Bericht - Nossen Bergbau Gersdorf

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Michael Felsche, Eichholzgasse 62, 01683 Nossen
Bericht
Triebischtal
Untersuchung und Einschätzung des Aufschlusses Rote Mühle
(Blick auf die Aufschlusswand)
Felsche/Rote Mühle
Michael Felsche
Feldgeologische Aufnahme vom 09.08.2012
Ganggestein an der Roten Mühle bei Rothschönberg am Tännichtbach
Am 18.03.2011 wurde eine Aufnahme von Aufschlüssen vorgenommen, auf die
Information hin, dort vulkanische Bomben in Phyllit eingebettet vorfinden zu können.
Vorgefunden wurde in einem lokalen Bereich ein grusig zersetztes Gestein mit
Einschlüssen von stark gerundeten unverwitterten Gesteinsblöcken, die auch im Lauf
des Baches zahlreich nachzuweisen waren, also in diesem Zustand aus dem
Verband heraus erodiert sind.
Der Grus wurde zunächst als verwitterter Zwischengebirgsgneis eingeordnet, da an
der Aufschlusswand reliktisch eine Foliation zu erkennen war. Ein Mantel aus
Glimmerschiefer schien diesen Bereich zum Phyllit abzugrenzen. Die
mikroskopische Auswertung des Mineralgehaltes der „Kugeln“ wurde vorerst nach
Streckeisen als biotitführender Granitoid eingeordnet.
Dalmer (1887, geologische Landesaufnahme) kartierte hier und am
gegenüberliegenden Talhang (am Südfuß des Todtberges) das Streichen eines
Lamprophyrgangs.
Beeger und Quellmalz beschreiben in Ihrer Veröffentlichung: „Sammlung
Geologischer Führer Nr. 87“ (Gebr. Bornträger, Berlin Stuttgart 1994) einen
Minettegang bei Rothschönberg auf Seite 86 dieser Publikation.
In Kenntnis dieses Beitrags wurde eine erneute feldgeologische Aufnahme am
28.08.2011 vorgenommen, um diese Angaben nachzuvollziehen.
Am südlichen Hang des Todtberges wurde wenige Meter südlich eines auflässigen
Steinbruches auf Phyllit ein dunkles feinkristallines Ganggestein von etwa 2 Meter
Mächtigkeit mit 75 Grad NNW Fallen (Klüftung 70 Grad SO) festgestellt, dass der
Ansprache durch Beeger & Quellmalz gerecht sein könnte und die Kartierung von
Dalmer dahingehend bestätigt, hier ein Ganggestein vorzufinden. Der überwiegende
Mineralgehalt (Feldspat) konnte nach Vergrößerung nicht erkannt werden, wohl aber
ein offensichtlicher Anteil mafischer Minerale.
Der umgebende Phyllit ist
kontaktmetamorph in einer Mächtigkeit von etwa 5 Meter geprägt und würde die
Ansprache als Glimmerschiefer durchaus zulassen.
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Felsche/Rote Mühle
Der oben genannte Steinbruch auf
Phyllit führt ein sehr weiches
Gestein, fein gefaltet, meist ohne
die typischen Quarzknauern, die
nur lokal zu beobachten sind.
Bemerkenswert sind an diesem
Aufschluss
als
hart
(spröd
brechend) zu bezeichnende Bänke
von quarzitischem Siltschiefer von
15 bis 20 cm Mächtigkeit, die mit
der Foliation des Phyllits 40 Grad
nördlich einfallen, selbst aber
aufgrund der Glimmerarmut keine
deutliche Foliation aufweisen.
Bild: Quarzitschieferbank
Im eigentlichen Untersuchungsgebiet, der „Roten Mühle“ konnte das Ganggestein
(Minette oder Lamprophyr) am Aufschluss nicht beobachtet werden. Allerdings
konnte im Flussbett des Tännichtbaches dieses Gestein am Ort nachgewiesen
werden, nur ohne die rötliche Färbung in der Feldansprache. Das könnte bedeuten,
dass dieser Gang hier flussaufwärts durchstreicht, aber nicht, oder nicht mehr
aufgeschlossen ist. Die Kartierung von Dalmer sollte dadurch also nicht generell in
Frage gestellt werden.
In diesem Fall stellt sich die
Frage für die Ansprache dieses
Ganggesteins als Lamprophyr
oder
Minette,
was
eine
Laboruntersuchung
erfordern
würde.
Bild: Belegstück vom Todtberg
Die Gesteinsabfolge im Untersuchungsgebiet an der „Roten Mühle“ wird wie folgt
interpretiert:
Als erstes ist ein Fallen der Klüftung des grusig zersetzten Gesteins nicht in
Übereinstimmung mit den Daten vom Ganggestein des Todtberges zu bringen (wie
Beeger & Quellmalz darstellen). Einer Ansprache als zersetzten Gneis wird nicht
mehr gefolgt und die scheinbare Foliation als Auflasteinregelung der Glimmer
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Felsche/Rote Mühle
(begünstigt durch Verwitterungsprozesse) vermutet. Vielmehr ist anzunehmen dass
hier eine lokale Intrusion quarzarmer Schmelze in einer örtlichen Spaltenbildung aus
dem Meißner Pluton stattfand.
Der Grus ähnelt stark den an anderen Stellen von Prallhangzonen im Triebischtal
festgestellten stark zersetzten Verwitterungsprodukten des Monzonits. Die lokale
kontaktmetamorphe Überprägung des Phyllits zu einem dem Glimmerschiefer
ähnlichen Gestein wäre somit durchaus als schlüssig zu bezeichnen.
Weiter wird vermutet, dass in der zur Mineraldifferentation neigenden Schmelze des
Meißner Plutons sich lokal Quarz an Kristallisationkeime angelagert hat und so die
verwitterungsresistenten Kugeln aus Quarzolith (biotitführender Granitoid) gebildet
wurden, im Gegensatz zu dem auch biotitführenden aber stark zersetzten
Bild: Belegstück Quarzolith
Feldspatgestein.
Die oben beschriebene schwache Einregelung der Glimmer könnte tektonischen
Ursprungs sein, wie es beispielhaft an einem Aufschluss an der Neidmühle im
Monzonit zu beobachten ist.
Die im Band 47, Heft 3 (Zeitschrift der Geologischen Gesellschaft) veröffentlichte
Doktorarbeit von J.M.C. Henderson von 1895 bietet umfangreiche feldgeologische
und mineralogische Aufnahmen, lässt aber Aussagen über die Genese dieser
Gesteinsformation aus.
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Felsche/Rote Mühle
Am 09.08.2012 wurde eine erneute Aufnahme des Aufschlusses durchgeführt.
Eine Begehung des Bachbettes entlang des etwa 50 m breiten Aufschlusses zeigte
das Vorkommen der "Kugeln" Fließrichtung aufwärts explizit nur bis zum
Aufschlussende. So kann davon ausgegangen werden das diese auch aus diesem
Aufschluss heraus gewittert sind.
Im Bachbett selbst wurde ein Fundstück entnommen.
Am Fuß des Aufschlusses ragte eine Kugel aus der Aufschlusswand hervor, dass
mittels Hammer aus dem verwitterten Gesteinsverband gelöst wurde, also als
anstehend zu betrachten war.
Bild:
Belegstück im Gesteinsverband
Das Belegstück zeigt sich im frischen Anschlag als sehr hart in grauer Farbe mit den
bereits ausführlich beschrieben schwarzen Einsprenglingen aus Biotit, die einen sehr
hohen Prozentsatz des Mineralgehaltes darstellen als entsprechend den
vorangegangenen Untersuchungen..
Die gewonnen Belegstücke wurden verglichen und mit den bereits gewonnen Daten
zusammen einer weiteren Betrachtung unterzogen. Dabei wird im Folgenden auch
ein Belegstück "Glimmersyenit" in der Ausstellung im Schloss Rothschönberg in die
Betrachtung mit einbezogen.
Der Mineralbestand der "Kugeln" an der Aufschlusswand bestätigt in der
Feldansprache die Zusammensatzung wiederum als Quarz und Biotit. Dieses wird in
Folge noch einer eingehenden mineralogischen Analyse betätigt werden müssen.
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Felsche/Rote Mühle
Bild: Belegstücksammlung vom 09.08.2012, links Syenit, rechts "Kugel"
Bild: Belegstück Syenit, für die Betrachtung insgesamt nicht relevant
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Felsche/Rote Mühle
Als wichtige Beobachtung erscheint, dass die "Kugeln" von einer dünnen Schicht des
stark verwitterten "Glimmersyenites", der hier tatsächlich in Form eines Felszersatzes
an der Aufschlusswand anscheinend ansteht, ummantelt sind.
Bild: Kontaktzone zwischen verwittertem Glimmersyenit und Quarzolith
Bild:
Belegstücke
im
Vergleich, Links Quarzolith
mit anhaftendem Glimmersyenit, Mitte Belegstück
von
Belegstück
Links
abgeschlagen, rechts das
verwitterte Gestein der
Aufschlusswand
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Felsche/Rote Mühle
Auswertung der bisherigen Untersuchungsergebnisse:
Die Aufschlusswand von etwa 50 m Breite und bis zu insgesamt etwa 25 m Höhe
besteht aus dem in der Literatur beschrieben stark verwitterten "Glimmersyenit". In
der Feldansprache kann von zersetztem Kalifeldspat und verwittertem Biotit, der
während der Verwitterung dem Muskovit visuell ähnlich wird, in der
Mineralzusammensetzung, ausgegangen werden.
Bei den heraus gewitterten und den noch im Gesteinsverband befindlichen "Kugeln",
die oft auch in Form von "Broten" auftreten, scheint der Feldspatanteil durch Quarz
ersetzt zu sein. Das erklärt die Verwitterungsresistenz dieser Objekte, die nicht glatt
abgerundet auftreten, sondern nur Vernarbungen aufzeigen, was auf die
Herauswitterung der Glimmerminerale hin deuteten sollte.
Offensichtlich sind diese "Kugeln" teilweise von einer sinterartigen Schicht von
Glimmersyenit dünn ummantelt.
Bild: Belegstück mit Ummantelung
Die Stücke ähneln dadurch kugelförmigem unverwittertem Glimmersyenit.
Allerdings ist es als nicht wahrscheinlich anzunehmen, das mineralgleiche
Fundstücke in Kugelform aus dem Gesteinsverband herauswittern können.
Das im Schloss Rothschönberg ausgestellte Stück "Glimmersyenit" sollte im Kern
auch demzufolge eine andere Mineralzusammensetzung sehr wahrscheinlich
aufzeigen.
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Felsche/Rote Mühle
Vorläufige Zusammenfassung
Vorab einer mineralogischen Analyse der Situation wird folgendes zur Diskussion
gestellt:
Es könnte sich hier um eine im Karbon erfolgte kleinräumige Magmenintrusion im
Zusammenhang mit dem "Meißner Pluton" auf einer Kluftstuktur handeln können, die
dieses Magma in den Körper des Nossen-Wilsdruffer Schiefergebirges eindringen
ließ. Der glimmerschieferartige Mantel (weitere Kontaktmetamorphose des Phyllits)
um diesen Aufschluss lässt diese Annahme zu, der in einer Mächtigkeit von einigen
Metern festgestellt werden konnte.
Im abkühlenden des zur Mineraldifferentation neigenden Magmas des Meißener
Plutons fand während der Kristallisierung eine Entmischung von Feldspat und Quarz
statt.
In der Gesamtbilanz kann so von einer granitischen Schmelze ausgegangen werden,
das durch Mineraldifferentiation die Gesteine Glimmersyenit und Quarzolit
ausgebildet haben könnte, was an diesem Aufschluss die verwitterungsresitenten
Bereiche im Glimmersyenit verursacht haben könnte.
Dafür spricht auch, dass syenitische Magmen Hornblenden und keine Glimmer
ausbilden, was an den zahlreichen Aufschlüssen Richtung Meißner Pluton im
Triebischtal nachvollzogen werden kann.
Abschließende Zusammenfassung
Die mineralogische Untersuchung wurde im Rahmen von Projektarbeiten an der
Bergakademie Freiberg durchgeführt und im Mai 2014 vorgelegt.
Dabei wurde folgender Mineralgehalt analysiert:
Quarz 18 %
Feldspat 55 %
Biotit 20 %
Restphasen 7 %
Restphasen: Apatit (ca. 2 - 3 %, Opakminerale, Akzessorien)
Auf den Gehalt an Feldspäten untereinander wurde dabei leider nicht näher
eingegangen. Da die typische rötliche Färbung der Kaliumfeldspäte mikroskopisch
nicht erkennbar ist und Calziumfeldspäte völlig untypisch für den Meißner Pluton
erscheinen, wird nunmehr von natriumlastigen Feldspatmischungen ausgegangen.
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Felsche/Rote Mühle
Nach einem neueren Modell der Gesteinsbezeichnungen nach „Streckeisen“ (QAPFDiagramm) wäre das am Aufschluss „Rote Mühle“ aufgeschlossene Gestein somit
als biotitführender Quarzmonzonit einzuordnen.
Die Bezeichnung als „Minette“ würde vorherrschende Kalifeldspatgehalte (Orthoklas)
verlangen, was durch die aktuelle Untersuchung nicht mit betrachtet wurde.
Die Vermutung, dass es sich um eine gangartige Spaltenfüllung mit granitisch/monzonitischer Schmelze aus dem südlichen Rand des mineraldiffenzierten
Magmas des Meißner Plutons handeln sollte, wird somit insgesamt nicht in Frage
gestellt und dadurch auch untersetzt. Die bislang vertretene Interpretation der
mineralischen Genese dieses Gesteins hat sich allerdings nicht bestätigt.
Die Betrachtung der metamorphen Überprägung des umgebenden Gesteins Phyllitt
wird durch die neuen Erkenntnisse nicht berührt.
In Auswertung der aktuell neu vorliegenden minalogischen Daten handelt es sich bei
dem verwitterten Aufschluss mit seinen harten „Kugeln“ und „Broten“ um ein und
dasselbe Gestein.
Da durch tektonische oder andere Beanspruchung zu Kluftkörpern zerbrochene, aber
nicht metamorph überprägte Gesteine zur „Wollsackverwitterung“ neigen, handelt es
sich offenbar bei den „Kugeln“ und „Broten“ um noch unverwitterte Relikte von
ehemaligen Kluftkörpern von dem in das Nossen-Wilsdruffer Schiefergebirge
eingedrungene Ganggestein.
Bild: Dünnschliff (Quelle TU Bergakademie Freiberg)
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Felsche/Rote Mühle
Bild: Dünnschliff (Quelle TU Bergakademie Freiberg)
Beitrag aktualisiert am 13.06.2014
M. Felsche
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