Gebrauchsinformation und Fachinformation Cisplatin 10 Hexal PI Cisplatin 50 Hexal PI ® HEXAL AG Cisplatin 50 Hexal® PI 1 Injektionsflasche mit 100 ml Infusionslösung enthält 50 mg Cisplatin. Sonstige Bestandteile: Natriumchlorid, Salzsäure, Wasser für Injektionszwecke Verschreibungspflichtig/Apothekenpflichtig Verschreibungspflichtig Darreichungsform und Inhalt Originalpackungen mit 1 (N1) und 10 (N2) Injektionsflaschen Cisplatin Hexal® PI enthält einen antineoplastisch wirksamen anorganischen Schwermetallkomplex. OncoHexal Arzneimittel Vertriebs GmbH/ HEXAL AG Industriestraße 25 83607 Holzkirchen Telefon: (08024) 908-0 Telefax: (08024) 908-444 E-Mail: [email protected] Hersteller SALUTAS Pharma GmbH, ein Unternehmen der HEXAL AG Otto-von-Guericke-Allee 1 39179 Barleben Stand: November 2000 Anwendungsgebiete Als Mono- oder Kombinations-Chemotherapie bei folgenden malignen Neoplasien: Blasenkarzinome, klein- und nicht-kleinzellige Bronchialkarzinome, Endometriumkarzinome, Hodentumoren, Karzinome des Halsund Kopfbereiches, Melanome, Ovarialkarzinome, Prostatakarzinome, Sarkome, Zervixkarzinome Gegenanzeigen Wann darf Cisplatin Hexal® PI nicht angewendet werden? Cisplatin Hexal® PI darf nicht angewendet werden bei Überempfindlichkeit gegen Cisplatin, Exsikkose, eingeschränktem Hörvermögen, akuten Infektionen, bestehender Knochenmarksdepression, schweren Nierenschäden, Schwangerschaft, insbesondere im 1. Trimenon. Wann sollte Cisplatin Hexal® PI nicht angewendet werden? Im folgenden wird beschrieben, wann Cisplatin Hexal® PI nur unter bestimmten Bedingungen und nur mit besonderer Vorsicht angewendet werden darf. Dies gilt auch, wenn diese Angaben früher einmal zutrafen. Bei weniger gravierenden Einschränkungen der Nierenfunktion muß eine strenge NutzenRisiko-Abschätzung und gegebenenfalls eine Dosisreduktion erfolgen (s. „Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung"). Was muß in der Schwangerschaft beachtet werden? Cisplatin sollte nicht während der Schwangerschaft angewendet werden. Bei vitaler Indikation zur Behandlung einer schwangeren Patientin sollte eine medizinische Beratung über das mit der Behandlung verbundene Risiko von schädigenden Wirkungen für das Kind erfolgen. Was muß in der Stillzeit beachtet werden? Während der Behandlung darf nicht gestillt werden. Was muß im Straßenverkehr sowie bei der Arbeit mit Maschinen und bei Arbeiten ohne sicheren Halt beachtet werden? Cisplatin kann Übelkeit und Erbrechen verursachen und dadurch indirekt zu einer Beeinträchtigung der Fahrtüchtigkeit oder der Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen führen. Vorsichtsmaßnahmen für die Anwendung und Warnhinweise Welche Vorsichtsmaßnahmen müssen beachtet werden? Die Anwendung darf nur bei strenger Indikation, unter laufender Kontrolle der hämatologischen Parameter und von in dieser Therapie erfahrenen Ärzten erfolgen. Eine sorgfältige Untersuchung des Gehörorgans (inkl. Audiogramm) sollte sowohl vor Behandlungsbeginn als auch vor jedem Wiederholungskurs erfolgen. Wenn in der Vorgeschichte eine Hepatitis Boder Hepatitis C- Erkrankung bestand (ggf. Antikörpertest), sollten während und nach der Behandlung die Leberfunktionsparameter überprüft werden, da eine Reaktivierung der Erkrankung nicht ausgeschlossen werden kann. Cisplatin wirkt in vitro auf hypoxische Zellen strahlensensibilisierend und potenziert in vivo die Strahlenwirkung gegen zahlreiche Experimentaltumoren. Eine forcierte Diurese sollte auf keinen Fall mit Schleifendiuretika herbeigeführt werden (Gefahr der Tubulusschädigung). Cisplatin kann erbgutschädigend wirken. Frauen dürfen während der Behandlung mit Cisplatin nicht schwanger werden. Tritt während der Behandlung eine Schwangerschaft ein, so ist die Möglichkeit einer genetischen Beratung zu nutzen. Männern, die mit Cisplatin behandelt werden, wird empfohlen, während der Behandlung und bis zu sechs Monate danach kein Kind zu zeugen und sich vor Therapiebeginn wegen der Möglichkeit einer irreversiblen Infertilität nach Therapie mit Cisplatin über eine Spermakonservierung beraten zu lassen. Cisplatin reagiert mit Aluminium. Hierdurch wird seine antineoplastische Aktivität herabgesetzt. Cisplatin darf deshalb nicht mit aluminiumhaltigen Infusionsbestecken, Spritzen und Injektionsnadeln verabreicht werden. Worauf muß sonst noch geachtet werden? Bei Cisplatin handelt es sich um eine mutagene und potentiell karzinogene Substanz. Bei Zubereitung und Applikation sind die Sicherheitsmaßnahmen für gefährliche Stoffe einzuhalten. Die Zubereitung muß mit Schutzhandschuhen, Mundschutz und Schutzkleidung durch hierfür ausgebildetes Personal erfolgen. Wechselwirkungen Welche Arzneimittel beeinflussen die Wirkung von Cisplatin Hexal® PI und welche anderen Arzneimittel werden von Cisplatin Hexal® PI beeinflußt? Bei der Kombination mit anderen myelosuppressiv wirkenden Substanzen oder therapeutischen Maßnahmen wie Radiotherapie ist mit einer Verstärkung der Knochenmarkstoxizität zu rechnen. Nephrotoxische und ototoxische Substanzen (z. B. Aminoglykoside, Amphotericin B) dürfen nicht gleichzeitig mit Cisplatin verabreicht werden, da auch hier mit einer Verstärkung der Nephro- und Ototoxizität zu rechnen ist. Chelatbildner wie z. B. Penicillamin sollten nicht gleichzeitig mit Cisplatin verabreicht werden, da die Wirksamkeit von Cisplatin herabgesetzt wird. Vorwiegend renal eliminierte Substanzen, u. a. Zytostatika wie Bleomycin und Methotrexat, sollten wegen einer möglicherweise reduzierten renalen Ausscheidung nur mit Vorsicht während oder nach der Behandlung mit Cisplatin gegeben werden. In einer randomisierten Studie bei fortgeschrittenem Ovarialkarzinom war das Ansprechen auf die Behandlung durch gleichzeitige Gabe von Pyridoxin und Hexamethylmelamin negativ beeinflußt. Ein Raynaud-Phänomen kann auftreten, wenn Cisplatin in Kombination mit Bleomycin oder Vinblastin gegeben wird. Bei gleichzeitiger Behandlung mit Antikonvulsiva kann deren Plasmaspiegel in einen subtherapeutischen Bereich absinken (eventuell Anpassung der Dosis). 015035 Zusammensetzung Arzneilich wirksamer Bestandteil: Cisplatin 10 Hexal® PI 1 Injektionsflasche mit 20 ml Infusionslösung enthält 10 mg Cisplatin. ® 1 Gebrauchsinformation und Fachinformation Cisplatin 10 Hexal PI Cisplatin 50 Hexal PI ® HEXAL AG Die Kombination aus Cisplatin und Docetaxel rief eine Neuropathie hervor, die stärker ausgeprägt war, als die der Einzelstoffe bei ähnlicher Dosierung. Cisplatin wirkt immunsuppressiv. Impfungen mit Lebendvakzinen sollten bei Patienten unter Cisplatin-Therapie vermieden werden. Beachten Sie bitte, daß diese Angaben auch für vor kurzem angewendete Arzneimittel gelten können. Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung In welcher Menge und wie oft sollte Cisplatin Hexal® PI angewendet werden? Prähydratation Etwa 2-12 Stunden vor der Applikation von Cisplatin ist eine Prähydratation mit 0,5-1,5 (-2,0) Liter/m2 Körperoberfläche (KOF) physiologischer NaCl-Lösung per inf. über mindestens 2-3 Stunden nötig. Cisplatin-Applikation Kurzzeitinfusion: i.v. Infusion über 15 Minuten. Die zu verabreichende Cisplatin-Dosis wird unmittelbar im Anschluß an eine i.v. Gabe von 62,5 ml 20 %iger Mannitlösung gegeben. Langzeitinfusion: i.v. Infusion über 1-8 Stunden. Die zu verabreichende Cisplatin-Dosis wird mit 1-2 Litern physiologischer NaClLösung verdünnt. Die Lösung kann pro Liter 50 g Glucose und 18,75 g Mannit enthalten. Dosierungen in der Mono-Chemotherapie 50-120 mg/m2 KOF Cisplatin in 3-4wöchigen Abständen oder 50 mg/m2 KOF Cisplatin, Tage 1 und 8 in 3-4wöchigen Abständen oder 15-20 mg/m2 KOF Cisplatin, Tage 1-5 in 34wöchigen Abständen. Im allgemeinen wird Cisplatin in Chemotherapiekombinationen angewendet, in denen die Dosis entsprechend reduziert wird. Posthydratation In der Phase nach Gabe von Cisplatin ist für die folgenden (6-12-)24 Stunden (dosisabhängig) eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (2-3 Liter/m2 KOF physiologische NaCILösung mit 5 %iger Glucoselösung im Verhältnis 1:1,5) sicherzustellen. Das Urinvolumen sollte während der Posthydratation mindestens 100-200 ml pro Stunde betragen. Bei ungenügender Ausscheidung muß eine forcierte Diurese veranlaßt werden. Forcierte Diurese Bei ordnungsgemäßer Prä- und Posthydratation und normaler Nierenfunktion kann bei Cisplatin-Dosen unter 60 mg/m2 KOF die Gabe von Mannit zur Induktion einer Diurese durch sorgfältige Bilanzierung und Gewichtskontrolle ersetzt werden. Bei einer Retention ≥ 1000 ml muß Mannit gegeben werden. Bei Cisplatin-Dosen über 60 mg/m2 KOF ist die 2 ® Anwendung von Mannit (8 g/m2 KOF) unmittelbar vor der ersten Cisplatin-Gabe obligat. Erst nach Eintritt einer minimalen Diurese von 250 ml innerhalb 30 Minuten darf mit der Cisplatin-Verabreichung begonnen werden. Während der Therapie mit Cisplatin ist auf einen Elektrolyt-Verlust bezüglich Kalium, Magnesium und Kalzium und eine entsprechende Substitution zu achten. Auf eine ausreichende antiemetische Therapie, am besten mit Serotonin-Rezeptor-Antagonisten mit oder ohne Dexamethason, ist zu achten. Größere Flüssigkeitsverluste durch Erbrechen oder Diarrhö sind zu ersetzen. Bei einer Einschränkung der Nierenfunktion werden in verschiedenen Therapieprotokollen folgende Dosisreduktionen empfohlen: Serumkreatinin ≤ 2 mg/dl: Keine Reduktion der Cisplatin-Dosis. In manchen Therapieprotokollen wird schon im Bereich von 1,5-2 mg/dl Serumkreatinin eine Dosisreduktion von 50 % der Standarddosis empfohlen. Hier hat eine individuelle klinische Nutzen-Risiko-Abwägung zu erfolgen. Insbesondere muß auch eine Differenzierung des Nutzen-Risiko-Verhältnisses einer Cisplatin-Anwendung bei nierengesunden Patienten, bei denen nach Cisplatin-Gabe Störungen der Nierenfunktion beobachtet werden, und bei Patienten mit vorbestehenden Nierenschäden vorgenommen werden. Serumkreatinin ≥ 2 mg/dl: Unterbrechung der Cisplatin-Therapie bis Serumkreatinin wieder ≤ 2 mg/dl. Wenn die Erholungsphase bis zum Erreichen dieses Wertes mehr als 6 Wochen andauert, Alternativbehandlung mit einem anderen Zytostatikum beginnen. Wie wird Cisplatin Hexal® PI angewendet? Cisplatin Hexal® PI ist zur intravenösen Infusion bestimmt. Anwendungsfehler und Überdosierung Was ist zu tun, wenn Cisplatin Hexal® PI in zu großen Mengen angewendet wurde? Bei einer Überdosierung treten die beschriebenen Nebenwirkungen verstärkt auf. In der Regel steht die Knochenmarksschädigung im Vordergrund. Eine Überdosierung ist potentiell letal und führt u. a. zu folgender Symptomatik: Leberversagen, Taubheit, Toxizität am Auge (einschließlich Netzhautablösung), unstillbares Erbrechen bzw. Brechreiz und/oder Neuritis. Eine direkte Beeinflussung des Atemzentrums mit lebensbedrohlichen Ventilationsstörungen und Störungen des Säure-Basen-Gleichgewichts ist bei Überdosierung (> 200 mg/m2 KOF) durch Passage der Blut-Hirn-Schranke möglich. Therapiemaßnahmen bei Überdosierung Ein spezifisches Antidot gegen Cisplatin ist nicht bekannt. Die Sofortmaßnahmen bei schweren Unverträglichkeitsreaktionen bestehen in sofortigem Abbruch der Therapie, symptomatischer Behandlung und ggf. Schocktherapie. Im einzelnen werden folgende Gegenmaßnahmen empfohlen: Nierenfunktionsstörungen: Durch ausreichende Hydratation vor und nach der Verabreichung können die Häufigkeit und der Schweregrad der Nierenfunktionsstörungen erheblich reduziert werden (s. „Dosierungsanleitung, Art und Dauer der Anwendung“). Modulatoren, wie z. B. Natriumthiosulfat, können zur Reduktion der nephrotoxischen Wirkung von Cisplatin verwendet werden. Hyperurikämie: Erhöhte Serumharnsäurespiegel können durch Allopurinolgabe reduziert werden. Plasmaelektrolytverlust: Klinisch relevante Elektrolytverluste (meist Natrium, Magnesium, Kalzium, s. „Nebenwirkungen“) können durch entsprechende Elektrolytsubstitution kompensiert werden. Anaphylaktische Reaktionen: Symptomatische Behandlung, z. B. mit Sympathomimetika, Kortikoiden und Antihistaminika. Dialyse: Cisplatin ist 2 Stunden nach der Verabreichung zu über 90 % an Plasmaproteine gebunden. Aufgrund dieser schnellen Proteinbindung ist Cisplatin nur in den ersten 2 Stunden nach Applikation dialysierbar. Unmittelbar nach Verabreichung können ca. 8 % der verabreichten Dosis durch Dialyse aus dem Plasma entfernt werden. Nebenwirkungen Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung von Cisplatin Hexal® PI auftreten? Nach Behandlung mit Cisplatin können schwere, lebensbedrohliche Nebenwirkungen auftreten. Nephrotoxizität Die Nephrotoxizität stellt den dosislimitierenden Faktor für eine Behandlung mit Cisplatin dar. Dispositionsfaktoren für Nephrotoxizität sind eine Hyperurikämie oder Hypalbuminämie. Eine dosisabhängige und bei Mehrfachgabe zunehmende Beeinträchtigung der Nierenfunktion tritt in ca. 35 % der Fälle auf. Sie äußert sich vor allem in einer Erhöhung des Serumharnstoffs, des Serumkreatinins und der Serumharnsäure sowie einer Verminderung der Kreatinin-Clearance. Selten kommt es zu einer Mikrohämaturie. Eine Hyperurikämie wird in 25-30 % der Fälle beobachtet. Die Cisplatin-induzierte Nephrotoxizität kann unterschieden werden in eine akute Phase mit einer Elektrolytverschiebung, insbesondere einer Hypomagnesiämie sowie akuter Einschränkung der glomerulären Filtrationsrate und eine chronische Phase mit Einschrän- Gebrauchsinformation und Fachinformation Cisplatin 10 Hexal PI Cisplatin 50 Hexal PI ® HEXAL AG kung der Kreatinin-Clearance mit erhöhtem oder ohne erhöhtes Serumkreatinin. Die Nierenfunktionsstörungen treten meist in der zweiten Woche nach der Cisplatin-Gabe auf. Bei der Verabreichung höherer Dosen oder bei wiederholter Gabe in kurzen Zeitabständen können irreversible Nierenfunktionsstörungen durch Tubulusnekrosen auftreten. Auch bei fehlender bzw. nicht ausreichender Prä- und Posthydratation mit ausreichenden Flüssigkeitsmengen kann es schließlich zu einem akuten globalen Nierenversagen kommen. Bei Anwendung konventioneller Dosen (100 mg/m2 KOF) und ausreichender Präund Posthydratation werden jedoch nur geringe und reversible Nierenfunktionsstörungen beobachtet. Die gleichzeitige Gabe von anderen nephrotoxischen Substanzen wie Aminoglykosiden oder Amphotericin B erhöht das Risiko einer Nephrotoxizität. Neurotoxizität Die Neurotoxizität stellt die zweitwichtigste Form der chronischen Toxizität von Cisplatin dar und kann sich in Form peripherer Neurotoxizität, Hörverlust oder Sehstörungen und Krämpfen äußern. Schwere Neuropathien sind bei Patienten aufgetreten, die Cisplatin in höherer Dosierung oder häufiger als empfohlen erhalten haben. Periphere Neuropathien mit Parästhesien, Muskelschwäche, Krämpfen und Verlust motorischer Funktionen sowie Verlust des Tast- und Geschmackssinns werden nach längerer Behandlung (47 Monate) beobachtet. Sie können aber auch nach einmaliger Verabreichung auftreten. Die bei peripherer Toxizität praktisch immer auftretende Reduktion oder der Verlust der Perzeption im Bereich der Hände und/oder Füße ähnelt klinisch der Neuropathie bei Vitamin B12-Mangel. Neurotoxizität kann auch nach Absetzen der Behandlung fortschreiten. Lhermitte-Zeichen (Nackenbeugezeichen), eine Myelopathie im Wirbelsäulenbereich und eine autonome Neuropathie wurden beobachtet. Die Behandlung sollte bei ersten Anzeichen solcher Symptome abgesetzt werden. Vorläufigen Hinweisen zufolge kann in seltenen Fällen eine periphere Neuropathie irreversibel sein. Die Häufigkeit und der Schweregrad der peripheren Neuropathie scheinen primär von der Höhe der kumulativen Cisplatin-Dosis abzuhängen. Sehr selten oder in Einzelfällen wird über das Auftreten akuter cerebrovaskulärer Komplikationen berichtet. Selten wurde über cerebrale Arteriitis berichtet. In einem Einzelfall kam es z. B. zu Karotisverschluß mit ischämischer cerebraler Läsion. In Einzelfällen wurde das Auftreten von Enzephalopathien beobachtet. Ototoxizität Die Hörschädigung erstreckt sich überwiegend auf einen Verlust der Wahrnehmung im Bereich hoher Frequenzen über 2000 Hz, kann aber in ca. 10-15 % der Fälle auch den normalen Hörfrequenzbereich zwischen 250 und 2000 Hz erfassen. Hörstörungen mit Oh- ® renklingen oder Hörverlust im hohen Frequenzbereich (4000-8000 Hz) werden bei bis zu ca. 30 % der Patienten beobachtet, die eine Einzeldosis von 50 mg Cisplatin/m2 KOF erhielten. Der Hörverlust kann ein- oder beidseitig auftreten, gelegentlich wurden auch Fälle von Taubheit sowie von Vestibularis-Toxizität beobachtet. Hörverlust wurde in Einzelfällen auch nach einmaliger Gabe beobachtet. Die Häufigkeit und der Schweregrad der Nebenwirkungen am Gehörorgan scheinen primär von der kumulativen Gesamtdosis, aber auch von der Höhe der verabreichten Einzeldosis und der Höhe der Serumspiegel abhängig zu sein. Der Mechanismus besteht in einer Schädigung der Haarzellen der basalen Windungen der Cochlea. Es ist bislang nicht geklärt, ob die durch Cisplatin hervorgerufenen Schädigungen des Gehörorgans reversibel sind. Bei Kindern scheinen Hörstörungen ausgeprägter zu sein als bei Erwachsenen. Eine vorherige oder gleichzeitige Schädelbestrahlung erhöht das Risiko des Auftretens einer Hörschädigung. Audiometrische Veränderungen fanden sich bei 65-86 % der Patienten, die Cisplatin als Bolusinjektion erhalten hatten. Bei Gabe als 1-2stündige Infusion scheint die Ototoxizität mit 27 % geringer zu sein. Sehstörungen In seltenen Fällen wurden Entzündungen der Sehnerven mit Sehstörungen einschließlich Erblindung beobachtet, die nach sofortigem Absetzen der Therapie in leichteren Fällen im allgemeinen reversibel waren. Bei Anwendung einer Hochdosistherapie wurden Störungen der Farbwahrnehmung beobachtet. In seltenen Fällen sind kortikale Blindheit, ein Papillenödem oder eine retrobulbäre Neuritis aufgetreten. Gonadotoxizität Störungen der Spermatogenese und der Ovulation wurden beschrieben. Cisplatin kann dosisabhängig zu einer reversiblen oder irreversiblen Infertilität führen. Gastrointestinale Toxizität Cisplatin zählt zu den stark emetogen wirkenden Zytostatika. Mit gastrointestinalen Nebenwirkungen in Form von Übelkeit, zum Teil mit Erbrechen sowie Durchfall und Bauchschmerzen ist bei 70-80 % der Patienten zu rechnen. Übelkeit und Erbrechen beginnen meist 1-4 Stunden nach Cisplatingabe und halten in der Regel 1-2 Tage an, können aber bis zu einer Woche andauern. Aus diesem Grund muß eine vorbeugende effektive antiemetische Therapie, eventuell unter zusätzlicher Gabe von Sedativa bzw. Neuroleptika, integraler Bestandteil einer Therapie mit Cisplatin sein. Überlegene Wirkung haben dabei Serotoninantagonisten vom Typ des Ondansetrons, eventuell kombiniert mit Dexamethason. Auch eine Cisplatin-Langzeitinfusion kann die Beschwerden abschwächen. Knochenmarkstoxizität Cisplatin hat meist nur eine schwache, reversible und dosisabhängige Wirkung auf die Knochenmarksfunktion bei 25-30 % der Patienten. Die Knochenmarksschädigung äußert sich in einem Abfall der Leukozyten, Thrombozyten sowie der Erythrozyten. Der Leukozytennadir wird nach etwa 14 Tagen erreicht, und die Erholungsphase beträgt 21-45 Tage. Der Thrombozytennadir wird nach 21 Tagen beobachtet, die Erholungsphase beträgt 2845 Tage. Bei etwa 9-40 % der Patienten wird ferner, zumeist nach längerer Therapie, eine normochrome Anämie beobachtet. Gelegentlich steht auch ein Hämoglobinabfall im Vordergrund. Cisplatin kann Erythrozyten sensibilisieren und somit manchmal eine direkte Coombs-positive hämolytische Anämie hervorrufen. Die Inzidenz, Schwere und Bedeutung dieses Effektes im Verhältnis zu anderen hämatologischen Toxizitätsreaktionen ist nicht gesichert. Trotzdem sollte die Möglichkeit eines hämolytischen Prozesses bei jedem Patienten, der Cisplatin erhält und einen ungeklärten Hämoglobinabfall zeigt, in Erwägung gezogen werden. Der hämolytische Prozeß ist nach Absetzen der Therapie reversibel. Schwere Beeinträchtigungen der Knochenmarksfunktion mit zum Teil tödlich verlaufenden Infektionen wurden nach hohen Cisplatin-Dosen (≥ 120 mg/m2 KOF bzw. 4-6 mg/kg Körpergewicht (KG)) bzw. nach hoher kumulativer Cisplatin-Gesamtdosis beobachtet. Selten wurde die Entwicklung einer akuten Leukämie beobachtet. In diesen Fällen war Cisplatin im allgemeinen in Kombination mit anderen Wirkstoffen, die ebenfalls Leukämie hervorrufen können, verabreicht worden. Anaphylaktische Reaktionen In seltenen Fällen wurde kurze Zeit nach Verabreichung von Cisplatin über anaphylaktische Reaktionen mit Flush, Hautausschlag, makulopapulösen Hautausschlägen, Urtikaria, Erythemen, erhöhter Herzfrequenz, Blutdruckabfall, Atemnot und Ödemen berichtet. Diese Reaktionen können z. B. mit Gaben von Sympathomimetika, Kortikoiden und Antihistaminika behandelt werden. Herzfunktionsstörungen In Einzelfällen wurden Herzrhythmusstörungen und Herzversagen beobachtet. Leberfunktionsstörungen Selten bis gelegentlich treten reversible Leberfunktionsstörungen auf, die sich in einer Erhöhung von Serumtransaminasen und Bilirubin zeigen. Gefäßfunktionsstörungen Bei intravenöser Injektion treten vor allem im Zusammenhang mit venösen Abflußstörungen 3 Gebrauchsinformation und Fachinformation Cisplatin 10 Hexal PI Cisplatin 50 Hexal PI ® HEXAL AG vereinzelt lokale Venenentzündungen auf. Bei nicht streng intravenöser Anwendung kommt es zu Gewebereizungen, teilweise auch zu Nekrotisierungen. Akute ischämische Reaktionen (z. B. Angina pectoris, Raynaud-Syndrom) können unabhängig von Dosierung oder Therapiedauer insbesondere in Kombination mit anderen Zytostatika auftreten. Elektrolytstörungen Eine klinisch relevante Hyponatriämie, Hypophosphatämie, Hypokaliämie, Hypomagnesiämie und Hypokalzämie mit Muskelkrämpfen (Tetanie) und/oder EKG-Veränderungen können in seltenen Fällen auftreten. Sonstige Nebenwirkungen Haarausfall, Haut- und Schleimhautentzündungen, Intimareizungen. Unterdrückung der Immunantwort wurde beobachtet. Gelegentlich kann Cisplatin eine Hypercholesterinämie hervorrufen. In seltenen Fällen werden Schluckauf, Erhöhung der Serumamylase und thrombotische Mikroangiopathie (hämolytisches urämisches Syndrom) registriert. In Einzelfällen kam es zu einer inadäquaten Adiuretin-Sekretion. Bei versehentlich paravasaler Injektion kann es zu lokalen Gewebereizungen (Entzündung, Fibrose, Nekrose) kommen. Wenn Sie Nebenwirkungen bei sich beobachten, die hier nicht aufgeführt sind, teilen Sie diese bitte Ihrem Arzt oder Apotheker mit. Pharmakologische und toxikologische Eigenschaften, Pharmakokinetik, Bioverfügbarkeit, soweit diese Angaben für die therapeutische Verwendung erforderlich sind Pharmakologische Eigenschaften Cisplatin ist ein anorganischer Schwermetallkomplex mit zytostatischer Wirkung. Obwohl Cisplatin auch direkt mit Makromolekülen reagieren kann, wird angenommen, daß es in wäßriger Lösung, abhängig vom pH-Wert, zunächst einem Ligandenaustausch unterliegt und erst dann rasch reagiert. Der hohe Chloridgehalt im Serum hält Cisplatin zunächst in der Dichloro-Form, so daß der Ligandenaustausch zum größten Teil erst nach Diffusion durch die Zellmembran im Zytoplasma erfolgt. Cisplatin entfaltet seine zytotoxische Wirkung durch Bindung an alle DNS-Basen, wobei allerdings die N-7-Position des Guanins und des Adenins bevorzugt wird. Die Bindung pro Gramm Makromolekül an RNS ist dabei stärker als an DNS und diejenige an DNS stärker als an Proteine. Den Hauptanteil an DNS-Addukten bilden dabei Monostrangaddukte, die Adenin mit Guanin oder Guanin mit Guanin vernetzen und zusammen ca. 90 % ausmachen. Von besonderer Bedeutung für die zytostatische Wirkung des Cisplatins ist aber die Ausbildung von Quervernetzungen („cross4 ® links“), obwohl diese quantitativ nur ca. 5 % aller DNS-Addukte ausmachen. Eine Resistenz gegenüber Cisplatin kann durch stufenweise Vorbehandlung in vitro induziert werden. Als relevante Resistenzmechanismen werden eine durch Zellmembranfaktoren bedingte geringere Pharmakonaufnahme, eine Anhebung des Sulfhydrylgehaltes (z. B. Glutathion, Metallothionein) im Zytosol und/oder vermehrte DNS-Reparatur angesehen. Cisplatin wirkt im Tiermodell mit folgenden Substanzen synergistisch: Adriamycin, Bleomycin, Cyclophosphamid, Cytosinarabinosid, Dactinomycin, Etoposid, Ifosfamid, Methotrexat, Thioguanin, Vinblastin, Vincristin und Vindesin. Die klinische Relevanz dieser synergistischen Wirkungen ist offen. Toxikologische Eigenschaften Akute Toxizität Bei einmaliger i.v. Applikation liegt die LD50 bei Mäusen im Bereich von 13 mg/kg KG und bei Ratten im Bereich von 7 mg/kg KG. Subchronische/Chronische Toxizität Nach i.v. Gabe von bis zu 0,75 mg/kg KG an Hunde und bis zu 2,5 mg/kg KG an Affen kommt es dosisabhängig zu Schädigungen an schnell proliferierenden Geweben und zum Auftreten von z. T. irreversiblen Nierenschäden. In Versuchen zur chronischen Toxizität kommt es in Übereinstimmung mit den klinischen Nebenwirkungen zu Nierenschädigungen, Knochenmarkssuppression, gastrointestinalen Schädigungen und zu Ototoxizität. Mutagenität Cisplatin wirkt in mehreren In-vitro- und Invivo-Testsystemen mutagen. Tumorerzeugendes Potential In Langzeituntersuchungen an Maus und Ratte wirkt Cisplatin kanzerogen. Phase der Elimination von Cisplatin (t1/2γ) betrifft die Entfernung des plasmaproteingebundenen Cisplatin und erstreckt sich über ca. 24 Stunden. In dieser Phase spielen Proteinabbau, Nierenausscheidung und biliäre Ausscheidung eine Rolle. Insgesamt werden weniger als 10 % des Cisplatin über die Gallensekretion ausgeschieden. Bei der Applikation hoher Dosen, wie z. B. 200 mg/m2 KOF, bleibt die t1/2α in der Größenordnung von 30 Minuten. Die Applikation von Cisplatin in hypertoner NaCl-Lösung hat keinen wesentlichen Einfluß auf die Pharmakokinetik. Die Organanreicherung von Cisplatin wurde bei Beagle-Hunden nach einmaliger Applikation gemessen. Während der ersten vier Stunden fielen die Plasmaspiegel um 90 %, während 60-70 % der Substanz im Urin ausgeschieden wurden. Mehrere Gewebe sowie Plasma, Galle und Urin wurden auf ihren Platingehalt hin analysiert. Die Konzentration war dabei in den Ausscheidungsorganen, den Gonaden, der Milz und den Nebennieren am höchsten und verblieb auch 6 Tage nach Behandlung mit einem 3-4fachen Gewebespiegel in Niere, Leber, Ovar und Uterus (bezogen auf Plasma) erhöht. Hinweise und Angaben zur Haltbarkeit des Arzneimittels Die Dauer der Haltbarkeit beträgt 3 Jahre. Das Verfallsdatum der Arzneimittel ist auf der Packung aufgedruckt. Verwenden Sie die Arzneimittel nicht mehr nach diesem Datum! Haltbarkeit nach Öffnen des Behältnisses und nach Herstellung der gebrauchsfertigen Infusionslösung Die Dauer der Haltbarkeit nach Anbruch beträgt 8 Stunden. Die zubereitete Infusionslösung ist 24 Stunden haltbar. Reproduktionstoxizität Cisplatin besitzt embryotoxische und teratogene Wirkungen. Mit anderen Infusionslösungen gemischte gebrauchsfertige Cisplatin-Lösungen sind 12 Stunden haltbar. Pharmakokinetik Nach i.v. Bolusinjektion einer Dosis von 50100 mg/m2 KOF wurde eine dreiphasische Elimination der Substanz aus dem Blutkreislauf beschrieben. Hierbei betrifft die erste Phase die Elimination der nicht plasmaproteingebundenen Substanz (t1/2α) und dauert ca. 20-30 Minuten. Dieser folgt eine zweite Eliminationsphase von ebenfalls nicht plasmaproteingebundenem Cisplatin (t1/2β) für die Dauer von ca. 48-67 Minuten. Beide Phasen sind eng an eine normale Nierenfunktion gebunden, da etwa 90 % sowohl durch glomeruläre Filtration als auch durch tubuläre Sekretion ausgeschieden werden. Die dritte Wie ist Cisplatin Hexal® PI aufzubewahren? Vor Licht geschützt und bei 15-25 °C aufbewahren/lagern! Besondere Vorsichtsmaßnahmen für die Beseitigung von nicht verwendeten Arzneimitteln Entsorgungsvorschriften für Zytostatika sind zu beachten! Stand der Information November 2000