LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Zusammenfassung: Induktion Induktion durch Bewegung eines Leiters in einem Magnetfeld Erster Grundversuch zur Induktion: Ein Stab bewegt sich auf zwei parallelen Schienen, die den Abstand d haben, mit der Geschwindigkeit vs nach rechts. Zwischen den Schienen ist ein homogenes Magnetfeld der Flussdichte B, dessen Feldlinien senkrecht zu den Schienen und senkrecht zur Bewegungsrichtung des Stabs verlaufen. d JJG Fel JJG FL JG vs U ind JG B Die Elektronen im Stab werden nach rechts bewegt und erfahren eine Lorentzkraft nach unten. Dadurch entsteht am unteren Ende des Stabs eine negative Überschussladung, und am oberen Ende des Stabs entsteht eine positive Überschussladung. Zwischen den Enden des Stabs bzw. zwischen den Schienen entsteht also eine Spannung, die Induktionsspannung U ind . JG Durch die Überschussladungen entsteht ein elektrisches Feld E , das auf die Elektronen eine Kraft nach oben stellt sich ein stationärer Zustand ein, in dem sich die LorentzJJG bewirkt. Nach kurzer Zeit JJG kraft FL und die elektrische Kraft Fel gegenseitig aufheben. Dann gilt Fel = FL eE = Bevs E = Bvs U ind = Bvs d U ind = Bdvs Diese Herleitung ist völlig analog zur Herleitung der Hallspannung. Lässt man in obigem Beispiel die Schienen weg, dann kann man formulieren: Wird ein gerades Leiterstück der Länge l mit der Geschwindigkeit vs in einem homogenen Magnetdass feld der Flussdichte B so bewegt, JG • die Richtung von B , • die Richtung des Leiterstücks und JG • die Bewegungsrichtung vs jeweils orthogonal zueinander sind, dann wird zwischen den Enden des Leiterstücks eine Spannung induziert, für deren Betrag gilt: U ind = Blvs . Die Polung dieser Spannung ergibt sich aus der Dreifingerregel der linken Hand für die Richtung der Lorentzkraft. 30a_zus_induktion 1/12 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Bewegung einer Leiterschleife bzw. Spule durch ein Magnetfeld: a) Eintritt in das b) Bewegung im c) Austritt aus dem Magnetfeld: Magnetfeld: Magnetfeld: JG vs JG vs JG B Induktionsspannung JG B JG vs JG B keine Induktionsspannung Induktionsspannung mit umgekehrter Polung wie bei a) Es ist üblich, die Induktionsspannung beim Eintritt in das Magnetfeld positiv zu rechnen; dann ist die Induktionsspannung beim Austritt aus dem Magnetfeld negativ. Ersetzt man die Leiterschleife durch eine Spule mit n Windungen, dann ver-n-facht sich die Spannung, da sich die Spannungen der einzelnen Windungen addieren. Es wird also eine Spannung induziert, wenn sich die von dem Magnetfeld durchsetzte Fläche der Spule ändert. Dies führt zu folgender Definition: Der magnetische Fluss Φ einer Fläche As , die senkrecht von einem Magnetfeld der Flussdichte B durchsetzt wird, ist das Produkt Φ = B ⋅ As . Vs Einheit: 1 T ⋅ m 2 = 1 2 ⋅ m 2 = 1 Vs m Für Experten: Diese Einheit heißt auch 1 Wb (Weber). Den magnetischen Fluss kann man sich anschaulich vorstellen als die Anzahl der Feldlinien, die die Fläche durchsetzen. Streng genommen ist dies Unfug. Durch jeden Punkt eines Magnetfelds verläuft eine Feldlinie; es gibt also immer unendlich viele Feldlinien. Mit diesem Begriff kann man formulieren: Zwischen den Enden einer Spule wird eine Spannung induziert, wenn sich der magnetische Fluss in der Spule ändert. Änderungsrate von Größen 0. Idee: Ändert sich eine Größe g im Lauf der Zeit t, dann ist die Änderungsrate von g die Änderung von g pro Zeiteinheit (üblicherweise pro Sekunde), also g Änderungsrate von g = . t Die Einheit der Änderungsrate ist also Einheit von g Einheit von g , also üblicherweise . Zeiteinheit s 30a_zus_induktion 2/12 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Beispiele: • Ändert ein Körper seinen Ort s, dann ist die Änderungsrate von s die Geschwindigkeit v: s m v = (zurückgelegte Wegstrecke pro Zeiteinheit); Einheit: 1 t s • Ändert ein Körper seine Geschwindigkeit v, dann ist die Änderungsrate von v die Beschleunigung a: v m a = (Geschwindigkeitsänderung pro Zeiteinheit); Einheit: 1 2 t s • Wird Energie W von einem System auf ein anderes übertragen, dann ändert sich die Energie des abgebenden bzw. aufnehmenden Systems. Die Änderungsrate der Energie ist die Leistung P: W J P= (übertragene Energie pro Zeiteinheit); Einheit: 1 W = 1 t s • Fließt Ladung Q durch einen Leiterquerschnitt, dann stellt man sich vor, dass diese Ladung von einem Kondensator abgegeben bzw. aufgenommen wird. Die im Leiter fließende Ladung ist also gleich der Änderung der Ladung des Kondensators. Die Änderungsrate der Ladung ist die Stromstärke I: Q C I= (Ladungsmenge pro Zeiteinheit); Einheit: 1 A = 1 t s 1. Gleichmäßige Änderung Die (konstante) Änderungsrate von g ist ∆g g ( t2 ) − g ( t1 ) = . ∆t t2 − t1 Beispiele: ∆s ∆v ∆W ∆Q Geschwindigkeit v = ; Beschleunigung a = ; Leistung P = ; Stromstärke I = ∆t ∆t ∆t ∆t Im Sonderfall g ( 0 ) = 0 ist g proportional zu t, und die (konstante) Änderungsrate von g ist g . t 2. Beliebige Änderung a) Die durchschnittliche Änderungsrate von g im Zeitraum ∆t = [t1 ; t2 ] ist ∆g g ( t2 ) − g ( t1 ) = . ∆t t2 − t1 b) Die momentane Änderungsrate von g zum Zeitpunkt t0 ist der Grenzwert lim ∆t → 0 Ableitung der Funktion g ( t ) zum Zeitpunkt t0 , also g ′ ( t0 ) . • In Physik schreibt man einen Punkt statt des Strichs, also g ( t0 ) . • In Formeln lässt man die Variable weg, also g . 30a_zus_induktion 3/12 ∆g , also die ∆t LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Beispiele: • • • • • ∆s bzw. Momentangeschwindigkeit v = s ∆t • ∆v •• Durchschnittsbeschleunigung a = bzw. Momentanbeschleunigung a = v = s ∆t • ∆W Durchschnittsleistung P = bzw. Momentanleistung P = W ∆t • ∆Q Durchschnittsstromstärke I = bzw. Momentanstromstärke I = Q ∆t Durchschnittsgeschwindigkeit v = Induktionsgesetz und Lenzsche Regel Wir haben oben gesehen, dass zwischen den Enden einer Spule eine Spanunng induziert wird, wenn sich der magnetische Fluss in der Spule ändert. Tatsächlich ist die Induktionsspannung (pro Windung) gerade die Änderungsrate des magnetischen Flusses: Induktionsgesetz (ohne Vorzeichen): Ändert sich der magnetische Fluss Φ in einer Spule mit n Windungen, dann entsteht zwischen den Enden der Spule die Induktionsspannung • U ind = n ⋅ Φ . Nach der Produktregel ist • • • • • • U ind = n Φ = n ( BAs ) = n B As + B As = n B As + nB As . Es gibt also zwei Ursachen für das Entstehen einer Induktionsspannung: 1. Eine Änderung der magnetischen Flussdichte B. 2. Eine Änderung der vom Magnetfeld durchsetzten Fläche As . Der zweite Fall tritt auf, wenn eine Leiterschleife bzw. Spule in ein Magnetfeld eintritt oder austritt. In dieser Situation kann man die Induktionsspannung auch mit Hilfe der Formel U ind = Blvs berechnen (was meistens einfacher ist). Für Experten: Im zweiten Fall kann man die Aussage des Induktionsgesetzes aus dieser Formel für die Induktionsspannung herleiten, während man im ersten Fall die Aussage des Induktionsgesetzes nicht herleiten kann. Zweiter Grundversuch zur Induktion: In einer langgestreckten Erregerspule S1 der Länge l mit n1 Windungen befindet sich eine achsenparallele Induktionsspule S 2 der Querschnittsfläche A mit n2 Windungen. Wird S1 von einem zeitlich veränderlichen Strom I durchflossen, dann entsteht zwischen den Enden von S 2 die Induktionsspannung • • • n1 nn A • • U ind = n2 Φ = n2 ( BA ) = n2 A ⋅ B = n2 A µ 0 I = µ 0 1 2 ⋅ I . l l Ändert sich die Stromstärke im Zeitraum ∆t gleichmäßig, dann entsteht die konstante Induktionsspannung n n A ∆I U ind = µ 0 1 2 ⋅ . ∆t l 30a_zus_induktion 4/12 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Entsteht eine Induktionsspannung aufgrund der Bewegung eines Leiters in einem Magnetfeld, dann folgt die Polung der Induktionsspannung aus der Dreifingerregel für die Richtung der Lorentzkraft. Entsteht eine Induktionsspannung aufgrund der Änderung der magnetischen Flussdichte, dann kann man sich die Polung der Spannung folgendermaßen überlegen: Betrachte eine kurzgeschlossene Spule, in der die Flussdichte zunimmt. Aufgrund der Induktionsspannung fließt in der Spule ein Strom, der in der Spule ein Magnetfeld erzeugt. Dieses Magnetfeld muss dem äußeren anwachsenden Magnetfeld entgegengesetzt gerichtet sein: Wäre dieses Magnetfeld gleich gerichtet wie das äußere zunehmende Magnetfeld, dann würde die Flussdichte schneller anwachsen, also die Induktionsspannung und damit der Induktionsstrom zunehmen; also würde das Magnetfeld weiter verstärkt usw. und man hätte ein Perpetuum mobile. Aus dieser Überlegung folgt die Lenzsche Regel: Die Induktionsspannung ist so gepolt, dass der Induktionsstrom seiner Ursache entgegenwirkt. Merke: Der Induktionsstrom wirkt seiner Ursache entgegen. Ändert sich das Magnetfeld in einer Spule mit leitend verbundenen Anschlüssen, dann gibt es zwei Möglichkeiten: • Wenn das Magnetfeld zunimmt, dann wirkt der Induktionsstrom der Zunahme entgegen, indem er ein entgegengesetzt gerichtetes Magnetfeld erzeugt; • wenn das Magnetfeld abnimmt, dann wirkt der Induktionsstrom der Abnahme entgegen, indem er ein gleich gerichtetes Magnetfeld erzeugt. Betrachte eine Spule, die an eine Spannung U 0 angeschlossen ist. In der Spule ist also ein Magnetfeld. Schiebt man einen Eisenkern in die Spule, dann wird die magnetische Flussdichte erhöht; also • • ist B > 0 und damit Φ > 0 . Zwischen den Enden der Spule entsteht eine Induktionsspannung U ind . Nach der Lenzschen Regel wirkt die Induktionsspannung ihrer Ursache entgegen; also ist U ind entgegengesetzt gerichtet zu U 0 . Diese Tatsache berücksichtigt man im Induktionsgesetz (mit Vorzeichen): Ändert sich der magnetische Fluss Φ in einer Spule mit n Windungen, dann entsteht zwischen den Enden der Spule die Induktionsspannung • U ind = −n ⋅ Φ . Ändert sich Φ gleichmäßig, dann ist U ind = −n ⋅ Ändert sich Φ beliebig, dann ist ∆Φ konstant. ∆t ∆Φ ; ∆t • die durchschnittliche Induktionsspannung U ind = −n ⋅ • die momentane Induktionsspannung U ind ( t ) = −n ⋅ Φ ( t ) . • Das Vorzeichen im Induktionsgesetz spielt nur dann eine Rolle, wenn an der Spule, zwischen deren Enden eine Spannung induziert wird, eine äußere Spannung U 0 anliegt. 30a_zus_induktion 5/12 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Kraft auf einen Leiter bei Induktionsstrom Wie beim ersten Grundversuch zur Induktion bewegt sich ein Stab auf zwei parallelen Schienen, die den Abstand d haben, mit der Geschwindigkeit vs nach rechts. Zwischen den Schienen ist ein Magnetfeld der Flussdichte B, dessen Feldlinien nach hinten verlaufen. Also entsteht zwischen den Enden des Stabs bzw. zwischen den Schienen eine Induktionsspannung vom Betrag U ind = Bdv . Sind die Schienen durch einen Widerstand R leitend verbunden, dann fließt nach dem Ohmschen Gesetz durch den Widerstand, die Schienen und den Stab ein Strom der Stärke U I = ind , R wenn man den Widerstand der Schienen und des Stabs vernachlässigt. Auf den stromdurchflossenen Stab wirkt in dem Magnetfeld eine Kraft vom Betrag F = IBd . Die Richtung dieser Kraft kann man sich auf zwei Arten überlegen: 1. In dem Stab fließen die Elektronen nach unten. Nach der Dreifingerregel der linken Hand wirkt I JG JG v die Kraft nach links. F s d 2. Nach der Lenzschen Regel wirkt der Induktionsstrom seiner Ursache, also der Bewegung des R JG Leiters in dem Magnetfeld, entgegen. Also wirkt B die Kraft entgegen der Bewegungsrichtung des Stabs. Bewegt sich eine Spule mit leitend verbundenen Anschlüssen durch ein Magnetfeld, dann wirkt während des Eintritts in das Magnetfeld und während des Austritts aus dem Magnetfeld auf die Spule eine Kraft entgegen der Bewegungsrichtung. Wiederholung: JG • Wirkt auf einen Körper eine konstante Kraft F in Bewegungsrichtung längs einer Wegstrecke s, dann ist die verrichtete Arbeit bzw. übertragene mechanische Energie W = Fs . Merke: Arbeit ist Kraft mal Weg. G • Wirkt auf einen Körper, der sich mit der konstanten Geschwindigkeit v bewegt, eine JG konstante Kraft F in Bewegungsrichtung, dann ist die mechanische Leistung W Fs s P= = = F ⋅ = F ⋅ v , also t t t P = Fv. • Liegt an einem Verbraucher die konstante Spannung U und fließt ein konstanter Strom der Stärke I, dann ist die elektrische Leistung W (*) UQ Q P= = = U ⋅ = U ⋅ I , also t t t P =U I . W (*) : U = , also W = UQ Q 30a_zus_induktion 6/12 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Elektrische Wirbelfelder und Wirbelströme Um ein sich änderndes Magnetfeld ist ein elektrisches Wirbelfeld, d. h. die Feldlinien bilden geschlossene Kreise. Es gibt keinen Pluspol und keinen Minuspol. Zur Bestimmung der Richtung der elektrischen Feldlinien stellt man sich anstelle einer Feldlinie eine kreisförmige kurzgeschlossene Leiterschleife vor und verwendet die Lenzsche Regel. Achtung: Die Richtung der elektrischen Feldlinien ist definiert durch die Wirkung auf eine positive Probeladung. Abnehmendes Magnetfeld: Anwachsendes Magnetfeld: JG B JG B JG E JG E Wenn ein massiver metallischer Körper teilweise von einem Magnetfeld durchsetzt wird und sich relativ zu dem Magnetfeld bewegt, dann fließen in dem Körper Wirbelströme. Diese wirken nach der Lenzschen Regel ihrer Ursache, also der Bewegung des Körpers relativ zum Magnetfeld, entgegen. Selbstinduktion Ändert sich die Stromstärke in einer Spule und damit das Magnetfeld im Innern der Spule, dann wird zwischen den Enden der Spule eine Spannung induziert. Dieser Vorgang heißt Selbstinduktion. Anschaulich: Eine Spule „widersetzt sich“ jeder Änderung der Stromstärke. Betrachte eine langgestreckte Spule mit n Windungen, der Länge l und der Querschnittsfläche A, deren Inneres mit einem Stoff der Permeabilitätszahl µ r gefüllt ist. Wird die Spule von einem zeitlich veränderlichen Strom der Stärke I durchflossen, dann gilt für die zwischen den Spulenenden induzierte Spannung U ind : • U ind = − n ⋅ Φ = − n ( BA ) • • n n • n2 A • = − nA ⋅ B = − nA µ 0 µ r I = − nA ⋅ µ 0 µ r ⋅ I = − µ 0 µ r ⋅I. l l l • • Also ist U ind proportional zu − I , d. h. es gilt • U ind = −Proportionalitätsfaktor ⋅ I . Definition: Dieser Proportionalitätsfaktor heißt die Induktivität L der Spule: U L = − •ind . I V Vs Einheit: 1 H = 1 (Henry) =1 A A s Anschaulich: Die Induktivität ist ein Maß dafür, „wie stark“ sich eine Spule einer Änderung der Stromstärke „widersetzt“. 30a_zus_induktion 7/12 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Aus obiger Rechnung folgt mit den obigen Bezeichnungen: Eine langgestreckte Spule hat die Induktivität L = µ0 µ r n2 A . l Für Experten: Die Tatsache, dass die induzierte Spannung proportional zur Änderungsrate der U Stromstärke ist, gilt für eine beliebige Spule; also ist die Induktivität L = − •ind für eine beliebige I 2 n A Spule definiert. Dagegen gilt die Formel L = µ 0 µ r nur für eine langgestreckte Spule. l 1. Einschaltvorgang Legt man an eine Spule die (konstante) Spannung U 0 an, dann beginnt in der Spule ein Strom zu fließen, und im Innern der Spule entsteht ein Magnetfeld. Nach der Lenzschen Regel ist die Induktionsspannung so gepolt, dass sie dem Anwachsen des Magnetfelds bzw. dem Anstieg der Stromstärke entgegenwirkt. Also ist die Selbstinduktionsspannung U ind entgegengesetzt gerichtet zur äußeren Spannung U 0 , und die Stromstärke steigt nur verzögert an. Erst nach einiger Zeit (streng genommen erst für t → ∞ ) erreicht die Stromstärke ihren Maximalwert I max . Der Anstieg der Stromstärke wird umso stärker verzögert, je größer die Induktivität L der Spule ist. tein I U0 L, RL : Spule mit Eisenkern I I max Hat die Spule den ohmschen Widerstand RL , dann ist die Maximalstromstärke U I max = 0 ; RL sie hängt nicht von der Induktivität der Spule ab. L klein tein L groß t Während des Einschaltvorgangs liegt an der Spule die Spannung U ( t ) = U 0 + U ind ( t ) (*) . Zum Einschaltzeitpunkt tein ist die Stromstärke I ( tein ) = 0 . Daraus folgt und einsetzen in (*) ergibt U ( tein ) = 0 , U ind ( tein ) = −U 0 . Anschließend nimmt der Betrag von U ind ab, bis er nach einiger Zeit (streng genommen erst für t → ∞ ) Null wird. 30a_zus_induktion 8/12 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 • Aus U ( t ) = U 0 + U ind ( t ) = U 0 − L ⋅ I ( t ) und U ( tein ) = 0 folgt • U ( tein ) = U 0 − L ⋅ I ( tein ) • 0 = U 0 − L ⋅ I ( tein ) • L ⋅ I ( tein ) = U 0 L= U0 • I ( tein ) Messung der Induktivität einer Spule: Schließe die Spule an eine Spannungsquelle mit der Spannung U 0 an und zeichne den Stromstärke- verlauf I ( t ) beim Einschalten mithilfe eines Messwerterfassungssystems und eines Computers auf. Für Experten: Wenn das Messwerterfassungssystem nur Spannungen aufzeichnen kann, dann greife die an einem Abgreifwiderstand (z. B. Rabgr = 1 Ω ) entstehende Spannung ab. Zeichne nach Augenmaß die Tangente an das Schaubild von I ( t ) zum Einschaltzeitpunkt tein . Lies U0 • die Tangentensteigung ab; dies ist I ( tein ) . Berechne L = • I ( tein ) . 2. Ausschaltvorgang Trennt man die Spule von der Spannungsquelle, dann bricht der Strom in der Spule und das Magnetfeld im Innern der Spule zusammen. Nach der Lenzschen Regel fließt der Induktionsstrom in der gleichen Richtung durch die Spule wie der Strom vor dem Öffnen des Schalters. Also ist die Selbstinduktionsspannung U ind gleich gerichtet wie die ursprüngliche Spannung U 0 , und die Stromstärke fällt nur verzögert ab. taus I U0 L RL R1 I I max Erst nach einiger Zeit (streng genommen erst für t → ∞ ) fließt kein Strom mehr. L klein L groß taus t Nach dem Ausschalten wirkt in dem Stromkreis, der aus der Spule und dem Widerstand R1 gebildet wird, die Induktionsspannung U ind ( t ) , und es gilt U ind ( t ) = ( RL + R1 ) ⋅ I ( t ) . Im Moment des Ausschaltens hat der Strom noch die ursprüngliche Stärke: I aus ( t ) = I max . 30a_zus_induktion 9/12 LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Daraus folgt U ind ( taus ) = ( RL + R1 ) ⋅ I ( taus ) = ( RL + R1 ) ⋅ I max = ( RL + R1 ) ⋅ U 0 RL + R1 = ⋅U0 . RL RL >1 Im Moment des Ausschaltens ist die Induktionsspannung also größer als die ursprüngliche Spannung U 0 ! Anschließend nimmt die Induktionsspannung ab, bis sie nach einiger Zeit (streng genommen erst für t → ∞ ) Null wird. Ersetzt man den Widerstand R1 durch eine Glimmlampe (und wählt die Spannung U 0 kleiner als die Zündspannung der Glimmlampe), dann leuchtet die Glimmlampe beim Ausschalten kurzzeitig auf. Energie von Magnetfeldern Ohne Herleitung: Die Energie des Magnetfelds einer Spule der Induktivität L, die von einem Strom der Stärke I durchflossen wird, beträgt 1 Wmag = LI 2 . 2 Für die räumliche Energiedichte ρ mag = Wmag V eines homogenen Magnetfelds der Flussdichte B gilt (Betrachte für die Herleitung das Magnetfeld einer langgestreckten Spule): 2 n2 A 2 1 2 2 2 n µ µ I2 µ µ I Wmag 2 LI 1 0 r l 1 1 B2 n2 2 1 0 r l 2 = = = µ0 µr 2 I = = , ρ mag = µ0 µr 2 2 2 2 µ0 µr V Al Al l also B2 ρ mag = . 2µ0 µ r Rotation einer Spule in einem Magnetfeld Definition: Die Winkelgeschwindigkeit (oder Kreisfrequenz) ω einer gleichförmigen Kreisbewegung ist der Quotient aus dem überstrichenen Winkel ϕ (im Bogenmaß) und der dafür benötigten Zeit t: ω= Einheit: ϕ t . 1 (nicht Hz) s Berechung von ω für eine Kreisbewegung mit der Periodendauer T bzw. der Frequenz f = Nach einem vollen Umlauf ist ϕ = 2π und t = T , also ϕ 2π 2π ω= = = = 2π f . 1 t T f 2π = 2π f . Merke: ω = T 30a_zus_induktion 10/12 1 : T LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Eine Spule mit n Windungen und der Querschnittsfläche A rotiere mit der Periodendauer T bzw. der Frequenz f bzw. der Winkelgeschwindigkeit ω in einem homogenen Magnetfeld der Flussdichte B, wobei die Drehachse senkrecht zu den Feldlinien stehe. Zum Zeitpunkt t = 0 werde die Spulenfläche senkrecht von den Feldlinien durchsetzt. Nach der Zeit t hat sich die Spule um den Winkel α = ωt gedreht. JG B α 1. Herleitung mit dem Induktionsgesetz Hat sich die Spule um den Winkel α gedreht, dann gilt für die Fläche As , die senkrecht vom Magnetfeld durchsetzt wird: As = cos α , A also As = A ⋅ cos α = A ⋅ cos (ω t ) . α α A JG B As As A α Nach dem Induktionsgesetz ist • • U ind = − n ⋅ Φ = − n ⋅ ( BAs ) = − nB ⋅ As = − nB ( A ⋅ cos (ωt ) ) = − nBA ⋅ ( − sin (ω t ) ) ⋅ ω • • = nBAω ⋅ sin (ω t ) . Also ist die induzierte Spannung eine sinusförmige Wechselspannung l ⋅ sin (ω t ) U (t ) = U mit dem Maximalwert (Scheitelwert) l = nBAω . U 2. Herleitung mit Lorentzkraft Rotiert die rechteckige Leiterschleife bzw. Spule um die gestrichelt gezeichnete Drehachse, dann wird nur in den beiden achsenparallelen Leiterstücken eine Spannung zwischen den Enden der Leiterabschnitte induziert. d Die Spannung zwischen den Enden eines solchen Leiterabschnitts ist U ind = Bdvs . 30a_zus_induktion 11/12 r r LGÖ Ks Ph 12 4-stündig 30.05.2011 Die Spannungen in den beiden Abschnitten einer Leiterschleife addieren sich, und in einer Spule mit n Windungen addieren sich die Spannungen der einzelnen Windungen. Also ist die gesamte induzierte Spannung U = 2nBdvs . G JG Die Geschwindigkeit v eines Leiterabschnitts zerlegt man in eine Komponente vs senkrecht zu den JJG JG Feldlinien und in eine Komponente vp parallel zu den Feldlinien; nur die Komponente vs verursacht eine Induktionsspannung. JJG JG vp B JG G α vs v vp α vs v Es gilt vs = sin α , v also vs = v ⋅ sin α . Also ist die in einer Spule mit n Windungen induzierte Spannung U = 2nBdv ⋅ sin α = 2nBdv ⋅ sin (ω t ) . Die achsenparallelen Leiterabschnitte beschreiben eine gleichförmige Kreisbewegung mit dem Radius r und der Periodendauer T. Ihre Geschwindigkeit ist 2π r 2π = v= r = ωr . T T Also ist die induzierte Spannung U = 2nBd ⋅ ω r ⋅ sin (ω t ) = nB ⋅ 2dr ⋅ ω ⋅ sin (ω t ) . Da die Leiterschleife bzw. Spule die Querschnittsfläche A = 2 rd hat, erhält man für die induzierte Spannung das gleiche Ergebnis wie bei 1., nämlich U ( t ) = nBAω ⋅ sin (ω t ) . Für Experten: Die Herleitung mit dem Induktionsgesetz gilt für eine beliebige Spule, während die Herleitung mit Lorentzkraft nur für eine rechteckige Spule gilt. 30a_zus_induktion 12/12