3. Das Trockene Auge

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3. Das Trockene Auge
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Krankheit „Trockenes Auge“, mit den Ursachen,
die ihr zugrunde liegen, der Symptomatik und den therapeutischen Möglichkeiten, die
dem Betroffenen zur Verfügung stehen.
Definition:
Das „Trockene Auge“ ist eine komplexe Störung von Tränenfilm und Augenoberfläche durch verminderten Tränenfluss oder vermehrte Verdunstung, welche mit
physisch-psychischem Unbehagen oder visueller Beeinträchtigung einhergeht.
Die Ursachen sind vielfältig.
Die Bezeichnung „Trockenes Auge“ wird umgangssprachlich für Keratoconjunctivitis sicca
verwendet. In diesen Begriff haben die lateinischen bzw. griechischen Worte:
kerato – Hornhaut (gr.),
conjunctiva – Bindehaut (lat.) und
sicca – trocken (lat.)
Eingang gefunden.
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Einleitung
Anatomie
Optik
Trockenes Auge
Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
Im täglichen Sprachgebrauch und auch in der Augenheilkunde hat sich der Begriff
„Trockenes Auge“ oder „Dry Eye“ international durchgesetzt. Es handelt sich dabei um
eine komplexe Erkrankung, die mit einer Verminderung der Tränenmenge oder einer
veränderten Zusammensetzung des Tränenfilms einhergeht. Daher wird auch allgemein von einer Benetzungsstörung des Auges gesprochen. Weitere Synonyme für den
Begriff „Trockenes Auge“ sind „Dry eye syndrome“ und „Sicca-Syndrom“.
Häufig wird das „Trockene Auge“, oftmals von den Betroffenen selbst, bagatellisiert und
als reine Befindlichkeitsstörung angesehen. Es ist jedoch mehr als das – in vielen Fällen
handelt es sich um eine ernsthafte akute oder chronische Erkrankung.
Betroffen sind vor allem Frauen, die sich in einer Phase der Hormonumstellung befinden
(Menopause, Pille, Schwangerschaft) und ältere Menschen. Zunehmend klagen allerdings
auch jüngere Menschen über diese Beschwerden. Computerarbeitsplätze, moderne, klimatisierte Bürobedingungen fördern die Entstehung eines Trockenen Auges. Ein derartig
verursachtes „Trockenes Auge“ wird umgangsprachlich als „office eye syndrome“ bezeichnet. Auch die zunehmende Belastung durch Umweltschadstoffe und Zigarettenqualm hat einen wesentlichen Anteil an der Entstehung der Erkrankung.
Leichte, gelegentliche Beschwerden (z. B. müde Augen durch PC-Arbeit) stellen noch
keine ernsthafte Erkrankung dar und können durch die Gabe von künstlichen Tränen
meist gut therapiert werden.
Anders dagegen muss das „Trockene Auge“ bei chronischen, stärkeren Symptomen betrachtet werden. Dann stellt es eine ernsthafte Erkrankung dar, die unbehandelt unter
Umständen schwere Folgeschäden am Auge verursachen kann!
Zusammenfassung:
Die Erkrankung „Trockenes Auge“ kann als chronisches oder akutes Phänomen vorliegen. Symptome können in verschiedenen Schweregraden auftreten. Eine schwerwiegende Benetzungsstörung des Auges kann unbehandelt unter Umständen zu
schweren Folgeschäden am Auge führen.
Einleitung
Anatomie
Optik
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Gereiztes Auge
Allergisches Auge
AMD
Glaukom
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3.1 Epidemiologie
Das „Trockene Auge“ ist eine häufig auftretende Erkrankung. Schätzungsweise einer von
fünf Patienten, die beim Augenarzt vorstellig werden, hat entsprechende Beschwerden.
Diese Verteilung spiegelt auch die Inzidenz (Anzahl an Neuerkrankungen) in der Bevölkerung wider: In der Altersgruppe zwischen 45 und 54 Jahren sind etwa 20 Prozent aller
Frauen und 15 Prozent aller Männer betroffen. In der Altersgruppe ab 55 Jahren steigt der
Anteil der Frauen, die am Trockenen Auge leiden. Insgesamt schätzen Experten die Zahl
der Betroffenen in Deutschland auf etwa 10-12 Millionen.
Zu berücksichtigen ist dabei, dass gerade die Anzahl jüngerer Betroffener mit dem Grad
der Umweltverschmutzung und der Veränderung der Lebensbedingungen (z. B. durch
Bildschirmarbeit, Klimaanlagen, Tragen von Kontaktlinsen) weiter zunimmt.
Betroffene finden sich oft mit einer vermeintlichen „Befindlichkeitsstörung“ ab. Aber
auch sie profitieren, egal, ob sie nun an einem Trockenen Auge leiden oder tatsächlich
„nur“ eine Befindlichkeitsstörung haben, von Tränenersatzmitteln. Der Markt für diese
Präparate ist daher auch aus der Sicht der Apotheke sehr viel größer, als bislang angenommen.
Zusammenfassung:
Im Durchschnitt ist fast jeder fünfte Bundesbürger von Trockenen Augen betroffen.
Die Tendenz ist durch die Veränderung der Umwelt- und Lebensbedingungen steigend.
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3.2 Symptome
Personen mit einem ausgeprägten Trockenen
Auge haben eine eingeschränkte Lebensqualität, die mit der chronischer Schmerzpatienten
vergleichbar ist.
Die Symptome des Trockenen Auges schränken dabei ihr Leben z. T. erheblich ein. Sie beklagen ein intensives Fremdkörpergefühl im
Auge (hier wird manchmal auch von „Sandkorn-Gefühl“ gesprochen). Jede Lidbewegung
ist schmerzhaft und das Auge erscheint insgesamt stumpf, ohne den natürlichen Glanz. Ferner können kleine Verletzungen in der Cornea
(Hornhaut) auftreten, die bei genauerem Hinsehen sichtbar werden.
Beim morgendlichen Erwachen haften die Lider förmlich auf dem Augapfel, und einige
Betroffene beklagen zudem eine ausgeprägte Lichtempfindlichkeit.
Ein weiteres, durchaus häufiges Symptom sind tränende Augen. Oft sind Betroffene der
Meinung, dass ihre tränenden Augen nichts mit einem Trockenen Auge zu tun haben können. Ein „Trockenes Auge“ kann allerdings auch durch eine Störung der Lipid-Komponente
des Tränenfilms verursacht werden. Diese stabilisiert den Tränenfilm, hält ihn zusammen
und schützt vor Verdunstung. Ist die Lipid-Komponente gestört, wird der Tränenfilm nicht
mehr zusammen gehalten und „läuft aus“ – das Auge tränt und wird trocken.
Wie bei der allergischen Konjunktivitis (siehe „Allergisches Auge“) kann sich auch beim
Trockenen Auge die Bindehaut entzünden. Dies macht sich durch Brennen und Jucken im
Auge bemerkbar.
Neben den Symptomen schränken noch eine Reihe weiterer Begleiterscheinungen des
Trockenen Auges das Leben der Betroffenen unter Umständen ein. Dazu gehört z. B., dass
die meisten Personen mit Trockenen Augen Augenkosmetika nicht vertragen und oft
auch Probleme beim Tragen von Kontaktlinsen haben. Diese schwimmen auf dem Tränenfilm und sind dadurch frei beweglich. Wenn der Tränenfilm aufgrund des Trockenen
Auges zu dünn ist, kann dies zu einem unangenehmen Fremdkörpergefühl und in Verbindung mit Kontaktlinsen zudem zu einer verminderten Sauerstoffversorgung des Auges
führen. Kontaktlinsen besitzen zudem materialbedingt geringfügig wärmedämmende
Eigenschaften. Sie können daher die Temperatur der Hornhaut erhöhen, dies wiederum
fördert die Verdunstung der Tränenflüssigkeit.
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Aus diesem Grund müssen selbst Kontaktlinsenträger mit gesunden Augen an Orten mit
geringer Luftfeuchtigkeit (z. B. im Flugzeug) oft zusätzliche Maßnahmen zur Befeuchtung
ihrer Augen (Nachbenetzung) ergreifen.
Zusammenfassung:
Das „Trockene Auge“ geht in der Regel mit einem oder mehreren der folgenden
Symptome einher:
Fremdkörpergefühl (Sandkorn-Effekt)
Brennen und Juckreiz
Schmerzen und Bindehautrötung
Tränende Augen
Verklebte Augenlider
Lichtempfindlichkeit
Unverträglichkeiten von Kosmetika (z. B. Kajalstifte) und Kontaktlinsen
Wird ein „Trockenes Auge“ nicht oder unzureichend behandelt, kann sich die Symptomatik im Laufe der Zeit erheblich verschlimmern. Ist die Augenoberfläche über längere Zeit
zu trocken, können kleine Verletzungen entstehen und die normalerweise transparente
Hornhaut kann im Extremfall undurchsichtig werden.
In der Hornhaut befinden sich keine Blutgefäße, damit eine klare Durchsicht möglich ist.
Die Ernährung und Sauerstoffversorgung muss daher auf anderem Wegen erfolgen. Die
Diffusionsprozesse durch den Tränenfilm sind dabei von essenzieller Bedeutung. In der
Tränenflüssigkeit ist der Sauerstoff aus der Luft gelöst und bildet damit für die Hornhaut
die Hauptsauerstoffquelle. Kann der Tränenfilm diese Aufgabe nicht mehr oder nur unzureichend erfüllen, muss die Hornhaut über die Bindehautgefäße mitversorgt werden.
Weil die Blutgefäße in diesem Fall stark anschwellen, entwickeln die Betroffenen dann
ein stark gerötetes Auge. Ein zu geringes Tränenvolumen geht immer auch mit einem
Mangel der in der Tränenflüssigkeit vorhandenen keimtötenden Substanzen einher. Daher sind „Trockene Augen“ auch vermehrt infektionsgefährdet.
Zusammenfassung:
„Trockene Augen“ können als Komplikationen gerötete, entzündete Augen, Infektionen und eine Verletzung der Hornhaut zur Folge haben.
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3.3 Ursache
3.3.1 Der Tränenapparat
Ein ausreichendes Verständnis der krankhaften Vorgänge beim Trockenen Auge erfordert
zunächst eine kurze Beschäftigung mit dem Aufbau und der Funktion des Tränenapparates.
Tränensack
Ausführungsgänge
Tränenkanälchen
Tränendrüse
Tränenpünktchen
Nur ein optimal funktionierendes Tränenflüssigkeitsbildungs- und -ableitungssystem
kann die vielfältigen Aufgaben für das Auge bestmöglich erfüllen:
Befeuchtung der Horn- und Bindehaut,
Zufuhr von Sauerstoff und Nährstoffen,
Ausgleich kleinerer Unebenheiten auf der Hornhaut- und Bindehaut,
Abwehr von Bakterien und Viren durch Enzyme und Antikörper,
Ausspülung von Fremdkörpern und abgeschilferten Zellen,
Bildung der optischen Oberfläche des Auges.
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Für die Bildung der Tränenflüssigkeit, der wässrigen Komponente des Tränenfilms, ist
vornehmlich die seitlich oberhalb des Auges gelegene Tränendrüse verantwortlich. Die
dort produzierte Tränenflüssigkeit wird über viele kleine Kanäle in Richtung Augenoberfläche abgeleitet. Die Schleimkomponente des Tränenfilms wird vor allem in den Becherzellen der Bindehaut, die Lipid-Komponente in den Meibom-Drüsen am Lidrand gebildet. Der gesamte Tränenfilm wird mit jedem Lidschlag gleichmäßig über die Hornhaut
verteilt. Über ein spezielles System wird die Tränenflüssigkeit dann wieder abgeleitet.
Dazu passiert sie zwei kleine Öffnungen, die Tränenpünktchen, die in ein oberes und
unteres Tränenröhrchen münden. Von dort erfolgt eine Entleerung in den Tränensack, der
seinerseits in den Tränen-Nasengang mündet. Letztlich fließt die Tränenflüssigkeit in die
untere Nasenmuschel ab.
Die Funktion dieses Systems zeigt sich manchmal besonders eindrucksvoll: Beim Weinen
werden vermehrt Tränen produziert. Die Auffangkapazität der tränenableitenden Wege
ist jedoch begrenzt. Daher kommt es zum Rückstau. Die Tränen treten über den Lidrand
und fließen die Wangen hinab. Dennoch arbeitet auch das ableitende System auf Hochtouren. Vermehrt findet daher Tränenflüssigkeit den Weg in die Nasenmuschel. Weinenden läuft aus diesem Grund meist die Nase.
Zusammenfassung:
Der Tränenapparat erfüllt vielfältige Hilfs- und Schutzfunktionen. Zu ihm gehören
u. a. die Tränendrüse, die Becherzellen, die Meibom-Drüsen und die ableitenden
Tränenwege.
3.3.2 Der Tränenfilm
Bei einem gesunden, jungen Menschen benetzt der Tränenfilm das Auge gleichmäßig
und überzieht die Binde- und Hornhaut. Bei der mikroskopischen Betrachtung der
Hornhaut fällt auf, dass sich das Hornhautepithel durch eine ungewöhnliche Strukturbesonderheit auszeichnet: Es besitzt eine stark vergrößerte Oberfläche, die eine besonders intensive Sauerstoffversorgung gewährleisten kann. Dies wird durch eine starke Auffaltung über so genannte Mikrovilli (Zellfortsätze, die zur Oberflächenvergrößerung von Zellen und damit der Verbesserung des Stoffaustausches dienen) erreicht. Der
Vorteil einer nunmehr größeren Oberfläche ist jedoch mit einem bedeutenden Nachteil
verbunden. Denn Flüssigkeiten haften an derartig rauen Oberflächen sehr schlecht. Es
ist ein weit verbreiteter Irrtum, dass Wassertropfen nur an besonders glatten Oberflächen schnell abperlen. Auch mikroskopisch raue Oberflächen zeigen diese Eigenart.
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Direkt auf der Hornhaut befindet sich eine innere schleimige Komponente, die so genannte Mucin-Komponente. Diese hat eine Dicke
von ca. 0,2 – 0,5 µm. Den volumenmäßig
größten Anteil mit ca. 2,85 µm stellt die darauf liegende, mittlere wässrige Komponente
(Tränenflüssigkeit) dar. Abgeschlossen wird
der Tränenfilm durch einen dünnen Fettfilm,
die sog. Lipid-Komponente mit einer Dicke
von etwa 0,1 µm. Jede der drei Komponenten
erfüllt spezielle Aufgaben, die in den folgenden Absätzen eingehender behandelt werden.
Zusammenfassung:
Der Tränenfilm benetzt die Horn- und Bindehaut. Er besteht aus drei unterschiedlichen Phasen. Die Hornhaut besitzt eine vergrößerte Oberfläche, die schlechter zu
benetzen ist als eine glatte Oberfläche.
Die Mucin-Komponente
Mucine
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Microvilli
Optik
Trockenes Auge
Die Mucin-Komponente ist die innere, schleimhaltige Komponente des Tränenfilms. Mit den
enthaltenen sauren Mucopolysacchariden erhöht
sie das Adhäsionsvermögen (Haftvermögen) der
Hornhaut. Die langkettigen Moleküle der MucinKomponente glätten die raue Oberfläche der
Hornhaut wirkungsvoll. Sie fließen in einer etwa
0,2 µm dicken, schleimartigen Schicht zwischen
die Mikrovilli der Hornhaut und ermöglichen der
darüber liegenden wässrigen Schicht eine verlässliche Haftung. Feine Unebenheiten der Hornund Bindehaut werden somit verlässlich ausgeglichen. Mucine entstehen größtenteils in speziellen Becherzellen, die in die Bindehaut eingebettet sind. Man unterscheidet Mucine, die im
Hornhaut- und Bindehautepithel verankert sind
von Mucinen, die in der wässrigen Komponete
verteilt sind.
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Die darüber liegende – knapp 2,85 µm starke – wässrige Phase, die den Hauptteil des
Tränenfilms bildet, kann mittels der Mucin-Komponente auf der Hornhaut haften und
gleiten, ohne abzuperlen.
Die wässrige Komponente
Wässrige Komponente
Sie ist für die Befeuchtung des Auges und die
Versorgung der Hornhaut zuständig. Dabei liefert sie der Hornhaut den notwendigen Sauerstoff und transportiert das Kohlendioxid ab. Außerdem schützt sie das Auge vor Infektionen.
Dazu enthält die wässrige Komponente z. B.
spezifische Lysozyme, die eine bakterizide Wirkung entfalten können. Eine weitere wichtige
Funktion ist die mechanische Ausschwemmung
von Fremdpartikeln und abgestoßenen körpereigenen Zellbestandteilen. Im Bedarfsfall kann
die Sekretion der Tränenflüssigkeit schlagartig
stark erhöht werden, so dass etwa ein auf das
Auge geratenes Insekt im wahrsten Sinne des
Wortes schnellstens wieder „ausgespült“ werden kann. Der mengenmäßig größte Teil der
wässrigen Komponente entsteht dabei in der
Haupttränendrüse. Ein kleines Volumen wird
von einigen akzessorischen Tränendrüsen (spezielle Tränendrüsen in der Bindehaut der Augenlider) bereitgestellt.
Lipid-Komponente
Die Lipid-Komponente
Die Verdunstung des Flüssigkeitsfilms (wässrige Phase) wird durch eine nur 0,1 µm dicke,
abschließende Lipid-Komponente minimiert.
Die Lipide wirken für die darunter liegenden
Phasen gewissermaßen als Sperrschicht und
vermindern deren Verdunstung erheblich.
Außerdem haben sie eine hohe Oberflächenspannung.
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Um sich ein Bild von der Größenordnung dieser Verdunstungsgeschwindigkeit zu machen, genügt es, einen Tropfen Wasser (ca. 0,02 ml) auf eine etwa handwarme Fläche
von 20 cm2 (etwas kleiner als eine Postkarte) zu verteilen. Die entstehende Schicht an
Flüssigkeit hätte etwa die relative Dicke des Tränenfilms. Noch ehe die Wassermenge
verteilt werden könnte, wäre ein großer Teil schon wieder verdunstet! Der Organismus
müsste den Tränenapparat mit einer nahezu unerschöpflichen Produktionskapazität
ausstatten, damit er die sich schnell verflüchtigende Tränenflüssigkeit in ausreichender Menge nachliefern könnte.
Die Lipid-Komponente wirkt für die wässrige Phase gewissermaßen als „Sperrschicht“,
sie „hält diese zusammen“. Sie besitzt eine hohe Oberflächenspannung, die ein Aufreißen des Flüssigkeitsfilms nahezu ausschließt. Somit ist auch einem Abfließen der wässrigen Phase über den Lidrand wirkungsvoll vorgebeugt.
Die aus Wachsen, Cholesterin, Triglyzeriden und Phospholipiden bestehende Schicht bildet einen hydrophoben Abschluss des Tränenfilms gegen die Luft und bewirkt damit
auch ein Abperlen fremder Flüssigkeiten. Die Lipid-Komponente wird hauptsächlich in
den so genannten Meibom-Drüsen produziert, deren Öffnungen am oberen und unteren
Rand der Lider sitzen. Sie entlassen das fetthaltige Sekret als schützende Komponente
auf den Tränenfilm.
Zusammenfassung:
Die innere Mucin-Komponente verbessert die Benetzungsfähigkeit der Hornhaut.
Die mittlere wässrige Komponente bildet den Hauptbestandteil des Tränenfilms
und versorgt und schützt die Hornhaut. Die äußere Lipid-Komponente schützt die
Tränenflüssigkeit vor zu rascher Verdunstung.
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3.3.3 Ursachen des Trockenen Auges
Die Pathogenese (Entstehung) des Trockenen Auges ist bis heute noch nicht vollständig
geklärt. Es existieren unterschiedliche Theorien zu den Ursachen des Trockenen Auges.
Physiologisch hat der Tränenfilm des gesunden Menschen ein Volumen von etwa 6 bis 10
µl pro Auge. Dazu müssen pro Minute ca. 1 µl Tränenflüssigkeit produziert werden. Innerhalb von 5 bis 10 Minuten ist der gesamte Tränenfilm des Auges normalerweise einmal
komplett ausgetauscht.
Man unterscheidet endogene („von innen“) und exogene („von außen“) kommende
Einflüsse, die ein „Trockenes Auge“ bedingen:
Endogene Faktoren
Bei den endogenen Einflüssen liegt häufig eine mangelnde Produktion einer der drei
Bestandteile des Tränenfilms vor. Sowohl die Becherzellen der Bindehaut, die zuständig
für die Bildung der Schleimkomponente sind, als auch die Haupttränendrüse, die zuständig für die Bildung der wässrigen Phase ist, oder die Meibomdrüsen, die zuständig für die
Bildung der Lipid-Komponente sind, können eine Funktionsstörung zeigen.
Im ersten Fall fließen erhebliche Mengen Tränenflüssigkeit einfach von der Hornhaut ab,
ohne haften bleiben zu können. Das Auge tränt und die Diagnose „Trockenes Auge“ ist
für den Betroffenen, der subjektiv das Gefühl einer vermehrten Tränenmenge hat, besonders schwer nachzuvollziehen.
Bei einer gestörten Funktion der Haupttränendrüse fällt die Trockenheit des Auges hingegen unmittelbar auf, da nicht genügend Flüssigkeit für das Auffüllen der wässrigen Phase
gebildet wird. Eine der häufigsten endogenen Ursachen für das „Trockene Auge“ ist die
nachlassende Tränenproduktion mit zunehmendem Alter.
Trotz intakter Mucin-Komponente und ausreichender wässriger Phase, kann aber auch
ein chronisch entzündeter Lidrand, der zur Verklebung der Ausführungsgänge der Meibom-Drüsen und damit zu einer Störung der Lipid-Komponente führt, ein „Trockenes
Auge“ hervorrufen. Die Folge ist hier eine übermäßige Verdunstung und der ungehinderte Abfluss von Tränenflüssigkeit über den Lidrand.
Das „Trockene Auge“ geht auch häufig einher mit anderen Erkrankungen. Kardiovaskuläre Ereignisse wie Schlaganfälle, zahlreiche internistische Leiden, z. B. Diabetes mellitus,
aber auch Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis, wie die chronische Polyarthritis, können zu einem Trockenen Auge führen.
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Autoimmunerkrankungen und verschiedene Hautkrankheiten sind eine weitere bekannte Ursache für Benetzungsstörungen des Auges. Bezeichnenderweise sind gerade bei
Neurodermitikern oder Menschen mit Schuppenflechte häufig Funktionsstörungen der
Meibomdrüsen und damit ein „Trockenes Auge“ zu beobachten.
Das „Trockene Auge“ tritt auch bei hormonellen Umstellungen vermehrt auf z. B. bei
Schwangeren, Stillenden und Frauen in den Wechseljahren.
Exogene Faktoren
Zusätzlich gibt es einen ganzen Komplex vielfältiger äußerer Faktoren (exogen), durch
die das „Trockene Auge“ begünstigt wird. Eine intensive Ozon- und Schadstoffbelastung
der Luft ist ein Beispiel. Neben diesen Klima- und Umwelteinflüssen kann auch das lange
Arbeiten an Computern die Entstehung von Benetzungsstörungen am Auge zur Folge
haben: Die Blinkfrequenz, also die Häufigkeit des Lidschlages, ist bei Menschen, die vor
Bildschirmen sitzen, um nahezu ein Drittel reduziert. Der Tränenfilm benetzt das Auge
daher nicht mehr ausreichend.
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Für die Beratung in der Apotheke ist zudem wichtig, an mögliche Nebenwirkungen bestimmter Arzneimittel als Ursache für das „Trockene Auge“ zu denken. In diesen Bereich
fallen z. B.
Diuretika,
Betablocker,
Anti-Glaukomatosa
atropinhaltige Medikamente, aber auch
Tranquilizer und
Kontrazeptiva („Pille“)
Da die Ursachenfindung beim Trockenen Auges durch eine Symptombefragung allein
häufig nicht möglich ist und sich die Abgrenzung zu einem Gereizten Auge manchmal
schwierig gestalten kann, sollte im Zweifelsfall immer eine ärztliche Diagnostik erfolgen.
Zusammenfassung:
Zu den Ursachen für das „Trockene Auge“ zählen:
Endogene Einflüsse
Zunehmendes Alter
Rheuma, Diabetes
Hautkrankheiten (z. B. Neurodermitis)
Hormonumstellungen (Schwangerschaft, Stillzeit, Wechseljahre)
Nervenlähmungen infolge eines Schlaganfalls
Exogene Einflüsse
Umwelt-/Klimabelastungen (z. B. Ozon)
Klimaanlagen, trockene Heizungsluft
Bildschirmtätigkeit, Fernsehen
Medikamente (z. B. Betablocker, Anti-Glaukomatosa, „Pille“)
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3.4 Diagnose
Die Diagnose des Trockenen Auges stützt sich in erster Linie auf subjektive Beschwerden
und die Angabe typischer Symptome. Die Beschwerden der Patienten korrelieren oft nur
unzureichend mit den klinischen Befunden. Einen einfachen, beweisenden Test gibt es
noch nicht. Bei der Bestimmung des Schweregrades eines Trockenen Auges ist der Weg
zum Augenarzt unumgänglich. Erste Linderung bringt Betroffenen aber auf jeden Fall der
Einsatz von künstlichen Tränen, die sie selbst in der Apotheke kaufen können.
Dem Augenarzt stehen verschiedene Untersuchungsmöglichkeiten zur Verfügung, um
festzustellen, ob und in welchem Stadium sein Patient an einem Trockenen Auge leidet.
Zunächst werden mögliche Symptome mittels einer ausführlichen Anamnese abgeklärt.
Dann werden Bindehaut, Hornhaut und die Schichten des vorderen Augenabschnitts auf
Rötungen und Trübungen untersucht.
3.4.1 Schirmer-Test
Um die produzierte Tränenmenge zu bestimmen, führt der Augenarzt den Schirmer-Test
durch: Hierzu hängt er Filterpapierstreifen in das äußere Drittel der Unterlider beider
Augen. Die Filterstreifen bleiben 5 Minuten im Unterlid und saugen sich mit Tränenflüssigkeit voll. Die Länge der befeuchteten Strecke beträgt beim gesunden Auge mindestens 10 mm. Werte darunter weisen auf ein „Trockenes Auge“ hin.
Länge der
befeuchteten Strecke
< 10 mm / 5 min
≥ 10 mm / 5 min
Hinweis auf
Trockenes Auge
Gesundes Auge
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3.4.2 Break-Up-Time-Bestimmung (BUT)
Mit der Break-Up-Time (Tränenfilmaufreisszeit) bestimmt der Arzt die Stabilität des Tränenfilms. Dazu wird der Farbstoff Fluorescein ins Auge geträufelt, der durch mehrmaligen Lidschlag im Auge verteilt wird. Der Betreffende wird nun aufgefordert, das Auge
ohne Lidschlag offen zu halten, während der Arzt das Auge durch die Spaltlampe mit
vorgeschaltetem Kobaltblaufilter beobachtet. Die Zeit, die dann bis zum Aufreißen des
Tränenfilms vergeht (durch die Anfärbung entstehen dunkle Flecken auf der Hornhautoberfläche, wenn der Tränenfilm an diesen Stellen aufreißt), ist ein Maß für die Bewertung des Schweregrades. Bei Gesunden beträgt die Zeit ca. 20 Sekunden. Die Diagnose
mittels der so genannten Tränenfilmaufreisszeit wird nach der englischen Bezeichnung
(„Break Up Time“) auch BUT-Bestimmung genannt.
Theoretisch ist auch eine Beurteilung der Blinkfrequenz möglich: Ist die Tränenfilmaufreisszeit kürzer als das Lidschlagintervall, so müssen in der Zwischenzeit trockene Stellen (so genannte „Dry Spots“) entstanden sein. Das Blinkintervall liegt gewöhnlich bei
etwa fünf Sekunden. Die Tränenfilmaufreisszeit z. B. bei 20 Sekunden. Der Quotient beider Werte beträgt 4 (20 s : 5 s = 4). Liegt dieser Wert, der so genannte Tränenfilmschutzfaktor (TFS), unter 1, gilt die Diagnose „Trockenes Auge“ als gesichert.
3.4.3 Bengalrosa-/Lissamingrün-Test
Der Augenarzt bedient sich bestimmter Färbetechniken mit speziellen Farbstoffen, um
Epitheldefekte und abgeschilferte Zellen von Horn- und Bindehaut besonders gut sichtbar werden zu lassen. Die beiden Farbstoffe, die hierfür herangezogen werden, sind
Bengalrosa und Lissamingrün. Nach neueren Erkenntnissen soll Lissamingrün bei der
Anwendung am vorderen Auge besser vertragen werden. Zudem haben aktuelle Untersuchungen gezeigt, dass Lissamingrün tatsächlich nur abgestorbene Epithelzellen mit
Membrandefekten anfärbt. Epithelzellen der Hornhaut, die sich gerade im empfindlichen
Stadium der Zellteilung befinden werden durch Lissamingrün weder angefärbt noch in
ihrer Funktion beeinträchtigt.
Zusammenfassung:
Zur Diagnose des Trockenen Auges werden folgende Methoden
verwendet:
Anamnese
Schirmer-Test
BUT-Bestimmung
TFS-Bestimmung
Inspektion mit der Spaltlampe nach Einfärbung (Bengalrosa, Lissamingrün)
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3.5 Therapie
Die Therapie des Trockenen Auges kann sowohl ursächlich als auch symptomatisch erfolgen. Im ersten Falle werden die Ursachen therapiert, im zweiten werden die Symptome
gemildert bzw. beseitigt. Ziel einer Therapie ist es, eine normale Tränensekretion zu ermöglichen und die natürliche Schutzfunktion des Tränenfilms wieder herzustellen.
3.5.1 Behandlung der Ursache
Zunächst sollte versucht werden, den bzw. die auslösenden Faktor(en) der Benetzungsstörung zu finden. Dies kann sich als sehr schwierig und zeitaufwändig erweisen. Doch
selbst wenn die Ursachen gefunden wurden, können sie leider nicht immer beseitigt
werden. Während man auf bestimmte exogene Ursachen, wie z. B. zu trockene Raumluft
oder zu geringe Flüssigkeitsaufnahme, recht schnell Einfluss nehmen kann, ist die Behandlung endogener Ursachen („von innen“) komplizierter.
In den meisten Fällen kann auf bestimmte Medikamente, die als Nebenwirkung ein
„Trockenes Auge“ verursachen, nicht verzichtet werden. Auch können bestimmte Erkrankungen, die als Begleiterscheinung ein „Trockenes Auge“ verursachen (z. B. Rheuma)
nicht so gut behandelt werden, als dass die Krankheit und damit auch das „Trockene
Auge“ geheilt wird. Tränenersatzmittel verschaffen hier durch die Benetzung der Oberfläche eine schnelle Symptomlinderung, sie können aber den durch das „Trockene Auge“
verursachten Entzündungsprozess nicht ursächlich bekämpfen.
Regelkreis-Störung beim Trockenen Auge
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Durch diese Entzündungen kann wiederum der Tränenapparat weiter in Mitleidenschaft gezogen werden. Benetzungsstörung und Entzündung bedingen sich
gegenseitig. Bei Menschen mit Trockenem Auge wird sowohl auf der Hornhaut
als auch in der Tränendrüse eine erhöhte
Produktion von Entzündungsvermittlern
gemessen. Auch das Immunsystem ist
bei diesen Menschen aktiviert. Zusätzlich
zum Tränenersatzmittel kann also eine
wirksame Entzündungshemmung bei der
Indikation „Trockenes Auge“ sinnvoll
sein. Dauergaben von Glucocorticoiden
(Klasse von Steroidhormonen aus der
Nebennierenrinde, die entzündungshemmend und immunsuppressiv wirken)
sind jedoch wegen möglicher Nebenwirkungen enge Grenzen gesetzt.
Allergisches Auge
AMD
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Neueste Erkenntnisse belegen jedoch einen positiven Einfluss der Ernährung und spezifischer Mikronährstoffe auf das Entzündungsgeschehen sowie die Qualität und Menge des
Tränenfilms. Im Mittelpunkt dieses Ansatzes stehen dabei essenzielle Fettsäuren (insbesondere Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren), die im Körper u.a. in anti-entzündliche
Botenstoffe umgewandelt werden. Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren müssen mit der
Nahrung aufgenommen werden, doch kann aufgrund der heutigen Ernährungsgewohnheiten die Zufuhr an diesen mehrfach ungesättigten Fettsäuren unzureichend sein.
Omega-3-Fettsäuren, vor allem EPA (Eicosapentaensäure) und DHA (Docosahexaensäure) kommen in nennenswerten Mengen vor allem in fetten Kaltwasser-Fischsorten wie
Thunfisch, Makrele und Hering, aber auch in pflanzlichen Ölen wie z. B. Kiwi-Samenöl vor.
Omega-6-Fettsäuren (u. a. Gamma-Linolensäure) sind in Pflanzensamen von z. B. Borretsch oder Flachs vorhanden.
7,4 %
9 %
9,2 %
20,4 %
17,4 %
7,2 %
8,8 %
Weltweit
16,4 %
Fischanteil an der Gesamternährung in Prozent
In den letzten 100 Jahren sank allerdings der Konsum an mehrfach ungesättigten Fettsäuren in der westlichen Welt um fast 80 %. Das Defizit ist sowohl ein Ergebnis des geringen Fischkonsums als auch der industriellen Aufarbeitung der Nahrungsmittel, bei der
die physiologisch wichtigen ungesättigten Fettsäuren verloren gehen.
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Hinzu kommt: Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren sollen in einem ausgewogenen Verhältnis zueinander aufgenommen werden, weil sie nur dann wechselseitig ihre besonderen Funktionen entfalten können. Heutzutage wird jedoch in den westlichen Ländern
ein viel zu hoher Anteil an Omega-6-Fettsäuren im Verhältnis zu Omega-3-Fettsäuren
aufgenommen.
Die essenziellen Fettsäuren benötigen noch weitere Mikronährstoffe, um ihre Arbeit im
Körper optimal vollbringen zu können. Dazu gehören vor allem die Vitamine C und E, die
helfen, den oxidativen Stress (u. a. ein Ergebnis des Entzündungsprozesses) zu reduzieren, sowie das Spurenelement Zink, das an den meisten Stoffwechselprozessen des Körpers beteiligt ist. Auch bestimmte B-Vitamine unterstützen das Zusammenspiel der ungesättigten Fettsäuren
Für den Erfolg einer zusätzlichen Nahrungsergänzung mit diesen beiden Fettsäuren bei
Betroffenen mit Trockenen Augen sprechen positive Erfahrungen aus der täglichen Praxis, aber auch eine Reihe von Studien:
In der Women’s Health Study führte die orale Gabe von Omega-3-Fettsäuren in Untersuchungen an mehr als 32.000 Frauen nicht nur zu einer Reduktion der Entzündungen
der Augenlider, sondern auch zu einem geringeren Risiko, ein „Trockenes Auge“ zu
entwickeln.
In einer anderen Studie konnte mit Gaben von Omega-6-Fettsäuren ebenfalls ein
antiinflammatorischer (antientzündlicher) Effekt erzielt und die Symptomatik des
Trockenen Auges gelindert werden.
In einer Anwenderbefragung an Kontaktlinsenträgern mit Trockener Auge-Symptomatik konnte nach 12-wöchiger Einnahme von Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren eine
deutliche Reduktion der starken und moderaten Symptome beobachtet werden.
Zusammenfassung:
Nahrungsergänzungsmittel und ergänzende bilanzierte Diäten stellen leicht die
Versorgung des Organismus mit wichtigen Substanzen sicher, die durch veränderte
Ernährungsgewohnheiten fehlen könnten. Durch ihren Einsatz kann der Schutz des
Augenlichts und die Behandlung von Augenleiden wie dem Trockenen Auge unterstützt werden.
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Gereiztes Auge
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3.5.2 Behandlung der Symptomatik
Die Basis jeder Trockenen-Augen-Therapie bildet heute die Gabe von Tränenersatzmitteln,
sog. Künstlichen Tränen.
Die Symptome des Trockenen Auges werden je nach Schweregrad durch künstliche Tränen
in Form von Tropfen oder Gelen behandelt. Der Einsatz von Tränenersatzmitteln verhindert
die Austrocknung der Horn- und Bindehaut und lindert so die Beschwerden. Eine symptomatische Behandlung muss in der Regel immer als Langzeittherapie geführt werden. Es
gibt eine Reihe verschiedener Präparate, die als wirksamen Bestandteil ein Verdickungsmittel (Polymer) enthalten, welches dafür sorgt, dass das Tränenersatzmittel länger auf
der Augenoberfläche haftet. Andere Inhaltsstoffe regulieren beispielsweise den Salzgehalt
und den pH-Wert und passen diese an die natürliche Tränenflüssigkeit an.
Tränenersatzmittel sind in der Regel sehr gut verträglich. Allergien gegen Bestandteile
von Tränenersatzmitteln werden – auch bei häufiger Anwendung – sehr selten beobachtet. Gewöhnungseffekte sind nicht bekannt – die eigene Tränenproduktion lässt also auch
bei regelmäßiger Anwendung von Tränenersatzmitteln nicht weiter nach. Diese wird,
ganz im Gegenteil, durch häufiges Tropfen eher angeregt.
Bei sehr häufiger Anwendung (öfter als 4-mal täglich) und für Kontaktlinsenträger sind
generell unkonservierte Augentropfen angeraten. Neben dem allergenen Potenzial von
Konservierungsmitteln, können diese bei dauerhafter, häufiger Anwendung zu einer Verschlechterung der Symptomatik des Trockenen Auges führen, bzw. können sich auch in
die Matrix von weichen Kontaktlinsen einlagern und dadurch das Auge belasten.
Tränenersatzmittel sollen den Eigenschaften der natürlichen Tränenflüssigkeit möglichst
nahe kommen. Der natürliche Tränenfilm hat einen pH-Wert zwischen 7,1 und 7,4 und
eine Osmolarität von ca. 300 mOsmol/l H2O.
Trockenes Auge
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Diese Werte sind maßgeblich für Tränenersatzmittel. Künstliche Tränen sollten zudem
transparent sein, um Sehbeeinträchtigungen auszuschließen. Um das Sehen nicht zu beeinträchtigen, sollte der Brechungsindex dem der natürlichen Tränenflüssigkeit sehr
nahe kommen.
Viskosität
Eine Kenngröße von besonderer Bedeutung ist die Viskosität. Die Viskosität bezeichnet
die innere Reibung oder auch Zähigkeit einer Flüssigkeit. Die Viskosität von Tränenersatzmitteln rangiert in einem sehr weiten Spektrum von 2 mPa•s (niedrig viskös = dünnflüssig/wässrig) bis 6.000 mPa•s (hochviskös = sehr dickflüssig/gelartig). Ihr optimaler Wert
ist stark von der Ausprägung der Erkrankung, aber auch von der individuellen Präferenz
des Anwenders abhängig.
Wasser würde z. B. wegen seiner geringen Viskosität zu keinem andauernden Effekt führen. Um Augentropfen überhaupt über einen längeren Zeitraum im Auge halten zu können, müssen sie die Viskosität steigernde Zusätze oder ein langkettiges Polymer enthalten. Dies garantiert eine lange Haftung an der Hornhaut und verzögert den Abfluss der
Lösung.
Die Dauer der Haftung der künstlichen Tränen hängt in entscheidendem Maße vom verwendeten Polymer und dessen Konzentration in der Lösung ab. Mittel mit längerer Verweildauer werden gerade wegen der lang anhaltenden Symptomlinderung bei schweren
Formen des Trockenen Auges bevorzugt. In der Regel sind hochvisköse Gele länger haftend als niedrigvisköse Tropfen.
Funktionsweise von Tränenersatzmitteln
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Substanzen
Die in Tränenersatzmitteln am häufigsten verwendeten Substanzen sind Povidon, Hypromellose (HPMC), Derivate der Polyacrylsäure (Carbomer) und Hyaluronsäure.
Die schnelle Befeuchtung des Auges ist mit einem niedrig- bis mittelviskösen Tränenersatz, wie z. B. Povidon oder Hypromellose, einfacher. Niedrig- bis mittelvisköse Tropfen
eignen sich vor allem zur Therapie einer leichten und gelegentlichen Symptomatik.
Gute Verträglichkeit, einfache Handhabung und schneller Wirkeintritt sind ihre wichtigsten Vorteile. Sie gehen einzige mit dem Nachteil einher, eine nicht besonders lange
Verweildauer am Auge zu besitzen, so dass, je nach Schweregrad des Trockenen Auges,
häufig bis sehr häufig getropft werden muss.
Hochvisköse Gele, wie z. B. Carbomer, gehen mit dem Nachteil einher, zunächst zur
Schlierenbildung zu neigen. Nach ihrem Gebrauch ist zum Beispiel das Führen eines
Kraftfahrzeugs oder die Arbeit am PC kurzzeitig beeinträchtigt. Gerne werden hochvisköse Gele als zusätzliche symptomatische Therapie über Nacht empfohlen, da sie besonders lange am Auge verweilen und so auch über Nacht eine lange Symptomfreiheit
gewährleisten. Auch bei schweren Fällen von Trockenem Auge bringen hochvisköse
Gele eine lange Linderung und senken die Tropffrequenz gegenüber niedrigviskösen
Mitteln erheblich.
Eine Besonderheit bilden Tränenersatzmittel mit Hyaluronsäure. Diese sind niedrig viskös, halten jedoch länger am Auge.
Hyaluronsäure hat dabei drei entscheidende Vorteile:
Zum einen ist die Hyaluronsäure mukoadhäsiv,
d. h. sie haftet besonders gut an der Schleimkomponente, hat damit eine lange Verweildauer am Auge und unterstützt die Bildung eines stabilen Tränenfilms.
Der zweite Vorteil der Hyaluronsäure besteht in ihrer Viskoelastizität,
d. h. zwischen den Lidschlägen ist sie höher viskös, während des Lidschlags dagegen
niedriger viskös. Tränenersatzmittel mit Hyaluronsäure sind effektiv wie ein Augengel,
jedoch für den Patienten so angenehm wie Augentropfen und aufgrund dieser Wirkstoffeigenschaften für alle Formen des Trockenen Auges geeignet.
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Der dritte Vorteil, den die Verwendung von Hyaluronsäure mit sich bringt, ist ein zusätzlicher wundheilungsfördernder Effekt.
Bei kleineren Verletzungen oder Reizungen im Auge, z. B. an der Hornhaut kann Hyaluronsäure den Heilungsprozess unterstützen.
Wundheilungsgeschwindigkeit bei Applikation verschiedener Konzentrationen von Hyaluronan
➞ der maximale Effekt wurde bei 0,2 % Hyaluronan erzielt
120
Größe des Wundareals in %
100
80
60
Kontrollgruppe
40
0,015 %
0,1 %
20
0
0,2 %
0,4 %
0
12
24
36
48
Zeit in (h)
Abbildung nach: Camillieri et al., Hyaluronan-Induced Stimulation of Corneal Wound healing is a Pure Pharmacological Effect, Journal of Ocular
Pharmacology and Therapeutics, Volume 20, Number 6, 2004.
Zusammenfassung:
Tränenersatzmittel werden als symptomatische Therapie eingesetzt und müssen
den natürlichen Eigenschaften der Tränenflüssigkeit so gut wie möglich entsprechen. Für die individuelle Therapie ist die Art des verwendeten Polymers und die
Viskosität der Tränenersatzmittel entscheidend. Hyaluronsäure ist dabei, aufgrund
seiner besonderen Eigenschaften, für alle Formen des Trockenen Auges geeignet.
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