So prestigeträchtig wie la Défense Autor(en): Bivett, Claudia / Keiser, Robert Objekttyp: Article Zeitschrift: Hochparterre : Zeitschrift für Architektur und Design Band (Jahr): 9 (1996) PDF erstellt am: 02.04.2016 Persistenter Link: http://dx.doi.org/10.5169/seals-120359 Nutzungsbedingungen Die ETH-Bibliothek ist Anbieterin der digitalisierten Zeitschriften. Sie besitzt keine Urheberrechte an den Inhalten der Zeitschriften. Die Rechte liegen in der Regel bei den Herausgebern. Die auf der Plattform e-periodica veröffentlichten Dokumente stehen für nicht-kommerzielle Zwecke in Lehre und Forschung sowie für die private Nutzung frei zur Verfügung. Einzelne Dateien oder Ausdrucke aus diesem Angebot können zusammen mit diesen Nutzungsbedingungen und den korrekten Herkunftsbezeichnungen weitergegeben werden. Das Veröffentlichen von Bildern in Print- und Online-Publikationen ist nur mit vorheriger Genehmigung der Rechteinhaber erlaubt. 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Die Archi¬ tekten Bernard Reichen und Phil¬ ippe Robert haben in nur drei Jah¬ ren die ehemaligen Produktions¬ anlagen der Schokoladenfabrik Menier in den Hauptsitz von Nestlé France verwandelt. In Noisiel, 18 km östlich von Paris, befindet sich eine einmalige Indu¬ strieanlage aus dem 19. Jahrhundert: La Chocolaterie Menier. Zu diesem Ensemble zählen architekturhisto¬ risch wertvolle Fabrikbauten, dane¬ ben eine Arbeitersiedlung, ein Ge¬ meindehaus, eine Schule, ein Kinder¬ garten, Kosthäuser, Heime für ledige Arbeiterinnen, Arbeiter und Pensio¬ nierte. Alles nebeneinander, geplant und gebaut im Auftrag der Dynastie Menier. Von Menier zu Nestlé Nach Meniers Niedergang wurde Nestlé Besitzerin des Industrieareals mit seinen wertvollen Bauten: das Kühlhaus «La Halle» von Gustav Eif¬ fel, die Schauproduktionsanlage «La Cathédrale» von Stephen Sauvestre (dem Architekten im Büro Eiffel) und das Herzstück der Anlage, «Le Mou¬ lin», erbaut vom Architekten Jules Saulnier. Diese Gebäude wurden un¬ ter Denkmalschutz gestellt, die Müh¬ le ist gar als Monument Historique klassiert. Doch die veralteten Pro¬ duktionsanlagen wurden nicht mehr gebraucht, das Schicksal «Brache» schien vorgezeichnet. Die Architek¬ ten Bernard Reichen und Philippe Robert aus Paris bearbeiteten bereits Umnutzungsstudien. Dann kam die entscheidende Wende: Nestlé benötigte einen neuen Verwal¬ tungssitz und erkannte, dass Noisiel ebensoviel Prestige bieten kann wie ein Hochhaus in Paris La Défense. Und das, so ergab die Rechnung mit den damaligen Liegenschaftspreisen, zu den halben Kosten. Das Projekt Reichen und Robert betrachten die bestehenden Gebäude als urbanes Ge¬ füge. Eine Folge von Wegen, Strassen und Plätzen verknüpft die Teile zu ei¬ nem Ganzen. Die Nutzungen passen sich weitgehend den bestehenden Räumen und Formen an. Die zentral gelegene Mühle beherbergt nun die Direktion. Ins Gebäude «La Halle» wurde ein Auditorium eingebaut, der Bau «La Cathédrale» als Ausstel¬ lungs- und Empfangsraum umgenutzt und das Gebäude «La Confiserie» auf der Insel zum Personalrestaurant und entlang des Flusses. Alle Gebäude orientieren sich zum Wasser und ha¬ ben Aussicht in die Landschaft. Eine Serie von gedeckten Gallerien ver¬ bindet die Gebäude dem Fluss ent¬ lang. Parkiert wird unterirdisch. Impuls für die Region Nestlé schreibt ein neues Kapitel in Noisiels Geschichte der Schokolade. Noisiel ist ein Glücksfall. Wo liegen die Gründe? Die reizvolle Umge¬ bung, die verkehrstechnisch gute Er¬ schliessung und die Infrastruktur von Noisiel waren nicht die einzigen Fak¬ toren. Wesentlich war die architekto¬ nische Qualität der Bauten und der ab¬ sehbare Zeitrahmen, denn in Frank¬ reich existieren genau vorgegebene Fristen für Bewilligungen. einer Cafeteria umgebaut. Die ehe¬ maligen Lager- und Kontorbauten am Flussufer werden als Büros genutzt. Ein Büroneubau erweitert die Reihe Claudia Bivetti/Robert Keiser «Le Moulin» y Jean-Antoine Menier beauftragte 1869 den Architekten Jules Saulnier, die bestehende Mühle zu ersetzen. Weil das feuchte Klima dem Konstruktionsholz der alten Mühle ¦:¦--. V--*- zu¬ gesetzt hatte, schlug Saulnier vor, den Neu¬ bau vollständig aus Stahl zu konstruieren und mit Ziegelsteinen auszufachen. Das dreigeschossige Haus steht auf vier mächti¬ gen Mauerpfeilern. Dazwischen sind die drei Turbinen eingefügt, welche über Trans¬ missionsriemen die darüber liegenden Mahl¬ werke antrieben. Die Mühle hatte auch eine repräsentative Funktion. Die damals übli¬ chen plastischen Dekorationen waren we¬ gen der neuartigen Konstruktion nicht mög¬ lich. Der Architekt versah daher die Ausfachungen, ähnlich einem orientalischen Tep¬ pich, mit farbigen Ziegelsteinen und Orna¬ l O Q m o O -:. WmWWt i t ' WÉÊÊE Ha ÊËËË menten. Auch der Windverband, diagonal über die ganze Fassade, ist Teil dieser Ver¬ zierung. Die Mühle wurde bis 1973 benutzt. M der zentral gelegenen Mühle ist jetzt die Nestlé-Direktion untergebracht ÄUJUU-U irrr Ff '¦¦¦¦;-¦¦¦'..'.:.... 30 o