Geflatter im Löwengehege?! - Stiftung Schweizer Jugend forscht

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STUDIENWOCHE „VERHALTENSBIOLOGIE IM ZOO ZÜRICH“ VON SCHWEIZER JUGEND FORSCHT 2013
Geflatter im Löwengehege?!
Das innerartliche und zwischenartliche Distanzverhalten von Fischertukanen
und Goldgelben Löwenäffchen im Zoo Zürich im Vergleich
Kathrin Tanner, 1996, Kurzzeitgymnasium Musegg Luzern
Ronja Murbach, 1996, Freies Gymnasium Zürich
25.11.2013
Betreuer:
Franziska Heinrich, dipl. Zool. Uni Zürich
Thomas Winzeler, dipl. Natw. ETH
Hier wird das Distanzverhalten zwischen Fischertukanen und Goldgelben Löwenäffchen untersucht.
Inhalt
1.
Einleitung ..................................................................................................................................... - 2 1.1 Hintergrundinformationen und Ziel .......................................................................................... - 2 1.2 Fragestellungen ......................................................................................................................... - 3 1.3 Hypothesen ............................................................................................................................... - 3 -
2.
Material und Methoden .............................................................................................................. - 4 -
3.
Resultate...................................................................................................................................... - 6 3.1 Distanzverhalten........................................................................................................................ - 6 3.2 Ortnutzung ................................................................................................................................ - 7 3.3 Höhenverhalten......................................................................................................................... - 9 3.4 Interaktionen ............................................................................................................................. - 9 -
4.
Diskussion .................................................................................................................................. - 10 -
5.
Schlussfolgerungen.................................................................................................................... - 12 -
6.
Dank........................................................................................................................................... - 13 -
7.
Literaturverzeichnis ................................................................................................................... - 13 7.1 Quellen .................................................................................................................................... - 13 -
8.
Anhang....................................................................................................................................... - 14 Nr.1: Protokollblatt........................................................................................................................ - 14 Nr.2: Interview mit Thomas Heer .................................................................................................. - 15 Nr.3 Diagramme zum Distanzverhalten ........................................................................................ - 17 -
-1-
1. Einleitung
1.1 Hintergrundinformationen und Ziel
In dieser Woche haben wir uns speziell mit dem Verhalten von Fischertukanen und
Goldgelben Löwenäffchen befasst. Speziell interessierte uns hierbei, wie es möglich ist, dass
zwei so unterschiedliche Tierarten zusammen im selben Gehege leben können. Die Tiere
teilen sich den gleichen Lebensraum und können sich so auch zu jeder Tageszeit und in jeder
Situation beeinflussen.
Im Zoo Zürich gibt es momentan zwei Goldgelbe Löwenäffchen, ein Weibchen und ein
Männchen:


Löwenäffchen Männchen: geboren am 17.3.07 (6.5 Jahre) in Münster (De)
Löwenäffchen Weibchen: geboren am 21.10.09 (4 Jahre) in Appendorn (NE)
Das Goldgelbe Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) gehört zur Familie der Krallenaffen
und hat dementsprechend auch die typischen Krallen an Händen und Füssen. Eine
Besonderheit, die sie aufweisen, ist die löwenähnliche Mähne mit der typischen Goldfarbe.
Heute kommen die Goldgelben Löwenäffchen vor allem im Tropischen Regenwald in
Brasilien vor. Leider ist diese Art, wie viele weitere Bewohner des Regenwaldes, vom
Aussterben bedroht, was vor allem mit der Zerstörung ihres Lebensraumes zusammenhängt.
Im selben Gehege leben noch zwei Fischertukane:


Tukan Männchen: geboren im Jahr 2011 (2 Jahre) im Papiliorama (CH)
Tukan Weibchen: geboren im Jahr 2003 (10 Jahre) in einem Zoo in Schweden
Der Fischertukan oder Regenbogentukan (Ramphastos sulfuratus) gehört zu den
Spechtvögeln, welche die Familie der Tukane beinhalten. Auffällig ist ihr grosser bunter
Schnabel, der bis zu 16.5 cm lang werden kann. Auch sie leben im tropischen Regenwald in
Südamerika, sind jedoch weniger stark bedroht als die Goldgelben Löwenäffchen.
Unser Ziel war, herauszufinden, wie das Zusammenleben von Fischertukanen und
Goldgelben Löwenäffchen im Zoo Zürich funktioniert. Da das Distanzverhalten als guter
Indikator für die Beziehung zwischen verschiedenster Tieren gilt, haben wir uns in unserer
Arbeit diesem Thema gewidmet. Dabei haben wir auch die Ortnutzung der Tiere mit
einbezogen und darauf geachtet, ob und wie die Tiere untereinander interagieren.
-2-
1.2 Fragestellungen
Wir haben uns mit diesem Projekt folgenden Fragestellungen gewidmet:
1. Unterscheiden sich die Distanzen zwischen Tukanen und Goldgelben Löwenäffchen
(zwischenartliche Distanz) und die Distanzen zwischen den Individuen derselben Art
(innerartliche Distanz)?
2. Wo halten sich die Tiere im Gehege auf?
3. Gibt es Interaktionen zwischen Tukanen und Goldgelben Löwenäffchen?
1.3 Hypothesen
Aus den oben genannten Fragestellungen ergaben sich folgende Hypothesen:
1. Null-Hypothese: Die Distanz zwischen Tieren derselben Art ist gleich gross wie die
Distanz zwischen Tieren unterschiedlicher Art.
Alternativ-Hypothese: Die Distanz zwischen Tieren der gleichen Art ist kleiner als die
Distanz zwischen Tieren unterschiedlicher Art.
2. Null Hypothese: Die Tiere sind gleichmässig über das Gehege verteilt.
Alternativ Hypothese: Die Tiere halten sich an bestimmten Orten häufiger auf.
3. Null Hypothese: Es gibt keine Interaktionen zwischen Tukanen und Goldgelben
Löwenäffchen.
Alternative Hypothese: Die beiden Tierarten interagieren miteinander.
-3-
2. Material und Methoden
Bei unserer Forschung haben wir verschiedene Materialien benötigt. Wir benutzten die
Stoppuhr unserer Handys, um definierte Zeitintervalle zu erhalten und führten unsere
Messungen auch immer etwa zur selben Tageszeit durch. Die Protokollblätter (siehe Anhang
1) haben wir selber erstellt und ausgedruckt. Auf diesen haben wir eingetragen, wie weit die
Fokustiere von den anderen drei Tieren in der Anlage entfernt waren. Die Distanzen haben
wir zuvor in folgende drei Kategorien eingeteilt.



1. Distanz: bis zu einem Meter Abstand
2. Distanz: mehr als ein Meter bis zu drei Metern Abstand
3. Distanz: mehr als drei Meter Abstand
Wir massen nicht in cm, da es zu schwierig gewesen wäre die Distanzen von ausserhalb des
Geheges und in allen drei Dimensionen so genau abschätzen zu können.
Auf unseren Protokollblättern haben wir zudem festgehalten, auf welchem Untergrund sich
die beiden Fokustiere zum Messzeitpunkt aufhielten. Wir haben uns auf folgende
Untergrunde beschränkt:
Futterplatz Affen, Futterplatz Tukane, Affenhaus, Tukanhaus, Ast, Wasserstelle, Gitter,
Boden und Wand
Diese haben wir dann mit Abkürzungen (siehe Legende in Anhang Nr.1) auf dem
Protokollblatt eingetragen.
Die Höhe, auf welcher sich die Tiere aufhielten, haben wir ebenfalls gemessen und in drei
Kategorien, in oben, mitte und unten eingeteilt.
Wir haben das Löwenäffchenmännchen und das Tukanmännchen als Fokustiere gewählt, da
wir die Sichtweise beider Tierarten erhalten wollten. Den Unterschied zwischen Männchen
und Weibchen war nicht Ziel unserer Untersuchung, desshalb wählten wir zwei Tiere des
selben Geschlechtes.
In den zwei Tagen, in welchen wir unsere Beobachtungen durchführten, haben wir die
Beobachtungszeit in 13 resp. 10 Messblöcke unterteilt. Wärend der Beobachtungszeit
beobachtete jede von uns eines der Fokustiere. Wir beobachteten sie wärend 21 Minuten
ganz genau und trugen alle 1½ Minute die Distanz, den Ort und die Höhe der beiden
Fokustiere in unsere oben erwähnten Protokollblätter ein. Zwischen den einzelnen
Messblöcken machten wir jeweils eine neunminütige Pause, in welcher wir die Messdaten
ins Excel Programm im Laptop übertrugen.
-4-
Nach den zwei Beobachtungstagen haben wir die Messdaten mit Hilfe des Excel Programmes
am Computer ausgewertet und die Resultate in unterschiedlichen Grafiken dargestellt.
Dabei haben wir die Anzahl Messpunkte von den beiden Tagen als prozentualer Anteil (d.h.
100%) zusammengerechnet. Die Gesammtmesszeit betrug ca. 8 Stunden in welchen wir 354
Messpunkte erhalten haben.
Auch das Interview mit Tierpfleger Thomas Heer, welcher die Tiere unter anderem betreut,
war sehr aufschlussreich und hat uns bei unserer Forschung weitergeholfen (siehe Anhang
Nr.2).
-5-
3. Resultate
3.1 Distanzverhalten
100%
100% = 345
Messpunkte
90%
80%
70%
60%
50%
Distanz 3
40%
Distanz 2
30%
Distanz 1
20%
10%
0%
T1T2
T1A1
T1A2
Legende:
A = Goldgelbes Löwenäffchen
1 = Männchen
T = Fischertukan
2 = Weibchen
A1T2
A1A2
Abb. 1: Prozentuale Angabe der Distanzen zwischen den einzelnen Tieren
Aus Abbildung 1 ist ersichtlich, dass die beiden Löwenäffchen (A1A2) über 60% der Messzeit
in der Distanz 1 (d.h. < 1 Meter) zueinander waren. Knapp 40% der Messungen befanden sie
sich in Distanz 2 (d.h. zwischen 1 und 3 Meter) oder Distanz 3 (d.h. > 3 Meter) zueinander.
Die beiden Tukane (T1T2) befanden sich nur 27% der Messzeit in Distanz 1 zueinander und
29% resp. 44% in der Distanz 2 oder Distanz 3. Die Werte für die Distanzverhältnisse
zwischen den beiden Tierarten (T1A1, T1A2, A1T2) sind sehr ähnlich, unabhängig vom
Geschlecht der Tiere. Die Tukane und Löwenäffchen waren 72-82% der Messungen mehr als
drei Meter voneinander entfernt und höchstens 18% in der Distanz 1 zueinander.
(Für eine detaillierte Aufzeichnung der Distanzen zwischen zwei einzelnen Individuen siehe
Anhang Nr.3)
-6-
3.2 Ortnutzung
Ortnutzung des Tukans
2%
13%
3%
Futterstelle Tukane
Tukanhaus
Äste
82%
Übrige (Futterstelle Affen,
Wasserstelle, Boden)
100% = 345 Messpunkte
Abb. 2: Die Ortnutzung des Tukans in % der Anzahl Beobachtungen
Die Abbildung 2 zeigt, wo sich die Tukane in ihrem Gehege aufhalten. Sie hielten sich 82%
der Messzeit auf den Ästen und in 13% an ihrer Futterstelle auf. Sie wurden nie in ihrem
Baumhaus beobachtet, in wenigen Fällen (3%) sassen sie darauf. Nur gerade zu 2% der
Messungen wurden sie an anderen Orten wie zum Beispiel am Boden oder bei der
Wasserstelle gesehen.
-7-
Ortnutzung des Goldgelben Löwenäffchens
2%
3% 4%
Futterstelle Äffchen
Futterstelle Tukane
40%
Äste
51%
Affenhaus
Übriges (Tukanhaus, Wasserstelle,
Boden,Gitter,Wand)
100% = 345 Messpunkte
Abb. 3: Die Ortnutzung des Goldgelben Löwenäffchen in % der Anzahl Beobachtungen
Aus Abbildung 3 ist ersichtlich, dass sich die Löwenäffchen zu 51% der gesamten Messzeit im
Brutkasten der Tukane, in welchem sie sich eingenistet haben, aufhielten. Bei der
Futterstelle der Löwenäffchen hielten sie sich jeweils nur kurz auf (4%). Auf Ästen wurden sie
zu 40% aller Messungen beobachtet und bei der Futterstelle der Tukane zu 2%. Zu 3% der
Messzeit hielten sie sich an anderen Orten wie zum Beispiel dem Tukanhaus oder am Gitter
auf. Während der gesamten Messzeit wurde nie ein Äffchen bei der Wasserstelle gesehen.
-8-
3.3 Höhenverhalten
100%
100% = 345
Messpunkte
90%
80%
70%
60%
Grosse Höhe
50%
Mittlere Höhe
40%
Niedrige Höhe
30%
20%
10%
0%
Tukane
Goldgelbe Löwenäffchen
Abb. 4: Höhenverhalten von Tukanen und Löwenäffchen in Prozent
Beide Tierarten der Regenwaldanlage waren ca. 70% der Messzeit in der Höhe zu finden. Die
Löwenäffchen und die Tukane zeigen ein ähnliches Verhalten indem sie sich beinahe nie in
Bodennähe und die meiste Zeit der Messungen im oberen Teil des Geheges aufhielten.
3.4 Interaktionen
Es gibt eigentlich keine Interaktionen zwischen den beiden Tierarten. Zwischendurch kommt
es vor, dass die Löwenäffchen ausweichen, wenn die Tukane nahe an ihnen vorbeifliegen.
Zudem „verjagt“ das Tukan Männchen das Löwenäffchen Männchen, wenn dieses sich bei
der Futterstelle der Tukane befindet.
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4. Diskussion
Zum Distanzverhalten haben wir uns die Frage gestellt, wie sich das Distanzverhalten von
goldgelben Löwenäffchen und Tukanen (zwischenartliche und innerartliche Distanzen)
unterscheidet. Aus unseren Resultaten ging hervor, dass die Löwenäffchen viel mehr
aufeinander angewiesen sind. Die meiste Zeit sind sie sehr nahe beieinander. Wenn sie aktiv
sind (zum Beispiel fressen oder klettern), kommt es öfters vor, dass sie sich bis zur Distanz 2
(1-3 Meter Abstand) oder Distanz 3 (mehr als drei Meter) voneinander entfernen. In diesen
beiden Distanzen sind sie jedoch nie sehr lange. Sie kehren immer wieder zueinander zurück.
Wir beobachteten zudem, dass die Löwenäffchen sehr viel Körperkontakt zueinander
suchten. Die Tukane hingegen pflegten Körperkontakt eher selten und nur dann, wenn der
männliche Tukan das Weibchen fütterte. Die beiden Tukane sind sehr häufig voneinander
entfernt. Das lässt darauf schliessen, dass sie nicht so stark aufeinander angewiesen sind.
Die zwischenartliche Distanz war die meiste Zeit sehr gross. Die Löwenäffchen gehen nicht
oft in die Nähe der Tukane. Es gibt auch keinen Körperkontakt zwischen den zwei Tierarten.
Unsere Alternativhypothese war, dass die Distanz zwischen den Tieren der gleichen Art
kleiner ist, als die Distanz zwischen den Tieren unterschiedlicher Art. Diese Hypothese hat
sich bestätigt.
Bei beiden Tierarten ist die Gehegenutzung sehr ähnlich, da sie dieselbe Höhenlage und
dieselben Untergrunde bevorzugen. Beide Arten sind in der freien Natur Baumbewohner
und nutzen denselben Lebensraum. Sie bevorzugen die höheren Lagen und gehen nur selten
bis zum Boden hinunter. Nur dann, wenn sie an der Wasserstelle sind (trinken oder baden)
oder wenn sie heruntergefallenes Futter suchen. Die Löwenäffchen haben wir kein einziges
Mal bei der Wasserstelle beobachten können. Wir beobachteten jedoch einen einzigen
Unterschied. Dieser besteht darin, dass die Löwenäffchen sich mehr im linken Teil der Anlage
aufhalten. Die Tukane benutzen die Anlage sehr gleichmässig. Sie halten sich jedoch häufig
im hinteren Teil des Geheges, hinter Baumstämmen und Blättern versteckt, auf. Dies haben
wir zusätzlich zu unseren genannten Resultaten beobachtet und könnte ein Thema für eine
weitere Forschungsarbeit sein.
Es ist auffällig, dass die Goldgelben Löwenäffchen mehr als die Hälfte der Zeit im
„Affenhaus“ respektive dem ehemaligen Brutkasten der Tukane verbringen. Die Tukane
hingegen halten sich sehr oft auf Ästen in der Höhe auf. Die Tukane haben keine Chance, an
die Futterstelle der Löwenäffchen und somit an deren Futter heranzukommen. Dies ist
absichtlich so eingerichtet, weil das Futter der Löwenäffchen Vitamin C enthält. Bei den
Tukanen führt Vitamin C zu einer Eisenspeicherkrankheit, welche tödlich enden kann. Es
kommt jedoch zwischendurch vor, dass einer der Tukane auf dem Dach der Futterstelle sitzt.
Die Löwenäffchen fressen aber auch das Futter der Tukane. Wir haben die Löwenäffchen nur
sehr selten beim Futterplatz gesehen, da sie das Futter nur nehmen und dann entweder in
ihrem Häuschen oder auf einem Ast fressen.
Die Äffchen kommen überall hin, die Tukane hingegen haben keinen Rückzugsort für sich
alleine. Gemäss Tierpfleger Thomas Heer (siehe Anhang Nr.2), stellt dies einen möglichen
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Nachteil bei der gemeinsamen Haltung der beiden Arten dar. Damit ist auch die Aufzucht der
Vögel in dieser Kombination beinahe unmöglich, da die Affen für die Eier und die jungen
Vögel eine Gefahr darstellen. Hingegen stellt die Zucht der Goldgelben Löwenäffchen kein
grosses Problem dar. Die Äffchen gehen zwar viel mehr auf Distanz zu den Tukanen, was
darauf hindeutet, dass sie grossen „Respekt“ vor ihnen haben. Trotzdem würden die
Löwenaffen ihr Junges, gemäss früheren Beobachtungen im Zoo, beschützen und den
Tukanen keine Möglichkeit geben, dem Jungtier etwas anzutun. Ein weiteres Problem der
gemeinsamen Haltung ist die Fütterung. Die Tukane dürfen auf keinen Fall Vitamin C haltige
Früchte fressen, da diese zu einer Eisenspeicherkrankheit führen können. Durch die
Krankheit könnten die Tukane sterben. Für die Löwenäffchen ist Vitamin C jedoch wichtig. So
muss genau darauf geachtet werden, dass die Tukane nicht aus demselben Futter wie die
Löwenäffchen fressen können. Gemäss Thomas Heer war dies am Anfang der gemeinsamen
Haltung schwierig, da die Tukane es immer wieder schafften, an das Futter der
Löwenäffchen heranzukommen.
Unsere Alternativhypothese konnten wir nur teilweise bestätigen. Die Tiere halten sich an
unterschiedlichen Orten im ganzen Gehege auf, haben aber bevorzugte Orte. Insbesondere
die Goldgelben Löwenäffchen nutzen „das Affenhaus“ intensiv. Die Tukane hingegen
bevorzugen die Äste.
Unsere letzte Frage war, ob es überhaupt Interaktionen zwischen den Tierarten gibt. Die
Äffchen gehen zwar viel mehr auf Distanz zu den Tukanen und beobachten diese sehr
aufmerksam. Es gab jedoch in unserer gesamten Messzeit keine sichtbaren Interaktionen,
was uns sehr erstaunte. Deswegen war auch unsere letzte Alternativhypothese nicht korrekt.
Wir nahmen an, dass die Tukane und Goldgelben Löwenäffchen mehr mit einander
interagieren als wir dann schlussendlich beobachtet hatten. Unsere Annahme beruhte auf
einem Teilgebiet der Ökologie. In einer natürlichen Nische spielen sowohl abiotische wie
auch biotische Faktoren eine zentrale Rolle. Diese Einwirkungen können von Lebewesen der
gleichen Art oder von Lebewesen anderer Arten ausgehen. Wir gingen davon aus, ein paar
von solchen Einwirkungen zu sehen. Die Tukane und die Goldgelben Löwenäffchen
interagierten eigentlich nie, wodurch jedoch unsere Nullhypothese bestätigt wäre.
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5. Schlussfolgerungen
Mit unseren Forschungsergebnissen konnten wir aufzeigen, dass die Vergesellschaftung von
Fischertukanen und Goldgelben Löwenäffchen keine Probleme aufweist, solange es nicht um
die Aufzucht von Jungtieren geht. Die beiden Tierarten interagieren jedoch nicht
miteinander und vor allem für die Tukane birgt das Zusammenleben mit den Löwenäffchen
gewisse Risiken (z.B. Futter der Affen). Die Tukane haben praktisch keine Möglichkeit
Jungtiere aufzuziehen. Dies wäre höchstens durch die aktive Hilfe der Tierpfleger möglich. In
einem nächsten Schritt könnte man erforschen, ob es vielleicht geeignetere Gehegepartner
für die Tukane gäbe, falls der Wunsch des Zoos nach Jungtieren bei den Tukanen da wäre.
In Sachen Ortnutzung und Distanzverhalten haben wir schon eine Menge herausgefunden.
Doch um dies noch zu präzisieren, könnte man den Tieren einen Sender anlegen (z.B. kleiner
Ring am Bein), der permanent Daten an einen Computer sendet. So hätte man viel genauere
Daten und eine lückenlose Datenreihe (z.B. auch in der Nacht). Dadurch könnten die
Ortnutzung der Tiere und die exakte Distanz zwischen den einzelnen Individuen ganz genau
bestimmt werden. Dies wäre spannend, um zu erfahren, welche Tierarten sich zudem als
Gehegepartner der Tukane/Löwenäffen eignen würden. Zudem könnte man, durch die
genaue Bestimmung der Ortnutzung feststellen, wie das Gehege optimal eingerichtet
werden sollte und welche Gegenstände für die Tiere wichtig sind.
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6. Dank
Danken möchten wir allen, die uns diese spannende und lehrreiche Woche ermöglicht
haben. Der grösste Dank geht an unsere beiden Betreuer Thomas Winzeler und Franziska
Heinrich, die uns immer unterstützt haben und uns hilfreiche Tipps geben konnten. Ein
spezieller Dank geht an den Zoo Zürich und an Schweizer Jugend Forscht für diese einmalige
Chance und die finanzielle Unterstützung. Zudem möchten wir uns bei Tierpfleger Thomas
Heer bedanken, da er sich für ein Interview mit uns extra Zeit genommen hat und unsere
Fragen beantwortete. Das Interview war sehr interessant und aufschlussreich. Ein grosses
Dankeschön geht auch an alle anderen Teilnehmer der Studienwoche. Durch sie alle wurde
diese Woche unvergesslich für uns.
7. Literaturverzeichnis
7.1 Quellen
Infos Fischertukan:
http://de.wikipedia.org/wiki/Fischertukan
http://www.zoo.ch/xml_1/internet/de/application/d1/d1970/d294/f1454.cfm?id=277
Infos Goldgelbes Löwenäffchen:
http://de.wikipedia.org/wiki/Goldenes_L%C3%B6wen%C3%A4ffchen
http://www.zoo.ch/xml_1/internet/de/application/d1/d1970/d294/f1454.cfm?id=76
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8. Anhang
Nr.1: Protokollblatt
ÄFFCHEN (M)
Äffchen (w)
Tucan (w)
Tucan (m)
Ort
Sektor
Zeit Beginn:
Legende:
0 Min.
1.5 Min.
Distanzen:
3 Min.
1 = ≤ 1 Meter
4.5 Min.
2 = ≤ 3 Meter
6 Min.
3 = > 3 Meter
7.5 Min.
9 Min.
10.5 Min.
12 Min.
13.5 Min.
15 Min.
16.5 Min.
18 Min.
19.5 Min.
21 Min.
Distanzen:
Orte:
Sektor:
1 = ≤ 1 Meter
Fa = Futterplatz A
H₂O = Wasserstelle
u = unten
2 = ≤ 3 Meter
Ft = Futterplatz T
G = Gitter
m = mitte
3 = > 3 Meter
aH = Affenhaus
B = Boden
o = oben
tH = Tukanhaus
W = Wand
a = Ast
s = Strauch
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Nr.2: Interview mit Thomas Heer
1. Woher und wie alt sind die einzelnen Tiere?
Löwenäffchen Männchen: Münster (De), geboren am 17.3.07 (6.5 Jahre)
Löwenäffchen Weibchen: Appendorn (NE), geboren am 21.10.09 (4 Jahre)
Tukan Männchen: Papiliorama (CH), geboren im Jahr 2011 (2 Jahre)
Tukan Weibchen: Zoo in Schweden, geboren im Jahr 2003 (10 Jahre)
2. Wie alt können Tukane und Löwenäffchen werden?
Tukane können zwischen 15 und 20 Jahre alt werden. Löwenäffchen werden ca. 16 Jahre alt.
3. Sind die Tukane und Löwenäffchen zusammen aufgewachsen?
Nein, sie sind ca. seit 1.5-2 Jahre zusammen. Zuerst waren das Löwenäffchen Männchen und
das Tukan Weibchen zusammen, dann kam das Löwenäffchen Weibchen dazu und zum
Schluss noch das Tukan Männchen.
4. Was haben die Löwenäffchen in ihrer Schlafkiste?
Nichts! Eigentlich wäre das die Brutkiste der Tukane, aber die Äffchen haben sich dort
eingenistet. Die Tukane haben deshalb auch noch eine zweite Brutkiste in Form eines
Baumstammes. Doch da die Löwenäffchen auch dort hineinkommen ist es praktisch
unmöglich, dass die Tukane Junge bekommen. Die Äffchen würden die Eier zerstören.
Deshalb ist die Zusammensetzung von Tukanen und Löwenäffchen nicht ideal für den Tukan
(wenn es um die Aufzucht geht).
5. Gehen die Tukane auch in eine der Kisten?
Nein, es kommt höchstens vor, dass sie wie ein Specht vor dem Loch sitzen.
6. Wann dürfen die Löwenäffchen und Tukane ins Aussengehege
(Temperatur/Wetter)?
Wenn die Temperatur mindestens 20°C (im Sommer) beträgt dürfen sie ins Aussengehege.
Wenn dann die Temperatur in der Nacht auch noch stabil ist, dürfen sie Tag und Nacht rein
und raus, wie sie wollen (die Klappe bleibt geöffnet). Auf das Wetter kommt’s dann nicht an.
Es ist egal, wenn es regnet.
Im Frühling und Herbst dürfen sie ins Aussengehege, wenn es sonnig ist und die Temperatur
ca. 15-18°C beträgt.
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7. Was bekommen die Löwenäffchen und Tukane zum fressen?
Tukane:
Sie bekommen einen Früchte/Gemüsemix, der mit Randensaft rot gefärbt wird. Dies ist
notwendig, weil die Tukane von Natur aus alles fressen, was rot ist. Ohne den Randensaft
würden sie also nur die roten Beeren und Früchte fressen. Wichtig ist aber, dass sie alles
fressen, was sie bekommen. Die Tukane dürfen jedoch nur Früchte und Gemüse fressen,
welche kein Vitamin C enthalten. Sie können sonst eine für Tukane lebensgefährliche
Eisenspeicherkrankheit bekommen.
Löwenäffchen:
Am Morgen bekommen alle Affen einen Brei. Dann (ca. um 10 Uhr) bekommen sie auch
einen Früchte/Gemüsemix. Dieser muss jedoch nicht mit Randensaft gefärbt werden und
darf auch Vitamin C enthalten. Zudem bekommen sie noch je nach Wochentag etwas
Eiweisshaltiges wie zum Beispiel Katzenfutter, Grillen, Küken, Mehlwürmer oder Schrecken.
Es ist sehr wichtig, dass die Tukane nicht ans Futter der Löwenäffchen herankommen, wegen
den Früchten, die Vitamin C enthalten. Es ist jedoch nicht so tragisch, wenn die
Löwenäffchen das Futter der Tukane fressen.
8. Wie oft wird das Gehege gereinigt?
Jeden Tag, wenn es am Morgen Futter gibt, wird das Gehege grob gereinigt. Zweimal in der
Woche wird es dann komplett gereinigt und wenn nötig werden dann auch die Pflanzen
getränkt.
9. Wie funktionier eine Vergesellschaftung von zwei verschiedenen Tierarten/von
zwei Tieren derselben Art?
Zuerst werden die zu vergesellschaftenden Tiere in benachbarte Gehege gebracht und mit
einem Gitter abgetrennt. So haben sie „Schnupperkontakt“ zueinander, aber keinen direkten
Kontakt. Dann werden sie zueinander ins selbe Gehege gelassen. Man schaut zu, was
passiert. Wenn sie sich bekämpfen, müssen sie wieder getrennt werden, wenn sie sich
verstehen, können sie zusammen bleiben.
10. Was denken Sie, wie weit sind die Tiere durchschnittlich voneinander entfernt?
Zwischenartlich sind sie meistens weit voneinander entfernt. Man sieht sie nie näher als
einen Meter beieinander. Sie suchen keinen Kontakt zueinander, deshalb gibt es auch keine
Streitereien oder Kämpfe (Thomas vermutet dies, aber er kann es nicht zu 100% bestätigen).
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Nr.3 Diagramme zum Distanzverhalten
Distanzen zwischen den beiden Tukanen
27%
Distanz 1 : bis zu 1 Meter
44%
Distanz 2 : grösser als 1 Meter
bis 3 Meter
Distanz 3 :grösser als 3 Meter
29%
100% = 345 Messpunkte
Distanzen zwischen den beiden
Löwenäffchen
28%
Distanz 1 : bis zu 1 Meter
Distanz 2 : grösser als 1 Meter
bis 3 Meter
11%
Distanz 3 :grösser als 3 Meter
61%
100% = 345 Messpunkte
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Distanzen zwischen Tukan (m) und
Goldgelben Löwenäffchen (m)
4%
Distanz 1 : bis zu 1 Meter
17%
Distanz 2 : grösser als 1 Meter
bis 3 Meter
Distanz 3 :grösser als 3 Meter
79%
100% = 345 Messpunkte
Distanzen zwischen Tukan (w) und
Goldgelben Löwenäffchen (m)
18%
Distanz 1 : bis zu 1 Meter
Distanz 2 : grösser als 1 Meter
bis 3 Meter
10%
Distanz 3 :grösser als 3 Meter
72%
100% = 345 Messpunkte
Distanzen zwischen Tukan (m) und
Goldgelben Löwenäffchen (w)
6%
Distanz 1 : bis zu 1 Meter
12%
Distanz 2 : grösser als 1 Meter
bis 3 Meter
Distanz 3 :grösser als 3 Meter
82%
100% = 345 Messpunkte
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