelle: www.nextroom.at Herzog & de Meuron stellten sich der anspruchsvollen Aufgabe, die denkmalgeschützten Umfassungsmauern eines Elektrizitätswerks von 1899, nahezu komplett in den Museumsneubau zu integrieren. Sie akzentuierten nicht nur die spannungsvollen Beziehungen zwischen Altund Neubau, sie erklärten das neue Museum schlechthin zum «Magneten» für ganz Madrid. Gemessen an der moderaten Formensprache des «klassizistischen» Prado-Annexes gingen die Schweizer Baumeister ein großes Wagnis ein. Sie wollten beweisen, wie radikal zeitgenössisches und fantasievolles Bauen in einem traditionellen, städtischen Umfeld möglich ist. Nun, der Nachweis ist ihnen zweifellos geglückt. Gegenüber des Königlichen Botanischen Gartens gelegen, ragt das Caixa Forum aus dem leicht ansteigenden Wohnviertel wie ein Gebirgsmassiv empor. Der neue Baukörper wurde auf die bestehende Ziegelfassade des Elektrizitätswerks aufgestockt, während man den Granitsockel des Altbaus abriss. Die hochgezogene Fassade verstehen die Architekten als «zerklüftete Landschaft», geprägt von Schrägen und Einbuchtungen. Dabei orientiert sich das Rot der gusseisernen Fassadenplatten an den Dachziegeln der angrenzenden Wohnbauten. Diese Platten gehören zur architektonischen Attraktion des Museums: Sie besitzen alle ein engmaschiges Perforationsraster, ausserdem unregelmässig geformte Einschnitte. Diese Module schirmen das aufgepfropfte Gehäuse wie eine Außenhaut ab. Die «porösen» Platten des Caixa Forum funktionieren gleichzeitig als UG 1 EG OG 1 Fassade und Fensteröffnung: Sie schließen ab, leiten aber zugleich gedämpftes Licht in die Museumsräume, in denen sie für ein angenehmes Clair-obscur sorgen. Auch konstruktionstechnisch hebt sich der hochkomplexe Baukörper von allen anderen Museumsprojekten auf dem Paseo del Arte deutlich ab. Zunächst galt es, das Gebäude abzustützen, erst danach konnte der Granitsockel des Altbaus entfernt werden. Vom Besucher unbemerkt, lastet das gesamte Gebäude in den Untergeschossen auf drei mächtigen Pfeilern, die aus dem Fundament ragen. Man nimmt nur den verkleideten Betonkern wahr, einen mächtigen Stängel, über dem sich das Gebäude wie ein Pilzdach wölbt. Die fünf oberen Geschosse erheben sich über dem buchstäblich aufgelösten Sockelgeschoss.Dieser prismatisch geformte Eingangsbereich mit öffentlichem Platz unter dem schützenden Dach mutet wie expressionistische Filmarchitektur an. Die in den zwei Untergeschossen untergebrachten Säle sind allesamt stützenlos, ebenso die Ausstellungssäle in der zweiten und dritten Etage. H&dM luden den französischen Gartenkünstler Patrick Blanc ein, auf dem öffentlichen Vorplatz landschaftsarchitektonische Akzente zu setzen. Blanc gestaltete die Brandmauer eines den Platz einfassenden Gebäudes als lebendige Pflanzenwand. An dieser quer zur Kunsthalle emporragenden Wand wachsen 15 000 Pflanzen von 250 verschiedenen Arten. Gegenüber dem Botanischen Garten zweifellos ein unwiderstehlicher Blickfang für die Passanten am Paseo del Prado. OG 2 OG 4 18 BIBLIOTHEK DER UNED Escuela Pías JOSÉ IGNACIO LINAZASORO RODRÍGUEZ 1996 - 2004 Calle del Mesón de Paredes / Calle Sombrerete 28012 Madrid Quelle: brick award ‘06 An der Südseite der Plaza Agustín Lara hatte das Ensemble der 1936 ausgebrannten Escuelas Pías de San Fernando immerhin soweit überlebt, dass ein Abriss der Ruine nicht erwogen wurde. Der Architekt José Ignacio Linazasoro baute diese Überreste für die Fernuniversität UNED - Universidad Nacional de Educatión a Distancia - zu einer Bibliothek um und ergänzte sie mit einem Neubau für Seminar- und Hörsäle. Während die Bibliothek hauptsächlich vom Platz aus zugänglich ist, von dem sich auch die beste Möglichkeit bietet, das Bauensemble als Ganzes zu überblicken und zu begreifen, findet sich der Eingang zum Neubautrakt mit den Lehrsälen an der Via Tribulete. In beiden Bauabschnitten spielt roter Ziegel die erste, wohlklingende Geige im Orchester der Baumaterialien. Die Kirchenruine zeugte von einem versierten Gebrauch des Steins als Baumaterial. Und sie diente als Anhaltspunkt für Linazasoros Umbaukonzept, das sich in seiner Kulmination in der Ziegelfassade zur Plaza Agustín Lara ablesen lässt. Es beeindruckt immer in hohem Maße, wenn Kontinuität und Brüche in Geschichte, Technik und ästhetischem Empfinden eine absolut selbstverständliche, neue Einheit bilden. Genau dies ist dem Architekten gelungen, weil er u.a. mit Hilfe des Materials Ziegel einen Zeitsprung zu erzählen, eine ästhetische Kategorie zu definieren und eine räumlich erlebbare Faszination zu erzeugen wusste. Die baulichen Reste der Kirche inszenierte der Architekt explizit als Ruine, indem er den Dachabschluss der ehemaligen Vierung in die Ebene oberhalb des zweiten Geschosses verlegte, so dass zum Platz hin die Spuren der Zerstörung sichtbar blieben. Als mahnender Rest ragt somit das leere Tambourgeschoss in die Höhe, durch dessen Fenster man nicht hinein, sondern hindurch in den Himmel sieht. Das lange, ehemalige Kirchenschiff schloss Linazasoro mit einer Wand aus alten und neuen Ziegeln sowie Spolien aus gelbem Kalkstein. Wobei “Wand“ unzutreffend ist, denn hier handelt es sich eher um ein Kunstwerk, um ein Ziegelrelief, das die Blicke auf sich zieht und Neugier weckt. An einem eindeutig zeitgenössischen Segment im Obergeschoss, in dem neuer Ziegel mit schmalen Holzfenstern kombiniert wurde, erkennt man gleich, wo im Innenraum Emporen für Leseplätze eingefügt sind. An der Stirnseite der Bibliothek blieb die alte Außenfassade ebenfalls als Ruine stehen, die neue Ziegelaußenwand der Bibliothek ist hier etwa drei Meter zurückversetzt; dazwischen entstand eine Art Außenlobby. Ein großes, breites Fenster unter einem Betonsturz gewährt Einblick in die Bibliothek, ohne dass die Lesenden gestört würden. Auch im Innenraum ist die Materialwahl konsequent auf Variationen von Ziegelsteinen gefallen. In der Bibliothek erzeugen die alten Sichtziegel einen robusten, geschichtsträchtigen Eindruck, in dem die Spuren der Zeit nirgends verdrängt, also nicht etwa zugeputzt worden sind. Verwitterte Steine sind kein Makel und wurden daher nur dort, wo es notwendig war, mit Mörtel gesichert. Die Patina von Jahrhunderten verleiht dem Raum eine angenehme Würde; was neu hinzu kam - etwa die Leseempore und die hohen Holzregale - drängt sich weder kapriziös in den Vordergrund, noch spielt es kokett mit dem Kontrast. Der Übergang zum Neubau ist nach dem gleichen, die vorhandene Bausubstanz wertschätzenden Prinzip konzipiert. Eine Betontreppe, die parallel zum einstigen Kirchenschiff liegt, hält zu dieser ehemaligen Außenwand gehörigen Abstand, was auch für die Lichtführung von erheblichem Vorteil ist; Linazasoro arbeitete ohnehin, wo immer es möglich war, mit Oberlicht, um Tageslicht in die Tiefen des Gebäudes gelangen zu lassen. 20 Tag 2 Maravillas Bio-Institut Conde Duque Plaza de España Hotel Bankinter COAM Mercado San Antón Matadero Girasol Freitag 8.00 Uhr 9.00 Uhr 9.45 Uhr 27.09.13 Frühstück im Hotel Fußweg durch Gran Vía über Plaza de España Besichtigung Centro Cultural Conde Duque Calle del Conde Duque 11_28015 Madrid 10.30 Uhr 11.00 Uhr Architekt: Carlos de Riaño Lozano zu Fuß weiter Besichtigung COAM - Architektenkammer Calle Hortaleza 63_28004 Madrid 12.00 Uhr 12.15 Uhr Architekt: Gonzalo Moure zu Fuß weiter durchs Viertel Chueca Mittagessen im Restaurant des Mercado San Anton Calle Augusto Figueroa 24_28004 Madrid 13.15 Uhr 14.00 Uhr Architekten: QVE Arquitectos Weiterfahrt mit Metro Besichtigung Sporthalle Colegio Maravillas Calle de Joaquín Costa 21_28002 Madrid 15.00 Uhr 15.30 Uhr Architekt: Alejandro de la Sota zu Fuß weiter Besichtigung Bio-Forschungsinstitut Calle de Velàzquez 144_28006 Madrid 16.15 Uhr 16.45 Uhr Architekt: Miguel Fisac zu Fuß weiter Besichtigung Wohnhaus Girasol Calle de José Ortega y Gasset 23_28002 Madrid 17.15 Uhr 17.30 Uhr Architekt: José Antonio Coderch zu Fuß weiter Besichtigung Edificio Bankinter Paseo de la Castellana 29_28046 Madrid 18.00 Uhr 18.30 Uhr Architekt: Rafael Moneo Weiterfahrt mit Metro Besichtigung/Führung Matadero - ehem. Schlachthof Paseo de la Chopera 14_28045 Madrid 20.30 Uhr im Anschluß Architekt: u.a. Arturo Franco und Fabrice van Teslaar Abendessen im Matadero - Naves Español Drinks auf der Dachterrasse des Hotels Vincci Capitol 22 CENTRO CULTURAL CONDE DUQUE Kaserne: PEDRO DE RIBERA / 1720 Umbau: CARLOS DE RIAÑO LOZANO / 2011 Calle del Conde Duque 11 28015 MADRID Quelle: Exkursionsführer TU München - Lehrstuhl Cotelo www.r-arquitectos.com, www.esmadrid.com Die Kaserne des Conde Duque wurde 1720 errichtet. Sie entsprach den Forderungen der neuen militärischen Politik des bourbonischen Königs Felipe V., der stehende Truppen in der Hauptstadt wünschte. Die von Pedro de Ribera um drei große Innenhöfe angeordnete Anlage bildet mit ihren außergewöhnlichen Ausmaßen eine Einheit mit den Gärten und dem Palacio de Liria, und verteidigte 150 Jahre lang den nordwestlichen Zugang zur Hauptstadt. Das markante Gebäude war einst das größte in ganz Madrid. Später wurde es auch als Sternwarte genutzt. 1859 und 1869 wurde es durch zwei Feuer stark beschädigt und nach 1870 wieder aufgebaut. Die militärische Nutzung dauerte bis 1969 an, seitdem haben hier nach einer aufwendigen Sanierung durch den Architekten Julio Canolasso auch das städtische Zeitungsarchiv (Hemeroteca), die historische Bibliothek mit Werken vom 15. bis zum 21. Jahrhundert, die Musikbibliothek sowie einige Abteilungen der Stadtverwaltung ein neues Zuhause gefunden. Nach kurzzeitigen Überlegungen das Gebäude abzureissen und an dessen Stelle eine Oper zu bauen, wurde in den achtziger Jahren die Anlage radikal verändert und bildet seither den Rahmen des Madrider Kultursommers, Veranos de la Villa, bei dem auch nächtliche Konzerte und Kunstausstellungen in den Innenräumen stattfinden. Seit 2001 beherbergt es das Museum der zeitgenössischen Kunst, in dem man avantgardistische Malerei und Fotografie bewundern kann. Der Architekt Carlos de Riaño wurde 2006 mit einem Komplett-Sanierungsplan beauftragt, der sich über das Innere, die Fassaden und die Kellergeschosse erstreckt. Die Ausmaße sind auch heute noch beeindruckend: 5000 Quadratmeter Fläche und eine knapp 230 Meter breite Backstein-Fassade mit kunstvollem Barockportal. Bei der Sanierung der historischen Fassaden zielte die Intervention darauf ab, die Klinkerfassaden, die teilweise getüncht oder bemalt waren, wieder sichtbar zu machen. Damit sollte dem gesamten Komplex ein homogenes und strenges Bild gegeben werden, das sich näher an der Architektur des Wiederaufbaus im späten neunzehnten Jahrhundert orientiert, als an der ursprünglichen barocken Gestaltung, an die nur noch der schöne Haupteingang erinnert. Die Fensteröffnungen erhielten die doppelte Größe im Vergleich zum Original. Im Jahr 2011 wurde die Anlage als Kulturzentrum wiedereröffnet. 24 COAM - Architektenkammer GONZALO MOURE (*1958), MADRID 2011 Calle Hortaleza 63 28004 Madrid Quelle: www.e-architect.co.uk In February 2005, an agreement was signed between the City of Madrid and the Colegio Oficial de Arquitectos de Madrid (COAM) to coordinate a set of actions towards the restoration of the complex of Escuelas Pías de San Antón, that had suffered a fire few years before. It included an architectural competition and the subsequent development of the winning project. The main goal of such agreement was to impulse the restoration and insertion of a mixed-use program of social interest, including the new headquarters for COAM, a nursery, a day care and senior center, sport facilities and a music school. Underground parking space for the new buildings and nearby residents was also to be built. All of this should be done without interfering with the religious services that take place in the baroque church of San Antón (a declared „Building of Cultural Interest“ by architect Pedro Ribera), included in the complex, and which is object of a restoration as well. As a public-access, green open area is set as core of the complex. The program is regarded as an opportunity to consolidate a very diverse array of activities and interests in a single architectonic response. The value that the project seeks is to create a serene atmosphere. New ledge continuity in the preserved facades is also proposed, as the complex never had it, thanks to a loggia-balcony that dematerializes during the day and transforms into a vibrant lantern at night. 25 MERCADO SAN ANTÓN QVE ARQUITECTOS, MADRID 2008 - 2011 Calle Augusto Figueroa 24 28004 Madrid Quelle: www.qve-arquitectos.com Ein öffentliches Gebäude muss an einer Reihe von Charakteristiken erkennbar sein, indem es sich deutlich von der typisch städtischen Häuserreihung unterscheidet. Es sollte anders sein, nicht nur aufgrund der unterschiedlichen Verwendung, sondern um seine öffentliche Funktion zu vermitteln. Es hat sich im Maßstab, in seiner Art und Weise, in den Materialien, in seiner Beziehung zur Stadt zu unterscheiden. Aber seine Einzigartigkeit muss auch Anknüpfungspunkte zu seiner Umgebung haben, z.B. durch Übernahme der vorherrschenden Farben des Putzes, oder durch Verwendung von traditionellem Material, das jedoch mit zeitgenössischer Ästhetik versehen ist, oder durch die Art des Einfügens in das ganzheitliche Straßenbild. Die Urbanität des Chueca-Viertels ist gekennzeichnet durch sein sehr homogenes Häusergefüge, das in seiner Art der Bebauung dem ausgehenden 19. Jahrhundert entspricht. Es ist ein Madrid der Balkone, der Bücher, der Mönche, des Granits und der erdfarbenen Putze. Jedoch ohne öffentliche Gebäude oder Anlagen, die bei ihrer Entstehung eine Melodie der nuancierten Kontraste anstimmen müssen. Das neue Mercado San Antón versucht sich – mit einem erdigem, tief texturiertem Material, dem handgemachten Vollziegel – ruhig in das Gebäudegefüge einzugliedern. Die Klinkersteine wurden im unkonventionellem Verband und in passenden Metallrahmen angeordnet. EG OG DG 26 COLEGIO MARAVILLAS Sporthalle ALEJANDRO DE LA SOTA (1913-1996), MADRID 1961 Calle de Joaquín Costa 21 28002 Madrid Quelle: Exkursionsführer TU München - Lehrstuhl Cotelo Schnitt Tribüne Sporthalle Klassenräume Die Sporthalle zählt zu den Meisterwerken de la Sotas. In einer komplexen städtebaulichen und topographischen Situation wurde eine Synthese aus Ort, Funktion, Konstruktion, Raum, Licht und Material geschaffen. Es galt einen Höhenunterschied von 12 Metern zwischen den Straßen Guadalquivir und Joaquin Costa sowie ein kompliziertes Raumprogramm zu lösen. Zwischen einer bestehenden Stützmauer und dem Schulgebäude wurde, durch Ausgrabung und Ausnutzung des Gefälles, das Raumprogramm so untergebracht, dass der Pausenbereich der bestehenden Schule wieder in voller Größe nutzbar gemacht werden konnte. Der gewonnene Raum wird nun bis zur neuen Betonwand mit einer Stahlkonstruktion und Fischbauchträgern stützenfrei überspannt. Das Gebäude ist funktional gegliedert. Die konstruktive Struktur wird nach dem Prinzip eines Setzkastens mit den Funktionen gefüllt. Im Untergeschoss befindet sich das Schwimmbad, im Erdgeschoss die Sporthalle, darüber sind Klassenräume zwischen den Fischbauchträgern eingehängt. Zusätzlich gibt es Umkleideräume, Schulungsräume und eine Tribüne. Die oberen Geschosse werden durch Oberlichter, einen Lichthof und Gauben mit stehenden Verglasungen natürlich belichtet. Für einen natürlichen Luftwechsel sorgen ein Luftkanalsystem in einer Vorsatzschale der Geländestützmauer und Lüftungsklappen im Sockelbereich der Straßenfassade. Der raffinierte Stil de la Sotas wird um brutalistische Züge ergänzt, die sowohl am sichtbar gehaltenen Tragwerk und den Installationen deutlich werden als auch am gestalterischen Gewicht der einfachsten Materialien. Durch den Gebrauch von im Kontext üblichen Stilmitteln wie Sichtmauerwerk und Metallrahmenfenstern findet das Werk seinen Platz in der städtischen Umgebung Madrids. Durch die Verwendung von warmen Materialien gelingt es de la Sota hier eine einladende Atmosphäre zu schaffen, die die einfache Nacktheit einer üblichen Sporthalle übersteigt. Alle Materialien finden in fast rohem Zustand Anwendung, nur die tragenden Teile sind mit Eisenglimmer gestrichen. Die Deckenuntersichten sind durch sichtbar gelassene, akustisch wirksame, zementgebundene Holzfaserplatten gelöst. Ein Wechsel von gegliederten Ziegelflächen mit Glasflächen und harmonisch integrierte, mit Wellblech-Elementen verkleidete Erker gliedern die dem Straßenraum zugewandte Fassade. 28 BIO-FORSCHUNGSINSTITUT MIGUEL FISAC SERNA (1913-2006), MADRID 1951 Calle de Velàzquez 144 28006 Madrid Quelle: Exkursionsführer TU München - Lehrstuhl Cotelo, www.fundacionfisac.org Der Oberste Rat für wissenschaftliche Forschung (C.S.I.C) plante das Institut für Mikrobiologie in nächster Nähe zum Campus (siehe S. 54), jedoch als eigenständigen Bau zu realisieren. Das Projekt wurde an Fisac übertragen, der schon einige Bauten für den Rat gebaut hatte. Bereits der junge Fisac zeigt sich unbeeinflusst von modischen Strömungen in der Architektur. Er versteht es mit drei einfachsten Volumen eine faszinierende Komposition zu schaffen, die quasi-notwendig aus dem vorgesehenen Raumprogramm und dem Grundstückszuschnitt erwächst. Zwei viergeschossige Bürobauten, treffen sich in einem V-förmigen, turmartigen, achtgeschossigen Zentralgebäude. Hier sind die Räume für die Tierversuche angeordnet, die nur wenig natürliches Licht erfordern. Ebenso befindet sich dort die zentrale Treppe, die die halbgeschossig versetzten Fenster erklärt. Die leichte, konkave Wölbung der Fassade - die vom Platz zurückweicht - erzeugt besonders bei Seitenlicht ein weiches Schattenbild, das die hervorragende Verarbeitung des Klinkers offenlegt. Ein vom Architekten selbst entworfener Ziegel löst das Problem der Abdichtung gegen Regen und der Wärmedämmung. Speziell ist auch die Skulptur - es handelt sich um einen der wenigen Fälle, in denen eine Skulptur in ein direktes Verhältnis zur Architektur tritt. Die menschliche Gestalt stemmt sich gegen die Baumassen, als wäre die Wölbung der Fassade das Ergebnis ihrer Kraftanstrengungen. Fisac conceived a building with a ‚V‘ shape plan adjusted to the alignment of the two streets, which dissected its vertex with a higher body and a concave curvature towards the exterior leaving a big garden courtyard and open towards the south. The two longitudinal wings house the laboratories while the curved tower houses the rooms for the animals, so a clear separation is established into three buildings that work in an independent way although they are linked on some of the floors. The strong symmetry of this plan, which extends even to the position of the stairs and the open porticoes on the ground floor, is subtly qualified by the treatment given to the concave facade. The visible skin of this central volume is built with solid brick, rough, earthcoloured and paired with deep embedding, while all the faces of the lateral blocks, full of windows, and the left side of the tower are finished with a type of hollow brick designed by Fisac himself. This invention is the first patent in a long series of experiments that Miguel Fisac carried out in search of a coherent language with the new building techniques. He considered a hollow brick with an inclined exterior face and finished with an edge that overlaps the line below. Thus, they are watertight against rain and they also have an ‚interesting‘ artistic presence which mirrors the light nature of such surfaces. The insulation is achieved through a cavity filled with insulation material and an interior fold in the wall with hollow bricks. 30 WOHNHAUS GIRASOL JOSÉ ANTONIO CODERCH (1913-1984), BARCELONA 1964-1966 Calle de José Ortega y Gasset 23 28006 Madrid Quelle: Exkursionsführer TU München - Lehrstuhl Cotelo Eines der wenigen Gebäude, die Coderch in Madrid verwirklichte und gleichzeitig ein Musterbeispiel dafür, wie sehr er „strenge Grundrisse hasst.“ Über zwei Basisgeschossen erheben sich fünf voneinander unabhängige Trakte mit je einer Wohnung pro Geschoss. Jede Wohnung verfügt über einen direkten Fahrstuhlzugang neben einem für jeden Trakt gemeinsamen Treppenhaus. Schlaf- und Wohnräume reihen sich treppenförmig an die Fassadeneinbuchtungen, während der rückwärtige Teil zum Blockhof den Wirtschaftsräumen vorbehalten bleibt. Die Grundrisse variieren innerhalb der gemeinsamen, diagonalen Ausrichtung, die die mittägliche Sonne sucht (wie girasoles = Sonnenblumen) und die einen gewissen Sichtschutz bietet. Zusammen mit dem sich verengenden und wieder verbreiternden Gehweg bildet die mit Backstein verkleidete Mauer den Rücken, an dem die Zimmerflucht ausgerichtet ist. Das Erschließungsgeschoss, durch die darunterliegenden Geschäftslokale von der Straße geschieden, ermöglicht separate Wohnungseingänge und wird als Mittel räumlicher Trennung eingesetzt. Die Stahlkonstruktion wird mit orangefarbigen Keramikplatten im Hochformat geschlossen, um so ihre nicht-konstruktive Funktion zu verdeutlichen. Die Wohnungsgrundrisse sind hochwertig und sollen die Qualitäten eines Einfamilienhauses haben. Der an die Außenseite verlagerte Hof, der die mediterranen Wohnungen atmen lässt, ist von Terrassen auf unterschiedlichen Niveaus umgeben. Der private Raum ist somit auf senkrechte, zur Straße geöffnete Aussparungen orientiert, die es Coderch gestatten, die Fronten plastisch durchzumodellieren und der Stadt ein abstraktes, vielgliedriges Bild darzubieten. 31 Titel EDIFICIO BANKINTER ARCHITEKT (19xx-20xx), ORT RAFAEL MONEO (*1937), MADRID BAUZEIT 1977 Strasse Paseo de la Castellana 29 PLZ Madrid 28046 Quelle: Exkursionsführer TU München - LehrstuhlQuelle: Cotelo Der Erweiterungsbau des Schlösschens aus dem 19. Jahrhundert wurde alternativ zu seinem Abriss für einen Neubau konzipiert und bedeutete eine entscheidende Neuorientierung im Rahmen der Veränderung des Paseo de la Castellana. Moneo entwickelt sein Werk auf der Basis einer profunden Kenntnis der Architekturtheorie. Das Bankgebäude stellt eine Alternative zur jüngsten Vergangenheit der Transformation des Paseo de la Castellana dar, der damals in seiner Verlängerung noch den Namen Avenida del Generalissimo Franco trug. Die Geschichte des Banken- und Versicherungsboulevards ist die der Massenzerstörung aristokratischer Paläste, die ehemals den Prachtboulevard säumten. Moneo verstand es, der profanen Macht des Geldes architektonisch aristokratische Züge zu verleihen. Die Grundrisslösung im Übergang von der geschlossenen Blockstruktur der Nachbarstraßen zur offenen Bebauung am Paseo de la Castellana brauchte eine ebenbürtige Fassadengestaltung. Dafür kamen Stilmittel zum Zuge wie die Übernahme der Proportionen und Ziegelformate des Schlösschens, sowie eine einfache Fenstergliederung. So konnte auch gezeigt werden, dass der Rückgriff auf architektonische Gestaltungsmittel ein Vorteil gegenüber einer rein technizistischen Haltung sein kann. Die Sorge um den historischen Ort und die delikate, städtebauliche Situation sind in den Werken von Moneo generell präsent, diesmal bravourös gelöst im Dialog mit dem unmittelbar angrenzenden Palast des Marqués de Mudela - mittels sensibler Dimensionierung der Volumen und Materialauswahl, ohne auf die Repräsentationsbedürfnisse seines Auftraggebers zu verzichten und ohne historisierende Kompromisse einzugehen. Der verwendete Klinker, bevorzugtes Material Moneos, mit einer keramikartigen Oberflächentextur in mörtellosen Haarfugen verarbeitet, ist in Farbe und Verarbeitung derselbe, wie im angrenzenden Palast; dessen hellgrauer Granitsockel erweitert sich in der Pflasterung des Vorhofes des Bankgebäudes. Seinerseits sockellos wächst es in einer Komposition von geometrischen Ziegelkuben aus dem Boden. An dem Erweiterungsbau lassen sich auch die Architekturgrundlagen Moneos ablesen: analytische Betrachtung des Ortes, des Raumprogramms und des Charakters sowie die Anwendung eines modernen Stilrepertoires. 32 MATADERO ehemaliger Schlachthof Schlachthof: LUIS BELLIDO / 1908-1928 Kulturzentrum: ARTURO FRANCO Y FABRICE VAN TESLA AR / 2005-2012 Paseo de la Chopera 14 28045 Madrid Quelle: bauwelt 13_2008 I brick ‘12 Calle Matadero Am Ufer des Manzanares, der durch Madrid fließt, erhebt sich der riesige Gebäudekomplex des durch den Stadtarchitekt Luis Bellido (1869 –1955) gebauten „Matadero“, des ehemaligen Schlachthofs. In der zwanzig Hallen umfassenden Anlage zeichnen sich, beeinflusst von Behrens und Berlage, bereits die Ideen der Moderne ab und sie gehorcht einem Geist der „Präzision, Ordnung und Kultur“. Bellidos Wunsch nach Funktionalität lässt sich u.a. an der kammförmigen Anordnung der Gebäude - für eine logische Ordnung der Schlachtvieh-Wege - und an der nüchternen und ökonomischen Architektur, bei der industriell produzierte Elemente zum Einsatz kamen, ablesen. Er räumte den Innenräumen mehr Gewicht ein als der Gestaltung des Äußeren. Doch auf Druck der Stadtverwaltung wurden die Fassaden verziert und die damals übliche Kosmetik im Neo-Mudéjar-Stil angebracht. Heute wird dieser seit 1996 leer stehende Gebäudekomplex Stück für Stück in ein multidisziplinäres Kulturzentrum umgewandelt, und wird als einer der Höhepunkte des parallel laufenden Flussufer-Revitalisierungsprojekts gesehen (S.61). Die ursprüngliche Handschrift des Baumeisters wird durch die Arbeit des Sanierungsteams wieder sichtbar gemacht, wobei diese der klaren Haltung „einer Intervention an den Grenzen des Nichthandelns“ folgt. Der Umgang mit den historischen Gebäuden erhielt 2007 den ersten Preis der Stadt Madrid als bestes Sanierungsprojekt. Nave 16 1. Depósito de especies 2. El Taller / Nave 8B- 2010 - Arturo Franco 3. Cineteca - 2011 - Churtichaga y Quadra Salcedo 4. Central de Diseño - 2007 - José Antonio Garcia Roldán 5. Abierto x Obras - 2007 - Espacio sin Intervenir 6. Naves del Español- 2007 - Emilio Esteras y Justo Benito 7. Intermediae - 2007 - Arturo Franco y F. van Teslaar 8. Plaza y Calle Matadero 9. Casa del Lector - 2012 - Antón García Abril 10. Nave 16 - 2011 - Iñaqui Carnicero Arch. Office 11. Nave de Música - 2011 - Langarita y Navarro Das „El Taller“ (Lagerhaus 8B), ursprünglich zur Trocknung von Häuten und Salzfleisch genutzt, ist als Sitz der administrativen Leitung vorgesehen. Die Raumstruktur umfasst einen kleinen Arbeitsbereich, einen Lagerraum und einen Mehrzweckraum für Gespräche oder Präsentationen. Vorrangiges Ziel der Maßnahme war der Austausch des alten Dachs aus flachen, über Brettern verlegten traditionellen Muldenziegeln und sukzessiv geflickter, dünner Ziegel sowie die bauliche Stärkung der Gesamtstruktur. Dazu kam der Ausbau der Innenräume, in thermischer und akustischer Hinsicht, um den Anforderungen an die neue Nutzung zu genügen. Doch wie funktioniert dieses vorgefundene Objekt? Wie funktionieren die Muldenziegel? Wie sind sie gestapelt? Was ist ihr Verbund? Welches sind ihre sensorischen Eigenschaften, ihr Gewicht? Wie fügen sie sich zusammen? Dies sind einige der Fragen, die sich im Verlauf des Prozesses ergaben. Das Fehlen von Verbindungselementen bewirkt das Entstehen von Gittern, erlaubt das Eindringen von Licht. Das Projekt kann als „bioklimatisch“ bezeichnet werden, da der Tondachziegel zum thermischen und akustischen Komfort ebenso beiträgt wie zu dessen Nachhaltigkeit, weil sich der Bau selbst mit dem neu erfindet, was in seiner Reichweite verfügbar ist. Dieses Projekt versucht Architektur als eine intellektuelle, kulturelle und ethische Erfahrung zu verstehen. Nicht mehr und nicht weniger. El Taller 34 Tag 3 23-26 Alcalá de Henares MADRID 27 Mejorada del Campo 29 Carabanchel 28 Villaverde 23 Kirche San Juan de Ávila 24Studentenweg 25 Álcala de Henares 26 Parador de Álcala 27 Kirche Madre del Rosario 28 Wohnungsbau Villaverde 29 Wohnungsbau Carabanchel Samstag 9.00 Uhr 28.09.13 Treffpunkt vor dem Hotel am Bus Fahrt nach Alcalá de Henares 10.00 Uhr Besichtigung Iglesia San Juan de Ávila Avenida de los Reyes Magos_28806 Alcalá de Henares Architekt: Eladio Dieste 10.30 Uhr Weiterfahrt 10.45 Uhr Besichtigung Studentenweg_Campus Universidad de Alcalá Calle de Escorial_28805 Alcalá de Henares Architekt: Eladio Dieste 11.15 Uhr Weiterfahrt 11.30 Uhr Besichtigung Plaza de Cervantes 12.00 Uhr zu Fuß weiter 12.15 Uhr Besichtigung Parador de Alcalá Calle de los Colegios 8_28801 Alcalá de Henares Architekten: Aranguren y Gallegos 13.00 Uhr Mittagessen im Restaurant des Parador 14.30 Uhr Weiterfahrt nach Mejorada del Campo 15.00 Uhr Besichtigung Iglesia Madre del Rosario Calle de Salvador Dalí 17_28840 Mejorada del Campo Architekt: Eladio Dieste 15.30 Uhr Weiterfahrt nach Villaverde 16.15 Uhr Besichtigung Wohnungsbau Villaverde Calle de la Esmaltina_28021 Madrid Architekt: David Chipperfield 16.45 Uhr Weiterfahrt nach Carabanchel 17.15 Uhr Besichtigung Wohnungsbau Carabanchel Calle Tubas_28054 Madrid Architekten: u.a. Foreign Office 18.30 Uhr Rückfahrt nach Madrid 19.00 Uhr Ankunft am Hotel in Madrid 20.00 Uhr Abendspaziergang zum Restaurant 21.15 Uhr Abendessen im Restaurant La Manduca de Azagra Calle de Sagasta 14_28004 Madrid Architekt: Francisco José Mangado 36 KIRCHE SAN JUAN DE ÁVILA ELADIO DIESTE (1917-2000), URUGUAY 1996 Avenida de los Reyes Magos 28806 Alcalá de Henares Quelle: Bautechnik_Juni 1992 I Eladio Dieste 1943_1996 During the summer of 1993, Dieste accepted the invitation of the University of Alcalá to teach one of their courses. As a result of this contact, he began to work with the university and archbishopric architects on some projects, and the replics of the churches of Atlántida, Malvin and Durazno (Uruguay) were started. The Alcalá project makes a distinction between the church and the parish house, which is quite different from its model and houses a daily chapel, classrooms, two dwellings, and several offices. Die bewehrten Ziegelbauten des uruguayanischen Architekten Eladio Dieste, die meist aus heimischen Feldbrandziegeln sind, wellen sich sanft wie die Hügellandschaft Uruguays. Es bedeutet für Dieste eine Herausforderung, mit einfachsten Baustoffen kühne Konstruktionen zu errichten. Durch den Einsatz von Bewehrung, Vorspannung, Gleitschalungen und anderen Techniken, die dem Bau armierter Ziegelgewölbe angepaßt wurden, und durch gute Bauorganisation wird der Umgang mit dem scheinbar veralteten Baustoff Ziegel zu hochmoderner Technologie. 37 STUDENTENWEG Universitäts-Campus ELADIO DIESTE (1917-2000) , URUGUAY 1996 Calle el Escorial 28805 Alcalá de Henares Quelle: Eladio Dieste 1943_1996 | Rainer Barthel_2001 Another of Dieste‘s projects in Spain is the „Student Lane“ on the Alcalá de Henares university campus. The entire project consists of 52 pergolas that will connect some of the main paths between different campus areas. The pergolas are 30 m long vaults projecting from two central supports, whose shells have a thickness of only 8 cm. Originally 3 further, trunco-conical arbours with a 25 m diameter base were planed, but never built. Diestes Konstruktionen stehen in ihrer Formgebung und Tragwirkung Stahlbetontragwerken näher als normalen Mauerwerkskonstruktionen. Auch Dieste selbst sieht das so und hat es mehrfach betont. Die grundlegende Annahme für seine Entwürfe und seine statischen Berechnungen ist, dass das Material aus Ziegel, Mörtel und Bewehrung als Einheit wirkt und so mit Stahlbeton vergleichbar ist. Die Bewehrung wird so angeordnet, dass Zug- und Schubkräfte und - wenn erforderlich auch Biegemomente aufgenommen werden können. Die Formen seiner Schalen sind nicht traditionelle Gewölbeformen, es sind Formen, die man dem Stahlbetonschalenbau zuordnen kann. Das bewehrte Mauerwerk Diestes ist wie folgt zu beschreiben: Vollziegel oder gesondert hergestellte und geformte Lochziegel werden ohne Verband auf einer ebenen oder gekrümmten Schalung verlegt. In den Fugen wird die Bewehrung immer in einer oberen und einer unteren Lage im Mörtel angeordnet, so dass eine Biegetragfähigkeit sichergestellt wird. Diese Bewehrung wird nicht nur in den Lagerfugen, sondern auch in den Stoßfugen verlegt. Je nach Beanspruchung liegt in jeder Fuge Bewehrung oder nur in jeder zweiten, mindestens aber in jeder vierten Fuge. Der Durchmesser der Bewehrungsstäbe beträgt meist 6 mm. Die gesondert geformten Ziegel (Abb.1) haben den Vorteil, enge Krümmungen zuzulassen, ohne dass die Fugen auf der Unterseite sehr dick werden. Oberhalb des Mauerwerks wird eine ca. 3 cm dicke Zementmörtelschicht, mit zusätzlicher Netzbewehrung zur Rissebeschränkung, aufgebracht. Abb. 1: Querschnitt durch eine Bogenschale am Scheitel, Schnitt in Richtung der Lagerfuge. Für die Bewehrung in Bogenrichtung lassen die gesondert gefertigten Ziegel Raum in den Stoßfugen (Zeichn. Dieste) 4.60 3.10 Abb. 2: Querschnitt 38 ALCALÁ DE HENARES Römische Siedlung Complutum, 1. Jh. n.Ch. 1184 Stadtrechte 28801 Alcalá de Henares Quelle: wikipedia | corraldealcala.com Plaza de Cervantes Geburtshaus von Cervantes Coral de Comedias Alcalá de Henares ist eine Stadt in der Comunidad de Madrid am Fluss Henares, der durch die Stadt fließt. Sie geht auf eine durch die Römer gegründete Siedlung namens Complutum zurück. Die Stadt erblühte, weil sie an der Straße zwischen Mérida und Zaragoza einen wichtigen Wegpunkt darstellte, und zählte über 10.000 Einwohner. 711 bei der Eroberung durch die maurischen Berbervölker wurde die inzwischen christliche Stadt nicht eingenommen. Es entstand eine muslimische Festung auf der anderen Seite des Henares, die über 400 Jahre in relativ friedlicher Nachbarschaft mit der christlichen Siedlung bestand. Im Jahr 1118 eroberte der Erzbischof von Toledo, Bernardo de Sedirac, die muslimische Siedlung im Rahmen der Reconquista. Alcalá erhielt im Jahre 1184 Stadtrechte. Es entwickelte sich eine große, jüdische Gemeinde. Die historische Universität Alcalá, eine der ältesten Universitäten Europas (gegr. 1499), und ein historischer Stadtkern zeichnen Alcalá aus. Dies wurde 1998 durch die Aufnahme von Altstadt und alter Universität in die Liste des Weltkulturerbes der UNESCO bestätigt. Alcalá ist vermutlich die Geburtsstadt des spanischen Nationaldichters Miguel de Cervantes, des Autors des Don Quijote. Seine Taufe ist hier dokumentiert. Mehrere spanische Gelehrte des Siglo de Oro (Goldenes Zeitalter, Mitte 17. Jh) studierten und lehrten in Alcalá, wie Lope de Vega, Pedro Calderón de la Barca oder Francisco de Quevedo. Alcalá verlor im 19. Jahrhundert seine Bedeutung durch die Verlegung der Universität nach Madrid (1836) und die Ernennung der Nachbarstadt Guadelajara zur Provinzhauptstadt. Die Stadt verlor die Hälfte ihrer Einwohner. Nennenswertes Bevölkerungswachstum setzte erst mit dem Aufstieg des Großraum Madrids und dem Ende der Franco-Diktatur ein. 1977 wurde die Universität Alcalá wiederbelebt und der Universitätsbetrieb in den historischen Gebäuden wieder aufgenommen. Am Plaza de Cervantes liegt auch das 1601 gebaute Theater ‚Corral de Comedias‘. Es war ursprünglich ein Freilufttheater, wurde im 18. Jh neoklassizistisch verändert und mit Balken überdeckt (Verbesserung der Akustik) und im 19. Jh im Stil der Zeit mit einer bemalten Decke überspannt. In den 80er Jahren des 20. Jh wurde es nach jahrzehntelangem Leerstand renoviert und wieder in Betrieb genommen. 39 PARADOR DE ALCALÁ ARANGUREN Y GALLEGOS, MADRID 2009 Calle de los Colegios 8 28801 Alcalá de Henares Quelle: db metamorphose 06_2009 Der Parador Alcalá de Henares ist im ehemaligen Dominikanerkonvent Santo Tomás, einem herrlichen Gebäude aus dem 17. Jahrhundert, untergebracht. Der Konvent wurde von den Architekten Aranguren und Gallegos umgebaut und 2009 als modernes Designhotel neu eröffnet. Es gehört zur Mission der staatlichen Hotelkette Paradores, historischen Gebäuden zu einem neuen Auftritt zu verhelfen. Die Architekten setzen die neu eingefügten Elemente deutlich vom Bestand ab. Sie inszenieren eine spannungsreiche Koexistenz verschiedener Epochen, die von Demutsgesten gegenüber dem Renaissance-Gemäuer absieht. Das Ensemble befand sich vor dem aktuellen Eingriff in einem kläglichen Zustand. Es hatte nach Enteignung des Kirchenbesitzes im Jahr 1836 lange als Kaserne und später als Gefängnis gedient. In dieser Funktion waren die Bauten 1974 ausgebrannt und hatten zuletzt leer gestanden. Die am besten erhaltenen Gebäudeteile waren der Kreuzgang sowie die äusseren Mauern der angegliederten Kirche. Nachdem ohnehin längst alle sakralen Elemente verloren waren, fügten die Architekten hier das neue Spa ein, mit kleinem, quadratischen Pool über dem früheren Altarbereich. Eine deutliche Geste des Respekts gegenüber der originalen Anlage beweisen sie mit der Bewahrung des freien Raums über dem ehemaligen Klostergarten. Ein in den Boden versenktes und intelligent verschachteltes Zimmer-Flur-Patio-System, bleibt von außen gänzlich unsichtbar. Dieses Versteckspiel darf als eigentlicher Coup der Anlage gelten. 40 MADRE DEL ROSARIO ELADIO DIESTE (1917-2000), URUGUAY 1995-1997 Calle de Salvador Dalí 17 28840 Mejorada del Campo Quelle: Eladio Dieste 1943_1996 | Rainer Barthel_2001 Neben vielfachen Schalenkonstruktionen plante und verwirklichte Dieste auch vereinzelt Faltwerke. Diese verwendete er nahezu ausschließlich bei Kirchen. Ebenso wie die Schalenbauten bedienen sich die aus bewehrtem Mauerwerk bestehenden Faltwerke den Methoden und Prinzipien des Stahlbetonbaus (S.37). Wände, horizontale Platten, Dachflächen und Träger aus Ziegel werden mit der nötigen Bewehrung versehen und vereinigen sich zu einer einzigen, weit spannenden Faltkonstruktion. Die sich daraus entwickelnden, feinfühligen und lichtinszenierten Räume verschmelzen zu einer imposanten Einheit. Of all the replicas, this is the one that comes closest to the original, which was built 25 years earlier in Uruguay. Although it is mo delled after Saint Peter‘s Church in Durazno, it is on a smaller scale, almost one third smaller, and it lacks the vestibule that its predecessor inherited from a previous building. The parish centre serves as vestibule because it stands before the frontispiece of the church. In the lateral naves, which have brick facings, there are large windows with alabaster plates bearing the monograms of the Stations of the Cross. Grundriss des Vorbildes Saint Peter‘s Church, Uruguay 41 WOHNUNGSBAU VILLAVERDE DAVID CHIPPERFIELD (*1953), LONDON 2005 Calle Berrocal 56 28021 Madrid Quelle: MIMOA mi modern architecture This project is located in a new development area in the Villaverde district of southern Madrid. Comprised of 176 one-, two-, and threebedroom apartments, it responds to an overall masterplan for the site which requested a single U-shaped block of eight storeys height and which has the appearance of a pitched roof. Within the confines of this brief, the design attempted to manipulate these architectural restrictions so as to abstract the normative idea of an apartment block. So whereas other neighbouring buildings adopt a symmetrical, double-pitched silhouette, here the traditional relationships of wall and roof are abstracted into a low, single pitch for the bulk of the block, and a small secondary pitch at the building´s front edge. The materials chosen are earthy-pink concrete for the facade panels and slate-blue concrete for the courtyard portico. A dense band of landscaping is located in between, to reach the effect of a rich panel of colours radiating outwards. The floor area is 11698 m². 42 WOHNUNGSBAU CARABANCHEL FOREIGN OFFICE ARCHITECTS, BARCELONA 2007 Calle Tubas 28054 Madrid Quelle: MIMOA mi modern architecture I azpa.com Operating within a severely limited budget, the Carabanchel Social Housing project comprises of 100 social housing units on the outskirts of Madrid. The development, within a regeneration area, is bounded by a new urban park on the West and by similar housing blocks on the North, East and South. Regulations set the number of units and the percentage of every size. The maximum height was also a constraint, but not the alignment within the rectangular plot. Given the adjacency to the future urban park and the North-South orientation of the site, our proposal is to compact the volume within the given height to provide a garden for the units on the Eastern side and to produce double aspect units facing both gardens. In order to achieve this, the units became alongated tubes that connect both faces. Thanks to the compactness of the block, we succeeded in providing fully glazed facades for all the exterior surfaces. The facades have been lined with a 1,5 m wide terrace which provides a semi-exterior buffer space enclosed with bamboo screens mounted on folding frames. The screens protect the glazed surfaces from the strong East-West solar exposure and are able to open to the side gardens when desired. Our target was to provide the maximum amount of space, flexibility and quality to the residents, and to erase the visibility of the units and their differences into a single volume with a homogenous skin which is able to incorporate a graduation of possibilities. The primary architectural effect of the building is not dependent on the architect‘s vision but is an effect of the inhabitants‘ choice, as if the facade was a register at any given moment of a cumulative effect of individual choices. 43 LA MANDUCA FRANCISCO JOSÉ MANGADO (*1957), MADRID 2004 Calle de Sagasta 14 28004 Madrid Quelle: www.fmangado.es The premises chosen for the new restaurant, a large space of two floors, are located in a 19th century building. Due to different spaces, the restaurant is pleasantly organized in consecutive dining areas. Only three materials, all natural and modest, are used. The vertical surfaces are clad in the same brick blocks that are normally used to build the partition walls in modest houses. These unveiled blocks show a texture that acquires an important value through the reflection of light. The spaces between load bearing walls are shaped with black varnished sheets, stressing the transition that the thickness of brick-construction entails. The same sheet is used to refurbish the main staircase, which enhance its volumetric character within the underground space. A black ceramic pavement, with a slightly rough texture, partially covers one height of the walls, offering, along with the ceiling, a neutral frame in which the illumination may be enhanced. To achieve the desired light and acoustic effects, the ceiling breaks into a series of creases. The light placed behind the brick surface of the walls, give the whole an appearance of lightness, as a sort of layered canvas, without concealing the constructive operation carried out with the brick. 44 Tag 4 Hotel Plaza de Cibeles Circulo de Bellas Artes Gesundheitsministerium (Cabrero, 1948) Reina Sofia Bahnhof Atocha Sonntag 9.00 Uhr 10.00 Uhr 29.09.13 Treffpunkt vor dem Hotel Spaziergang die Gran Via entlang, vorbei am Circulo de Bellas Artes, weiter zum Plaza de Cibeles, den Paseo del Prado entlang, vorbei am Gesundheitsministerium (Cabrero y Aburto / 1948) Besichtigung Bahnhof Atocha (mit Gewächshaushalle) Plaza Emperador Carlos V3_28012 Madrid 10.45 Uhr 11.00 Uhr Architekten: Rafael Moneo (neue Gleishalle+Eingang) Estudio FAM (Mahnmal) zu Fuß weiter Besichtigung Museo Reina Sofia Calle de Santa Isabel 52_28012 Madrid 12.00 Uhr Architekt Erweiterung: Jean Nouvel Abschiedsimbiss: Cafeteria I Restaurant des Museums Abschied 46 BAHNHOF ATOCHA Bahnhof: ALBERTO DE PALACIO Y ELISSAGUE / 1890-1892 Erweiterung: RAFAEL MONEO / 1985-1992 Mahnmal: ESTUDIO FAM / 2007 Plaza Emperador Carlos V. 3 28012 Madrid Quelle: Exkursionsführer HS Coburg - LS Hebensperger-Hüther, Detail 10_2007 Das alte Gebäude der heutigen Estación de Atocha war bis 1992 der Fernreisebahnhof Madrids und wurde dann wegen der Weltausstellung außer Betrieb genommen. An der selben Stelle, wo er heute steht, stand der erste Bahnhof Madrids, der den Namen Estación de Mediodía trug und 1864 abbrannte. Der Bau der neuen Bahnhofshalle wurde 1888 aufgenommen unter der Leitung von Alberto de Palacio und Elissague und nach vier Jahren mit einer Länge von 154 m, einer Breite von 48 m und einer Höhe von 27 m fertiggestellt. Der Architekt, der auch ein großer Anhänger Gustav Eiffels war, wählte für die Dachkonstruktion ein Gusseisenskelett, welches aus damaligem Mangel einer besseren Verbindungstechnik genietet wurde. Wahrscheinlich wurde diese Bauweise damals noch eher spöttisch betrachtet, denn die Bahnhofshalle hatte den Spitznamen „La Glorieta del Emperador Carlos V“, zu deutsch „die Gartenlaube des Königs Karl V.“. Als 1985 Rafael Moneo den Auftrag bekam, den Bahnhof im Hinblick auf die Weltausstellung 1992 auszubauen, sollte er die Halle zuerst zum Umstieg auf Bus oder Auto umbauen, aber es wurde dann ein Einkaufszentrum mit Bars, einer Diskothek und 4000 m² tropischen Gartens. Rafael Moneo erhielt 1996 den Pritzker Preis. Das Mahnmal: Seit März 2007 erinnert ein gläsernes Mahnmal direkt am Atocha-Bahnhof an die Opfer der Terroranschläge vom 11. März 2004; in vier Vorortzügen wurden damals durch Bombenexplosionen 191 Menschen getötet und 1824 verletzt. Der gewonnene Wettbewerbsentwurf der jungen Architektengruppe FAM aus Madrid besteht aus einem oberirdischen, gläsernen Zylinder und einem direkt darunter liegenden 500 m² großen Gedenkraum. Der Glasturm steht inmitten einer großen Verkehrsinsel im Vorbereich des Atocha-Bahnhofs. Durch die äußere Hülle (1) fällt Tageslicht in den kobaltblau gehaltenen Gedenkraum und erhellt diesen. Nachts kehrt sich der Effekt um: Die massive Glaswand wird, von innen angestrahlt, zu einem leuchtenden Kunstwerk. Im Innern des Glaszylinders, der aus verklebten Glassteinen besteht, schwebt als Pneu-Konstruktion eine transparente EFTE-Folie (2), die ähnlich einer Traglufthalle durch Luftüberdruck im Gedenkraum stabilisiert wird. Die amorphe Form ist mit vielsprachigen Kondolenzbekundungen bedruckt, die nach dem Attentat am Bahnhof niedergeschrieben wurden. Der Gedenkraum (3) wird von der Bahnhofspassage im Untergeschoss erschlossen. Glasscheiben mit kunstvollen Mustern separieren diesen Bereich der Ruhe und Meditation vom lebhaften und hektischen Treiben des zentralen Verkehrsknotenpunkts. 3 48 MUSEO REINA SOFÍA Hospital (bis 1965): Restaurierung: Ergänzungen (Lift): Erweiterungsbau: HERMOSILLA Y SABATINI / 1788 ANTONIO FERNÁNDEZ ALBA / 1986 DE ONZONO+DE CASTRO mit IAN RITCHIE JEAN NOUVEL / 2005 Calle de Santa Isabel 52 28012 Madrid Quelle: Exkursionsführer HS Coburg - LS Hebensperger-Hüther baumeister 02_2000 I www.jeannouvel.fr Das Museo Nacional Centro de Arte Reina Sofía ist ein Kunstmuseum, Pinakothek und Bibliothek. Es ist Spaniens Nationalmuseum des 20. Jh. und widmet sich hauptsächlich spanischen Künstlern, u.a. Pablo Picasso (Guernica) und Salvador Dalí. Das Hauptgebäude des Museums war im 18. Jahrhundert ein Krankenhaus. 1980 fing man an, das Gebäude zu renovieren und Nebengebäude zu errichten. Die architektonische Identität wurde jedoch radikalverändert, als Ian Ritchie 1989 an der Fassade drei Glastürme errichtete. Der letzte Anbau von 2005 wurde vom französischen Architekt Jean Nouvel entworfen. Drei Gebäudeteile mit unterschiedlichem Raumprogramm - Bibliothek, Auditorium mit Restaurant, sowie der Ausstellungsbereich mit Verbindung zum Altbau - sind um einen Innenhof angeordnet. Das flügelartige Flachdach des Neubaus nimmt die Form des dreieckigen Grundstücks auf und verbindet die einzelnen Gebäudeteile. Durch Glasflächen im Dach fällt Licht in den Ausstellungsbereich, in die Bibliothek und in den Innenhof. Die mit spiegelnden Paneelen überdeckte Dachterrasse ist einer der interaktivsten Bereiche. Indem sich dort, im gespiegelten Blick auf die umliegenden Gebäude und Straßen Madrids, Himmel und Erde verbinden, wird der Besucher Teil eines eigenen Kunstwerks. Perforierte Stahlelemente vor den großen Glasfronten der Fassade dienen als Lichtfilter. In the Shadow of the „Reina Sofia“ by Jean Nouvel In the shadow, yes, for the existing museum must clearly dominate. It must impose its power simply and clearly. The great austere Reina Sofia, besieged by its glass elevators, is the place where our masterpieces of recent art are safeguarded. Our role is to pledge fealty, express respect and belonging. The museum is growing, annexing part of the neighborhood. Not taking over and traumatizing, but adapting and adorning, for the insertion of a contemporary building into an existing site is successful only if it enhances what surrounds it, and if it is itself enhanced by its surroundings. I propose a gentle, natural approach. The existing museum has taken under its wing an adjacent triangular lot with three or four existing buildings and a few trees. While these buildings are being replaced, their replacements nevertheless remain in approximately the same places; the relationship with the surroundings is not fundamentally changed, but simply improved to open a view of the museum‘s west facade. The front part of this facade will be surrounded by a steel and glass tower containing lighting instruments and projection screens. This little glass tower will complete the family of towers already surrounding the existing museum. The addition is literally an extension: the existing building‘s stone pedestal is extended into the new museum and becomes the floor of the temporary exhibition spaces, the library, the restaurants, and the offices. Two walls from the previous buildings have been symbolically preserved, not for their beauty, but to affirm the sense of mutation. Most of the trees are preserved. The three new buildings, each corresponding to a specific program, are arranged around a courtyard. The library is to the south; to the west is a wing of social functions - auditorium, protocol room, bar and restaurant -; to the north are temporary exhibit spaces; these are directly connected to the existing museum. Each building opens onto terraces, some public, others for employees. The library captures light and shade from overhead by means of suspended dome shaped skylights. Steel louvers perforated in calligraphic patterns protect the large panels of etched glass, a small refinement that creates an intimate light suitable for study. 50 Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung - Museo ABC de la Ilustración (Aranguren y Gallegos) - Casa de las Flores (Secundino Zuazo Ugalde) - Casa Huarte (Corrales y Molezún) - C.S.I.C_Zentrum für wissensch. Forschung (Miguel Fisac, u.a.) - Residencia de Estudiantes (Urdapilleta I Perez-Pita y Junquera) - Biblioteca Regional Joaquin Leguina (Mansilla + Tuñón) - Centro Cultural Volturno (Juan Ignacio Mera González) - Biblioteca Pública_Villanueva d.l.C. (Churtichaga + Quadra-Salcedo) - Wohnungsbau_36VPP - Ciudad Pegaso (Luis Martínez Santa-Maria) - Wohnungsbau_Mirador (MVRDV) - Madrid Rio_Revitalisierung Flussufer ( West 8 I Burgos & Garrido) - Flughafen Barajas_Terminal 4 (Richard Rogers Partnership) Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 51 MUSEO ABC DE LA ILUSTRACIÓN ARANGUREN Y GALLEGOS, MADRID 2009 Calle de Amaniel 29 28015 Madrid Bauzeit: 2009 13.00 14.00 Uhr 14.00 Uhr 15.45 Uhr Das Museum der Stiftung ABC in Madrid beherbergt eine einzigartige Sammlung von fast 200 000 Zeichnungen von rund 1 500 Künstlern. Die Bilder sind ein kulturhistorischer Schatz, denn sie erzählen spanische Kulturgeschichte von der Jahrhundertwende bis heute. 17.00 Uhr der spanischen Tageszeitung «Diario Seit 1891 wächst diese Sammlung ABC». 2010 hat der17.15 Bilderfundus Uhr ein neues Zuhause in einer ehemaligen Brauerei bekommen. Die spanischen Architekten Aranguren und Gallegos haben den Backsteinbau aus dem Jahr 1900 saniert, renoviert und um einen großen, unterirdischen Ausstellungsraum erweitert. Zentrum der neuen Anlage ist der neue Innenhof, eine Art öffentliches 18.15 Uhr Entrée, das von zwei Straßen her zugänglich ist. Visuelle, bereits von18.45 der Straße Uhrher sichtbare Attraktion ist der Boden, ein faszinierendes Feuerwerk der Geometrie. Er ist mit matt geschliffenen, dreieckigen Aluminiumplatten belegt, die ein spannungsvolles Muster bilden. Einige der spitzwinkligen Dreiecke sind aus mattem Glas. Sie deuten auf die neue, darunterliegende Nutzung hin und las19.00 Uhr Haupt-Ausstellungsraum fallen. sen Tageslicht in den unterirdischen Der elegante Boden findet seine 20.00 Uhr Fortsetzung in der neuen Hoffassade, die den ehemaligen Industriebau verkleidet. Sie ist mit denselben Aluminiumplatten verkleidet; in den verglasten “Löchern“ der Wand befinden sich Fenster zu20.30 den dahinterliegenden Büro- und VeranstaltungsUhr räumen. Fassade und Boden spannen einen neuen attraktiven Raum auf, der von der Wiederholung der horizontalen Elemente in der Vertikalen lebt. So ähnlich die beiden Flächen daherkommen, so unterschiedlich waren die Anforderungen an deren Konstruktion. Am Boden begeh- und befahrbar, an der Fassade vor allem Wetterschutz für das historische Gebäude. Quelle: www.sika.com Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 52 CASA DE LAS FLORES SECUNDINO ZUAZO UGALDE (1887-1971) 1932 Calle de Rodríguez San Pedro 72 28015 Madrid Quelle: Exkursionsführer TU München - Lehrstuhl Cotelo Der einheitliche Wohnblock, der einen gesamten Straßenzug umfasst, wurde 1981 zum Nationaldenkmal erklärt. Er ist eines der wichtigsten Meilensteine in der Architekturlandschaft Madrids. Zuazo übte mit dem Bau zwar Kritik an der damals üblichen Blockbauweise, ohne jedoch mit allen traditionellen Werten zu brechen. Das Ergebnis ist stark von der holländischen Schule und den Wiener Höfen inspiriert. Durch neue und geschickte Anordnung entstand ein offenes, gut belichtetes und belüftetes Gebäude: Zwei parallel verlaufende, doppelte Blockzeilen umfassen U-förmig einen großen Hofgarten. Gleichzeitig liegen zwischen den in Nord-Süd-Richtung orientierten Doppel-Riegeln weitere Innenhöfe, die zu beiden Seiten offen gelassen sind. Die mit Ziegelfassaden und regelmäßigen Fensteröffnungen versehenen Gebäude haben zur Straßenseite hin sechs, zum Innenhof hin acht Geschosse, und beherbergen insgesamt 288 Wohnungen. Die Treppenhäuser erschließen vier Wohnungen pro Geschoss. Zuazo versucht mit dem Bauwerk eine Brücke zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert zu schlagen. Die Stadt als historisches Gefüge steht im Zentrum seines Schaffens, wobei er die Straße als einen erweiterten Wohnraum auffasst. Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 53 CASA HUARTE JOSÉ ANTONIO CORRALES (1921-2010) Y RAMÓN VÁZQUEZ MOLEZÚN (1922-1993) 1965 - 1967 Calle Turégano 17 28035 Madrid Quelle: Exkursionsführer TU München - Lehrstuhl Cotelo, Exkursionsführer HS Coburg - LS Hebensperger-Hüther Das Haus hat eine kompakte und geschlossene Bauweise und es ist von einer großen Mauer umgeben, welche die Privatsphäre der Nutzer schützt. Die Wohnung ist von 3 Terrassen umgeben, wobei jede eine andere Nutzung hat. Im Osten liegt der Eingang, die andere Terrasse hat einen integrierten Pool, der vor den Kinderzimmern angeordnet ist. Die dritte Terrasse ist über das elterliche Schlafzimmer zu erreichen. Corrales und Molezún versuchten 4 Grundideen zu kombinieren: Komfort, Isolierung, Funktionalität und Privatsphäre. Das Haus stellt einen Wendepunkt im Schaffen des Architektenduos dar, bei dem sie sich endgültig dem Organischen Bauen zuwenden. Einziger traditioneller Aspekt sind die Patios, denn Formensprache, Räume und Gestaltung des Wohnhauses suchen eine moderne Alternative, deren entfernte Vorbilder Wright und Aalto sind. Die Typologie ist eine Interpretation spanischer, ländlicher Architektur. Gelungene Gestaltungselemente sind die weit auskragenden Dächer und die Keramiken an den Außenwänden. Um sich gegen den Lärm der angrenzenden Straßen abzuschirmen, ist der Bau auf sich zentriert. Das Gelände ist eine begrünte Landschaft, deren Formen modelliert werden. Nach außen präsentiert sich das Haus Huarte mit Mauern und Sockeln aus Backstein, mit Pflanzen, die punktuell dem Hof und der Einfahrt weichen. Ein Raumkontinuum im Inneren nimmt wechselnde Nutzungsformen auf. Zwei Körper definieren drei aufeinanderfolgende Höfe, denen das Wohngebäude in einer Revision der traditionellen Patiohäuser einen maximalen Umfang einräumt. Die abstrakten Backsteinwände und die malvenfarbenen Dachziegel prägen die Erscheinung. Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 54 C.S.I.C. Zentrum für wissensch. Forschung MIGUEL FISAC (1913-2006), MADRID UND DIVERSE ARCHITEKTEN 1913-1965 Calle Serrano 117 28006 Madrid Quelle: Exkursionsführer TU München, Lehrstuhl Cotelo Instituto de Óptica Iglesia del Espíritu Santo 1+2 RESIDENCIA DE ESTUDIANTES - 1911 Flórez Urdapiletta 3 FUNDACION ROCKEFELLER - 1932 Sánchez Arcas y Lacasa 4+5 PABELLÓN DE BACHILLER ATO Y PRIMARIA - 1933 Arniches y Domínguez 6+7 IGLESIA Y CLAUSTRO DEL ESPÍRITU SANTO - 1942 Miguel Fisac 8 PABELLÓN CENTR AL DEL CONSEJO - 1942 Miguel Fisac 9 TORRE - 1950 Miguel Fisac 10 INSTITUTO DE EDAFOLOGÍA - 1965 Miguel Fisac 11 ARCHIVO HISTÓRICO NACIONAL - 1944 Martínez Chumillas 12 INSTITUTO DE ÓPTICA - 1948 Miguel Fisac 13 POLIDEPORTIVO MAGARIÑOS - 1957 de Castro y Iñiguez C.S.I.C. - Consejo Superior de Investigaciones Científicas Das Ensemble des Zentrums für wissenschaftliche Forschung auf der „Colina de los Chopos“ - dem Pappelhügel - bietet ein architektonisches Zeugnis, das bis auf 1913 zurückgeht. Den ältesten Teil stellen die Bauten von Antonio Flórez Urdapilleta dar. Die Förderung von staatlichen Schul- und Verwaltungsbauten war für die Zweite Republik und das Franco-Regime von vorrangiger Bedeutung. 1942, kurz nach seinem Abschluss, wurde Miguel Fisac beauftragt, den gesamten noch freien südlichen Bereich des Areals zu gestalten. Er baute die Iglesia del Espíritu Santo - die auf den Überresten des zerstörten Unterrichts- und Bibliotheksgebäudes von C. Arniches und M. Domínguez entstand - den Rat für wissenschaftliche Forschung, das Instituto de Edafología und das Instituto de Óptica. Der gesamte Komplex wurde als eine einheitliche Komposition entworfen. Die zentrale Mittelachse wird durch die beiden Gebäude, die am Ausgangspunkt und am Ende stehen, betont - das Instituto de Edafología, das auch den Eingang des Zentrums an der Calle de Serrano bildet und das Hauptgebäude. Sie geben dem Ort seine Struktur und Organisation - hier macht Fisac noch Konzessionen an die klassische Ordnung. Bei den übrigen Gebäuden herrscht eine schnörkellose Gestaltungssprache vor, mit schlichten Baukörpern, die zwar durchaus noch einer gewissen Monumentalität nachhängen, aber bereits die Abneigung des Architekten gegen klassizistische Gestaltungsformen erahnen lassen. Besonders deutlich zeigt sich das im Entwurf für das Optische Institut. 2 4 1 8 3 9 11 12 10 7 6 5 13 Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 55 RESIDENCIA DE ESTUDIANTES Titel Wohnheim: ANTONIO FLÓREZ ARCHITEKT URDAPILLETA (19xx-20xx), / 1913-1915 ORT Sanierung: PEREZ-PITA Y JUNQUERA / 1993-2001 BAUZEIT Calle del Pinar Strasse 21 28006 PLZ Madrid Madrid Quelle: www. residencia.csic.es Quelle: The Residencia de Estudiantes was founded in Madrid in 1910 by the Ministry of Public Education. It became the first cultural center of Spain and until 1936 the Residencia remained a vibrant, fruitful hub for scientific and artistic work and exchange in Europe. The mission was to complement university education by fostering an exciting intellectual and living environment for its students. It strongly encouraged the constant dialogue between Science and the Arts, welcome the avantgarde ideas from abroad, and became the focal point for spreading modernity in Spain. Some of its residents were among the leading figures of Spanish culture in the twentieth century, such as the poet Federico García Lorca, the painter Salvador Dalí, the film maker Luis Buñuel, and the Nobel Prize winner, scientist Severo Ochoa. Many prominent figures came for discussions and dissemination of intellectual ideas, people such as Albert Einstein, Marie Curie, Igor Stravinsky, Walter Gropius, Henri Bergson and Le Corbusier. Architect Antonio FIórez Urdapilleta (1877-1941) began the construction of the Residencia in 1913. His project embodied ideas advocated by the Institución Libre de Enseñanza, with the Mudéjar style and functionality as guiding principles. In March 2001 the Residencia completed the architectural remodeling of its facilities, the Central and Twin pavilions, the furnishing and decor of all the buildings, and the landscaping of the Hills of the Poplars gardens (Perez Pita and Junquera). Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 56 BIBLIOTECA REGIONAL Joaquín Leguina MANSILLA+TUÑÓN, MADRID 1998-2002 Calle de Ramirez de Prado 3 28045 Madrid Quelle: www.librarybuildings.info, Exkursionsführer HS Coburg - LS Hebensperger-Hüther Das ursprüngliche Gebäude für die Aguila Brauerei wurde 1914 von Eugenio Jiménez Corera im Neomudéjar-Stil erbaut und später von Luis Sainz de los Terreros erweitert. Es stellt beispielhaft die IndustrieArchitektur des Jugendstils dar, die sich in den historischen Elementen des roten Backsteins als auch in erhaltenen, handgefertigen Fliesen äußert. Ab 1994 wurden Pläne entwickelt, in der ehemaligen Brauerei eine neue regionale Bibliothek und Archivräume für die Stadt Madrid unterzubringen. Dies wurde vom Architektenteam Mansilla+Tuñón durch Umbauten und Erweiterungen bis 2002 verwirklicht. Auf dem bis dahin der Öffentlichkeit noch vollkommen unbekannten Gelände entstand ein Zentrum für die Erhaltung, Aufbewahrung und Verbreitung des dokumentarischen Erbes der Region, letztlich darauf ausgelegt, die Transparenz der administrativen Prozesse und die Rechte der Bürger sicherzustellen. Das Landesarchiv ist in 30.000 m² untergebracht, die Landesbibliothek umfasst die restlichen 10.000 m². Seit dem Beginn des Projektes waren die mächtigen Freiflächen der Brauerei die treibende Kraft für die Anordnung der verschiedenen Aktivitäten. Dies wurde durch den Bau von Hohlräumen, Schnittstellen und Erweiterungen von Flächen durchgeführt. Der Raum zwischen den Gebäuden wurde damit zum bestimmenden Element und veränderte den linearen Charakter der Gesamtanlage. Es entstand eine gute Kombination zwischen Erhalt der historischen Gebäude und Unterbringung aller notwendigen Einrichtungen, um eine funktionale und moderne Bibliothek zu erhalten. Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 57 CENTRO CULTURAL VOLTURNO JUAN IGNACIO MERA GONZÁLEZ (ESTUDIO DE ARQUITECTURA MH), 2008 Calle Volturno 4 28223 Madrid Quelle: conarquitectura.com Das Centro Cultural Volturno befindet sich in Somosaguas westlich von Madrid. Früher gab es hier Räume für Gymnastik und Tanz. Das neue Kulturzentrum besteht aus einer dorfartigen Anlage mit verschiedenen Gebäuden, die eine Bibliothek (1), Hörsäle (2, 4), ein Auditorium (3), ein Zentrum für ältere Menschen (5) und ein Bürgerbüro (6) beinhalten. Den Bestand an alten Steineichen galt es zu erhalten. Es gibt einen neuen Zugang über den Hof beim Auditorium. Über die serpentinenartig geschwungenen Wege sind die einzelnen Gebäude miteinander verbunden. Der Weg endet an einem Platz, der zur Kinderbibliothek führt. Alle Gebäude sind von niedriger Vegetation und Steineichen umgeben. Die Fassaden bestehen aus vorgehängtem Sichtmauerwerk, über die sich, entsprechend der Nutzung, verschieden große Öffnungen verteilen. Diese blechumrandeten Fensteröffnungen sind das hervorstechende Merkmal der Fassaden und orientieren sich alle zum rundum gelegenen Garten. Die gesamte Anlage wird von einem Stahlzaun eingefasst, der aus verschränkten Bewehrungsstäben besteht. Die bestehenden Baumgruppen aus Steineichen wurden teilweise in Höfe integriert. Der Pavillon mit den Ateliers (2) setzt sich aus verschiedenen Hörsälen zusammen, die ebenfalls um einen der Gartenhöfe herum gruppiert sind. Alle Räume sind miteinander über einen großen Gang entlang des Innenhofs verbunden. Die Bibliothek, in deren Keller sich das Archiv befindet, ist durch ihre Höhe der Kontrapunkt. Im Rest des Gebäudes befindet sich die Kinderbibliothek, das Zeitungsarchiv und ein Lese- und Computersaal. 2 Pavillon mit den Hörsälen: Grundriss (oben) und Blick mit Bibliothek im Hintergrund (unten) Ergänzende ErgänzendeProjekte Projekte- ohne - ohne Besichtigung Besichtigung 58 Titel BIBLIOTECA PÚBLICA ARCHITEKT (19xx-20xx), Villanueva deORTla Cañada BAUZEIT CHURTICHAGA + QUADRA-SALCEDO, MADRID Strasse 2002 PLZ Madrid Avenida de Gaudi 27 Quelle:Villanueva de la Cañada 28691 Quelle: detail 03_2005 12 9 10 11 8 1 b 3 2 4 8 6 5 1Kinderbibliothek 2Windfang 3Bibliothekar 4Foyer 5Zeitschriften 6Leihtheke b 7 9 7Jugendbibliothek 8Vortragsraum 9Lesesaal 10 audiovis. Medien 11Internetplätze 12Studierplätze Eine der Aufgaben der neuen Bibliothek ist es, das Angebot des vor einigen Jahren von Juan Navarro Baldeweg errichteten Kulturzentrums in Villanueva de la Cañada zu ergänzen. Daher bietet sie neben Internetarbeitsplätzen, Lesebereichen und ruhigen Studierzonen auch eine jeweils separate Kinder- und Jugendbibliothek. Die Kinderbibliothek ist in einem eigenen Bau in der Form eines Sterns untergebracht, an den ein ummauerter Garten anschließt. Ein niedriger Windfang verbindet sie mit dem Hauptgebäude. Dort wickelt sich das Programm entlang eines spiralförmig aufsteigenden Rampensystems ab. Es umschreibt einen rechtwinkligen Luftraum, der eine problemlose Orientierung im Gebäude ermöglicht. Die Rampen nehmen die Freihandzonen mit den Bücherregalen auf, die Lese- und Arbeitsbereiche sind hinter den Regalen angeordnet. Der Weg durch die Bibliothek von unten - Kinderbibliothek -, weiter hinauf - Jugendbibliothek -, bis ganz nach oben Studier- und Computerarbeitsplätze - wird als Lebens- und Lehrpfad im übertragenen Sinne verstanden. Die Architektursprache ist zurückhaltend, die Materialien auf natürliche Baustoffe beschränkt. Eine armierte Ziegelkonstruktion beherrscht den Raum. Die Lichtführung hat in den verschiedenen Bereichen einen jeweils unterschiedlichen Charakter: Zwei gegenläufig gekippte Ziegelscheiben lassen das Licht an den Schnittstellen seitlich in den Freihandbereich dringen, während die Computerarbeitsplätze ihr Licht direkt von oben erhalten. Die separaten Lesenischen sind konventionell über Fenster belichtet. Konstruktiv verhalten sich die armierten Scheiben wie Stahlbeton, sind aber dank ihres wesentlich geringeren Gewichtes leichter einsetzbar. Um den ebenfalls aus Ziegeln gemauerten Wänden eine ruhige Oberfläche zu verleihen, ist das Material dort bereichsweise weiß gekalkt. Die Architekten sehen ihre Arbeit als Hommage an den uruguayanischen Ingenieur Eladio Dieste, der Ziegelkonstruktionen in beeindruckenden Formenreichtum umsetzte. bb Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 60 WOHNUNGSBAU 36 VPP LUIS MARTÍNEZ SANTA-MARIA _ 2001-2005 MIRADOR MVRDV _ 2001-2012 Quelle:www.conarquitectura.com www.mvrdv.nl rechts: Das Wohnungsbauprojekt ‚36VPP‘ von Luis Martínez Santa-Maria aus Madrid befindet sich in der Nähe des Flughafens Barajas im Stadtteil Ciudad Pegaso und wurde 2001-2005 erbaut. Es handelt sich um 36 Wohneinheiten. Der Block setzt sich mit seinem hermetischen Äußeren bewusst von der Umgebung ab. Für die Konstruktion wurde beinahe nur Ziegelstein verwendet. Die Ziegel wurden mit der Rückseite nach vorne vermauert, wodurch eine größere Lebendigkeit erzeugt wurde. Aus durchbrochenem Mauerwerk wurden auch die Sichtschutzmauern vor den einzelnen Wohnungseingängen errichtet. links: Mirador, MVRDV, 2001-2012, Sanchinarro, Madrid, is a collection of mini neighbourhoods stacked vertically around a semi-public sky-plaza. The building acts as a counterpoint against the massive uniformity of the surrounding housing blocks. It frames the distant landscape of the Guadarrama Mountains through a large ‘look out’ located 40 meters above the ground. This also provides outdoor space and community garden for the residents of the building, monumentalising public life and space. Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 61 MADRID RIO WEST8, ROTTERDAM BURGOS & GARRIDO Arquitectos, MADRID 2005-2011 Madrid Quelle: bauwelt 36_11, Baumeister 7_2011, www.west8.nl Revitalisierung des Flussufers des Manzanares In einer gewaltigen finanziellen Anstrengung hat Madrid einen Teil der Ringautobahn M30 überdacht und den parallel dazu verlaufenden Fluss Manzanares freigelegt. Das Planerteam Burgos & Garrido, MRIO und WEST 8 hat auf dem Deckel und entlang der Ränder einen Park konzipiert, der im Sommer 2011 eröffnet wurde. Der Río-Park in Madrid ist als eine fast sieben Kilometer lange Folge von Parkanlagen konzipiert, unter der sich ein ehrgeiziges Tiefbauprojekt verbirgt: der südwestliche Abschnitt der Madrider Ringstraße M30. Während jeden Tag Tausende von Fahrzeugen die Tunnelstrasse befahren, ist oben, an beiden Ufern des Manzanares, ein neuer öffentlicher Raum entstanden. Dieser Raum nimmt Kontakt zu den beiden Fassaden der Stadt auf, die sich entlang der tiefen Wunde, die der Bau der Autobahn in den 1970er Jahren geschlagen hatte, unterschiedlich entwickelt haben. Die Fahrbahnen nahmen beide Ufer des Flusses ein, das Flussbett war isoliert, unzugänglich und unsichtbar. Ziel des Projekts war es, einen Freizeit- und Erholungskorridor zu schaffen, der Madrid mit seiner Umgebung verbindet: mit der Casa de Campo und dem Monte del Pardo im Norden, mit den fruchtbaren Ebenen im Süden oder auch mit dem von Ricardo Bofill gestalteten Parque Lineal del Manzanares. Darüber hinaus wird der Bezug zwischen Stadt und Fluss wiederhergestellt, der, wenn auch nicht sehr breit, für die Geschichte Madrids bedeutsam und eines der Symbole der spanischen Hauptstadt ist. Als Hauptelement zieht sich der sogenannte Salón de Pinos (Pinienraum) über die gesamte Länge des Parks. Mit seinen Tausenden von Bäumen kann er als eine kontrollierte Ausweitung der Pinienwälder verstanden werden, die die Berge nördlich von Madrid überziehen. Das zum Stadtrand gerichtete Ufer wird von einer Reihe benachteiligter Stadtviertel gesäumt. Hier verlief die Autobahn nur ein paar Meter vor der Haustür, ohne dass den Bewohnern auch nur ansatzweise Abhilfe in Form von Lärmschutzwänden geboten wurde. Jahrzehntelang waren sie Lärm und Verschmutzung ausgeliefert, sobald sie die Fenster öffneten. Dieser unterprivilegierte Rand wurde auch als „extra-río“ (jenseits des Flusses) bezeichnet. Inzwischen finden diese dicht an dicht verlaufenden Fassaden der Sozialwohnbauten ein völlig neues Ambiente vor der Haustür. Ergänzende Projekte - ohne Besichtigung 62 FLUGHAFEN BARAJAS RICHARD ROGERS PARTNERSHIP, LONDON ESTUDIO LAMELA, MADRID 1997 - 2005 Terminal 4 Barajas - Madrid Quelle: detail 12_2005 Das aus einem Wettbewerb hervorgegangene Projekt beinhaltet neben Terminal- und Satellitengebäude auch die zugehörigen Parkhäuser, ein automatisches Gepäckabfertigungssystem, automatische Personenbeförderung zwischen Hauptterminal und Satellitengebäude sowie Eisenbahn- und U-Bahn-Stationen. Die gewaltige Größe der Anlage führte zu der Entscheidung, für die Hauptgebäude eine beliebig erweiterbare, repetitive Struktur aus großmaßstäblichen Modulen auf einem Konstruktionsraster von 18 x 9 Metern zu wählen. Die linear gerichtete Anlage mit ihrer klaren Raumfolge wird geprägt von Reihen schmaler, wellenförmiger Dachelemente, die von zentralen Stützenbäumen getragen werden und Hauptterminal und Satellitengebäude überdecken. In regelmäßigem Rhythmus sorgen große Oberlichtöffnungen im Dach für tageslichtdurchflutete Abflugbereiche im Obergeschoss. Lichtgräben teilen die Geschossdecken in parallele Streifen und grenzen so die Bereiche Ankunft, Check-in, Pass- und Sicherheitskontrolle sowie Boarding gegeneinander ab. So wird die Orientierung im Gebäude erleichtert und auch die unteren Ebenen werden mit Tageslicht versorgt. Zudem gliedern die mit Brücken überspannten, gebäudehohen Lichtgräben den Gesamtraum auf spektakuläre Weise. Das Dach als bestimmendes Element der nordsüdorientierten Gebäude beschattet die verglasten Fassaden mit weiten Überständen. Die Unterseite des Daches ist mit Bambusleisten verkleidet, wodurch eine nahtlose, weiche Oberfläche entsteht, deren Rhythmus die Passagierbereiche im Inneren bestimmt. Die einfache Materialpalette und eine nachvollziehbare Detaillierung verstärken den direkten Charakter der Architektur. 63 TEILNEHMER Teilnehmer/-innen Professoren-Exkursion Madrid 26.09. bis 29.09.2013 Nr. TitelVornameNameFB HS/TU 01 Prof. Dipl.-Ing. Dietmar Brilmayer A TH Mittelhessen 02 Prof. Dipl.-Ing. Susanne Dürr A HS Karlsruhe 03 Prof. Dr. Dr.-Ing. Klaus Uwe Fehlauer BI HS Wismar 04 Prof. Dipl.-Ing. HeinzFischerA HS München 05 Prof. Dipl.-Ing. Gerd Gassmann A HfT Stuttgart 06 Prof. Dipl.-Ing. Myriam Gautschi A HTWG Konstanz 07 Prof. Dipl.-Ing. HeribertGiesA FH Frankfurt 08 Prof. Dipl.-Ing. LydiaHaackA HTWG Konstanz 09 Prof. Dipl.-Ing. JürgenHauckA TH Mittelhessen 10 Prof. Dr.-Ing. Markus Held BI Berg. Universität Wuppertal 11 Prof. Dipl.-Ing. Nikolaus Kränzle A FH Frankfurt 12 Prof. Dr. rer. nat.Wolfgang Krcmar Wt Techn. HS Nürnberg 13 Prof. Dr.-Ing. Roland Krippner A Techn. HS Nürnberg 14 Prof. Dipl.-Ing. Matthias Leonhardt A FH Frankfurt 15 Prof. Dipl.-Ing. Armin Löhr BI FH Würzburg / Schweinfurt 16 Prof. Dr.-Ing. Gabriele Masuch A HAWK Hildesheim 17 Prof. Dr.-Ing. Friedo Mosler BI Techn. HS Nürnberg 18 Prof. Dipl.-Ing. Nikolaus Neuleitner BI HS Regensburg 19 Prof. Dipl.-Ing. Christine Remensperger A FH Dortmund 20 Prof. Dr.-Ing. Hans-Joachim Schaub BI HS Biberach 21 Prof. Dipl.-Ing. Leonhard Schenk A HTWG Konstanz 22 Prof. Dipl.-Ing. Kuno M. Schneider A FH Frankfurt 23 Prof. Dr.-Ing. Martina Schnellenbach-Held BI Uni Duisburg-Essen 24 Prof. Dr.-Ing. Matthias Sieveke A HS Trier 25 Prof. Dipl.-Ing. Oskar Spital-Frenking A HS Trier 26 Prof. Dipl.-Ing. Michael Stößlein A Techn. HS Nürnberg 27 Prof. Dr.-Ing. SylviaStürmerBI HTWG Konstanz 28 Prof. Dipl.-Ing. RichardWeißBI HS München 29 Dipl.-Ing. Arch. Waltraud Vogler A Ziegel Zentrum Süd 30 Dipl.-Ing.MichaelPröllBI Ziegel Zentrum Süd 31 Dipl.-Ing. Arch. Regina Baierl A Ziegel Zentrum Süd 32 Dipl.-Ing. Arch. Michaela Metz A Ziegel Zentrum Süd 64 IMPRESSUM Herausgeber © Ziegel Zentrum Süd e.V. Konzeption, Layout, Recherche und Exkursionsvorbereitung Dipl.-Ing. Architektin Waltraud Vogler Dipl.-Ing. Regina Baierl, Architektin Dipl.-Ing. Michaela Metz, Architektin Margret Kaiser Dipl.-Ing. Fachr. Arch. Anita Benja Beratung + Führung vor Ort Dipl.-Ing. Rocío E. Díaz Cardós, Madrid Druck G. Peschke Druckerei GmbH, München FB Architektur Waltraud Vogler, Dipl.-Ing. Architektin, Geschäftsführerin Dipl.-Ing. Regina Baierl, Architektin Dipl.-Ing. Michaela Metz, Architektin Michael Pröll, Diplom-Ingenieur Margret Kaiser FB Bauingenieurwesen Sekretariat Ziegel Zentrum Süd e. V. Beethovenstr. 8 80336 München Fon 089 - 74 66 16 - 11 Fax 089 - 74 66 16 - 60 [email protected] www.ziegel.com Das Ziegel Zentrum Süd hat die Aufgabe, Lehrende und Studierende der Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen in ihrer Arbeit an den Hochschulen in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland zu unterstützen. Veranstaltungen werden vom Ziegel Zentrum Süd organisiert, weitestgehend finanziert und vor Ort betreut und begleitet. Die Professoren-Exkursion des Ziegel Zentrum Süd ist einzigartig in der Hochschullandschaft in Deutschland. Wir danken unseren Mitgliedsunternehmen, die der Vision bundesweiter Hochschularbeit durch die Einbeziehung aller norddeutschen Bundesländer Gestalt gegeben haben. Wir bedanken uns herzlich bei allen Personen, die zur Recherche und Vorbereitung der Exkursion beigetragen haben. Besonderer Dank gilt Prof. Victor López Cotelo, Technische Universität München, und Prof. Hans-Peter Hebensperger-Hüther, Hochschule Coburg, für die Unterstützung durch aktuelle Studenten-Exkursionsbroschüren und Erläuterungen zu ihren selbst durchgeführten Madridreisen. www.ziegel.com