Fachinformation (Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels) Erwinase® 1. Bezeichnung des Arzneimittels Erwinase® - Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung 2. Qualitative und quantitative Zusammensetzung 1 Injektionsflasche enthält in 13 bis 26 mg Trockensubstanz 167 µkat (10.000 E*)) Asparaginase (L-Asparaginamidohydrolase) aus Erwinia chrysanthemi. *) 1 E Asparaginase ist die Enzymmenge, welche 1 µmol L-Asparagin pro Minute bei 37°C und pH 8,5 umsetzt. 1 E = 16,6 nkat. Sonstige Bestandteile mit bekannter Wirkung: Glucose-MonohydratVollständige Auflistung der sonstigen Bestandteile siehe unter Abschnitt 6.1. 3. Darreichungsform Pulver zur Herstellung einer Injektionslösung. 4 Klinische Angaben 4.1 Anwendungsgebiete Als Bestandteil einer antineoplastischen Kombinationstherapie bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL) im Kindes- und Erwachsenenalter, auch bei Patienten, die überempfindlich auf Asparaginase aus Escherichia coli reagieren. 4.2 Dosierung und Art der Anwendung Dosierung: Aufgrund individuell unterschiedlicher Konstitutionen ist es nicht möglich, einem starren Behandlungsschema zu folgen. Im Allgemeinen beträgt die Tagesdosis bei Kindern und Erwachsenen 100 µkat (6.000 E)/m2 Körperoberfläche (KO) oder 3,3 µkat (200 E)/kg Körpergewicht (KG) im Rahmen einer Kombinationstherapie. Die empfohlene maximale Tagesdosis beträgt 750 µkat (45.000 E)/m2 KO oder 25 µkat (1.500 E)/kg KG. Art der Anwendung: Erwinase® wird intramuskulär oder subkutan oder als intravenöse Bolusinjektion injiziert. Dauer der Anwendung: Im Normalfall beträgt die Behandlungsdauer drei Wochen mit drei wöchentlichen Einzelapplikationen (also insgesamt 9 Dosen innerhalb einer Kombinationstherapie). Erwinase® sollte vorzugsweise ununterbrochen verabreicht werden. Wenn eine Unterbrechung der Behandlung aber unvermeidbar ist, sollte die Behandlung mit einer niedrigen Dosierung von 10 Einheiten/kg KG/Tag wiederaufgenommen werden und innerhalb von fünf Tagen auf die volle RCP/ERW/AT/078/04 Dosis gesteigert werden, wenn dies vom Patienten vertragen wird. Hinsichtlich eines AnaphylaxieRisikos siehe "4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung". 4.3 Gegenanzeigen - Überempfindlichkeit gegen Asparaginase aus Erwinia chrysanthemi, Pankreatitis (auch in der Anamnese). - Schwangerschaft - Stillzeit 4.4 Besondere Warnhinweise und Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung Warnhinweise: Asparaginase ist ein bakterielles Protein, Überempfindlichkeitsreaktionen hervorrufen kann. das bei wiederholter Anwendung Das Risiko von Anaphylaxien erhöht sich ebenfalls mit Wiederholungen einer gesamten Induktionsbehandlung. Über die immunosuppressive Wirkung von L-Asparaginase in Tierversuchen ist berichtet worden. Die Möglichkeit einer Infektionsanfälligkeit sollte in Erwägung gezogen werden, wenn das Arzneimittel am Menschen angewendet wird. Vorsichtsmaßnahmen: Eine Anaphylaxie tritt zwar selten auf, doch sollten bei Verabreichung von Erwinase ® die notwendigen Vorsichtsmaßnahmen für den Notfall getroffen werden: Bei anaphylaktischen Reaktionen müssen (gegebenenfalls unter intensivmedizinischen Bedingungen) die vitalen Parameter überwacht und/oder korrigiert werden. (Als therapeutische Maßnahmen kommen in Frage: Gabe von Sauerstoff, Katecholaminen, Glucocorticoiden, Volumensubstitution etc.). Bei rasch einsetzendem Fibrinogenabfall und über 30 % erniedrigtem Quick-Wert sollte Fibrinogen substituiert werden. Einer Hyperglykämie und Hypoinsulinämie kann durch exogene Insulingaben entgegengewirkt werden. Sonstige Hinweise: Erwinase® sollte unter Aufsicht eines in der Behandlung der ALL erfahrenen Arztes verabreicht werden. Eine angemessene Durchführung der Behandlung erfordert dafür geeignete Voraussetzungen wie z.B. die Beherrschung von anaphylaktoiden Reaktionen sowie die regelmäßige Durchführung von labormedizinischen Kontrolluntersuchungen. Bei allergischen Reaktionen, Pankreatitis, schweren Leberfunktionsstörungen und erheblichen Gerinnungsdefekten muss Erwinase® abgesetzt werden. Zuckerwerte sollten vor jeder Applikation im Urin ermittelt werden; Serum-Amylase, Leberfunktionswerte und Insulin-Spiegel sollten im Zuge der Behandlung überwacht werden, leichte Änderungen sind immer zu erwarten. Das Risiko von Blutungen (insbesondere intrakraniellen mit Schlaganfall und Koma) steigt mit Thrombozytopenie und Sepsis. Patienten mit erhöhter Infektionsanfälligkeit, bereits bestehenden Gerinnungsstörungen oder Kleinkinder sind besonders gefährdet. RCP/ERW/AT/078/04 Hinweis für Diabetiker: 1 Injektionsflasche Erwinase® enthält 5 mg Glucose-Monohydrat. 4.5 Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln und sonstige Wechselwirkungen Unmittelbar vorausgehende oder gleichzeitige Behandlung mit Vincristin und Prednisolon erhöhen das Risiko anaphylaktischer Reaktionen. Methotrexat oder Cytarabin können unterschiedlich interferieren: Eine vorausgehende Applikation kann die Erwinase®-Wirkung synergistisch steigern; wird Erwinase® zuerst angewandt, kann seine Wirkung durch Methotrexat oder Cytarabin antagonistisch abgeschwächt werden. Asparaginase darf vor der Verabreichung nicht mit anderen Arzneimitteln gemischt werden. Bei gleichzeitiger Anwendung von L-Asparaginase und Arzneimitteln, die die Leberfunktion beeinträchtigen, besteht das Risiko einer Veränderung der Leberparameter (z. B. Anstieg von ASAT, ALAT, Bilirubin). Die gleichzeitige Anwendung von Prednison und L-Asparaginase kann das Risiko einer Veränderung der Blutgerinnungsparameter erhöhen (z. B. ein Abfall der Fibrinogen- und AT-IIISpiegel). 4.6. Fertilität, Schwangerschaft und Stillzeit Es stehen keine Fertilitätsdaten zur Verfügung. Schwangere Frauen oder Frauen, bei denen eine Schwangerschaft wahrscheinlich ist, dürfen nicht mit Asparaginase behandelt werden, da aus einem Tierversuch Hinweise auf Fruchtschädigungen vorliegen. Asparaginase tritt in die Muttermilch über; die erreichten Wirkstoffkonzentrationen sind jedoch unbekannt. Erwinase® darf trotzdem in der Stillzeit nicht verabreicht werden. 4.7 Auswirkungen auf die Verkehrstüchtigkeit und die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen Nicht bekannt. 4.8 Nebenwirkungen Zusammenfassung des Sicherheitsprofils Die zwei häufigsten unerwünschten Reaktionen sind: - Überempfindlichkeit, einschließlich Urtikaria, Laryngxödem, Hypotonie oder sogar anaphylaktischer Schock. Bei schweren systemischen Überempfindlichkeitsreaktionen muss die Behandlung sofort beendet und abgesetzt werden. - Gerinnungsstörungen (z. B. Thrombosen) aufgrund von Störungen der Proteinsynthese sind die zweithäufigste Gruppe von unerwünschten Reaktionen. Es ist über Thrombosen der peripheren Blutgefäße, der Blutgefäße der Lunge und des RCP/ERW/AT/078/04 Zentralnervensystems berichtet worden, die potenziell tödlich oder mit zurückbleibenden verzögerten Effekten, abhängig von der Okklusionsstelle, verbunden waren. Zu anderen Risikofaktoren, die zu Blutgerinnungsstörungen beitragen, gehört die Erkrankung selbst, eine Begleittherapie mit Steroiden und Zentralvenenkatheter. Die Nebenwirkungen sind im Allgemeinen reversibel. Tabellarische Zusammenfassung der Nebenwirkungen Nebenwirkungen, über die spontan und in der Literatur von mit L-Asparaginase als Teil ihrer Chemotherapie behandelten Patienten berichtet wurden, werden in der nachstehenden Tabelle aufgeführt. Unerwünschte Nebenwirkungen werden nach Systemorganklasse und Häufigkeit aufgeführt. Definition der Häufigkeit: Sehr häufig (≥ 1/10), häufig (≥ 1/100 bis < 1/10), gelegentlich (≥ 1/1.000 bis <1/100), selten (≥ 1/10.000 bis <1/1.000) und sehr selten (< 1/10.000). Wenn anhand der verfügbaren Daten die Häufigkeitsrate eines unerwünschten Ereignisses nicht geschätzt werden kann, wird die Häufigkeit einer solchen unerwünschten Arzneimittelwirkung als „nicht bekannt“ eingestuft. Systemorganklasse Nebenwirkungen Infektionen und parasitäre Erkrankungen Sehr selten : Infektionen, lebensbedrohend Sepsis. Erkrankungen des Blutes und des Lymphsystems Sehr häufig : Koagulopathien - anormaler Gerinnungs-faktor, Abfall der Antithrombin-III-, Protein C-, Protein-S- oder Fibrinogen-Spiegel(1). Häufig: Koalugopathien - verbunden mit Blutungen oder thrombotischen Komplikationen, hypokoagulabler Zustand, asymptomatische Koagulopathie. Sehr selten : Neutropenie, febrile Neutropenie, Thrombozytopenie. Nicht bekannt: Knochenmark- depression, Anämie, Leukopenie. Erkrankungen des Immunsystems Häufig: Überempfindlichkeit. Gelegentlich : Anaphylaktische Reaktion. Stoffwechsel- und Ernährungs- Häufig : Erhöhter Serumamylase-oder Lipasespiegel. Gelegentlich : Hyperlipidämie(1), Hyperglykämie. störungen Selten : Diabetische, Ketoazidose. Nicht bekannt : Hyperammonämie(3), Hypoalbuminämie, Temporäre sekundäre Schilddrüsenunterfunktion mit einem Abfall des Thyroxinbindenden Globins, Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust, Erhöhter Harnsäurespiegel. Erkrankungen des Nervensystems Häufig: Lethargie, Schläfrigkeit, Verwirrtheit, Benommenheit, Neurotoxizität*, Grand-Mal- Anfall(2), partielle Anfälle)(2), Kopfschmerzen. Selten: Aphasie, Parese, Enzephalopathie (3), Bewusstseins- trübung, Koma. Herzerkrankungen Selten: Myokardinfarkt- als Sekundärfolge anderer unerwünschter RCP/ERW/AT/078/04 Ereignisse (z. B. Thrombose, Pankreatitis). Gefäßerkrankungen Häufig: Thrombosen der peripheren, pulmonalen und cerebralen Blutgefäße, Blässe. Nicht bekannt: Hämorrhagie, Hypertension, Flush(4), Hypotension(4). Erkrankungen der Atemwege, des Brustraums und des Mediastinums Häufig: Dyspnoe(4). Erkrankungen des Gastrointestinaltrakts Häufig: Diarrhöe, akute Pankreatitis. Sehr selten: Hämorrhagische oder nekrotisierende Pankreatitis*, Dysphagie. Nicht bekannt: Übelkeit, Erbrechen, Bauchschmerzen. Leber- und Gallenerkrankungen Häufig: Erhöhte Bilirubin- ALT, AST, alkalische Phosphatase- oder Cholesterinspiegel im Blut, Hepatotoxizität. Selten: Leberversagen. Gelegentlich : Larynxödem(4) , Atemstillstand, Hypoxie, Rhinitis, Bronchospasmus(4). Nicht bekannt: Hepatomegalie, cholestatischer Ikterus, Hypoalbuminämie, Hepatosteatose. Häufig: Hautausschlag, Urtikaria, Pruritis, Erythem, Gesichtsödem, Erkrankungen der Haut und des Unterzellgewebes Anschwellen der Lippen(4) . Nicht bekannt: Toxische epidermale Nekrolyse (Lyell-Syndrom) Sklelettmuskulatur-, Bindegewebs- und Knochener- Sehr selten : Myalgie, reaktive Arthritis. Nicht bekannt: Schmerzen in den Extremitäten. krankungen Erkrankungen der Nieren und der Harnwege Nicht bekannt: Nierenfunktions-störung. Allgemeine Erkrankungen Und Beschwerden am Verabreichungsort Häufig: Fieber, Schüttelfrost, peripheres Ödem, Reaktionen an der Injektionsstelle, (einschließlich Schmerzen an der Injektionsstelle, Erythem, Hämatom oder Ödem), Schmerzen. Nicht bekannt: Müdigkeit, Unwohlsein *Siehe Beschreibung der selektierten Nebenwirkungen. 1 – Als Folge der Hemmung der Proteinsynthese. 2 – Krämpfe können mit Thrombosefällen oder metabolischer Enzephalopathie verbunden sein. 3 – Als Folge übermäßiger Ammoniakproduktion, die durch die Wirkung der L-Asparaginase auf das endogene Asparagin und Glutamin ausgelöst wird. 4 – Diese Symptome sind im Allgemeinen mit Überempfindlichkeitsreaktionen verbunden. RCP/ERW/AT/078/04 Beschreibung der selektierten Nebenwirkungen Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse – akute Pankreatitis tritt in <10 % der Fälle auf. Es gibt vereinzelte Berichte über die Bildung von Pseudozysten bis zu 4 Monate nach der letzten Behandlung, deshalb sollten entsprechende Untersuchungen (z. B. Ultraschall) nach der letzten Behandlung möglicherweise in Erwägung gezogen werden. In sehr seltenen Fällen kommt es zur hämorrhagischen oder nekrotisierenden Pankreatitis mit tödlichen Folgen. L-Asparaginase kann die endokrine Pankreasfunktion beeinträchtigen. Hyperglykämie ist die am häufigsten berichtete Nebenwirkung, diese kann ohne weiteres durch die Verabreichung von Insulin behandelt werden. Sehr selten ist über diabetische Ketoazidose berichtet worden. Erkrankungen des Nervensystems und des Herzens sind häufig Sekundärerscheinungen anderer Nebenwirkungen (z. B. Thromboembolie) oder synergistische Effekte anderer Chemotherapeutika (z. B. verzögerte Methotrexat-Clearance). Kinder und Jugendliche Es wird davon ausgegangen, dass Häufigkeit, Art und Schweregrad der Nebenwirkungen bei Kindern/Jugendlichen und Erwachsenen gleich sind. Andere spezielle Patientengruppen Es wurden keine einzelnen Patientengruppen identifiziert, in denen das Sicherheitsprofil von dem vorstehend beschriebenen abweicht. 4.9 Überdosierung Akkumulation und Überdosierungserscheinungen wurden bisher nicht beobachtet und sind aufgrund der kurzen biologischen Halbwertszeit nicht zu erwarten. 5. Pharmakologische Eigenschaften 5.1 Pharmakodynamische Eigenschaften Pharmakotherapeutische Gruppe: andere antineopastische Mittel ATC-Code: L01XX02 Neoplastische Zellen, die bei akuter lymphatischer Leukämie (ALL), akuter myeloischer Leukämie (AML) und beim lymphoblastischen Lymphosarkom (LSA) auftreten, sind asparaginabhängig. Die Reduktion der Asparaginspiegel im Plasma durch Verabreichung von L-Asparaginase (L-Asparaginamidohydrolase) ruft dabei eine antineoplastische Wirkung hervor: Durch die enzymatische Aktivität des Enzyms Asparaginase aus Erwinia chrysanthemi (ein nur pflanzenpathogener Mikroorganismus) wird L-Asparagin zu L-Asparaginsäure und Ammoniak hydrolysiert, wodurch L-Asparagin, eine normalerweise nicht essentielle Aminosäure, welche für manche leukämische Zellen aber essentiell ist, diesen Zellen nicht mehr zur Verfügung steht. Die Verarmung an L-Asparagin und L-Glutamin kann eine Panhypoproteinämie mit Unterproduktion z.B. von Gerinnungsfaktoren und Insulin zur Folge haben. Das Überangebot von L-Asparaginsäure andererseits scheint über eine gesteigerte Glycogenolyse vielfältige RCP/ERW/AT/078/04 Konzentrationsänderungen von Leberparametern, Serummetaboliten und der steuernden Hormone zu bewirken. Daneben wurde auch eine spezifische Inhibition hormonproduzierender Zellen durch Asparaginase (aus Escherichia coli) diskutiert. In den Tierexperimenten mit Erwinase® konnten nur ungefähre Hinweise auf die beim Menschen erforderliche Dosis in mg/kg KG gefunden werden. In klinischen Studien wurden Dosierungen im Bereich von 500 bis 60.000 Einheiten/m2 KO/Tag verwendet. Diese Höchstdosis ist durch die geringe Eigentoxizität der Asparaginase aus Erwinia chrysanthemi möglich. 5.2 Pharmakokinetik Spitzenwerte von Erwinase® im Blut werden innerhalb von 1 bis 2 Stunden erreicht. Der Abfall des Enzymspiegels folgt einer Kinetik I. Ordnung mit einer Halbwertszeit von 7 bis 13 Stunden bzw. bis zu 30 Stunden nach intravenöser Injektion und kann über 40 Stunden nach intramuskulärer Verabreichung betragen. Die Plasmaelimination verläuft dosisunabhängig und auch unabhängig von Alter, Geschlecht, Körperoberfläche und individuellem Funktionszustand der Nieren und der Leber. Auch die Progression der leukämischen Erkrankung beeinflusst die Plasmahalbwertszeit nicht. Nach i.v. Applikation wird Asparaginase nur langsam aus dem Intravasalraum abgegeben. Das Enzym erreicht in der Lymphflüssigkeit etwa 20 % der Konzentration im Blut und ist im Liquor zu weniger als 1% der Serumkonzentration enthalten. Das Verteilungsvolumen entspricht etwa 70 – 80 % des Plasmavolumens. Mit dem Harn und mit der Gallenflüssigkeit werden nur geringe Mengen unmetabolisiert ausgeschieden. Der größte Teil wird durch unspezifische Proteasen des Serums und des retikulo-endothelialen Systems hydrolysiert oder durch spezifische Antikörper nach wiederholter Anwendung gebunden und eliminiert. 5.3 Präklinische Daten zur Sicherheit Akute Toxizität: LD50 i.p. bei Mäusen: 5 x 105 E/kg LD50 i.v. bei Kaninchen: 12.000 E/kg LD50 i.p. bei Ratten: 3.200 E/kg Subakute und chronische Toxizität: Keine pathologischen Effekte wurden bei Dosierungen bis zu 1.000 E/kg KG bei Kaninchen, bis zu 5.000 E/kg KG bei Hunden und bis zu 1.000 E/kg KG bei Rhesusaffen (zum Vergleich: die empfohlene Tagesdosis entspricht ca. 200 E/kg KG) beobachtet. Bei Ratten und Mäusen ist es bei sehr hohen Dosierungen zu subduralen Blutungen und Schädigung der Nierentubuli gekommen. Kanzerogenität und Mutagenität: Entsprechende Untersuchungen wurden nicht durchgeführt, da Erwinase® nur kurzfristig angewandt wird und Wiederholungen der Induktionsbehandlung erst nach Monaten angezeigt sind. Zudem ist die Asparaginase aus Erwinia chrysanthemi ein Enzym, dessen Struktur und gut RCP/ERW/AT/078/04 beschriebene Aktivität kein kanzerogenes oder mutagenes Potential vermuten lassen. In vitro fanden sich keine Karyotypänderungen, nur Verlangsamung bzw. Stillstand der Mitoserate (= zytostatische Wirkung). Reproduktionstoxizität: Eine Placentagängigkeit wurde bei Kaninchen gezeigt. Bei einer Dosierung von 100 E/kg KG fanden sich im Dottersack 0,25 E/ml nach 2 Stunden und 0,33 E/ml nach 4 Stunden. Aus einem Tierversuch liegen Hinweise auf Fruchtschädigungen vor (Missbildungen, Absterben des Embryos). Aufgrund der Asparaginverarmung werden teratogene Effekte vermutet. Antigene Wirkung: Als bakterielles Protein besitzt Erwinase® das Potential, allergische Reaktionen auszulösen, welches sich bei jeder Wiederholung der Induktionsbehandlung erhöht. Asparaginase aus Erwinia chrysanthemi hat eine andere antigene Struktur als Asparaginase aus Escherichia coli. Daher kann Erwinase® auch appliziert werden bei Überempfindlichkeit auf Asparaginase aus Escherichia coli, jedoch mit etwas erhöhtem Risiko einer allergischen Reaktion. Bei gleicher Dosierung ist die Immunogenität von Erwinase® geringer als die von Asparaginase aus Escherichia coli. 6. Pharmazeutische Angaben 6.1 Liste der sonstigen Bestandteile Glucose-Monohydrat, Natriumchlorid. 6.2 Inkompatibilitäten Erwinase® ist, sofern nicht die Kompatibilität mit anderen Arzneimitteln erwiesen ist, grundsätzlich getrennt zu injizieren. 6.3 Dauer der Haltbarkeit 3 Jahre. 6.4 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Aufbewahrung Bei +2°C bis +8°C lagern. 6.5 Art und Inhalt des Behältnisses 5 Flaschen à 167 µkat (10.000 E). 6.6 Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung und sonstige Hinweise zur Handhabung Nachdem Erwinase® Raumtemperatur angenommen hat, wird der Inhalt einer Injektionsflasche in 1 bis 2 ml Natriumchlorid-Injektionslösung, BP, rekonstituiert und durch vorsichtiges Vermischen gelöst. Die Lösung ist innerhalb von 15 Minuten nach Rekonstitution zu verabreichen. Wenn ein längerer Zeitraum als 15 Minuten zwischen Rekonstitution und Verabreichung unvermeidbar ist, sollte die Lösung aseptisch (Erwinase® enthält kein Konservierungsmittel) in eine Glas- oder Polypropylenspritze aufgenommen werden. Die Lösung muss dann innerhalb von 24 Stunden verbraucht werden. Erwinase® besitzt kein zytotoxisches Potential (wie Vincristin oder Methotrexat), so dass die RCP/ERW/AT/078/04 Vorsichtsmaßnahmen, die bei der Handhabung entsprechender Mittel notwendig sind, hier entfallen. Erwinase® ist genau wie andere therapeutische Enzyme, beispielsweise Hyaluronidase, zu handhaben. Nur klare Lösungen verwenden. 7. Inhaber der Zulassung EUSA Pharma SAS 3 allée des Séquoias 69760 Limonest FRANCE tel : +33 (0)4 37 49 85 85 fax: +33 (0)4 37 49 86 01 e-mail : [email protected] Hersteller: AndersonBrecon (UK) Ltd Hay on Wye, Hereford, HR3 5PG, Großbritannien Inhaber der registrierten Handelsmarke: Health Protection Agency, Centre for Emergency Preparedness and Response 8. Zulassungsnummer Z.Nr.: 1-23357 9. Datum der Erteilung der Zulassung/Verlängerung der Zulassung 25. November 1999/ 16. Juli 2004 10. Stand der Information Juni 2012 Rezeptpflicht/Apothekenpflicht NR und apothekenpflichtig RCP/ERW/AT/078/04