Komplexe Zahlen Christoph Laabs, [email protected] Einführung Grundlage für die Einführung der komplexen Zahlen ist die Erweiterung des Zahlenraums der reellen Zahlen. Eine komplexe Zahl z wird durch ein Zahlenpaar (x, y) beschrieben. Dieses Skript soll die Grundrechenarten der Zahlenpaararithmetik zusammen mit den Eigenschaften komplexer Zahlen verständlicher machen. Charakteristika und Grundoperationen Imaginäre Einheit Die imaginäre Einheit ist i ist ein mathematisches Symbol. Es wird eine eingebildete (→ imaginäre) Zahl verwendet, deren Quadrat gleich −1 ist. Durch diese imaginäre Einheit wird der Zahlenbegriff verallgemeinert. Bei der Anwendung verwendet man statt i die Bezeichnung j, um eine Verwechslung mit dem Momentanwert der Stromstärke zu vermeiden. i2 = −1 Komplexe Zahlen Eine komplexe Zahl in ihrer algebraischen Darstellung lautet z := x + iy. Dabei durchlaufen x und y alle möglichen reellen Werte und erzeugen alle möglichen komplexen Zahlen z. Dabei ist x der Realteil, y der Imaginärteil der komplexen Zahl. z := x + iy Re(z) = x Im(z) = y Für komplexe Zahlen ergeben sich drei gebräuchliche Darstellungsformen. 1 Algebraische Darstellung Eine komplexe Zahl in algebraischer Darstellung setzt sich aus Real- und Imaginärteil zusammen. z = x + iy = Re(z) + iIm(z) Operation Formel Addition z1 + z2 = (x1 + iy1 ) + (x2 + iy2 ) = (x1 + x2 ) + i(y1 + y2 ) Subtraktion analog zur Addition! Multiplikation z1 z2 = (x1 + iy1 )(x2 + iy2 ) = x1 x2 − y1 y2 + i(x1 y2 + y1 x2 ) x1 + iy1 x1 x2 + y1 y2 x2 y1 − x1 y2 z1 /z2 = = +i 2 2 x2 + iy2 x2 + y2 x22 + y22 Division Konjugation c Christoph Laabs 2016 z = x + iy = x − iy 1 2 Trigonometrische Darstellung Eine komplexe Zahl in trigonometrischer Darstellung setzt sich aus Betrag und Argument zusammen. z = r(cos(ϕ) + i sin(ϕ)) = r cos(ϕ) + i sin(ϕ) = Re(z) + iIm(z) Die trigonometrische und die algebraische Form sind sehr eng miteinander verwandt. So kann eine Umrechnung über den folgenden Weg erfolgen: Re(z) = x = r cos(ϕ) Im(z) = y = r sin(ϕ) z = x + iy = p x2 + y 2 cos(ϕ) + i sin(ϕ) Das Argument der komplexen Zahl berechnet sich folgendermaßen: Im(z) y = arctan ϕ = arg(z) = arctan x Re(z) Das Argument einer komplexen Zahl ist der Rückgabewert eines Arkustangens. Diese Werte liegen zwischen −π und π. Um das Argument auf einen Bereich von 0 bis 2π zu bringen, wird in Abhängigkeit von den Vorzeichen von Real- und Imaginärteil der Winkel normiert. x>0 y>0 arctan xy y arctan x + 2π x > 0 x < 0 π x=0 y>0 arg(z) = ϕ = 2 π 3π − 2 = 2 x=0 y<0 y x<0 y≥0 arctan x + π arctan y − π x<0 y<0 x Der Betrag einer komplexen Zahl ist die Länge des Vektors, der vom Ursprung zu diesem Punkt gezogen werden kann. somit gilt q p 2 2 |z| = r = x + y = Re2 (z) + Im2 (z) Operation Formel Addition Algebraische Darstellung Subtraktion analog zur Addition! z1 z2 = r1 r2 cos(ϕ1 + ϕ2 ) + i sin(ϕ1 + ϕ2 ) z1 /z2 = r1 /r2 cos(ϕ1 − ϕ2 ) + i sin(ϕ1 − ϕ2 ) Multiplikation Division Konjugation z = x + iy = x − iy = r(cos(ϕ) − i sin(ϕ)) 3 Polare Darstellung Grundlage für diese Umrechnung ist die eiϕ = cos(ϕ) + i sin(ϕ) Eulersche Identität Dies lässt die folgende Darstellung zu: z = reiϕ c Christoph Laabs 2016 2 Der Übergang zu trigonometrischer und algebraischer Form geschieht über die folgende Rechnung: Re(z) = x = r cos(ϕ) Im(z) = y = r sin(ϕ) z = x + iy = p p x2 + y 2 cos(ϕ) + i sin(ϕ) = x2 + y 2 eiϕ Operation Formel Addition Algebraische Darstellung Subtraktion analog zur Addition! Multiplikation z1 z2 = r1 r2 ei[ϕ1 +ϕ2 ] r1 z1 /z2 = ei[ϕ1 −ϕ2 ] r2 iϕ z = e = re−iϕ Division Konjugation Komplexe Wurzeln Für die Berechnung komplexer Wurzeln bietet sich die Formel von Moivre an. √ n √ n z= √ n reiϕ = rei ϕ+2kπ n k = 0, 1, . . . , n − 1 Fundamentalsatz der Algebra Jede Gleichung vom Grad n besitzt genau n Lösungen, wenn die Koeffizienten reelle oder komplexe Zahlen sind. Die komplexen Zahlen sind algebraisch abgeschlossen. Einheitskreis y (0, 1) − − √ 3 1 2 , 2 − 12 , √ 3 2 √ 2 2 2 , 2 √ √ 3 1 2, 2 π 2 π 3 2π 3 3π 4 120 ◦ 90◦ 60 √ 3 1 2 , 2 ◦ 30◦ 180◦ 210◦ − √ 3 1 2 , −2 − 2π x 330◦ 11π 6 240◦ 5π 4 √ 2 2 2 ,− 2 270 − 12 , − ◦ 4π 3 √ (1, 0) 360 0◦ ◦ 7π 6 π 6 150 π √ 2 2 2 , 2 π 4 ◦ 5π 6 (−1, 0) √ 300◦ √ 7π 4 3 1 2 , −2 5π 3 3π 2 √ 3 2 (0, −1) √ √ 1 3 2, − 2 √ 2 2 2 ,− 2 Weiterführende Literatur: Taschenbuch der Mathematik, Bronstein et. al. c Christoph Laabs 2016 3