Programmheft

Werbung
Fr 6. Mai 20:00 Kölner Philharmonie
Mélody Louledjian | Sopran
Ensemble intercontemporain
Tito Ceccherini | Dirigent
Pause gegen 20:50 | Ende gegen 21:50
Das Konzert im Radio:
Mo 23. Mai 2016, WDR 3, 20:05
Ermöglicht durch das Architekturbüro Kottmair
Gefördert durch die Kunststiftung NRW
PROGRAMM
Jonathan Harvey 1939 – 2012
Death of Light, Light of Death (1998)
für 5 Spieler
nach der »Kreuzigung Christi«
des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald
Didier Pateau | Oboe
Frédérique Cambreling | Harfe
Diégo Tosi | Violine
John Stulz | Viola
Pierre Strauch | Violoncello
Johannes Maria Staud *1974
Par ici! (2011)
für Ensemble
Deutsche Erstaufführung
Thierry Coduys | Live-Elektronik
Johannes Maria Staud
Par là! (2015)
für Ensemble
Kompositionsauftrag des Ensemble intercontemporain
Uraufführung
Thierry Coduys | Live-Elektronik
Pause
2
Gérard Grisey 1946 – 1998
Quatre chants pour franchir le seuil (1997 – 98)
für Sopran und 15 Instrumente
I. Prélude
II. D’après »Les heures à la nuit« de Guez-Ricord
III. Interlude
IV. D’après »Les Sarcophages Égyptiens du Moyen Empire«
V. Interlude
VI. D’après »Erinna«
VII. Faux interlude
VIII. D’après »L’Épopée de Gilgamesh«
3
DIE GESANGSTEXTE
Gérard Grisey 1946 – 1998
Quatre chants pour franchir le seuil (1997–98)
für Sopran und 15 Instrumente
I. Prélude
II. D’après »Les heures à la nuit« de Guez-Ricord
La mort de l’ange
Der Tod des Engels
De qui se doit
de mourir
comme ange
…
comme il se doit de mourir
comme un ange
je me dois
de mourir
moi même
Von dem, der auferlegt ist
zu sterben
wie Engel
...
wie man sterben können muss
wie ein Engel
so muss ich
sterben,
ich selbst.
il se doit son mourir
son ange de mourir
comme il s’est mort
comme un ange
man muss sein Sterben können
sein Engel ist es zu sterben
da er gestorben ist
wie ein Engel
D’après Les heures de la nuit
de Christian Guez-Ricord
Nach Die Stunden der Nacht
von Christian Guez-Ricord
III. Interlude
4
IV. D’après »Les Sarcophages Égyptiens du Moyen Empire«
La mort de la civilisation
Der Tod der Zivilisation
nº 811 et 812
(presque entièrement disparus)
nº 814: « Alors que tu reposes
pour l´éternité… »
nº 809
(détruit)
nº 868 et 869
(presque entièrement détruits)
nº 870 : « J´ai parcouru …
j´ai été florissant …
je fais une déploration …
Le lumineux tombe
à l´intérieur de … »
nº 961 et 963
(détruits)
nº 973 : « qui fait le tour
du ciel … jusqu´aux confins
du ciel … jusqu´à l´étendue
des bras …
Fais-moi un chemin
de lumière,
laisse-moi passer … »
nº 903
(détruit)
nº 1050:
« formule pour être
un dieu … »
811 und 812:
(fast vollständig verloren)
814: »Also ruhe
in Ewigkeit ...«
809:
(zerstört)
868 und 869:
(fast vollständig zerstört)
870: »Ich bin durchgegangen ...
ich war in voller Blüte gewesen ...
ich klage ...
Der Erleuchtete fällt
in das Innere des ...«
961 und 963
(zerstört)
973 : »wer den Himmel
durchreist ... bis an die Enden
des Himmels ... bis dorthin,
wohin die ausgestreckten
Arme reichen ...
Mach mir einen Weg aus Licht,
lass mich hinüberkommen ...«
903:
(zerstört)
1050:
»Sprich, um ein Gott
zu sein ...«
D´après les Sarcophages
Egyptiens du moyen empire
Nach ägyptischen Sarkophagen
des mittleren Reiches
V. Interlude
VI. D’après »Erinna«
La mort de la voix
Der Tod der Stimme
Dans le monde d’en bas,
l´écho en vain dérive.
Et se tait chez les morts.
La voix s’épand dans
l´ombre.
In der unteren Welt verhallt
Das Echo ungehört.
Und es verstummt bei den Toten.
Die Stimme verliert sich im
Schattenreich.
D’après Erinna
Nach Erinna
5
VII. Faux interlude
VIII. D’après »L’Épopée de Gilgamesh«
La mort de l’humanité
Der Tod der Menschheit
… Six jours et sept nuits,
Bourrasques, Pluies battantes
Ouragans et Déluge
Continuèrent de
Saccager la terre.
Le septième jours arrivé.
Tempête, Déluge et
Hécatombe cessèrent.
Après avoir distribué
leurs coups de hasard,
Comme une femme
dans le douleurs,
La Mer se calma
et s’immobilisa.
... Sechs Tage und sieben Nächte,
Stürme, strömender Regen, Orkane
und Sintflut
hörten nicht auf,
die Erde zu verwüsten
Als der siebte Tag anbrach,
verstummten die Gewitter,
Sintflut und Blutbad.
Nachdem sie ihre Schläge aufs
Geratewohl ausgeteilt hatten,
Wie eine Frau,
die in den Wehen liegt,
beruhigte sich das Meer
und wurde still.
Je regardai alentour:
Le silence régnait!
Tous les hommes étaient
Retransformés en argile–:
Et la plaine liquide
Semblait une terrasse.
(Berceuse)
J’ouvris une fenêtre
Et le jour tomba
sur ma joue.
Je tombai à genoux, immobile,
Et pleurai …
Je regardai l’horizon
de la mer, le monde …
Ich blickte um mich:
Es herrschte Stille!
Alle Menschen waren
wieder in Ton umgewandelt;
und die flüssige Ebene
erschien wie eine Terrasse.
D´après l´épopée de Gilgamesch
Nach dem Gilgamesch-Epos
Ich öffnete ein Fenster
und der Tag berührte
meine Wangen.
Ich fiel auf die Knie, regungslos
und weinte ...
Ich betrachtete den Meereshorizont,
die Welt ...
Deutsch: Martin Kaltenecker
6
ZU DEN WERKEN
Eines der größten Rätsel des Lebens ist der unabwendbare Tod einer
jeden Kreatur auf Erden. Beendet er aber die Existenz auf immer oder
öffnet er die Tür zum nächsten, gar zum ewigen Leben? Für die Religionen der Welt steht fest: Er ist nur die Schwelle – zum Paradies,
zum Rad der Wiedergeburt, zur Hölle oder zu einem harmonischen
Lichtraum, von dem manche Menschen mit Nahtoderfahrung berichten. Genau weiß niemand zu sagen, was im und nach dem Sterben
mit uns passiert. Musik, von jeher eng mit Religion verbunden und
selbst von Nichtgläubigen oft als Symbol der Transzendenz begriffen,
hat neben den unzähligen Facetten des Diesseits auch vielfach Spekulationen über das Jenseits thematisiert. Eine überkulturelle Tradition, die bis in unsere Gegenwart reicht.
Mit dem Tod setzt sich der französische Spektralist Gérard Grisey
(1946 – 1998) in dem Ensemblestück Quatre chants pour franchir de
seuil (Vier Gesänge, um die Schwelle zu überschreiten) auseinander.
Jedem Gesang dieses mithin sehr klangmächtigen, dann ungemein
lyrischen Tombeaus für uns auf uns alle legt er ein Textfragment aus
ganz verschiedenen Kulturen zugrunde. Gesang 1 La mort de l’ange
(Der Tod des Engels) besteht aus einigen Passagen des Buches Les
heures de la nuit (Die Stunden der Nacht) von dem Schriftsteller
Christian Guez-Ricord, der 1988 selbstgewählt sein Leben beendete.
Gesang 2 La mort de la civilisation (Der Tod der Zivilisation) basiert
auf Inschriften altägyptischer Sarkophage und Gesang 3 La mort de la
voix (Der Tod der Stimme) auf zwei Versen der antiken griechischen
Dichterin Erinna, über die so gut wie nichts bekannt ist. Gesang 4
La mort de l’humanité (Der Tod der Menschheit) verwendet Zitate aus
dem Gilgamesch-Epos, die in einer zarten »Berceuse« münden. Doch
ist das Wiegenlied nicht zum Einschlafen gedacht, sondern für das
Erwachen. »Es ist eine Musik der Morgendämmerung einer Menschheit«, so Grisey, »die endlich vom Alptraum befreit ist.«
Texte grundieren auch die beiden Ensemblestücke des österreichischen Komponisten Johannes Maria Staud (*1974) Par ici! von
2011/12 und das heute uraufgeführte Par l’a von 2015/16. Das ältere
»Hierher« verdankt sich im Titel und der Ausgangsidee dem Gedicht
Le Voyage (Die Reise; 1859) aus Charles Baudelaires Les Fleurs du
mal (Die Blumen des Bösen), genauer dem Beginn des Poems: »So
schiffen wir uns auf dem Meer der Finsternis ein / Mit dem freudigen Herz eines jungen Passagiers. / Hört ihr diese Stimmen, die so
7
düster lockend singen: / ‚Hierher! die ihr den süßduftenden Lotus
essen wollt! / Hier erntet man die Wunderfrüchte, / nach denen eure
Herzen hungern…‘« In einer miktrotonal gefärbten Klanglandschaft,
die auch das Œuvre des von Staud sehr geschätzten Grisey prägen,
entstehen neue Harmonien, die ebenso aufbrausend wie innehaltend, hart, kompromisslos oder auch geisterhaft sind. Dem vier Jahre
jüngeren Schwesterstück »Dorthin!«, ebenfalls in vierteltönigem
Gewebe, stellt Staud nun Auszüge aus Friedrich Nietzsches Schrift
Die fröhliche Wissenschaft (1887) zur Seite: »Dorthin – will ich; und
ich traue / Mir fortan und meinem Griff. / Offen liegt das Meer, ins
Blaue / Treibt mein Genueser Schiff. // Alles glänzt mir neu und neuer,
/ Mittag schläft auf Raum und Zeit –: / Nur dein Auge – ungeheuer /
Blickt mich’s an, Unendlichkeit!«
Kein Worttext, aber ein starker, aussagekräftiger Bildtext bilden das
Initial und Ideengerüst des 1998 geschriebenen Quintetts »Death
of Light, Light of Death« von Jonathan Harvey (1939–2012), dessen
Musik häufig christliche oder buddhistische Aspekte thematisiert.
Matthias Grünewalds fünf Kreuzigungstafeln des berühmten Isenheimer Altar, die dort dargestellten fünf biblischen Personen – der
gekreuzigte Jesus, die flehende Maria Magdalena, die ohnmächtige
Maria, der hoffnungslose Apostel Johannes und der unberührte in
eine andere Welt zu blicken scheinende Johannes der Täufer – kommentiert der englische Komponist jeweils individualisiert in den fünf
Sätzen seines ebenso filigranen wie lichten wie intensiven Werks.
»Man darf niemals«, so sein Credo, »das Zartgefühl des menschlichen Ausdrucks verlieren.«
Stefan Fricke
8
BIOGRAPHIEN
Mélody Louledjian
Melody Louledjian begann ihre musikalische Ausbildung sehr früh. Nach einem
Ersten Preis im Fach Klavier und ihrer
Gesangsausbildung in Lyon und Wien
begann sie ihre Karriere 2009 am Grand
Theatre in Bordeaux in der Rolle der Carmen in Peter Eötvös’ Oper Le Balcon.
Seither war sie regelmäßig am Theater
in Bordeaux zu hören. Es folgten viele
weitere Rollen, vor allem aus dem zeitgenössischen Repertoire. Kürzlich feierte
sie einen großen Erfolg in der Hauptrolle von Reynaldo Hahns Ciboulette und mit der Abschlussgala im Juni 2015 an der Opera Comique
in Paris. Sie gastierte bei internationalen Festivals wie Musica Strasbourg, MaerzMusik in Berlin, dem Festival d’Automne à Paris, dem
Archipel-Festival in Genf und dem Festival von Royaumont. Regelmäßig wird sie eingeladen von Ensembles wie Contrechamps (Genf),
dem Ensemble l’Instant Donnée (Paris), dem Klangforum Wien und
dem Tippett Ensemble. Melody Louledjian hat mit Komponisten wie
Gérard Pesson, Stefano Gervasoni, Yves Prin, Beat Furrer und ­Philippe
Fénelon zusammengearbeitet. Darüber hinaus war sie in Bühnenwerken von John Cage, György Kurtág, Morton Feldman, Johannes
Schöllhorn, Georges Aperghis und Karlheinz Stockhausen zu erleben.
In den letzten Jahren verkörperte sie erfolgreich Rollen in Léo Delibes’ La Cour du Roi Pétaud an den Theatern von Athen und Reims,
La Bergère (La Pastorale) am Theatre du Chatelet, Elvira (L’Italiana in
Algeri) am Grand Théâtre de Bordeaux und der Opera de Vichy, Carmen (Le Balcon), Naïade (Ariadne auf Naxos), Oberto (Alcina), Eurydice (Orphée aux enfers), Musetta (La Bohème) am Grand Théâtre de
Bordeaux, Woglinde (Rheingold), Waldvogel (Siegfried) am Teatro di
Reggio Emilia, an der Casa da Música Porto, in Luxembourg, an der
Cité de la Musique in Paris, in Reims, Le Feu/Le Rossignol (L’Enfant
et les Sortilèges), die Erste Zofe (Der Zwerg) an der Opéra de Paris
und der Bayerischen Staatsoper, die Fünfte Magd (Elektra) und Adèle
(La Chauve-Souris) an der Oper von Nizza, Elise (Le Dilettante) an der
Oper von Avignon und Ciboulette an der Opera Comique.
9
Gleichermaßen wie der Oper widmet sie sich dem Konzertrepertoire.
Mit Soloabenden und Konzerten war sie u. a. an der Opera Comique
in Paris, an der Opera de Nancy, im Auditorium in Lyon, an der
Oper von Saint Etienne, am Grand Theatre von Bordeaux und beim
Kammermusikfestival estivales musicales in der Schweiz zu hören.
Melody Louledjian gibt regelmäßig Meisterkurse an der Musikhochschule in Genf. Sie spricht Französisch, Italienisch, Spanisch, Englisch
und Deutsch.
Seit 1993 ist Frédérique Cambreling Mitglied im Ensemble intercontemporain und zugleich als Solistin auf internationalen Konzertbühnen zu erleben. Als Professorin für Instrumentaldidaktik unterrichtet sie am Nationalen Konservatorium in Paris. Außerdem ist sie
Mitglied des Trio Salzedo. In den 70er Jahren gewann Frédérique
Cambreling zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben,
woraufhin sie Soloharfenistin des Orchestre National de France
wurde. Zahlreiche Komponisten, darunter Philippe Boesmans, Wolfgang Rihm und Michaël Jarrell, haben Werke für sie geschrieben. Als
Hommage an Luciano Berio führte Frédérique Cambreling 2003 bei
den Donaueschinger Musiktagen Berios Chemins I mit dem SWR
Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter der Leitung von
Sylvain Cambreling auf.
Sein Studium schloss der Oboist Didier Pateau 1978 am Pariser
Conservatoire National Supérieur de Musique mit höchster Auszeichnung ab. Noch im selben Jahr wurde er Mitglied im Ensemble
intercontemporain. Sein Repertoire umfasst solistische Werke des
20. Jahrhunderts etwa von Luciano Berio, Heinz Holliger, Gilbert
Amy und Brian Ferneyhough. Unter der Leitung von Peter Eötvös
spielte Didier Pateau Congruences von Michael Jarrell auf CD ein,
außerdem Werke von Harrison Birtwistle, Nicolas Bacri, Carl Nielsen, Luciano Berio, W. A. Mozart, Steve Reich und George Bizet.
Als leidenschaftlicher Pädagoge unterrichtet Didier Pateau u. a.
an der Ecole Nationale de Musique d’Aulnay-sous-Bois und an der
10
Musikhochschule in Wien. Außerdem leitet er Meisterklassen in
Oslo, Halifax und Santiago.
Nachdem Pierre Strauch 1977 einen Preis beim internationalen
Rostropowitsch Wettbewerb gewann, wurde er kurz darauf Mitglied
im Ensemble intercontemporain. Als Cellist wirkte Pierre Strauch bei
Uraufführungen und CD-Einspielungen zahlreicher Werke moderner
Komponisten mit wie Iannis Xenakis, Luciano Berio, Bernd Alois Zimmermann, Olivier Messiaen oder Brian Ferneyhough. Außerdem ist
Pierre Strauch als Lehrer und Dirigent aktiv. Als Komponist schrieb er
zahlreiche Solostücke, Kammermusik und Vokalwerke. Vom Ensemble intercontemorain erhielt er den Kompositionsauftrag zu La Escalera del dragón (In memoriam Julio Cortázar) für 15 Instrumente, das
2004 unter der Leitung von Jonathan Nott uraufgeführt wurde. Mit
den Komponisten Diogène Rivas und Antonio Pileggi gründete Pierre
Strauch das Festival A Tempo de Caracas.
Der Bratschist John Stulz war von 2012 bis 2014 Mitglied des
Ensembles ACJW in New York. Auftritte mit dem Klangforum Wien,
The St. Paul Chamber Orchestra, Talea Ensemble und Omnibus
Ensemble führten ihn auf internationale Konzertbühnen. Mit dem
Dirigenten Vimbayi Kaziboni gründete John Stulz 2007 in Los Angeles das What’s Next? Ensemble, das Werke junger Komponisten aus
Los Angeles ebenso aufführt wie Musik internationaler Größen. John
Stulz ist Co-Künstlerischer Leiter des VIVO Music Festival, einem jährlichen Kammermusikfestival in seiner Heimatstadt Columbus, Ohio.
Darüber hinaus gastiert er regelmäßig bei Festivals etwa in Luzern,
Schleswig-Holstein oder Schwaz. Seine eigenen Kompositionen und
Projekte wurden u. a. in Los Angeles, New York, Amsterdam, Berlin,
Tashkent und Omaha aufgeführt. Seit 2015 ist John Stulz Mitglied im
Ensemble intercontemporain.
11
Seit 2006 ist der Geiger Diego Tosi Mitglied im Ensemble intercontemporain. Als Solist gastiert er in weltweit führenden Konzerthäusern und sein Repertoire umfasst alle Epochen. CD-Einspielungen
u.a. mit Werken von Ravel, Scelsi, Berio und Boulez wurden mit
renommierten Preisen ausgezeichnet. In jüngster Zeit entstand eine
Aufnahme mit dem Gesamtwerk des Geigenvirtuosen Pablo de Sarasate, für die Diego Tosi den Del Duca Preis und den SACEM Enesco
Preis erhielt. Seine Studien am Pariser Konservatorium und in Bloomington schloss Diego Tosi mit höchsten Auszeichnungen ab und er
gewann zahlreiche internationale Wettbewerbe. Seit 2010 ist Diego
Tosi künstlerischer Leiter des Festivals Tautavel en musique.
12
Ensemble intercontemporain
1976 gründete Pierre Boulez mit Unterstützung des damaligen französischen Kulturministers Michel Guy und in Zusammenarbeit mit
Nicholas Snowman das Ensemble intercontemporain. Die 31 Solisten
des Ensembles einte von Anfang an die Liebe zur modernen und zeitgenössischen Musik. Unter der künstlerischen Leitung von Matthias
Pintscher arbeiten die Musiker heute eng mit Komponisten zusammen, erkunden neue Techniken auf ihren Instrumenten und entwickeln Projekte, die Musik, Tanz, Theater, Film, Video und visuelle
Künste miteinander verbinden. In Zusammenarbeit mit dem IRCAM
(Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) ist das
Ensemble auch auf dem Gebiet der synthetischen Klangerzeugung
aktiv. Regelmäßig führt das Ensemble intercontemporain neue Werke
auf und vergibt Kompositionsaufträge. Daneben ist das Ensemble
bekannt für sein Engagement in der musikalischen Vermittlungsarbeit
und Nachwuchsförderung und veranstaltet Kinderkonzerte, KreativWorkshops für Studierende oder Trainingsprogramme für zukünftige
Musiker, Dirigenten und Komponisten. Seit 2004 stehen die Solisten
des Ensembles als Tutoren bei der Lucerne Festival Academy dem
Nachwuchs zur Verfügung. Das Ensemble intercontemporain ist an
der Philharmonie de Paris beheimatet und absolviert weltweit Auftritte und Festivalbesuche. Das Ensemble wird finanziert vom französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation und erhält zusätzlich Unterstützung von der Stadt Paris.
13
Die Besetzung des
Ensemble intercontemporain
Schlagzeug
Samuel Favre
Victor Hanna
Hans Loirs *
Flöte
Emmanuelle Ophèle
Oboe
Didier Pateau
Klavier
Hidéki Nagano
Klarinette
Alain Billard
Bogdan Sydorenko *
Harfe
Frédérique Cambreling
Fagott
Paul Riveaux
Violine
Diégo Tosi
Tenorsaxophon
Vincent David *
Viola
John Stulz
Baritonsaxophon
Erwan Fagant *
Violoncello
Pierre Strauch
Horn
Jens McManama
Kontrabass
Nicolas Crosse
Trompete
Clément Saunier
* Gäste
Posaune
Benny Sluchin
Tuba
Jérémie Dufort *
Florian Schuegraf *
14
Tito Ceccherini
Der italienische Dirigent Tito Ceccherini ist
ein geschätzter Interpret modernen Repertoires und hat sich eingehend mit den
Werken von Bartók, Debussy, Strauss,
Ravel, Janacek und Schönberg beschäftigt. Auch in der Oper hat er eine Vorliebe
für das frühe 20. Jahrhundert und Komponisten wie Bartók, Strauss, Puccini und
Dallapiccola entwickelt. Außerdem besitzt
er genaue Kenntnis der italienischen Oper
von I Puritani bis Falstaff und Erfahrung
in der Erarbeitung neuer Werke wie Sciarrinos Da gelo a gelo und
Superflumina, Fenelons La Cerisaie oder Hurels Les pigeons d’argile.
Als Dirigent leitete er die großen Orchester, darunter das Orchestre
Philharmonique de Radio France, das BBC Symphony Orchestra in
London, das hr-Sinfonieorchester, das Maggio Musicale Fiorentino
Orchestra, das Radio-Sinfonieorchester des SWR, das Tokyo Philharmonic Orchestra, das Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, die
Deutsche Radio Philharmonie, das Orchestra del Teatro La Fenice in
Venedig, das Orchestra del Teatro San Carlo in Neapel, das Orchestra
Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, das Orchestra della Svizzera Italiana in Lugano, das Orchestre de Chambre de Geneve, das Ensemble
intercontemporain, Klangforum Wien und Contrechamps. Er dirigierte
auf Festivals wie dem Festival d’Automne à Paris, den Schwetzinger
Festspielen, der Münchner Biennale und bei Musica in Strasburg.
Zu den Höhepunkten dieser Saison zählen seine Debüts beim Philharmonia Orchestra London, beim Orchester des Teatro dell’Opera
di Roma und beim Real Orquesta Sinfónica de Sevilla sowie erneute
Konzerte mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem
Ensemble intercontemporain, dem Klangforum Wien, dem Orchestra
Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi und dem Orchester des Teatro
Colón in Buenos Aires. Als Operndirigent erhielt er für diese Saison
Einladungen an das Théâtre du Capitole de Toulouse (Bartóks Herzog
Blaubarts Burg, Dallapiccolas Il prigioniero, Mozarts Die Entführung
aus dem Serail), an die Opéra de Rennes (Don Pasquale), zu den Tiroler Festspielen (Die Zauberföte) und die Oper Frankfurt (Strawinskys
The Rake’s Progress).
15
Thierry Coduys
Thierry Coduys ist ein sehr vielseitiger
Künstler, spezialisiert auf die neuen Technologien und besonders interessiert an
zeitgenössischer Kunst und interaktiven
Projekten.
Seit 1986 arbeitet er eng mit zahlreichen
Komponisten zusammen, darunter Karlheinz Stockhausen, Steve Reich und
Ivan Fedele, um nur einige zu nennen. Er
wirkte als Klangregisseur und am Computer bzw. der Elektronik an vielen Uraufführungen und Konzerten mit
zeitgenössischer Musik mit.
Nach einigen Jahren als Freier Mitarbeiter am Ircam war er von
1997 bis 2000 Assistent des italienischen Komponisten Luciano
Berio. 1999 gründete er das Projekt La Kitchen, in dem Forschung
und künstlerisches Wirken in allen Bereichen der Kunst (Musik, Tanz,
Theater, Video, bildende Kunst) paradigmatisch zusammengeführt
werden sollten. Aufbauend auf dieser Erfahrung gründete er 2007
Le Hub, das ebenfalls die verschiedenen Bereiche zeitgenössischer
Kunst verbinden soll. Seit 2002 arbeitete er als Assistent von Pascal
Dusapin. Seit langem ist Thierry Coduys auch für die meisten Sounddesigns an der École Louis Lumière verantwortlich. Mit IanniX entwickelte er eine Software mit einer neuen grafischen Oberfläche, inspiriert von Iannis Xenakis‘ Software UPIC.
16
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln-Vorschau
20:00 Kölner Philharmonie
Täglich eine Stunde vor Konzertbeginn vor der Kölner Philharmonie
Michael Faust | Flöte
Mark Zak | Stimme
WDR Sinfonieorchester Köln
Matthias Pintscher | Dirigent
Michael Struck-Schloen | Moderation
ACHT BRÜCKEN KlangPlastik
Johannes S. Sistermanns
Versunkene Glocken
Werke von: Jonathan Harvey,
Jay Schwartz, Pierre Boulez, Friedrich Goldmann, Galina Ustwolskaja,
Charles Ives
Fr 6. Mai
22:00 Festivalzelt
22:00 Festivalzelt
ACHT BRÜCKEN Lounge
ACHT BRÜCKEN Lounge
Der Weg der Orishas I
Roland Peil | dr, perc
Clemens Orth | keyb
Michael Heupel | fl
Arturo Martinez Cabrera | voc, perc
Sebastian Nickoll | perc, batá
Brenda Boykin | voc
Der Weg der Orishas II
Roland Peil | dr, perc
Clemens Orth | keyb, org
Michel Heupel | fl
Laura Robles Marcuello | cajón, b, voc
Alfonso Garrido | perc, voc
Denise Krammer | voc
23:00 Kunst-Station Sankt Peter
So 8. Mai
Dominik Susteck | Orgel
Wolfgang Rihm:
Bann, Nachtschwärmerei
Contemplatio, Fantasie, 3 Fantasien,
Sinfoniae I
11:00 Kölner Philharmonie
Alon Harari | Countertenor
Gerhild Romberger | Mezzosopran
WDR Rundfunkchor Köln
WDR Funkhausorchester Köln
Wayne Marshall | Dirigent
Sa 7. Mai
12:30 Kunst-Station Sankt Peter
Werke von Leonard Bernstein,
Naji Hakim und Samuel Barber
ACHT BRÜCKEN Lunch
Chu-Heng Liao | Harfe
Wei-Ching Tseng | Harfe
12:30 Funkhaus Wallrafplatz
ACHT BRÜCKEN Lunch
Karlheinz Stockhausen:
FREUDE
2. Stunde
aus: KLANG, die 24 Stunden des
Tages Nr. 81 – 101
Orchester der Hochschule für
Musik und Tanz Köln
Alexander Rumpf | Dirigent
Auszüge aus dem Konzertprogramm
um 15:00
17:00 Lagerstätte für die mobilen
Hochwasserschutzelemente
Tamara Stefanovich | Klavier
Galina Ustwolskaja: Sonaten Nr. 1
bis Nr. 6
17
15:00 Funkhaus Wallrafplatz
20:00 Kunst-Station Sankt Peter
Barbara Maurer | Viola
Orchester der Hochschule für Musik
und Tanz Köln
Alexander Rumpf | Dirigent
Julia Reckendrees | Sopran
Katharina Georg | Alt
Xandi van Dijk | Viola
Malgorzata Walentynowicz | Celesta
Rie Watanabe | Schlagzeug
Kölner Vokalsolisten
Michael Ostrzyga | Dirigent
Werke von Bernd Alois Zimmermann, Antonio Covello, Farzia
Fallah und Galina Ustwolskaja
Uraufführung der 2 Finalwerke des
Kompositionswettbewerbs für junge
Komponisten
Morton Feldman: Rothko Chapel
18:00 Kölner Philharmonie
Netherlands Radio Choir
Netherlands Radio Philharmonic
Orchestra
Markus Stenz | Dirigent
Di 10. Mai
John Adams: The Gospel According
to the Other Mary
12:30 Funkhaus Wallrafplatz
20:30 Stadtgarten
ACHT BRÜCKEN Lunch
Zion80
Linda Hergarten | Gesang
Carl Kanowsky | Gesang
Rabih Lahoud | Gesang
Herskowitz-Trio New York
Jon Madof | guitar
Frank London | trumpet
Matt Darriau | alto sax
Jessica Lurie | baritone sax
Zach Mayer | baritone sax
Brian Marsella | keyboard
Shanir Blumenkranz | bass
Yuval Lion | drums
Matt Herskowitz | p
Mat Fieldes | b
David Rosenblatt | dr
Auszüge aus »Mass« von
Leonard Bernstein
Mo 9. Mai
18:00 Kolumba
12:30 Kunst-Station Sankt Peter
Michael Ranta: Yuen Shan
für vier Schlagzeuge und Tonband
Fassung für Tonband
Michael Ranta | Klangregie, Lichtregie
ACHT BRÜCKEN Lunch
Susanne Herzog | Moderation
Kölner Vokalsolisten
Michael Ostrzyga | Dirigent
20:00 Kölner Philharmonie
Jubilant Sykes | Bariton (Celebrant)
Ronald Samm | Tenor (Preacher)
Konstantin Reischert | Knabensolo
Street Chorus
Chor des Bach-Vereins Köln
Philharmonischer Chor der Stadt Bonn
Jugendprojektchor der Region
Köln-Bonn
Herskowitz-Trio New York
Gürzenich-Orchester Köln
Thomas Neuhoff | Dirigent
Auszüge aus den Finalwerken desKompositionswettbewerbs für junge
Komponisten
18:00 Funkhaus Wallrafplatz
Carolin Widmann | Violine
Nicolas Hodges | Klavier
Werke von Galina Ustwolskaja
und Martin Smolka
Leonard Bernstein: Mass
18
So 8. Mai 11:00 Kölner Philharmonie
Gerhild Romberger | Mezzosopran
WDR Rundfunkchor Köln
WDR Funkhausorchester Köln
Wayne Marshall | Dirigent
Werke von: Leonard Bernstein,
Naji Hakim und Samuel Barber
Tickets & Infos
achtbruecken.de
0221.280 281
Träger
ACHT BRÜCKEN-Hotline 0221 280 281
achtbruecken.de
Informationen und Tickets zu allen
Veranstaltungen des Festivals
Kulturpartner des Festivals
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln
ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln ist ein
Festival der ACHTBRÜCKEN GmbH
Künstlerische Leitung
Louwrens Langevoort
Daniel Mennicken
Dr. Hermann-Christoph Müller
Thomas Oesterdiekhoff
Werner Wittersheim
Redaktion
Sebastian Loelgen
Herausgeber
ACHTBRÜCKEN GmbH
Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln
Fotonachweis
Lionel Monnier © LM-PHOTOGRAPHIE; Ensemble intercontemporain ©
Franck Ferville; Tito Ceccherini © Daniel
Vass; Thierry Coduys © Jean Radel
V.i.S.d.P.
Louwrens Langevoort,
Gesamtleiter und Geschäftsführer der
ACHTBRÜCKEN GmbH und Intendant
der Kölner Philharmonie
Textnachweis
Der Text von Stefan Fricke ist ein
Original­­­beitrag für dieses Heft.
Gesamtherstellung
adHOC ­Printproduktion GmbH
Herunterladen