Der Kategorische Imperativ – ethische Grundnorm der Philosophie

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B Moralphilosophie · Beitrag 6
Kategorischer Imperativ
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Der Kategorische Imperativ –
ethische Grundnorm der Philosophie Kants
Franziska Göckeritz, Remscheid
Bild: akg-images.
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Immanuel Kant. Holzstich von J. L. Raab nach dem
Gemälde von G. Doebler.
Klasse: 9–11
Dauer: 10 Stunden + 1 Stunde Lernerfolgskontrolle
Arbeitsbereich: Moralphilosophie / Kant: Kategorischer Imperativ
Der Kategorische Imperativ ist das Herzstück der Kantischen Moralphilosophie – oberste
Handlungsanweisung, höchstes Prinzip der Moral, universell gültiges Gesetz.
Nicht wechselhafte Triebe, Bedürfnisse und Neigungen sollen den Willen bestimmen, so Kant,
sondern allein die Pflicht, dem Sittengesetz zu folgen. Nur dann handelt der Mensch nicht
fremd-, sondern selbstbestimmt. Freiheit, der Grundbegriff der Kantischen Moral, impliziert
nicht Schrankenlosigkeit, sondern Gehorsam gegenüber dem selbst gegebenen Sittengesetz.
Was bedeutet das auf konkrete Alltagssituationen angewandt? Im Rahmen einer Webquest
erarbeiten sich die Lernenden zentrale Begriffe der Kantischen Philosophie. Mithilfe einer
Placemat erschließen sie sich den Kategorischen Imperativ und erproben abschließend anhand einer Filmsequenz dessen Anwendung auf Alltagssituationen.
30 RAAbits Ethik / Philosophie März 2012
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Kategorischer Imperativ
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Materialübersicht
Stunde 1
Mensch sein heißt handeln müssen!
M 1 (Ab)
Wir alle treffen Entscheidungen – aber nach welchen Kriterien?
Stunde 2
Was motiviert mein Handeln?
M 2 (Ab)
M 3 (Ab)
Was Menschen alles tun! – Das Entscheidungsspiel
Moralische Adjektive – wie lassen sich Handlungen beschreiben?
Stunde 3
Was beeinflusst mein Handeln?
M 4 (Ab)
M 5 (Ab)
Moral in Sprichwörtern – wie handle ich richtig?
Handlungszielscheibe – wer oder was beeinflusst deine Handlungen?
Stunde 4 und 5 Kant und die Grundbegriffe seiner Philosophie – eine Webquest
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6 (Bd /Tx)
7 (Ab / Bd)
8 (Tx)
9 (Tx)
10 (Ab)
Beinahe Millionär!
Wer war Immanuel Kant?
Der „Markt der Begriffe“ – die Spielregeln
Post von Kant!
Unsere Einkaufsliste für den „Markt der Begriffe“
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Stunde 6
Was verbirgt sich hinter dem Moralprinzip Kants?
M 11 (Tx)
Den Kategorischen Imperativ verstehen
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Stunde 7
Wie lässt sich der Kategorische Imperativ im Alltag anwenden?
M 12 (Tx)
Wie lässt sich der Kategorische Imperativ Kants anwenden?
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Stunde 8
Kategorischer Imperativ und „Goldene Regel“ – wo ist der Unterschied?
M 13 (Bd)
M 14 (Ab)
Ihr Auto ist auch mein Auto! – Der Vergleich
Wo liegt der Unterschied zwischen dem Kategorischen Imperativ
und der Goldenen Regel? – eine Powerpointpräsentation
Stunde 9 und 10 Transfer
M 15 (Ab)
„2 Millionen Dollar Trinkgeld“ – Charlys Moralprinzip
Stunde 11
Lernerfolgskontrolle
M 16 (Ab)
Vorschlag für eine Leistungsüberprüfung
Abkürzungen
Ab = Arbeitsblatt, Bd = Bild, Tx = Text
Hinweis
Die Powerpointpräsentation können Sie im Internet unter www.raabe.de kostenlos
herunterladen.
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M6
Kategorischer Imperativ
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Beinahe Millionär!
Gestern haben wir „Wer wird Millionär?“ geschaut. Bei der
1.000.000-Euro-Frage sprang meine Mutter plötzlich vom Sofa auf
und rief: „Immanuel Kant! Kant ist die Antwort!“ Gefragt war der
Name des berühmtesten deutschen Moralphilosophen zur Zeit
der Aufklärung. Die Antwort war richtig, dennoch gewannen wir
nichts.
Als ich schlafen ging, hatte ich die Sendung schon fast wieder vergessen. Aber irgendwie schien mich dieser Philosoph zu beschäftigen, denn er erschien mir im Traum.
Tim: Hey. Sie tragen aber komische Klamotten!
Kant: Entschuldige bitte, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Kant, Immanuel
Kant. Ich bin am 22.April 1724 in Königsberg geboren. Deshalb erscheint dir meine Kleidung seltsam.
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Tim: Sie sind der Moralphilosoph aus dem Fernsehen?
Kant: Ja, die Moral ist eines meiner Steckenpferde. Aber entschuldige. Wie darf ich dich betiteln?
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Tim: Tim, einfach nur Tim. Herr Kant? Ich träume wohl?! Frau Gebrich, unsere PhilosophieLehrerin, würde jetzt in Ohnmacht fallen. Aber wenn ich schon mal die Gelegenheit habe:
Erzählen Sie doch bitte etwas über sich! Dann kann ich gleich bei ihr punkten.
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Kant: Punkten? Ich verstehe nicht, junger Mann.
Tim: Ich würde sie gerne beeindrucken, um eine gute Note zu bekommen.
Kant: Also gut: Ich will dir ein wenig aus meinem Leben berichten. Ich stamme aus sehr einfachen familiären Verhältnissen. Ich habe acht Geschwister. Meine Mutter starb, als ich
13 Jahre alt war. Auch mein Vater ist schon tot.
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Tim: Aber Herr Kant. Ich möchte Sie nicht beunruhigen, aber auch Sie sind schon tot. Ich weiß
zwar nicht wie lange, aber da bin ich mir ziemlich sicher!
Kant: Stimmt, ich erinnere mich an den 12.2.1804, den Tag meines Ablebens. Wenn das so ist,
muss ich von nun an korrekterweise in der Vergangenheit sprechen. Die meiste Zeit meines Lebens verbrachte ich in Königsberg. Dort lernte und studierte ich in der Zeit von 1740
bis 1746 an der dortigen Universität. Danach arbeitete ich als Hauslehrer bei verschiedenen Familien in Ostpreußen. Die Sehnsucht nach meiner Heimat war indes so groß, dass
es mich 1754 wieder zurückzog. Ich promovierte an der dortigen Universität Königsberg.
Tim: Promo ...... was? Was bedeutet das?
Kant: Das bedeutet, dass ich 1755 meinen Doktortitel in der Philosophie erlangte. Danach gab
ich Vorlesungen an der Universität zu Logik, Metaphysik, Moralphilosophie, Mathematik,
Physik, Geografie, Anthropologie und Pädagogik.
Tim: Ich verstehe nur Bahnhof! Wie kann man freiwillig so viel mit Schule zu tun haben? Haben
Sie auch noch etwas anderes gemacht als studieren, arbeiten, lesen und schreiben? Ich
meine … vielleicht etwas, was Spaß macht?
Kant: Ach du meinst … Ja, jeden Tag ging ich am späten Nachmittag spazieren. Mir sagte mal
jemand, dass er seine Uhr nach meinen Spaziergängen stellte.
Tim: Oh nein, Herr Kant!!!! Ich fragte nach Dingen, die Spaß machen.
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Wer war Immanuel Kant?
Bild: akg-images.
Lebensdaten
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Immanuel Kant.
Warum war Kant so bedeutend?
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Welche wichtigen Werke hat er verfasst?
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Aufgaben (M 7)
1. Notiere die wichtigsten Lebensdaten von Immanuel Kant auf diesem Arbeitsblatt.
2. Erkläre stichpunktartig die Bedeutung dieses Philosophen.
3. Notiere die Titel seiner wichtigsten Werke.
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Kategorischer Imperativ
M8
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Der „Markt der Begriffe“ – die Spielregeln
Heute öffnet der „Markt der Begriffe“ seine Pforten. Anbei noch einmal die Spielregeln:
Spielregeln – wie funktioniert der „Markt der Begriffe“?
Bildet Gruppen zu maximal drei Personen. Lest den Brief, den Immanuel
Kant an eure Gruppe geschrieben hat. Bearbeitet dann die unten notierten Arbeitsaufträge. Anschließend habt ihr die Aufgabe, eure Definition auf
dem „Markt der Begriffe“ an eure Mitschülerinnen und Mitschüler zu verkaufen.
Ziel ist es, eure Definition so häufig und so teuer wie möglich an die anderen Gruppen zu verkaufen und dementsprechend viel Geld zu verdienen.
Ich muss euch sicher nicht erzählen, dass dafür gute Werbung vonnöten ist.
Denn Verkauf bedeutet immer auch Wettbewerb. Das heißt: Jeder Begriff
wird mindestens zwei Mal angeboten! Seid also besser als die Konkurrenz!
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Eure Mitschülerinnen und Mitschüler dürfen euch nur dann eine Definition
abkaufen, wenn sie diese auch wirklich verstanden haben. Und ihr dürft
nur dann Geld entgegennehmen, wenn sie sich eure Definition im Hefter
notieren.
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Ihr sollt aber nicht nur eure Definition verkaufen, ihr müsst auch alle euch
unbekannten Begriffe von euren Mitschülerinnen und Mitschülern erwerben. Nicht alle Mitglieder eurer Gruppe können deshalb an eurem Stand
als Verkäufer tätig sein. Geht also durch den Kurs und kauft Definitionen,
aber nur diejenigen, die ihr auch verstanden habt.
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Das Startgeld für jede Gruppe beträgt 200 Euro. Ich wünsche viel Erfolg!
Anbei einige Tipps
Begriffe lassen sich besonders gut verkaufen, wenn sie gut erklärt sind.
Bei der Preisbildung kann es hilfreich sein, die Konkurrenz zu beobachten.
Aufgaben (M 8 Gruppe 1 bis 5)
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Lest den Brief von Immanuel Kant. Markiert zentrale Merkmale eures Begriffs.
Klärt in der Gruppe, was euch unverständlich ist.
Formuliert gemeinsam eine Definition, die ihr zum Verkauf anbieten könnt. Notiert diese.
Lasst euch einen Werbeslogan einfallen und gestaltet diesen ansprechend.
Bestimmt nun einen Preis für euren Begriff und sucht ihn zu verkaufen.
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Kategorischer Imperativ
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Post von Kant!
Gruppe 1: Was ist eine Maxime?
Liebe Schülerinnen und Schüler,
des Öfteren schon ist mir zu Ohren gekommen, dass meine Worte unverständlich seien.
Deshalb möchte ich euch heute behilflich sein und meine Begriffe näher erläutern.
Was meine ich, wenn ich von einer Maxime spreche?
Der Begriff stammt vom lateinischen Begriff „maxima propositio“ ab. Das bedeutet so viel wie
„höchste Aussage“.
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Eine Maxime stellt eine persönliche Handlungsregel dar. Man könnte sie auch als allgemeine
Lebensregel bezeichnen, welche der Handelnde für sich selbst aufstellt. Eine Maxime ist
folglich eine Regel, nach der jemand handelt oder beabsichtigt in Zukunft zu handeln. Jemand
kann es sich zum Beispiel zur Maxime machen, ein Maximum an Profit zu machen. Diese
Maxime gilt aber nur für ihn selbst. Andere Menschen können andere Maximen haben.
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Dadurch unterscheiden sich Maximen von Prinzipien, die Gültigkeit für alle Menschen besitzen.
Ein solches universales Prinzip ist der Kategorische Imperativ.
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Gruppe 2: Was ist ein hypothetischer Imperativ?
Liebe Schülerinnen und Schüler,
des Öfteren schon ist mir zu Ohren gekommen, dass meine Worte unverständlich seien.
Deshalb möchte ich euch heute behilflich sein, und meine Begriffe näher erläutern.
Was meine ich, wenn ich von einem hypothetischen Imperativ spreche?
Unter einem hypothetischen Imperativ verstehe ich eine Forderung, die unter einer
bestimmten Bedingung gilt. Beispielsweise die Forderung: Wer ein guter Klavierspieler werden
will, muss täglich üben. Ein solcher Imperativ gilt nicht für alle Menschen. Er gilt nur unter der
Voraussetzung, dass jemand das Klavierspiel erlernen möchte. Ein hypothetischer Imperativ
ist eine Vorschrift, in der ein Ziel und die dazu notwendigen Mittel bestimmt werden.
Im Unterschied zum hypothetischen Imperativ ist der kategorische Imperativ nicht an
Bedingungen geknüpft. Er ist unbedingt gültig und gilt für alle Menschen. Zudem formuliert er
ein moralisches Gesetz. Nicht jeder Imperativ ist folglich ein moralischer Imperativ.
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