Musikfest Berlin 2012 10. September Musikfest Berlin 2012 www.berlinerfestspiele.de 030 254 89 – 100 10. September John Adams Nixon in China Philharmonie bbc singers BBC S y m p h o n y O r c h e s t r a john adams Berliner Festspiele Musikfest Berlin 2012 Inhaltverzeichnis Programm4. 6. Die Handlung 9. Zum Werk Libretto16. 36. Über John Adams Die Interpreten 38. 58. Musikfest Berlin 2012 61. Impressum B i t t e s c h a lt e n S i e I h r Mob i lt e l e fon vor Beginn des Konzerts aus. Titel: Richard Nixon und Mao Tse-tung, Peking, 21. Februar 1972 3. Musikfest Berlin 2012 10. September Montag, 10. September 2012 19:00 Uhr Philharmonie 18:00 Uhr Einführung mit Habakuk Traber j o h n a da m s [*1947] nixon in china Oper in drei Akten [1985-87] Libretto von Alice Goodman Konzertante Aufführung in englischer Sprache mit deutschen Übertiteln Berliner Erstaufführung bbc singers M a tt h e w M o r l e y Einstudierung b b c s y mp h o n y o r c h e s tr a m u rr a y h i p k i n Assistant Conductor m a r k g r e y Klangregie P a u l c u rr a n Stage Director j o h n a d a m s Leitung Pausen nach dem 1. und 2. Akt Ende der Aufführung gegen 23:00 Uhr Mit freundlicher Unterstützung durch The Aaron Copland Fund for Music, Inc. Übertitel mit freundlicher Genehmigung vom Theater Freiburg / Einrichtung Franziska Noack Richard Nixon, Präsident der USA r o b e rt o rt h Bariton Pat Nixon, seine Frau j e s s i c a r i v e r a Sopran Chou En-lai, chinesischer Premierminister g e r a l d f i n l e y Bariton Mao Tse-tung, Parteivorsitzender a l a n o k e Tenor Henry Kissinger, Berater Nixons j a m e s r u t h e rf o r d Bass Chiang Ch’ing, Maos Frau k a t h l e e n k i m Sopran Nancy T’sang, erste Sekretärin Maos s t e p h a n i e m a r s h a l l Mezzosopran Zweite Sekretärin Maos l o u i s e p o o l e Mezzosopran Dritte Sekretärin Maos s u s a n p l a tt s Mezzosopran Soldaten / Minister und Minsterinnen Bankettgäste / Arbeiter und Arbeiterinnen Presse / Zuschauer Aufführungsrechte Boosey & Hawkes Bote & Bock GmbH, Berlin für Boosey & Hawkes, Inc., New York 4. 5. 10. September Musikfest Berlin 2012 nixon in china 2. Szene Am Abend. Die Nixons und Maos Frau Chiang Ch’ing sehen sich das Ballett Das rote Frauenbataillon an. Dieses ›Theater im Theater‹ versinnbildlicht die Unterdrückung in Gestalt der Tänzerin Ching-hua durch die Macht des Gutsbesitzers Lao Szu, dargestellt vom verkleideten Kissinger. Pat ist empört über die Brutalität der Szene, Richard tröstet sie (»Es ist nur ein Spiel... Entspann dich, Schatz«). Als Pat der ausgepeitschten Ching-hua zur Hilfe eilt, lässt ein tropischer Sturm die Dramatik plötzlich wechseln. Der Himmel klart auf, und der Parteiabgeordnete Hung Chang-ch’ing, gefolgt von der Frauenkompanie, beglückwünscht Ching-hua wegen ihres Mutes und nimmt sie in die Volksarmee auf. Szenenwechsel. Im Herrenhaus des Gutsbesitzers Lao Szu, der auf seinem Geburtstag den Gästen seine Strategien gegen den »Erbauer des Imperiums« verkündet, beginnen Hung, bislang unerkannt geblieben unter den Gästen, und Ching-hua eine »Revolte« – und siegen. Die Handlung 1. Akt 1. Szene Chinesisches Militär erwartet auf dem Flughafen von Peking die Ankunft der Maschine The Spirit of ’76. Nach der Landung betreten Richard Nixon, seine Frau Pat und Henry Kissinger die Gangway. Begrüßt werden sie von Premierminister Chou En-lai und einer kleinen Gruppe Offizieller. Es folgt eine Zeremonie zwischen Höflichkeit und Hinterlist, Erwartung und Argwohn. 2. Szene In Maos Arbeitszimmer. Eine Konversation zwischen Mao, seinen Sekretärinnen, Chou sowie Nixon und Kissinger beginnt als politische Diskussion, verwandelt sich aber zum Wechselspiel zugerufener Schlagworte der beiden Parteien. 3. Szene Am Abend; ein Bankett in der Großen Halle des Volkes. Euphorie herrscht bei den Delegationen unter Blitzlichtgewitter. Pat und Richard Nixon, Chou En-lai und Kissinger unterhalten sich in teils privater Melancholie (Pat: »Schnee-Mond auf unserem Weg ...«), teils politischer Metaphorik (Nixon: »... der Westwind kündigt den Frühling an ...«). Chou und Nixon beschwören daraufhin den Erfolg ihres Treffens. 3. Ak t Letzter Abend in Peking; die Bettruhe einer Staatsaktion. Alle plagt der Katzenjammer nach den zurückliegenden Ereignissen. Pat und Richard versinken in Erinnerungen an vergangene Liebesstunden ihrer ersten Bekanntschaft; Mao und seine Frau ergreift ebenso die Nostalgie, jedoch an den gemeinsamen glücksverliebten Aufbau revolutionärer Kräfte. Zurück bleibt die Atmosphäre einer apathischen Leere zwischen zwei Welten, deren wirkliches Rendezvous verpasst worden ist. 2. Akt 1. Szene Am nächsten Morgen. Pat Nixon unternimmt ihre eigene Besichtigungstour: Begrüßung von 115 Küchenhelfern des Peking-Hotels, Besuch der Volkskommune Immergrün, des Sommerpalastes, der MingGräber, der Oper. Pats Sentimentalität (»Ich behandle jeden wie Weihnachten«) und die verabredete Freundlichkeit des chinesischen Volkes (Chor: »Bitte, Mrs. Nixon ...«) bestimmen die Zweideutigkeit der Szene. 6. 7. 10. September Musikfest Berlin 2012 o p e r a l s o rt d e r d e b at t e Die individuelle Entwicklung eines unvergleichlichen Idioms repetitiver Musik hat nicht nur zum weltweiten Erfolg von John Adams als Komponist von Orchestermusik geführt, sondern stellt auch eine geradezu organische Grundlage für seine Opernmusik dar. Tatsächlich kann Adams dies seit einem Vierteljahrhundert demonstrieren, seitdem Nixon in China in Houston/Texas am 22. Oktober 1987 zur Uraufführung kam; die Oper, die dazu führte, dass der Komponist weltberühmt wurde. Mit einem flexiblen, scheinbar mühelosen und – wo passend – farbenprächtigen Einsatz des groß besetzten Orchesters als wesentlichem Aspekt seines Handwerks hat Adams ein einzigartiges Opernidiom ausgebildet. Ausgangspunkt war, auch bei seinen Orchesterwerken, die sogenannte Minimal Music seiner ein wenig älteren Kollegen: vielleicht besonders von Steve Reich, aber auch von Philip Glass, der vor Adams die Opernbühne mit seiner Trilogie der »Portrait-Opern« eroberte; den Anfang machte Glass’ Einstein on the Beach (Avignon 1976), die kürzlich in einer Neuproduktion in Montpellier, Reggio Emilia und London aufgeführt wurde. Das Vermächtnis der Minimal Music ist jedoch in John Adams’ eigenen bislang sechs Opern auf verschiedene Arten beträchtlich transformiert worden. Der direkte, emotionale Zug seiner musikalischen Sprache führt zu einer Fülle melodischer Inspirationen und zu spezifischen Lösungen in der Harmonik. Dies hat als Konsequenz, dass seine Musik in der Lage ist, gleichzeitig plastische Operncharaktere auf der Bühne zu kreieren und eine differenzierte dramatische Entwicklung für jeden Handlungsstrang einer Oper in Gang zu setzen. Diese musikalisch bedingte Dynamik ist dafür verantwortlich, dass eine Oper von John Adams bei Aufführungen völlig anders erlebt wird als eine Oper von Philip Glass. John Adams arbeitet mit Referenzen aus der Operntradition, die viele seiner Hörer leicht identifizieren können, und zieht auch zuweilen etwas aus der aktuellen Musikproduktion heran. Diese weitere Dimension seines Stils bereichert seine Musiksprache mit vielfältigen Bezügen. Das Spektrum reicht von direkten Zitaten bis zu stilistischen Andeutungen, bei denen der einzelne Hörer sich fragen wird, ob es sich um diese oder jene Vorlage handelt. Bevor einige dieser Aspekte kurz dargelegt werden, noch einige Worte über die Rolle von Peter Sellars, mit dem der Komponist im Musiktheater maßgeblich zusammenarbeitet. Ohne Peter Sellars hätte keine der Opern von John Adams ihre dramatische Tiefe und weitrei- chende Bedeutung erzielt. Sellars ist der Impulsgeber und Co-Autor sowie der Regisseur aller bisherigen Opern von Adams. Bei jedem Werk, glaube ich, wurde der Inhalt zuerst von Peter Sellars vorgeschlagen; und die Art und Weise, wie jede einzelne Oper einen anderen Kommentar zum Weltgeschehen gibt, ohne dabei propagandistisch oder parodistisch bemüht sein zu müssen, zeigt Sellars’ Ehrgeiz, Oper als etwas Aussagekräftiges für ein modernes Publikum zu gestalten und sie nicht als antiquarischen Zeitvertreib zu betrachten. Die Absicht, neue Opern direkt in der Kultur und Politik ihrer eigenen Zeit zu verwurzeln, ist eine logische Konsequenz einer solchen Haltung. Mit Nixon in China schufen Sellars und Adams – zusammen mit ihrer Librettistin Alice Goodman und dem Choreographen Mark Morris, die beide ebenso wesentlich am Entstehen der Oper beteiligt waren – einen Kommentar zu einem politischen Ereignis, dass lediglich 15 Jahre vor der Uraufführung der Oper stattfand: Der Besuch des amerikanischen Präsidenten Richard Nixon beim Vorsitzenden der Kommunistischen Partei Chinas Mao Tse-tung in Peking im Februar 1972. (Das Ehepaar Nixon, Außenminister Dr. Henry Kissinger und Madame Mao – wäre sie nicht im Gefängnis zu dieser Zeit gewesen – hätten alle, da noch am Leben, der Uraufführung von Nixon in China in Houston beiwohnen können; und tatsächlich es ist wahrscheinlich, dass Richard Nixon später die Oper über sich bei der Übertragung im amerikanischen Fernsehen sah.) Ereignisse der jüngsten Geschichte wurden in mehreren Opern von Sellars und Adams behandelt, dabei verringerte sich der zeitliche Abstand zwischen Ereignis und Oper bei den Werken: Beim Sujet einer Geiselnahme auf einem Kreuzfahrtschiff, die 1985 stattfand (The Death of Klinghoffer, 1991, ebenfalls in Zusammenarbeit mit Alice Goodman und Mark Morris), betrug dieser Abstand nur sechs Jahre; beim Rock– Musical I was Looking at the Ceiling and Then I Saw the Sky, 1995, dessen Handlung auf Geschehnissen während des Erdbebens in Los Angeles 1994 basiert, verringerte sich der zeitliche Abstand sogar auf ein Jahr. Die einzige Oper von Adams und Sellars über eine Begebenheit aus dem 20. Jahrhundert, die nicht während der Lebenszeit der meisten Zuschauer der Uraufführung stattfand, ist ihre fünfte Zusammenarbeit (Dr. Atomic, 2005). Die Handlung ist im Jahr 1945 angesiedelt, zur Zeit der ersten Atombombenversuche . Solch eine Vorgehensweise kann Kontroversen hervorrufen, vor allem, wenn heikle Fragen der Religion und der Ethnizität aufgeworfen werden. The Death of Klinghoffer, eine Oper, die sowohl reiche jüdischamerikanische Touristen als auch palästinensische Terroristen präsentiert, entfachte – wohl nicht überraschend – eine Mischung aus konstruktiver Kritik und unseliger Kontroverse. Auch Nixon in China selbst 8. 9. 10. September Musikfest Berlin 2012 war Anlass für recht gegensätzliche Ansichten über Wesen, Intention und Wirkung dessen, wie die Oper die historischen Ereignisse und Personen behandelt. Wird Richard Nixon satirisch als abgehalfterter Politiker gezeichnet? Interpretieren Sellars und Adams die Ereignisse, die in der Oper erzählt werden, auf eine besondere Weise? Oder ist die Oper ein Kommentar zum Wesen der Politik in einem allgemeinen Sinne? Unterschiedliche Urteile zielten auf alle Autoren der Oper, darunter auch Vorwürfe wie jenen, den Edward Rothstein erwähnt, dass die Autoren »sich gegen eine politische Karikatur entschieden haben, aber dann keine Ahnung hatten, wohin sie das Ganze führen sollen.« Vielleicht kann das alles gerade beweisen, dass diese Verarbeitung des Themas genau die richtige Art und Weise ist, aus dem Opernhaus einen Ort der Debatte zu machen und kein Museum. Was hat es nun schließlich mit der Bedeutung des eigentlichen musikalischen Materials und seiner kompositorischen Behandlung auf sich? Hier nur zwei kurze Beispiele zur Betrachtung: Der Prolog der Oper und der erste Chor, wenn am Pekinger Flughafen die Ankunft von Nixon und seiner Entourage erwartet wird, bedient sich auf den ersten Blick eines extrem faden Materials – im wesentlichen einer A-Moll-Tonleiter – , verarbeitet sie jedoch zu etwas, was sicherlich zu den dramatisch wirkungsvollsten Eröffnungen der ganzen Operngeschichte zählen kann. Die Passage ist durchwoben von nervöser Spannung und wirkt ahnungsvoll vor dem großartigen Augenblick, wenn die amerikanische Präsidentenmaschine »The Spirit of ’76« aufsetzt. Als Beispiel für eine musikalische Andeutung im Sinne von »Ist es das oder ist es das nicht?«: Die Musik von Richard Wagner und nicht nur das Bestreben, das John Adams erwähnte, nämlich Musik zu schreiben, die emotional genauso intensiv wie jene ist, verbirgt sich zweifellos hinter der Passage in Akt II, Szene 2 in Nixon in China, wenn die Protagonistin des Balletts zu neuem Leben erweckt wird. Selbstverständlich werden die Zuhörer jedoch ziemlich unterschiedliche Ansichten über die genauen Vorlagen haben, offensichtlich eine Absicht und tatsächlich ein Ergebnis dessen, was Alex Ross beschrieben hat als »transhistorische Mischung aus Pop aus zweiter Hand und Wagner aus zweiter Hand«. Dies macht sich diese wahrscheinlich bedeutungsvollste Szene dieser Oper zunutze. Beschwörung der amerikanischen E r fa h r u n g k ei t h pott er Übersetzung Eckhard Weber 10. Als ein Kind, das in New Hampshire aufwuchs und eine liberale Demokratin alter Schule zur Mutter hatte, eine selbstlos tätige Helferin der Partei, entwickelte ich schon früh eine Faszination für das amerikanische politische Leben. Die Stadt Concord, wo ich die High School besuchte, war das Nervenzentrum der ersten Kampagnen zur Präsidentenwahl, die alle vier Jahre durch die Stadt zogen und dabei die übliche Entladung von heißer Luft, Gratis-Schnittchen und geföhnten, händeschüttelnden Kandidaten mit sich brachten. Ich schüttelte die Hand von JFK an dem Abend, bevor er 1960 die Vorwahlen in New Hampshire gewann, und die erste Stimme, die ich abgab, war für den eigensinnigen Eugene McCarthy, dessen Kampagne von 1968 schließlich die Aufgabe von Lyndon Johnson einläutete und den langsamen Rückzug aus dem Krieg in Vietnam. So war es gewissermaßen eine natürliche Fügung, dass gerade mir der Gegenstand von Richard Nixon, Mao Tse-tung, Kapitalismus und Kommunismus als Thema einer Oper vorgeschlagen werden sollte. Die Idee kam von dem Regisseur Peter Sellars, den ich in New Hampshire getroffen hatte, passenderweise im Sommer 1983. Erst langsam, aber immerhin, begriff ich die Brillanz dieser Idee. 1983 war Nixon zum Stoff von schlechter, vorhersagbarer Komödien-Routine geworden, und es war schwierig, meine eigene Feindseligkeit – er hatte versucht, mich nach Vietnam zu schicken – von dem großen historischen Bild zu entwirren. Aber als die Dichterin Alice Goodman zustimmte, ein Libretto in Versen mit Paarreimen zu schreiben, nahm das Vorhaben plötzlich eine wundervoll vielschichtige Gestalt an, teils episch, teils satirisch, teils eine Parodie auf das politische Sich-in-Szene-Setzen, teils eine ernsthafte Untersuchung von Fragen der Geschichte, der Philosophie und sogar der Geschlechterrollen. All dies ordnete sich um sechs außergewöhnliche Persönlichkeiten: die Nixons, den Vorsitzenden Mao und Chiang Ch’ing (d.i. Maos Frau), Chou En-lai und Henry Kissinger. War das nicht etwas, das man, sowohl im Sinn einer Erzählung als auch der Charakterzeichnung, nur als Große Oper behandeln konnte? Die Vollendung von Nixon in China nahm zwei ganze Jahre in Anspruch. Während des Komponierens fühlte ich mich, als ob ich mit dem königlichen Thronfolger schwanger wäre, so groß war die Aufmerksamkeit, die sich in den Medien und der gesamten Musikszene darauf richtete. Je näher ich der Vollendung der Partitur kam, umso offensichtlicher wurde es, dass sich diese Oper auf keinen Fall einfach so aus der Werkstatt schleichen würde. Fünf Monate vor der Pre- 11. 10. September Musikfest Berlin 2012 miere in Houston gab es in San Francisco einen Durchlauf ohne Bühne und mit Klavierbegleitung, der Kritiker von zwölf Zeitungen aus dem ganzen Land anzog und sogar in den NBC-Abendnachrichten erwähnt (und grimmig abgetan) wurde. Meiner Meinung nach ist Alice Goodmans Dichtung eines der großen bis jetzt noch nicht recht gewürdigten Werke des amerikanischen Theaters. Ihre Worte sind eine Zusammenfassung, eine Beschwörung der amerikanischen Erfahrung, und ihr Richard Nixon ist unser präsidentaler Jedermann: banal, von lächerlichem Pathos, sentimental, paranoid. Jedoch verweigert Goodman ihm nicht den Versuch, eine Vision des amerikanischen Lebens auszudrücken, wenn auch eingespannt in flache Metaphern aus den Sphären von Raumfahrt und Lehrsätzen zur Geschäftemacherei. Adrienne Lobels Szene für die originale Sellars-Produktion knüpfte an die Ikonographie des chinesischen Kommunismus an. Rot, Blau und Grün erschienen klar und ungemischt und vermittelten so die Wirkung und Empfindung alter Propaganda-Literatur aus der Kulturrevolution. Die Ankunft der Nixon-Delegation im 1. Akt, ein Theater-Coup, der der Aida würdig ist (welche zufällig in Houston auf der Bühne mit Nixon konkurrierte), zeigte eine riesige Nachbildung der Air Force One, der präsidentalen 747, aus der Nixon, Pat und Kissinger herabstiegen, um von einer langen Reihe gleich gekleideter chinesischer Offizieller begrüßt zu werden. Das Ballett des 2.Aktes, Das Rote Frauenbataillon, eine Studie in Agitprop-Tanz, -Theater und -Musik, basiert auf einem politischen Tanzstück aus der Zeit der Kulturrevolution, das von Madame Mao entworfen und ideologisch aufgepolstert wurde. Die Choreographie von Mark Morris pointierte dieselben absurden Bilder durch die Tänzerinnen, die in Uniformen der Revolutionären Volksarmee gekleidet waren und Gewehre schwangen. Beim Komponieren dieser Szene setzte ich mir das entsprechende absurde Ziel, es so klingen zu lassen, als ob es sich um die Schöpfung eines Komponisten-Komitees handeln würde, bei dem niemand sicher sein konnte, was der andere tat. Darin folgte ich der Traditionslinie bei der Herstellung solcher»Volks«-kunst. Nixons Reise von 1972 war tatsächlich ein epochales Ereignis, dessen Größe sich aus unserer gegenwärtigen Perspektive schwer vorstellen lässt, und sie war genau das Richtige für Peter Sellars Vorstellungskraft als Regisseur. [...] Er verstand auf brillante Weise, wie die Diktaturen der Rechten und der Linken das Jahrhundert hindurch sorgfältig die öffentliche Meinung durch eine Form des öffentlichen Theaters und den Kult ihrer Person in der politischen Arena gesteuert hatten. Beide, Nixon und Mao, waren geschickte Manipulatoren der öffentlichen Meinung. Und die zweite Szene des 1. Aktes, das be- rühmte Treffen zwischen Mao und Nixon, führt diese zwei vielschichtigen Figuren von Angesicht zu Angesicht zusammen, in einem Dialog, der zwischen philosophischem Schlagabtausch und politischer Selbstinszenierung oszilliert. Von besonderer Bedeutung waren für mich die zwei ersten Frauenrollen, Pat und Chiang Ch’ing. Als Frauen von Politikern repräsentierten sie das Yin und Yang der beiden Alternativen des Zusammenlebens mit jemandem, der tief in Macht und politische Manipulationen eingetaucht ist. Pat war das Ideal, die Quintessenz »familiärer Werte«, eine Frau, die zu ihrem Mann stand (vorzugsweise ein oder zwei Fußlängen im Hintergrund), die seine Angelegenheiten auch als ihre Aufgabe verstand, und die ihre ganze lange Laufbahn hindurch, in den zahllosen Runden von Depressionen und vernichtenden Erniedrigungen, ein gütiges, wenn nicht stoisches Lächeln im Gesicht trug. Chiang Ch’ing begann ihre Karriere als Filmschauspielerin und trat erst später der Partei bei, begleitete Mao auf dem grausigen Langen Marsch und wurde schließlich zu der Macht hinter seinem Thron, zum Gewissen und zur bewegenden Kraft hinter dem scheußlichen Experiment zur Gesellschaftsplanung, der Kulturrevolution. In der Musik, die ich für diese zwei Frauen schrieb, versuchte ich, hinter die Karikatur ihrer öffentlichen Person zu gelangen und auf die Zerbrechlichkeit der Beziehung einer jeden zu ihrem Ehmann zu schauen. Im 2. Akt sehen wir beide in ihrer öffentlichen Rolle: Pat ist der perfekte diplomatische Gast, sie lässt sich zu einer wirbelwindartigen Stadtrundfahrt einladen, von der sie sagt, sie habe »jede einzelne Minute geliebt«. Die schrille, ätzende Chang Ch’ing unterbricht die Tanzeinlage, um den Tänzern wütende Befehle zuzubrüllen und ihr Bekenntnis zu Macht und Gewalt vorzutragen, »Ich bin die Frau von Mao Tse-tung«. Aber im letzten Akt steht sowohl im Text als auch in der Musik ihre Verwundbarkeit im Mittelpunkt, ihre verzweifelte Sehnsucht, die Zeit bis dahin zurückzuspulen, wo das Leben noch einfacher war und das Gefühlsleben weniger durch Kompromisse entstellt. Tatsächlich sind die fünf Hauptpersonen in diesem Akt alle durch ihre innersten Gedanken virtuell paralysiert. In der Einsamkeit und Abgeschiedenheit ihres oder seines Bettes kann niemand den Empfindungen der Reue entfliehen, dem Gefühl der unwiederbringlich verlorenen Zeit und der verpassten Gelegenheiten. Es fällt Chou En-lai zu, dem einzigen mit einer Prise Selbsterkenntnis, die abschließende Frage zu formulieren: »Wie viel von dem, was wir taten, war gut?« 12. 13. joh n a da ms Übersetzung Martin Wilkening 10. September Musikfest Berlin 2012 john adams Der amerikanische Komponist John Adams hat aus Elementen der Minimal Music und der Spätromantik einen kraftvollen, unverwechselbar eigenen Personalstil entwickelt, in dem zarte Lyrik und weit ausschwingende Melodiebögen ebenso ihren festen Platz haben wie große, sich über weite Strecken entwickelnde Steigerungen und wie entfesselt wirkende Klangstürme. Den Schwerpunkt seines Schaffens bilden Werke für großes Orchester und Opern, in denen sich die individuelle klangliche Phantasie und die Instrumentationskunst des Komponisten besonders eindrucksvoll zeigen. John Adams ist einer der erfolgreichsten Künstler unserer Zeit. Seit Jahren schon führen seine Werke die Liste der in den USA am häufigsten aufgeführten zeitgenössischen Kompositionen mit Abstand an. John Adams wurde 1947 geboren und wuchs an der amerikanischen Ostküste auf. Seine musikalische Ausbildung begann mit gründlichem Klarinettenunterricht, er brachte es bis zur Konzertreife auf diesem Instrument und trat als Solist auf. Von 1965 an studierte John Adams Komposition an der Harvard Universität, ohne dass ihn der dort gelehrte akademische Konstruktivismus künstlerisch befriedigen konnte. Als ihm 1972 eine Dozentur am San Francisco Conservatory angeboten wurde, griff Adams zu und siedelte nach Kalifornien über. Hier übernahm er unter anderem die Leitung des New Music Ensembles und wirkte als Berater des San Francisco Symphony. Gleichzeitig beschäftige er sich intensiv mit der Minimal Music der eine Generation älteren Komponisten wie Steve Reich und Philip Glass. Diese Auseinandersetzung wirkte wie eine Initialzündung auf Adams’ Schaffen. Die neu entstandenen Werke wie Phrygian Gates für Klavier (1977) zeigen bereits allgemeine Charakteristika seines Schaffens wie die großzügige, aber nie weitschweifige Formdisposition, die von den älteren Minimalisten übernommene Arbeit mit repetitiven, sich allmählich verändernden Strukturen und die tonal verfasste Harmonik. Dabei gelingen Adams beim Wechsel zwischen verschiedenen Klangräumen immer wieder verblüffende harmonische Wirkungen. In Expertenkreisen wurde John Adams nun zunehmend beachtet, er fand auch einen Verlag und eine Schallplattenfirma, mit denen er bis heute zusammenarbeitet. Den eigentlichen Durchbruch brachte dann 1987 die Houstoner Uraufführung der Oper Nixon in China. Der internationale Erfolg des Werkes war keineswegs selbstverständlich, werden in ihm doch ungeschriebene Gesetze des Genres ignoriert. Denn die Handlung der Oper basiert weder auf einer literarischen Vorlage noch spielt sie in einer fernen oder unbestimmten Zeit, 48. joh n a da ms Foto Lambert Orkisl sondern in der jüngsten Vergangenheit. Überdies bezieht sie sich noch auf ein konkretes politisches Ereignis, den ersten Besuch eines amerikanischen Präsidenten im kommunistischen China, den die meisten Zuschauer der Premiere noch am Fernseher verfolgt haben. Adams und seinen Mitstreitern, dem Regisseur Peters Sellars und der Librettistin Alice Goodman, mit denen sich eine weitere produktive Zusammenarbeit entspann, gelang es in ihrem Werk, die Ereignisse auf allgemein menschliche Erfahrungen und Situationen hin durchsichtig zu machen und die Zuschauer mit den Protagonisten mitfühlen zu lassen. Nicht zuletzt zeigt John Adams in Nixon in China, wie in vielen anderen seiner Werke, einen in der Musik unserer Zeit seltenen Witz und Humor. Seit Nixon in China hat John Adams eine Fülle von Werken komponiert, die häufig einen konkreten Bezug zum Leben in Amerika haben. Der Rahmen ist dabei denkbar weit gesteckt und reicht von der Inspiration durch die amerikanische Alltags- und Populärkultur bis zu explizit politischen Kompositionen wie dem Chorwerk On the Transmigration of Souls zum Gedenken an die Anschläge vom 9. September 2001. Seit langem schon tritt John Adams mit einem Repertoire, das um die eigenen Werke zentriert, aber keineswegs auf sie beschränkt ist, als Dirigent auf. Auch die Ersteinspielung zahlreicher seiner Werke hat John Adams selbst geleitet. Im Jahr 2008 erschien seine Autobiographie Hallelujah Junction, die ein glänzendes Presseecho gefunden hat. Für sein Schaffen und Wirken ist John Adams mit zahlreichen bedeutenden Auszeichnungen geehrt worden. 49. Musikfest Berlin 2012 Interpreten jessica rivera Jessica Rivera hat mit vielen Komponisten wie John Adams, Gabriela Lena Frank, Osvaldo Golijov und Nico Muhly zusammengearbeitet. Sie tritt regelmäßig mit Dirigenten wie Gustavo Dudamel, Bernard Haitink, Esa-Pekka Salonen und Michael Tilson Thomas auf. A Flowering Tre e von Joh n Ad a m s s a n g sie i n Bernard Haitink, dem Orchestra of St Luke’s unter Sir Roger Norrington und dem San Francisco Symphony unter Michael Tilson Thomas. workest und den Berliner Philharmonikern. Seine Diskographie umfasst Aufnahmen mit Sir Simon Rattle, Antonio Pappano, Bernard Haitink, Nikolaus Harnoncourt, Kurt Masur und Vladimir Jurowski. Den Grammy erhielt er für eine CD mit Schumanns Dichterliebe sowie für eine CD mit Liedern von Samuel Barber. robert ort h r o b e rt o rt h ger a ld fi n ley Foto Sim Canetty-Clarke Der Bariton Robert Orth ist regelmäßiger Gast der großen Opernhäuser der USA. Er wurde sowohl an der New York City Opera und als auch an der Seattle Opera zum Künstler des Jahres gewählt. Jüngste Engagements waren u.a. Richard Nixon (Nixon in China) bei der Canadian Opera Company, an der Vancouver Opera, Opera Colorado, Cincinnati Opera und am Opera Theater of St. Louis, die Uraufführung von Jake Heggies Moby-Dick an der Dallas Opera und der San Diego Opera, die Uraufführung von André Previns Brief Encounter mit der Houston Grand Opera und die Uraufführung von Ricky Ian Gordons The Grapes of Wrath an der Minnesota Opera. Einige weitere der vielen Höhepunkte seiner Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Opern waren The Aspern Papers von Dominick Argento am Kennedy Center Washington DC, Argentos A Water Bird Talk in Chicago und Indianapolis, Six Characters in Search of an Author von Hugo Weisgall, die Titelpartie in Stewart Wallaces Harvey Milk an der Houston Grand Opera, New York City Opera und der San Francisco Opera, Daron Hagens Shining Brow und die Weltpremiere von Heggies Dead Man Walking an der San Francisco Opera. gerald finley j essica r i v er a Foto Ken Howard Produktionen des New Crowned Hope Festival und an der Cincinnati Opera, sowie konzertant mit den Berliner Philharmonikern unter Sir Simon Rattle. Unter der Leitung des Komponisten führte sie das Werk mit dem San Francisco Symphony, dem Los Angeles Philharmonic Orchestra, dem Orchestra of St Luke’s und dem London Symphony Orchestra auf. Mit dem LSO hat sie es auch auf CD eingespielt. Ihr europäisches Operndebüt gab sie als Kitty Oppenheimer in Adams’ Doctor Atomic an der Niederländischen Oper, eine Rolle, die sie auch an der Chicago Lyric Opera und und der Finnish National Opera sang. Die Amsterdamer Aufführung ist auf DVD erschienen. Zu den aktuellen Auftritten zählen Konzerte mit dem St. Louis Symphony Orchestra unter David Robertson, dem Cleveland Orchestra unter Franz WelserMöst, dem Chamber Orchestra of Europe unter 50. Der kanadische Bariton Gerald Finley begann als Chorsänger in Ottawa. Er studierte in Großbritannien am Royal College of Music, King‘s College, Cambridge und am National Opera Studio. Seit seinen ersten Auftritten in Glyndebourne im Mozart-Fach tritt er an den großen Opernhäusern von London, Berlin, Paris, Amsterdam, Salzburg, New York, Chicago, San Francisco und Wien in einer Vielzahl von Rollen auf. Sein Don Giovanni wurde in Salzburg, München, Wien, Prag, Rom, New York, Paris, Tel Aviv, Budapest und London gefeiert. Er hat viele Hauptrollen zahlreicher Uraufführungen gestaltet, u.a. in Doctor Atomic von John Adams an der Metropolitan Opera New York und in L‘amour de loin von Kaija Saariaho. Jüngste herausragende Erfolge konnte er als Hans Sachs (Meistersinger) in Glyndebourne und Eugen Onegin am Royal Opera House Covent Garden erzielen. Er konzertiert häufig mit dem New York Philharmonic, dem Boston Symphony, dem London Symphony, dem Concertgebou- a l a n ok e Alan Oke Alan Oke studierte an der Royal Scottish Academy of Music and Drama und bei Hans Hotter in München. Nach einer erfolgreichen Karriere als Bariton gab er sein Debüt als Tenor im Jahr 1992 an der Garsington Opera. Als Mitglied der Opera Holland Park hat er seitdem Rollen wie Rodolfo (La Bohème), Alfredo (La Traviata), Pinkerton (Madama Butterfly) und Florestan (Fidelio) gesungen. Außerdem ist er in Katja Kabanova, Jenufa, Lulu, Le nozze di Figaro und Luisa Miller aufgetreten. Gastspiele führten ihn u.a. an die Metropolitan Opera, Royal Opera Covent Garden, English National Opera, Boston Opera und nach Glyndebourne sowie zu Festivals in Edinburgh, Aldeburgh, Bregenz, Ravenna und zu den BBC Proms. Sein Konzertrepertoire umfasst Beethovens Missa solemnis und 51. Musikfest Berlin 2012 Interpreten die 9. Symphonie, Mendelssohns Elias, Bachs hMoll-Messe, Janáčeks Glagolitische Messe, Brittens Spring Symphony und das War Requiem, Elgars The Dream of Gerontius, Birtwistles The Mask of Orpheus und Schönbergs Gurrelieder. Besonders gefeier t w urde seine Interpretation de s Aschenbach in Brittens Death in Venice beim Aldeburgh Festival, den Bregenzer Festspielen, an der Canadian Opera und der Opéra de Lyon, ebenso die Uraufführung von Turnages Anna Nicole am Covent Garden und Die Sache Makropulos an der Metropolitan Opera. Zukünftige Engagements führen Alan Oke an die Welsh National Opera, die Metropolitan Opera und nach Covent Garden. ja m es ru t h erfor d Foto Sussie Ahlburg Graz. Dort sang seinen ersten Hans Sachs (Die Meistersinger von Nürnberg), Barak (Die Frau ohne Schatten), Germont (La Traviata), Jago (Otello) und Orest (Elektra). 2010 debütierte er bei den Bayreuther Festspielen als Hans Sachs, die gleiche Rolle sang er dort auch im Folgejahr. Zu seinen weiteren Opern-Engagements gehören Jochanaan (Salome) in Wien; Hans Sachs in Hamburg, Wien, Köln und Budapest, Mandryka (Arabella) in Amsterdam, sowie Germont, Mandryka und die Titelpartie in Der fliegende Holländer in Hamburg. Er singt Le Roi (in Massenets Le Cid) in Valencia, Paolo Orsini (Rienzi) am Teatro Real Madrid und die Titelpartie in Falstaff in Graz. j a m e s r u t h e rf o r d James Rutherford wurde in Norwich geboren. Er studierte Theologie an der Universität Durham, bevor er sein Studium am Royal College of Music und am National Opera Studio in London begann. Er erhielt zahlreiche Stipendien und Preise, im Jahr 2000 wurde er BBC New Generation Artist. 2006 gewann er den Internationalen Wagner-Wettbewerb der Seattle Opera. Er ist an der English- und Welsh National Opera, der Opera North, der Pariser Opéra, der Royal Opera Covent Garden, der Staatsoper Berlin, Chicago Lyric Opera und der San Francisco Opera aufgetreten. Im Konzertsaal tritt er regelmäßig bei den großen britischen Festivals und mit den großen englischen Orchestern auf sowie mit den Berliner Philharmonikern, dem Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, dem SWR-Orchester und dem Orchester der Bayerischen Staatsoper unter Dirigenten wie Sir Colin Davis, Sir Mark Elder, Thomas Hengelbrock , Christopher Hogwood, Charles Mackerras, Sir Roger Norrington, Sakari Oramo, Sir Simon Rattle, Donald Runnicles und Leonard Slatkin. Im Jahr 2009 begann er eine enge Verbindung mit der Oper kath le en ki m Die koreanische Sopranistin Kathleen Kim erregte internationales Aufsehen, als sie 2007 erstmals an der Metropolitan Opera auftrat. An diesem Haus hat sie seither mehrfach in Rollen des Koloraturfachs reüssiert, zuletzt als Madame Mao in Nixon in China unter der Regie von Peter Sellars und der Leitung des Komponisten und als Zerbinetta in Ariadne auf Naxos unter Fabio Luisi. Auch Barockwerke hat Kathleen Kim oft gestaltet, z.B. an der Central City 52. Satyagraha von Philip Glass an der English National Opera, die Titelpartie in Maria Stuarda an der Opera North und Erika in Barbers Vanessa an der Pacific Opera Victoria. Konzertpartien hat sie beim Hallé Orchester, dem English Chamber Orchestra, der Britten Sinfonia und der Birmingham Contemporary Music Group gesungen. Mozarts Requiem hat sie mit dem Orchestre de Bretagne und der Northern Sinfonia aufgeführt, Elgars The Dream of Gerontius mit dem Hallé Orchester und ein neues Werk von Michel van der Aa mit dem BBC Symphony Orchestra. In diesem Jahr trat Stephanie Marshall u.a. als Octavian (Der Rosenkavalier) an der English National Opera auf. Nachfolgende Engagements beinhalten Nancy in Brittens Albert Herring an der Pacific Opera Victoria. k at h leen k i m Foto Dario Acosta Opera Colorado in Händels Rinaldo und Amadigi di Gaula sowie als Agrippina an der Boston Lyric Opera. In der vergangenen Saison hat sie mehrere Rollendebüts absolivert, darunter die Titelrolle in Donizettis Lucia di Lammermoor an der Sarasota Opera, die Fee in Massenets Cendrillon an der Opéra de Lille und die Rollen von Feuer, Prinzessin und Nachtigall in Ravels L‘enfant et les sortilèges in Glyndebourne. Im Konzertsaal sang sie Mozarts Messe c-Moll KV 427 mit dem Oslo Philharmonic Orchestra unter Manfred Honeck. louise poole Louise Poole studierte an der Guildhall School of Music and Drama und am National Opera Studio. Zu ihren Opern-Engagements gehören die Titelpartie in Carmen an der London City Opera, Ruggiero in Alcina bei der English Touring Opera, Olga in Eugen Onegin an der English National Opera und der Opéra de Lille, Partien in Albert Herring, Die Zauberflöte und Die Krönung der Poppea mit Glyndebourne on Tour sowie Hippolyta in Brittens A Midsummer Night‘s Dream an der Glyndebourne Festival Opera. Als Konzertsängerin hat sie u.a. Händels Dixit Dominus und Vivaldis Gloria in St. John‘s, Händels Messias in der Royal Festival Hall, Birmingham Symphony Hall und Royal Albert Hall gesungen. Sie ist in Beethovens Neunter Symphonie im Barbican aufgetreten und hat die britische Premiere von Maxwell Davies’ Canticum Cantorum gesungen. In Canterbury hat sie Mozarts Requiem und Elgars The Apostles aufgeführt. Zu den jüngsten Engagements von Lousie Poole zählen Rinaldo mit Glyndebourne on Tour, Elgars The Dream of Gerontius in der King’s College St e p h a n i e m a r s h a l l Stephanie Marshall studierte an der McGill University Montreal und an der Royal Academy of Music in London. 2001 war sie Gewinnerin des Kathleen Ferrier Award. Als Mitglied der English National Opera sang sie Rollen wie Cherubino (Le nozze di Figaro), Wellgunde (Rheingold und Götterdämmerung) und Mercedes (Carmen). Außerdem sang sie die Rolle der Offred in der britischen Premiere von Poul Ruders’ The Handmaid’s Tale, diese Partie gestaltete sie auch an der Canadian Opera Company. Weitere Engagements beinhalteten Holsts Savitri am King’s Place; Rollen in Wagners Parsifal und in 53. Musikfest Berlin 2012 Interpreten Chapel Cambridge, Messias mit dem Keele Bach-Choir, Vivaldis L’Olimpiade mit La Serenissima, und Mozarts Requiem in der Cadogan Hall und mit dem Hallé Orchestra. M u rr a y H i p k i n Murray Hipkin studierte an der York University, der Guildhall School of Music and Drama und am National Opera Studio und arbeitete u.a. an der Opéra de Lyon, der Scottish Opera und Opera Brava. Seit 1995 ist er Mitglied der English National Opera. Dort ist er als Korrepetitor und Orchester-Pianist an zahlreichen Produktionen (u.a. Nixon in China) und als assistierender Dirigent tätig, zuletzt für The Death of Klinghoffer, Madam Butterfly und Dr. Dee. Als Dirigent leitete er u.a. Werke von Gilbert and Sullivan an der ENO und zahlreiche Aufführungen britischer Operngruppen. Mit John Adams erarbeitete er Aufführungen und die Verfilmung von The Death of Klinghoffer. Im kommenden Jahr wird er Brittens War Requiem beim Konzerthausorchester Berlin leiten. s u s a n p l a tt s Die in Großbritannien geborene kanadische Mezzosopranistin Susan Platts wurde vor allem für ihre Mahler-Interpretation bekannt. Im Jahr 2004 wurde sie für die Protégé Arts Initiative von Jessye Norman ausgewählt die weiterhin ihre Mentorin ist. 2010 schrieb der kanadische Komponist Marjan Mozetich, für sie das Werk Under the Watchful Sky, das sie mit dem Quebec Symphony Orchestra unter Yoav Talmi uraufführte. Sie sang an der Mailänder Scala, am Teatro di San Carlo, Neapel, in der Carnegie Hall und am Lincoln Center in New York. Sie trat u.a. mit den Orchestern von Montreal, Cleveland, Philadelphia und Minnesota, dem Orchestre de Paris und dem Los Angeles – und St. Paul Chamber Orchester auf. Unter den Dirigenten, mit denen sie zusammengearbeitet hat, sind Yannick Nézet-Séguin, Roberto Abbado, Sir Andrew Davis, Christoph Eschenbach, Eliahu Inbal, Kent Nagano, Sir Roger Norrington, Itzhak Perlman und Pinchas Zukerman. Susan Platts hat Mahlers Das Lied von der Erde mit dem Tokyo Metropolitan Orchestra unter Gary Bertini und die Lieder eines fahrenden Gesellen mit den Smithsonian Chamber Players und Santa Fe Pro Musica aufgenommen, Lieder von Brahms mit Steven Dann und Lamert Orkis eingespielt, eine CD geistlicher Kunstlieder mit Dalton Baldwin und ihre erste Solo-CD mit Liedern von Brahms, Robert und Clara Schumann. p a u l c u rr a n Der Regisseur Paul Curran ist Absolvent des National Institute of Dramatic Art, Sydney, und der Finnischen Nationaloper. 2007-11 war er künstlerischer Leiter der Norwegischen Nationaloper. Arbeiten der aktuellen Saison sind Zauberflöte für die Norwegische Nationaloper, Rusalka am New National Theatre Tokio, Pagliacci am Königlich Dänischen Theater, Tosca für die Canadian Opera Company, Albert Herring für die Los Angeles Opera und eine neue Produktion von A Midsummer Night’s Dream für die Oper Rom. Zu seinen bekanntesten Regiearbeiten zählen Die Zarenbraut für die Royal Opera Covent Garden, Tannhäuser an der Mailänder Scala, La Bohème, Billy Budd, Albert Herring und Peter Grimes für die Santa Fe Opera, I Lombardi in Florenz, Die Fledermaus und Die Krönung der Poppea am Royal College of Music; Ariadne auf Naxos und Daphne (DVD) am La Fenice Venedig, Cherubin (DVD) in Cagliari, Peter Grimes und Othello in Triest; Peter Grimes für die Washington National Opera, Il trovatore (DVD) in Rom, Bologna 54. bbc si nger s Foto John Wood und Tokio sowie Tristan und Isolde für das BBC Symphony Orchestra. Zukünftige Engagements von Paul Curran beinhalten Neuproduktionen von La Donna del Lago an der Santa Fe Opera und Tristan und Isolde am La Fenice. Sopran: Jennifer Adams-Barbaro, Ildikó Allen, Sarah Dacey, Margaret Feaviour, Amy Moore, Elizabeth Poole, Olivia Robinson, Alison Smart, Emma Tring Alt: Lynette Alcántara, Julia Batchelor-Walsh, Morag Boyle, Margaret Cameron, Jacqueline Fox, Ruth Gibbins, Vanessa Heine, Cherith Millburn-Fryer, Stephanie Seeney Tenor: Christopher Bowen, Edward Goater, Stephen Jeffes, Robert Johnston, Neil MacKenzie, Andrew Murgatroyd, Gerard O’Beirne, Alastair Putt, Philip Salmon Bass: Stephen Charlesworth, Charles Gibbs, Jamie W Hall, Tom Oldham, Adrian Peacock, Paul Parfitt, Edward Price, Andrew Rupp, John Ward bbc singers Die BBC Singers sind eine vitale Ressource der Musik-Produktion der BBC und ein wichtiger Teil des britischen Musiklebens. Das 24-köpfige Ensemble hat ein einzigartiges Repertoire von Byrd bis Birtwistle, von Tallis bis Takemitsu. Die Aufführung von neuesten Partituren brachte das Ensemble mit wichtigen Komponisten und Dirigenten des 20. und 21. Jahrhunderts zusammen, unter ihnen Poulenc, Britten und Pierre Boulez. Die BBC Singers konzertieren in ganz Großbritannien und im Ausland. Sie arbeiteten regelmäßig mit den Orchestern der BBC zusammen sowie mit Ensembles für historische Aufführungen und für zeitgenössische Musik. Die Tätigkeit des Chores schließt regelmäßige Zusammenarbeit mit Jugend- und Amateur-Chören, jungen Sängern und Dirigenten ein. Chief Conductor David Hill Principal Guest Conductors Paul Brough, Bob Chilcott Conductor Laureate Stephen Cleobury Associate Composer Gabriel Jackson General Manager Paul Hughes Choral Manager Helen Blythe Tours Manager Kathryn Aldersea Co-ordinator Ruth Potter 55. Musikfest Berlin 2012 Interpreten niertes Projekt am Barbican Centre sind die »Total Immersion Days«, an denen jeweils über einen Tag hinweg das Schaffen eines zeitgenössischen Komponisten intensiv beleuchtet wird. In dieser Saison sind die Immersion Days Jonathan Harvey, Brett Dean und Arvo Pärt gewidmet. Ein be sonderer progra mmatischer Schwerpunkt des Orchesters in dieser Saison bildet das symphonische Schaffen von Jean Sibelius. Das BBC Symphony Orchester hat in seiner Geschichte begehrte Künstler als Chefdirigenten an sich binden können, zu denen unter anderem der Gründungsdirigent Sir Adrian Boult, der dem BBC Symphony Orchestra 20 Jahre lang vorstand, Colin Davis und Pierre Boulez gehören. Seit dem Jahr 2006 war Jiří Bělohlávek Chefdirigent des Orchesters, die Position des Prinzipal Guest Conductors hat David Robertson inne. Fest mit dem Orchester ist zudem sein langjähriger Chefdirigent (1989 2000) und nunmehriger Ehrendirigent Sir Andrew Davis verbunden. Als Designierter Chefdirigent hat der Finne Sakari Oramo, ehemals Nachfolger Sir Simon Rattles beim City of Birmingham Symphony Orchestra, die Leitung des BBC Symphony Orchestra übernommen. Die Diskographie des Orchesters ist so umfangreich wie vielfältig. Tondokumente von bedeutendem historischen Wert stehen neben aktuellen Produktionen wie der Aufnahme von Janáčeks selten zu hörender Oper Die Ausflüge des Herrn Brouček, die 2008 von der renommierten Zeitschrift Gramophone als Opernaufnahme des Jahres ausgezeichnet wurde. Neben seiner Konzerttätigkeit engagiert sich das BBC Symphony Orchestra im Bildungsbereich und bietet das ganze Jahr über verschiedenen Projekte wie spezielle Familienkonzerte, Workshops in Schulen und das sehr erfolgreiche BBC SO Family Orchestra an. b b c s y mp h o n y o r c h e s tr a Seit seiner Gründung im Jahr 1930 spielt das BBC Symphony Orchestra eine zentrale Rolle im britischen Musikleben. Als wichtigster unter den sechs Klangkörper der BBC ist es das musikalische Aushängeschild des Senders, der die Konzerte des Orchesters im Radio und etliche auch im Fernsehen überträgt. Mit jährlich mindestens 12 Konzerten bildet das Orchester das Rückgrat der berühmten Londoner Sommerkonzerte, der Proms, und bestreitet dabei traditionell sowohl das Eröffnungs- wie das Abschlusskonzert, die in alle Welt übertragene »Last Night of the Proms«. In den letzten Jahren haben seine Konzertreisen das BBC Symphony Orchestra unter anderem nach Japan, Südkorea, China, Taiwan und Deutschland geführt, wo es 2009 auch beim Musikfest Berlin auftrat. Neben der Pflege des traditionellen Repertoires hat sich das Orchester in einem weit über das Gewöhnliche hinausgehenden Maß der Pflege zeitgenössischer Werke und der Musik des 20. Jahrhunderts verschrieben. Seit seinem Bestehen hat es über 1000 Werke zur Uraufführung oder zur britischen Erstaufführung gebracht. Schon Arnold Schönberg und Anton Webern haben mehrfach als Dirigent eigener Kompositionen vor dem BBC Symphony Orchestra gestanden und auch Werke von Dimitri Schostakowitsch und Sergej Rachmaninow sind erstmals von diesem Orchester dem englischen Publikum vorgestellt worden. Mit Komponisten wie Luciano Berio, György Ligeti, Elliott Carter, Pierre Boulez, Hans Werner Henze und Kaija Saariaho lässt sich diese Linie bis in unsere Tage weiterführen. Um die Neue Musik hat sich das BBC Symphony Orchestra auch durch die kontinuierliche Vergabe von Kompositionsaufträgen verdient gemacht. Das BBC Symphony Orchestra arbeitet eng mit dem Barbican Centre, dem größten Kulturzentrum Londons, zusammen und veranstaltet dort eine eigene Konzertreihe. Ein ambitio56. bbc sy mphon y orch estr a Foto Lara Platman Besetzung Sakari Oramo Chief Conductor Designate Jiří Bělohlávek Conductor Laureate Sir Andrew Davis Conductor Laureate Semyon Bychkov Günter Wand Chair Oliver Knussen Artist in Association Violine I: Laura Samuel (Leader), Richard Aylwin, Jeremy Martin, Frances Dewar, Regan Crowley, Shirley Turner Violine II: Emily Davis, Ruth Hudson, Daniel Meyer, Lucy Curnow, Tammy Se, Caroline Cooper Viola: Norbert Blume, Caroline Harrison, Philip Hall, Matthias Wiesner Violoncello: Sue Monks, Graham Bradshaw, Tamsy Kaner, Marie Strom Kontrabass: Donald Walker, Richard Alsop, Marian Gulbicki Flöte: Daniel Pailthorpe, Rebecca Larsen Oboe: David Powell, Alison Teale Klarinette: Richard Hosford, Jessica Lee Bassklarinette: Emma Canavan Saxophon: Martin Robertson, Peter Davis, Timothy Holmes, Christopher Caldwell Trompete: Gareth Bimson, Martin Hurrell, Joseph Atkins Posaune: Helen Vollam, Dan Jenkins, Robert O’Neill Schlagzeug: Alex Neal Klavier: Liz Burley, Stephen Betteridge Synthesizer: Ian Ryan General Manager Paul Hughes Orchestra Manager Susanna Simmons Concerts Manager Marelle McCallum Tours Manager Kathryn Aldersea Senior Librarian Moira Webber Senior Stage Manager Rupert Casey Stage Manager Michael Officer Road Manager Simon Halliwell Broadcast Assistant Dean Craven 57. Musikfest Berlin 2012 Musikfest Berlin Künstlerische Dr . W i n r ich Hopp Leitung Organisationsleitung A n k e Buck en t i n Organisation Ch loË R ich a r dson, I na St effa n Programmheft Redaktion Komponisten- und Künstlerbiographien Mitarbeit Grafisches Konzept Gesamtherstellung Ber n d K rüger Dr . Volk er Rü lk e J u li a n e K au l St u dio CRR, Zü r ich M EDI A LIS Offset druck GmbH, Ber li n © 2012 Berliner Festspiele und Autoren Veranstalter Berliner Festspiele Ein Geschäftsbereich der Kulturveranstaltungen des Bundes in Berlin GmbH Gefördert durch den Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien In Zusammenarbeit mit der Stiftung Berliner Philharmoniker Intendant Dr . T homas Ober en der Kaufmännische Geschäftsführung Ch a r lot t e Si eben M e d i e n partn e r Pa r t n e r