Hinweis Bei dieser Datei handelt es sich um ein Protokoll, das einen Vortrag im Rahmen des Chemielehramtsstudiums an der Uni Marburg referiert. Zur besseren Durchsuchbarkeit wurde zudem eine Texterkennung durchgeführt und hinter das eingescannte Bild gelegt, so dass Copy & Paste möglich ist – aber Vorsicht, die Texterkennung wurde nicht korrigiert und ist gerade bei schlecht leserlichen Dateien mit Fehlern behaftet. Alle mehr als 700 Protokolle (Anfang 2007) können auf der Seite http://www.chids.de/veranstaltungen/uebungen_experimentalvortrag.html eingesehen und heruntergeladen werden. Zudem stehen auf der Seite www.chids.de weitere Versuche, Lernzirkel und Staatsexamensarbeiten bereit. Dr. Ph. Reiß, im Juli 2007 Protokoll zum Experimentalvortrag A Il- SS 1996 Barbara Scharf Chemie in der Schule: www.chids.de Gliederung des Vortrags: Aminosäuren - Peptide - Proteine 1. Aminosäuren - Struktur - Löslichkeit - Reaktionen - 2. Peptidbindung - Peptidsynthese- 3. Proteine - Struktur - Eigenschaften - Reaktionen Versuche: I . Löslichkeit von Tyrosin 2. Reaktion von Glycin mit Ninhydrin 3. Peptid- Sythese im Carbonat- Puffer a) Synthese eines Oligopeptids aus Methionin- Einheiten b) Biuret- Reaktion des Peptids c) Hydrolyse des Peptids und Nachweis der Produkte d) Chromatographie der Hydrolyseprodukte 4. Geschwindigkeit und Produkte der BOC- Abspaltung 5. Tyndall- Effekt einer Eiklarlösung 6. Xanthoprotein- Reaktion 7. PAULY'sche Probe 8. Ringprobe nach HOPKINS/ COLE o Chemie in der Schule: www.chids.de 1. Aminosäuren Eine biochemisch besonders wichtige Gruppe substituierter Carbonsäuren sind die Aminosäuren, die Bausteine der Eiweiße. Alle natürlich vorkommenden Aminosäuren enthalten in u- Ste1hmg eine NH2- Gruppe als zweite funktionelle Gruppe. Sie lassen sich durch folgende allgemeine Formel darstellen: 10 /Q-H H "C / " I IN-C-H H'" I R In den Aminosäuren finden intramolekulare Protonenübergänge statt: 10 /Q-H " / H C " I IN-C-H H'" RI - 10, -----. ./-~ /~e H "c I I H-N-C-H ~ I I H R Zwitterionform Im festen Zustand liegen alle Aminosäuren in der Zwitterionform vor. Deshalb haben sie alle relativ hohe Schmelztemperaturen (Salzähnlichkeit!). Der pHWert, bei dem die Aminosäuren in wässriger Lösung außschließlich in dieser Zwitterionform vorliegen, wird als isoelektrischer Punkt (IEP) bezeichnet. Aufgrund der hier aufgehobenen Hydrophilie der Amino- und Carboxylgruppe haben die Aminosäuren dort ein Löslichkeitsminimum. Einen wichtigen Beweis für das Vorliegen des Zwitterions im festen Zustand liefern RAMAN- und IR- spektroskopische Untersuchungen, aus denen das Fehlen der typischen NH r und COOH- Absorptionen hervorgeht. Es gibt zwanzig proteinogene Aminosäuren (Aminosäuren, aus denen die natürlichen Proteine aufgebaut sind) , die sich aufgrund ihrer Reste in fünf Gruppen einteilen lassen: 1 Chemie in der Schule: www.chids.de 1. Aminosäuren mit aliphatischem, ungeladenem Rest caae I H3N-C-H I H (f) Caa (f) e I H3N-C-H I CH3 Glycin (f) e caa e I H3N-C-H (f) I CH2 I CH H3C"'" 'CH3 H-t-C H3 I C H2 I C H3 Leuein Isoleuein I H3N-C-H I CH " ....CH3 H3C Alanin caa (f) I H3N-C-H caae Valin caa e I H (f) C/ H N/ ' CH 2, I 2 H2CCH2 Prolln 2. Aminosäuren mit polarem, ungeladenem Rest caae I H3N-C-H I C H2 I aH (f) Serin Caae I H3N-C-H I CH2 I CH2 I S I C H3 (f) Methionin caa e I H3N-C-H I H-c-aH I CH3 Caa e I H3N-C-H I CH2 I SH Threonin Cystein (f) (f) caa e I H3N-C-H I CH2 I H2N /C~ a Asparagin (f) caa e I H3N-C-H I CH2 I CH2 I C H2N/ ~a (f) Glutamin 2 Chemie in der Schule: www.chids.de 3. Aminosäuren mit aromatischem Rest OH Phenylalanin Tyrosin Tryptophan 4. Aminosäuren mit positiv geladenem Rest (basische Aminosäuren) coo? @ I H3N-C-H I C H2 I C-NH :eH 11 HC-N@ H Arginin Lysin Histidin 5. Aminosäuren mit negativ geladenem Rest (saure Aminosäuren) COOe I H3N-C-H I CH2 I CH2 I tt> COOe Aspartat Glutamat 3 Chemie in der Schule: www.chids.de Die isoelektrischen Punkte sowie die Löslichkeit der Aminosäuren in Wasser sind in der nachstehenden Tabelle aufgeführt: Aminosäure Glvcin Alanin Valin Leuein Isoleuein Prolin Serin Treonin Cystein Methionin IEP Löslichkeit in H 2 0 , [gJ/IOO ml (T= 25°C) 24,99 5,97 16,65 6,01 8,85 5,96 2,43 5,98 4,12 6,02 16,23 6,30 5,00 5,68 20,50 6,16 5,02 3,50 5,74 Löslichkeit in 820' [gJ/lOO ml (T= 25°C) 2,98 3,60 2,96 0,045 1,14 Aminosäure Asparagin Glutamin Phenylalanin Tyrosin Tryptophan Lysin Arginin Histidin Asparaginsäure Glutaminsäure 0,43 0,50 0,86 IEP 5,41 5,65 5,48 5,66 5,89 9,82 10,76 7,59 2,77 3,24 Tabelle 1 Alle Aminosäuren (außer Glycin mit einem Wasserstoffatom als Rest R) haben am u- Kohlenstoffatom ein chirales Zentrum und können sowohl in der D- als auch in der L- Konfiguration vorkommen und sind damit optisch aktiv (nachstehend dargestellt am Beispiel des Alanins) : ccce \ H-C-NH3 I Et> CH3 L- Alanin H D- Alanin H 4 Chemie in der Schule: www.chids.de Die in der Natur vorkommenden Aminosäuren liegen in der Regel in der L-Konfiguration vor. Wie man aus Tabelle 1 entnehmen kann, ist das Löslichkeitsverhalten der Aminosäuren in reinem Wasser sehr unterschiedlich. Während sich bei Raumtemperatur Glycin mit 24,99 g/ 100 ml H2 0 sehr gut in Wasser löst, so ist Tyrosin mit nur 0,045 g/ 100 ml H20 relativ schwerlöslich. Die Löslichkeit von Aminosäuren ist allerdings stark pH- abhängig. So löst sich die Aminosäure Tyrosin zwar sehr schlecht in reinem Wasser, ist aber in verdünnten Säuren und Laugen gut löslich. Versuch: Löslichkeit l'on Tyrosin 0,15 g Tyrosin werden in ca. 40 ml Wasser suspendiert. Unter Rühren wird Natronlauge (c(NaOH)= 1 mol/I) zugetropfl:. Nach Zugabe von ca. 2 ml Lauge hat sich die Aminosäure vollständig gelöst. Die Lösung wird mit einigen Tropfen Phenolphthalein versetzt und anschließend mit Salzsäure(c(HCI)= 1 mol/l) versetzt. Kurz nach Erreichen des Äquivalenzpunktes fällt die Aminosäure wieder aus. Wird Salzsäure im Überschuß zugegeben, so geht diese wieder in Lösung. Dieser Effekt beruht auf der Deprotonierung der NB}+- Gruppe, bzw. wird ab pH 9 auch die OH- Gruppe des Phenolrestes deprotoniert,- es ensteht ein Anion. Unter Säurezugabe findet wieder Protonierung statt, wobei die Aminosäure am IEP als Zwitterion ausfällt. Bei weiterer Säurezugabe findet die Protonierung der Carbonsäuregruppe statt, das entstehende Kation geht in Lösung. COOH t±l I H3N-C-H I Q OH COOH I H2N-C-H I - +OH-/-H20 +H+ COoe I H3N-C-H I (j) Q Q .. +OH-/-H20 OH OH +H+ COoe I H2N-C-H I COoe I H2N-C- H I Q Q - +OH-/-H20 +H+ OH IQl e 5 Chemie in der Schule: www.chids.de Ein Nachweis für Aminosäuren ist deren charakteristische Reaktion mit Ninhydrin. Versuch: Reaktion der Aminosäure Glvcin mit Ninhvdrin Eine Spatelspitze Glycin wird in Wasser gelöst und mit einer wässrigen Ninhydrin- Lösung versetzt. Beim Erhitzen färbt sich die Lösung blau- violett. Hierbei reagieren zwei Moleküle Ninhydrin mit einem Molekül Aminosäure unter Abspaltung von CO 2 und Aldehyd zu einem violetten Farbstoffinolekül. + C02 + Das vorstehender Reaktionsschema, das man in einer Vielzahl von Lehrbüchern findet, gibt allerdings keinen Aufschluß über den Reaktionsmechanismus. 6 Chemie in der Schule: www.chids.de Das oben formulierte Ninhydrinhydrat liegt in wässriger Lösung im Gleichgewicht mit freiem Ninhydrin vor: /0' /0' 11 O::C,~--H ~ I c'C'oJ 'I 11 I \0/ H O::C /0' 8 I , - /0' 11 - ~ ~ 'C/ ~ , C \O~H 11 \0/ I +. O::CI C 11 - H2C) -+H2C) - 'C=~ ~ H 11 \0/ Am positiv polarisierten Kohlenstoffstom der mittleren Ketogruppe erfolgt der Angriff der Aminosäure über das freie Elektronenpaar des Stickstoffs der Aminogruppe. Ein Angriff an den anderen bei den Ketogruppen des Ninhydrins erfolgt nicht, da diese durch den Elektronendruck des Aromaten nicht ausreichend positiv polarisiert sind. Es ergibt sich folgendes Reaktionsschema: 7 Chemie in der Schule: www.chids.de Reaktionsmechanismus der Ninhvdrinprobe 'Q' :~---[,\ - , , / ':' = N \ / M ~--..c C P / 1, ~1 cI' :·, . : H ~ )~ '~() i H .~ '---" ", ,,?.. = ( :', f{ l . CO; '~ """' ---" .' H I { .\ :d lrt\lnd....··rr. 31, . s ..:: tll lr· ~ a.~C .1 ., ~l\/ ,.;) i; /'J ~\../ 'l l ~ ~// " H ;: , R--C/ ~ , lj j H // ~" 'c- . ·. " ~... ~}=:~ (/ ii ' I! u ' \~ " ,'",,, ..\ 1... ~ , ,':-..~ /'-~ ' Em ol) -. ~ :" I 't j' , " .~ \.:, 'C- \ = C/ i .. 11-= ;~ c// i 10 ! '-~ · \. ~ iI C ~ , :1 C-_.,,/~ 'c '=' ~; - . . // ~~/ 'I , I,) , ,0 / "c'--''-.../ rv ,0,. (Dikctumnatuon r Farbst eif der ~ mh \in n p r or.: ) I hlauvioleuer KET = Keto-Enol- Taurorncn e GBS = Geschw mdigkcusbcsu nuncnder Schr itt Chemie in der Schule: www.chids.de 2. Peptide Durch Reaktion von Aminosäuren untereinander entstehen Peptide. Diese Reaktion kann man, zumindest formal, folgendermaßen formulieren: ------ H ,. . .0. . . . . R2 I ,,- I ~O/ H2N-C- C- N-C-C + H2Ü I I I 'OH R1 H H Die resultierende Bindung wird als Peptidbindung bezeichnet. Die vorstehend formulierte Reaktion läuft allerdings nicht spontan ab. Sie ist endergonisch und damit liegt das Gleichgewicht vollständig auf der Seite der Edukte. Die Verschiebung des Gleichgewichts auf die Seite der Produkte erreicht man, wenn man bei geeigneten Reaktionsbedingungen von den aktivierten Aminosäuren ausgeht. Die Aktivierung besteht in der Verknüpfung einer Abgangsgruppe mit dem Acylkohlenstoffatom der Carboxykomponente der Aminosäuren. In der Peptidsynthese finden u.a. folgende Derivate Verwendung: Acylchloride: /0 -C:.-', SOCI2 ~ OH /0 -C:.-', Acylazide: ~H.t/NaN02/H+ ~ OH /0 -C:.-' , CI /0 -C:.-', N3 /0 -C:.-', Aktive Ester: O-R Die Aminolyse der reaktiven Carboxylderivate verläuft dann gemäß dem folgenen Schema: + - ~ + HX 9 Chemie in der Schule: www.chids.de Im Versuch soll ein Peptid aus Methionin- Einheiten synthetisiert werden. Im synthetisierten Produkt wird anhand einer Farbreaktion die Peptidbindung nachgewiesen. Die Hydrolyse des Reaktionsproduktes liefert wieder die freien Aminosäuren, die chromatographisch untersucht werden. Versuch: Peptid- Synthese im Carbonatpuffer 1. Peptidsynthese 2 g Methionin- methylester- hydrochlorid und 2 g Glycin werden in 40 ml Carbonatpuffer (pH= 9,5) gelöst und 40 mg Papain (katalysierendes Enzym) zugegeben. Die Reaktion erfolgt in ca. 60 Minuten im Wasserbad (T= 40°C). Nach bereits 15 Minuten beginnt sich die zunächst klare Lösung zu trüben und ein weißer, gelatinöser Niederschlag fällt aus. Das Reaktionsprodukt wird abfiltriert und so lange mit Wasser gewaschen, bis das Filtrat keine positive Ninhydrin- Reaktion mehr zeigt (ca. 5x mit je 20 ml H20) . 2. Biuret- Reaktion des Peptids Mit einem Teil des in 1. erhaltenen Niederschlages wird die Biuret- Reaktion durchgefuhrt. Dazu löst man eine Spatelspitze des Peptids in ca. 3ml NaOH (c(NaOH)= 2 mol/I) und gibt einige Tropfen Kupfersulfat- Lösung (w(CuS04)= 0,1) hinzu. Die eventuell etwas trübe Lösung zeigt bald die blau- violette Färbung des Kupfer- Peptid- Komplexes. 3. Hydrolyse des Peptids Ein Teil des Reaktionsproduktes aus 1. wird mit 5 ml HClkonz unter Erwärmen ca. 5 Minuten hydrolysiert. Man filtriert vom ungelösten Niederschlag ab, neutraliert durch Zugabe von NaOH- Plätzchen und fuhrt die Ninhydrin- Probe durch . Die Lösung verfärbt sich bald violett , was auf Anwesenheit freier Aminosäuren schließen läßt. 4. Chromatographische Untersuchung der Hydrolyseprodukte Es werden 2 DC-Chromatogramme angefertigt. Dazu löst man je eine Spatel spitze der Aminosäuren Methionin- methylester- hydrochlorid, Glycin und D-/L-Methionin in Isopropanol (w=0,2) und stellt ferner eine Mischung der drei Aminosäure- Lösungen her. Die unter 3. gewonnen Hydrolyse- Produkte werden direkt aufgetragen (Darstellung der Chromatogramme s.u.). Als Fließmittel dient eine Mischung aus Isopropanol, Ameisensäure und Wasser im Verhältniss 40 : 2 : 10. Dauer: 60 - 70 min. 10 Chemie in der Schule: www.chids.de \ 'ersuchsführung : Peptid -Synthese im Carbonatpuffer : Carbonat - Puffer pH =9,5 L -M€t h i o ni n-m ethy : e ste~ I i i : ! Peptid - Synthese I I j i . G :YCIn D I I I . apam 8iuret - Reakt ion L . Niede rschlag Niederschlag abfiltrieren und waschen Niederschlag hydrolysieren Ninhydrin - Reaktio n Filtrat Filtrieren Chemie in der Schule: www.chids.de ;111 \ 'Iechanismus der papainkatalvsierten Peptidsynthese Tetraedische Zwischenform (2) syn thetisierte Peptidbindung (1) :s ! H G r>. I \ f \ i(3) (2)\ (4) , L" " ~ . . .. 1/1) -"c.-.1G t. \ Papain Aminosäureester (4) Aminokomponente Hi s A '> \ h N1 HN -:.r NH2 ! HCR I X /C~ ~O i Chemie in der Schule: www.chids.de Thioester (3) · . , . . , - ': .. .... ;~ ~. ": ~~ .,. ' .. . ~ '-. '... .'""f\-'';;;' , ~:.~'" .-:..:.:.... ' .. .. " ' 10.'. ' , , (- - 1 r...-_ 2 _ . 3 4 5 ._ _ Darstellung der Chromatogramme (1) (2) (3) (4) (5) (6) L- Methionin- methylester- hydroch lorid Glycin D,L- Methionin Mischung (1) - (3) Hydrolysat (4 Tropfen) Hydrolysat (8 Tropfen) Chemie in der Schule: www.chids.de 6 Die Bildung der Peptidbindung erfolgt nach dem vorstehenden Mechanismus. Das Vorliegen der COHN- Gruppe wird durch die Biuret- Probe nachgewiesen. Hierbei wird zunächst durch die zugegebene Natronlauge am Stickstoff der Peptidbindung das Proton abgespalten. Das Peptid koordiniert über die freien Elektronenpaare der Stickstoffatome der Peptidbindung an den Koordinationsstellen des Cu(II)- Ions. Es entsteht ein verzerrt oktaedrischer Komplex, bei dem zwei Moleküle des Peptids die Koordinationsstellen entlang der x - und y- Achse besetzen. Die beiden Stellen entlang der z- Achse sind durch H20- Moleküle besetzt. / HN, RHC / C=O :NH 2 O=C 'CHR + [Cu(H20)6]2+ + 20H- / HN, / C=O RHC ;NH F\/ H- C, e 0-- / N -------- ~ --C R I ~C"' ~ \ C~O I ~ N <,H / H C-- 2+ cu~ H H~ O~C \ I R _/C~O N 8'c_H / 'R Der entstehende Komplex ist blau- violett gefärbt. 14 Chemie in der Schule: www.chids.de Nun ist erwiesen, das aus den eingesetzten Aminosäuren ein Peptid entstanden ist. Hydrolysiert man dieses Peptid, erhält man wieder die freien Aminosäuren. Wie im Versuch beschrieben, zeigt das filtrierte und neutralisierte Hydrolysat eine positive Ninhydrin- Reaktion. Da diese Reaktion allerdings keinen Aufschluß darüber gibt aus welchen Aminosäuren dieses besteht, wird eine Probe des Hydrolysats chromatographiert. Der nachstehenden Darstellung der Chromatogramme kann man entnehmen, daß dieses aus Methionin, Glycin und einer weiteren Komponente besteht, die anhand der aufgetragenen Vergleichssubstanzen nicht identifiziert werden kann. Hierbei handelt es sich um nicht hydrolysierte Oligopeptide. Das synthetisierte Peptid besteht nur aus Methionin- Einheiten. Glycin wird nachweislich nicht eingebaut. Man hat festgestellt, daß die Anwesenheit von Glycin die Fällung der Oligopeptide begünstigt. Die Tatsache, daß es trotzdem im Hydrolysat enthalten ist und damit auch im Chromatogramm erscheint liegt daran, daß es am Peptid adsorbiert und nicht gut ausgewaschen werden kann. Darstellung der Chromatogramme 1. Methionin- methylster- hydrochlorid 2. Glycin 3. D-/ L- Methionin 4. Gemisch aus 1 - 3 5. Hydrolysat (4 Tropfen) 6. Hydrolysat (6 Tropfen) 15/ 1 Chemie in der Schule: www.chids.de Peptidsynthese Die Natur synthetisiert Proteine (Peptide mit großer Anzahl verknüpfter Aminosäuren) durch schrittweisen Aufbau. Diesen Weg verfolgt der Chemiker im allgemeinen auch im Labor. Die Bildung eines Dipeptids ohne funktionelle Gruppen in den Seitenketten durch Kondensation zweier Aminosäuren unter Eliminierung von Wasser läßt sich wie bereits erwähnt formal nach folgendem Schema darstellen: + --- H 0 R2 I " I ~O H2N-C-C- N-C-C + I I I 'OH R1 H H H2Ü Es ist klar, daß diese Umwandlung nicht eindeutig verlaufen würde, selbst wenn sie chemisch durchführbar wäre, was in der abgebildeten vereinfachten Form nicht der Fall ist. Hier kann zwischen den Aminogruppen und den Carboxylgruppen nicht unterschieden werden, das Produkt würde gemeinsam mit den Dipeptiden Cl), (2) und (4) und den Polykondensationsprodukten aller vier möglichen Dipeptide entstehen: Die kontrollierte Synthese von (3) würde die Blockienmg (=Schutz) der Aminogruppe (=Carboxylkomponente) an einem Reaktionspartner und der Carboxylgruppe (=Aminokomponente) am anderen Partner, die nachfolgende Kondensation (=Kupplullg) und anschließend die Entfernung der Schutzgruppen vom Zwischenprodukt (=Deblockierung) erfordem- ein Miniumum von vier getrennten Reaktionen! Die weitere Umsetzung von (3) zum Tripeptid würde außerdem voraussetzen, daß PI ohne Angriff auf P 2 abgespalten werden kann, d.h. PI und P 2 sollten orthogonal sein. Dies würde für die Synthese des Tripeptids aus den freien Aminosäuren mindestens acht seperate Reaktionen bedeuten. 15 /'2.. Chemie in der Schule: www.chids.de Schema zur Darstellung eines Dipeptides OH H OH H i H OH ii iii OH H i Blockierung ii Kupplung iii doppelte Deblockierung Schema zur Darstellung eines Tripeptides H OH P1 i p3 ii OH H iii P ,) iv H OH i Blockierung ii selektive Deblockierung iii Kupplung iv doppelte Deblockierung 16 Chemie in der Schule: www.chids.de Eine Erschwerung ergibt sich ferner dadurch, daß funktionelle Seitenketten der Aminosäuren bei den Reaktionen, die zur Bildung der Peptidbindung zur Verfügung stehen, in gewissem Maße stören und für gewöhnlich eine Blockierung erfordern, die zumindest zu einer der für den Schutz der a-Funktion gewählten Methoden orthogonal ist, was die Auswahl begrenzt und die ZaW der Arbeitsgänge erhöht. Unter Berücksichtigung der Tatsache, daß bei der Peptidsynthese von den aktivierten Aminosäuren ausgegangen werden muß, erhöht sich die Anzahl der Schritte nochmals (nachstehend als Schema für die Synthese eines Dipeptids): H OH H i OH i OH ii X H iii iv H OH Blockierung ii Aktivierung iii Kupplung iv doppelte Deblockierung Die Auswahl der zur Blockierung der Amino- bzw. Carboxylgruppe der Aminosäuren einführbaren Schutzgruppen erfordert eine gute Kombinationsgabe des Chemikers. Die nachstehend aufgeführten Schutzgruppen unterscheiden sich in Einführbarkeit und Abspaltbarkeit. 17 Chemie in der Schule: www.chids.de Schutzgruppen 1.) u- Carboxylschutzgruppen Methyl- und Ethylester Benzylester r-Butylester Phenylester 2.) u- Aminoschutzgruppen Benzyloxycarbonyl (Z)- Blockierung <>CH2-0-~-NHo CH3 t- Butyloxycarbonyl (Boc)- Blockierung I 11 CH3-C-O-C-NH·Y.W I CH3 2-(4-Biphenylyl)-isopropoxycarbonyl (Bpoc)- Blockierung 9- Fluorenylmethoxycarbonyl (Fmoc)- Blockierung 0 Me 0 I 11 C-O-C-NHI Me H ~ CH2-0-C-NH- 18 Chemie in der Schule: www.chids.de Die Anforderungen an eine temporäre Schutzgruppe sind leichte Einfuhrbarkeit, geringes Reaktionsverm ögen und gute Abspaltbarkeit, wobei sich der abgespaltene Rest gut vom Reaktionsgemisch abtrennen lassen sollte. Anband eines Versuches soll die Abspaltbarkeit der Aminoschutzgruppe tert- Butyloxycarbonyl (BOC- Schutzgruppe) demonstriert werden. Die Einführung dieser Schutzgruppe erfolgt z.B. mit Di- tert- butyldicarbonat. Als Ausgangssubstanz für den Versuch dient BOC- Glycin. Dessen Synthese läßt sich im Labor nachvollziehen, nicht aber dessen Isolierung, da BOC- Glycin sehr schlecht kristallisiert. Daher wird das käufliche Präparat verwendet. Die BOC- Schutzgruppe ist stabil gegen Basen wird aber unter Einwirkung von starken Säuren abgespalten. Bei der BOC- Abspaltung handelt es sich um eine sehr zuverlässig funktionierende und schnelle Reaktion der organischen Chemie. Der schnelle Reaktionsverlauf kann optisch verfolgt werden, da bei der Umsetzung gasförmige Produkte entstehen. Versuch: Geschwindigkeit und Produkte der BOC- Abspaltung 1. Herstellung der Lösungen a) Abspaltungsreagenz: 980 mg (10mmol) H 2S0 4 konz werden mit Eisessig zu 10 ml Lösung aufgefullt. ~ c(H 2S0 4)= 1 mol/l b) BOC- Glycin- Lsg : 1,75 g BOC- Glycin (10 mmol) werden in 8,15 ml Eisessig gelöst. Man erhält 10 ml Lösung mit c(BOC-Glycin) = 1 molll c) Ca(OH)2- Lsg : Man suspendiert 74,1 mg Ca(OH)2 in 100 ml H20 und filtriert durch einen Papierfilter 2. BOC- Abspaltung Im 50 ml 2- Halskolben werden 3 ml Abspaltungsreagenz vorgelegt. Nach Zugabe von 3 ml BOC- Glycin- Lösung wird der Kolben verschlossen und der Magnetrührer eingeschaltet (evtl. etwas erwärmen).Das entstehende Gas wird in die Calciumhydroxid- Lösung eingeleitet, aus der bald farbloses Calciumcarbonat ausfällt. Die Geschwindigkeit der Reaktion hängt von den Konzentrationen sowie von der Temperatur ab. Bei den oben angegebenen Mengen enstehen bei 25°C pro Minute ca. 80 ml Gas . Während das Reaktionsprodukt eine positive Ninhydrin- Reaktion zeigt, findet mit BOC Glycin keine Bildung des Ninhydrin- Farbstoffes statt , da die Aminogruppe geschützt ist. 19 Chemie in der Schule: www.chids.de Mechanismus der BOC-Abspaltung CH3 1 H H3C - C - 0 " / I 'C-NI C H3 "CH;r-COOH 8 CH3 I -:-.. H H3C-C-0 ( I 'C-N C H3 11 CH;r-COOH .......01 H $ C H3 - 1 CH3-... / o-c-c H3 c" I 11 CH3 ,0/ 1- H+ + CH3COOH 1 + H+ $ H3N, CHz-COOH CH3C0 0 8 20 Chemie in der Schule: www.chids.de Die BOC- Gruppe läßt sich mit starken Säuren sehr schnell abspalten, weil das intermediär enstehende tertiäre Carbemium- Ion durch induktive Effekte stabilisiert ist (~ MARKOWNIKOW-Regel bei der Addition an 2- Methylpropen). Dieses Kation reagiert jedoch sofort weiter und kann entweder durch Abspaltung eines Protons eines Nucleophils wie H20 (~2- Methlypropen) oder durch Anlagerung (~tert- Butanol) oder Essigsäure (~ Essigsäure- tert- butylester) eine ungeladene Verbindung bilden. Die Carbaminsäurefunktion, die am N- Terminus zurückbleibt ist im sauren Milieu instabil und zerfällt sofort . Dabei wird CO 2 freigesetzt, welches aus der Lösung entweicht, so daß die freie Aminofunktion zurückbleibt. Die überschüssige Säure protoniert die Aminofunktion. Die Ammoniumsalzbildung schützt vor einer Weiterreaktion mit anderen Produkten (C02 oder Alken) . In der Praxis führt man die BOC- Abspaltung mit Trifluoressigsäure/ Methansulfonsäure in Dichlormethan als Lösungsmittel durch . Diese Substanzen sind für den Schulversuch (lmd dieser Versuch ist ein Schulversuch) allerdings weniger geeignet. 21 Chemie in der Schule: www.chids.de 3. Proteine Durch Kondensation von Aminosäuren erhält man Peptide. Bei einer Anzahl von bis zu 10 verknüpften Aminosäuren bezeichnet man diese als Oligopeptide, bis zu 100 Einheiten als Polypeptide und ab 100 verknüpften Aminosäureeinheiten spricht man von Proteinen. Die Struktur der Proteine ist sehr komplex. Man unterscheidet vier Struktureinheiten, die einander über- bzw untergeordnet sind. Primärstruktur Als Primärstruktur der Proteine bezeichnet man die Aminosäuresequenz. Hierunter versteht man die Abfolge der verknüpften Aminosäuren im Protein. Bei der Schreibweise ist darauf zu achten, daß die N- terminale Aminosäure immer links steht. Die Abfolge Ala - Tyr - Val - Leu entspricht damit folgenem Peptid: H 0 1 11 H H 0 1 I 11 H H 0 I I 11 H H I I H2N-C-C -N-C -C-N-C-C-N-C-COOH I I I I C~ C~ CH C~ / , I H3C CH3 CH H3C"'" 'CH3 OH Alanin Tyrosin Valin Leuein Sekundärstruktur Betrachten wir zunächst die Peptidbindung: 22 Chemie in der Schule: www.chids.de Die relativ kurze C-N- Bindung in der Peptidbindung (132 pm) im Gegensatz zur "normalen" C-N - 0'- Bindung (147 pm) zeigt, das ihr in gewissem Maße Doppelbindungscharakter zukommt: Mesomerie der Peptidbindung Die tatsächliche Elektronenanordnung liegt zwischen den formulierten Grenzstrukturen. Der partielle Doppelbindungscharakter hat Konsequenzen für die Struktur. Die freie Drehbarkeit ist aufgehoben, es ergeben sich mit der cisund trans- Form zwei in einer Ebene liegende Konformationen der Peptidbindung: R R CH CH I -: I "C-N/ '<, Ii HI o trans- Form cis- Form In natürlichen Proteinen liegen die Peptidketten überwiegend in der trans- Form vor. Die Peptidketten im Protein liegen nicht als gestreckte Makromoleküle vor. Die räumliche Anordnung der Polypeptidketten wird als Sekundärstruktur bezeichnet. Durch Wasserstoffbrückenbindungen zwischen dem Sauerstoff der C=O- Gruppe und dem Wasserstoff der -NH- Gruppe der Peptidbindungen erfolgt eine Faltung des Peptidrückgrates. Hierbei unterscheidet man zwischen intramolekularen (sich innerhalb eines Peptidstranges ausbildende) und intermolekularen ( sich zwischen zwei Peptidsträngen ausbildende) Wasserstoffbrücken, aus den zwei mögliche Sekundärstrukturen resultieren. 23 Chemie in der Schule: www.chids.de Aus den intramolekularen Wasserstoftbrücken ergibt sich die Faltung des Peptidrückgrates zur u- Helix, die rechts- oder linksgewunden sein kann . Jede Windung besteht aus 3,66 Aminosäuren. Die Wasserstoffbrücken zwischen den Peptidbindungen liegen fast parallel zu Achse der Helix. Sekundärstruktur o- HeHl. :24 Chemie in der Schule: www.chids.de Aus den intermolekular ausgebildeten Wasserstoftbrücken entsteht das ß- Faltblatt. Die Ketten können parallel (N- terminale Aminosäuren aller Ketten liegen an einem Ende) oder antiparallel (gegenläufige Richtung der Ketten) angeordnet sein. Durch diese Faltung des Peptidrückgrats wird die Kette gestaucht, wobei die Seitenketten der Aminosäuren senkrecht von der Faltfläche wegstehen. Die Peptidstränge die in dieser Struktur vorliegen sind tatsächlich kürzer, als die berechnete Länge im gestreckten Molekül. Sekundärstruktu r ß- Faltblatt Die Sekundärstruktur stellt die engergieärmste und damit stabilste Raumanordnung der Peptidkette dar, da sie die maximale Anzahl H- Brücken enthält. 25 Chemie in der Schule: www.chids.de Tertiärstmktur Als Tertiärstruktur bezeichnet man die spezifische räumliche Anordnung der helicalen bzw zickzack- gefalteten Peptidketten. Für die se räumliche Anordnung sind die Bindungen zwischen den Seitenketten des Makromoleküls verantwortlich . Mögliche Bind ungsarten im Protein : CH. / CH, , ,:. ... -, ~~: '. . CH~ / . '. ~ CH, . CHi 01, \. / eH a Atombindung (Schwefelbrücke) b Ionenbindung Chemie in der Schule: www.chids.de c Wasserstoffbrücken d H vdr cohobc Bind ufi g:= n 26 Quartärstruktur Oft wiederholen sich Proteinmoleküle mit gleicher Tertiärstruktur in einer bestimmten Weise. Sie können durch anders strukturierte Abschnitte unterbrochen werden. Diese komplexen Proteineinheiten bilden die Quartätstruktur. Erst in diesem Zustand erreichen die meisten Proteine ihre volle biologische Wirksamkeit. Die Proteinuntereinheiten, die Protorneren, werden durch Nebenvalenzen zusammengehalten, wobe i Proteinkomplexe aus identi schen aber auch verschiedenen Protomeren zusammengesetzt sein können . Das Hämoglobin A beispielsweise besteht aus vier Peptidketten. von denen j eweils zwei identisch sind (a l und ß:J B- Ket ten 2- Ketten Löslichkeitsverhaltell von Proteinen W ie jede einzelne Aminosäure, hat jedes Protein einen isoelektrischen Punkt, bei dem es LTJ Wasser ein Löslichkeitsminimum aufweist. Da am IEP die elektrostatischen Anziehungskräfte des Zwitterions zum tragen kommen, wird die Zusammenlagerung zu größeren Aggregaten begünstigt. Als Folge kann das Protein ausfallen. Im sauren und basischen erhöht sich die Löslichkeit aufgrund der Abstoßung gleichgeladener Ionen. 27 Chemie in der Schule: www.chids.de Im Hinblick auf die komplexen Struktureinheiten der Proteinmoleküle muß man daran zweifeln, daß sich Proteine in Wasser tatsächlich lösen. Eine echte Lösung ist "optisch leer", liegt eine Substanz kolloidal in Lösung vor, so zeigt diese den TYNDALL- Effekt. Versuch: Tvndall- Effekt einer Eiklar- Lösung Herstellen der Eiklar- Lösung: Vier Hühnereiweiß werden mit 400 ml 0,9 %- iger NaCI- Lösung geschüttelt. Anschließend wird durch Glaswolle filtriert . Die Eiklarlösung (die man noch nach Belieben verdünnen kann) wird in einer Küvette in einen Strahlengang eingebracht. Das Licht wird an den kolloidal verteilten Teilchen gebrochen. Man kann den Lichtstrahl durch die Lösung hindurch verfolgen. Zum Vergleich befullt man die Küvette mit 0,9%- iger NaCL- Lösung. Diese Lösung ist (annähernd) optisch leer. Anmerkung: Es ist praktisch unmöglich, eine optisch total leere Lösung zu erhalten, da feine Staubpartikel, die sich immer in der Raumluft und damit auch in der Lösung befinden, das Licht ebenfalls brechen. Der Unterschied zwischen den beiden Lösungen ist allerdings eindeutig erkennbar. 28 Chemie in der Schule: www.chids.de Farbreaktionen mit Proteinen Reaktion Ausführung reagierende Bestandteile Färbung BIURET stark alkalische Probe mit -CO-NH- violett Tyrosin rot- verd. CUS04- Lsg versetzen MILLONSCHE mit Hg(N0 3) 2 versetzen und brauner aufkochen NS PAULYSCHE sodaalkalische Probe mit Tyrosin rot, Diazobenzolsulfonsäure Histidin rot-gelb nach W- versetzen Zusatz HOPKINS- Probe mit Glyoxylsäure-Lsg COLE mischen und mit H2S04 konz Tryptophan violetter Ring unterschichten SAKAGUCHI Probe mit alkalischer u- Arginin rot Naphthol-Lsg und Hypobromit versetzen XANTHO- Probe mit HN0 3 konz versetzen Tyrosin PROTEIN Phenylalanin gelb; nach OHZusatz orange 29 Chemie in der Schule: www.chids.de Die vorstehende Tabelle zeigt eine Auswahl an Farbreaktionen mit Proteinen. Es fällt auf, daß die aufgeführten Reagenzien eigentlich nicht mit dem "Protein" reagieren, sondern in der Regel mit einem oder mehreren bestimmten Resten der proteinogenen Aminosäuren. Eine Ausnahme bildet die Biuret- Reaktion, hier ist der "reagierende Bestandteil" die Peptidgruppe selbst. Nachstehend werden drei der genannten Farbreaktionen näher beschrieben. Xanthoprotein- Reaktion Versuch: Xanthoprotein- Reaktion einer Eiklar- Lösung 3 ml einer Eiklar- Lösung werden mit HN03 konz versetzt. Der weiße Niederschlag färbt sich beim Erwärmen gelb . Durch Säurezugabe denaturiert das Protein und fällt als weißer, flockiger Niederschlag aus. Die Gelbfärbung des Niederschlags nach Erhitzen ist auf die Bildung gelber Nitro- Derivate der aromatischen Aminosäuebausteine des Proteins zurückzuführen. + Phenylalanin 30 Chemie in der Schule: www.chids.de PA ULY'sche Probe Versuch: PA ULY'sche Probe - Nachweis von Histidin im Eiklar Lösung 1: 0,5 g Sulfanilsäure werden in 5 ml HClkonz gelöst und mit H 20 auf 100 ml aufgefullt Lösung 2: 1 g NaNOi 100 ml H 20 Lösung 3: 10 g Na2C03 /100 ml HzO Eine EiklarIösung wird mit einer 1:1 Mischung aus Lösung 1 + 2 versetzt. Es wird soviel Soda zugetropft, bis die Lösung leicht alkalisch reagiert. Die Lösung färbt sich aufgrund der Reaktion der Diazobenzolsulfonsäure mit einem Histidin- Rest im Protein zu einem Azofarbstoff orange- rot . 1. Bildung des Nitrosylkations G3 N=O' - /' 2. Diazotierung (f) <, + -N=O/ ------------ 3. Kupplung N)R 11 HC, N H 31 Chemie in der Schule: www.chids.de Ringreaktion nach HOPKINS/ eOLE Versuch: Ringreaktion- Nachweis von Tryptophan im Eiklar Zu einer Eiklar- Lösung gibt man etwas Eisessig und eine Spur Cu(II)- Ionen (einen Glasstab kurz in eine Kupfersulfat- Lösung und danach in die Probe tauchen). Die Lösung wird mit H 2S04 unterschichtet. An der Phasengrenze bildet sich ein violetter Ring . Eisessig enthält in geringen Mengen Glyoxylsäure, die mit Indolderivaten einen violetten Farbstoff bildet: R ~. ~NÄH + R 0-'H ~NÄ6-0H ----- 0:-. ',;C-COOH H/ H H R 600H fr-0 HÄ"NÄ/ H ~ W N H Leukoverbindung -CO~ R H N1 R c~ Q H c---gf I // 0..... . Thermische cis- Eliminierung ~ ~~ --~)l~~ H H 32 Chemie in der Schule: www.chids.de R R ~I +VI + HS04- + H30+ ~NÄCH2 H R [Cu 2+J .Oxidation H R h-----0 ~NÄCH)(N~ ~I H W ~ I N H H <±> R R R ) cu @ H ~lcH R H R CCiCH H R H violetter Farbstoff 33 Chemie in der Schule: www.chids.de Literatur Bukatsch, F. und Glöckner, W Experimentelle Schulchemie. Aulis, Köln 1977. (Band 8) Christen, H. -R. und Vögtle, F. Gnmdlagen der organischen Chemie. SalleSauerländer, Frankfurt 1989 Devenyi, T und Gergely, J. Analytische Methoden zu Untersuchung von Aminosäuren, Peptiden und Proteinen. Akademische Verlagsgesellschaft Frankfurt 1968 Flörke und Wolff. Organische Chemie und Biochemie. Dümmler, Bonn 1984 Hafner, L. Einführung in die Organische Chemie. Schroedel. Jakubke, H.D. und Jeschkeit, H. Aminosäuren- Peptide - Proteine. Akademie Verlag Berlin 1969 JUSI, Mund Hradetzky, A. Chemische Schulexperinlente. Volk und Wissen, Berlin 1987. (Band 4) Karlson, P. Kurzes Lehrbuch der Biochemie. 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