Vegan VEGAN – EIN ZUKUNFTSTREND ? Im Augenblick ist «vegan» in aller Munde. Die Medien berichten laufend über vegane Ernährung – und was damit zusammenhängt. Viele Leute ernähren sich vegan, und es werden täglich mehr. Zum Apéro Foto: Markus Maurer Zum Dessert Fotos: zVg Zum Hauptgang Lupinen – vegane Gemüsepaste Text Michael Hostmann I m Gastgewerbe in der Schweiz bieten im Augenblick über 300 Betriebe Vegan-Gerichte an. Es könnten noch mehr sein, aber 300 stehen aktuell auf den Informa­tionsplattformen (siehe Kasten). Hier eine ganz kleine Auswahl von Betrieben, die zeigen soll, dass es in jeder Region in der Schweiz etwas Veganes gibt: 6 | swiss-cuisine | Juni 2014 – Alpina Stuba, Parpan (Graubünden) – Brasserie St. Gervais, Biel – Hiltl, Zürich – Hitzberger, Basel – Hotel Bietschhorn, Kippel (Wallis) – Hotel Swiss die Krone, Kreuzlingen – Plaza – Café-Bistro-Bar, Zug – Restaurant-Landhaus, Jenaz (Graubünden) – Ristorante Colmanicchio, Locarno – Vegi Mungi Food, Baar, – Way to India, Bern etc. Unterschied vegan und ­vegetarisch Vegetarische Gerichte werden ohne Fleisch und Fisch hergestellt. In veganen Gerichten gibt es kein Fleisch, kein Fisch, keine Milch und Milchprodukte sowie keine Eier und keinen Honig! Wie Fleisch und Milch ersetzt werden, lesen Sie auf Seite 8. Was meint die Fleischindustrie zu vegan? Mike Schneider, Leiter der Statistik bei Proviande (Schweizer Fleisch), meint: «Die Veganer sind sehr aktiv und vermarkten ihre kreativen Ideen gut. Effektiv handelt es sich aber um einen sehr kleinen Prozentsatz von Leuten, die ganz auf tierische Produkte verzichten. Es gibt zwischen 3 bis 5 Prozent Vegetarier in der Schweiz, die Veganer dürften wohl weniger als 1 Prozent ausmachen. Der grösste Teil der Schweizer Bevölkerung aber isst immer noch regelmässig Fleisch.» Das stimmt schon, aber wenn die Leute ausgehen, dann möchten sie auch mal etwas anderes essen, zum Beispiel vegane Gerichte, weil heute viele davon reden. Wie stehen die Zulieferer des Gastgewerbes zu vegan? Die Firma Gmür (Winner for You) in Zürich liefert Frischund Tiefkühlprodukte dem Gastgewerbe. Reto Gmür von der Geschäftsleitung meint: Vegan ist aktuell ein Trend, der sich sicher etablieren und zur Selbstverständlichkeit werden wird, wie heute Vegetarisch. Wir werden unser Angebot in den nächsten Monaten massiv ausbauen und weitere Produkte auf den Markt bringen. Heute gibt es zum Beispiel folgende Produkte wie Auberginen-Püree, Gemüse-­Bällchen, Falafel-Kichererbsen-Bällchen, Pittabrot Deluxe viereckig, Sojani «Schauarma» etc. Die Firma Gmür führte zudem im Mai 2014 schon zwei Vegan-Seminare durch, im Herbst ist wieder eins geplant. Vegane Produkte – wirklich gesund? Es wird auch darüber diskutiert, ob Vegan-Produkte zu viel Salz, Fett und Zusatzstoffe enthalten. Reto Gmür stellt fest, dass gerade bei den veganen Produkten auf die Zusammenstellung geachtet wird. Vegan – und… und… und… Heute können im Internet mehr als 13 000 Videos über vegane Themen angeschaut, über 550 Vegan-Kochbücher bestellt und mehrere Tausend Vegan-Re­ zepte gelesen werden. Ebenfalls gibt es fast schon in vielen Städten in der Schweiz einen Vegan-Stammtisch, wo sich Veganer regelmässig treffen. Und neu ist auch Döner für Veganer. Und es gibt auch schon zwei Volksinitiativen in den Kantonen Bern und Basel, die verlangen, dass in den Kantinen der Kantonalen Verwaltungen Vegan-Gerichte angeboten werden. Vegan – ein Zukunftstrend Vegan ist ein Zukunftstrend für das Gastgewerbe! Nur wie stark er wird, hängt vom Vegan-Angebot im Gastgewerbe und der Akzeptanz der Gäste ab. ● INFORMATIONSPLATTFORMEN FÜR VEGANE THEMEN www.vegan.ch Die Vegane Gesellschaft Schweiz bietet Informationen zu den Themen: auswärts Essen, vegan Kochen, Rezepte, vegane Produkte von A bis Z, VeganStammtische, aktuelle Vegan-Kochkurse etc. Die wichtige Plattform ist ein Must für denjenigen, der mehr über Vegan wissen möchten. www.youtube.com Zum Thema «vegan Kochen» gibt es sage und schreibe über 13 000 Videos, darunter «Koch`s vegan Video Kochbuch» mit über 200 Videos. Die Rezepte müssen nicht mehr gelesen werden, sondern alles ist gut sichtbar und es wird fachgerecht erklärt. Also reinschauen! www.weltbild.ch Hier können über 550 «Vegan-Kochbücher» angeschaut und bestellt werden Weitere: www.swissveg.ch www.grueen.ch www.vegetarismus.ch www.vegankitchen www.food4winners.ch www.hiltl.ch www.tibits.ch www.happycow.net/ europe/switzerland Vegane Bücher – Foto aus dem Restaurant Gersag – kann der Gast lesen. * Michael Hostmann Kompetenz-Zentrum für das Gastgewerbe und die Hotellerie AG, Kriens Telefon 041 741 70 02 [email protected] www.kompetenz-zentrum.com Juni 2014 | swiss-cuisine | 7 Vegan Vorteil der Pflanzenmilche, die nachfolgend beschrieben werden, ist, dass sie fettarm und cholesterinfrei sind. Sie eröffnen zudem neue Möglichkeiten beim Kochen und Backen. Sojamilch wird aus gemahlenen Sojabohnen gewonnen, die mit Wasser eingeweicht werden. Eine Schleuder trennt die Feststoffe von der Flüssigkeit, der Sojamilch also. Wichtig noch: Kleinkinder sollte man auf Grund der Nebenwirkungen keine Sojamilch geben. Lupinenmilch Bei der Herstellung von Lupinenmilch wird Maltodedextrin beigegeben, das aus Mais gewonnen wird und einen milchigen Geschmack erzeugt. Die Kocheigenschaften von Lupinenmilch ähneln denen der Sojamilch. Aus beiden Produkten lassen sich Cremes und Remouladen zubereiten, ohne dass Sahne oder Eier benötigt werden. Tofu Kabobs ERSATZ OHNE ENDE Fleisch und Milch enthalten lebenswichtige Inhaltsstoffe. Diese kommen aber auch in anderen Nahrungsmitteln vor. Das Angebot der Ersatzprodukte ist vielfältig. F leisch kann durch Soja, Lupinen und Seitan ersetzt werden. Zu beachten ist bei diesen Produkten, dass sie ungewürzt nach nichts schmecken. Gutes Würzen muss also ein Hauptbestandteil dieses Fleischersatzes sein. Sogar die so beliebte faserige Konsistenz von Fleisch kann nachgeahmt werden. Hier kommt es besonders auf die Kenntnisse des Koches an. Fleischersatz Soja stammt aus Südamerika und wird in Europa noch selten angebaut. Forscher arbeiten 8 | swiss-cuisine | Juni 2014 aber an neuen Sojasorten, die in Europa besser wachsen. Aus Soja wird auch Tofu hergestellt. Aus einem Kilogramm Sojabohnen gibt es zwei Kilogramm Tofu. Die Lupine ist eine Hülsenfrucht wie die Sojabohne. Nur die gezüchtete Süsslupine kann zum Kochen verwendet werden. Sie ist der ideale Fleischersatz, weil sie viel Eiweiss, Vitamine und Mineralstoffe enthält. Lupinen können in Europa gut angebaut werden und brauchen keinen Dünger. Seitan ist Weizen-Eiweiss und wird auch Gluten genannt. Seitan enthält genau so viel Eiweiss wie Fleisch, kein Cholesterin und nur wenig Fett. Im Vergleich zu Tofu schmeckt und fühlt sich Seitan beim Essen mehr wie Fleisch an. Seitan hat auch eine bessere Umweltbilanz, weil Weizen ja in Europa wächst. Aus einem Kilogramm Weizenmehl gibt es 400 Gramm Seitan. Milchersatz Kuhmilch kann durch Soja-, Lupinen- und Hafermilch (Getreidemilch) ersetzt werden. Ein Hafermilch gibt es erst seit wenigen Jahren. Die Idee stammt aus Schweden. Für Milch aus Getreide wird das Korn gesiebt, gemahlen und in heissem Wasser eingeweicht. Die Kohlenhydrate des Korns wandeln sich in Zucker um. Ergänzt wird diese Milch mit Sonnenblumenöl oder Rapsöl und Meersalz. In der Küche lässt sich Getreidemilch ● wie Kuhmilch einsetzen. DAS GASTROKONZEPT GERSAG Der Vegan-Boom hat sich im Schweizer Gastgewerbe in letzter Zeit enorm beschleunigt. Ein Beispiel ist das Gersag-Restaurant in Emmenbrücke Soja – und auch Sojamilch * Michael Hostmann Kompetenz-Zentrum für das Gastgewerbe und die Hotellerie AG, Kriens Telefon 041 741 70 02 [email protected] www.kompetenz-zentrum.com Reis vegan bei Luzern. Fotos: zVg D as Gersag-Restaurant hat den entscheidenden Vorteil, dass in diesem Restaurant nur Vegan-Gerichte auf der Speisekarte angeboten werden. Zur Umstellung von der traditionellen Schweizer Küche auf Vegan wurden die Gäste wie folgt orientiert: «Liebe Gäste, wir haben unsere Speisekarte komplett auf vegane Speisen ausgerichtet. Das heisst: Es wurden alle tierischen Produkte von unserer Karte verbannt. Wir kochen mit erstklassigen Ölen, verwenden milch- oder rahmähnliche Produkte aus biologisch angebautem Reis, Hafer, Dinkel oder teils auch Soja. Unsere Produkte sind lecker, aromatisch, nahrhaft und trotzdem leicht verdaulich und gesund. Kommen Sie vorbei und lassen Sie sich überraschen. Für unsere treuen Stammgäste bieten wir am Mittag auch weiterhin unsere Mittagsmenüs mit Fleisch in gewohnter Qualität an». 15 Prozent mehr Umsatz Fotos: zVg Crème brûlée vegan Seitdem das Gersag-Restaurant von der traditionellen Schweizer Küche auf Vegan umgestiegen ist, wuchs der Umsatz um über 15 Prozent. «Die Gäste lieben Vegan und die Reaktionen sind durchs Band positiv», sagt Rolf Kälin, der Geschäftsführer des Gersag-Restaurants. Das Publikum ist gemischt. Im Schnitt sind es die 25- bis 40-Jährigen, welche am häufigsten vom Vegan-Angebot Gebrauch machen. Die Küche musste sich auf Vegan umstellen und einige Sachen neu lernen, denn Vegan-Speisen müssen zum Teil anders zubereitet werden. Fertigprodukte wurden aus der Küche verbannt, neu ist Frische angesagt. Gleich neben dem Gersag-Restaurant gibt es einen Bio-Garten, der zum Restaurant gehört. So kommen vermehrt Salate, Gemüse, Kräuter und Heilkräuter, die dort geerntet werden, in der Küche zur Anwendung. Gersag – das Restaurant und die Säle Das Gersag-Restaurant verfügt über 80 Sitzplätze sowie eine Bar. Daneben im Gersag-Center einen grossen Saal mit Bühne, Foyer, vier weiteren Sälen und den Gersag-Chäller für Party mit DJ. Für Bankette und Familienfeiern in den Sälen geniessen die Gästewünsche Priorität. Also kann der Gast dort auch etwas anderes als Vegan-Speisen essen. Rolf Kälin hält fest: «Beliebte Gerichte sind unser Seitanhackbraten mit Süsskartoffel-Gratin und Seitangeschnetzeltes »Gersag» mit Kartoffelrösti sowie unsere hausgemachten Süsskartoffel Gnocchi. Speziell Nichtveganer greifen gerne auf unsere «fleischähnlichen» Speisen zurück.» Das Gersag-Restaurant ist ein Beispiel für den VeganBoom im Gastgewerbe. ● GERSAG-RESTAURANT Das Gersag-Restaurant ist ein Teil vom Gersag Seminar, Kongress und Kultur Center in Emmenbrücke, Rüeggisingerstrasse 20a. Die Speisekarte kann auch im Internet unter www.gersag.ch angeschaut werden. HAUPTGANG Seitangeschnetzeltes «Gersag» Seitan, Pilze-Sojarahm Sauce, Kartoffelrösti 28.50 Franken Hausgemachte Süsskartoffel Gnocchi in Salbei-Olivenöl gebraten Kirschtomaten, Rucola, Knoblauch, Chili 24.00 Franken Gebratener Chicorée süss sauer Beluga-Linsen, Gomasio 22.50 Franken In Sesamöl gebratene Soba Nudeln Ras el Hanout, Engel-Tofu, dreierlei Saison Wok-Gemüse, Shiitake 25.00 Franken Saisonales Gemüse-Tofu Szechuan Ingwer, Duftreis, schwarzer Sesam 23.50 Franken Seitanhackbraten Balsamico-Senfsauce, Pfälzer «Vichy» Karotten, Süsskartoffel-Gratin 28.00 Franken Linsen-Süsskartoffelcurry Kichererbsen, Grüne Linsen, Süsskartoffeln, Gelbes Curry, Karottenstroh 21.00 Franken Penne Siciliana Vollkornpenne, Olivenöl, Tomaten, Auberginen, Basilikum 20.50 Franken Juni 2014 | swiss-cuisine | 9