Fr 6. Mai 20:00 Kölner Philharmonie Mélody Louledjian | Sopran Ensemble intercontemporain Tito Ceccherini | Dirigent Pause gegen 20:50 | Ende gegen 21:50 Das Konzert im Radio: Mo 23. Mai 2016, WDR 3, 20:05 Ermöglicht durch das Architekturbüro Kottmair Gefördert durch die Kunststiftung NRW PROGRAMM Jonathan Harvey 1939 – 2012 Death of Light, Light of Death (1998) für 5 Spieler nach der »Kreuzigung Christi« des Isenheimer Altars von Matthias Grünewald Didier Pateau | Oboe Frédérique Cambreling | Harfe Diégo Tosi | Violine John Stulz | Viola Pierre Strauch | Violoncello Johannes Maria Staud *1974 Par ici! (2011) für Ensemble Deutsche Erstaufführung Thierry Coduys | Live-Elektronik Johannes Maria Staud Par là! (2015) für Ensemble Kompositionsauftrag des Ensemble intercontemporain Uraufführung Thierry Coduys | Live-Elektronik Pause 2 Gérard Grisey 1946 – 1998 Quatre chants pour franchir le seuil (1997 – 98) für Sopran und 15 Instrumente I. Prélude II. D’après »Les heures à la nuit« de Guez-Ricord III. Interlude IV. D’après »Les Sarcophages Égyptiens du Moyen Empire« V. Interlude VI. D’après »Erinna« VII. Faux interlude VIII. D’après »L’Épopée de Gilgamesh« 3 DIE GESANGSTEXTE Gérard Grisey 1946 – 1998 Quatre chants pour franchir le seuil (1997–98) für Sopran und 15 Instrumente I. Prélude II. D’après »Les heures à la nuit« de Guez-Ricord La mort de l’ange Der Tod des Engels De qui se doit de mourir comme ange … comme il se doit de mourir comme un ange je me dois de mourir moi même Von dem, der auferlegt ist zu sterben wie Engel ... wie man sterben können muss wie ein Engel so muss ich sterben, ich selbst. il se doit son mourir son ange de mourir comme il s’est mort comme un ange man muss sein Sterben können sein Engel ist es zu sterben da er gestorben ist wie ein Engel D’après Les heures de la nuit de Christian Guez-Ricord Nach Die Stunden der Nacht von Christian Guez-Ricord III. Interlude 4 IV. D’après »Les Sarcophages Égyptiens du Moyen Empire« La mort de la civilisation Der Tod der Zivilisation nº 811 et 812 (presque entièrement disparus) nº 814: « Alors que tu reposes pour l´éternité… » nº 809 (détruit) nº 868 et 869 (presque entièrement détruits) nº 870 : « J´ai parcouru … j´ai été florissant … je fais une déploration … Le lumineux tombe à l´intérieur de … » nº 961 et 963 (détruits) nº 973 : « qui fait le tour du ciel … jusqu´aux confins du ciel … jusqu´à l´étendue des bras … Fais-moi un chemin de lumière, laisse-moi passer … » nº 903 (détruit) nº 1050: « formule pour être un dieu … » 811 und 812: (fast vollständig verloren) 814: »Also ruhe in Ewigkeit ...« 809: (zerstört) 868 und 869: (fast vollständig zerstört) 870: »Ich bin durchgegangen ... ich war in voller Blüte gewesen ... ich klage ... Der Erleuchtete fällt in das Innere des ...« 961 und 963 (zerstört) 973 : »wer den Himmel durchreist ... bis an die Enden des Himmels ... bis dorthin, wohin die ausgestreckten Arme reichen ... Mach mir einen Weg aus Licht, lass mich hinüberkommen ...« 903: (zerstört) 1050: »Sprich, um ein Gott zu sein ...« D´après les Sarcophages Egyptiens du moyen empire Nach ägyptischen Sarkophagen des mittleren Reiches V. Interlude VI. D’après »Erinna« La mort de la voix Der Tod der Stimme Dans le monde d’en bas, l´écho en vain dérive. Et se tait chez les morts. La voix s’épand dans l´ombre. In der unteren Welt verhallt Das Echo ungehört. Und es verstummt bei den Toten. Die Stimme verliert sich im Schattenreich. D’après Erinna Nach Erinna 5 VII. Faux interlude VIII. D’après »L’Épopée de Gilgamesh« La mort de l’humanité Der Tod der Menschheit … Six jours et sept nuits, Bourrasques, Pluies battantes Ouragans et Déluge Continuèrent de Saccager la terre. Le septième jours arrivé. Tempête, Déluge et Hécatombe cessèrent. Après avoir distribué leurs coups de hasard, Comme une femme dans le douleurs, La Mer se calma et s’immobilisa. ... Sechs Tage und sieben Nächte, Stürme, strömender Regen, Orkane und Sintflut hörten nicht auf, die Erde zu verwüsten Als der siebte Tag anbrach, verstummten die Gewitter, Sintflut und Blutbad. Nachdem sie ihre Schläge aufs Geratewohl ausgeteilt hatten, Wie eine Frau, die in den Wehen liegt, beruhigte sich das Meer und wurde still. Je regardai alentour: Le silence régnait! Tous les hommes étaient Retransformés en argile–: Et la plaine liquide Semblait une terrasse. (Berceuse) J’ouvris une fenêtre Et le jour tomba sur ma joue. Je tombai à genoux, immobile, Et pleurai … Je regardai l’horizon de la mer, le monde … Ich blickte um mich: Es herrschte Stille! Alle Menschen waren wieder in Ton umgewandelt; und die flüssige Ebene erschien wie eine Terrasse. D´après l´épopée de Gilgamesch Nach dem Gilgamesch-Epos Ich öffnete ein Fenster und der Tag berührte meine Wangen. Ich fiel auf die Knie, regungslos und weinte ... Ich betrachtete den Meereshorizont, die Welt ... Deutsch: Martin Kaltenecker 6 ZU DEN WERKEN Eines der größten Rätsel des Lebens ist der unabwendbare Tod einer jeden Kreatur auf Erden. Beendet er aber die Existenz auf immer oder öffnet er die Tür zum nächsten, gar zum ewigen Leben? Für die Religionen der Welt steht fest: Er ist nur die Schwelle – zum Paradies, zum Rad der Wiedergeburt, zur Hölle oder zu einem harmonischen Lichtraum, von dem manche Menschen mit Nahtoderfahrung berichten. Genau weiß niemand zu sagen, was im und nach dem Sterben mit uns passiert. Musik, von jeher eng mit Religion verbunden und selbst von Nichtgläubigen oft als Symbol der Transzendenz begriffen, hat neben den unzähligen Facetten des Diesseits auch vielfach Spekulationen über das Jenseits thematisiert. Eine überkulturelle Tradition, die bis in unsere Gegenwart reicht. Mit dem Tod setzt sich der französische Spektralist Gérard Grisey (1946 – 1998) in dem Ensemblestück Quatre chants pour franchir de seuil (Vier Gesänge, um die Schwelle zu überschreiten) auseinander. Jedem Gesang dieses mithin sehr klangmächtigen, dann ungemein lyrischen Tombeaus für uns auf uns alle legt er ein Textfragment aus ganz verschiedenen Kulturen zugrunde. Gesang 1 La mort de l’ange (Der Tod des Engels) besteht aus einigen Passagen des Buches Les heures de la nuit (Die Stunden der Nacht) von dem Schriftsteller Christian Guez-Ricord, der 1988 selbstgewählt sein Leben beendete. Gesang 2 La mort de la civilisation (Der Tod der Zivilisation) basiert auf Inschriften altägyptischer Sarkophage und Gesang 3 La mort de la voix (Der Tod der Stimme) auf zwei Versen der antiken griechischen Dichterin Erinna, über die so gut wie nichts bekannt ist. Gesang 4 La mort de l’humanité (Der Tod der Menschheit) verwendet Zitate aus dem Gilgamesch-Epos, die in einer zarten »Berceuse« münden. Doch ist das Wiegenlied nicht zum Einschlafen gedacht, sondern für das Erwachen. »Es ist eine Musik der Morgendämmerung einer Menschheit«, so Grisey, »die endlich vom Alptraum befreit ist.« Texte grundieren auch die beiden Ensemblestücke des österreichischen Komponisten Johannes Maria Staud (*1974) Par ici! von 2011/12 und das heute uraufgeführte Par l’a von 2015/16. Das ältere »Hierher« verdankt sich im Titel und der Ausgangsidee dem Gedicht Le Voyage (Die Reise; 1859) aus Charles Baudelaires Les Fleurs du mal (Die Blumen des Bösen), genauer dem Beginn des Poems: »So schiffen wir uns auf dem Meer der Finsternis ein / Mit dem freudigen Herz eines jungen Passagiers. / Hört ihr diese Stimmen, die so 7 düster lockend singen: / ‚Hierher! die ihr den süßduftenden Lotus essen wollt! / Hier erntet man die Wunderfrüchte, / nach denen eure Herzen hungern…‘« In einer miktrotonal gefärbten Klanglandschaft, die auch das Œuvre des von Staud sehr geschätzten Grisey prägen, entstehen neue Harmonien, die ebenso aufbrausend wie innehaltend, hart, kompromisslos oder auch geisterhaft sind. Dem vier Jahre jüngeren Schwesterstück »Dorthin!«, ebenfalls in vierteltönigem Gewebe, stellt Staud nun Auszüge aus Friedrich Nietzsches Schrift Die fröhliche Wissenschaft (1887) zur Seite: »Dorthin – will ich; und ich traue / Mir fortan und meinem Griff. / Offen liegt das Meer, ins Blaue / Treibt mein Genueser Schiff. // Alles glänzt mir neu und neuer, / Mittag schläft auf Raum und Zeit –: / Nur dein Auge – ungeheuer / Blickt mich’s an, Unendlichkeit!« Kein Worttext, aber ein starker, aussagekräftiger Bildtext bilden das Initial und Ideengerüst des 1998 geschriebenen Quintetts »Death of Light, Light of Death« von Jonathan Harvey (1939–2012), dessen Musik häufig christliche oder buddhistische Aspekte thematisiert. Matthias Grünewalds fünf Kreuzigungstafeln des berühmten Isenheimer Altar, die dort dargestellten fünf biblischen Personen – der gekreuzigte Jesus, die flehende Maria Magdalena, die ohnmächtige Maria, der hoffnungslose Apostel Johannes und der unberührte in eine andere Welt zu blicken scheinende Johannes der Täufer – kommentiert der englische Komponist jeweils individualisiert in den fünf Sätzen seines ebenso filigranen wie lichten wie intensiven Werks. »Man darf niemals«, so sein Credo, »das Zartgefühl des menschlichen Ausdrucks verlieren.« Stefan Fricke 8 BIOGRAPHIEN Mélody Louledjian Melody Louledjian begann ihre musikalische Ausbildung sehr früh. Nach einem Ersten Preis im Fach Klavier und ihrer Gesangsausbildung in Lyon und Wien begann sie ihre Karriere 2009 am Grand Theatre in Bordeaux in der Rolle der Carmen in Peter Eötvös’ Oper Le Balcon. Seither war sie regelmäßig am Theater in Bordeaux zu hören. Es folgten viele weitere Rollen, vor allem aus dem zeitgenössischen Repertoire. Kürzlich feierte sie einen großen Erfolg in der Hauptrolle von Reynaldo Hahns Ciboulette und mit der Abschlussgala im Juni 2015 an der Opera Comique in Paris. Sie gastierte bei internationalen Festivals wie Musica Strasbourg, MaerzMusik in Berlin, dem Festival d’Automne à Paris, dem Archipel-Festival in Genf und dem Festival von Royaumont. Regelmäßig wird sie eingeladen von Ensembles wie Contrechamps (Genf), dem Ensemble l’Instant Donnée (Paris), dem Klangforum Wien und dem Tippett Ensemble. Melody Louledjian hat mit Komponisten wie Gérard Pesson, Stefano Gervasoni, Yves Prin, Beat Furrer und ­Philippe Fénelon zusammengearbeitet. Darüber hinaus war sie in Bühnenwerken von John Cage, György Kurtág, Morton Feldman, Johannes Schöllhorn, Georges Aperghis und Karlheinz Stockhausen zu erleben. In den letzten Jahren verkörperte sie erfolgreich Rollen in Léo Delibes’ La Cour du Roi Pétaud an den Theatern von Athen und Reims, La Bergère (La Pastorale) am Theatre du Chatelet, Elvira (L’Italiana in Algeri) am Grand Théâtre de Bordeaux und der Opera de Vichy, Carmen (Le Balcon), Naïade (Ariadne auf Naxos), Oberto (Alcina), Eurydice (Orphée aux enfers), Musetta (La Bohème) am Grand Théâtre de Bordeaux, Woglinde (Rheingold), Waldvogel (Siegfried) am Teatro di Reggio Emilia, an der Casa da Música Porto, in Luxembourg, an der Cité de la Musique in Paris, in Reims, Le Feu/Le Rossignol (L’Enfant et les Sortilèges), die Erste Zofe (Der Zwerg) an der Opéra de Paris und der Bayerischen Staatsoper, die Fünfte Magd (Elektra) und Adèle (La Chauve-Souris) an der Oper von Nizza, Elise (Le Dilettante) an der Oper von Avignon und Ciboulette an der Opera Comique. 9 Gleichermaßen wie der Oper widmet sie sich dem Konzertrepertoire. Mit Soloabenden und Konzerten war sie u. a. an der Opera Comique in Paris, an der Opera de Nancy, im Auditorium in Lyon, an der Oper von Saint Etienne, am Grand Theatre von Bordeaux und beim Kammermusikfestival estivales musicales in der Schweiz zu hören. Melody Louledjian gibt regelmäßig Meisterkurse an der Musikhochschule in Genf. Sie spricht Französisch, Italienisch, Spanisch, Englisch und Deutsch. Seit 1993 ist Frédérique Cambreling Mitglied im Ensemble intercontemporain und zugleich als Solistin auf internationalen Konzertbühnen zu erleben. Als Professorin für Instrumentaldidaktik unterrichtet sie am Nationalen Konservatorium in Paris. Außerdem ist sie Mitglied des Trio Salzedo. In den 70er Jahren gewann Frédérique Cambreling zahlreiche Preise bei internationalen Wettbewerben, woraufhin sie Soloharfenistin des Orchestre National de France wurde. Zahlreiche Komponisten, darunter Philippe Boesmans, Wolfgang Rihm und Michaël Jarrell, haben Werke für sie geschrieben. Als Hommage an Luciano Berio führte Frédérique Cambreling 2003 bei den Donaueschinger Musiktagen Berios Chemins I mit dem SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg unter der Leitung von Sylvain Cambreling auf. Sein Studium schloss der Oboist Didier Pateau 1978 am Pariser Conservatoire National Supérieur de Musique mit höchster Auszeichnung ab. Noch im selben Jahr wurde er Mitglied im Ensemble intercontemporain. Sein Repertoire umfasst solistische Werke des 20. Jahrhunderts etwa von Luciano Berio, Heinz Holliger, Gilbert Amy und Brian Ferneyhough. Unter der Leitung von Peter Eötvös spielte Didier Pateau Congruences von Michael Jarrell auf CD ein, außerdem Werke von Harrison Birtwistle, Nicolas Bacri, Carl Nielsen, Luciano Berio, W. A. Mozart, Steve Reich und George Bizet. Als leidenschaftlicher Pädagoge unterrichtet Didier Pateau u. a. an der Ecole Nationale de Musique d’Aulnay-sous-Bois und an der 10 Musikhochschule in Wien. Außerdem leitet er Meisterklassen in Oslo, Halifax und Santiago. Nachdem Pierre Strauch 1977 einen Preis beim internationalen Rostropowitsch Wettbewerb gewann, wurde er kurz darauf Mitglied im Ensemble intercontemporain. Als Cellist wirkte Pierre Strauch bei Uraufführungen und CD-Einspielungen zahlreicher Werke moderner Komponisten mit wie Iannis Xenakis, Luciano Berio, Bernd Alois Zimmermann, Olivier Messiaen oder Brian Ferneyhough. Außerdem ist Pierre Strauch als Lehrer und Dirigent aktiv. Als Komponist schrieb er zahlreiche Solostücke, Kammermusik und Vokalwerke. Vom Ensemble intercontemorain erhielt er den Kompositionsauftrag zu La Escalera del dragón (In memoriam Julio Cortázar) für 15 Instrumente, das 2004 unter der Leitung von Jonathan Nott uraufgeführt wurde. Mit den Komponisten Diogène Rivas und Antonio Pileggi gründete Pierre Strauch das Festival A Tempo de Caracas. Der Bratschist John Stulz war von 2012 bis 2014 Mitglied des Ensembles ACJW in New York. Auftritte mit dem Klangforum Wien, The St. Paul Chamber Orchestra, Talea Ensemble und Omnibus Ensemble führten ihn auf internationale Konzertbühnen. Mit dem Dirigenten Vimbayi Kaziboni gründete John Stulz 2007 in Los Angeles das What’s Next? Ensemble, das Werke junger Komponisten aus Los Angeles ebenso aufführt wie Musik internationaler Größen. John Stulz ist Co-Künstlerischer Leiter des VIVO Music Festival, einem jährlichen Kammermusikfestival in seiner Heimatstadt Columbus, Ohio. Darüber hinaus gastiert er regelmäßig bei Festivals etwa in Luzern, Schleswig-Holstein oder Schwaz. Seine eigenen Kompositionen und Projekte wurden u. a. in Los Angeles, New York, Amsterdam, Berlin, Tashkent und Omaha aufgeführt. Seit 2015 ist John Stulz Mitglied im Ensemble intercontemporain. 11 Seit 2006 ist der Geiger Diego Tosi Mitglied im Ensemble intercontemporain. Als Solist gastiert er in weltweit führenden Konzerthäusern und sein Repertoire umfasst alle Epochen. CD-Einspielungen u.a. mit Werken von Ravel, Scelsi, Berio und Boulez wurden mit renommierten Preisen ausgezeichnet. In jüngster Zeit entstand eine Aufnahme mit dem Gesamtwerk des Geigenvirtuosen Pablo de Sarasate, für die Diego Tosi den Del Duca Preis und den SACEM Enesco Preis erhielt. Seine Studien am Pariser Konservatorium und in Bloomington schloss Diego Tosi mit höchsten Auszeichnungen ab und er gewann zahlreiche internationale Wettbewerbe. Seit 2010 ist Diego Tosi künstlerischer Leiter des Festivals Tautavel en musique. 12 Ensemble intercontemporain 1976 gründete Pierre Boulez mit Unterstützung des damaligen französischen Kulturministers Michel Guy und in Zusammenarbeit mit Nicholas Snowman das Ensemble intercontemporain. Die 31 Solisten des Ensembles einte von Anfang an die Liebe zur modernen und zeitgenössischen Musik. Unter der künstlerischen Leitung von Matthias Pintscher arbeiten die Musiker heute eng mit Komponisten zusammen, erkunden neue Techniken auf ihren Instrumenten und entwickeln Projekte, die Musik, Tanz, Theater, Film, Video und visuelle Künste miteinander verbinden. In Zusammenarbeit mit dem IRCAM (Institut de Recherche et Coordination Acoustique/Musique) ist das Ensemble auch auf dem Gebiet der synthetischen Klangerzeugung aktiv. Regelmäßig führt das Ensemble intercontemporain neue Werke auf und vergibt Kompositionsaufträge. Daneben ist das Ensemble bekannt für sein Engagement in der musikalischen Vermittlungsarbeit und Nachwuchsförderung und veranstaltet Kinderkonzerte, KreativWorkshops für Studierende oder Trainingsprogramme für zukünftige Musiker, Dirigenten und Komponisten. Seit 2004 stehen die Solisten des Ensembles als Tutoren bei der Lucerne Festival Academy dem Nachwuchs zur Verfügung. Das Ensemble intercontemporain ist an der Philharmonie de Paris beheimatet und absolviert weltweit Auftritte und Festivalbesuche. Das Ensemble wird finanziert vom französischen Ministerium für Kultur und Kommunikation und erhält zusätzlich Unterstützung von der Stadt Paris. 13 Die Besetzung des Ensemble intercontemporain Schlagzeug Samuel Favre Victor Hanna Hans Loirs * Flöte Emmanuelle Ophèle Oboe Didier Pateau Klavier Hidéki Nagano Klarinette Alain Billard Bogdan Sydorenko * Harfe Frédérique Cambreling Fagott Paul Riveaux Violine Diégo Tosi Tenorsaxophon Vincent David * Viola John Stulz Baritonsaxophon Erwan Fagant * Violoncello Pierre Strauch Horn Jens McManama Kontrabass Nicolas Crosse Trompete Clément Saunier * Gäste Posaune Benny Sluchin Tuba Jérémie Dufort * Florian Schuegraf * 14 Tito Ceccherini Der italienische Dirigent Tito Ceccherini ist ein geschätzter Interpret modernen Repertoires und hat sich eingehend mit den Werken von Bartók, Debussy, Strauss, Ravel, Janacek und Schönberg beschäftigt. Auch in der Oper hat er eine Vorliebe für das frühe 20. Jahrhundert und Komponisten wie Bartók, Strauss, Puccini und Dallapiccola entwickelt. Außerdem besitzt er genaue Kenntnis der italienischen Oper von I Puritani bis Falstaff und Erfahrung in der Erarbeitung neuer Werke wie Sciarrinos Da gelo a gelo und Superflumina, Fenelons La Cerisaie oder Hurels Les pigeons d’argile. Als Dirigent leitete er die großen Orchester, darunter das Orchestre Philharmonique de Radio France, das BBC Symphony Orchestra in London, das hr-Sinfonieorchester, das Maggio Musicale Fiorentino Orchestra, das Radio-Sinfonieorchester des SWR, das Tokyo Philharmonic Orchestra, das Orchestra Sinfonica Nazionale della RAI, die Deutsche Radio Philharmonie, das Orchestra del Teatro La Fenice in Venedig, das Orchestra del Teatro San Carlo in Neapel, das Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi, das Orchestra della Svizzera Italiana in Lugano, das Orchestre de Chambre de Geneve, das Ensemble intercontemporain, Klangforum Wien und Contrechamps. Er dirigierte auf Festivals wie dem Festival d’Automne à Paris, den Schwetzinger Festspielen, der Münchner Biennale und bei Musica in Strasburg. Zu den Höhepunkten dieser Saison zählen seine Debüts beim Philharmonia Orchestra London, beim Orchester des Teatro dell’Opera di Roma und beim Real Orquesta Sinfónica de Sevilla sowie erneute Konzerte mit dem Orchestre Philharmonique de Radio France, dem Ensemble intercontemporain, dem Klangforum Wien, dem Orchestra Sinfonica di Milano Giuseppe Verdi und dem Orchester des Teatro Colón in Buenos Aires. Als Operndirigent erhielt er für diese Saison Einladungen an das Théâtre du Capitole de Toulouse (Bartóks Herzog Blaubarts Burg, Dallapiccolas Il prigioniero, Mozarts Die Entführung aus dem Serail), an die Opéra de Rennes (Don Pasquale), zu den Tiroler Festspielen (Die Zauberföte) und die Oper Frankfurt (Strawinskys The Rake’s Progress). 15 Thierry Coduys Thierry Coduys ist ein sehr vielseitiger Künstler, spezialisiert auf die neuen Technologien und besonders interessiert an zeitgenössischer Kunst und interaktiven Projekten. Seit 1986 arbeitet er eng mit zahlreichen Komponisten zusammen, darunter Karlheinz Stockhausen, Steve Reich und Ivan Fedele, um nur einige zu nennen. Er wirkte als Klangregisseur und am Computer bzw. der Elektronik an vielen Uraufführungen und Konzerten mit zeitgenössischer Musik mit. Nach einigen Jahren als Freier Mitarbeiter am Ircam war er von 1997 bis 2000 Assistent des italienischen Komponisten Luciano Berio. 1999 gründete er das Projekt La Kitchen, in dem Forschung und künstlerisches Wirken in allen Bereichen der Kunst (Musik, Tanz, Theater, Video, bildende Kunst) paradigmatisch zusammengeführt werden sollten. Aufbauend auf dieser Erfahrung gründete er 2007 Le Hub, das ebenfalls die verschiedenen Bereiche zeitgenössischer Kunst verbinden soll. Seit 2002 arbeitete er als Assistent von Pascal Dusapin. Seit langem ist Thierry Coduys auch für die meisten Sounddesigns an der École Louis Lumière verantwortlich. Mit IanniX entwickelte er eine Software mit einer neuen grafischen Oberfläche, inspiriert von Iannis Xenakis‘ Software UPIC. 16 ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln-Vorschau 20:00 Kölner Philharmonie Täglich eine Stunde vor Konzertbeginn vor der Kölner Philharmonie Michael Faust | Flöte Mark Zak | Stimme WDR Sinfonieorchester Köln Matthias Pintscher | Dirigent Michael Struck-Schloen | Moderation ACHT BRÜCKEN KlangPlastik Johannes S. Sistermanns Versunkene Glocken Werke von: Jonathan Harvey, Jay Schwartz, Pierre Boulez, Friedrich Goldmann, Galina Ustwolskaja, Charles Ives Fr 6. Mai 22:00 Festivalzelt 22:00 Festivalzelt ACHT BRÜCKEN Lounge ACHT BRÜCKEN Lounge Der Weg der Orishas I Roland Peil | dr, perc Clemens Orth | keyb Michael Heupel | fl Arturo Martinez Cabrera | voc, perc Sebastian Nickoll | perc, batá Brenda Boykin | voc Der Weg der Orishas II Roland Peil | dr, perc Clemens Orth | keyb, org Michel Heupel | fl Laura Robles Marcuello | cajón, b, voc Alfonso Garrido | perc, voc Denise Krammer | voc 23:00 Kunst-Station Sankt Peter So 8. Mai Dominik Susteck | Orgel Wolfgang Rihm: Bann, Nachtschwärmerei Contemplatio, Fantasie, 3 Fantasien, Sinfoniae I 11:00 Kölner Philharmonie Alon Harari | Countertenor Gerhild Romberger | Mezzosopran WDR Rundfunkchor Köln WDR Funkhausorchester Köln Wayne Marshall | Dirigent Sa 7. Mai 12:30 Kunst-Station Sankt Peter Werke von Leonard Bernstein, Naji Hakim und Samuel Barber ACHT BRÜCKEN Lunch Chu-Heng Liao | Harfe Wei-Ching Tseng | Harfe 12:30 Funkhaus Wallrafplatz ACHT BRÜCKEN Lunch Karlheinz Stockhausen: FREUDE 2. Stunde aus: KLANG, die 24 Stunden des Tages Nr. 81 – 101 Orchester der Hochschule für Musik und Tanz Köln Alexander Rumpf | Dirigent Auszüge aus dem Konzertprogramm um 15:00 17:00 Lagerstätte für die mobilen Hochwasserschutzelemente Tamara Stefanovich | Klavier Galina Ustwolskaja: Sonaten Nr. 1 bis Nr. 6 17 15:00 Funkhaus Wallrafplatz 20:00 Kunst-Station Sankt Peter Barbara Maurer | Viola Orchester der Hochschule für Musik und Tanz Köln Alexander Rumpf | Dirigent Julia Reckendrees | Sopran Katharina Georg | Alt Xandi van Dijk | Viola Malgorzata Walentynowicz | Celesta Rie Watanabe | Schlagzeug Kölner Vokalsolisten Michael Ostrzyga | Dirigent Werke von Bernd Alois Zimmermann, Antonio Covello, Farzia Fallah und Galina Ustwolskaja Uraufführung der 2 Finalwerke des Kompositionswettbewerbs für junge Komponisten Morton Feldman: Rothko Chapel 18:00 Kölner Philharmonie Netherlands Radio Choir Netherlands Radio Philharmonic Orchestra Markus Stenz | Dirigent Di 10. Mai John Adams: The Gospel According to the Other Mary 12:30 Funkhaus Wallrafplatz 20:30 Stadtgarten ACHT BRÜCKEN Lunch Zion80 Linda Hergarten | Gesang Carl Kanowsky | Gesang Rabih Lahoud | Gesang Herskowitz-Trio New York Jon Madof | guitar Frank London | trumpet Matt Darriau | alto sax Jessica Lurie | baritone sax Zach Mayer | baritone sax Brian Marsella | keyboard Shanir Blumenkranz | bass Yuval Lion | drums Matt Herskowitz | p Mat Fieldes | b David Rosenblatt | dr Auszüge aus »Mass« von Leonard Bernstein Mo 9. Mai 18:00 Kolumba 12:30 Kunst-Station Sankt Peter Michael Ranta: Yuen Shan für vier Schlagzeuge und Tonband Fassung für Tonband Michael Ranta | Klangregie, Lichtregie ACHT BRÜCKEN Lunch Susanne Herzog | Moderation Kölner Vokalsolisten Michael Ostrzyga | Dirigent 20:00 Kölner Philharmonie Jubilant Sykes | Bariton (Celebrant) Ronald Samm | Tenor (Preacher) Konstantin Reischert | Knabensolo Street Chorus Chor des Bach-Vereins Köln Philharmonischer Chor der Stadt Bonn Jugendprojektchor der Region Köln-Bonn Herskowitz-Trio New York Gürzenich-Orchester Köln Thomas Neuhoff | Dirigent Auszüge aus den Finalwerken desKompositionswettbewerbs für junge Komponisten 18:00 Funkhaus Wallrafplatz Carolin Widmann | Violine Nicolas Hodges | Klavier Werke von Galina Ustwolskaja und Martin Smolka Leonard Bernstein: Mass 18 So 8. Mai 11:00 Kölner Philharmonie Gerhild Romberger | Mezzosopran WDR Rundfunkchor Köln WDR Funkhausorchester Köln Wayne Marshall | Dirigent Werke von: Leonard Bernstein, Naji Hakim und Samuel Barber Tickets & Infos achtbruecken.de 0221.280 281 Träger ACHT BRÜCKEN-Hotline 0221 280 281 achtbruecken.de Informationen und Tickets zu allen Veranstaltungen des Festivals Kulturpartner des Festivals ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln ACHT BRÜCKEN | Musik für Köln ist ein Festival der ACHTBRÜCKEN GmbH Künstlerische Leitung Louwrens Langevoort Daniel Mennicken Dr. Hermann-Christoph Müller Thomas Oesterdiekhoff Werner Wittersheim Redaktion Sebastian Loelgen Herausgeber ACHTBRÜCKEN GmbH Bischofsgartenstraße 1, 50667 Köln Fotonachweis Lionel Monnier © LM-PHOTOGRAPHIE; Ensemble intercontemporain © Franck Ferville; Tito Ceccherini © Daniel Vass; Thierry Coduys © Jean Radel V.i.S.d.P. Louwrens Langevoort, Gesamtleiter und Geschäftsführer der ACHTBRÜCKEN GmbH und Intendant der Kölner Philharmonie Textnachweis Der Text von Stefan Fricke ist ein Original­­­beitrag für dieses Heft. Gesamtherstellung adHOC ­Printproduktion GmbH