STUDIENWOCHE „VERHALTENSBIOLOGIE IM ZOO ZÜRICH“ VON SCHWEIZER JUGEND FORSCHT 2013 Geflatter im Löwengehege?! Das innerartliche und zwischenartliche Distanzverhalten von Fischertukanen und Goldgelben Löwenäffchen im Zoo Zürich im Vergleich Kathrin Tanner, 1996, Kurzzeitgymnasium Musegg Luzern Ronja Murbach, 1996, Freies Gymnasium Zürich 25.11.2013 Betreuer: Franziska Heinrich, dipl. Zool. Uni Zürich Thomas Winzeler, dipl. Natw. ETH Hier wird das Distanzverhalten zwischen Fischertukanen und Goldgelben Löwenäffchen untersucht. Inhalt 1. Einleitung ..................................................................................................................................... - 2 1.1 Hintergrundinformationen und Ziel .......................................................................................... - 2 1.2 Fragestellungen ......................................................................................................................... - 3 1.3 Hypothesen ............................................................................................................................... - 3 - 2. Material und Methoden .............................................................................................................. - 4 - 3. Resultate...................................................................................................................................... - 6 3.1 Distanzverhalten........................................................................................................................ - 6 3.2 Ortnutzung ................................................................................................................................ - 7 3.3 Höhenverhalten......................................................................................................................... - 9 3.4 Interaktionen ............................................................................................................................. - 9 - 4. Diskussion .................................................................................................................................. - 10 - 5. Schlussfolgerungen.................................................................................................................... - 12 - 6. Dank........................................................................................................................................... - 13 - 7. Literaturverzeichnis ................................................................................................................... - 13 7.1 Quellen .................................................................................................................................... - 13 - 8. Anhang....................................................................................................................................... - 14 Nr.1: Protokollblatt........................................................................................................................ - 14 Nr.2: Interview mit Thomas Heer .................................................................................................. - 15 Nr.3 Diagramme zum Distanzverhalten ........................................................................................ - 17 - -1- 1. Einleitung 1.1 Hintergrundinformationen und Ziel In dieser Woche haben wir uns speziell mit dem Verhalten von Fischertukanen und Goldgelben Löwenäffchen befasst. Speziell interessierte uns hierbei, wie es möglich ist, dass zwei so unterschiedliche Tierarten zusammen im selben Gehege leben können. Die Tiere teilen sich den gleichen Lebensraum und können sich so auch zu jeder Tageszeit und in jeder Situation beeinflussen. Im Zoo Zürich gibt es momentan zwei Goldgelbe Löwenäffchen, ein Weibchen und ein Männchen: Löwenäffchen Männchen: geboren am 17.3.07 (6.5 Jahre) in Münster (De) Löwenäffchen Weibchen: geboren am 21.10.09 (4 Jahre) in Appendorn (NE) Das Goldgelbe Löwenäffchen (Leontopithecus rosalia) gehört zur Familie der Krallenaffen und hat dementsprechend auch die typischen Krallen an Händen und Füssen. Eine Besonderheit, die sie aufweisen, ist die löwenähnliche Mähne mit der typischen Goldfarbe. Heute kommen die Goldgelben Löwenäffchen vor allem im Tropischen Regenwald in Brasilien vor. Leider ist diese Art, wie viele weitere Bewohner des Regenwaldes, vom Aussterben bedroht, was vor allem mit der Zerstörung ihres Lebensraumes zusammenhängt. Im selben Gehege leben noch zwei Fischertukane: Tukan Männchen: geboren im Jahr 2011 (2 Jahre) im Papiliorama (CH) Tukan Weibchen: geboren im Jahr 2003 (10 Jahre) in einem Zoo in Schweden Der Fischertukan oder Regenbogentukan (Ramphastos sulfuratus) gehört zu den Spechtvögeln, welche die Familie der Tukane beinhalten. Auffällig ist ihr grosser bunter Schnabel, der bis zu 16.5 cm lang werden kann. Auch sie leben im tropischen Regenwald in Südamerika, sind jedoch weniger stark bedroht als die Goldgelben Löwenäffchen. Unser Ziel war, herauszufinden, wie das Zusammenleben von Fischertukanen und Goldgelben Löwenäffchen im Zoo Zürich funktioniert. Da das Distanzverhalten als guter Indikator für die Beziehung zwischen verschiedenster Tieren gilt, haben wir uns in unserer Arbeit diesem Thema gewidmet. Dabei haben wir auch die Ortnutzung der Tiere mit einbezogen und darauf geachtet, ob und wie die Tiere untereinander interagieren. -2- 1.2 Fragestellungen Wir haben uns mit diesem Projekt folgenden Fragestellungen gewidmet: 1. Unterscheiden sich die Distanzen zwischen Tukanen und Goldgelben Löwenäffchen (zwischenartliche Distanz) und die Distanzen zwischen den Individuen derselben Art (innerartliche Distanz)? 2. Wo halten sich die Tiere im Gehege auf? 3. Gibt es Interaktionen zwischen Tukanen und Goldgelben Löwenäffchen? 1.3 Hypothesen Aus den oben genannten Fragestellungen ergaben sich folgende Hypothesen: 1. Null-Hypothese: Die Distanz zwischen Tieren derselben Art ist gleich gross wie die Distanz zwischen Tieren unterschiedlicher Art. Alternativ-Hypothese: Die Distanz zwischen Tieren der gleichen Art ist kleiner als die Distanz zwischen Tieren unterschiedlicher Art. 2. Null Hypothese: Die Tiere sind gleichmässig über das Gehege verteilt. Alternativ Hypothese: Die Tiere halten sich an bestimmten Orten häufiger auf. 3. Null Hypothese: Es gibt keine Interaktionen zwischen Tukanen und Goldgelben Löwenäffchen. Alternative Hypothese: Die beiden Tierarten interagieren miteinander. -3- 2. Material und Methoden Bei unserer Forschung haben wir verschiedene Materialien benötigt. Wir benutzten die Stoppuhr unserer Handys, um definierte Zeitintervalle zu erhalten und führten unsere Messungen auch immer etwa zur selben Tageszeit durch. Die Protokollblätter (siehe Anhang 1) haben wir selber erstellt und ausgedruckt. Auf diesen haben wir eingetragen, wie weit die Fokustiere von den anderen drei Tieren in der Anlage entfernt waren. Die Distanzen haben wir zuvor in folgende drei Kategorien eingeteilt. 1. Distanz: bis zu einem Meter Abstand 2. Distanz: mehr als ein Meter bis zu drei Metern Abstand 3. Distanz: mehr als drei Meter Abstand Wir massen nicht in cm, da es zu schwierig gewesen wäre die Distanzen von ausserhalb des Geheges und in allen drei Dimensionen so genau abschätzen zu können. Auf unseren Protokollblättern haben wir zudem festgehalten, auf welchem Untergrund sich die beiden Fokustiere zum Messzeitpunkt aufhielten. Wir haben uns auf folgende Untergrunde beschränkt: Futterplatz Affen, Futterplatz Tukane, Affenhaus, Tukanhaus, Ast, Wasserstelle, Gitter, Boden und Wand Diese haben wir dann mit Abkürzungen (siehe Legende in Anhang Nr.1) auf dem Protokollblatt eingetragen. Die Höhe, auf welcher sich die Tiere aufhielten, haben wir ebenfalls gemessen und in drei Kategorien, in oben, mitte und unten eingeteilt. Wir haben das Löwenäffchenmännchen und das Tukanmännchen als Fokustiere gewählt, da wir die Sichtweise beider Tierarten erhalten wollten. Den Unterschied zwischen Männchen und Weibchen war nicht Ziel unserer Untersuchung, desshalb wählten wir zwei Tiere des selben Geschlechtes. In den zwei Tagen, in welchen wir unsere Beobachtungen durchführten, haben wir die Beobachtungszeit in 13 resp. 10 Messblöcke unterteilt. Wärend der Beobachtungszeit beobachtete jede von uns eines der Fokustiere. Wir beobachteten sie wärend 21 Minuten ganz genau und trugen alle 1½ Minute die Distanz, den Ort und die Höhe der beiden Fokustiere in unsere oben erwähnten Protokollblätter ein. Zwischen den einzelnen Messblöcken machten wir jeweils eine neunminütige Pause, in welcher wir die Messdaten ins Excel Programm im Laptop übertrugen. -4- Nach den zwei Beobachtungstagen haben wir die Messdaten mit Hilfe des Excel Programmes am Computer ausgewertet und die Resultate in unterschiedlichen Grafiken dargestellt. Dabei haben wir die Anzahl Messpunkte von den beiden Tagen als prozentualer Anteil (d.h. 100%) zusammengerechnet. Die Gesammtmesszeit betrug ca. 8 Stunden in welchen wir 354 Messpunkte erhalten haben. Auch das Interview mit Tierpfleger Thomas Heer, welcher die Tiere unter anderem betreut, war sehr aufschlussreich und hat uns bei unserer Forschung weitergeholfen (siehe Anhang Nr.2). -5- 3. Resultate 3.1 Distanzverhalten 100% 100% = 345 Messpunkte 90% 80% 70% 60% 50% Distanz 3 40% Distanz 2 30% Distanz 1 20% 10% 0% T1T2 T1A1 T1A2 Legende: A = Goldgelbes Löwenäffchen 1 = Männchen T = Fischertukan 2 = Weibchen A1T2 A1A2 Abb. 1: Prozentuale Angabe der Distanzen zwischen den einzelnen Tieren Aus Abbildung 1 ist ersichtlich, dass die beiden Löwenäffchen (A1A2) über 60% der Messzeit in der Distanz 1 (d.h. < 1 Meter) zueinander waren. Knapp 40% der Messungen befanden sie sich in Distanz 2 (d.h. zwischen 1 und 3 Meter) oder Distanz 3 (d.h. > 3 Meter) zueinander. Die beiden Tukane (T1T2) befanden sich nur 27% der Messzeit in Distanz 1 zueinander und 29% resp. 44% in der Distanz 2 oder Distanz 3. Die Werte für die Distanzverhältnisse zwischen den beiden Tierarten (T1A1, T1A2, A1T2) sind sehr ähnlich, unabhängig vom Geschlecht der Tiere. Die Tukane und Löwenäffchen waren 72-82% der Messungen mehr als drei Meter voneinander entfernt und höchstens 18% in der Distanz 1 zueinander. (Für eine detaillierte Aufzeichnung der Distanzen zwischen zwei einzelnen Individuen siehe Anhang Nr.3) -6- 3.2 Ortnutzung Ortnutzung des Tukans 2% 13% 3% Futterstelle Tukane Tukanhaus Äste 82% Übrige (Futterstelle Affen, Wasserstelle, Boden) 100% = 345 Messpunkte Abb. 2: Die Ortnutzung des Tukans in % der Anzahl Beobachtungen Die Abbildung 2 zeigt, wo sich die Tukane in ihrem Gehege aufhalten. Sie hielten sich 82% der Messzeit auf den Ästen und in 13% an ihrer Futterstelle auf. Sie wurden nie in ihrem Baumhaus beobachtet, in wenigen Fällen (3%) sassen sie darauf. Nur gerade zu 2% der Messungen wurden sie an anderen Orten wie zum Beispiel am Boden oder bei der Wasserstelle gesehen. -7- Ortnutzung des Goldgelben Löwenäffchens 2% 3% 4% Futterstelle Äffchen Futterstelle Tukane 40% Äste 51% Affenhaus Übriges (Tukanhaus, Wasserstelle, Boden,Gitter,Wand) 100% = 345 Messpunkte Abb. 3: Die Ortnutzung des Goldgelben Löwenäffchen in % der Anzahl Beobachtungen Aus Abbildung 3 ist ersichtlich, dass sich die Löwenäffchen zu 51% der gesamten Messzeit im Brutkasten der Tukane, in welchem sie sich eingenistet haben, aufhielten. Bei der Futterstelle der Löwenäffchen hielten sie sich jeweils nur kurz auf (4%). Auf Ästen wurden sie zu 40% aller Messungen beobachtet und bei der Futterstelle der Tukane zu 2%. Zu 3% der Messzeit hielten sie sich an anderen Orten wie zum Beispiel dem Tukanhaus oder am Gitter auf. Während der gesamten Messzeit wurde nie ein Äffchen bei der Wasserstelle gesehen. -8- 3.3 Höhenverhalten 100% 100% = 345 Messpunkte 90% 80% 70% 60% Grosse Höhe 50% Mittlere Höhe 40% Niedrige Höhe 30% 20% 10% 0% Tukane Goldgelbe Löwenäffchen Abb. 4: Höhenverhalten von Tukanen und Löwenäffchen in Prozent Beide Tierarten der Regenwaldanlage waren ca. 70% der Messzeit in der Höhe zu finden. Die Löwenäffchen und die Tukane zeigen ein ähnliches Verhalten indem sie sich beinahe nie in Bodennähe und die meiste Zeit der Messungen im oberen Teil des Geheges aufhielten. 3.4 Interaktionen Es gibt eigentlich keine Interaktionen zwischen den beiden Tierarten. Zwischendurch kommt es vor, dass die Löwenäffchen ausweichen, wenn die Tukane nahe an ihnen vorbeifliegen. Zudem „verjagt“ das Tukan Männchen das Löwenäffchen Männchen, wenn dieses sich bei der Futterstelle der Tukane befindet. -9- 4. Diskussion Zum Distanzverhalten haben wir uns die Frage gestellt, wie sich das Distanzverhalten von goldgelben Löwenäffchen und Tukanen (zwischenartliche und innerartliche Distanzen) unterscheidet. Aus unseren Resultaten ging hervor, dass die Löwenäffchen viel mehr aufeinander angewiesen sind. Die meiste Zeit sind sie sehr nahe beieinander. Wenn sie aktiv sind (zum Beispiel fressen oder klettern), kommt es öfters vor, dass sie sich bis zur Distanz 2 (1-3 Meter Abstand) oder Distanz 3 (mehr als drei Meter) voneinander entfernen. In diesen beiden Distanzen sind sie jedoch nie sehr lange. Sie kehren immer wieder zueinander zurück. Wir beobachteten zudem, dass die Löwenäffchen sehr viel Körperkontakt zueinander suchten. Die Tukane hingegen pflegten Körperkontakt eher selten und nur dann, wenn der männliche Tukan das Weibchen fütterte. Die beiden Tukane sind sehr häufig voneinander entfernt. Das lässt darauf schliessen, dass sie nicht so stark aufeinander angewiesen sind. Die zwischenartliche Distanz war die meiste Zeit sehr gross. Die Löwenäffchen gehen nicht oft in die Nähe der Tukane. Es gibt auch keinen Körperkontakt zwischen den zwei Tierarten. Unsere Alternativhypothese war, dass die Distanz zwischen den Tieren der gleichen Art kleiner ist, als die Distanz zwischen den Tieren unterschiedlicher Art. Diese Hypothese hat sich bestätigt. Bei beiden Tierarten ist die Gehegenutzung sehr ähnlich, da sie dieselbe Höhenlage und dieselben Untergrunde bevorzugen. Beide Arten sind in der freien Natur Baumbewohner und nutzen denselben Lebensraum. Sie bevorzugen die höheren Lagen und gehen nur selten bis zum Boden hinunter. Nur dann, wenn sie an der Wasserstelle sind (trinken oder baden) oder wenn sie heruntergefallenes Futter suchen. Die Löwenäffchen haben wir kein einziges Mal bei der Wasserstelle beobachten können. Wir beobachteten jedoch einen einzigen Unterschied. Dieser besteht darin, dass die Löwenäffchen sich mehr im linken Teil der Anlage aufhalten. Die Tukane benutzen die Anlage sehr gleichmässig. Sie halten sich jedoch häufig im hinteren Teil des Geheges, hinter Baumstämmen und Blättern versteckt, auf. Dies haben wir zusätzlich zu unseren genannten Resultaten beobachtet und könnte ein Thema für eine weitere Forschungsarbeit sein. Es ist auffällig, dass die Goldgelben Löwenäffchen mehr als die Hälfte der Zeit im „Affenhaus“ respektive dem ehemaligen Brutkasten der Tukane verbringen. Die Tukane hingegen halten sich sehr oft auf Ästen in der Höhe auf. Die Tukane haben keine Chance, an die Futterstelle der Löwenäffchen und somit an deren Futter heranzukommen. Dies ist absichtlich so eingerichtet, weil das Futter der Löwenäffchen Vitamin C enthält. Bei den Tukanen führt Vitamin C zu einer Eisenspeicherkrankheit, welche tödlich enden kann. Es kommt jedoch zwischendurch vor, dass einer der Tukane auf dem Dach der Futterstelle sitzt. Die Löwenäffchen fressen aber auch das Futter der Tukane. Wir haben die Löwenäffchen nur sehr selten beim Futterplatz gesehen, da sie das Futter nur nehmen und dann entweder in ihrem Häuschen oder auf einem Ast fressen. Die Äffchen kommen überall hin, die Tukane hingegen haben keinen Rückzugsort für sich alleine. Gemäss Tierpfleger Thomas Heer (siehe Anhang Nr.2), stellt dies einen möglichen - 10 - Nachteil bei der gemeinsamen Haltung der beiden Arten dar. Damit ist auch die Aufzucht der Vögel in dieser Kombination beinahe unmöglich, da die Affen für die Eier und die jungen Vögel eine Gefahr darstellen. Hingegen stellt die Zucht der Goldgelben Löwenäffchen kein grosses Problem dar. Die Äffchen gehen zwar viel mehr auf Distanz zu den Tukanen, was darauf hindeutet, dass sie grossen „Respekt“ vor ihnen haben. Trotzdem würden die Löwenaffen ihr Junges, gemäss früheren Beobachtungen im Zoo, beschützen und den Tukanen keine Möglichkeit geben, dem Jungtier etwas anzutun. Ein weiteres Problem der gemeinsamen Haltung ist die Fütterung. Die Tukane dürfen auf keinen Fall Vitamin C haltige Früchte fressen, da diese zu einer Eisenspeicherkrankheit führen können. Durch die Krankheit könnten die Tukane sterben. Für die Löwenäffchen ist Vitamin C jedoch wichtig. So muss genau darauf geachtet werden, dass die Tukane nicht aus demselben Futter wie die Löwenäffchen fressen können. Gemäss Thomas Heer war dies am Anfang der gemeinsamen Haltung schwierig, da die Tukane es immer wieder schafften, an das Futter der Löwenäffchen heranzukommen. Unsere Alternativhypothese konnten wir nur teilweise bestätigen. Die Tiere halten sich an unterschiedlichen Orten im ganzen Gehege auf, haben aber bevorzugte Orte. Insbesondere die Goldgelben Löwenäffchen nutzen „das Affenhaus“ intensiv. Die Tukane hingegen bevorzugen die Äste. Unsere letzte Frage war, ob es überhaupt Interaktionen zwischen den Tierarten gibt. Die Äffchen gehen zwar viel mehr auf Distanz zu den Tukanen und beobachten diese sehr aufmerksam. Es gab jedoch in unserer gesamten Messzeit keine sichtbaren Interaktionen, was uns sehr erstaunte. Deswegen war auch unsere letzte Alternativhypothese nicht korrekt. Wir nahmen an, dass die Tukane und Goldgelben Löwenäffchen mehr mit einander interagieren als wir dann schlussendlich beobachtet hatten. Unsere Annahme beruhte auf einem Teilgebiet der Ökologie. In einer natürlichen Nische spielen sowohl abiotische wie auch biotische Faktoren eine zentrale Rolle. Diese Einwirkungen können von Lebewesen der gleichen Art oder von Lebewesen anderer Arten ausgehen. Wir gingen davon aus, ein paar von solchen Einwirkungen zu sehen. Die Tukane und die Goldgelben Löwenäffchen interagierten eigentlich nie, wodurch jedoch unsere Nullhypothese bestätigt wäre. - 11 - 5. Schlussfolgerungen Mit unseren Forschungsergebnissen konnten wir aufzeigen, dass die Vergesellschaftung von Fischertukanen und Goldgelben Löwenäffchen keine Probleme aufweist, solange es nicht um die Aufzucht von Jungtieren geht. Die beiden Tierarten interagieren jedoch nicht miteinander und vor allem für die Tukane birgt das Zusammenleben mit den Löwenäffchen gewisse Risiken (z.B. Futter der Affen). Die Tukane haben praktisch keine Möglichkeit Jungtiere aufzuziehen. Dies wäre höchstens durch die aktive Hilfe der Tierpfleger möglich. In einem nächsten Schritt könnte man erforschen, ob es vielleicht geeignetere Gehegepartner für die Tukane gäbe, falls der Wunsch des Zoos nach Jungtieren bei den Tukanen da wäre. In Sachen Ortnutzung und Distanzverhalten haben wir schon eine Menge herausgefunden. Doch um dies noch zu präzisieren, könnte man den Tieren einen Sender anlegen (z.B. kleiner Ring am Bein), der permanent Daten an einen Computer sendet. So hätte man viel genauere Daten und eine lückenlose Datenreihe (z.B. auch in der Nacht). Dadurch könnten die Ortnutzung der Tiere und die exakte Distanz zwischen den einzelnen Individuen ganz genau bestimmt werden. Dies wäre spannend, um zu erfahren, welche Tierarten sich zudem als Gehegepartner der Tukane/Löwenäffen eignen würden. Zudem könnte man, durch die genaue Bestimmung der Ortnutzung feststellen, wie das Gehege optimal eingerichtet werden sollte und welche Gegenstände für die Tiere wichtig sind. - 12 - 6. Dank Danken möchten wir allen, die uns diese spannende und lehrreiche Woche ermöglicht haben. Der grösste Dank geht an unsere beiden Betreuer Thomas Winzeler und Franziska Heinrich, die uns immer unterstützt haben und uns hilfreiche Tipps geben konnten. Ein spezieller Dank geht an den Zoo Zürich und an Schweizer Jugend Forscht für diese einmalige Chance und die finanzielle Unterstützung. Zudem möchten wir uns bei Tierpfleger Thomas Heer bedanken, da er sich für ein Interview mit uns extra Zeit genommen hat und unsere Fragen beantwortete. Das Interview war sehr interessant und aufschlussreich. Ein grosses Dankeschön geht auch an alle anderen Teilnehmer der Studienwoche. Durch sie alle wurde diese Woche unvergesslich für uns. 7. Literaturverzeichnis 7.1 Quellen Infos Fischertukan: http://de.wikipedia.org/wiki/Fischertukan http://www.zoo.ch/xml_1/internet/de/application/d1/d1970/d294/f1454.cfm?id=277 Infos Goldgelbes Löwenäffchen: http://de.wikipedia.org/wiki/Goldenes_L%C3%B6wen%C3%A4ffchen http://www.zoo.ch/xml_1/internet/de/application/d1/d1970/d294/f1454.cfm?id=76 - 13 - 8. Anhang Nr.1: Protokollblatt ÄFFCHEN (M) Äffchen (w) Tucan (w) Tucan (m) Ort Sektor Zeit Beginn: Legende: 0 Min. 1.5 Min. Distanzen: 3 Min. 1 = ≤ 1 Meter 4.5 Min. 2 = ≤ 3 Meter 6 Min. 3 = > 3 Meter 7.5 Min. 9 Min. 10.5 Min. 12 Min. 13.5 Min. 15 Min. 16.5 Min. 18 Min. 19.5 Min. 21 Min. Distanzen: Orte: Sektor: 1 = ≤ 1 Meter Fa = Futterplatz A H₂O = Wasserstelle u = unten 2 = ≤ 3 Meter Ft = Futterplatz T G = Gitter m = mitte 3 = > 3 Meter aH = Affenhaus B = Boden o = oben tH = Tukanhaus W = Wand a = Ast s = Strauch - 14 - Nr.2: Interview mit Thomas Heer 1. Woher und wie alt sind die einzelnen Tiere? Löwenäffchen Männchen: Münster (De), geboren am 17.3.07 (6.5 Jahre) Löwenäffchen Weibchen: Appendorn (NE), geboren am 21.10.09 (4 Jahre) Tukan Männchen: Papiliorama (CH), geboren im Jahr 2011 (2 Jahre) Tukan Weibchen: Zoo in Schweden, geboren im Jahr 2003 (10 Jahre) 2. Wie alt können Tukane und Löwenäffchen werden? Tukane können zwischen 15 und 20 Jahre alt werden. Löwenäffchen werden ca. 16 Jahre alt. 3. Sind die Tukane und Löwenäffchen zusammen aufgewachsen? Nein, sie sind ca. seit 1.5-2 Jahre zusammen. Zuerst waren das Löwenäffchen Männchen und das Tukan Weibchen zusammen, dann kam das Löwenäffchen Weibchen dazu und zum Schluss noch das Tukan Männchen. 4. Was haben die Löwenäffchen in ihrer Schlafkiste? Nichts! Eigentlich wäre das die Brutkiste der Tukane, aber die Äffchen haben sich dort eingenistet. Die Tukane haben deshalb auch noch eine zweite Brutkiste in Form eines Baumstammes. Doch da die Löwenäffchen auch dort hineinkommen ist es praktisch unmöglich, dass die Tukane Junge bekommen. Die Äffchen würden die Eier zerstören. Deshalb ist die Zusammensetzung von Tukanen und Löwenäffchen nicht ideal für den Tukan (wenn es um die Aufzucht geht). 5. Gehen die Tukane auch in eine der Kisten? Nein, es kommt höchstens vor, dass sie wie ein Specht vor dem Loch sitzen. 6. Wann dürfen die Löwenäffchen und Tukane ins Aussengehege (Temperatur/Wetter)? Wenn die Temperatur mindestens 20°C (im Sommer) beträgt dürfen sie ins Aussengehege. Wenn dann die Temperatur in der Nacht auch noch stabil ist, dürfen sie Tag und Nacht rein und raus, wie sie wollen (die Klappe bleibt geöffnet). Auf das Wetter kommt’s dann nicht an. Es ist egal, wenn es regnet. Im Frühling und Herbst dürfen sie ins Aussengehege, wenn es sonnig ist und die Temperatur ca. 15-18°C beträgt. - 15 - 7. Was bekommen die Löwenäffchen und Tukane zum fressen? Tukane: Sie bekommen einen Früchte/Gemüsemix, der mit Randensaft rot gefärbt wird. Dies ist notwendig, weil die Tukane von Natur aus alles fressen, was rot ist. Ohne den Randensaft würden sie also nur die roten Beeren und Früchte fressen. Wichtig ist aber, dass sie alles fressen, was sie bekommen. Die Tukane dürfen jedoch nur Früchte und Gemüse fressen, welche kein Vitamin C enthalten. Sie können sonst eine für Tukane lebensgefährliche Eisenspeicherkrankheit bekommen. Löwenäffchen: Am Morgen bekommen alle Affen einen Brei. Dann (ca. um 10 Uhr) bekommen sie auch einen Früchte/Gemüsemix. Dieser muss jedoch nicht mit Randensaft gefärbt werden und darf auch Vitamin C enthalten. Zudem bekommen sie noch je nach Wochentag etwas Eiweisshaltiges wie zum Beispiel Katzenfutter, Grillen, Küken, Mehlwürmer oder Schrecken. Es ist sehr wichtig, dass die Tukane nicht ans Futter der Löwenäffchen herankommen, wegen den Früchten, die Vitamin C enthalten. Es ist jedoch nicht so tragisch, wenn die Löwenäffchen das Futter der Tukane fressen. 8. Wie oft wird das Gehege gereinigt? Jeden Tag, wenn es am Morgen Futter gibt, wird das Gehege grob gereinigt. Zweimal in der Woche wird es dann komplett gereinigt und wenn nötig werden dann auch die Pflanzen getränkt. 9. Wie funktionier eine Vergesellschaftung von zwei verschiedenen Tierarten/von zwei Tieren derselben Art? Zuerst werden die zu vergesellschaftenden Tiere in benachbarte Gehege gebracht und mit einem Gitter abgetrennt. So haben sie „Schnupperkontakt“ zueinander, aber keinen direkten Kontakt. Dann werden sie zueinander ins selbe Gehege gelassen. Man schaut zu, was passiert. Wenn sie sich bekämpfen, müssen sie wieder getrennt werden, wenn sie sich verstehen, können sie zusammen bleiben. 10. Was denken Sie, wie weit sind die Tiere durchschnittlich voneinander entfernt? Zwischenartlich sind sie meistens weit voneinander entfernt. Man sieht sie nie näher als einen Meter beieinander. Sie suchen keinen Kontakt zueinander, deshalb gibt es auch keine Streitereien oder Kämpfe (Thomas vermutet dies, aber er kann es nicht zu 100% bestätigen). - 16 - Nr.3 Diagramme zum Distanzverhalten Distanzen zwischen den beiden Tukanen 27% Distanz 1 : bis zu 1 Meter 44% Distanz 2 : grösser als 1 Meter bis 3 Meter Distanz 3 :grösser als 3 Meter 29% 100% = 345 Messpunkte Distanzen zwischen den beiden Löwenäffchen 28% Distanz 1 : bis zu 1 Meter Distanz 2 : grösser als 1 Meter bis 3 Meter 11% Distanz 3 :grösser als 3 Meter 61% 100% = 345 Messpunkte - 17 - Distanzen zwischen Tukan (m) und Goldgelben Löwenäffchen (m) 4% Distanz 1 : bis zu 1 Meter 17% Distanz 2 : grösser als 1 Meter bis 3 Meter Distanz 3 :grösser als 3 Meter 79% 100% = 345 Messpunkte Distanzen zwischen Tukan (w) und Goldgelben Löwenäffchen (m) 18% Distanz 1 : bis zu 1 Meter Distanz 2 : grösser als 1 Meter bis 3 Meter 10% Distanz 3 :grösser als 3 Meter 72% 100% = 345 Messpunkte Distanzen zwischen Tukan (m) und Goldgelben Löwenäffchen (w) 6% Distanz 1 : bis zu 1 Meter 12% Distanz 2 : grösser als 1 Meter bis 3 Meter Distanz 3 :grösser als 3 Meter 82% 100% = 345 Messpunkte - 18 -